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scientia halensis 4/2002<br />

....................................................................................<br />

Fachbereich Biologie<br />

Abb. 3: Nachweis von Tospoviren im Bereich<br />

der visceralen Mitteldarmmuskulatur<br />

mit Hilfe <strong>in</strong>direkter Immunofluoreszenz<br />

(FITC-Markierung). Foto: Moritz & Harm<br />

Abb. 2: Innere Organisation<br />

e<strong>in</strong>er Erstlarve e<strong>in</strong>es<br />

Thripses (Frankl<strong>in</strong>iella<br />

occidentalis,<br />

SEM-Aufnahme, Hitachi<br />

2 400, 15kV)<br />

Foto: Moritz & Brandt<br />

................................................................................<br />

cher aus die Viren entweder die Hämolymphe<br />

bzw. für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Transmissi-<br />

18<br />

on die lobulären Speicheldrüsen erreichen.<br />

Dies kann man leicht an der Anreicherung<br />

von Viruspartikeln <strong>in</strong>nerhalb der Malpighi-<br />

Gefäße bzw. den Speicheldrüsen erkennen.<br />

Die bislang ungeklärte Frage, wie und wann<br />

die Viren die Speicheldrüsen erreichen,<br />

konnte histologisch anhand verschiedener<br />

Schnittserien sowie Antikörperfärbungen<br />

der Erst- und Zweitlarven sowie der Adulti<br />

gezeigt werden. Insbesondere ist die caudale<br />

Verlagerung des Supraoesophagealganglions<br />

<strong>in</strong> den Prothorax während des<br />

Erstlarvenstadiums für e<strong>in</strong>en engen Kontakt<br />

zwischen Mitteldarm und Speicheldrüse<br />

verantwortlich (Abb. 2 und 3). Dies<br />

wird hauptsächlich durch die phytosuge<br />

Ernährung bed<strong>in</strong>gt, da für die Funktionalität<br />

stechend-saugender Mundwerkzeuge<br />

enorme Kopfmuskeln benötigt werden, deren<br />

Platzbedarf erst durch die Verlagerung<br />

neuronaler Strukturen befriedigt wird. Im<br />

wachsenden Zweitlarvenstadium setzt<br />

dann die Reposition des Gehirns e<strong>in</strong>, wodurch<br />

die Verb<strong>in</strong>dung zwischen Mitteldarm<br />

und Speicheldrüse gelöst und somit die<br />

Aufnahme gestoppt wird (Moritz &<br />

Kumm, <strong>in</strong> press). Die Virustransmission<br />

adulter Thripse hängt somit davon ab, ob<br />

e<strong>in</strong>e Aufnahme virulenten Pflanzenmaterials<br />

während der Ausbildung des Visceralmuskel-Speicheldrüsen-Komplexes<br />

möglich<br />

war (Abb. 4).<br />

Allerd<strong>in</strong>gs klärt diese Lösung leider noch<br />

nicht die Frage nach den Faktoren, die entscheidend<br />

für den Vektorstatus s<strong>in</strong>d. Auch<br />

ist unklar, wann sich die Liaison zwischen<br />

Thripsen und Viren entwickelt hat und wie<br />

sich evolutiv Tospoviren von den bei Säugern<br />

vorkommenden Bunyaviridae abspalten<br />

konnten.<br />

Letztlich ist es fast e<strong>in</strong>e Ironie, dass Brittlebank<br />

1915 ausgerechnet <strong>in</strong> Australien die<br />

ersten Symptome von TSWV beschrieb<br />

und Pittman Thripse als Vektoren erkannte,<br />

obwohl bis 2001 ke<strong>in</strong>e nativen Pflanzen<br />

Tospoviren enthielten und ke<strong>in</strong> nativer<br />

australischer Thrips als Vektor bekannt<br />

war.<br />

Mit dem Jahr 2002 hat die Globalisierung<br />

nun auch den 5. Kont<strong>in</strong>ent erreicht – und<br />

Thripse als »Globetrotter im Auftrag des<br />

Bösen« haben ihre Mission Dank des <strong>in</strong>ternationalen<br />

Pflanzentransfers erfüllen<br />

können – nun kennen wir auch e<strong>in</strong>e tospovirus<strong>in</strong>fizierte<br />

Orchidee im Australian Capital<br />

Territory und e<strong>in</strong>en nativen Thrips<br />

als Vektor.<br />

Dank gilt der gesamten Arbeitsgruppe Entwicklungsbiologie,<br />

<strong>in</strong>sbesondere Sandra<br />

Kumm, Pamela Harm, Angelika Steller, Renate<br />

Kranz, Doreen Weidensdorfer und<br />

Sandra Brandt für die Mitarbeit an der<br />

spannenden Erforschung der Thrips-Virus-<br />

Interaktionen (siehe auch www.thripsnet.com)<br />

sowie Dick Peters (Wagen<strong>in</strong>gen),<br />

Diane Ullman (Davis) und Laurence A.<br />

Mound (Canberra) für Unterstützung und<br />

Ermöglichung mehrerer Forschungsaufenthalte.<br />

Abb. 4: Schematische Darstellung des Virusweges während der premetabolen Entwicklungsphasen.<br />

Gerald Moritz, Jg. 1954, studierte Chemie<br />

und Biologie an der Pädagogischen Hochschule<br />

Köthen (1978 Diplom, 1981 Promotion).<br />

Von 1986 bis 1988 war er als Assistent<br />

im Institut für Zoologie an der Universität<br />

Potsdam tätig (1989 Habilitation). Seit<br />

1994 ist er Professor für »Entwicklungsbiologie<br />

der Tiere und des Menschen« am<br />

Institut für Zoologie der Universität Halle.

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