in Scientia Halensis
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scientia halensis 4/2002<br />
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Fachbereich Biologie<br />
Abb. 2: Fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen von Schließzellen aus transgenen Pflanzen,<br />
die (a) GFP bzw. (b) e<strong>in</strong> Fusionsprote<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>em Transitpeptid und GFP exprimieren<br />
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der dieser Komplexe besteht aus kerncodierten<br />
und chloroplastencodierten Unter-<br />
32<br />
e<strong>in</strong>heiten, was die notwendige Kooperation<br />
dieser beiden Genome nochmals unterstreicht.<br />
In unserer Arbeitsgruppe beschäftigen wir<br />
uns vor allem mit den kerncodierten Prote<strong>in</strong>en<br />
der Thylakoidmembran. Diese werden<br />
außerhalb des Chloroplasten im Cytosol<br />
der Pflanzenzelle synthetisiert und anschließend<br />
<strong>in</strong> das Organell importiert. Das<br />
erfordert e<strong>in</strong> spezifisches Transportsignal<br />
(Transitpeptid) im Prote<strong>in</strong> sowie e<strong>in</strong>en<br />
entsprechenden Importapparat im Chloroplasten.<br />
Nach dem Transport über die<br />
Chloroplastenhülle werden die Prote<strong>in</strong>e<br />
weiter zu den Thylakoiden transportiert<br />
und schließlich <strong>in</strong> der Thylakoidmembran<br />
zusammen mit den plastidencodierten Untere<strong>in</strong>heiten<br />
sowie den Pigmenten und Cofaktoren<br />
zu funktionellen Photosynthesekomplexen<br />
zusammengebaut. Zur Untersuchung<br />
dieser Transport- und Assemblierungsvorgänge<br />
stützen wir uns vor allem<br />
auf zwei methodische Ansätze. (1) <strong>in</strong> vitro<br />
Versuche: Dazu werden Prote<strong>in</strong>e »im Reagenzglas«<br />
synthetisiert, mit isolierten<br />
Chloroplasten oder Thylakoiden <strong>in</strong>kubiert<br />
und auf ihr Transport- und Assemblierungsverhalten<br />
h<strong>in</strong> untersucht. Da wir die<br />
Gene zu diesen Prote<strong>in</strong>en kloniert haben,<br />
stehen uns sämtliche Methoden der Gentechnik<br />
zur Mutagenese zur Verfügung, so<br />
dass wir nicht nur die authentischen, sondern<br />
auch alle Arten von modifizierten<br />
Prote<strong>in</strong>en herstellen und analysieren können.<br />
(2) <strong>in</strong> vivo Analysen: Hier untersuchen<br />
wir vor allem Pflanzen, die <strong>in</strong> ihrer<br />
Transport- und Assemblierungsmasch<strong>in</strong>erie<br />
verändert wurden und die darüber h<strong>in</strong>aus<br />
gut detektierbare Reporterprote<strong>in</strong>e tragen,<br />
deren Transportverhalten auch <strong>in</strong> der<br />
<strong>in</strong>takten Pflanze genau verfolgt werden<br />
kann. Abb. 2 zeigt beispielhaft Aufnahmen<br />
von Pflanzen, die e<strong>in</strong> grün fluoreszierendes<br />
Prote<strong>in</strong> (GFP) aus Meeresquallen (mit<br />
bzw. ohne e<strong>in</strong> Chloroplasten-dirigierendes<br />
Transitpeptid) exprimieren.<br />
Mit Hilfe solcher Untersuchungen konnte<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren unter anderem gezeigt<br />
werden, dass alle<strong>in</strong> schon für den Transport<br />
der Prote<strong>in</strong>e über die Thylakoidmembran<br />
m<strong>in</strong>destens vier unterschiedliche<br />
Transportwege benötigt werden, die jeweils<br />
spezifisch nur bestimmte Prote<strong>in</strong>e<br />
transportieren können (Abb. 3). Jeder dieser<br />
Wege arbeitet dabei mit e<strong>in</strong>em anderen<br />
Mechanismus und verwendet vollkommen<br />
eigenständige Transportsignale und Transportapparate.<br />
Wie bereits dieses e<strong>in</strong>e Beispiel<br />
illustriert, wird die Assemblierung der<br />
Photosynthesemembran durch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>andergreifender Synthese-,<br />
Transport-, Sortierungs-, Faltungs-, Modifikations-<br />
und Prozessierungsmechanismen<br />
gesteuert. Die Aufklärung dieser Mechanismen<br />
ist das Hauptziel unserer Arbeit,<br />
dessen endgültiges Erreichen <strong>in</strong> Anbetracht<br />
der immensen Komplexität des Gesamtprozesses<br />
allerd<strong>in</strong>gs noch viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch<br />
nehmen dürfte.<br />
Der Autor ist seit 1998 Professor am Institut<br />
für Pflanzenphysiologie im Biologicum<br />
der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität <strong>in</strong> Halle.<br />
Vorherige wissenschaftliche Stationen waren<br />
Köln, Strasbourg (Frankreich) und<br />
München.<br />
Abb. 3: Schema der vier Prote<strong>in</strong>transportwege über die Thylakoidmembran