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Kunstverein und Kunsthalle - kunsthalle fridericianum kassel

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12. APRIL - 14. MAI 2006 KUNSTHALLE FRIDERICIANUM SEITE 19<br />

genen bleiben – ein Gesicht <strong>und</strong> eine Stimme.<br />

Auch wenn die künstlerischen Medien wechseln,<br />

Themen wie Migration, die Suche nach der eigenen<br />

Identität zwischen West <strong>und</strong> Ost, die Rolle<br />

der Frau in der türkischen Gesellschaft oder die<br />

politische Entwicklung des Landes bestimmen<br />

seit vielen Jahren ihr künstlerisches Schaffen. In<br />

den meisten Fällen gibt die Stadt Istanbul – die<br />

Stadt in der sie lebt <strong>und</strong> arbeitet – als<br />

Mikrokosmos die Themen von globaler Bedeutung<br />

vor, denen die Künstlerin in ihren Arbeiten<br />

nachgeht. Stellvertretend für diese Verbindung<br />

steht ihre Videoarbeit Memory of a Square aus<br />

dem Jahr 2005. Darin verbindet sie die span-<br />

Es wird nicht gesprochen<br />

nungsreiche Geschichte des zentralen Taksim<br />

Platzes im Herzen der Stadt mit Szenen aus dem<br />

häuslichen Alltagsleben einer Familie. Die als<br />

Doppelprojektion konzipierte Arbeit zeigt zum<br />

einen dokumentarisches Filmmaterial aus der abwechslungsreichen<br />

Geschichte des Platzes von<br />

den 1930er bis zu den 1980er Jahren. Gleichzeitig<br />

scheint es, als stünde diese Geschichte stellvertretend<br />

für die politische Entwicklung des Landes.<br />

Demonstrationen, gewalttätige Auseinandersetzungen,<br />

Festlichkeiten <strong>und</strong> das Enthüllen von<br />

Denkmälern spiegeln immer auch die aktuelle<br />

gesellschaftliche <strong>und</strong> politische Situation. Die<br />

Gülsün Karamustafa, Memory of a Square, 2005, Stills<br />

zweite Projektion zeigt in elf Episoden verschiedene<br />

Alltagsszenen einer Familie, die aus drei<br />

Generationen besteht. Das Ambiente der Wohnung<br />

ist bürgerlich. Es wird nicht gesprochen,<br />

lediglich aus Mimik <strong>und</strong> Gestik lässt sich der<br />

emotionale Zustand der Protagonisten ablesen.<br />

Über die Musik <strong>und</strong> einzelne Hinweise wird für<br />

die Betrachter eine Verbindung deutlich, ergibt<br />

sich ein Zusammenhang zwischen den beiden<br />

Projektionen. Karamustafa macht deutlich, wie<br />

sehr die politische Sphäre mit der privaten verb<strong>und</strong>en<br />

ist, wie stark es das Leben des Einzelnen<br />

beeinfl ussen kann.<br />

Karamustafas Arbeiten wurden zuletzt in Ausstellungen<br />

in Mailand, Paris, Ankara oder Rotterdam<br />

gezeigt. In Kassel war sie bereits 1999 erstmalig<br />

in der Ausstellung Echolot oder neun Fragen<br />

an die Peripherie zu sehen.<br />

Beate Anspach

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