Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...
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<strong>Das</strong> <strong>ZeitGeschichtsParadox</strong><br />
1
Inhaltsverzeichnis:<br />
Einführung<br />
Die Megamaschine nach Mumford<br />
Die ägyptische Megamaschine<br />
Kommunismus<br />
Systemdynamik im Nationalsozialismus<br />
Die alliierte Megamaschine<br />
Wie arbeitet die Megamaschine?<br />
Was ist eine Gigamaschine?<br />
Systemstruktur<br />
Die BRD Gigamaschine<br />
Die Spiralen<br />
Die Nichtgeschichtsspirale<br />
Wie entsteht ein Negativitätsimpuls?<br />
Reinigungszwang<br />
Innere Sicherheitsspirale – Luftaufklärung<br />
Die vergangenen Impulse<br />
Aufschwingende und abschwingende Systeme<br />
<strong>Das</strong> Risiko Kreuzrot<br />
2
Einführung<br />
Ich habe lange gewartet dieses Buch zu schreiben. Ich habe<br />
lange nachgedacht, ob es sinnvoll ist dieses Buch zu schreiben ,<br />
zu beenden und auch zu veröffentlichen.<br />
Aber ich glaube, dass es von enormer Wichtigkeit <strong>für</strong><br />
Deutschland ist, dieses Buch über jüngste Zeitgeschichte zu<br />
publizieren und auch um mich von einer enormen Geisteslast zu<br />
befreien, die mit dem Aufarbeiten der Zeitgeschichte der letzten<br />
Jahre verbunden ist. Deutsche Geschichtsschreibung<br />
beschäftigt sich hauptsächlich mit der NS Geschichte, was zu<br />
einer enormen<br />
Reduktion der Vergangenheit eben auf diese Geschichte geführt<br />
hat Wir wissen über Hitler alles, wir wissen wie er seinen Tee in<br />
seinem Teehaus trank, durch Guido Knopp wissen wir, was <strong>für</strong><br />
ein Hund Blondie war, wir kennen die nächste Umgebung des<br />
totalitären Herrschers, wir kennen alle Organisationen des NS<br />
Staates, wir kennen Waffen und Wunderwaffen, den Krieg als<br />
Mittel, wir wissen vieles und fast alles. Wir bedauern die Opfer<br />
und wissen über unsere Schande. Was durch die allgemeine<br />
Beschäftigung aber passiert ist, ist eine Auslöschung der<br />
Geschichte seit dem zweiten Weltkrieg, die nur noch<br />
zweitrangig geworden ist. Es fällt uns leichter die Führungselite<br />
des NS Staates aufzuzählen, als die Bundespräsidenten oder<br />
Bundeskanzler seit Bestehen der Bundesrepublik. Deshalb<br />
denke ich, dass es wichtig ist, den Augenmerk und die<br />
Entwicklung der letzten Jahre, wie ich sie sehe, in diesem Buch<br />
niederzuschreiben um einen Gegenakzent zu setzen, um gegen<br />
eine jüngste und wie ich meine sehr gefährliche<br />
Geschichtsverdrängung anzugehen.<br />
Wir befinden uns immer wieder in einer Art künstlichem Koma.<br />
Es hält uns zwar am Leben, aber das Aufwachen wird durch<br />
dieses Koma ebenso verhindert. Dieser kritische Zustand, ein<br />
schwebender Zustand zwischen Realität und Vision wurde<br />
bisher von niemandem genauer analysiert.<br />
Natürlich ist jede Geschichte eine Interpretation von<br />
Zusammenhängen, die nur dadurch an Glaubwürdigkeit<br />
gewinnt,<br />
wenn die Argumentation akzeptiert wird, wenigstens aber<br />
diskutiert wird. Ohne Veröffentlichung und Diskussion aber<br />
keine Reflektion und folglich auch keine Änderung des<br />
zukünftigen Kurses.<br />
In der Vergangenheit gab es immer neue dieser Impulse, die<br />
mich in meiner Theorie bestätigten und somit sind auch die<br />
be<strong>für</strong>chteten gesellschaftlichen Gefahren gewachsen.<br />
3
Mit dem Aufarbeiten ist eine enorme moralische Verpflichtung<br />
verbunden. Eine enorme Verantwortung, die über die Jahre zu<br />
langen Überlegungen geführt hat, wie die Zusammenhänge<br />
sind und wie sie miteinander verknüpft sind. Diese<br />
Verantwortung gibt mir vor, die Dinge nicht schlimmer zu<br />
machen, als sie waren, um so die negativen Aspekte der<br />
Geschichte nicht in ihrer Kraft zu steigern.<br />
Ich bin von einem als geisteskrank geltenden Opfer des<br />
Gesundheitswesens zu einem Mitwisser geworden, vielleicht<br />
einer der wenigen, die überhaupt noch den Überblick über die<br />
letzten Jahre der Deutschen Zeitgeschichte haben. Wenn alle<br />
die Geschichte vergessen haben, so hat sie sich durch mein<br />
schweres persönliches Schicksal, was mit dem Widerstand<br />
gegen eine maschinelle Entwicklung zusammenhängt, tief in<br />
meinem Schädel eingebrannt.<br />
Damit meine ich bei weitem nicht die Zeitgeschichte wie sie<br />
bisher und bis hier existiert, eine Aufreihung von politischen<br />
Ereignissen auf einer Zeitleiste mit jährlichen Rückblicken auf<br />
die allgemeinen Ereignisse wie Innenpolitik und Außenpolitik,<br />
G8 Treffen, Flutkatastrophen und Landtagswahlen.<br />
Ich denke an die bisher ungeschriebene Geschichte, die aus<br />
Gründen der Glaubhaftigkeit, aus Gründen der Logik viel<br />
wahrscheinlicher ist, als die bestehende Geschichte der<br />
vergangenen Jahre. Ein Prozess des Nachdenkens ist von Nöten.<br />
Diese ungeschriebene Geschichte , ich nenne Sie in diesem<br />
Buch die Nichtgeschichte, ist der Hauptkern dieses Buches.<br />
Nichtgeschichte bedeutet in diesem Zusammenhang eine<br />
verneinte Geschichte , eine verleugnete Geschichte, die<br />
aus Gründen, die ich Ihnen später anführen werde, verneint<br />
wurde.<br />
Ich habe längst versucht Gesprächspartner in hohen politischen<br />
Positionen zu überzeugen, jedoch sind die Zusammenhänge<br />
