Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...
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Systemdynamik im Nationalsozialismus und die NS-Megamaschine<br />
Der Nationalsozialismus eignet sich idealerweise, um die<br />
Megamaschine zu erklären. Was ist eine Megamaschine ? Die<br />
Megamaschine ist ein selten genutzter Begriff aus der<br />
Faschismusforschung,<br />
Durch die Propaganda wird das neutrale Weltbild verändert.<br />
Stellt sie die Größe der eigenen Leistungen in den Vordergrund,<br />
so bedeutet dies ein Erstarken des Selbstbewusstseins der Masse<br />
bei gleichzeitigem Minderwertigkeitskomplex des Einzelnen.<br />
Zeigt sie den Apparat in allen seinen Subbereichen führt dies<br />
auf der anderen Seite zu einer Schwächung des Einzelnen, der<br />
sich nur noch als kleines Rädchen innerhalb des Gesamtsystems<br />
sieht, der nur durch heldenhafte Leistung, durch<br />
überdurchschnittliche Sollerfüllung sich aus der Masse<br />
hervorheben kann und zu einem Helden des Systems werden<br />
kann. <strong>Das</strong> Gefühl der Ohnmacht und der Minderwertigkeit kann<br />
also bei entsprechender Leistung zu einem Gefühl der Größe<br />
und des Heldentums werden. Dabei spielt die allumfassende<br />
Kontrolle und Überwachung eine systembejahende Wirkung,<br />
denn nur durch sie ist es überhaupt möglich, die<br />
aussergewöhnliche Leistung eines Einzelnen festzustellen und<br />
ihn als einen Helden des Systems auszumachen.<br />
Ohne Kontrolle und Leistungsanalyse keine Selektion aus der<br />
Masse. Folglich ermöglicht die totalitäre Kontrolle erst den<br />
durch Selektion möglichen Erfolg des Einzelnen. Die innere<br />
propagierte Stärke und Leistungsfähigkeit dieser Systeme führt<br />
zu einer veränderten Wahrnehmung der Masse, ob unterstützt<br />
durch direkte Teilnahme an Massenereignissen wie Paraden, bei<br />
denen der Einzelne ebenso seine Minderwertigkeit innerhalb<br />
des Kollektives sieht, eben als Teil der Masse, die ihm aber vor<br />
Augen führt wie stark die Masse ist, an der er Anteil hat.<br />
Diese permanente Verdeutlichung der Stärke des Systems führt<br />
langfristig zu einem veränderten Weltbild. <strong>Das</strong> System bewegt<br />
sich weg von der objektiven realistischen Einschätzung der<br />
Lage hin zu einer größenwahnsinnigen Eigensicht, unterstützt<br />
durch Medien, Massenaufmärsche, Massenarchitektur und<br />
Großprojekte.<br />
Der zweite Schritt, der konsequenter auf diesen ersten Schritt<br />
der Größe und Kraft folgt ist der Systemvergleich mit anderen<br />
Systemen. Dabei fällt auf, dass eben der eigene Staat gegenüber<br />
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