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scientia halensis 4/2002<br />

Fachbereich Biologie<br />

ZEITGEMÄSSER BIOLOGIEUNTERRICHT<br />

FORSCHUNGSFELDER DER FACHDIDAKTIK<br />

Wolfgang Lerchner und Lothar Schmidt<br />

Die zunehmende Bedeutung, die dem Bildungsstand und der Qualität des Bildungssystems<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wissensgesellschaft zukommt, macht qualitätsfördernde Maßnahmen im Bereich<br />

des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts notwendig, sollen deutsche Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler sowie Student<strong>in</strong>nen und Studenten im <strong>in</strong>ternationalen Leistungsvergleich<br />

bestehen. Neben der Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts an den Schulen s<strong>in</strong>d Maßnahmen zur weiteren Qualitätsentwicklung der<br />

Lehrerausbildung notwendig.<br />

Es gehört zu den universitären Aufgaben der Fachdidaktiken, der Fachwissenschaften und<br />

der Erziehungswissenschaften, diesen Prozess zu fördern. Der folgende Beitrag beleuchtet<br />

zwei diesbezügliche Forschungsfelder der Fachdidaktik Biologie.<br />

...............................................................................<br />

Durch zielorientierte Exkursionen und Beobachtungen<br />

im Freiland werden nicht nur<br />

Artenkenntnisse vermittelt, lokale Umweltprobleme<br />

erkannt, sondern auch naturrelevantes<br />

Verhalten entwickelt und damit e<strong>in</strong><br />

schulspezifischer Beitrag zur Erhaltung der<br />

biologischen Vielfalt geleistet.<br />

Gentechnik und Biotechnik<br />

19<br />

Beachtung neuer biologischer Konzepte<br />

In e<strong>in</strong>er zunehmenden Anzahl von Gebieten<br />

der Biologie und anderer Naturwissenschaften<br />

erfolgen heute die Forschungen<br />

unter neuen Sichtweisen, die sich u. a. aus<br />

den Entwicklungen <strong>in</strong> den Biowissenschaften<br />

(z. B. der Molekularbiologie), aus der<br />

Entwicklung anderer naturwissenschaftlicher<br />

Diszipl<strong>in</strong>en mit ihren Anwendungsbereichen<br />

und aus der Vernetzung der früher<br />

weitgehend isoliert betrachteten Untersuchungsgegenstände<br />

ergeben. Die Biotechnik<br />

und Gentechnik s<strong>in</strong>d Beispiele für diese<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>arität. Es bedarf zunächst des<br />

Erschließens dieser Forschungsgebiete unter<br />

fachdidaktischer Sicht. Dann erfolgt die<br />

begründete Auswahl von biologischen Inhalten<br />

unter dem Aspekt der Allgeme<strong>in</strong>bildung<br />

für die Schulbiologie. Dafür sollen<br />

zwei von uns bearbeitete Themenkomplexe<br />

kurz betrachtet werden, die für die <strong>in</strong>haltliche<br />

Weiterentwicklung von Biologieunterricht<br />

bedeutungsvoll s<strong>in</strong>d:<br />

Biologische Diversität (Biodiversität)<br />

den Organismen ermöglichen, sich durch<br />

neue genetische Komb<strong>in</strong>ationen den Veränderungen<br />

der Umgebung anzupassen.<br />

2. Die organismische Ebene (Artenvielfalt)<br />

kennzeichnet die Anzahl, die Frequenz und<br />

das Vorkommen verschiedener Arten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Lebensraum.<br />

3. Die ökosystemare Ebene (Vielfalt der<br />

Ökosysteme) be<strong>in</strong>haltet die verschiedenen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region auftretenden Ökosysteme,<br />

d. h. die verschiedenen Wirkungsgefüge<br />

(Struktur- und Funktionsbeziehungen) von<br />

Pflanzen-, Tier- und Mikroorganismen-Geme<strong>in</strong>schaften<br />

mit der unbelebten Natur<br />

(Stoffkreisläufe, Energiefluss).<br />

Zum Verständnis von Biodiversität s<strong>in</strong>d<br />

Kenntnisse aus verschiedenen biologischen<br />

Teildiszipl<strong>in</strong>en, wie z. B. der Genetik, der<br />

Ökologie, der Evolutionsbiologie, der Systematik<br />

und der Naturschutzbiologie erforderlich.<br />

Aber auch Probleme geologischen,<br />

ökonomischen, politischen, ethischen und<br />

ästhetischen Inhalts s<strong>in</strong>d zu bedenken.<br />

Für den Biologieunterricht ergibt sich <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang die Aufgabe, die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler über die Lernziele<br />

für diese Problematik zu sensibilisieren.<br />

Die Entwicklung <strong>in</strong> den Biowissenschaften<br />

wurde durch die Fortschritte auf den Gebieten<br />

der Gentechnik und Biotechnik unvorstellbar<br />

forciert. Der Grund liegt dar<strong>in</strong>, dass<br />

die Methoden der Gentechnik nicht nur e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Struktur der DNA gestatteten,<br />

sondern dass es auch möglich<br />

wurde, diese zu modifizieren.<br />

So konnten auf der Basis dieser Entwicklungen<br />

u. a. Biomoleküle <strong>in</strong> größeren Konzentrationen<br />

produziert werden. Nicht zuletzt<br />

wurden mit Hilfe der Gentechnik<br />

wichtige Regulationsmechanismen aufgedeckt.<br />

Aus der gegenwärtigen Diskussion<br />

zur Gentechnik und Biotechnik ergibt sich<br />

die Frage, wie die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

auf <strong>in</strong>haltliche und bioethische Aspekte dieses<br />

Themenkreises vorbereitet werden sollen.<br />

Auf dem Gebiet der Biotechnik muss<br />

sich die Schulbiologie weiterh<strong>in</strong> auf die anwendungsorientierten<br />

Teilbereiche von Mikrobiologie<br />

und Biochemie beziehen (Herstellung<br />

von Nahrungs- und Genussmitteln,<br />

Pharmazeutika u. a.). In der Erweiterung<br />

dessen geht es aber auch um Anwendungsbereiche<br />

durch die Verwendung zellbiologischer<br />

und molekularbiologischer Methoden<br />

Der Begriff der Biodiversität ist für wissenschaftliche<br />

Maßstäbe sehr jung, was<br />

sich dah<strong>in</strong>ter verbirgt, ist aber so alt wie<br />

die biologische Forschung selbst. Biodiversität<br />

umfasst die Vielfalt und damit auch<br />

die Unterschiedlichkeit des Lebens auf unserer<br />

Erde, <strong>in</strong> den von Lebewesen gebildeten<br />

Lebensgeme<strong>in</strong>schaften, ihren Wechselbeziehungen<br />

und Kreisläufen. Biologische<br />

Diversität ist e<strong>in</strong>e wesentliche Eigenschaft<br />

biologischer Systeme, d. h. different zu<br />

se<strong>in</strong>. Diese Verschiedenheit zeigt sich auf<br />

allen Organisationsebenen des Lebens, wie<br />

zum Beispiel auf der der Gene, der Organismen<br />

und der Ökosysteme. Biodiversität<br />

spiegelt sich auf drei Ebenen wider. Diese<br />

haben für die Schulbiologie große Relevanz:<br />

1. Die genetische Ebene (genetische Vielfalt,<br />

Vielfalt der Genotypen) charakterisiert die<br />

Gesamtheit der genetischen Variationen<br />

von Populationen und Individuen, die es<br />

Ökologische Exkursion im Auwald auf der halleschen Peißnitz<strong>in</strong>sel (2001)<br />

Foto: L. Schmidt

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