sehr komplex, so komplex, dass sie nur schriftlich verständlich<br />
werden und die mit Ruhe bedacht werden sollten und<br />
nicht in dem allgemeinen Wahlkampfgetöse oder in der<br />
Tagespolitik Geltung erlangen sollten. Gerade die jetzige Zeit<br />
der großen Koalition verhindert aufgrund des dominierenden<br />
herrschenden politischen Monopols eine Auseinandersetzung.<br />
Umfangreiche wirkliche Reformen, eine Reduktion der<br />
Staatsquote und eine Veränderung im Denken der Menschen,<br />
weg vom „Uns geht es so schlecht“ Gejammere sind vonnöten.<br />
Die Probleme sind gravierend und es sind in erster Linie<br />
Probleme, die der Staat selbst produziert und nicht der einfache<br />
4
ereits erschreckte Bürger, der seine Kauflaune zugunsten des<br />
Sparens aus Angst gestoppt hat.<br />
Ob dieses Buch ein Erfolg wird, ist unbedeutend. In den hier<br />
dargestellten Zusammenhängen von einem Erfolg zu sprechen<br />
liegt mir fern, doch denke ich, das es wichtig und notwendig ist<br />
die einzelnen Faktoren klar abzugrenzen.<br />
Die Akzeptanz dieses Buches , somit ein geistiger Erfolg, und<br />
der darin enthaltenen Argumentation wird zu neuen Problemen<br />
führen und gerade am Anfang einer Diskussion keine<br />
Verbesserung der gesellschaftlichen und politischen Probleme<br />
in Deutschland erzielen, sondern das Gegenteil – mehr<br />
Negativität. Eine Negativität, die dieses Buch grundsätzlich<br />
bekämpfen will. Somit wird dieses Werk auch ein Teil des<br />
Paradoxes selbst, was es bekämpfen will. Nur durch<br />
umfangreiche Reformen, Umstellungen im Denken und einer<br />
bewussten Auseinandersetzung mit der<br />
Zeitgeschichte können aber diese negativen Einflüsse begrenzt<br />
werden.<br />
Es liegt mir fern irgendeine bestimmte Person am<br />
gesellschaftlichen Zustand Schuld aufzudrängen, schließlich<br />
handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem.<br />
Ich glaube nach langer Überlegung, dass man mit dem<br />
Aufzeigen einer negativen Vergangenheit und Zeitgeschichte<br />
eine positive Wendung <strong>für</strong> die Zukunft erzielen kann, die sonst<br />
verbaut wird, weil sonst die Zukunft als logische Fortsetzung<br />
der Vergangenheit nur negativer werden kann.<br />
Eine beängstigende Zukunft kann zu Protesten und Reformen<br />
führen, die eben diese mögliche negative Zukunft ausschließt<br />
oder eher unwahrscheinlich macht, oder aber sie führt zu einer<br />
negativen Entwicklung die verhindert werden soll.<br />
Besser jedoch ist eine Reflektion, als ein stures Weitermachen<br />
wie bisher.<br />
Dieses Buch behandelt mehrere negative Phasen der letzten<br />
Jahre, die hier als negative Impulsphasen bezeichnet werden.<br />
Diese Phasen wurden wie bereits erwähnt verdrängt oder sind<br />
bereits verlorene Geschichte, da es sehr schwierig ist<br />
ausreichend Material zu sichern. Um es mit einem neuen<br />
Industriebegriff in Anlehnung an Klemperer (LTI) zu<br />
beschreiben -, „entsorgte“ Geschichte.<br />
Gerade dieses Wort, entsorgen, das an die Stelle von wegwerfen<br />
gerückt ist, ist fundamentaler Bestandteil einer neuen Sprache,<br />
die sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Auch darauf werde<br />
ich eingehen.<br />
5
Die das System Bundesrepublik Deutschland stabilisierenden<br />
positiven Phasen, die ich Revitalisierungsphasen nenne, werden<br />
nicht weitergehend beschrieben aber dennoch erwähnt, um zu<br />
zeigen, dass sich das Gesamtsystem bisher immer wieder erholt<br />
hat und dass das Gute im Menschen existiert. Diese positiven<br />
Revitalisierungsphasen haben noch immer die Überhand, und<br />
das soll auch so bleiben, deshalb werden sie in diesem Buch<br />
auch erwähnt, um nicht eben diese Phasen durch eine einseitige<br />
Geschichtsschreibung auszulöschen.<br />
Aus den vergangenen aus dem Unterbewusstsein nun wieder<br />
ins<br />
Bewusstsein des Lesers gerückten Negativitätsphasen werden<br />
dann Schlüsse gezogen in welche Richtung sich die<br />
Gesellschaft bewegt und wie eine solche Zukunft aussehen<br />
könnte, wenn sich die Gesellschaft in diese Richtung weiter<br />
entwickelt. <strong>Das</strong> mag ein Gruselfaktor sein, diese mögliche<br />
Zukunft wird nicht aus reißerischer Sicht beschrieben, sondern<br />
dient der reinen Abwehr<br />
dieser Zukunft.<br />
Besonderer Augenmerk liegt auf dem Begriff der<br />
Megamaschine, historisch erläutert an der NS Megamaschine,<br />
die in unserer Zeit durch die Beschleunigung eher eine<br />
Gigamaschine ist. Der Begriff der Megamaschine wurde in<br />
Anlehnung an Luis Mumford gewählt, jedoch tritt er nicht als<br />
ein absolutistischer Begriff auf, wie bei Mumford, sondern<br />
beschreibt auch in Anlehnung an ihn, ein System, welches sich<br />
in den negativen Impulsphasen in kürzester Zeit aufbaut, aber<br />
in den positiven Revitalisierungsphasen durch eine Rückkehr<br />
von Pluralität und demokratischen Bewusstsein wieder in der<br />
Bildsprache der Medien verschwindet. Es handelt sich hierbei<br />
bisher also nicht um einen endgültigen Systemzustand, sondern<br />
um eine gepulste Megamaschine, die immer wieder an Kraft<br />
durch die Demokratie verliert und die mit ihr verbundenen<br />
Institutionen und politischen Ämter sowie durch die Regierung.<br />
Jedoch verschwindet diese politische Führung im Zeitraum der<br />
negativen Impulsphasen gänzlich, es handelt sich folglich um<br />
