Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...
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Geschickt wurde durch die „Kunstpropaganda“ der Soldat, als<br />
Sinnbild des Wehrstands zum stilisierten Helden gemacht. Im<br />
Grunde aber war es egal, welchen Namen der Held trug,<br />
entscheidend war die Uniform, mit der sich Tausende anderer<br />
Namenlosen im ganzen Reich identifizieren konnten. <strong>Das</strong><br />
Tragische an der Stilisierung der Helden war ihre eigene<br />
Uniformität.<br />
Dieser Uniformität wurde die Büste oder das Wandgemälde des<br />
Führers, als der Heerführer, Staatsmann und Baumeister<br />
beigefügt.<br />
Volkshygiene und Körperkultur<br />
Hitler: „die heutige Zeit arbeitet an einem neuen<br />
Menschentyp...ein leuchtend schöner Menschentyp wächst<br />
heran, der nach höchster Arbeitsleistung dem schönen alten<br />
Spruch huldigt: saure Wochen, aber frohe Feste.“<br />
Die durch den Nationalsozialismus vertretenen ästhetischen<br />
Werte, führten im Effekt zu einer sich ändernden Positionierung<br />
des einstigen Bürgers innerhalb des Systems selbst. Der<br />
einzelne Mensch verlor seine zentrale Stellung zugunsten des<br />
Volkskörpers, auch ein Resultat des vorhergehenden<br />
Körperkultes, durch Sport und paramilitärische Übungen, die<br />
gemeinsam vollzogen wurden und auch zu einer wachsenden<br />
Reinheitsphilosophie der Volkshygiene führte.<br />
Die Aufgabe des Einzelnen war es nun, durch Anpassung und<br />
Normierung an das vorgezeichnete Schönheitsideal, den<br />
Wünschen der Führung zu entsprechen. Nicht nur in der Kunst<br />
zeigte sich eine fast unverhüllte Sexualisierung des<br />
Menschenbildes, eine utopische Vorstellung der<br />
Vollkommenheit wurde dargestellt. Den Künstlern und<br />
Bildhauern war es untersagt, körperliche Unvollkommenheit zu<br />
zeigen.<br />
Dies hatte zwei Wirkungen auf den Betrachter. Auf der einen<br />
Seite konnte er sich sicher sein, allein durch seine arische<br />
Zugehörigkeit eben diesem Ideal zu entsprechen, auch ein<br />
arischer Übermensch zu sein, und die Angst, eben nicht diesem<br />
utopischen Ideal zu entsprechen, somit die Notwendigkeit alles<br />
<strong>für</strong> das System zu tun, um nicht in Ungnade zu fallen.<br />
Es ging somit um die Inszenierung des Menschseins an sich, die<br />
Emporhebung des arischen Übermenschen auf der einen Seite<br />
hatte konsequenterweise auch den entarteten Untermenschen,<br />
den Tiermenschen zur Folge. Durch die auftretende Kluft war<br />
es dem Übermenschen erlaubt, alles mit dem Tier zu tun, was er<br />
durch seinen begnadeten Geist <strong>für</strong> nötig und möglich und nötig<br />
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