06.10.2013 Aufrufe

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schloss passen, das auf den Endothelzellen der Blut­<br />

Hirn-Schranke vorhanden ist.<br />

Ist dieser Befund für sich alleine schon spannend<br />

genug, erfährt das Szenario noch eine zusätzliche<br />

Steigerung dadurch, dass die Meningokokken die<br />

Endothelzellen dazu bringen, den Rezeptor erst neu<br />

auszubilden, da er im Normalfall nicht vorhanden<br />

ist. Der Erreger überredet also gewissermaßen den<br />

Wirtsorganismus, die Pforten zu öffnen und dringt<br />

mit den entwendeten Werkzeugen seines Opfers in<br />

die verschlossensten Regionen vor_<br />

Welche molekularen Signale sendet der Erreger an<br />

Forschungsschwerpunkt<br />

die Endothelzelle aus, um sich Einlass zu verschaf­<br />

fen? Mit welchen Veränderungen reagiert die Endo­<br />

thelzelle auf die Signale des Erregers? Wie lässt sie<br />

sich dazu bewegen, Meningokokken zunächst aufzu­<br />

nehmen und diese anschließend durch die Blut-Hirn­<br />

Schranke zu bringen?<br />

Von der Beantwortung dieser Fragen erwarten wir,<br />

dass sich Strategien entwickeln lassen, mit denen<br />

sich die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke durch<br />

Meningokokken verhindern lässt und die in neuen<br />

Behandlungsmöglichkeiten der Meningokokken-Me­<br />

ningitis münden werden_<br />

WIE LISTERlEN IHRE<br />

WIRTSZELLEN BEFALLEN<br />

Werner Goebel und Michael Kuhn, Theodor-Boveri-Institut tür Biowissenscha{ten<br />

Das Bakterium Listeria monocytogenes,<br />

das dem Menschen gefährlich werden kann,<br />

besitzt die Fähigkeit, sich im Inneren von<br />

Zellen zu behaupten. Darum stellt es ein<br />

hervorragendes ModeUsystem dar, wenn man<br />

die Wechselwirkung von krankheitserregen­<br />

den Bakterien mit ihren Wirtszellen erforschen<br />

will.<br />

Am Lehrstuhl für Mikrobiologie wird Listeria mono­<br />

cytogenes schon seit vielen Jahren intensiv unter­<br />

sucht. Im Mittelpunkt unserer im Rahmen des SFB<br />

469 durchgeführten Arbeiten stehen verschiedene<br />

Aspekte der Wechselwirkung dieses Bakteriums mit<br />

menschlichen und tierischen Zellen.<br />

Zu den so genannten fakultativ intrazellulären Bak­<br />

terien, zu denen L. monocytogenes gehört, sind auch<br />

die Verursacher vieler schwerer Erkrankungen zu zäh­<br />

len, darunter Tuberkulose (Mycobacterium tuberculo­<br />

sis), Durchfallerkrankungen (Shigella dysenteriae und<br />

Salmonella enterica) und Lungenentzündungen (Le­<br />

gionella pneumophila). Die durch L. monocytogenes<br />

ausgelösten Erkrankungen sind glücklicherweise re­<br />

lativ selten; sie verlaufen jedoch bei zu später Be­<br />

handlung sehr schwer. Oft kommt es dabei zu töd­<br />

lich endenden Gehirn- oder Gehirnhautentzündungen.<br />

Die wesentlichen Stadien des intrazellulären Infekti­<br />

onsverlaufs von L. monocytogenes - der Einfachheit<br />

halber im folgenden als Listerien bezeichnet - wur-<br />

den in den vergangenen 15 Jahren in mehreren la­<br />

boratorien intensiv untersucht. Dabei wurden auch<br />

bakterielle Gene identifiziert und charakterisiert, die<br />

am Durchlaufen des Infektionszyklus beteiligt sind.<br />

Die Listerien werden von ihren Wirtszellen aufgenom­<br />

men oder führen ihre Aufnahme mit Hilfe spezieller<br />

Oberflächenproteine herbei, den so genannten Inter­<br />

nalinen_ Nach der Aufnahme sind die Bakterien zu­<br />

nächst noch von einer Membran umschlossen, aus<br />

der sie sich dann mit Hilfe eines porenbildenden<br />

Toxins (Listeriolysin) und eines Enzyms (einer Phos­<br />

pholipase) befreien. Sie dringen in das Cytosol der<br />

Zelle vor und vermehren sich dort intensiv (Abb. 1A).<br />

Sobald sich die Listerien intrazellulär vermehren,<br />

bringt eines ihrer Oberflächen proteine (ActA) zellulä­<br />

re Proteine dazu, wirtszelleigene Aktinfilamente zu<br />

bilden. Dabei handelt es sich gewissermaßen um<br />

Fäden, die aus vielen identischen Proteinunterein­<br />

heiten bestehen, durch deren ständige Neubildung<br />

sich die Bakterien einerseits innerhalb der Zelle be­<br />

wegen. Andererseits können die Listerien mit diesen<br />

Aktinfilamenten fingerförmige Ausstülpungen der<br />

Zellmembran erzeugen und über diese in die Nach­<br />

barzellen eindringen, indem diese Ausstülpungen mit<br />

den darin enthaltenen Listerien von den Nachbarzel­<br />

len aufgenommen werden. Nach der Auflösung der<br />

doppelten Membranhülle können sich die Bakterien<br />

dann erneut in der Zelle vermehren und bewegen.<br />

Auf diese Weise gelingt es ihnen, sich im Gewebe<br />

33 BLICK

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!