eine kopf und führungslose Megamaschine.<br />
Zur Erklärung der Zusammenhänge und der Bildsprache der<br />
Megamaschine habe ich möglichst viele Bilder beigefügt, die<br />
die Argumentation unterstützen und symbolisch vorführen.<br />
Die hier als Quellen angeführten Medien sind hauptsächlich die<br />
Zeit und die FAZ, in den ersten bereits genauer analysieren<br />
Impulsphasen ab Ende 1997 wurden auch andere Medien<br />
hinzugezogen. Später in den weiteren Impulsen beschränkte ich<br />
6
mich aus zeitlichen Gründen nur noch auf die FAZ,<br />
insbesondere hier dem Feuilleton-Teil und die „Zeit“. Diese<br />
wurden dann zu einem Systemindikator zusammengefasst. Ein<br />
weiterer ist der Spiegel Online Bild des Tages Indikator, der den<br />
kurzfristigen Trend des Systems anzeigt. Die Ergebnisse der<br />
Analyse reichten relativ gut aus, die negativen Impulsphasen<br />
zeitlich genauer einzuschränken und ihre Zusammenhänge zu<br />
analysieren. Falls Sie im Besitz von Zeitungen aus den<br />
entsprechenden negativen Impulsphasen sind, die die<br />
aufgezeigten Zusammenhänge verdeutlichen, so wäre ich<br />
Ihnen sehr dankbar diese mir zur Verfügung zu stellen, um<br />
später in weiteren Veröffentlichungen nach den hier<br />
beschriebenen generellen Tendenzen genauer durchzuführen<br />
und auf einzelne Negativitätsimpulse genauer einzugehen .<br />
Recyceln sie daher die Geschichte gegen die Entsorgung.<br />
Jedoch sollten wir uns auch nicht zu intensiv mit den<br />
Negativitätsphasen der jüngsten Zeitgeschichte beschäftigen,<br />
um wie gesagt die Positivität nicht gänzlich auszulöschen, denn<br />
das hätte den negativen Effekt, ähnlich der NS Dokumentarbeschallung<br />
und damit verbundenen Reduktion der deutschen<br />
Geschichte.<br />
Die Bildzeitung und Magazine wie Stern und Spiegel wurden<br />
nur sporadisch ausgewertet. Gerade die Bildzeitung brachte<br />
keine weiteren im Sinne der Theorie ergänzenden<br />
Zusammenhänge, jedoch sehe ich dies nicht als Bruch der<br />
Metatheorie, sondern ich sehe die Bildzeitung eher als<br />
bebilderte Illustrierte mit Schwerpunkt Sport und Pinups.<br />
Tiefgreifende gesellschaftliche Entwicklungen werden hier<br />
nicht beschrieben. Und auch die Wortwahl der Schlagzeilen ist<br />
zu eingeschränkt, um mit ihr eine genauere Analyse<br />
durchzuführen. Ich werde hier die akzeptierte Geschichte der<br />
politischen Großereignisse, die ich als MTV-Geschichte<br />
bezeichne , nicht gesondert aufzeigen, denn diese können Sie<br />
allen Chroniken<br />
entnehmen und werde daher die positiven<br />
Revitalisierungsphasen mit einem „Engel“ kennzeichnen,<br />
der doch mehr sagt, als weitere Additionen von in diesem Fall<br />
eher ablenkenden Material. Der „Engel“ ist aus der Zeit<br />
entnommen und trat als einziges positives Element in einem<br />
negativen Impuls der Vergangenheit auf, bei der die Zeit in<br />
einer Ausgabe sehr düster und todesfixiert war. Dieser Engel<br />
über eine Doppelseite symbolisiert daher meiner Meinung nach<br />
die verbliebene Hoffnung und Zuversicht in einem dunklen<br />
Umfeld.<br />
7
Auch wenn Sie denken sollten, dass ich selbst ein negativer<br />
Mensch bin, weil ich mich mit diesem Kapitel der jüngsten<br />
Zeitgeschichte beschäftige, so muß ich Ihnen entgegenhalten,<br />
ich bin ein positiver Mensch, jedoch wurde diese Positivität<br />
durch das bewusst Erlebte und Gesehene geschwächt.<br />
Es ist ein Grundproblem des Paradoxes diese Negativität zu<br />
bekämpfen und die Gefahren der Megamaschine aufzuzeigen<br />
und die Negativität gleichzeitig aufzuzeigen. Ich möchte mich<br />
neutral im Sinne von Emotionen verhalten, was nicht leicht ist,<br />
da die persönliche Vergangenheit mit dem Kampf die eigene<br />
Existenz oder schlicht das eigene Überleben zu emotionalen<br />
Gefühlen führt, die hier keine Rolle spielen sollen.<br />
Positiv sein bedeutet an das Gute zu glauben und auch in der<br />
stärksten Negativität den Glauben an die Menschen zu<br />
behalten, was ich jedem nur raten kann, der eine düstere Sicht<br />
der Welt medial verbreitet, ohne jemals dem Tod nahe<br />
gekommen zu sein, oder ihn erlebt zu haben. Diese Depression,<br />
eine Massendepression zeigt doch den Zustand einzelner und<br />
den Zustand der Gesellschaft sehr deutlich.<br />
Diese Krankheit und den Überblick über die Zusammenhänge,<br />
über 6 Jahre verschwiegene deutsche Geschichte,<br />
die ich die Nichtgeschichte nenne, weil sie nicht existiert,<br />
niemals existiert hat, niemals existieren sollte, muss aber<br />
analysiert werden, da sie eben auch auf Gegenwart und Zukunft<br />
wirkt.<br />
Ich habe über 6 Jahre Dokumente gesammelt, die meine<br />
Argumentation unterstützen. Einige davon trug ich durch halb<br />
Europa, immer mit der Angst, dass man sie mir wegnimmt,<br />
andere waren bei Freunden versteckt, aus Angst<br />
dass sie verschwinden und aus Angst als verrückt zu gelten.<br />
Mit Händen voller Zeitungen wird man leicht <strong>für</strong> verrückt<br />
erklärt, ein dubioses geistiges Konstrukt bedarf der Behandlung.<br />
Eigentlich ist es mehr als absurd, dass diese viel<br />
wirklichkeitsnähere Argumentation zur geistigen Krankheit und<br />
die Verwirrungen der Masse zur harmlosen ungefährlichen<br />
immer wiederkehrenden Episode wurde. Eine Massenkrankheit<br />
