17.10.2012 Aufrufe

Regio CITADIS verbindet Stadt und Land

Regio CITADIS verbindet Stadt und Land

Regio CITADIS verbindet Stadt und Land

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Anforderungen jeder einzelnen Gruppe.<br />

Die Veränderung der Anforderungen hat<br />

neben den geänderten Alltagsrhythmen<br />

vor allem auch etwas mit der dominierenden<br />

Rolle des PKW zu tun. In den<br />

vergangenen Jahren hat sich die Verfügbarkeit<br />

des PKW für Fahrer <strong>und</strong> Mitfahrer<br />

wesentlich verändert. Zum einen<br />

ist die Quote der Führerschein besitzenden<br />

Frauen kontinuierlich gestiegen<br />

<strong>und</strong> liegt inzwischen ähnlich hoch wie<br />

bei Männern. Zum anderen ist die Quote<br />

des PKW-Besitzes (Motorisierungsgrad)<br />

während der vergangenen Jahre<br />

deutlich gestiegen. Immer mehr Jugendliche<br />

erhalten ihren PKW zeitnah zum<br />

Führerschein mit 18 Jahren <strong>und</strong> immer<br />

mehr Familienhaushalte verfügen über<br />

zwei PKW (zumindest im klein- <strong>und</strong><br />

mittelstädtischen Bereich <strong>und</strong> natürlich<br />

in ländlichen Gemeinden unter 20.000<br />

Einwohnern). Das Deutsche Institut für<br />

Wirtschaftsforschung weist 81 Prozent<br />

der über 14jährigen aus, die auf einen<br />

PKW zurückgreifen können. Darüber hinaus<br />

„wachsen“ immer mehr Menschen<br />

in das Seniorenalter hinein, nachdem sie<br />

langjährig über PKW verfügen konnten<br />

<strong>und</strong> ihr Fahrzeug nicht besonders gerne<br />

abgeben bevor die eingeschränkten körperlichen<br />

Fähigkeiten sie dazu zwingen.<br />

Diese eigentlich banalen Feststellungen<br />

haben gr<strong>und</strong>legende Bedeutung für die<br />

Dienstleistung ÖPNV. Der Bus <strong>und</strong> die<br />

Bahn werden auch zukünftig nicht alle<br />

Fahrgäste direkt <strong>und</strong> nicht zu jeder<br />

Minuten-Zeit an der Haustür abholen<br />

können. Der allzeit verfügbare PKW<br />

vor dem Haus ist in Gemeinden bis<br />

100.000 oder gar 200.000 Einwohnern<br />

auch in der Innenstadt noch sehr komfortabel<br />

im Vergleich zum ÖPNV, solange<br />

die Parkplatzprobleme in verdichteten<br />

Wohnquartieren nicht dominierend<br />

sind.<br />

Aber die Dienstleistung ÖPNV kann auf<br />

anderen Feldern „punkten“. Sicher wird<br />

dies nicht die Stabilität des Verkehrsbetriebs<br />

sein, denn dass der Bus unterwegs<br />

nicht streikt wird von den Fahrgästen<br />

schlicht erwartet. Aber in der<br />

ÖPNV-Trias „schnell, sicher, komfortabel“<br />

ist der dritte Punkt hier entscheidend.<br />

Ein guter Takt hilft, die Akzeptanz<br />

des Fahrgastes zu gewinnen. Wenn dann<br />

der Fahrplan gut verständlich, das Ticket<br />

spielend einfach zu erhalten ist (z. B. als<br />

eTicket), Fahrplanauskünfte auch bei<br />

besonderen Wünschen in der Freizeit<br />

oder in der Verknüpfung der Verkehrsmittel<br />

einfach, übersichtlich <strong>und</strong> um-<br />

26 Nahverkehr 2010<br />

Auch externe Service-Dienstleister können zum<br />

Erfolg der Dienstleistung PNV beitragen<br />

Foto: Stephan Anemüller<br />

fassend zu bekommen sind, Störungen<br />

<strong>und</strong> Ausweichmöglichkeiten in Ist-Zeit<br />

kommuniziert werden, das k<strong>und</strong>ennahe<br />

Personal wirkliches Servicepersonal ist,<br />

die Verknüpfung mit anderen Anbietern<br />

z. B. der Taxi-Branche, des Car Sharings,<br />

morgendlicher Snack- <strong>und</strong> Zeitungsdienste,<br />

den Informationsquellen zum<br />

„Geschehen in der <strong>Stadt</strong>“ etc. wie aus<br />

einer Hand wirken – dann ist ÖPNV<br />

auch für diejenigen komfortabel, die an<br />

den warmen Sitz im PKW <strong>und</strong> dessen<br />

Navigationsgerät gewöhnt sind, <strong>und</strong> sich<br />

dennoch über Wegesuche <strong>und</strong> Parkplatzprobleme<br />

des MIV ärgern.<br />

Gerade die Mobilitätsgewohnheiten der<br />

zukünftig stärker im Fokus stehenden<br />

