Endbericht - TU Berlin
Endbericht - TU Berlin
Endbericht - TU Berlin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein Wandel in<br />
den Betriebsformen der Nahversorgungseinrichtungen<br />
in vielen europäischen Ländern abgezeichnet.<br />
Die einst kleinen Läden wurden von großflächigen<br />
Märkten, vor allem Discountern, abgelöst,<br />
die sich vorwiegend an dezentralen Standorten ansiedeln<br />
(vgl. Difu 2012).<br />
Discounter werden durch eine aggressive Preispolitik<br />
charakterisiert, niedrige Spannen werden durch<br />
hohe Umsätze kompensiert. Einsparungen werden<br />
bei den Betriebsfaktoren Personal, Ladenausstattung,<br />
Sortiment und Service getätigt. In den letzten<br />
Jahren ist eine Tendenz zu einer Ergänzung des<br />
Sortiments in Richtung Supermarkt erkennbar, der<br />
sich als großer Lebensmitteleinzelhandelsbetrieb<br />
mit kleinem Non-Food Randsortiment darstellt. In<br />
Deutschland wurden beispielsweise im Jahr 2010<br />
durch die sechs großen Konzerne knapp 16.000<br />
Discounter-Filialen in Deutschland betrieben. So<br />
kann nach einer Berechnung der Gesellschaft für<br />
Konsumforschung (GfK) theoretisch jeder Haushalt<br />
mit einem PKW drei Discounter im Durchschnitt<br />
von zehn Minuten erreichen.<br />
In der folgenden Analyse wurden in den einzelnen<br />
Teilgebieten Discounter und Supermärkte aufgenommen.<br />
Supermärkte sind eine Betriebsform des<br />
Einzelhandels, die zu ihrem Sortimentsangebot<br />
von Lebensmitteln zusätzlich durch ausgewählte<br />
Non-Food-Artikel ergänzt werden. Die Mindestverkaufsfläche<br />
beträgt 400 m2 und vorwiegend in<br />
Selbstbedienung (SB), größere Supermärkte werden<br />
zum Teil nach dem ‚Shop in the Shop‘ Prinzip<br />
betrieben, also werden durch Bäcker oder Metzger<br />
ergänzt. Für die kleinräumliche Nahversorgung<br />
bieten die Supermärkte im Gegensatz zu Discountern<br />
ein breites Sortiment, welches durch regelmäßige<br />
Sonderangebote zu niedrigen Preisen dargeboten<br />
werden kann (vgl. Gabler).<br />
Kein klarer Konsens besteht bei der Frage, welche<br />
Entfernung zwischen Wohnung und Einkaufsstätte<br />
noch als ‚nah‘ bezeichnet werden kann. Das<br />
Deutsche Institut für Urbanistik definiert, dass<br />
eine ausreichende Nahversorgung der Bevölkerung<br />
noch gegeben ist, wenn der Entfernungsradius des<br />
Wohnortes zur Einzelhandelseinrichtung 500 bis<br />
700 m nicht übersteigt (vgl. BMVBS 2011, S.22).<br />
Das Deutsche Seminar für Städtebau und Wirtschaft<br />
(DSSW) publiziert hingegen, dass in der Regel<br />
eine Gehzeit von zehn Minuten als angemessen<br />
angesehen wird. Das entspricht einem Radius von<br />
500 bis 1.000 m, je nach körperlichen Voraussetzungen.<br />
In Abhängigkeit des Spezialisierungsgrades<br />
der Einrichtungen könnte der Radius auf ca.<br />
zwei bis 2,5 km erweitert werden und dabei noch<br />
als Nahversorgung gelten (vgl. ebd., S.22).<br />
Untersuchungen der Distanzschwellen für einen<br />
Einkauf zu Fuß belegen, dass bis zu einer Wegelänge<br />
von 200 m rund 90 % der Einkaufswege zu<br />
Fuß zurückgelegt werden. Für PKW-Fahrer liegt<br />
die Distanzschwelle zu Fuß bei 400 m, eine Strecke<br />
bis 800 m wird teilweise vom Fahrrad abgedeckt.<br />
Die weiter entfernten Ziele werden dann weitestgehend<br />
vom MIV aufgefangen. Personen ohne<br />
PKW sind bereit, Wege von 800 bis 1.000 m zu<br />
Fuß zu gehen und Ziele in einer Entfernung bis 2<br />
km werden bevorzugt nicht motorisiert erreicht. In<br />
dezentralen Gebieten werden auch kürzeste Wege<br />
zum Einkauf mit dem PKW gefahren. Hierbei<br />
zeigt sich die Relevanz von Nahversorgungsstrukturen<br />
in Bezug auf Zeitgerechtigkeit in städtischen<br />
Strukturen (vgl. ebd., S.7). Für die Untersuchung<br />
der Nahversorgung in den ausgewählten Quartieren<br />
wird für eine sehr gut fußläufig erreichbare<br />
Nahversorgung eine Distanz von 500 m festgelegt<br />
und bis zu einer Distanz von 1.000 m wird in der<br />
Erhebung die fußläufige Erreichbarkeit als gut deklariert.<br />
Die Folgen fehlender Nahversorgungseinrichtungen<br />
zeigen sich in einer Verschlechterung der<br />
Lebensqualität für die Bewohner eines Quartieres.<br />
Besonders ältere Menschen gehen wesentlich<br />
häufiger zu Fuß, nicht nur durch einen fehlenden<br />
PKW, sondern auch um nachbarschaftliche soziale<br />
81