dieser Ausmaße erfordert in Wirklichkeit einen Krisenstab<br />
oder das Einbringen von Antidepressiva in das Trinkwasser, um<br />
Gefahren <strong>für</strong> die Demokratie zu vermeiden, wobei ein solches<br />
Vorgehen ein totalitäres Verhalten wäre, was mit der<br />
Demokratie nicht vereinbar ist und dies im nächsten negativen<br />
Impuls natürlich dazu führen kann, dass dann Aggressionssteigernde<br />
Mittel eingesetzt werden. Wer einmal die Büchse<br />
8
der Pandora öffnet, wird es wieder tun. Und ist sie erst einmal<br />
geöffnet, so kann man leider die destruktiven Mittel und<br />
Produkte, die die Megamaschine produziert hat, nicht mehr aus<br />
dem System nehmen.<br />
Nach langen Abwägen der Vor- und Nachteile einer<br />
Veröffentlichung bin ich letztlich zu der Überzeugung gelangt,<br />
dass eine Veröffentlichung<br />
und somit eine sich hoffentlich anschließende Diskussion einer<br />
Fortsetzung der im Buch beschriebenen negativen<br />
Entwicklungen vorzuziehen ist.<br />
<strong>Das</strong> ist ein Tabubruch, ein Tabubruch den wir wohl gehen<br />
müssen, damit wir eine gute und menschliche Zukunft haben<br />
können.<br />
Ich hoffe das die beschriebenen Zusammenhänge zu einem<br />
Aufwachen führen.<br />
Dieses Aufwachen ist ein schwieriger Prozess, da bisher nur<br />
verdrängt wurde, er wird schmerzhaft allemal.<br />
Verdrängen heißt vielleicht vergessen, aber das Unbewusste<br />
oder Unterbewusste ist auch in der Gegenwart präsent, es<br />
schlummert in uns, bis es entweder gänzlich durch die Zeit<br />
verloren geht oder reaktiviert wird.<br />
9
Dieses Buch ist meiner Familie gewidmet, meinen Freunden<br />
wie Martin und vor allem Professor Albus, der mich über Jahre<br />
unterstützt hat<br />
Andreas Boebel<br />
10
Zwischen Realität, Vision, Religion und Kapitulation<br />
Die negative Dynamik des Nationalsozialismus<br />
I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung<br />
1.2 Ursprünge der nationalsozialistischen Inszenierung<br />
1.3 Komplex der eigenen Schwäche<br />
2. Gewinnung der Macht, Rückgewinnung der Stärke<br />
4. Volk <strong>für</strong> Volk, das Volksfest<br />
2.1 Architektur der Macht<br />
3. Verlust der objektiven Realitätswahrnehmung – neue<br />
Visionen<br />
3.1 Reinheit der Sprache<br />
3.2 Reinheit der Kunst<br />
3.3 Volkshygiene und Sport<br />
3.4 die Uniform, Normierung der Gesellschaft<br />
3.5 Subjekte werden Objekte<br />
4.1 die Thingbewegung<br />
5. Medienvisionen als neue Realität<br />
6. Mythifizierung des Nationalsozialismus<br />
6.1 Die Parteifeiern<br />
7. Religion<br />
8. Krieg als Mittel der Inszenierung<br />
9. Kapitulation, Implosion eines Weltbildes<br />
11
Um das Zeitgeschichtsparadox wirklich verstehen zu können<br />
müssen wir uns ein weiteres Mal ausgiebig mit dem<br />
Nationalsozialismus auseinandersetzen. Er bietet die Grundlage<br />
Für die Zusammenhänge der Gegenwart.<br />
Mit welchen Mitteln gelang es der NSDAP weite Kreise der<br />
Bevölkerung zu gewinnen und aus welchen Gründen folgte die<br />
Masse der Bevölkerung in allen zeitlichen Handlungsstufen der<br />
Partei? Welche Zusammenhänge bildeten die Grundlage,<br />
woraus ergaben sie sich und auf welchen tiefenpsychologischen<br />
Hintergründen basierte das System ? Wie vollzog sich der<br />
Wandel in der Wahrnehmung der Menschen?, Gab es Rituale,<br />
daher sich wiederholende Elemente, kann man im<br />
Nationalsozialismus gar religiöse Aspekte erkennen?<br />
Die Feiergestaltung der Nationalsozialisten als<br />
Propagandainstrument zeigte das ganze Ausmaß der<br />
Manipulation. Dabei wurden verschiedene Techniken und<br />
Elemente eingesetzt, die sich ergänzten, verbanden und<br />
unterstützten.<br />
Erst die Kopplung dieser Elemente während der Feier selbst<br />
führte zu dem Zustand eines rauschhaften Erlebens. Dabei war<br />
die Feiergestaltung nur der spielerische Umgang mit den<br />
Elementen des täglichen Lebens in gesteigerter Form und<br />
Intensität, somit eine Simulation auf begrenztem gestauten<br />
Raum, was zu einem Abspulen eingeprägter gespeicherter<br />
Muster führte. Erst diese Kopplung und Addition der einzelnen<br />
Elemente, die dadurch erzielte Intensität führte zur erreichten<br />
Wirkung auf den Einzelnen, der durch sein soziales Gefüge<br />
unweigerlich mit der Masse verknüpft war.<br />
Entscheidend <strong>für</strong> die Analyse der Zusammenhänge, den<br />
empfundenen Bann der Menschen <strong>für</strong> den Nationalsozialismus<br />
war außerdem der zeitliche Aspekt, eine sich ändernde<br />
Wahrnehmung durch eine veränderte Realität, die sich langsam<br />
vollzog und zu einer Massenpsychose auswuchs. Da das System<br />
im späteren Verlauf nach außen geschlossen war, wurde diese<br />
Psychose noch verstärkt, da auch keine Information von außen<br />
durch das Verbot des Abhörens von Feindsendern eindrang und<br />
der einzelne durch das innere propagandistische Mediensystem<br />
fortlaufend manipuliert wurde vollzog sich diese schleichende<br />
Veränderung im Geiste. Wir siegten uns quasi zu tode und<br />
selbst als die Russen bereits vor Berlin standen rollten die<br />
Panzer in der Wochenschau noch immer von links nach rechts<br />
durchs Bild, voran, es geht voran.<br />
12
Zuerst in den zwanziger Jahren, noch vor der<br />
Machterschleichung, hatte die propagandistische Parteiarbeit<br />
