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Energiemanagement im Schienenfahrzeugbau<br />

Von Herbert Zimmermann,<br />

Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbandes Elektrobahnen <strong>und</strong> -fahrzeuge, Frankfurt am Main<br />

Energieverbrauch von Schienenfahrzeugen ist ein wesentlicher Kostenfaktor. Nahezu 1/3 der Betriebskosten entfallen<br />

hierauf. Deswegen sind schon frühzeitig in der Entwicklung von Schienenfahrzeugen Konzepte entwickelt worden,<br />

den Energieverbrauch möglichst gering zu halten. Die elektrische Bahnindustrie im ZVEI-Zentralverband Elektrotechnik-<br />

<strong>und</strong> Elektronikindustrie e.V. blickt hier auf eine erfolgreiche technologische Entwicklung mit bemerkenswerten<br />

Energieeinsparerfolgen zurück. Beispielsweise die Drehstromtechnik, die bereits seit über 20 Jahren betriebsreif ist,<br />

hat sich heute bei den elektrisch betriebenen Schienenfahrzeugen durchgesetzt. Sie bietet den Vorteil, dass die während<br />

des Bremsvorganges freiwerdende Energie nicht mehr in ungenutzte Wärme verpufft. Beim Bremsen wird der<br />

Drehstromfahrmotor zum Generator, erzeugt damit erneut Energie <strong>und</strong> speist diese über einen Frequenzumrichter<br />

wieder zurück in die Oberleitung oder in einen mobilen Akku im Schienenfahrzeug oder in einen stationären Energiespeicher<br />

entlang der Fahrstrecke. Auf diese Weise wird der Energiebedarf von Schienenfahrzeugen <strong>und</strong> damit die<br />

CO2-Emission des Schienenverkehrs signifikant gesenkt.<br />

Mittlerweile verfügt fast jedes neue<br />

elektrische Schienenfahrzeug über<br />

eine nahezu verlustfreie Leistungssteuerung<br />

<strong>und</strong> bietet technisch die Möglichkeit,<br />

Bremsenergie zu nutzen oder in<br />

Fahrleitungen zurückzuspeisen. Wechselspannungsnetze<br />

sind heutzutage<br />

überwiegend so hart, dass die zurückgespeiste<br />

Bremsenergie auch tatsächlich<br />

vom Fahrleitungsnetz wieder aufgenommen<br />

werden kann. Gleichspannungsnetze<br />

sind hingegen in der Regel sehr<br />

viel weicher. Wenn nicht in der Nähe<br />

des bremsenden Fahrzeuges ein Abnehmer<br />

für diese Energie vorhanden ist,<br />

kann die Fahrleitung die Bremsenergie<br />

nicht aufnehmen. Sie muss statt dessen<br />

in Bremswiderständen in Wärme umgewandelt<br />

werden. Verschiedene Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> Messungen belegen, dass in<br />

