Nachhaltiges Europa Abschlusspublikation - Global Marshall Plan
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<strong>Nachhaltiges</strong> <strong>Europa</strong><br />
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wasser mit bis dahin unbekannten Abfallsubstan-<br />
zen, bei denen man häufig zunächst nicht einmal<br />
wusste, dass sie als Nebenprodukte eines industriellen<br />
oder anderen Produktionsprozesses über-<br />
haupt entstanden waren.<br />
• Schließlich sorgte auch ein starker Widerstand<br />
von den potentiell negativ Betroffenen einer<br />
Rechtsänderung zu erheblichen Zeitverzögerungen<br />
bei der adäquaten Anpassung der Rechtsordnung.<br />
Denn solche Änderungen führen in der Regel zu<br />
vergleichsweise hohen Kostensteigerungen bei der<br />
relativ kleinen Gruppe der regulierten Akteure,<br />
während der potentielle Nutzen weit gestreut war<br />
und häufig auch erst sehr viel später anfällt als die<br />
Kosten.<br />
Ausnahmen von diesen Regeln waren somit nur<br />
dann zu erwarten, wenn Katastrophen oder über-<br />
zeugende Katastrophenszenarien die Zweifel an<br />
oder Widerstände gegen Rechts- und Verhaltensänderungen<br />
quasi überrollten. Beispiele waren die<br />
Smogproblematik, die in den späten 60er Jahren<br />
in das Blickfeld der Öffentlichkeit rückte, die<br />
Diskussion über das Waldsterben in den 80er Jahren<br />
oder – in jüngerer Zeit - das Ozonloch und der<br />
globale Klimawandel.<br />
Was sind viel versprechende Lösungsansätze?<br />
Ziel aller viel versprechenden Lösungsansätze<br />
muss sein, Verhaltensänderungen einzuleiten, die<br />
zu weniger die Umwelt gefährdendem Handeln<br />
führen und die eine klare Entkopplung von Wirt-<br />
schaftswachstum und Umweltverschmutzung bewirken.<br />
Um solche Verhaltensänderungen zur Reduzierung<br />
der Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung<br />
zu erreichen, gibt es im Wesentlichen<br />
zwei wirkungsvolle Ansatzpunkte: der eine sind<br />
Informationskampagnen, der andere sind veränderte<br />
rechtliche Rahmenbedingungen.<br />
Informationskampagnen können dann ein wichtiges<br />
Instrument des Umweltschutzes sein, wenn es<br />
lediglich aufgrund eines vorliegenden Informa-<br />
tionsdefizits über die Folgen umweltschädlichen<br />
Handelns zu negativen Umweltauswirkungen<br />
kommt. Durch die zusätzlichen Informationen<br />
können die Auswirkungen dann in das individuelle<br />
Kosten-Nutzen-Kalkül integriert werden (Internalisierung<br />
externer Effekte), und das Verhalten kann<br />
sich dementsprechend ändern. Dieser Mechanis-<br />
mus kann sowohl bei den Umweltverschmutzern<br />
selbst greifen, wie auch bei den Gesetz gebenden<br />
Politikern: Jede Änderung der Rechtsordnung soll-<br />
te auf gesicherten (neuen) Erkenntnissen beruhen,<br />
die eine solche Rechtsänderung nahe legen.<br />
Doch häufig oder sogar fast immer ist es mit auf-<br />
klärenden Informationskampagnen nicht getan.<br />
Denn sie wirken nur dann, wenn das unange-<br />
messene Verhalten auf ein Informationsdefizit zurück<br />
zu führen ist. Ist jedoch das Kosten-Nutzen-<br />
Kalkül verzerrt, liegt die Notwendigkeit einer An-<br />
reizänderung vor: über eine Änderung der Zuordnung<br />
von Eigentumsrechten, mit Strafen bewehrten<br />
Regulierungen oder der Etablierung positiver<br />
und negativer finanzieller Anreize kann in der<br />
Regel recht effektiv auf das Verhalten der Akteure<br />
eingewirkt werden. Dies machen sich die Umweltpolitik<br />
und die Umweltgesetzgebung auf allen<br />
staatlichen Ebenen zunutze.<br />
Instrumente der Umweltpolitik<br />
Ohne in die Details der gegenwärtigen Umwelt-<br />
politik einzugehen, lohnt es sich kurz zu skizzieren,<br />
welche grundlegenden Kategorien von<br />
Instrumenten der Umweltpolitik existieren:<br />
• Da sind zum einen die Regulierungen: Sie<br />
schreiben entweder Grenzwerte für Emissionen<br />
und Immissionen vor, oder definieren zu erreichende<br />
Mindeststandards bei der Umweltqualität<br />
(wie z.B. Luftqualitätsstandards), bei deren Unterschreitung<br />
besondere Maßnahmen getroffen werden.<br />
Alternativ können sie auch Nutzungsbe-<br />
schränkungen (z.B. in Natur- oder Wasserschutzgebieten)<br />
vorsehen, oder aber das Verbot von gefährlichen<br />
Substanzen. Auch das Umwelthaftungs-<br />
recht kann in diesem Licht gesehen werden. Es<br />
bildet aber bereits eine Brücke zur nächsten Kategorie,<br />
den positiven oder negativen finanziellen<br />
Anreizen.<br />
• Finanzielle Anreize (so genannte marktwirtschaftliche<br />
Instrumente wie z.B. Ökosteuern und –<br />
abgaben, Subventionen oder Preisgarantien, z.B.<br />
in Form einer garantierten Einspeisevergütung für<br />
Windenergie) zeichnen sich dadurch aus, dass<br />
zielgerichtetes Verhalten oder der Einsatz umwelt-<br />
freundlicher Technologien zu finanziellen Vorteilen<br />
führen, während nicht zielgerichtetes Verhalten<br />
oder der Einsatz nicht umweltfreundlicher Techno-<br />
logien finanzielle Einbußen zur folge haben.<br />
• Schließlich sind auch Anstrengungen zur Behebung<br />
von Informationsdefiziten ein Kernelement<br />
(europäischer Umweltpolitik), wobei zwei Zielrich-<br />
tungen zu unterscheiden sind: Zum einen gibt es<br />
die Investitionen in Forschung und Entwicklung,<br />
um Zusammenhänge zu erkennen und Lösungs-<br />
möglichkeiten zu entwickeln, so dass der Gesetzgeber<br />
auf adäquat abgesicherter Basis Entscheidungen<br />
treffen kann. Zum anderen gibt es die<br />
Informationskampagnen und Informationsverpflichtungen,<br />
wie z.B. Energielabel bei Haushaltsgeräten,<br />
die Informationslücken – vornehmlich<br />
beim Verbraucher - schließen und damit zu Verhaltensänderungen<br />
anregen sollen. In diesen Bereich