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Nachhaltiges Europa Abschlusspublikation - Global Marshall Plan

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<strong>Nachhaltiges</strong> <strong>Europa</strong><br />

58<br />

wasser mit bis dahin unbekannten Abfallsubstan-<br />

zen, bei denen man häufig zunächst nicht einmal<br />

wusste, dass sie als Nebenprodukte eines industriellen<br />

oder anderen Produktionsprozesses über-<br />

haupt entstanden waren.<br />

• Schließlich sorgte auch ein starker Widerstand<br />

von den potentiell negativ Betroffenen einer<br />

Rechtsänderung zu erheblichen Zeitverzögerungen<br />

bei der adäquaten Anpassung der Rechtsordnung.<br />

Denn solche Änderungen führen in der Regel zu<br />

vergleichsweise hohen Kostensteigerungen bei der<br />

relativ kleinen Gruppe der regulierten Akteure,<br />

während der potentielle Nutzen weit gestreut war<br />

und häufig auch erst sehr viel später anfällt als die<br />

Kosten.<br />

Ausnahmen von diesen Regeln waren somit nur<br />

dann zu erwarten, wenn Katastrophen oder über-<br />

zeugende Katastrophenszenarien die Zweifel an<br />

oder Widerstände gegen Rechts- und Verhaltensänderungen<br />

quasi überrollten. Beispiele waren die<br />

Smogproblematik, die in den späten 60er Jahren<br />

in das Blickfeld der Öffentlichkeit rückte, die<br />

Diskussion über das Waldsterben in den 80er Jahren<br />

oder – in jüngerer Zeit - das Ozonloch und der<br />

globale Klimawandel.<br />

Was sind viel versprechende Lösungsansätze?<br />

Ziel aller viel versprechenden Lösungsansätze<br />

muss sein, Verhaltensänderungen einzuleiten, die<br />

zu weniger die Umwelt gefährdendem Handeln<br />

führen und die eine klare Entkopplung von Wirt-<br />

schaftswachstum und Umweltverschmutzung bewirken.<br />

Um solche Verhaltensänderungen zur Reduzierung<br />

der Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung<br />

zu erreichen, gibt es im Wesentlichen<br />

zwei wirkungsvolle Ansatzpunkte: der eine sind<br />

Informationskampagnen, der andere sind veränderte<br />

rechtliche Rahmenbedingungen.<br />

Informationskampagnen können dann ein wichtiges<br />

Instrument des Umweltschutzes sein, wenn es<br />

lediglich aufgrund eines vorliegenden Informa-<br />

tionsdefizits über die Folgen umweltschädlichen<br />

Handelns zu negativen Umweltauswirkungen<br />

kommt. Durch die zusätzlichen Informationen<br />

können die Auswirkungen dann in das individuelle<br />

Kosten-Nutzen-Kalkül integriert werden (Internalisierung<br />

externer Effekte), und das Verhalten kann<br />

sich dementsprechend ändern. Dieser Mechanis-<br />

mus kann sowohl bei den Umweltverschmutzern<br />

selbst greifen, wie auch bei den Gesetz gebenden<br />

Politikern: Jede Änderung der Rechtsordnung soll-<br />

te auf gesicherten (neuen) Erkenntnissen beruhen,<br />

die eine solche Rechtsänderung nahe legen.<br />

Doch häufig oder sogar fast immer ist es mit auf-<br />

klärenden Informationskampagnen nicht getan.<br />

Denn sie wirken nur dann, wenn das unange-<br />

messene Verhalten auf ein Informationsdefizit zurück<br />

zu führen ist. Ist jedoch das Kosten-Nutzen-<br />

Kalkül verzerrt, liegt die Notwendigkeit einer An-<br />

reizänderung vor: über eine Änderung der Zuordnung<br />

von Eigentumsrechten, mit Strafen bewehrten<br />

Regulierungen oder der Etablierung positiver<br />

und negativer finanzieller Anreize kann in der<br />

Regel recht effektiv auf das Verhalten der Akteure<br />

eingewirkt werden. Dies machen sich die Umweltpolitik<br />

und die Umweltgesetzgebung auf allen<br />

staatlichen Ebenen zunutze.<br />

Instrumente der Umweltpolitik<br />

Ohne in die Details der gegenwärtigen Umwelt-<br />

politik einzugehen, lohnt es sich kurz zu skizzieren,<br />

welche grundlegenden Kategorien von<br />

Instrumenten der Umweltpolitik existieren:<br />

• Da sind zum einen die Regulierungen: Sie<br />

schreiben entweder Grenzwerte für Emissionen<br />

und Immissionen vor, oder definieren zu erreichende<br />

Mindeststandards bei der Umweltqualität<br />

(wie z.B. Luftqualitätsstandards), bei deren Unterschreitung<br />

besondere Maßnahmen getroffen werden.<br />

Alternativ können sie auch Nutzungsbe-<br />

schränkungen (z.B. in Natur- oder Wasserschutzgebieten)<br />

vorsehen, oder aber das Verbot von gefährlichen<br />

Substanzen. Auch das Umwelthaftungs-<br />

recht kann in diesem Licht gesehen werden. Es<br />

bildet aber bereits eine Brücke zur nächsten Kategorie,<br />

den positiven oder negativen finanziellen<br />

Anreizen.<br />

• Finanzielle Anreize (so genannte marktwirtschaftliche<br />

Instrumente wie z.B. Ökosteuern und –<br />

abgaben, Subventionen oder Preisgarantien, z.B.<br />

in Form einer garantierten Einspeisevergütung für<br />

Windenergie) zeichnen sich dadurch aus, dass<br />

zielgerichtetes Verhalten oder der Einsatz umwelt-<br />

freundlicher Technologien zu finanziellen Vorteilen<br />

führen, während nicht zielgerichtetes Verhalten<br />

oder der Einsatz nicht umweltfreundlicher Techno-<br />

logien finanzielle Einbußen zur folge haben.<br />

• Schließlich sind auch Anstrengungen zur Behebung<br />

von Informationsdefiziten ein Kernelement<br />

(europäischer Umweltpolitik), wobei zwei Zielrich-<br />

tungen zu unterscheiden sind: Zum einen gibt es<br />

die Investitionen in Forschung und Entwicklung,<br />

um Zusammenhänge zu erkennen und Lösungs-<br />

möglichkeiten zu entwickeln, so dass der Gesetzgeber<br />

auf adäquat abgesicherter Basis Entscheidungen<br />

treffen kann. Zum anderen gibt es die<br />

Informationskampagnen und Informationsverpflichtungen,<br />

wie z.B. Energielabel bei Haushaltsgeräten,<br />

die Informationslücken – vornehmlich<br />

beim Verbraucher - schließen und damit zu Verhaltensänderungen<br />

anregen sollen. In diesen Bereich

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