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Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

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der Mythos des Blutes, der Glaube, mit dem Blute auch das<br />

göttliche Wesen des Menschen überhaupt zu verteidigen. Der<br />

mit hellsten Wissen verkörperte Glaube, dass das nordische Blut<br />

jenes Mysterium darstellt, welches die alten Sakramente ersetzt<br />

und überwunden hat.“ Hier zeigte sich schon die Kopplung<br />

zwischen Rasse, Blut und Religion, die das Blutopfer als heilige<br />

Tat vorwegnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die<br />

Errichtung der „Ordensburgen“ zu erwähnen. Der ritterliche<br />

Begriff „Burg“ wurde mit dem Begriff „Orden“ verknüpft.<br />

Ordensburgen waren Kreationen von Himmler und Rosenberg,<br />

der Orden war die Elite der Nation, die SS.<br />

Etwa ab 1935 begann Himmler die SS von einer Kampftruppe<br />

in eine, nach seinen Vorstellungen quasireligiöse Organisation<br />

umzuwandeln. Dabei sollte die SS in eine Reihe historischer<br />

Vorbilder gesetzt werden, um ihre „Mission“ zu rechtfertigen.<br />

Himmler wähnte sich und seine Truppe in Tradition zum<br />

Ritterorden. Himmler selbst, der sich als Reinkarnation von<br />

Heinrich den Sachsen sah, war dabei der Ordensgeneral, der die<br />

SS-Organisation nach den Grundsätzen des Jesuitenordens<br />

aufbaute. Rosenberg verfolgte mit seiner „hohen Schule“<br />

ähnliche Ziele. Auch den Ordensstaatgedanken hatte Rosenberg<br />

bereits formuliert, indem er beteuerte, „dass die<br />

nationalsozialistische Bewegung entschlossen ist, aus der<br />

Gesamtheit der 70 Millionen einen Kern von Menschen<br />

auszulesen und zusammenzufügen, der die besondere Aufgabe<br />

der Staatsführung übertragen erhält, dessen Mitglieder von<br />

Jugend an in den Gedanken einer organischen Politik<br />

hineinwachsen.“<br />

<strong>Das</strong> „Ahnenerbe“ war ein Verein, der die „germanische<br />

Frühgeschichte“ untersuchen sollte. SS-Grabungen kamen dabei<br />

die wichtige Rolle zu. Als Mittelpunkt deutscher Größe und<br />

deutscher Vergangenheit sollten sie zu quasi-religiösen<br />

Weihestätten ausgebaut werden. Mit dem „Ahnenerbe“ wurden<br />

aber auch Expeditionen organisiert, die den Heiligen Gral<br />

finden sollten, oder Tibetexpeditionen, um dort nach<br />

vergangenen Spuren zu suchen.<br />

In der religiösen Phase entwickelte man die auf der Blut- und<br />

Bodenideologie basierenden Lebensbornheime, Zuchtanstalten,<br />

in denen ausgesuchte Männer der SS als Zuchtbullen <strong>für</strong><br />

Nachwuchs sorgten. „Die Enteignung und Nutzbarmachung der<br />

Körper, sei es als Arbeitskraft, Kriegsmaterial oder Zuchtwesen,<br />

war die einzige eigentliche Funktion“, die der austauschbare<br />

Faktor Mensch, als Sklave des Systems zu erfüllen hatte.<br />

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