ZGR Nr. 19-20/2001 - Partea II
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Patrick Süskinds "Parfum" in rumänischer Übertragung<br />
dacht, gefühlt zuschreibt, im Unterschied<br />
zum eigentlichen Autortext. 2 Die Personensprache,<br />
oft in der direkten Rede aktualisiert,<br />
hat die Funktion, die Redeweise der Personen<br />
zu charakterisieren und dadurch Rückschlüsse<br />
auf deren Wesen zuzulassen.<br />
Grenouille zuckte zum ersten Mal nicht<br />
meht zurück. "Aber sie sind doch alle da, die<br />
man braucht, die Grüche, sind doch alle da,<br />
in diesem Raum" sagte er und deutete wieder<br />
ins Dunkle. "Rosenöl da! Orangenblüte da!<br />
Nelke da! Rosmarin da ...!" (S. 98)<br />
Autorsprache und Personensprache können<br />
bei bestimmten Formen der Rededarstellung<br />
und der Reflexionsdarstellung teilweise<br />
verschmelzen. Zu gemeinsamen Stilmerkmalen<br />
der Redeweise kommt es entweder<br />
durch partielle Identität der<br />
Perspektive von Autor und Person oder in<br />
der erlebten Rede bzw. in der erlebten<br />
Reflexion. Der Autor identifiziert sich stark<br />
mit der Person und zwingt auch den Leser<br />
suggestiv zu einer Betrachtung aus dieser<br />
Perspektive. 3 Der vorliegende Beitrag wird<br />
auf die Übersetzung der Stilmerkmale Autor-<br />
Personen-Sprache nicht näher eingehen,<br />
sondern nur einen Textausschnitt in<br />
deutscher Sprache als Beispiel liefern.<br />
Er, Jean-Baptiste Grenouille, geboren<br />
ohne Geruch, am stinkendsten Ort der Welt,<br />
stammend aus Abfall, Kot und Verwesung,<br />
aufgewachsen ohne Liebe, lebend ohne warme<br />
menschliche Seele, einzig aus Widerborstigkeit<br />
und der Kraft der Ekels, klein,<br />
gebuckelt, hinkend, hässlich, gemieden, ein<br />
Scheusal innen wie außen - er hatte es erreicht,<br />
sich von der Welt beliebt zu machen.<br />
Was heißt beliebt! Verehrt! Vergöttert! (S.<br />
304)<br />
Die normative Konnotation der Wörter<br />
ist im Rahmen dieser Betrachtung von Bedeutung.<br />
Darunter versteht man die Zugehörigkeit<br />
der lexikalischen Einheiten zu einer<br />
bestimmten Stilschicht bzw. die Normierungen<br />
des Sprachgebrauchs auf unterschiedlichen<br />
Stilhöhen 4 . Die Übersetzung des Stils<br />
der Autorsprache ist gelungen, jedoch treten<br />
Fehler bei der Übertragung der stilistischen<br />
Eingentümlichkeiten der Personensprache<br />
2 Ebd., S. 79.<br />
3 Ebd. S. <strong>20</strong>.<br />
4 Siehe Grundzüge der Literatur- und Sprachwissenschaft.<br />
München: dtv, <strong>19</strong>78, S. 181.<br />
auf. Diese Inkonsequenzen kann der hier<br />
unternommene übersetzungskritische Versuch<br />
nicht übersehen.<br />
"Also -", begann die Amme, "es ist nicht ganz<br />
leicht zu sagen, weil ... weil, sie riechen nicht überall<br />
gleich, obwohl sie überall gut riechen, Pater, verstehen<br />
Sie, also an den Füßen zum Beispiel, da<br />
riechen sie wie ein glatter warmer Stein – nein eher<br />
wie Topfen ... oder wie Butter, wie frische Butter, ja<br />
genau: wie frische Butter riechen sie. Und am Körper<br />
riechen sie wie ... wie eine Galette, die man in Milch<br />
gelegt hat. Und am Kopf, da oben, hinten auf dem<br />
Kopf, wo das Haar den Wirbel macht, da, schauen sie<br />
, Pater, da, wo bei Ihnen nichts mehr ist ... ", und sie<br />
tippte Terrier, der über diesen Schwall detaillierter<br />
Dummheit für einen Moment sprachlos geworden war<br />
und gehorsam den Kopf gesenkt hatte, auf die<br />
Glatze," ... hier, genau hier, da riechen sie am besten.<br />
Da riechen sie nach Karamel, das riecht so süß, so<br />
wunderbar, Pater, Sie machen sich keine Vorstellung!<br />
Wenn man sie da gerochen hat, dann liebt man sie,<br />
ganz gleich ob es die eigenen oder fremde sind. (S.<br />
16)<br />
- Păi, începu doica, nu e prea uşor de zis, fiindcă...<br />
fiindcă nu miros peste tot la fel, deşi peste tot e ceva<br />
plăcut, înŃelegeŃi, pater, adică de pildă la picioare miros<br />
a piatră netedă calduŃă – nu, mai degrabă a branză<br />
de vaci, sau ca untul, ca untul proaspăt: exact, ca untul<br />
proaspat miros. Iar pe corp parc-ar fi ... un pişcot<br />
înmuiat în lapte. Şi pe cap, aici sus, spre ceafa, unde<br />
face părul vârtej, vedeŃi, pater, aici, unde domniavoastră<br />
nu mai aveŃi nimic... şi pipăi chelia lui Terrier,<br />
care rămăsese o clipa fără grai în faŃa unui asemenea<br />
torent de amănunŃite aiureli, înclinând ascultător<br />
capul, ...aici, chiar aici au mirosul cel mai plăcut. Aici<br />
miros a caramel, atât de dulce, de minunat, nici nu<br />
vă puteŃi închipui, pater! O dată ce i-ai adulmecat<br />
acolo, îi iubeşti, indiferent că sunt ai tăi sau ai altuia.<br />
(S.14)<br />
In dem zitierten Abschnitt spricht eine<br />
Figur des Romans. Es ist offenkundig, dass<br />
es sich um Personensprache handelt, die kurz<br />
von der Autorsprache unterbrochen wird.<br />
Die vom Autor ihr zugeschriebene Sprache<br />
charakterisiert die Amme zugleich: sie ist<br />
ungebildet, wiederholt sich andauernd, verfügt<br />
über keine besondere Sprachfähigkeiten.<br />
In der Übersetzung kommen jedoch Wörter,<br />
wie pater, exact, indiferent, domnia-voastră<br />
vor, die als Übersetzungsfehler zu betrachten<br />
sind. Pater wird kein ungebildeter Mensch<br />
gebrauchen, üblich ist das Wort părinte. Eine<br />
Amme wird wahrscheinlich das Wort exact<br />
nicht benutzen, um die Genauigkeit auszudrücken,<br />
indiferent ist ein Neologismus, der<br />
dieser Frau mit Sicherheit unbekannt ist; sie<br />
wird nach einem anderen Wort greifen, um<br />
die Idee der Gleichgültigkeit (im engen Sinne)<br />
zu vermitteln. Domnia-voastră sollte die<br />
Gestalt als Anredeformel kennen, aber im<br />
<strong>ZGR</strong> 1-2 (<strong>19</strong>-<strong>20</strong>) / <strong>20</strong>01 145