noch „kindliche Züge“ und die suggestive Kraft war nur eine<br />
Wahnvorstellung einer kleinen Minderheit. Diese kleine rituelle<br />
Gruppe am Anfang der Weimarer Zeit reifte dann mit der<br />
Ausbreitung der Bewegung räumlich und zeitlich und wurde<br />
nach der Machterschleichung durch die Durchorganisation aller<br />
Bereiche des Lebens zu einem festem Bestandteil, mehr noch,<br />
zu einem Weltbild, zur neuen Realität.<br />
Nur der gesamte Überblick über das Phänomen<br />
Nationalsozialismus ermöglicht es, die tiefgreifende<br />
Veränderung in den Köpfen der Menschen als Subjekte und<br />
Objekte der Inszenierung verstehen zu können. Durch den<br />
Versuch auf einer abstrakten Ebene an das Phänomen<br />
Nationalsozialismus heranzutreten, auf dieser Ebene mögliche<br />
Erklärungsversuche in die Analyse mit einzubeziehen, will ich<br />
nochmals auf die einzelnen Elemente eingehen. Ich stütze mich<br />
in diesem Teil des Buches auf die Aufzeichnungen Canettis,<br />
„Masse und Macht“, der bereits eine umfangreiche Metaebene<br />
über die Handlungsweisen von Massen und ihren Eigenschaften<br />
und Bewegungen angelegt hat.<br />
Die Realitätsveränderung innerhalb des Systems vollzog sich in<br />
drei Dimensionen.<br />
Vision, definiert als realisierbare Veränderung der Zukunft<br />
Mythologie, definiert als realitätsverfremdende Veränderung<br />
der Vergangenheit und schließlich Religion. Wobei diese Stufe<br />
die komplexeste Stufe ist, die sowohl als Realitätsersatz dient,<br />
folglich Transformation der Realisierbarkeit in eine ferne<br />
Zukunft, aber auch eine ganzheitliche Betrachtung des Lebens<br />
und des Todes, somit eine Beantwortung der Seinsfrage.<br />
Ursprünge nationalsozialistischer Inszenierung<br />
Inszenierung war mehr als die Inszenierung von großen Massen<br />
auf Plätzen, dies ist eher die Lösung einer Gleichung. Sie ergab<br />
sich aus mehreren Faktoren: neue Stabilität und Stärke, Sprache<br />
und Kunst, Architektur, Volkshygiene und Sport, Uniformität,<br />
Medien, einer mythologisierten Geschichte, dem<br />
Nationalsozialismus als Religion und letztlich dem Krieg als<br />
Ausbruch der Masse aus den Versammlungszentren der<br />
Bewegung.<br />
Die nationalsozialistische Inszenierung der Massen entstand<br />
nicht erst durch die Nationalsozialisten selbst, sondern<br />
13
kristallisierte sich nach längerer Erprobung und Verfeinerung.<br />
Ausschlaggebend <strong>für</strong> die Übernahme der Elemente waren<br />
Zeitphänomene, die in der internationalen Entwicklung<br />
aufkamen und sich schon in den zwanziger Jahren auf<br />
unterschiedliche Weise zeigten. Gerade die Nähe der<br />
Sowjetunion, führte zu Parallelen in Kultur, Architektur und<br />
Malerei, die <strong>für</strong> Deutschland Vorbildcharakter hatten. Die<br />
Entwicklung russischer Propaganda, Masseninszenierungen und<br />
Paraden, im Rahmen des ersten 5 Jahresplanes 1928<br />
transportierten LKW-Kolonnen außer den Kulissen von<br />
Schiffen, Maschinen als Symbole der Industrialisierung auch<br />
beschwörende Appelle zu betriebsinterner Leistungssteigerung,<br />
monumentale Lichtdiagramme verdeutlichten<br />
Produktionszahlen und Planvorgaben, führten auch in<br />
Deutschland zu Versammlungen ähnlicher Art.<br />
Der erste Weltkrieg mit den daraus resultierenden Folgen <strong>für</strong><br />
Deutschland, die Entmilitarisierung der Gesellschaft und die<br />
industrielle Brachlage verhinderten aber eine Glorifizierung der<br />
eigenen Fähigkeiten und das Zurschaustellen militärischer<br />
Möglichkeiten. Folglich wurden hier andere Schwerpunkte<br />
gesetzt, man beschränkte sich auf theatralische Darbietungen,<br />
setzte auf riesige Spielflächen, den Einsatz von Lichttechnik<br />
und die Wirkung der Masse. Durch die stoffliche<br />
Einschränkung und das Fehlen konkreter Inhalte büßten<br />
deutsche Massenaufführungen wie Spartakus 1920 oder<br />
Erwachen 1924 aber an beabsichtigter revolutionärer Wirkung<br />
ein. Der Zustand des Erwachens, eine Beschwörung<br />
revolutionärer Massensehnsüchte, war noch kein Zustand, der<br />
genügend Dynamik entfachte.<br />
Die Angst vor Veränderungen in der Gesellschaft führte schon<br />
früh zu einer Rückbesinnung auf das eigene Ich. 1922 gründete<br />
der Hauptvertreter des deutschen Ausdruckstanzes, Rudolf von<br />
Laban, die ersten Bewegungschöre, die später in der<br />
Thingbewegung Reife erhielten. In Fortsetzung des<br />
sozialhygienischen und ganzheitlichen Menschenideals sollten<br />
Laien mit ihren körperkulturellen Sehnsüchten geläutert und in<br />
die „Triebwelt des Menschen zurückversetzt werden“. Die<br />
Faszination an der freiwilligen Hingabe und zugleich<br />
gemeinschaftlichen Disziplinierung „zu einem organischen<br />
Körper in der Verschmelzung von Musik und rhythmischer<br />
Belebung“ wurde auch in den Chören der Leipziger<br />
Massenfestspiele nachvollziehbar.<br />
Die Entwicklung korrespondierte mit der zeitgleichen<br />
Diskussion um die Erneuerung der Theaterarchitektur, wie sie<br />
14
sich in den Vorschlägen <strong>für</strong> Raumbühnen und Totaltheater<br />
niederschlugen. Im Totaltheater des Walter Gropius (1927)<br />
diente die technische Perfektion des Bühnenapparates einer<br />
„Mobilisierung aller räumlichen Mittel, um das<br />
Publikum...aufzurütteln, zu bestürmen, zu überrumpeln und<br />
