Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel
Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel
Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
06. MAI - 14. MAI 2006 KUNSTHALLE FRIDERICIANUM SEITE 28<br />
Marina Abramović: Seven Easy Pieces<br />
Die Ikone der Performance-Kunst zu Gast in der <strong>Kunsthalle</strong><br />
Marina Abramović führt die Performance Lips of Thomas<br />
(1975) auf, Solomon R. Guggenheim Museum,<br />
Foto: Attilio Maranzano Courtesy Sean Kelly Gallery,<br />
New York<br />
Durch den radikalen Einsatz ihrer Person als<br />
Künstlerin <strong>und</strong> ihres Körpers als Kunst-Objekt<br />
hat Abramović die Performance-Kunst der letzten<br />
dreißig Jahre nachdrücklich geprägt. 1946 in<br />
Belgrad geboren, studierte sie von 1965 bis 1970<br />
Malerei an der dortigen Akademie der Bildenden<br />
Künste sowie anschließend in Zagreb. Zunächst<br />
verlagerte sie ihren künstlerischen Fokus auf<br />
konzeptuelle Kunst, Klang- <strong>und</strong> Licht-Installationen.<br />
Ab 1973 experimentierte sie mit Video <strong>und</strong><br />
Film <strong>und</strong> begann, ihren Körper als Material einzusetzen.<br />
Seitdem ist die Performance ihre bevor-<br />
Das Austesten der<br />
eigenen physischen <strong>und</strong><br />
psychischen Grenzen<br />
bis zur totalen körperlichen<br />
Erschöpfung<br />
zugte künstlerische Ausdrucksform. Um<br />
Abramovićs Kunstpraxis, das Austesten der eigenen<br />
physischen <strong>und</strong> psychischen Grenzen bis zur<br />
totalen körperlichen Erschöpfung sowie das<br />
Überschreiten von Tabus <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />
Konventionen zu begreifen, ist es notwendig, sich<br />
ihre Biografi e zu vergegenwärtigen. Ihre Arbeit<br />
thematisiert ihr Leben. Beides, Leben <strong>und</strong> Werk,<br />
sind seit jeher untrennbar miteinander verknüpft.<br />
Abramović stellt klar heraus, dass Kunst <strong>und</strong> Leben<br />
für sie keinen Gegensatz darstellen, sondern<br />
Verbündete auf der Suche nach dem Erfahren der<br />
eigenen Existenz sind.<br />
In den 1970er Jahren entstand eine Performance-<br />
Serie, mit der Abramović erstmalig ihren Körper<br />
bis in Grenzbereiche körperlicher Risiken,<br />
Qualen <strong>und</strong> Schmerzen überführte. Zu dieser Zeit<br />
entwickelte sie neben dem großen Thema Körper<br />
auch die beiden weiteren Kernpunkte ihrer Performance-Kunst,<br />
die Einbeziehung des Publikums<br />
<strong>und</strong> das Ritual. Vermittlung <strong>und</strong> Dokumentation<br />
von Performances waren von Beginn an ihr<br />
Anliegen. Von den frühen Body-Aktionen existieren<br />
sowohl Fotos als auch Filmaufzeichnung,<br />
die für sie eine Möglichkeit der Vermittlung darstellten.<br />
Zudem bewahrte sie Relikte der Performances<br />
auf. Die Idee der Dokumentation entstand<br />
nicht erst für Seven Easy Pieces. Schon in Biography<br />
(1992) griff sie Elemente <strong>und</strong> Topoi ihrer<br />
früheren Performances wieder auf, um sie miteinander<br />
zu verknüpfen <strong>und</strong> neu zu kontextuieren.<br />
Mit dieser Performance, die sie für eine Theaterbühne<br />
konzipiert hatte, warf sie einen Blick zu-