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Branchenspezifische Leistungsangebote<br />

im Schienengüterverkehr<br />

Motivation, Konzepte <strong>und</strong> Vorgehensweisen zur Verlagerung von Straßengüterverkehr auf die Schiene<br />

Von Ralf Jahncke, Vorsitzender des Vorstandes der TransCare AG, Wiesbaden<br />

Obwohl seit 2002 bis zum Beginn der Wirtschaftskrise 2008 wieder vermehrt Gütertransporte auf die Schiene verlagert<br />

wurden, könnten wesentlich mehr Verlader <strong>und</strong> Logistikdienstleister den umweltfre<strong>und</strong>licheren Verkehrsträger<br />

Schiene nutzen. Anläufe seitens Industrie <strong>und</strong> Handel gab <strong>und</strong> gibt es immer wieder, doch viele Projekte scheiterten<br />

schon am Anfang. So ist der Verhandlungsprozess mit Bahnen oftmals langwieriger als mit LKW-Spediteuren. Investitionen<br />

in notwendige Infrastruktur schrecken viele Manager bereits zu Projektbeginn ab <strong>und</strong> im stressigen Tagesgeschäft<br />

wollen Logistikleiter den Aufwand, ein Schienenverkehrskonzept zu erstellen, nicht auch noch betreiben<br />

