Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Forschungsschwerpunkt<br />
EIN CHEMOKIN HILFT BEI DER<br />
ZERSTÖRUNG VON LEISHMANIEN<br />
Heidrun Moll, Institut für Molekulare Infektionsbiologie<br />
Die Sonne über Spanien oder Griechenland<br />
kann heiß sein - aber wer denkt beim Urlaub<br />
in südeuropäischen ländern schon an Tropen<br />
krankheiten? Die Erreger der leishmaniose<br />
fühlen sich allerdings auch im europäischen<br />
Mittelmeerraum wohl. Diese Krankheit wird<br />
von Sandmücken übertragen und je nach<br />
Ausprägung auch Orientbeule oder Kala-Azar<br />
genannt.<br />
Leishmanien sind einzellige Parasiten und veru rsa<br />
chen, je nach Art der Erreger, verschiedene Krank<br />
heitsbilder: Die Orientbeule beschränkt sich auf die<br />
Haut, während der Krankheitstyp namens Kala-Azar<br />
innere Organe befällt und unbehandelt meist zum<br />
Tode führt.<br />
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation<br />
leiden in fast 90 Ländern insgesamt 12 bis 15 Millio<br />
nen Menschen an einer Leishmaniose. Der täglichen<br />
Gefah r einer Infektion sind 350 Millionen Menschen<br />
in Teilen Asiens, in Afrika, Mittel- und Südamerika<br />
sowie rund ums Mittelmeer ausgesetzt.<br />
leishmanien unterlaufen das Immunsystem<br />
Die Parasiten haben einen raffinierten Weg gefun<br />
den, um das meist so schlagkräftige Immunsystem<br />
des Menschen zu unterlaufen. Ihr Überlebenstrick ist<br />
es, sich von den Wächtern der Immunabwehr, den<br />
so genannten Makrophagen, die ständig im Blutstrom<br />
und im Gewebe patrouillieren, aufnehmen zu lassen.<br />
Während die meisten anderen Infektionserreger in den<br />
Makrophagen zerkleinert und verdaut werden, kön<br />
nen die Leishmanien dort überleben und sich sogar<br />
munter vermehren. Nur mit Hilfe spezieller Aktivierungs<br />
moleküle gelingt es den Makrophagen, die Fremdlin<br />
ge doch noch unschädlich zu machen. Interferon-gam<br />
ma nennt sich einer dieser nützlichen Stoffe. Er regt<br />
die Makrophagen zur Produktion von Sauerstoffradi<br />
kalen und aggressiven Stickstoffverbindungen an, um<br />
die Parasiten in ihrem Inneren abzutöten.<br />
Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass sich<br />
die antiparasitäre Wirkung von Interferon-gamma<br />
durch einen anderen Botenstoffverstärken lässt. Die<br />
ser gehört einer Familie von Kommunikations-<br />
proteinen an, den Chemokinen, die eine anlockende<br />
Wirkung auf die Wächter des Immunsystems haben:<br />
Das Chemokin MCP-1 (Monozyten-chemoattraktives<br />
Protein 1) bewirkt, dass Makrophagen in infiziertes<br />
und entzündetes Gewebe einwandern.<br />
Nun zeigte sich aber, dass das Wirkungsspektrum<br />
von MCP-1 nicht auf diesen Prozess beschränkt ist,<br />
sondern auch die Aktivierung von Zielzellen umfasst:<br />
Das Chemokin hilft den Makrophagen bei der Zer<br />
störung von Leishmanien in ihrem Zellinneren und<br />
fördert somit die Abheilung der Infektion.<br />
49 BLICK<br />
MCP-1 führt zur Reduktion der Parasiten last<br />
Ein optimaler Effekt lässt sich durch die Kombinati<br />
on von MCP-1 und Interferon-gamma erzielen. Dann<br />
sind auch so kleine Mengen der beiden Stoffe aus<br />
reichend, die alleine genommen gar keine oder nur<br />
eine unvollständige Aktivität der Makrophagen ge<br />
gen die Parasiten vermitteln würden.<br />
Ohne die Hilfe des<br />
Aktivierungsmoleküls MCP-l<br />
können sich Leishmanien in<br />
befallenen Makrophagen<br />
ungehindert vermehren:<br />
Links sind die Erreger als<br />
kleine rote Punkte in den<br />
grün gefärbten Zellen<br />
erkennbar. Nach einer<br />
Behandlung mit MCP-l<br />
(rechts) kommt es zur<br />
Zerstörung der Parasiten.<br />
Aufnahmen: Steigerwald;Moll