Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
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BLICK 36 Forschungsschwerpunkt<br />
higkeit, an Epithelzellen und Endothelzellen zu bin<br />
den und in diese Zellen aktiv einzudringen, führte zu<br />
dem interessanten Befund, dass InlB ein Invasin<br />
darstellt, das offensichtlich ohne Beteiligung ande<br />
rer Internaline die Aufnahme von Listerien durch die<br />
se Wirtszellen vermitteln kann. Andererseits scheint<br />
InlB kaum in der Lage zu sein, Bindung an diese<br />
Wirtszellen zu bewirken; dieser für die nachfolgende<br />
Aufnahme der Bakterien notwendige Vorgang scheint<br />
von anderen Iisteriellen Faktoren vermittelt zu wer<br />
den, die bisher noch unbekannt sind.<br />
Im Gegensatz dazu kann InlA als Adhäsin wirken,<br />
d.h. die Bindung von Listerien an die genannten<br />
Wirtszellen vermitteln. Es ist aber allein nicht in der<br />
Lage, eine effiziente Aufnahme der Bakterien einzu<br />
leiten. Dazu bedarf es vielmehr der Unterstützung<br />
durch weitere Internaline: Diese unterstützende Wir<br />
kung kann entweder durch InlB oder durch das Zu<br />
sammenwirken mehrerer anderer Internaline erfolgen.<br />
Es ist anzunehmen, dass entweder InlB alleine oder<br />
ein Komplex aus mehreren Internalinen nach der Bin<br />
dung an die Oberfläche der Wirtszellen Signale in<br />
diesen auslöst, durch die der Aufnahmevorgang letzt<br />
lich eingeleitet wird der mit einer massiven Umlage<br />
rung des Cytoskeletts der Wirtszelle einhergeht.<br />
Replikation von Bakterien im Cytosol von<br />
Säugerzellen<br />
Intrazelluläre Bakterien vermehren sich im allgemei<br />
nen in vielen verschiedenen Zelltypen eines infizier<br />
ten Makroorganismus, nachdem sie von diesen auf<br />
genommen wurden. Viele dieser Bakterien vermeh<br />
ren sich innerhalb der Wirtszellen in Membran-um<br />
gebenen Vakuolen, die durch verschiedenartige Ver<br />
änderungen der ursprünglichen Membranvesikel ent<br />
standen sind. Eine deutlich kleinere Anzahl intrazel<br />
lulärer Bakterien gelangt dagegen durch Zerstörung<br />
der sie umgebenden Membran in das Cytosol der<br />
Wirtszellen und kann sich dort sehr effizient vermeh<br />
ren.<br />
Um die Voraussetzungen besser verstehen zu lernen,<br />
die intrazelluläre Bakterien besitzen müssen, um sich<br />
im Cytosol von Wirtszellen zu vermehren, haben wir<br />
eine Mikroinjektionstechnik entwickelt, wobei wir mit<br />
sehr dünnen Glasnadeln die Zellen anstechen und<br />
dann einzelne Bakterien direkt in das Cytosol von<br />
Epithelzellen einspritzen können. Unsere Ergebnisse<br />
zeigen, dass nur wenige Bakterien die Fähigkeit be<br />
sitzen das Cytosol als Nährstoffquelle für die eigene<br />
Vermehrung zu nutzen.<br />
Am Beispiel der Listerien haben wir begonnen, nach<br />
den bakteriellen Faktoren zu suchen, welche die Fä<br />
higkeit zur cytosolischen Vermehrung vermitteln.<br />
Dabei zeigte sich, dass eine Mutante, die den oben<br />
ausführlich besprochenen zentralen Regulator für die<br />
listeriellen Virulenzgene nicht mehr besitzt, kaum noch<br />
in der Lage ist, sich im Cytosol von Zellen zu ver<br />
mehren. Überraschenderweise beeinflusst ein Aus<br />
fall der bekannten und durch PrfA regulierten Viru<br />
lenzgene die Vermehrungsfähigkeit der Listerien nur<br />
in geringen Umfang. Dagegen führt das Ausschalten<br />
eines von uns kürzlich identifizierten listeriellen Gens,<br />
das für ein Protein codiert, welches den Transport<br />
von phosphorylierten Zuckern in die Bakterienzelle<br />
vermittelt, zu einer erheblichen Verminderung der<br />
cytosolischen Vermehrung. Dieses Gen wird eben<br />
falls von dem genannten Regulationsprotein PrfA in<br />
seiner Expression gesteuert und vor allem während<br />
der späten bakteriellen Vermehrung im Cytosol stark<br />
induziert. In dieser Wachstumsphase steht von Sei<br />
ten der Wirtszelle vermutlich kein freier Traubenzu<br />
cker (Glucose) als Kohlenstoffquelle mehr zur Verfü<br />
gung, so dass die Bakterien auf den Abbau von Spei<br />
cherstoffen der Wirtszelle, wie Glycogen, angewie<br />
sen sind. Der Abbau von Glycogen liefert Glucose<br />
phosphat, das von dem Transporter aufgenommen<br />
und von der Bakterienzelle als Kohlenstoffquelle ver<br />
wertet werden kann. In der Tat führt die Hemmung<br />
des Glycogenabbaus in Epithelzellen zu einer erheb<br />
lich verringerten Vermehrung der Listerien im Cyto<br />
sol der Wirtszellen. Mit diesem Befund konnten wir<br />
eine erste spezifische physiologische Leistung von<br />
Bakterien aufklären, die für ihre Vermehrung im Cy<br />
tosol von Säugerzellen erforderlich ist.<br />
Im Rahmen des Teilprojekts B5 (Michael Kuhn) wer<br />
den vorwiegend zelluläre Proteine und ihre Rolle<br />
während der Infektion untersucht, die mit dem schon<br />
genannten Iisteriellen Oberflächenprotein ActA inter<br />
agieren.<br />
Die Bedeutung der zellulären Proteine<br />
LaXp180 und Stathmin<br />
Eines dieser jüngst mit Hilfe eines genetischen Sy<br />
stems identifizierten und an ActA-bindenden Protei<br />
ne trägt die kryptische Bezeichnung LaXp180. Die<br />
sem Protein, das eine gewisse Ähnlichkeit zu mensch<br />
lichen Autoantigenen besitzt, konnte bisher keine<br />
zelluläre Funktion zugeordnet werden, was unsere<br />
Untersuchungen zu seiner Bedeutung im Infektions<br />
verlauf von Listerien erschwert. LaXp180 ist ein gro-