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scientia halensis 4/2002<br />

....................................................................................<br />

Fachbereich Biologie<br />

................................................................................<br />

20<br />

(z. B. künstlicher Transfer von Genen).<br />

Untersuchungen ergaben, dass es notwendig<br />

ist, <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe systematisch<br />

Aspekte der Gentechnik im Biologieunterricht<br />

zu behandeln.<br />

Der Begriff Gentechnik wird dabei als Sammelbegriff<br />

für verschiedene molekularbiologische<br />

Techniken verwendet. Vorgeschlagene<br />

Inhalte s<strong>in</strong>d:<br />

• Biotechnik – Gentechnik,<br />

• Werkzeuge der Gentechnik: Enzyme zur<br />

Bearbeitung von DNA, Vektoren (»Genfähren«),<br />

Wirtszellen und Wirtsorganismen,<br />

• Herstellung rekomb<strong>in</strong>anter DNA-Plasmide,<br />

• Methoden der Analyse und Vermehrung<br />

von Nucleotidsequenzen (Gelelektrophorese,<br />

DNA-Sequenzierung, Polymerase-<br />

Kettenreaktion, Nucle<strong>in</strong>säure-Blott<strong>in</strong>g und<br />

Hybridisierung),<br />

• transgene Organismen,<br />

• Möglichkeiten der Gentherapie beim<br />

Menschen,<br />

• Gentechnologie <strong>in</strong> der Landwirtschaft,<br />

• mögliche Probleme und Risiken der Gentechnik.<br />

Die Rolle des Experimentierens<br />

Das Praktikum »Biologische<br />

Schulexperimente« –<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Komponente<br />

der Lehrerausbildung (2002)<br />

Foto: H. Grimmer<br />

Im S<strong>in</strong>ne der wissenschaftspropädeutischen<br />

Grundbildung werden die Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler mit Denk- und Arbeitsweisen der<br />

Naturwissenschaften vertraut gemacht. Im<br />

Wechsel und <strong>in</strong> gegenseitiger Ergänzung<br />

s<strong>in</strong>d Beobachtungen und Experimente im<br />

Freiland und im Labor durchzuführen. Sie<br />

bilden die empirische Basis z. B. für das<br />

Ableiten kausaler Beziehungen, für die Arbeit<br />

mit Modellen und das Erkennen und<br />

Lösen von Problemen. Dabei sollte das Experiment<br />

<strong>in</strong> den drei naturwissenschaftlichen<br />

Fächern Biologie, Chemie und Physik<br />

e<strong>in</strong>e hohe Priorität haben.<br />

Im Rahmen unseres Forschungsprojekts<br />

»Untersuchungen zur Qualität des naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts (Fächer<br />

Biologie, Chemie, Physik)« gehen wir von<br />

der bewiesenen Position aus, dass <strong>in</strong> der<br />

Weiterentwicklung des Experimentierens<br />

e<strong>in</strong> Schlüssel zur Verbesserung des naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts liegt.<br />

Zunächst verfolgen wir zwei Zielstellungen:<br />

1. Entwicklung neuer, erkenntnis<strong>in</strong>tensiver,<br />

schulrelevanter Experimente und 2. Gew<strong>in</strong>nung<br />

von Erkenntnissen zur <strong>in</strong>haltlichen<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des experimentellen Arbeitens<br />

mit se<strong>in</strong>er ganzen Abfolge <strong>in</strong> den Unterrichtsprozess.<br />

Das Schülerexperiment wird durch die Folge<br />

Beobachtung/Frage/Problem, Hypothese,<br />

Experiment, Verifikation (Bestätigung)<br />

resp. Falsifikation (Widerlegung) def<strong>in</strong>iert.<br />

Nur Unterricht, der den Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schülern diese Folge von E<strong>in</strong>zelschritten<br />

vermittelt (experimenteller Unterricht),<br />

führt zum Verständnis des heute mit Abstand<br />

dom<strong>in</strong>ierenden Verfahrens der Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung<br />

