Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
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BLICK 50 Forschungsschwerpunkt<br />
Abb. 1: Staphylokokken<br />
Biofilm auf einem<br />
Kunststoffkatheter. Man<br />
erkennt deutlich die runden<br />
Bakterienzellen, die sich in<br />
eine amorphe Schleimsub<br />
stanz eingehüllt haben.<br />
Rasterelektronenmikroskopi·<br />
sche Aufnahme: Merkert<br />
STAPHYLOKOKKEN: ERFOLGREICH<br />
DURCH SPRINGENDE GENE?<br />
Wilma liebuhr, Institut für Molekulare Infektionsbiologie<br />
Die Haut jedes gesunden Men<br />
schen ist mit einem Schutzschild<br />
aus Bakterien besiedelt, der das<br />
Eindringen gefährlicher, krankma<br />
chender Mikroorganismen verhin<br />
dert. Staphylokokken bilden<br />
einen wichtigen Teil dieser<br />
natürlichen Barriere. In den<br />
vergangenen Jahrzehnten jedoch<br />
haben diese ehemals harmlosen<br />
Bakterien eine erstaunliche<br />
Wandlung erfahren.<br />
Staphylokokken sind heute die häufig<br />
ste Ursache von im Krankenhaus erwor<br />
benen Infektionen. Besonders abwehrgeschwächte<br />
Patienten und Träger von medizinischen Implantaten<br />
Cz. B. Kathetersysteme oder Gelenkersatz) sind durch<br />
Infektionen mit Staphylokokken gefährdet. Das Pro<br />
blem wird durch eine zunehmende Resistenz dieser<br />
Bakterien gegen zahlreiche Antibiotika verschärft. Wir<br />
stellen uns im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />
479 die Frage, wie sich krankmachende Staphylo·<br />
kokken entwickelt haben und ob es Kriterien gibt,<br />
an hand derer man nützliche Hautbe·<br />
siedler und gefährliche Krankheitserre·<br />
ger unterscheiden kann.<br />
Staphylokokken verschanzen<br />
sich in Biofilmen<br />
Eine wichtige Ursache für die Etablie<br />
rung von Staphylokokken in Kranken·<br />
häusern ist ihre Fähigkeit, auf Kunst·<br />
Abb. 3: Typisches stoff· und Metalloberflächen zu haften und dort so<br />
Wachstumsverhalten eines genannte Biofilme zu bilden. Diese Biofilme beste·<br />
aus Patienten isolierten hen aus den Bakterien selbst und aus einer äußeren<br />
Staphylokokken-Stammes auf Kohlenhydrat·Schicht, der Polysaccharid matrix, in die<br />
einem Spezialnährboden. Die sich die Staphylokokken einhüllen. Die Matrix wirkt<br />
unterschiedliche Farbe der wie ein Klebstoff, der die Bakterien untereinander<br />
einzelnen Kolonien ist auf die verbindet und sie gleichzeitig vor widrigen Umwelt·<br />
Positionsveränderung eines einflüssen wie Antibiotika oder Desinfektionsmitteln<br />
IS·Elementes im Erbgut der schützt CAbb. 1 und Abb. 3)·<br />
Bakterien zurückzuführen. Wir konnten zeigen, dass die genetische Informati·<br />
Bild: Merkert on, die für die Bildung eines Biofilms nötig ist, we·<br />
sentlich häufiger in Staphylokokken aus Infektionen<br />
vorkommt als in Stämmen, die von der Haut gesun·<br />
der Menschen gewonnen wurden.<br />
Darüber hinaus unterliegt die Biofilmbildung einer<br />
außerordentlichen Variabilität: Staphylokokken kön·<br />
nen die Synthese der Polysaccharidmatrix sehr schnell<br />
an· und wieder abschalten. Das führt vermutlich zur<br />
Ablösung von Bakterien aus dem Biofilm und zur<br />
anschließenden Besiedlung neuer Oberflächen. Eine<br />
genetische Ursache hierfür ist eine so genannte In<br />
sertionssequenz der Bakterien, welche die für die<br />
Biofilmsynthese nötigen Gene abwechselnd aktiviert<br />
und inaktiviert.<br />
Änderung des Erbguts durch springende Gene<br />
Insertionssequenzen sind kleine, autonome DNA·Ele·<br />
mente, die in der Erbinformation nahezu aller Lebe·<br />
wesen gefunden wurden. Sie werden auch als IS<br />
Elemente oder springende Gene bezeichnet und kön<br />
nen sich auf DNA·Molekülen frei bewegen. In der<br />
Regel enthalten sie nur die genetische Information,<br />
die für ihre eigene Mobilität notwendig ist.<br />
Es war lange Zeit unklar, welche Rolle IS-Elemente<br />
im Erbgut von Organismen spielen. Heute nimmt man<br />
an, dass sie eine große Bedeutung für die Neu· und<br />
Umorganisation der genetischen Information und<br />
damit für die Evolution haben. IS-Elemente können<br />
beispielsweise Mutationen hervorrufen oder auch<br />
Gene aktivieren. Außerdem können sie den Verlust<br />
oder die Übertragung von genetischem Material ver·<br />
ursachen.<br />
Flexibel: Staphylokokken<br />
aus Infektionsherden<br />
Unsere Daten zeigen, dass IS·Elemente offenbar auch<br />
an der Entwicklung biofilmbildender, multiresisten·<br />
ter Staphylokokken beteiligt sind. So besitzen Sta·<br />
phylokokken aus Infektionsherden ein sehr flexibles<br />
Erbgut: Bereits nach wenigen Zellteilungen können<br />
aus einer einzigen Zelle Nachkommen hervorgehen,<br />
die sich erheblich von der ursprünglichen Elternzelle<br />
unterscheiden CAbb. 2).<br />
In den Tochterzellen sind dabei regelmäßig Positi·<br />
onsveränderungen bestimmter IS·Elemente zu beob-