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Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

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werden, um dies zu erzielen wurden Elemente der<br />

Vergangenheit geschickt kombiniert, die weit über das flache<br />

Gedankengut der Partei reichten, um die jeweiligen Ziele zu<br />

erreichen. Ursprüngliche Ideologien wurden abgewandelt und<br />

missbraucht, qualitativ Mittelmäßiges biederte sich der neuen<br />

Führung an. Hitler und Goebbels wussten genau, dass sie eine<br />

Revolution nur machen konnten und die Gesellschaft in totaler<br />

Weise umformen konnten, wenn sie die breite Masse hinter sich<br />

spürten, die man aber eben nicht durch philosophische<br />

Gedanken formen konnte, sondern eher durch markante<br />

Aussagen des mainstreams.<br />

Reden vor der Masse, die das Handeln und Denken ebenso<br />

beeinflussten, nicht nur Ohr des Führers war, sondern auch<br />

Energie, die die Führung bewegte, nicht durch provokante oder<br />

kritische Äußerungen, sondern durch die bloße Hingabe, durch<br />

die Unterwerfung und die unreflektierte Aufnahme von<br />

Befehlen. Aufgehen in der Masse, im Rhythmus der Masse, als<br />

Teil des Volksganzen, wenn nur irgendwie möglich, dann als<br />

gesunder Teil, denn die kranken Teile des Volkskörpers<br />

mussten bekämpft und vernichtet werden. Angst erzeugt Hass,<br />

erzeugt Gewalt. Dieses Hauptmotiv steuerte die<br />

Mitläufergeneration.<br />

Rhetorische Orgasmen des Führers vor immer größeren Massen<br />

mussten gesteigert werden, denn Resignation durch<br />

ungenügendes Wachstum der Masse, oder ein Abfall der<br />

Energie der bestehenden Masse hätte schnell zum Ende der<br />

Diktatur führen können, gerade in den Anfängen.<br />

Vernichtung alles Andersartigen, erst im Innern der Diktatur,<br />

als dies nach immer spektakuläreren Aktionen und Prozessen<br />

nicht mehr möglich war, musste die energetische Gewalt der<br />

Masse durch den Krieg nach außen getragen werden, da sie<br />

sonst zu einer Zerstörung des Systems geführt hätte.<br />

Die Attentate auf den Führer kamen nicht etwa in einer Zeit, wo<br />

dies noch problemlos möglich war, eher verspätet, in einer<br />

Phase, wo die Visionen so gigantisch geworden waren, dass<br />

Teile des Volkes langsam wach wurden und die Propaganda die<br />

Verluste der Deutschen Armeen, wie etwa in Stalingrad, nicht<br />

mehr kaschieren konnte, eben diese Differenz zwischen Realität<br />

und Vision ersichtlich wurde.<br />

Die Propaganda, mit immer aufwendigeren Mitteln betrieben,<br />

musste das System stabilisieren, den fehlenden Halt geben und<br />

mit einer Ideologie versorgen, die zu einer Religion aufgebaut<br />

wurde.<br />

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