ZGR Nr. 19-20/2001 - Partea II
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Patrick Süskinds "Parfum" in rumänischer Übertragung<br />
Parfüm: alkoholische Flüssigkeit, in der<br />
Duftstoffe gelöst sind; Flüssigkeit mit intensivem,<br />
langhaltendem Geruch. 7<br />
Teilsynonyme für Duft sind Geruch und<br />
Parfüm, den Begriff Geruch – Duft, Odeur,<br />
Aroma, Arom, Gestank, Bukett. Parfum kann<br />
man auch als Duft, Duftwasser, Duftessenz,<br />
Riechstoff, Toilettenwasser, Duftstoff verstehen<br />
oder wahrhaben. Der Definitionsversuch<br />
veranschaulicht die Komplexität des<br />
sprachlichen Feldes Geruch, die zahlreichen<br />
sprachlichen Möglichkeiten, Geruchsempfindungen<br />
durch Sprache zu benennen.<br />
Der Geruch im Ausgangstext ist durch<br />
folgende Ausdrücke nachvollziehbar: Gestank,<br />
stinken, Mist, Urin, fauliges Holz,<br />
Rattendreck, verdorbener Kohl, Hammelfett,<br />
ungelüftete Stuben, muffiger Staub, fettige<br />
Laken, Schwefel, Laugen, der stechend süße<br />
Duft der Nachttöpfe, Blut, Schweiß, ungewaschene<br />
Kleider, verrottete Zähne, Zwiebelsaft,<br />
alter Käse. Die Arbeit des Übersetzers<br />
wird auch dadurch erschwert, dass<br />
Süskind das sprachliche Feld der Gerüche<br />
bewusst erweitert und dadurch penetrante<br />
Effekte erzielt. Der Geruchsinn des Lesers<br />
wird nicht nur durch den Gestank, den Duft<br />
angeregt, sondern auch durch sprachliche<br />
Bilder, durch das konsequente Einsetzen von<br />
rhetorischen Stilmitteln: die Wiederholung<br />
und die Akkumulation. Im Roman dominieren<br />
unangenehme Düfte, die Wiederaufnahme<br />
des Verbs stinken imprägniert den Leser,<br />
er kann den Abschnitt olfaktiv aufnehmen.<br />
Die Übersetzerin entscheidet sich jedoch<br />
nicht für die konsequente Wiederholung des<br />
Verbs stinken – rumänisch a mirosi urât, a<br />
puti, sondern für die äquivalenten Ausdrücke:<br />
a trăsni, a duhni. Der Prozess von<br />
Monosemierung zu Polysemierung wird<br />
bewusst eingesetzt; durch die Polysemierung<br />
aber wird im Gesamttext ein Ausgleich erreicht.<br />
Die Konnotationssphäre des deutschen<br />
Verbs stinken ist umfangreicher als<br />
diejenige des rumänischen a puŃi. Durch eine<br />
konsequente Wiederaufnahme des Verbs a<br />
puŃi hätte der Text in der rumänischen Leserschaft<br />
nicht dieselbe Pluralität der Geruchsempfindungen<br />
auslösen können, er hätte eine<br />
monotone, sogar vulgäre Auswirkung haben<br />
können.<br />
7 Ebd.<br />
<strong>ZGR</strong> 1-2 (<strong>19</strong>-<strong>20</strong>) / <strong>20</strong>01 147<br />
***<br />
Im Folgenden wird sich der Beitrag mit<br />
den lexikalischen Schwierigkeiten in der<br />
Übertragung von Autorsprache eingehender<br />
befassen. Die Begriffe, mit denen der Geruch<br />
assoziiert wird, rufen sprachliche Bilder hervor:<br />
stinken – Mist, im Rumänischen trăsneau<br />
– gunoi şi bălegar. In diesem Fall handelt<br />
es sich wieder um den Vorgang Monosemierung<br />
– Polysemierung. Mit Mist wird<br />
immer ein schlechter Geruch assoziiert, deshalb<br />
auch das Verb stinken. In der rumänischen<br />
Variante wird Mist durch gunoi si balegar<br />
übersetzt, und durch die zusätzliche<br />
Konnotation des Verbs a trasni wirkt die<br />
Aussage intensiviert. Diese Hervorhebung<br />
jedoch wird auf der Ebene des Gesamttextes<br />
einen Ausgleich erfahren.<br />
Nun wird der Begriff Geruch mit Hinterhöfen,<br />
Treppenhäusern, Rattendreck, Hammelfett,<br />
Federbett in Beziehung gebracht. Es<br />
ist schwierig, diese Zusammensetzungen ins<br />
Rumänische zu übersetzen, da diese nicht als<br />
Zusammensetzungen aktualisierbar sind,<br />
deshalb müssen die Komposita aufgelöst<br />
werden. Äquivalent für Hinterhof ist curŃile<br />
dosnice – aber das durch diese Auflösung<br />
erhaltene Ergebnis ist nicht intersubjektiv<br />
überprüfbar; curŃile dosnice erhält eine zusätzliche<br />
Konnotation, denn für dosnic werden<br />
folgende Synonyme angeführt: ascuns,<br />
ferit, dosit, izolat, lăturalnic, retras, singuratic,<br />
tainic, tăinuit, lăturaş (reg.), săcret<br />
(reg.) 8 Im Lexikon steht bei dosnic: (Despre<br />
locuri, străzi, clădiri etc.) Care se afla mai<br />
la o parte, mai ascuns vederii; retras, lăturalniş,<br />
izolat 9 . Dosnic wird mit dunkel, klein<br />
assoziiert, und Hinterhof kann ein einfacher<br />
hinterer Hof darstellen. Eine andere Möglichkeit<br />
für die Auflösung dieser Zusammensetzung<br />
ist der Ausdruck curte interioară,<br />
aber wegen der unterschiedlichen Positionierung<br />
entspricht er auf inhaltlicher Ebene<br />
nicht. Bei der Wortwahl im Rumänischen<br />
muss man auch den historischen Kontext in<br />
Betracht ziehen: die Handlung spielt im 18.<br />
Jahrhundert, die Gebäude und Höfe waren<br />
klein und dunkel. Foglich erfährt die Variante<br />
curŃile dosnice eine stilistische Auf-<br />
8 DicŃionar de sinonime. Bucureşti, <strong>19</strong>97.<br />
9 Dex. Bucureşti, <strong>19</strong>75.