zum Miterleben des Spiels zu nötigen. Schon hier zeigte sich<br />
auf spielerischer Ebene der Drang nach Macht und<br />
Unterwerfung.<br />
Auch andere Architekten entwarfen monumentale<br />
Vorstellungen, doch verhinderte die ökonomische Situation die<br />
Realisierung der Monumentalarchitektur.<br />
Die Arbeitslosigkeit auf der einen Seite, Symbol der Schwäche<br />
sollte durch den Bau von monströsen Arbeitsforen in ein Gefühl<br />
der Stärke verwandelt werden.<br />
Der Komplex der eigenen Schwäche<br />
Die Zustände dieser Zeit, politisches Chaos auf der einen Seite,<br />
verbunden mit einer Wirtschaftskrise, der Börsenkrach 1929,<br />
die Vernichtung von Produktivkapital, der Niedergang der<br />
Bauindustrie, die wirtschaftliche Notlage der Bevölkerung<br />
durch die Massenarbeitslosigkeit, eine sich ankündigende<br />
Veränderung der Arbeitswelt, die aus der landwirtschaftlichen<br />
Produktion in ein industrielles Zeitalter führte, all das zwang die<br />
Menschen sich den neuen Umständen anzupassen und schürte<br />
die Angst vor der Moderne, die den Menschen die<br />
Vergangenheit und vertraute Lebensgewohnheiten raubte und<br />
eine Zukunft andeutete, die durch die neuen technischen<br />
Möglichkeiten geprägt werden würde.<br />
Aus dem Gefühl der eigenen Schwäche wuchs das Gefühl der<br />
Ohnmacht, dieser Zustand war der Nährboden<br />
<strong>für</strong> Scharlatanen und Heilande aller Art.<br />
„Endzeitstimmung, gepaart mit bestimmten<br />
Erlösungssehnsüchten, ein ausgeprägter Führerkult und ein<br />
Hang zur Mystik waren in der Bevölkerung tief verwurzelt.<br />
Viele esoterische Vereinigungen und Bünde, die ein<br />
neuheidnisches, bzw. ein neugermanisches Weltbild predigten,<br />
entwickelten sich unkontrolliert. Bünde wie die<br />
„Armanenschaft“, „Deutschbund“, die „Thulegesellschaft“,<br />
„Neutempler“ „Brüder vom Licht“ „die Vrilgesellschaft“ und<br />
weitere predigten die Identität von Gott und reiner Rasse. Hier<br />
entwickelte sich der Bodensatz, der später die Grundlage<br />
nationalsozialistischer Rassenlehre wurde. Fremdreligionen<br />
wurden als Degenerationserscheinungen abgewertet, oder man<br />
bewertete sie als im Kern arisch.<br />
15
Zusammenhängend mit dieser Besinnung auf die eigene Rasse<br />
verkündete man ein naives „Zurück zur Natur“ hinter dem sich<br />
ein Fort von der Zivilisation verbarg.“<br />
Gerade das Bürgertum griff auf diese kultisch-irrationalen<br />
Traditionen zurück.<br />
Canetti beschreibt Deutschland als einen Staat, der stark mit<br />
dem natürlichen Symbol des Waldes verknüpft ist, der Baum als<br />
Zeichen <strong>für</strong> Stabilität, Sicherheit, Standhaftigkeit, auf der<br />
anderen Seite das Heer mit der gleichen Symbolik, als Element<br />
der Gesellschaft, der Glaube an die Wehrpflicht. Der Verlust an<br />
Heer führte somit zu einem Verlust an Identität aller Deutschen,<br />
unabhängig von Konfession und sozialer Schicht, aber auch zu<br />
einem Glaubensverlust.<br />
Durch das Verbot der allgemeinen Wehrpflicht war das<br />
Exerzieren, das Empfangen und Weitergeben von Befehlen<br />
untersagt worden. <strong>Das</strong> Verbot der allgemeinen Wehrpflicht war<br />
folglich auch die Geburt des Nationalsozialismus und des<br />
Glaubens an die Nation, das Militär und den<br />
Nationalsozialismus selbst.<br />
Hitler als Veteran des ersten Weltkrieges stand stellvertretend<br />
<strong>für</strong> den Schmerz der ganzen Nation. Er war das Symbol <strong>für</strong> eine<br />
Entmilitarisierung der Gesellschaft und „sein persönlicher<br />
Kampf“ war gleichzeitig der Kampf vieler Deutscher um neue<br />
Stärke. Den Verlust des Militärs, die Rückbesinnung auf das<br />
Zivile konnte er nicht verkraften, „Die Armee, die wir<br />
herangebildet haben, wächst von Stunde zu Stunde schneller“,<br />
mit diesen Argumenten versuchte er nach einem gescheiterten<br />
Putschversuch in München diesen zu rechtfertigen.<br />
Die Partei wurde zur Armee, oder umgekehrt.<br />
„Gerade in diesen Tagen habe ich die stolze Hoffnung, daß<br />
einmal die Stunde kommt, daß diese wilden Scharen zu<br />
Bataillonen, die Bataillone zu Regimentern, die Regimenter zu<br />
Divisionen werden, daß die alte Kordarde aus dem Schmutz<br />
geholt wird, daß die alten Fahnen wieder voranflattern.“<br />
Die Tradition des Soldatischen, der verloren gegangenen<br />
Tradition sollte die Basis des Staates werden. Aus diesem<br />
Grund entstand auch die Uniform des politischen Leiters, die<br />
ihn schon optisch von den Politikern des „alten Systems“<br />
abhob.<br />
Mit aller Unermüdlichkeit betonte er die Knechtung<br />
Deutschlands durch das Versailler Diktat.<br />
<strong>Das</strong> Verbot der Armee war wie das Verbot einer Religion. Der<br />
Glaube der Väter war unterbunden, ihn wieder herzustellen war<br />
jedes Mannes heilige Pflicht. In diese Wunde stieß jedesmal das<br />
16
Wort „Versailles“, wenn es gebraucht wurde. Solange bei den<br />
Massenveranstaltungen das Wort „Versailles“ mit aller Kraft<br />
ausgesprochen wurde, war auch eine Heilung ausgeschlossen.<br />
Diese Heilung mußte also vollzogen werden. Eine Formel, die<br />
später nach der Gewinnung der Stärke die Bedeutung haben<br />
würde, wie Grüß Gott: „Heil Hitler“, oder wie aus der<br />
Niederlage der Sieg entstand, „Sieg Heil“.<br />
