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Soziales Verhalten als Inszenierung unbewusster Strukturen

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Cluster = 1.5; X = Lehrerin KW4; Y = Alle Anwesenden; Fokus<br />

= transitiv; Cluster = 1.5; X = Lehrerin KW13; Y = Alle<br />

Anwesenden; Fokus = transitiv; Cluster = 1.5; (multiple<br />

Kodierung)<br />

Neben der Sekretärin und dem Hausmeister sind es Lehrer KM3, Lehrerin<br />

KW4 und Lehrerin KW13, die den Schulleiter unterstützen und alle<br />

Anwesenden kontrollieren. Die professionelle und individuelle Autonomie der<br />

Ratsuchenden ist hier aufgegeben zugunsten eines Großgruppenkonstrukts,<br />

demzufolge Macht und Stärke an Personen delegiert und akzeptiert werden,<br />

die formal wenig Macht haben.<br />

Interpretation: Die direktiven Interaktionen der Beraterin basieren zum einen<br />

auf den Anforderungen an die Moderation einer Großen Gruppe. Die<br />

Beraterin hat die Aufgabe, die Kräfte, die unkontrolliert dazu tendieren,<br />

desintegrative Interaktionsformen und den Zerfall der Gruppe zu<br />

begünstigen, einzudämmen (vgl. Kap. 3.2, Kap. 3.3, Kap. 3.4, Kap. 3.5). Sie<br />

sind aber auch Ausdruck einer Reinszenierung der Schulkultur, in der Macht<br />

auch aufgrund von Struktur und Funktion ausgeübt wird und der Ablauf der<br />

Kommunikation den hierarchischen Aufbau von oben nach unten spiegelt<br />

(vgl. Kap 2.3.2, Kap. 2.3.3). Dies zeigt sich auch in den direktiven<br />

Interaktionen von Personen, die zwar in der Schulhierarchie, nicht aber im<br />

„workshop“ Leitungsfunktionen haben. Die jeweiligen Adressaten reagieren –<br />

mit Ausnahme eines geschlechtsspezifischen Aspektes des sozialen<br />

<strong>Verhalten</strong>s – relativ wenig angepasst auf die autonomieeinschränkenden und<br />

strukturierenden Interventionen, was ebenfalls <strong>als</strong> ein Ausdruck der<br />

Schulkultur in ihrer Zwitterposition zwischen Bürokratie und sozialer<br />

Organisation verstanden werden kann.<br />

Die autonomieeinschränkenden Interaktionen der Ratsuchenden<br />

untereinander bieten Einblicke in die Art, wie informell Macht an der Ana – F.<br />

- Schule ausgeübt wird. Die Beispiele haben gezeigt, dass der Schulleiter<br />

immer wieder die Verantwortung für sein Handeln <strong>als</strong> Leiter ablehnt. In dieser<br />

Situation finden sich Gruppenmitglieder mit sehr unterschiedlichem<br />

institutionellen Status, die willens sind zur Machtausübung, und die so zur<br />

Klärung der Schulkultur an der Ana – F. – Schule beitragen.<br />

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