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Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

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hinausgehoben werden“, stellte Hitler bei der Vorbereitung des<br />

Parteitages 1938 in Nürnberg fest.<br />

Durch die Aneignung der Medien innerhalb Deutschlands<br />

erhielten die Nationalsozialisten ein weit reichendes Medium.<br />

So äußerte sich Goebbels 1933 nach seiner Ernennung zum<br />

Minister <strong>für</strong> Volksaufklärung öffentlich und beschrieb die neue<br />

Aufgabe des Staates im Bereich Film: er sei das modernste und<br />

weit reichenste Mittel zur Beeinflussung der Massen. Die<br />

Neuheit des Mediums Film und Rundfunk, verbunden mit einer<br />

unkritischen Reflexion durch die Masse, erzielte die<br />

gewünschte Resonanz.<br />

Leni Riefenstahls Auftragsarbeit „Triumph des Willens“ (1935),<br />

der auf ihren ersten Parteitagsfilms „Sieg des Glaubens“ folgte,<br />

verdeutlicht die mythologisierende beabsichtigte Verknüpfung<br />

von Nationalsozialismus und Tradition.<br />

Leni Riefenstahl inszenierte <strong>für</strong> den Film die Gegenwart des<br />

Zeitpunktes als Geschichte, setzte das reale Ereignis in<br />

vorgefertigte mythische Vorbilder. Jeder Augenblick sollte die<br />

„ewige“ Form verdeutlichen. Als Kulisse diente die ganze<br />

Stadt. Die Vorbereitungen des Parteitagsfilmes gingen Hand in<br />

Hand mit den Vorbereitungen des Parteitages selbst. Leni<br />

Riefenstahl berichtete, dass sie Szene um Szene plante und den<br />

Bau komplizierter Brücken, Türme und Schienen <strong>für</strong> die<br />

Kameras überwachte. Der Parteitag diente als riesige Kulisse<br />

<strong>für</strong> ein Filmspektakel, das dann als authentisches Zeitdokument<br />

Beständigkeit haben sollte.<br />

Zweiunddreißig Kameramänner in SA-Uniformen filmten dann<br />

den Parteitag.<br />

In Triumph des Willens war kein Kommentar zu hören, der<br />

Film beginnt mit einem geschriebenen Text, der den Parteitag<br />

als Höhepunkt deutscher Geschichte ankündigt. Die erste<br />

Sequenz des Filmes zeigt dann den Führer, wie er als der vom<br />

Himmel Gesandte über Nürnberg mit dem Flugzeug<br />

einschwebt.<br />

In der Einleitung kommt jedoch, verglichen mit anderen<br />

Aspekten, noch am wenigsten das Neuartige dieses Filmes zum<br />

Ausdruck. Es gab darin keinen Kommentar, weil er unnötig<br />

war, denn der Film stellte eine bereits vollzogene<br />

Transformation der Realität dar. Geschichte wurde zum<br />

Theater:<br />

„Dies ging soweit, dass, als einige Filmmeter mit Parteigrößen<br />

beschädigt wurden, Hitler Anweisung gab, die Einstellungen zu<br />

wiederholen, so kam es, dass Streicher, Rosenberg, Heß und<br />

Frank Wochen später ihren Treueschwur an den Führer ohne<br />

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