<strong>in</strong> der Fachwissenschaft<br />

Biologie.<br />

Für den Biologieunterricht muss man leider<br />

feststellen, dass dem Experiment nicht die<br />

notwendige Bedeutung beigemessen wird.<br />

Das bezieht sich auf die repräsentative<br />

Auswahl und die Durchführung von geeigneten<br />

Experimenten und vor allem auch auf<br />

die E<strong>in</strong>ordnung dieser <strong>in</strong> bestimmte Unterrichtse<strong>in</strong>heiten<br />

und deren didaktischer Begründung.<br />

Zwei Beispiele sollen Letzteres<br />

belegen.<br />

Im Rahmen biologiedidaktischer Forschung<br />

hat sich gezeigt, dass Schulexperimente<br />

aufgrund ihrer Stellung im Unterricht und<br />

ihrer didaktischen Funktion <strong>in</strong> drei Gruppen<br />

e<strong>in</strong>geteilt werden können:<br />

• Das e<strong>in</strong>führende Experiment dient dem<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Fragestellung.<br />

• Das entdeckende Experiment folgt im Idealfall<br />

den Schritten, wie sie zur Kennzeichnung<br />

des Forschungsexperimentes dargestellt<br />

werden.<br />

Biotechnologie-Exkurs hallescher Lehramtsstudenten<br />

<strong>in</strong> die Brauerei Landsberg (2002)<br />

Foto: L. Schmidt<br />

• Das bestätigende Experiment hat zwei<br />

Aufgaben, nämlich die Bestätigung von<br />

Sachverhalten, die den Schülern bereits bekannt<br />

s<strong>in</strong>d, und die vertiefende bzw. veranschaulichende<br />

Wiederholung.<br />

Natürlich haben die Experimente aller drei<br />

Gruppen e<strong>in</strong>e didaktische Funktion im<br />

Unterrichtsprozess. Allerd<strong>in</strong>gs werden die<br />

Ziele des naturwissenschaftlichen Unterrichts,<br />

des naturwissenschaftlichen Arbeitens,<br />

erst voll realisiert, wenn wir uns den<br />

entdeckenden Experimenten <strong>in</strong> stärkerem<br />

Maße zuwenden. Hier gibt es erhebliche<br />

Defizite. Dieses Vorgehen gel<strong>in</strong>gt nur durch<br />

bewusst gestaltete Unterrichtsphasen, deren<br />

Organisationspr<strong>in</strong>zip dann das naturwissenschaftliche<br />

Arbeiten, natürlich <strong>in</strong><br />

elementarer Form, selbst ist.<br />

Wenn der experimentelle Zugang unter<br />

schulischen Bed<strong>in</strong>gungen nicht oder nur bed<strong>in</strong>gt<br />

möglich ist, dann ist der ausgewählte<br />

E<strong>in</strong>satz verschiedener Unterrichtsmedien<br />

notwendig. Der Bezug zu den neuen Medien,<br />

z. B. CD-ROM, ist vor allem bei den<br />

Themen zu empfehlen, die der unmittelbaren<br />

Anschauung durch die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler nicht zugänglich s<strong>in</strong>d, z. B.<br />

Genetik, Gentechnik, Immunbiologie.<br />

Es ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit heftiger Kritik an dem<br />

Leistungsvermögen deutscher Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler notwendig, die fachdidaktische<br />

Forschungsarbeit zu forcieren, die Lehramtsausbildung<br />

weiter zu entwickeln, die<br />

bewusste Zusammenarbeit mit den Schulen<br />

besser zu verzahnen und die Akzeptanz<br />

und Wertschätzung der naturwissenschaftlichen<br />

Fächer überzeugender auszuweisen.<br />

Wolfgang Lerchner absolvierte von 1967<br />

bis 1971 e<strong>in</strong> Lehrerstudium für die Fächer<br />

Biologie und Chemie an der halleschen<br />

Universität, wurde hier 1981 durch die<br />

Mathematisch-Naturwissenschaftliche<br />

(-Technische) Fakultät promoviert und habilitierte<br />

sich 1986. Seit 1995 hat er an der<br />

Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität die Professur<br />

Didaktik der Biologie <strong>in</strong>ne.<br />

Lothar Schmidt studierte von 1972 bis<br />

1976 an der Universität Halle die Lehramtsfächer<br />

Biologie/Chemie. Er ist seit<br />

1982 wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>in</strong> der<br />

Abteilung Biologiedidaktik und wurde 1987<br />

promoviert.

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