17.10.2012 Aufrufe

Regio CITADIS verbindet Stadt und Land

Regio CITADIS verbindet Stadt und Land

Regio CITADIS verbindet Stadt und Land

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

möglich, dass bei öffentlich-rechtlichen<br />

Gebietskörperschaften eine Zinsbindung<br />

über 20 Jahre mit den Banken vereinbart<br />

werden kann, so dass das Verkehrsunternehmen<br />

über die gesamte<br />

Zeitdauer des Verkehrsvertrages mit<br />

einer festen Pacht durch den Aufgabenträger<br />

kalkulieren kann. Die für das zur<br />

Verfügung stellen der Fahrzeuge vom<br />

Aufgabenträger zu erhebende Pacht<br />

deckt lediglich die Kreditkosten (Zinsen<br />

<strong>und</strong> Tilgung) sowie einen minimalen Zuschlag<br />

ab. Aus diesem Zuschlag werden<br />

die zu zahlenden Steuern <strong>und</strong> die entstehenden<br />

Controllingaufwendungen<br />

beim Aufgabenträger finanziert.<br />

Der Charme dieses Modells liegt insbesondere<br />

auch darin, dass im Rahmen<br />

des Wettbewerbserfahrens es dem<br />

Unternehmen möglich ist, Optimierungsvorschläge<br />

für Betriebsabläufe, Betriebsumläufe<br />

<strong>und</strong> den Fahrzeugeinsatz<br />

zu unterbreiten. Der Aufgabenträger<br />

ist also zunächst flexibel, welche Fahrzeuge<br />

angeboten werden. Hierbei soll<br />

berücksichtigt werden, dass anbietende<br />

Unternehmen vorhandene Werkstattkapazitäten<br />

optimaler nutzen können <strong>und</strong><br />

dadurch ein niedrigerer ZugKm-Preis<br />

angeboten werden kann.<br />

Es wird deutlich herausgestellt, dass der<br />

VRR als Aufgabenträger nicht unternehmerisch<br />

tätig werden möchte, sondern<br />

Die Hamburger S-Bahn<br />

38 Nahverkehr 2010<br />

lediglich eine Hilfestellung für mittelständische<br />

Unternehmen anbietet <strong>und</strong><br />

regulierend auf den Wettbewerbsmarkt<br />

einwirkt. Der Gr<strong>und</strong>satz, jeder soll das<br />

machen, was er am besten kann, ist<br />

dabei die Leitlinie. Aufgabe der Unternehmen<br />

ist es, die Betriebsleistungen zu<br />

erbringen <strong>und</strong> die Fahrzeuge zu warten,<br />

Aufgabe der öffentlichen Hand, hier des<br />

Verkehrsverb<strong>und</strong>es Rhein-Ruhr, ist es,<br />

die Finanzierung sicherzustellen <strong>und</strong><br />

zwar zu vertretbaren Konditionen. Das<br />

Modell zeichnet sich durch folgende<br />

Kernpunkte aus:<br />

• Es wird nicht zwingend vorgegeben.<br />

Die Bieter haben die Möglichkeit, diese<br />

Finanzierungsart oder wie bisher,<br />

Kauf oder Leasing, anzubieten.<br />

• Das Modell erhält nur dann den Zuschlag,<br />

wenn es wirtschaftlicher ist als<br />

ein Angebot mit bisheriger Finanzierung.<br />

• Der VRR wird die Fahrzeugbeschaffungskosten<br />

über 20 Jahre annuitätisch<br />

tilgen <strong>und</strong> den Verkehrsvertrag<br />

über 20 Jahre mit dem Unternehmen<br />

abschließen.<br />

• Der Zinssatz für das Finanzierungsdarlehen<br />

wird durch den VRR in einem<br />

weiteren Wettbewerbsverfahren neutral<br />

ermittelt.<br />

• Nach Vorliegen des Fahrzeugpreises<br />

ermittelt der VRR mit einer vorher<br />

Die Entwicklung des S-Bahn-Systems in der Metropolregion Hamburg seit 1906<br />

Von Michael Hüttel, Leiter Angebotsplanung der S-Bahn Hamburg GmbH<br />

festgelegten Pachtformel die Pacht.<br />

• Betriebspreis <strong>und</strong> Pacht bilden den<br />

Euro-ZugKm-Preis auf den der Zuschlag<br />

erteilt wird.<br />

• Erhält das Angebot mit dem Finanzierungsmodell<br />

