Endbericht - TU Berlin
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jedoch nicht.<br />
Vorweg lässt sich sagen, dass ein genereller Platzmangel<br />
an Betreuungsplätzen in kommunalen Kindertagesstätten<br />
in beiden Städten vorherrscht, eine<br />
angemessene Entfernung zu den Einrichtungen in<br />
allen vier Stadtteilen aber weitestgehend gegeben<br />
ist. In Deutschland lässt sich jedoch mit den neuen<br />
gesetzlichen Regelungen eine positive Entwicklungstendenz<br />
erkennen, die sich bei Umsetzung<br />
in neuen Kinderbetreuungsplätzen zeigen würde.<br />
In Italien ist keine Entwicklung in dieser Hinsicht<br />
geplant, sodass weiterhin der ‚Kampf‘ um einen<br />
staatlich geförderten Betreuungsplatz besteht. In<br />
Mailand ist neben den mangelnden Betreuungsplätzen<br />
jedoch noch ein weiteres Problem zu benennen:<br />
Beim Wechsel vom ‚Nido’, der Kinder von<br />
null bis drei Jahre betreut, in die weiterführende<br />
‚Scuola Materna’ (drei bis sechs Jahre) zeigt sich<br />
die Problematik der Betreuungsplatzsuche erneut.<br />
Das geteilte System der Betreuungsspektren lässt<br />
sich nicht so einfach umgestalten und wäre auch<br />
gar nicht notwendig, wenn Mailand genug Plätze<br />
zu Verfügung stellen würde.<br />
Neben dem genannten Mangel an Betreuungsplätzen<br />
staatlich geförderter Institutionen in beiden<br />
Städten, sind auch die Öffnungszeiten der Kindertagesstätten<br />
zu nennen, die den Grad der Zeitgerechtigkeit<br />
immens beeinflussen. Die Erhebungen<br />
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zeigen, dass die üblichen Betreuungszeiten in Mailand<br />
sowie in <strong>Berlin</strong> vor allem bei kommunalen<br />
Anbietern nicht mit Arbeitszeiten außerhalb der<br />
Norm einhergehen. Für Arbeitnehmer/innen, die<br />
nachts bzw. zu später Stunde oder am Wochenende<br />
arbeiten müssen, fehlen dementsprechend Betreuungsangebote.<br />
Dieser Mangel lässt sich nur durch<br />
private Angebote ausgleichen, die jedoch für viele<br />
Elternteile nicht leistbar sind. Hier zeigt sich ein<br />
Ungleichgewicht in der Zeitgerechtigkeit: Wohlhabende<br />
arbeitende Elternteile sind viel flexibler<br />
in ihrer Zeitgestaltung als ärmere Familien, da sie<br />
sich private Betreuung für ihr Kind leisten können.<br />
Eine zeitlich umfassende Betreuungsversorgung ist<br />
also nur wenigen zugänglich. Diese Tatsache betrifft<br />
sowohl Mailand als auch <strong>Berlin</strong> und gilt somit<br />
auch in beiden Städten zu überdenken.<br />
Nicht nur die Herstellung einer ausreichenden Versorgung<br />
an kommunalen Kindertagestätten ist hier<br />
zu empfehlen, sondern diese auch mit Öffnungszeiten<br />
auszustatten, die trotz flexibleren Arbeitszeiten<br />
eine umfangreiche Betreuung gewährleisten<br />
können. Der finanzielle Rahmen sollte hier nicht<br />
der ausschlaggebende Faktor für die Zeitgerechtigkeit<br />
sein.<br />
Als drittes und letztes Untersuchungsfeld wurde<br />
die Nahversorgung näher betrachtet. Im Gegensatz<br />
zu der Thematik der Naherholung und der Kindertagesstätten,<br />
ist hier ein recht eindeutiges Bild<br />
von Zeitgerechtigkeit im Vergleich beider Städten<br />
zu erkennen. Die erhobenen Supermärkte verteilen<br />
sich recht gleichmäßig über die Stadtteile und gleichen<br />
sich in ihrer Anzahl, bei Betrachtung Zona 1<br />
- Mitte und Quarto Oggiaro – Märkisches Viertel,<br />
annähernd. Auch die ausgedehnten Öffnungszeiten<br />
in allen vier Stadtteilen ermöglichen eine flexible<br />
und somit zeitgerechte Nahversorgung. Die<br />
Öffnungszeiten in <strong>Berlin</strong> sind zwar länger, jedoch<br />
bieten einige Supermärkte in Mailand auch eine<br />
sonntägliche Versorgung an und gleichen somit<br />
das Gerechtigkeitsangebot an Versorgungsmöglichkeiten<br />
weitestgehend aus. Dass Einrichtungen<br />
der Naherholung leichter als Kindertagesstätten<br />
das Zertifikat der Zeitgerechtigkeit erhalten, ist<br />
nicht verwunderlich, da der Akt des Einkaufens<br />
nicht nur wirtschaftliche Erfolge für den Inhaber<br />
mit sich bringt, sondern auch individuell bestimmt<br />
werden kann und zudem, im Gegensatz zur Kinderbetreuung,<br />
nur ein geringen Teil des Tagesablaufs<br />
des Einzelnen einnimmt.<br />
Um die fußläufige Erreichbarkeit der Nahversorgungseinrichtungen<br />
auch weiterhin gewährleisten<br />
zu können, wird der Stadt Mailand empfohlen,<br />
ebenfalls ein Einzelhandelskonzept auf<br />
lokaler Ebene zu erarbeiten, mit dessen Hilfe der