Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel

12. APRIL - 14. MAI 2006 KUNSTHALLE FRIDERICIANUM SEITE 27
Jala Toufi c, The Lamentation Series: the Night and Day,
2005
lichen, Sayyed Mohammad Hussein Fadlallah.
Damit schließt sich für Toufi c ein Kreis der Kultur
des Abendlandes, die er für immer mit dem
Morgenland verwoben sieht. Seine kontinuierlichen
Verschränkungen sind anstrengend, ohne
Zweifel, bergen aber auch ungeahnte Lustmomente.
Derart gekonnt hat in der letzen Zeit kein
Künstler Kunst- und Filmgeschichte durcheinandergewirbelt
und wieder neu zusammengesetzt
und, wenn’s passt, Tradition und Theorie der Philosophie
gleich dazu gepackt. In seiner Videoarbeit
A Special Effect Termed Time sehen wir
nicht nur während langer Minuten einem Kind
beim Schlafen zu, sondern werden einer Langzeitbeobachtung
aus dem Leben eines Kindes,
gesehen durch die Augen seiner Eltern und Verwandten
ausgesetzt. Filming Death at Work, dieser
Unterzeile, hier in Kassel der Titel der Ausstellung,
ist Vanitas-Motiv und Kritik am Unvermeidbaren,
dem Lauf der Zeit, zugleich. Bei aller
Intellektualität und geballtem Wissen geht Jalal
Toufi c die Lust am Fabulieren nie aus. Seine Botschaft
ist das Bild und alles dreht sich bei ihm um
die immer wieder neu zu stellende Frage, wie
Subjektivtät sich erzeugen lässt. Ist das Bild, das
Ist das Bild, das wir
sehen, das Bild, das
wir meinen?
wir sehen, das Bild, das wir meinen? Antworten
gibt Jalal Toufi c keine. Er lässt Bilder sprechen.
Sehen wir was wir sehen, oder was wir sehen
wollen?
Anne Maier
Fotos: Nils Klinger
¹ Jalal Toufi c in Kat. Radical Closure, 52. Internationale
Kurzfi lmtage Oberhausen 2006
² zit. Nach Gilles Deleuze in Unterhandlungen 1972-1990,
Frankfurt am Main, 1993
³ ebenda, Anm. 1