Grundlagen der elementanalytischen Sternspektroskopie - FG ...
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Im Jahre 1918 führten Studien <strong>der</strong> Emissionsspektren von kosmischen Nebeln zu <strong>der</strong><br />
Entdeckung bisher unbekannter Spektrallinien. Diese konnten nicht in Laborversuchen<br />
reproduziert werden, weshalb man annahm, dass die fragwürdigen Linien von einem bisher<br />
nicht entdeckten Element stammen könnten. Das Element taufte man auf den Namen<br />
Nebulium. Beson<strong>der</strong>s zwei <strong>der</strong> Linien waren aufgrund ihrer ausgeprägten Stärke auffallend.<br />
Zehn Jahre später fand Ira Bowen (1898-1973) die wahre Erklärung für ihr Auftreten. Sie<br />
erkannte, dass die Gasdichte in Emissionsnebeln so gering ist, dass sich Atome und Ionen dort<br />
zwischen 10 und 10000s ungestört im Raum bewegen können, bevor ein Zusammenstoß mit<br />
einem an<strong>der</strong>en Teilchen erfolgt. Das verschafft Elektronen in Atomen und Ionen genug Zeit,<br />
um von metastabilen Energiezuständen durch sog. verbotene Übergänge in den Grundzustand<br />
zurückzufallen. Wie gelangt ein Elektron in einen metastabilen Zustand? Die Elektronen, die<br />
bei <strong>der</strong> Ionisation von Wasserstoff frei werden, können durch Stöße Elektronen in an<strong>der</strong>en<br />
Atomen in höhere Energieniveaus anheben. Das geschieht zum Beispiel bei Elektronen des<br />
zweifach ionisierten Sauerstoffs OIII. Seine Elektronenkonfiguration lautet im Grundzustand<br />
1s²2s²2p². Der Grundzustand ist bereits ein Triplettzustand. Trifft nun ein freies Elektron auf<br />
ein Elektron im Grundzustand des OIII findet eine Impulsübertragung statt. Das freie Elektron<br />
verliert Energie, während das Elektron im Grundzustand in ein an<strong>der</strong>es Niveau angehoben<br />
wird. Das ist kein Absorptionsprozess bei dem Photonen zur Anregung genutzt werden. Bei<br />
dieser Anregung spielen die Auswahlregeln zunächst eine untergeordnete Rolle, da sie<br />
ausschließlich durch Stoß erfolgte. Das Elektron im Grundzustand wurde nun z.B. auf das 3d-<br />
Orbital angehoben. Dies ist ein metastabiler Zustand, denn das Elektron kann ohne<br />
Verletzung <strong>der</strong> Auswahlregel Δl = ±1 den Zustand nicht mehr verlassen. Außer durch Stoß<br />
mit einem an<strong>der</strong>en Teilchen können Elektronen auch durch die Rekombinationskaskade in<br />
metastabile Zustände geraten. In diesen verweilt das Elektron 10-100s, bevor es in einen<br />
tieferen Zustand fällt. Bei einem normalen Übergang liegt die Verweildauer im angeregten<br />
Zustand bei 10 -8 s. Im Fall von OIII kann das Elektron im metastabilen Zustand in die zwei<br />
energiehöchsten Niveaus des Grundzustandes zurückfallen und emittiert dabei zwei Linien im<br />
grünen Licht bei 500,7 und 495,9nm. Im Labor kann man verbotene Linien nicht nachweisen,<br />
denn wir können technisch die geringe Teilchendichte, die notwendig wäre, nicht erzeugen. In<br />
dichterem Gas würden die Elektronen in den metastabilen Zuständen durch Stöße abgeregt<br />
und nicht über die wesentlich unwahrscheinlicheren verbotenen Übergänge. Die Tatsache,<br />
dass solche Übergänge möglich sind und beobachtet werden, schließt ein Verbot direkt aus,<br />
jedoch ergibt sich aus <strong>der</strong> Schrödingergleichung eine milliardenfach höhere<br />
Wahrscheinlichkeit für erlaubte Übergänge. Verbotene erkennt man in spektroskopischen<br />
Schriften an eckigen Klammern. Korrekterweise muss man für die beiden Übergänge vom d-<br />
Orbital folgende Notationen anwenden: