in Scientia Halensis
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scientia halensis 4/2002<br />
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Fachbereich Biologie<br />
Zeichnung e<strong>in</strong>es Mallophagen (Federl<strong>in</strong>g,<br />
Ektoparasit) von Ch. Ludwig Nitzsch. Für<br />
die Systematik dieser »Tier<strong>in</strong>sekten« s<strong>in</strong>d<br />
se<strong>in</strong>e Arbeiten von grundlegender Bedeutung.<br />
Das fünfbändige handgeschriebene Werk<br />
»Insecta epizoica« bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Bibliothek<br />
des Zoologischen Instituts.<br />
Wollmaus: bekannter unter dem Namen Ch<strong>in</strong>chilla. Die Ch<strong>in</strong>chillas stammen ursprünglich aus<br />
Südamerika. Damals waren sie sehr begehrt und wurden auf Grund ihres Felles bis fast zur Ausrottung<br />
gejagt. Im 20. Jahrhundert gelangen die ersten Zuchtversuche. Ch<strong>in</strong>chillas gehören zu<br />
den Nagetieren, sie s<strong>in</strong>d nachtaktiv. Ihre nahen Verwandten s<strong>in</strong>d die Meerschwe<strong>in</strong>chen.<br />
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cher bee<strong>in</strong>drucken besonders große Trockenpräparate<br />
vom Leistenkrokodil, Kai-<br />
16<br />
man, der Suppen- und Seychellen-Schildkröte<br />
und von e<strong>in</strong>er Boa.<br />
Der Schauteil der Vogelsammlung repräsentiert<br />
1 900 Arten. Sehr zahlreich s<strong>in</strong>d die<br />
Hühnervögel, Gänse, Spechte, Papageien,<br />
Kolibris, Eulen, Greifvögel und S<strong>in</strong>gvögel<br />
vertreten. Der Lappenhopf (1907H), die<br />
Wandertaube (1914H), der Carol<strong>in</strong>asittich<br />
(1914H) und das Präriehuhn (1932H) s<strong>in</strong>d<br />
Arten, die bereits vor vielen Jahren durch<br />
den Menschen ausgerottet wurden. Die<br />
kle<strong>in</strong>e, <strong>in</strong> zwei Vitr<strong>in</strong>en aufgestellte Skelettsammlung<br />
enthält mehrere von Ch. Ludwig<br />
Nitzsch (1782–1837) gefertigte Orig<strong>in</strong>ale.<br />
Der ornithologische Typenfundus ist nahezu<br />
auf die südamerikanische Fauna beschränkt.<br />
Der Säugetiersaal ist wohl der bee<strong>in</strong>druckendste<br />
und <strong>in</strong>teressanteste Schauteil. In<br />
ihm s<strong>in</strong>d 573 Präparate und 15 Modelle<br />
von 486 Säugetierarten aufgestellt. Reichhaltig<br />
s<strong>in</strong>d darunter die eierlegenden Kloakentiere,<br />
die Beuteltiere mit dem ausgestorbenen<br />
Beutelwolf (Thylacynus cynocephalus),<br />
die Faul- und Gürteltiere, die<br />
Raubtiere mit Riesenotter und europäischem<br />
Nerz sowie die Nagetiere mit Baumratte<br />
und mongolischem Biber vertreten.<br />
Meisterhafte Dermoplastiken wie die<br />
W<strong>in</strong>dspielantilopen-Gruppe (Seite 15) und<br />
der Orang-Utan fasz<strong>in</strong>ieren den Betrachter.<br />
Auch die Säugetiersammlung enthält e<strong>in</strong>en<br />
nicht unerheblichen Anteil von Präparaten<br />
bereits ausgestorbener oder durch das Wash<strong>in</strong>gtoner<br />
Artenschutzabkommen geschützter<br />
Tiere.<br />
Bee<strong>in</strong>druckende Vielfalt<br />
Die wissenschaftlichen Kollektionen gliedern<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Entomologische Sammlung,<br />
die weit über e<strong>in</strong>e Million Insekten<br />
mit e<strong>in</strong>em Typen-Bestand von über 1 000<br />
Species enthält, e<strong>in</strong>e Molluskensammlung<br />
mit mehr als 60 000 Gehäusen und Schalen,<br />
e<strong>in</strong>e Wirbeltierskelett-, e<strong>in</strong>e Vogel- und<br />
e<strong>in</strong>e Säugetierbalgsammlung sowie e<strong>in</strong>e<br />
Gallen- und e<strong>in</strong>e Eiersammlung. Letztere,<br />
mit e<strong>in</strong>em Fundus von 19 206 Eiern aus<br />
3 839 Taxa, bildete die Grundlage für das<br />
Handbuch der Oologie von Max Schönwetter<br />
(1874–1961). Zu den wertvollsten<br />
Sammlungsteilen zählen die Südamerika-<br />
Expeditionsausbeuten (1852–54 und<br />
1856–60) von Hermann C. Burmeister<br />
(1807–1892) mit 62 sehr gut erhaltenen<br />
Wirbeltier- und über 500 Insekten-Typen,<br />
die Käfersammlungen von Ernst F. Germar<br />
(1786–1853) und Christian W. L. E. Suffrian<br />
(1805–1876) sowie die Ektoparasiten-<br />
Sammlung von Ch. L. Nitzsch. Letztere<br />
stellt den ältesten erhaltenen Sammlungsteil<br />
dar. Besondere Beachtung verdienen die<br />
Belege karibischer und zentralasiatischer<br />
Faunenelemente. Die zentralasiatische Kollektion<br />
gilt als e<strong>in</strong>e der größten <strong>in</strong> europäischen<br />
Museen.<br />
In e<strong>in</strong>em Ausstellungsteil wird auch die<br />
historische Entwicklung der zoologischen<br />
Sammlungen mittels vielfältiger Exponate<br />
(Pergament, Zeichnungen, Tagebüchern,<br />
Kataloge, Adversarien und Präparate) dargestellt.<br />
Stammbaum des Tierreichs<br />
Die Arten der Erde zu entdecken, zu beschreiben,<br />
zu klassifizieren und damit der<br />
Forschung und der Öffentlichkeit zu erschließen,<br />
ist das Aufgabenfeld der naturkundlichen<br />
Museen und Sammlungen. In<br />
e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e vor dem großen Hörsaal wird<br />
der Stammbaum der Tiere durch besonders<br />
e<strong>in</strong>drucksvolle Präparate gezeigt. Zwei<br />
Seitenvitr<strong>in</strong>en ergänzen durch das System<br />
der Insekten und durch e<strong>in</strong>e Darstellung<br />
der Klassen der Wirbeltiere diesen Stammbaum<br />
des Tierreichs. Die Frage »Warum<br />
s<strong>in</strong>d wissenschaftliche Sammlungen so<br />
wichtig und unentbehrlich?« wird anhand<br />
des Arbeitsfeldes der Systematik und der<br />
verschiedenen Anwendungsbereiche dieser<br />
Wissenschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tischvitr<strong>in</strong>e erläutert.<br />
Das Anliegen von Sammlungsführungen<br />
ist es, den Studenten und Besuchern<br />
die Ästhetik und Schönheit der Natur nahe<br />
zu br<strong>in</strong>gen, zur Wahrung des natürlichen<br />
Kulturerbes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesunden Biosphäre<br />
aufzurufen sowie auch die Aufgaben und<br />
die Bedeutung von Sammlungen <strong>in</strong> der Gegenwart<br />
und Zukunft herauszustellen.<br />
Führungen s<strong>in</strong>d nach Vere<strong>in</strong>barung möglich<br />
oder werden unter http://www.zoologische-sammlungen.uni-halle.de<br />
angekündigt.<br />
Dr. Dietrich Heidecke betreut seit 1985 als<br />
Kustos die Zoologischen Sammlungen an<br />
der Universität Halle.<br />
Dr. Karla Schneider ist seit 1997 Kustod<strong>in</strong><br />
der Entomologischen Sammlungen.<br />
Kulturerbe<br />
Natur<br />
Naturkundliche Museen und Sammlungen <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt, hg. von Ernst Görger u. a.<br />
im Auftrag des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e. V., 175 Seiten, 20 Euro<br />
Der Katalog ist im Buchhandel erhältlich.