Arbeitsbuch Kirchenvorstand 4 - Kirchengemeinde Wiesenbronn
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...und für<br />
die Kirchen<br />
Lebensraum<br />
Ortsgemeinde<br />
D 52<br />
Die gewachsene Mobilität ist einer der wichtigsten Gründe<br />
dafür, dass für viele Menschen die Ortsgemeinde nicht mehr<br />
der wichtigste Lebensraum ist. Dabei wirkt sich die Mobilität<br />
im Freizeitbereich besonders gravierend auf das Gemeindeleben<br />
aus, weil Gemeinde weithin in der Freizeit stattfindet.<br />
Gemeinde hat wie andere gewachsene Sozialformen (Familie,<br />
Nachbarschaft, Dorfgemeinschaft, Stadtteil) an Bedeutung<br />
verloren. An ihre Stelle sind selbstgewählte Milieus getreten,<br />
deren „Mitglieder“ sich jeweils in Lebenssituation, Lebensstil<br />
und Wertorientierung ähneln. Folgerichtig sind deshalb neben<br />
den Ortsgemeinden zahlreiche übergemeindliche Einrichtungen<br />
entstanden, die für viele Zeitgenossen zur „Gemeinde“<br />
werden. Bildungszentren, Akademien, Tagungshäuser,<br />
Studierendengemeinde, diakonische Einrichtungen ergänzen<br />
das Netz von Ortsgemeinden. Manchmal werden diese kirchlichen<br />
Lebensräume als Konkurrenz oder als Zubringer zur Ortsgemeinde<br />
verstanden.<br />
Doch recht verstanden zielt der Missionsauftrag des Auferstandenen<br />
„Geht hin in alle Welt ...“ nicht auf die Gemeinden,<br />
sondern auf die ganze Welt. Das Evangelium will und kann in<br />
vielfältiger Weise und auf verschiedenen Wegen zu den Menschen<br />
kommen. Die Ortsgemeinde ist dabei ein wesentlicher,<br />
aber nicht der einzig mögliche Zugang. Wenn außerhalb der<br />
Ortsgemeinden aufgrund der gewachsenen Mobilität neue<br />
kirchliche Sozialformen entstehen, so ist das theologisch und<br />
aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen gut und sinnvoll.<br />
Es kann auch für die Ortsgemeinde entlastend sein, wenn<br />
sie weiß, dass sie nicht länger für alles und für alle zuständig<br />
sein muss.<br />
Für die meisten Menschen behält die Ortsgemeinde ihre Bedeutung<br />
dort, wo es um Lebensbegleitung und geistliche<br />
Beheimatung im Lauf der Zeiten geht. Denn für viele Menschen<br />
ist der Nahbereich nach wie vor ein wichtiger Lebensraum,<br />
nicht nur für die Kinder, die noch nicht, oder für ältere<br />
Menschen, die nicht mehr mobil sind. Für Menschen, die sich<br />
familiär auf einen Ort konzentrieren, kann die „Kirche in Reichweite“<br />
nach wie vor „Heimat“ sein. Der gemeinsame<br />
Gottesdienstbesuch am Heiligen Abend, die Konfirmation der<br />
Kinder, „unser Pfarrer„ und „unsere Kirche“ tragen viel zur<br />
geistlichen Beheimatung bei. Die Ortsgemeinde kann so als<br />
„Gegenkultur“ Heimat für Verschiedene und Übungsfeld für