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Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

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BLICK 78<br />

Weltweit erkranken jedes<br />

Jahr etwa 50 Millionen<br />

Menschen an den Folgen<br />

einer Infektion mit Amöben.<br />

Diese Erreger (Entamoeba<br />

histolytica), die im Dickdarm<br />

des Menschen parasitieren,<br />

rufen die als Amöbenruhr<br />

bekannte Durchfallerkran­<br />

kung hervor. Wenn die<br />

Amöben aus dem Darm ins<br />

Gewebe einwandern,<br />

können sie dort erhebliche<br />

Zerstörungen anrichten.<br />

Aus der Forschung<br />

A M ÖBEN TÖTEN MIT<br />

KILLERPROTEINEN<br />

Die krankheitserregenden Amöben sind<br />

einmal als die potentesten "Killerzellen" der<br />

Natur bezeichnet worden: Sie können jede Art<br />

von Wirtszellen, sogar die Abwehrzellen des<br />

Immunsystems, innerhalb von Minuten töten.<br />

Das schaffen die Amöben offenbar mit Hilfe speziel­<br />

ler Proteine, wie die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Mat­<br />

thias Leippe, die seit Mai 2001 am Zentrum für Infek­<br />

tionsforschung der <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong> tätig ist,<br />

herausgefunden hat.<br />

Weltweit erkranken jedes Jahr etwa 50 Millionen<br />

Menschen an den Folgen einer Infektion mit Amö­<br />

ben. Diese Erreger (Entamoeba histolytica), die im<br />

Dickdarm des Menschen parasitieren, rufen die als<br />

Amöbenruhr bekannte Durchfallerkrankung hervor.<br />

Wenn die Amöben aus dem Darm ins Gewebe ein­<br />

wandern, können sie dort erhebliche Zerstörungen<br />

anrichten . Lebensbedrohlich wird die Situation, wenn<br />

die Parasiten mit dem Blutstrom in andere Organe,<br />

vor allem die Leber, geschwemmt werden und dort<br />

Abszesse hervorrufen_<br />

Für diese unschönen Eigenschaften sind zumindest<br />

zum Teil spezielle Waffen der Amöben verantwort­<br />

lich: Es handelt sich um eine Gruppe von porenbil­<br />

denden Proteinen, die als Amoebapores bezeichnet<br />

werden . Werden Amöben so manipuliert, dass sie<br />

deutlich weniger von diesen Proteinen bilden konn­<br />

ten, so ist ihre zellzerstörende Aktivität drastisch re­<br />

duziert. Im Tiermodell ist ihre Fähigkeit zur Ausbil­<br />

dung von Leberabszessen dann außerdem nahezu<br />

aufgehoben.<br />

Wie funktionieren porenbildende Proteine im allge­<br />

meinen? "Sie binden an die Zellmembran, dringen in<br />

sie ein, lagern sich dann meist zusammen und bil­<br />

den regelrecht Löcher aus, die nicht selten mit dem<br />

Elektronenmikroskop sichtbar gemacht werden kön­<br />

nen", so Prof. Leippe. Durch diese Löcher werden<br />

die Bedingungen im Zellinneren völlig verändert.<br />

Wenn die Zelle diese Schäden nicht schnell reparie­<br />

ren kann, dann stirbt sie.<br />

Prof. Leippe und seine Mitarbeiter haben bislang drei<br />

Amoebapores isoliert und molekular charakterisiert.<br />

Außerdem haben sie ein Modell erstellt, das zeigt,<br />

wie diese Proteine eine Membran perforieren. Die<br />

Amoebapores sind bisher die einzigen poren bilden·<br />

den Proteine eines Parasiten, die auf molekularer<br />

Ebene charakterisiert wurden.<br />

Solche "Killerproteine" wurden aber bereits bei vie­<br />

len anderen Organismen gefunden, von Bakterien<br />

über Pilze bis zu den Säugetieren. Sogar das Im­<br />

munsystem des Menschen tötet fremde und virusin­<br />

fizierte Zellen unter anderem nach eben diesem Prin­<br />

zip. Bestimmte antimikrobielle und zellzerstörende<br />

Proteine, die unlängst in den Abwehrzellen von Säu­<br />

gern entdeckt wurden, sind sogar sehr ähnlich ge­<br />

baut wie die Amoebapores.<br />

Es sei durchaus denkbar, dass es sich bei den po­<br />

ren bildenden Proteinen der Amöbe um die archai­<br />

schen Vorfahren einiger Proteine handelt, die im Im­<br />

munsystem der höher entwickelten Tiere und des<br />

Menschen auftreten, so Matthias Leippe. Die For­<br />

schung des <strong>Würzburg</strong>er Professors wird unter ande­<br />

rem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ge­<br />

fördert.<br />

Ein Stoff, der<br />

Nebennierenkrebs<br />

wachsen lässt?<br />

Einen Stoff, der bei der Entstehung von<br />

Nebennierenkrebs möglicherweise eine Rolle<br />

spielt, haben Mediziner von der Uni <strong>Würzburg</strong><br />

gefunden. Sollte sich ihre Vermutung bewahr­<br />

heiten, dann eröffnen sich neue Therapiemög­<br />

lichkeiten, die sich laut Prof. Dr. Bruno Allolio<br />

unmittelbar umsetzen lassen.<br />

Fast eine Million Bundesbürger tragen einen Neben­<br />

nierentumor im Körper. Die meisten dieser Geschwul­<br />

ste sind klein und gutartig. Einige sondern aber ver­<br />

mehrt Stress- oder Steroidhormone ab, bringen so<br />

den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht und<br />

bedrohen dadurch die Patienten. Nur in seltenen<br />

Fällen entwickeln sich bösartige Tumoren, die schwie­<br />

rig zu behandeln sind.

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