einem typischen Nahverkehrsnetz ca. 20<br />

bis 30 % der eingespeisten Energie nutzlos<br />

in Wärme umgewandelt werden.<br />

Die Schiene ist aktuell der sauberste Verkehrsträger,<br />

aber er kann sich auf dem<br />

Erreichten nicht ausruhen. Das technische<br />

Innovationspotential der Wettbewerber<br />

bei der Energieeffizienz 2000 bis<br />

2020 ist mit über 20 % höher als bei der<br />

Bahn mit ca. 5 %. Hohe technische Innovationsgeschwindigkeit<br />

der Wettbewerber<br />

könnten den Umweltvorsprung des<br />

Systems Schiene gefährden. Zur Verteidigung<br />

des Umweltvorteils der Schiene<br />

ist eine signifikante Beschleunigung der<br />

technologischen Innovationen erforderlich.<br />

Dazu bieten sich die technischen<br />

Lösungsansätze an: neue Konzepte für<br />

Hilfs- <strong>und</strong> Nebenbetriebe, Integration<br />

Start-Stop-Automatik, Kaskadierung<br />

von Hilfsbetrieben, neue Konzepte zur<br />

Abstellung <strong>und</strong> Vorwärmung.<br />

Kernfragen für die nähere Zukunft sind<br />

der Gesamtwirkungsgrad des<br />

Fahrzeugantriebes <strong>und</strong> seine<br />

Wirtschaftlichkeit. Hierbei<br />

haben Hybridkonzepte als<br />

Übergangslösungen, bis eine<br />

ausgereifte Brennstoffzellentechnologie<br />

zur Verfügung<br />

steht, einiges Potential zu bieten.<br />

Bei dieselelektrischen Fahrzeugen<br />

gibt es systembedingt überhaupt<br />

kein Speisenetz an das<br />

Energie zurückgegeben werden<br />

kann. Technisch gibt es jetzt die<br />

Möglichkeit, einen gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

neuen Freiheitsgrad in<br />

die Systemgestaltung einzubringen.<br />

Die Entwicklung auf<br />

dem Gebiet der Hochleistungskondensatoren<br />

(Supercaps) erlaubt mittlerweile<br />

die Realisierung von Energiespeichern,<br />

die auf dem Fahrweg mitgeführt<br />

werden können. So kann beim Bremsen<br />

zurückgewonnene Energie im Speicher<br />

zwischengelagert <strong>und</strong> bei der nächsten<br />

Anfahrt wieder verbraucht werden. Neben<br />

Hochleistungskondensatoren kommen<br />

auch Schwungräder <strong>und</strong> Druckluftspeicher<br />

als mögliche Energiespeicher<br />

in Frage. Alternativ zu diesen Speichern<br />

auf Fahrzeugen werden auch stationäre<br />

Energiespeicher untersucht, die in Unterwerken<br />

von Bahnnetzen eingesetzt<br />

werden.<br />

Die mit Energiespeichern ausgerüsteten<br />

Fahrzeuge benötigen jährlich bis zu 30<br />

% weniger Energie <strong>und</strong> verursachen bis<br />

zu 80 Tonnen weniger CO2-Emissionen<br />

als Fahrzeuge ohne Energiespeicher. Auf<br />

diese Weise können bis zu 2,5 km ohne<br />

Energieversorgung durch die Oberleitung<br />

gefahren werden, wodurch zugleich<br />

Energie gespart wird. Die Energiespei-<br />

cher laden sich durch das Bremsen während<br />

der Fahrt auf. Die Energiespeicher<br />

können auch durch die Oberleitung<br />

oder durch stationäre Ladestationen<br />

an den Haltestellen aufgeladen werden.<br />

Dadurch wird der Betrieb einer Straßenbahn<br />

auch bei Ausfall- oder Wartungsarbeiten<br />

an der Oberleitung sowie<br />

bei anderen Störungen möglich.<br />

Neben der Ausschöpfung des immer<br />

noch erheblichen Einsparpotentials<br />

durch die Weiterentwicklung des konventionellen<br />

Verbrennungsmotors ermöglicht<br />

die Kombination mit einem<br />

Elektromotor <strong>und</strong> einem Hochleistungsenergiespeicher<br />

die optimale Wahl des<br />

Betriebspunktes <strong>und</strong> jeder Fahrsituation<br />

<strong>und</strong> trägt letztendlich zu einem höheren<br />

Wirkungsgrad bei. Zu innovativen Hybridkonzepten<br />

gehört in erster Linie<br />

die Elektrifizierung <strong>und</strong> Elektronisierung<br />

von Antriebsstrang <strong>und</strong> Fahrzeug. Neben<br />

einer modernen Leistungs- <strong>und</strong> Steuerelektronik<br />

für den Antriebsstrang sind<br />

ebenso leistungsfähige Energiespeicher<br />

Nahverkehr 2010 11

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