Gerade der Wahlkampf 1932 zeigte ein nach amerikanischen<br />
Vorbild organisierte Medienmacht des Führers, die Auswirkung<br />
auf das Wahlergebnis haben sollte. Hitler absolvierte er mit<br />
einem Charterflug vier „Deutschlandflüge“ und sprach dabei<br />
auf 200 Kundgebungen vor 10 Millionen Menschen.<br />
Bei diesen Kundgebungen gab es die Kopplung der<br />
Propagandamedien: Aufmarsch, Fahnenkult, Plakatpublizistik.<br />
Gemeinschaftsgesang und Fackelmarsch hatten eine ebensolche<br />
Bedeutung, wie die <strong>für</strong> damalige Verhältnisse unvorstellbare<br />
Allgegenwart Hitlers durch die Mobilität des Flugzeugs, das die<br />
freie Presse zwang, über die Kundgebungen zu berichten.<br />
Gewinnung der Macht- Rückgewinnung der Stärke<br />
Die Angst der Ungewissheit ermöglichte es den<br />
Nationalsozialisten, als Bewahrer des alten Gedankengutes<br />
aufzutreten und durch die Vernichtung der Moderne eine neue<br />
Stabilität herzustellen. Da die breite Masse die Moderne<br />
ablehnte, musste das noch junge Regime hier nicht mit<br />
Ablehnung rechnen.<br />
Demzufolge die Betonung einer neuen Welt, einer neuen<br />
Zeitrechnung durch die Nationalsozialisten, eine erste Spaltung<br />
der Seele, war es doch die Flucht in die Vergangenheit als<br />
Ausweg aus der Notlage, betrieben mit den Mitteln der<br />
modernen technisierten Welt. Für Wahlkampfzwecke wurden<br />
Motorradstaffeln eingesetzt, symbolisieren sie doch die<br />
Geschwindigkeit, Dynamik, Kraft und Eleganz der Technik.<br />
Der Rückgriff auf die Institutionen des Staates hatte aber noch<br />
eine weitere Bedeutung. Die letzte freie Wahl zeigte schon ein<br />
sich Abschwächen des Nationalsozialismus. Der Staat im Staate<br />
drohte sich zu verkleinern, nur durch die Übernahme der<br />
Institutionen, die Solidarität und Bestand gewährten, konnten<br />
sie die Macht sichern und den Staat im Staate selbst zum Staat<br />
werden lassen.<br />
In der Anfangszeit strebte man vor allem durch<br />
Arbeitsbeschaffungsprogramme und die durch die Nazis<br />
definierten Begriffe wie Autobahnbau, den Bau von<br />
Sozialwohnungen eine positive Akzeptanz in der Bevölkerung<br />
17
zu erzielen. Parallel dazu wurden visionäre Realisationen<br />
angestrebt, die das Neue dieser neuen Zeit vorführen sollten.<br />
Die Rüstungsprogramme auf der anderen Seite, damit eine<br />
Wiederbewaffnung, lösten endlich den Versailler Knoten, der<br />
sich in die Deutsche Seele so tief eingegraben hatte. Es<br />
entwickelte sich fortschreitend ein neues Gefühl der Stärke.<br />
Neue Visionen-Verlust der objektiven Realitätswahrnehmung<br />
Alleine die Angst, die die Nationalsozialisten durch ihre<br />
aggressiven Gewalttaten auf der Straße, durch den Mob der SA<br />
ausgelöst hatten, genügten, um nach der Machtergreifung zu<br />
zahlreichen Neueintritten in die Partei zu führen. Von allen<br />
Seiten wurden nach der Machtergreifung Entwürfe an die neuen<br />
Machthaber herangetragen. In der Anfangszeit hatte die<br />
Propagierung utopischer Projekte Konjunktur, solange sie den<br />
neuen Umständen angepasst werden konnten. Die<br />
Ausschreibung des Projektes „Haus der Arbeit“ verdeutlicht<br />
extrem, wie die Schwäche, Arbeitslosigkeit, in eine Stärke:<br />
Arbeit, transformiert werden sollte. Im Zentrum dieses<br />
Komplexes sollten 10.000 bis 15.000 Menschen Platz finden<br />
und den klassenlosen nationalen Sozialismus feiern lernen.<br />
„Eine Ideologie nationalsozialistischer Architektur gab es<br />
nicht...gefordert war lediglich das Übermaß. Hitler wollte durch<br />
riesige Proportionen das Volk beeindrucken. Ideologie wurde in<br />
der Aufgabenstellung sichtbar, nicht aber im Stil“ Der<br />
vertretene Stil war eine Mischung verschiedener historischer<br />
Stile, hatte die Aufgabe, von vergangenen Weltreichen eine<br />
Brücke zur Größe des Nationalsozialismus zu schlagen. „Der<br />
Führer-Palast wollte pompejanische Architektur mit dem<br />
Voluminösen des Palazzo Pitti verbinden“.<br />
Die Gigantomanie der Architektur hatte einen weiteren Effekt,<br />
sie schaffte Abstand zwischen der herrschenden Schicht und<br />
dem beherrschten Volk. Jeder Wille zum Aufstand wurde<br />
alleine durch die Unüberwindbarkeit des Bauwerkes unmöglich<br />
gemacht. Architektur beschränkte sich jedoch nicht nur auf den<br />
Bau der Staatsbauten, die die Absolutheit des Systems<br />
verdeutlichten und den einzelnen zu einem kleinen schwarzen<br />
Punkt auf einer großen Fläche stilisierte, sondern auch in<br />
anderen Wahrzeichen, wie Denkmäler und Statuen. Architektur<br />
somit als Wirkgebäude des unterbewussten tieferen<br />
psychologischen Zusammenhangs. Der monumentale Charakter<br />
der zentralen Wahrzeichen und Aufmarschflächen sollte auf die<br />
kleinste Stadt übertragen werden, um so die Erlebnisfähigkeit<br />
18
wiedererlebbar zu machen, Medienübertragungen führten zu<br />
Simultanität in jedem beliebigen Punkt des Reiches. Entfernung<br />
wurden durch Technik überwunden. Dabei ging es jedoch nicht<br />
nur um Einzelelemente, sondern gerade die Beliebigkeit durch<br />
Multiplikation der städtebaulichen Objekte vollzog auch die<br />
Beliebigkeit und Austauschbarkeit der Städte und der in ihnen<br />
wohnenden Volksgenossen.<br />
Schierach:<br />
Wir hatten das Ideal einer verschworenen Gemeinschaft, wir<br />
