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Foto: Florian Sitter<br />
Wolfgang Bauer erlitt vor einem Jahr ein Burnout.<br />
„Kampf gegen Windmühlen“<br />
Wolfgang Bauer (51) war 20 Jahre lang Vertriebsdirektor bei<br />
einer Firma aus der Software-Branche. Voriges Jahr reichte er<br />
seine Kündigung ein. Der Grund: Burnout.<br />
Wolfgang Bauer liebte seinen Job, den Umgang mit Menschen und<br />
die stets neuen Herausforderungen, die aus der Vertretung interessanter<br />
Produkte entstanden. Doch in den letzten 5 Jahren lief<br />
etwas schief: „Dieser ständige Druck, etwas leisten zu müssen, das<br />
ans Unmögliche grenzt, war für mich zuviel“, erzählt Bauer: „Die<br />
Quoten wurden jährlich erhöht, obwohl das Jahresziel ohnehin<br />
nicht erreicht worden war.“<br />
Gehaltskürzungen und Drohungen<br />
Die Folge: Bauers Gehalt wurde suksessive gekürzt und er selbst<br />
mit der Kündigung bedroht, sollte er die Vorgaben nicht erfüllen.<br />
„Gleichzeitig wurde mir aber auch mein Personal wegrationalisiert.<br />
Mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln konnte ich die<br />
Firmenziele nicht einmal annähernd erreichen“, so Bauer weiter:<br />
„Früher hatte ich nie ein Problem damit gehabt, 70 Stunden in der<br />
Woche zu arbeiten, weil ich Erfolge sah und Spaß an meiner Tätigkeit<br />
hatte. Doch am Schluss arbeitete ich 70 Stunden oder mehr<br />
und hatte nur noch Druck und Frust.“<br />
Burnout<br />
Mit der Zeit stellten sich bei Bauer die typischen Burnout-Symptome<br />
ein: Herzrhythmusstörungen, Schlafstörungen, Nachtschweiß<br />
und allgemeiner Verlust der Lebensfreude. „Am Ende war ich nur<br />
18 Business<br />
Ihre Arbeit ist<br />
unser Anliegen.<br />
Ihre Rechte. Unsere Kompetenz.<br />
Tel. 05 7171, noe.arbeiterkammer.at<br />
AK_kompetenz_102x136.indd 1 22.09.2009 0<br />
noch fremdbestimmt“, schildert Bauer: „Mein Gehalt stand in keiner<br />
Relation mehr zum Arbeitsaufwand, mein Umfeld bestand nur<br />
noch aus Stress, ich aß und schlief wenig, rauchte viel – es war<br />
einfach ein Kampf gegen Windmühlen.“ Es sei 5 Minuten nach 12<br />
gewesen: „Ich hatte keine Perspektiven mehr, keinen Lebenssinn,<br />
ich wurde wie von einer Woge erdrückt, fühlte nur Ohnmacht und<br />
Ausweglosigkeit, Depression und Selbstzweifel.“<br />
Kündigung & Neubeginn<br />
Bauer wusste, wenn er jetzt nicht handelte, würde er bald im<br />
Krankenhaus enden. Er kündigte, das war voriges Jahr. Seither<br />
widmet er sich voll und ganz seiner Leidenschaft „Musik“. „Die<br />
Musik war quasi immer ein zweites Standbein von mir gewesen,<br />
eine Art Hobby“, so Bauer. In seinem eigenen Tonstudio „Sound<br />
Storm Production“ nimmt Bauer selbst Tonträger auf, produziert<br />
Alben von anderen Musikern und komponiert Musik. Weiters tritt<br />
Bauer als Entertainer bei diversen Veranstaltungen auf. „ Es ist<br />
sicher einfacher, sich mit einer Opferrolle zu identifi zieren, als den<br />
Mut zu Veränderung aufzubringen“, so Bauer: „Ich würde gerne<br />
den Menschen, die Angst vor dem Ungewissen nehmen und sie<br />
ermutigen, das zu tun, wofür sie sich berufen fühlen, als sie darin<br />
zu bestätigen, dass unsere profi torientierte Gesellschaft nur wenig<br />
Spielraum für Alternativen offen lässt.“<br />
Wenn Sie mehr über Wolfgang Bauer wissen möchten:<br />
� www.fortissimo-voice.at<br />
Von Sonja Knotek