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Onlinepublikation - Fachbereich 12 - Universität Bremen

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Einzelmeinung unter Leitungskräften an Schulen handelt, bestätigen Ergebnisse eines Interviews mit<br />

einer Kopftuch tragenden Lehramtsstudentin, die davon berichtet, mit entsprechend ablehnenden<br />

Deutungsmustern von Professionellen konfrontiert worden zu sein, die sie als mit Demütigungs- und<br />

Ausgrenzungserfahrungen innerhalb der studienpraktischen Phasen an Ausbildungsschulen<br />

beschreibt.<br />

An studieninteressierte junge Erwachsene mit Migrationshintergrund stellt Herr Vogt, der jegliche<br />

Maßnahmen zur besonderen Gewinnung dieser Zielgruppe ablehnt, zwingend zu erfüllende<br />

Anforderungen bzw. selbstverständliche Normalitätserwartungen, wobei Eigenverantwortung,<br />

Handlungsinitiative, Intentionalität und Selbststeuerung für die Gestaltung der eigenen<br />

Bildungsbiographie betont werden. Leistungsstärke und individueller Erfolg in der Bildungsbiographie<br />

erhalten damit einen zentralen Stellenwert als Zugangsvoraussetzungen zum Lehrberuf.<br />

Studieninteressierte/Studierende mit Migrationshintergrund tragen selbst die Verantwortung für die<br />

Bewältigung möglicher bildungsbezogener Schwierigkeiten und damit auch für den Zugang zum<br />

Studium, auch wenn Herr Vogt durchaus migrationsspezifische Problemlagen beim Ü bergang Schule-<br />

Studium von Studieninteressierten/Studierenden mit Migrationshintergrund vermutet und zudem<br />

Benachteiligungen im Bildungssystem dieser Gruppe wahrnimmt. Er identifiziert hier keinen<br />

Handlungsbedarf für sich in der Rolle des Schulleiters wie auch Praktikumsbegleiters.<br />

Ergebnisse der Befragung von Lehramtsstudierenden<br />

Anhand der Darstellung von Ergebnissen aus der qualitativen Einzelinterviews mit<br />

Lehramtsstudierenden mit und ohne Migrationshintergrund kann verdeutlicht werden, inwiefern die<br />

dort identifizierten Einstellungsmuster sich im Erleben der Studierenden wiederspiegeln oder<br />

replizieren. Sie geben damit Einblicke in sehr spezifische pädagogische Professionalisierungsprozesse<br />

im Migrationskontext. Wir stellten im Folgenden solche Erfahrungen aus der Perspektive der<br />

Studierenden vor, die sich potentiell als problematisch für den Professionalisierungsprozess im<br />

Migrationskontext erweisen.<br />

Am Beispiel der Erfahrung mit einer Dozentin im Rahmen einer Sprechstunde zum<br />

erziehungswissenschaftlichen Praktikum kann gezeigt werden, wie im universitären Alltag im<br />

Umgang mit Studierenden mit Migrationshintergrund ausgrenzende Zuweisungen des Fremdseins<br />

produziert werden. Die Lehramtsstudentinnen Aysel und Sibel schildern eine Situation, in der sie sich<br />

mit dem explizit formulierten Wunsch der sie betreuenden Dozentin auseinandersetzten, das Thema<br />

„Anderssein“ zum Gegenstand ihres Praktikumsberichtes zu machen. 18 In der Bezugnahme auf deren<br />

´Anderssein´ verlangt die Dozentin von den Lehramtsstudentinnen mit türkischem<br />

Migrationshintergrund die Thematisierung ihres `Andersseins´ und offenbart damit einen entindividualisierenden<br />

Blick auf die Studentinnen, der sie ausschließlich im Kontext ihrer ´fremden<br />

Herkunft´ sieht, die es im Rahmen des Praktikumsberichtes als (selbst-)kritische Analyse bzw.<br />

Aufarbeitung zu reflektieren gilt. Die Dozentin verlässt hier ihre Rolle als professionelle Beraterin und<br />

18 Auch Discher & Plößer (2010, S. 4) formulieren als wesentlichen Ertrag ihrer qualitativen Untersuchung zur<br />

Erfahrungen von Studierenden mit Migrationshintergrund im Hochschulalltag die Erkenntnis, dass die<br />

„Erfahrung als `Migrationsandere´ angerufen und behandelt“ zu werden und damit zusammenhängende als<br />

prekär erfahrene Zugehörigkeiten, als ein konstitutiver, biografischer Bestandteil innerhalb<br />

außerhochschulischer und hochschulischer Handlungsräume angesehen werden kann. Die Studie konstatiert<br />

vier zentrale Faktoren, durch die eine Anrufung als `Migrationsandere´ erfolgt. Das sind im Einzelnen die<br />

Erfahrung prekärer Mitgliedschaft in studentischen Arbeitsgruppen, die Ansprache als Repräsentantin und<br />

Repräsentant einer anderen Kultur, die Abwertung durch Sprache und schließlich die (Re)Produktion von<br />

Rassismen in Lehr- und Lernsettings (vgl. ebd., S. 6ff.).<br />

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