Onlinepublikation - Fachbereich 12 - Universität Bremen
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daher zunächst noch keinen Unterstützungsbedarf formulieren können. Demnach könnte das<br />
Belastungsempfinden hinsichtlich studienbezogener Anforderungen im Bereich der akademischen<br />
Sprache erst in kommenden Semestern ansteigen. Neben diesen zielgruppenspezifischen<br />
Unterstützungsangeboten geht die <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong> mit dem Angebot „Akademische<br />
Mehrsprachigkeit“, das seit WiSe 2011/<strong>12</strong> als Angebot im Rahmen der<br />
Schlüsselqualifikationen/General Studies zu belegen ist, ähnlich wie die <strong>Universität</strong> Bielefeld oder<br />
Regensburg, auch einen anderen Weg der verstärkten Ressourcenorientierung durch Aufwertung der<br />
durch familiäre oder transnationale Sozialisation `mitgebrachten´ Kenntnisse in zentralen Sprachen<br />
großer Studierendengruppen mit Migrationshintergrund (im Fall der <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>: Türkisch,<br />
Russisch und Polnisch). Studierende sollen durch das Angebot angeregt werden, ihre<br />
Familiensprachkenntnisse auf akademischem Niveau auch fachspezifisch zu erweitern und im<br />
Rahmen von inter- und transnationaler Mobilität für sich nutzbar zu machen. Das Angebot ist dabei<br />
nicht an die `ethnische Herkunft´ der Studierenden gebunden, sondern an das Vorliegen<br />
entsprechender Vorkenntnisse in den genannten Sprachen und bildet eine sinnvolle Ergänzung zur<br />
zielgruppenspezifischen Maßnahmen.<br />
3. Qualitative Teilstudie zur Wahrnehmung des Faktors `Migrationshintergrund´ bei<br />
Lehramtsstudierenden im erziehungswissenschaftlichen Schulpraktikum durch Studierende und<br />
Praktikumsbegleitende<br />
3.1 Forschungsgegenstand und -fragestellung<br />
Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses der qualitativen Teilstudie steht die Wahrnehmung des<br />
erziehungswissenschaftlichen Schulpraktikums aus der Perspektive der Lehramtsstudierenden mit und<br />
ohne Migrationshintergrund sowie aus der Sicht praktikumsbegleitender Ausbilderinnen und<br />
Ausbilder. Für die Optimierung der universitären Ausbildung von angehenden Lehrpersonen unter<br />
gesellschaftlichen Migrationsverhältnissen stellt sich insbesondere die Frage, inwieweit Hindernisse<br />
in Phasen studienpraktischer Professionalisierungsprozesse von Lehramtsstudierenden als<br />
bedeutsam erlebt werden und ob und inwiefern dabei der Faktor Migration adressiert wird.<br />
Aus der Perspektive praktikumsbegleitender Professioneller ist dagegen von Interesse, wie sie die<br />
Voraussetzungen von Studierenden unter Bedingungen von Migration einschätzen und beurteilen.<br />
Deutungsmuster zur Bedeutsamkeit des Faktors `Migrationshintergrund´ aus zwei verschiedenen<br />
Perspektiven zum gleichen Gegenstand einzufangen und zu analysieren, sehen wir als sinnvolle<br />
Ergänzung der quantitativen Befunde. Die qualitative Perspektive vermittelt vor allem Einblicke in die<br />
Aspekte der Wahrnehmung von `Migrationshintergrund´, die über eine quantitative<br />
Erhebungskonzeption nicht abgefragt werden können, denn sie unterliegen verfälschenden sozialen<br />
und motivationalen Einflüssen wie „response errors“ sowie „social desirability and impression<br />
management effects“ (vgl. Ganter 1997, S. 8f.). Zudem sind nicht alle Anteile des mit Stereotypen,<br />
Vorurteilen oder rassistischen Klassifikationssystem und Repräsentationen behafteten<br />
Orientierungswissens der Introspektion zugänglich und damit in einer direkten Abfrage möglich,<br />
sondern können nur über die Herausarbeitung latent wirksamer Sinnstrukturen bestimmt werden.<br />
Die Fokussierung der qualitativen Befragung auf die erziehungswissenschaftliche Praktikumsphase<br />
ist in mehrfacher Weise zu begründen. Im Rahmen der Studienverlaufsanalyse ging es darum, nach<br />
der Abkehr von einem Längsschnittdesign, mit dem die Studienzufriedenheit und der<br />
hohe Vorfreude auf das Studium. So antworteten 40,1% der Studierenden mit einem `trifft völlig zu´ und 51,9%<br />
der Studierenden mit einem `trifft eher zu´ auf die Aussage: `Ich bin mir sicher, ein Studium gewählt zu haben,<br />
dass meinen persönlichen Neigungen entspricht´ (vgl. Kauper u.a. 20<strong>12</strong>, S. 70f.).<br />
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