älteren Fahrgäste haben sich verändert.<br />

Hierbei ist insbesondere auf den größeren<br />

Anteil älterer Menschen mit Führerscheinbesitz<br />

<strong>und</strong> die höhere PKW-<br />

Verfügbarkeit hinzuweisen. Viele von<br />

ihnen haben die Nutzung des PKW als<br />

Vergleichsmaßstab des ÖPNV „im Gefühl“.<br />

Doch es gilt wie für die meisten<br />

Dienstleistungsbranchen eine große Toleranz,<br />

solange die Schlüsselfaktoren wie<br />

Zuverlässigkeit, Serviceorientierung <strong>und</strong><br />

ausgewogenes Preis-Leistungsverhältnis<br />

stimmen.<br />

Für Anbieter für Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

bedeutet dies, dass im Bereich<br />

Komfort ein sehr vielschichtiger<br />

Markt mit unterschiedlichen Anforderungen<br />

zu erwarten ist. Dies reicht von<br />

mobilen Servicediensten (deren Kräfte<br />

dann vielleicht die Aufschrift „im Auftrag<br />

des Verkehrsunternehmens xyz“ auf<br />

dem Shirt Tragen) bis hin zu IT-Anlagen<br />

der Fahrgastinformation, internetbasierten<br />

Informationstechnologien etc. Die<br />

Betreiber von Fahrradstationen zum<br />

Beispiel haben inzwischen an vielen Orten<br />

gezeigt, wie verschiedene Dienstlei-<br />

stungen um die Kernfunktion „ruhender<br />

Radverkehr“ herum organisiert werden<br />

können <strong>und</strong> auch wie ihre Anlagen mui<br />

dem ÖPNV verknüpft werden können,<br />

ohne dass dieses die Verkehrsunternehmen<br />

wirtschaftlich belastet.<br />

Trend zu höheren Anforderungen<br />

an klima- <strong>und</strong> umweltgerechtes<br />

Verhalten<br />

Auch wenn die Kopenhagener Klimaschutzkonferenz<br />

der UN im Dezember<br />

2009 mit einem großen Fragezeichen<br />

endete, besteht kein Zweifel an<br />

steigenden Anforderungen für jeden einzelnen,<br />

sich klima- <strong>und</strong> umweltgerecht<br />

zu verhalten. Das Ziel, die durchschnittliche<br />

Erwärmung des Klimas nicht über<br />

2 °C ausfallen zu lassen, scheint sich<br />

abseits der Weltdiplomatie in den unterschiedlichen<br />

Kulturkreisen durchzusetzen.<br />

Gerade der Verkehrsbereich ist<br />

aufgefordert, die weiteren Wachstumsraten<br />

des CO2-Ausstoßes zu stoppen<br />

<strong>und</strong> in eine reale Minderungsbewegung<br />

umzuschwenken. Die Erkenntnis, dass<br />

dies nur mit den Leistungen von Bussen<br />

<strong>und</strong> Bahn möglich ist, setzt sich mehr<br />

<strong>und</strong> mehr durch.<br />

Gleichzeitig ist die Sensibilität bezüglich<br />

weiterer Schadstoffe wie Rußpartikel,<br />

NOx etc. in den vergangenen Jahren<br />

kontinuierlich gestiegen. Durch die Definition<br />

von Grenzwerten <strong>und</strong> hiermit<br />

verb<strong>und</strong>enen Sanktionsinstrumenten<br />

konnte durch die verschiedenen Ebenen<br />

des öffentlichen Gemeinwesens nicht<br />

nur ein Umdenken, sondern auch eine<br />

tiefgreifende Verhaltensmodifikation erreicht<br />

werden. So weist z. B. die Busflotte<br />

der Mitgliedsunternehmen im VDV<br />

zu 46,6 Prozent (2008) die „grüne Plakette“<br />

auf, was bedeutet, dass die Fahrzeuge<br />

der Diesel-Euro IV-, Diesel-Euro<br />

V-, der Diesel-EEV-Norm entsprechen<br />

<strong>und</strong>/oder mit Partikelfilter ausgestattet<br />

sind bzw. durch Hybridtechnik angetrieben<br />

werden. Weitere 20,4 Prozent tragen<br />

die „gelbe Plakette“, wohinter die<br />

Norm Diesel-Euro III ohne Partikelfilter<br />

steht. Die Quoten steigen beständig mit<br />

Fahrzeugneubeschaffungen. Es darf davon<br />

ausgegangen werden, dass der Umweltvorteil,<br />

des ÖPNV eine wesentliche<br />

Triebfeder für dessen Unterstützung<br />

durch B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Gemeinden<br />

bleiben wird.<br />

Zugleich stellen die Verkehrsunternehmen<br />

<strong>und</strong> Verkehrsverbünde bei der<br />

Befragung ihrer K<strong>und</strong>en fest, dass die<br />

Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit von Bussen <strong>und</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!