müssen.<br />

Der folgende Beitrag enthält eine<br />

Zusammenfassung der wichtigsten<br />

Ergebnisse des Arbeitskreises der B<strong>und</strong>esvereinigung<br />

Logistik (BVL) zum Thema<br />

„Branchenspezifische Leistungsangebote<br />

im Schienengüterverkehr“ Die<br />

ausführliche Dokumentation des Arbeitskreises<br />

unter Moderation von Ralf<br />

Jahncke ist auch in der BVL-Schriftenreihe<br />

Wirtschaft & Logistik 2008 erschienen.<br />

Mit Hilfe der vielfältigen, praktischen<br />

Erfahrungen der Teilnehmer des Arbeitskreises<br />

im Bereich Schiene aus den<br />

verschiedensten Branchen erfolgte die<br />

Entwicklung eines schrittweisen Vorgehens<br />

für Verlader <strong>und</strong> Logistikdienstleister<br />

auf dem Weg hin zu wirtschaftlichen<br />

Logistiklösungen mit der Schiene.<br />

Dies soll Managern <strong>und</strong> Logistikleitern<br />

aus Industrie, Handel <strong>und</strong> Dienstleistung<br />

Mut machen, sich in Zukunft (wieder)<br />

verstärkt um das Thema Schienengüterverkehr<br />

zu bemühen. Aus eigener Erfahrung<br />

wissen die Mitglieder des Arbeitskreises,<br />

wie schnell Vorurteile gegen die<br />

Bahn auf den Tisch kommen, wie oftmals<br />

wenig fachgerecht Schienenverkehrskonzepte<br />

in den Unternehmen erstellt<br />

werden <strong>und</strong> wie massiv der Widerstand<br />

gegen den Einsatz der Schiene aus den<br />

eigenen Reihen werden kann.<br />

Motivation zur Nutzung<br />

der Schiene steigt<br />

Der steigende Trend zur Verlagerung des<br />

Straßengüterverkehrs auf die Schiene<br />

zwischen 2002 <strong>und</strong> Ende 2008 liegt vor<br />

allem an der Verteuerung des Straßenverkehrs<br />

(z.B. Lkw-Maut, Fahrermangel,<br />

Folgen der Lenk- <strong>und</strong> Ruhezeitenverordnung)<br />

<strong>und</strong> der gestiegenen Belastung<br />

der Infrastruktur. Eine politisch gesteuerte<br />

Anhebung der Kosten im Straßen-<br />

güterverkehr allein wird aber zukünftig<br />

nicht automatisch zu einer Verlagerung<br />

großer Volumen auf die Schiene führen.<br />

Zu tief sitzen noch Vorurteile bei den<br />

Verladern, wie der Schienenverkehr sei<br />

teuer, die Leistungsqualität sei schlecht<br />

oder das Schienennetz sei überlastet.<br />

Vorurteile beseitigen <strong>und</strong> Transparenz<br />

über die Leistungsfähigkeit<br />

der Schiene schaffen<br />

Die sachliche Prüfung durch die Teilnehmer<br />

des Arbeitskreises zeigte jedoch,<br />

dass diese Vorurteile inzwischen weitgehend<br />

entkräftet werden können. Das<br />

Vorurteil, das Schienennetz sei überlastet,<br />

ist sogar als falsch einzustufen.<br />

Richtig ist, dass die DB Netz AG bereits<br />

umfassende Infrastrukturmaßnahmen<br />

zum Ausbau geplant <strong>und</strong> ergriffen hat,<br />

mit denen eine zusätzliche Kapazität<br />

von 50% erreicht wird. Darüber hinaus<br />

können aber auch durch eine „marktgetriebene“,<br />

optimierte Nutzung der<br />

Zugauslastung weitere 50% Steigerung<br />

erzielt werden. Somit ist eine Verdoppelung<br />

der Systemkapazität möglich.<br />

Die hohen Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsmerkmale<br />

der Schiene sind oft nicht bekannt<br />

bzw. transparent <strong>und</strong> werden im<br />

Markt nicht ausreichend kommuniziert.<br />

Die häufig bemängelten Laufzeiten sind<br />

wettbewerbsfähig <strong>und</strong> zuverlässig. Auch<br />

die neuen Angebote für Einzelwagen<br />

<strong>und</strong> Spotverkehre wurden nur wenig<br />

kommuniziert. Die Buchung von Spotverkehren<br />

innerhalb von 24 St<strong>und</strong>en ist<br />

bereits flexibel möglich.<br />

Darstellung von Best Practices<br />

Die beiden detailliert betrachteten Best<br />

Practice-Beispiele aus den Branchen<br />

Chemie (BASF SE, Ludwigshafen) <strong>und</strong><br />

Handel (MIGROS Genossenschafts-<br />

B<strong>und</strong>, Zürich) liefern den Beweis, dass<br />

die wirtschaftliche Nutzung der Schiene<br />

auch bei völlig unterschiedlichen Voraussetzungen<br />

machbar ist. So standen die<br />

Voraussetzungen bei BASF SE mit großen<br />

Volumina (Ganzzüge) auf wenigen<br />

Relationen, besonders schienenaffinen<br />

Gefahrgut-Transporten <strong>und</strong> Nutzung<br />

des Wettbewerbs im völligen Gegensatz<br />

zu den Voraussetzungen bei MIGROS<br />

mit kleineren Volumina (Wagengruppen,<br />

Einzelwagen), relativ weit verzweigter<br />

Netzwerklösung <strong>und</strong> bei weitgehend<br />

fehlendem Wettbewerb in der Schweiz.<br />

Aus beiden Fällen lassen sich jedoch folgende<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für eine erfolgreiche<br />

Nutzung des Schienenverkehrs ableiten:<br />

• Zielsetzung war die Optimierung der<br />

Gesamtlogistik<br />

• Das Verständnis der Anforderungen<br />

der Schiene<br />

• Bereitschaft zur Anpassung interner<br />

Prozesse<br />

• Ein neutraler Vergleich der Verkehrsträger<br />

ohne Vorurteile über die Schiene<br />

• Vergleich aller Prozesse <strong>und</strong> aller Auswirkungen<br />

auf die Supply Chain; kein<br />

reiner Vergleich der Frachtraten Straße/Schiene<br />

Klarheit über die eigene<br />

Position gewinnen<br />

Am Anfang muss Klarheit über die eigene<br />

Position <strong>und</strong> über die möglichen<br />

Vorteile einer Verlagerung der Verkehre<br />

auf die Schiene gewonnen werden. Dies<br />

geschieht zunächst unabhängig von den<br />

infrastrukturellen <strong>und</strong> technologischen<br />

Voraussetzungen für den Schienenverkehr.<br />

Häufig beginnt man bei den Überlegungen<br />

zur Nutzung der Schiene mit<br />

der Prüfung der infrastrukturellen Voraussetzungen.<br />

Dies führt in der Regel<br />

Nahverkehr 2010 35

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