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DER HERBST ROCKT

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Fotos: Florian Sitter<br />

Fünfzehn Jahre lang hielt Bärbel Langer nach einem alten,<br />

großen und renovierungsbedürftigen Gebäude Ausschau. Kurz<br />

davor, ihren Traum aufzugeben, stieß sie beim Aussortieren<br />

ihrer Unterlagen in einem Zeitungsinserat auf ein adäquates<br />

Objekt – Schloss Ebenfurth. Seit dem Jahr 2000 setzen sich<br />

Frau Langer und ihre beiden Töchter dafür ein, das Schloss zu<br />

renovieren.<br />

11.000 Quadratmeter umfasst das Grundstück, das vor dem Kauf<br />

durch Familie Langer kurz vor dem Verfall stand, auf 4.500 davon<br />

erstreckt sich das Renaissanceschloss mit barocken Elementen. 57<br />

Räume, wie zum Beispiel das Musikzimmer, das Büstenzimmer, der<br />

Festsaal und die Kapelle, bedürfen der Sanierung, nur noch wenige<br />

originale Möbelstücke waren erhalten, kein einziges Fenster mehr<br />

intakt. Anfangs nur scherzhaft in Betracht gezogen, sollten auf<br />

die erste Reaktion von Frau Langer – „Na bumm! Aber irgendwie<br />

interessant.“ – tatsächlich der Erwerb und die Renovierung des<br />

Schlosses folgen. Das Projekt entpuppte sich als Herausforderung<br />

sondergleichen. Mit viel Geduld und positiver Energie, die, so Karin<br />

Langer, auch vom Schloss selbst ausgestrahlt wird, begannen die<br />

drei Damen im Jahr 2000 mit den Sanierungsarbeiten – der Zaun,<br />

der das Grundstück umgibt, und mithilfe von Land und Bund der<br />

Großteil des Dachs wurden wieder hergestellt, Rodungsarbeiten<br />

fanden statt, Räume wurden von Schutt und Asche befreit. Die<br />

Bevölkerung von Ebenfurth zeigte sich den Renovierungsarbeiten<br />

gegenüber von Anfang an positiv gestimmt, einige Bewohner hal-<br />

54<br />

„Na bumm!“ – oder:<br />

Persönlichkeitsbildung<br />

in jeder Weise Von Anja Trapper<br />

Vom Denken in Millionen, Tonnen und Jahrhunderten.<br />

Eines der Zimmer, die wieder mit Möbeln ausgestattet sind.<br />

Beeindruckend sind die gut erhaltenen Fresken.<br />

fen unentgeltlich bei den Arbeiten, andere wiederum spendeten<br />

dem Schloss, das über vier Türme – von denen jedoch nur noch<br />

zwei sichtbar sind, da die anderen beiden in das Dach integriert<br />

wurden – verfügt, alte Möbelstücke.<br />

Maulbertsch und Kommunisten<br />

Die Fresken, die man im Inneren des Schlosses fi ndet, stammen<br />

einerseits von Franz Anton Maulbertsch – wie das Deckenfresko<br />

im hinteren Turmzimmer, das Diana und Akteon darstellt, andererseits<br />

dürften sich auch Schüler von Maulbertsch hier verewigt<br />

haben. Weiters ist bekannt, dass Bertha von Suttner einst immer<br />

wieder im Schloss zu Besuch war – der Park, der an das Schloss<br />

angrenzt, gehört noch heute den Suttners. Es waren auch die<br />

Suttners, die Franz Anton von Maulbertsch mit der Gestaltung<br />

der Schlosskapelle und des Turmzimmers beauftragten. Auch der<br />

ungarische König Matthias Corvinus wohnte im 15. Jahrhundert<br />

angeblich in Schloss Ebenfurth. Während des Zweiten Weltkriegs<br />

gewährte das Schloss Flüchtlingen einige Wochen Unterschlupf,<br />

ehe die Rote Armee einmarschierte. Im Festsaal, der sich ebenso<br />

wie die Kapelle über zwei Etagen erstreckt, fi ndet man kommunistische<br />

Parolen, die als Zeitzeugnisse für die Phase der Besetzung<br />

durch die Russen dienen. Nach Ende des Kriegs wurde im Schloss<br />

eine Hühnerzuchtanstalt eingerichtet und Getreide gelagert, ehe<br />

das Schloss 1979 an Herrn Dr. Liebleitner verkauft wurde, bevor es<br />

in den Besitz der Langers überging.

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