Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel
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JUNI 2006 KUNSTHALLE FRIDERICIANUM SEITE 63<br />
schichtlicher Literatur darüber gibt, wie die Fotografi<br />
e sich zur Kunst entwickelt hat – als wäre das<br />
eine Aufholjagd gewesen, um mit der Malerei<br />
gleichzuziehen – kaum aber f<strong>und</strong>ierte Untersuchungen,<br />
wann <strong>und</strong> wie eigentlich die Kunst auf<br />
den oben beschriebenen Zustand eine passende<br />
Antwort gef<strong>und</strong>en hat. Der Schlüssel zum Verständnis<br />
dieses Prozesses sind die 1960er Jahre<br />
<strong>und</strong> die damals sichtbar gewordene, sehr weit reichende<br />
Befreiung der künstlerischen Formen.<br />
Damals rückten die Massenmedien praktisch zur<br />
gleichen Zeit in den Blick von Gesellschaft, Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Kunst. Die Konzeptkunst war es<br />
dann, die sich der seit längerem schon gängigen<br />
Praxis der Bildmedien entsprechend die Frage<br />
nach dem Verhältnis von Original <strong>und</strong> Reproduktion<br />
zu Eigen machte.<br />
Ein einfaches Beispiel: Die in einem Buch abgedruckte<br />
Fotografi e eines Gemäldes von Rubens<br />
Eine Idee existiert ja<br />
wohl nur im Kopf<br />
lässt ein eindeutiges Urteil darüber zu, was das<br />
Original ist. Das Museum hat es, ich aber nicht.<br />
Dieses Original existiert auch dann, wenn es im<br />
Depot steht <strong>und</strong> niemand es anschauen kann.<br />
Doch was oder wo ist das Original des gedruckten<br />
Pressefotos von einer Ausstellungseröffnung,<br />
oder gar der Übertragung eines Fußballspiels im<br />
Fernsehen? Oder was ist, wenn nur die Beschreibung<br />
einer künstlerischen Idee publiziert wird?<br />
Ein Ereignis als solches kann man nicht aufheben<br />
<strong>und</strong> eine Idee existiert ja wohl nur im Kopf. Die<br />
wirklich bahnbrechende Antwort der Konzeptkunst<br />
lautete: Dem traditionellen Original, das<br />
man im Museum aufsuchen muss, entspricht stets<br />
aufs Neue jene Situation, in der ein Betrachter<br />
mittels Bildmedium eine aktuelle Verbindung mit<br />
einer künstlerischen Idee beziehungsweise einem<br />
Ereignis herstellen kann. Mein Buch erläutert<br />
diesen Gedanken ausführlich in zwei Teilen, von<br />
denen wie gesagt der eine beschreibt, wie die bildende<br />
Kunst im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert allmählich auf<br />
die Bildwelt der Massenmedien zuging. Der andere<br />
Teil zeigt an einer Reihe von Beispielen,<br />
welche spezifi schen Eigenschaften des fotografi<br />
schen Bildes es waren, die diese Entwicklung<br />
erst ermöglicht haben.