Soziales Verhalten als Inszenierung unbewusster Strukturen

Schulleiter kann nicht wissen, was das Kollegium wirklich meint.
Interpretation: Die disaffiliativen Interaktionen sind nicht unbedingt reziprok.
Während die Beraterin dem Schulleiter und der Planungsgruppe gegenüber
am ehesten negativ eingestellt ist, verhalten sich diese umgekehrt wenig
bzw. gar nicht feindlich. Und während die Beraterin die ganze Gruppe fast
gar nicht unfreundlich behandelt (1,4 %), sind diese ihr gegenüber deutlich
aggressiver (24 %). Auch sind Untergruppen und einzelne Lehrerinnen und
Lehrer der Beraterin gegenüber deutlich negativer eingestellt als umgekehrt.
Hier zeigt sich die Ambivalenz des Kollegiums, das entsprechend den
Merkmalen einer großen Gruppe agiert und reagiert. Die Kolleginnen und
Kollegen sind der Beraterin gegenüber misstrauisch und rekurrieren auf
Subgruppen und Einzelpersonen, um diese Feindseligkeiten auszuagieren.
Die Beraterin scheint mit dem Kollegium teilidentifiziert, auch in ihrer Kritik
am Schulleiter; während die Leitungspersonen und die Planungsgruppe mit
der Beraterin teilidentifiziert sind.
Die Einzelbeispiele komplex kodierter Gedankeneinheiten zeigen, wie
ambivalente Botschaften mit „double bind“ Charakter genutzt werden, um
Ärger und Kränkungen Ausdruck zu geben, aber auch um Macht auszuüben.
Sie geben insgesamt einen Eindruck von der Komplexität der
Beziehungsgestaltung im Beratungsprozess.
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