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Heft 49 - nachhaltige Schülerfirmen Endfassung.indd

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Entscheidungsfreudigkeit, Erfolgsorientierung<br />

und Risikobereitschaft.<br />

Zudem sollten die Produkte präsentiert<br />

und verkauft werden. Dazu mussten<br />

Präsentationstechniken erarbeitet<br />

und geübt werden.<br />

Schulische Organisation<br />

Vorbehalte prägten die ersten Gespräche<br />

mit der Schulleitung. Die<br />

Frage nach der Geschäftsidee war<br />

völlig offen, ebenso konnte zuerst<br />

mit nur wenigen interessierten Schülern<br />

argumentiert werden, die den<br />

Lehrereinsatz rechtfertigen würden.<br />

Überforderung und Enttäuschungen<br />

galt es zu vermeiden. Eigene praktische<br />

Erfahrung fehlte.<br />

Die Ziele wurden intensiv diskutiert.<br />

Lernen musste im Mittelpunkt stehen.<br />

Der dicht gedrängte Stundenplan ließ<br />

nur einer freiwilligen Nachmittagsveranstaltung<br />

Raum.<br />

Nachdem das Vorhaben der Gesamtkonferenz<br />

vorgestellt war, konnte<br />

die Arbeitszeit mit einer Stunde aus<br />

der Anrechnungspauschale und einer<br />

klassenübergreifenden AG-Stunde<br />

genehmigt werden. Die vereinbarte<br />

flexible Gestaltung im Sinne eines<br />

Arbeitszeitkontos erwies sich als sehr<br />

vorteilhaft. Jetzt galt es eine genügende<br />

Anzahl Schüler und Schülerinnen<br />

zu gewinnen.<br />

Die Belegschaft und ihre Eltern<br />

Nachdem diese organisatorische<br />

Hürde überwunden war, wurden die<br />

Schülerinnen und Schüler informiert,<br />

die im Unterricht Geschäftsideen<br />

entwickelten. Sie sprachen Mitschüler<br />

an, denen sie entsprechendes Engagement<br />

zutrauten und von denen sie<br />

annahmen, dass sie sich auf etwas<br />

Neues einlassen würden.<br />

„Wir gründen einen Betrieb“ - ein<br />

sehr abstrakter Arbeitstitel war eine<br />

echte Herausforderung, die jedoch<br />

zügig in ganz konkrete individuelle<br />

Vorstellungen mündete.<br />

Die obligatorischen Elternabende<br />

zum Thema Berufswahl hatten bereits<br />

im Vorjahr stattgefunden, die Eltern<br />

waren sensibilisiert. Jetzt waren die<br />

Schülerinnen und Schüler gefordert,<br />

ihre Eltern von dem Projekt zu überzeugen.<br />

Nachmittags freiwillig in der Schule<br />

bleiben, war im ländlichen Raum<br />

nicht das eigentliche Problem. Das<br />

nach Hause Kommen musste gelöst<br />

werden. Linienbusse standen nicht<br />

zur Verfügung. Glücklicher Weise<br />

fanden sich Eltern, die Fahrgemeinschaften<br />

bildeten.<br />

Schließlich erklärten fünf Mädchen<br />

und sieben Jungs - acht Neuntklässer<br />

und vier Achtklässer - ihre verbindliche<br />

Mitarbeit für ein „Probehalbjahr.“<br />

Ein Anfang war gemacht und der<br />

Einstieg stand bevor.<br />

Besuch eines jungen Betriebes<br />

Wenige Jahre zuvor war am Schulstandort<br />

die Zimmerei mit Sägewerk<br />

„Utzinger und Pfeiffer“ gegründet<br />

worden. Auf das Projekt angesprochen,<br />

signalisierten beide Jungunternehmer<br />

sofort ihre Unterstützung.<br />

Herr Pfeiffer stellte die verschiedenen<br />

Abteilungen seines Betriebes vor:<br />

Wareneinkauf, Werkstatt, Buchhaltung<br />

(Kalkulation, Rechnungs- und<br />

Mahnwesen, ...), Auftragsannahme,<br />

Planungsbüro, Baustellen. Die verschiedensten<br />

Facetten der Zimmerei<br />

wurden deutlich erkennbar.<br />

Die Schülerinnen und Schüler hatten<br />

viele Fragen bezüglich Firmengründung.<br />

Hier einige wichtige Antworten<br />

des Meisters:<br />

„Am Anfang informierten wir uns bei<br />

Kollegen und Selbständigen auch in<br />

ganz anderen Branchen, z. B. Bäcker,<br />

KfZ-Mechaniker..., denn alle können<br />

ihr Handwerk, brauchen aber auch<br />

Kaufleute, Steuerfachleute, Genehmigungen,<br />

… und viel Geld.<br />

• Der Steuerberater muss zur Seite<br />

stehen, obwohl mein Kollege<br />

Kaufmann ist. Beide erstellten<br />

einen Plan in Bezug auf die Tragfähigkeit<br />

des Betriebes.<br />

• Die Investition für die Firmengründung<br />

raubt einem anfangs schon<br />

den Schlaf, eine halbe Million<br />

reichte nicht!<br />

• Würden alle pünktlich bezahlen,<br />

ginge es meinen Mitarbeitern und<br />

mir viel besser und ich bräuchte<br />

nicht mehr um die Existenz bangen.<br />

Ich hoffe in 2 bis 3 Jahren<br />

werden wir das geschafft haben,<br />

denn unsere Arbeit ist gut.<br />

• Im Sommer leisten wir viele Überstunden,<br />

da könnte ich noch einige<br />

Leute beschäftigen, im Winter<br />

habe ich aber wenig Arbeit. Mir<br />

ist es wichtig wenige, dafür dauerhafte<br />

Arbeitsplätze zu schaffen.<br />

Das ist für die Mitarbeiter verlässlicher.“<br />

Authentischer ist Selbständigkeit<br />

kaum zu vermitteln. Den Schülerinnen<br />

und Schülern (und mir) war<br />

sehr bewusst geworden, dass Hilfe<br />

von Sachkundigen und vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit mit Banken<br />

notwendig sein würden. Und ein<br />

Quäntchen Risikobereitschaft würde<br />

wohl eher das Salz in der Suppe des<br />

Selbständigen sein. Eine pfiffige Idee<br />

war nun gefragt.<br />

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