den Zuschlag, erwirbt<br />

das EVU vom Hersteller die Fahrzeuge<br />

<strong>und</strong> veräußert sie unmittelbar<br />

weiter an den Aufgabenträger VRR.<br />

Der finanziert sie <strong>und</strong> stellt sie dem<br />

Unternehmen gegen Zahlung einer<br />

Pacht wieder zur Verfügung.<br />

• Die Wartungs- <strong>und</strong> Instandhaltungsarbeiten,<br />

die Versicherungs- kosten <strong>und</strong><br />

sonstige Lasten, verbleiben beim EVU<br />

<strong>und</strong> sind einzupreisen.<br />

• Nach Ablauf des Verkehrsvertrages<br />

<strong>und</strong> Tilgung des Kredites verfügt der<br />

VRR frei über die Fahrzeuge. Es sind<br />

seine Fahrzeuge. Er kann dann bestimmen,<br />

ob er sie für weitere Betriebsleistungen<br />

in seinem Bereich einsetzt<br />

oder verkauft werden.<br />

Der VRR verspricht sich von seinem<br />

Finanzierungsmodell einen wirtschaftlichen<br />

Einsatz der öffentlichen Mittel<br />

<strong>und</strong> einen erleichterten Marktzugang<br />

für mittelständische Unternehmen bei<br />

Vergabe der Betriebsleistungen für<br />

den Schienenpersonennahverkehr. Das<br />

Modell ist so angelegt, dass der Markt<br />

entscheidet, wie die Fahrzeuge in der<br />

Zukunft finanziert werden. �<br />

Im Dezember 1906 begann das Zeitalter des S-Bahn-Verkehrs in Hamburg. Zur Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs<br />

fuhr der erste Zug der Hamburg-Altonaer <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Vorortbahn auf der neuen Strecke zwischen Blankenese <strong>und</strong><br />

Ohlsdorf: In den folgenden Jahrzehnten wurden aus Dampfzügen elektrisch betriebene S-Bahnen, zuerst mit Wechselstrom<br />

(1907-1955), dann mit Gleichstrom ab 1940. Seit 2007 werden beide Traktionsarten verwendet.<br />

Die erste Strecke zwischen den Elbvororten<br />

<strong>und</strong> dem Alstertal wuchs Richtung<br />

Poppenbüttel (1924) <strong>und</strong> Wedel<br />

(1950-54). 1958 kam der Bergedorfer<br />

Streckenast hinzu, der 1969 bis Aumühle<br />

verlängert wurde. Dies geschah auf<br />

den Gleisen der Hauptstrecke Hamburg<br />

– Berlin, die in Folge der deutschen Teilung<br />

nur wenig durch Fern- <strong>und</strong> Güterzüge<br />

genutzt wurde <strong>und</strong> sich daher mit<br />

einem dichten S-Bahn-Verkehr belegen<br />

ließ. In den Jahren 1962 bis 1967 ent-<br />

stand neben der Fernbahn die Pinneberger<br />

Gleichstrom-S-Bahn-Strecke,<br />

1975 bis 1979 die City-S-Bahn durch<br />

die Hamburger Innenstadt. Anfang der<br />

1980er Jahre gab es mit der Verbindung<br />

Diebsteich – Altona <strong>und</strong> dem zweiten<br />

Bahnsteig am Hauptbahnhof einige nur<br />

scheinbar kleinere Netzergänzungen,<br />

die schließlich 1983 <strong>und</strong> 1984 in die Eröffnung<br />

der neuen Gleichstrom-S-Bahn<br />

nach Harburg <strong>und</strong> Neugraben mündeten.<br />

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands<br />

<strong>und</strong> dem daraus resultierenden<br />

Verkehrszuwachs wurde es notwendig,<br />

die S-Bahn-Züge zwischen Hamburger<br />

Innenstadt, Bergedorf <strong>und</strong> Aumühle von<br />

der Fernbahntrasse Hamburg – Berlin<br />

auf separate Gleise zu verlagern. Der<br />

erste Abschnitt dieser Strecke zwischen<br />

Berliner Tor <strong>und</strong> Reinbek ging 1997 in<br />

Betrieb, 2002 wurde auch Aumühle angeschlossen.<br />

Seine bislang letzten Erweiterungen er-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!