Pressespiegel 2011 - 2013 - Stadt Heidenheim

Heidenheimer Zeitung 22. November 2012
„Fünf Punkte in Mathe reichen nicht“
In der Mint-Akademie möchte die DH Abiturienten fit für ein Technik-Studium machen
Sie planen die Mint-Akademie zur Förderung von Abiturienten vor
der Aufnahme eines technischen Studiums: Ulrike Zeitler, Prof. Dr.
Andreas Mahr und Prof. Dr. Gerrit Nandi.
Über die Ursachen will Prorektor
Prof. Dr. Andreas Mahr
nicht spekulieren. Aber von
allen Dozenten an der Technischen
Fakultät der Dualen
Hochschule werde festgestellt,
dass bei neuen Studierenden
die Prüfungsnoten schlechter
werden und die Durchfallquote
steige. „Wir müssen
handeln“, sagt Mahr. Und er
hat auch schon eine Idee, wie.
GÜNTER TRITTNER
Als Dekan der Technischen Fakultät
ist es Mahr gelungen, für einen
Zeitraum von drei Jahren 120 000
Euro Fördermittel des Landes
nach Heidenheim zu lotsen, die
hier zum Aufbau einer Mint-Akademie
genutzt werden sollen.
Mint steht als Abkürzung für Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften
und Technik und damit
für als äußerst zukunftsträchtige
angesehene Berufsfelder. In
welche der Einstieg aber offenkundig
immer schwerer fällt. Vor
allem in den Grundlagenfächern
Mathematik, Physik, Elektrotechnik
und technische Mechanik sehen
die Dozenten bei jungen Studierenden
wachsende Lücken
klaffen. Klausuren mit einem Notenschnitt
jenseits der 3 seien
keine Seltenheit. Mit zweiwöchigen
Vorkursen, welche die DH seit
Jahren vor Studienbeginn anbietet,
ließen sich die Defizite nicht
mehr ausgleichen.
Die von einem Arbeitskreis bereits
in ihren Eckdaten fixierte
Mint-Akademie setzt ebenfalls im
Zeitraum vom Übergang vom
Gymnasium auf die Hochschule
an. Zielgruppe sind alle Abiturienten,
die einen technischen
Studiengang für sich ins Kalkül
ziehen. Dozenten der DH wie Experten
aus der betrieblichen Praxis
werden an der Akademie Kurse
in den Grundlagenfächern geben,
die gleichermaßen Wissen
vermitteln wie auch für ein Studium
motivieren. „Wir wollen den
angehenden Studenten auch eine
Entscheidungshilfe geben“, sagt
Prof. Dr. Gerrit Nandi, der wissenschaftliche
Leiter der Mint-Akademie.
Starkes Gewicht werde
man darauf legen, dass anwendungsbezogen
gelehrt werde. Pro
Kurs sollen maximal 25 Personen
aufgenommen werden.
Eine Ringvorlesung mit Vertretern
von technischen Berufen soll
den interessierten Jugendlichen
überdies vor Augen führen, wie
ihr vielleicht künftiges Berufsleben
aussieht. „Oft gibt es da völlig
falsche Vorstellungen, was
etwa ein Informatiker so tut“,
weiß Ulrike Zeitler, die Geschäftsführerin
der Mint-Akademie.
Einziehen wird die Mint-Akademie
voraussichtlich in das Rote
Haus auf dem WCM-Areal, das
die Stadtverwaltung als Standort
für ihre Zukunftsakademie vorgesehen
hat.
Ob die Mint-Akademie ein Erfolg
wird? Mahr hofft es. Und dies
auch in Sinne der Studenten. „Die
Kurse können und sollen auch
Selbstvertrauen aufbauen“, sagt
Zeitler.
„Willkommen in der Wissenschaft“,
heißt das Förderprogramm
des Ministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst,
das nun auch für die DH fruchtbar
wird. „Wir testen damit an
verschiedenen Standorten der DH
unterschiedliche Wege, um die
Eingangsqualifikation von Studierenden
zu verbessern“, sagt Mahr.
Die Mint-Akademie in Heidenheim
sei dabei keineswegs nur auf
Abiturienten zugeschnitten, die
an einer Dualen Hochschule studieren
wollen, sondern frei zugänglich.
„Wir sehen darin einen
Bildungsauftrag für die Region.“
Die DH ihrerseits wird ihre Ausbildungspartner
in der Wirtschaft
auf diese zusätzliche Hilfe für angehende
Studierende aufmerksam
machen. „Wir versuchen
auch Ausbildungsverträge zu vermitteln,
falls sich in der Mint-
Akademie ein Abiturient spontan
für eine Duale Ausbildung entscheidet“,
kann Zeitler zusagen.
„Die Ingenieurwissenschaft hat
Deutschland groß gemacht“, beschwört
Mahr vergangene Tage.
Die Zahlen der Gegenwart zeigen
freilich einen anderen Interessenshorizont
Jugendlicher. „Auf
einen BWL-Studienplatz kommen
50 Bewerber, auf einen Technik-
Studienplatz sechs bis zehn Bewerber“,
weiß Mahr. Jedes Studienjahr
habe die Fakultät noch
unbesetzte Plätze in den Kursen.
Dankbar ist Nandi, dass alle
Kollegen an der Fakultät hinter
dem Konzept der Mint-Akademie
stehen und diese unterstützen
wollen. „Wir sehen hier alle die
Notwendigkeit.“
Schulnoten entscheiden nicht
über alle Berufsperspektiven.
Sehr wohl, sagt Mahr, und dies sei
für die DH nachgeprüft, gebe es
aber eine „Korrelation“ zwischen
den Noten in Mathematik und
Physik und den Chancen, ein
technisches Studium mit Erfolg
zu beenden. „Fünf Punkte in Mathematik
langen einfach nicht.“
Die Idee der Mint-Akademie
stammt nicht allein aus dem
schwarzen Kubus der DH an der
Marienstraße. Thinktank war
ebenso eine Werkstadt-Gruppe
aus der von der Stadtverwaltung
angestoßenen Bürgerbewegung
zur Verbesserung der Lebensqualität
in Heidenheim. Namentlich
Thomas Ille, der Vorsitzende des
örtlichen Vereins Deutscher Ingenieure,
wird von Mahr als Experte
angeführt, der zur Vertiefung der
Grundlagenkenntnisse bei angehenden
Studenten geraten habe.
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