glaubten an die Treue und die Aufrichtigkeit. Hitler am<br />
allermeisten. Eigentlich hat er dazu geneigt, die Wirklichkeit zu<br />
poetisieren.<br />
Wenn man der Handlungskette der Argumentation folgt, dann<br />
sind es zwei Faktoren, die zu einer Schwächung Deutschlands<br />
führten. War es einerseits die „erzwungene Schwäche durch<br />
äußere Knechtung (Versaille)“, damit verknüpft die<br />
Verschwörung des Weltjudentums, das daran bedeutenden<br />
Einfluss hatte, das geheime Wirken dieser Verschwörung im<br />
Ausland, da es ja nicht nachgewiesen werden konnte, weil es im<br />
Geheimen stattfand. Ein nationaler Verfolgungswahn entstand.<br />
Dazu Canetti: Da der Mystiker sich in den meisten Fällen seine<br />
Widersacher erdenkt, behauptet sein Denken die Existenz<br />
anderer durch Kalkül, durch den Kunstgriff, er ist darauf aus,<br />
eine Menge zu sein, wird eine Menge.<br />
Aber auch das Wirken im Innern, führte durch „intrigantes<br />
Verhalten auf intellektueller Ebene“, in Sprache, Kunst und<br />
allein durch die Zersetzung der arischen Rasse zu einer<br />
Schwächung und Verkrüpplung der deutschen Kultur.<br />
Demzufolge konnte die innere Stärke nur wieder gewonnen<br />
werden, wenn der innere Feind benannt und später vernichtet<br />
würde.<br />
Der erste Schritt war folglich eine Katharsis der deutschen<br />
Seele.<br />
Dabei wurde staatlich festgelegt, was rein, bzw. was unrein war,<br />
Eingrenzungen auf der einen Seite bedeuteten automatisch<br />
Ausgrenzung auf der anderen. <strong>Das</strong> Bedürfnis zur Reinigung des<br />
Systems änderte schließlich im Reinigungszwang. <strong>Das</strong> Perverse<br />
dieses Reinigungszwanges zeigt sich im Detail, so strömte das<br />
Gas bei der Vernichtung der „Unmenschen“ aus der reinigenden<br />
Dusche und es wurde das erst <strong>für</strong> die Bekämpfung von<br />
Ungeziefer eingesetzte Zyklon B schließlich bei der Ermordung<br />
von Menschen eingesetzt.<br />
19
Diese Brandmarkung und Reinigung vollzog sich selbst<br />
wiederum in einzelnen Stufen, eine Abfolge von Zuständen in<br />
der Psyche der Menschen, die die Hemmschwelle herabsetzte.<br />
Beschränkte man sich zu Beginn noch auf Symbole, wie die<br />
Schrift, steigerte sie sich später auf den Besitz (Kristall) und<br />
endete mit dem Leben der Opfer. Die Zerstörung der<br />
Gegenstände hatte die Aufgabe, die Distanz zum inneren Feind<br />
durch die Mythologisierung des Feindes aufgebaut, abzubauen,<br />
erst durch die Zerstörung wurde die Distanz durch Besitz und<br />
Stellung vernichtet und die Barriere zwischen öffentlichem<br />
Raum und privaten Raum geöffnet, erst dann konnte man die<br />
Besitzer holen.<br />
Dies schließt natürlich nicht aus, das auch schon vor der<br />
Machtergreifung oder kurz danach unzählige Menschen ihr<br />
Leben lassen mussten, hauptsächlich durch die SA, aber es<br />
zeigte sie doch die Zustimmung der breiteren<br />
Bevölkerungsschichten an den Taten, zumindest eine Billigung<br />
durch Passivität.<br />
Reinheit der Sprache<br />
„das Hitler alles als Instrument nahm und die Literatur dem<br />
machtpolitischen Zweck am wenigsten entgegenkommt. Schon,<br />
dass sie von lauter Einzelnen aufgenommen wird, muss ihn<br />
misstrauisch gemacht haben, ihre Wirkungen sind immer<br />
unberechenbar. Alles konnte man mit Regiekünsten steuern, den<br />
einsamen Leser in seinen vier Wänden nicht.“<br />
Ein Hauptvorwurf gegenüber den Juden in Nazideutschland<br />
lautete, sie seien urban und intellektuell und hätten einen<br />
destruktiven, korrumpierenden „kritischen Geist“.<br />
Auftakt zu den Bücherverbrennungen im Mai 1933 war<br />
Goebbels Ruf:“ das Zeitalter eines überspitzten jüdischen<br />
Intellektualismus ist nun zu Ende, und der Durchbruch der<br />
deutschen Revolution hat auch dem deutschen Geist wieder eine<br />
Gasse freigemacht.“<br />
Unter diesem Vorwand wurde die Verbrennung der literarischen<br />
Meisterwerke Deutschlands zu jener Zeit vorgenommen und mit<br />
ihnen ging auch die Freiheit des Wortes in das Nichts über.<br />
Nach den Zeitungsberichten vom 11.Mai 1933 und den<br />
folgenden Tagen waren die Bücherverbrennungen keine<br />
besonders aufregenden Schauspiele...auf dem Opernplatz in<br />
Berlin funktionierte die Lautsprecheranlage nicht gut. Goebbels<br />
Rede war nur schwer zu verstehen. Die Mehrzahl der Zuschauer<br />
war hinbestellt...Golo Mann beobachtete das Spektakel und<br />
20
schrieb anschließend in sein Tagebuch „eine schwache Rede<br />
von Goebbels und ein gemachtes dürftiges Theater“.<br />
Die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten war in der<br />
Form der Inszenierung ein propagandistisch misslungener<br />
Versuch, symbolisch durch das Feuer, die Reinigung der Schrift<br />
anzudeuten und auch zu vollziehen, doch zeigte sie in ihrer<br />
Absicht als Demonstration die Wirkungsweise der kommenden<br />
Politik.<br />
Reinheit der Kunst<br />
Trotz der schon aufkommenden Medien wie Rundfunk und<br />
Film, die noch in einem Stadium des Experiments lagen, hatte<br />
die klassische Kunst noch eine zentrale Bedeutung. Vor allem<br />
Architektur und Bildende Kunst blieben Hauptbestandteil zur<br />
Dekoration der Macht. Traditionelle Formensprache stand<br />
wieder im Vordergrund, eine „kleinbürgerliche“ Vorstellung<br />
von Romantik und Schönheit und Harmonie, die plumpe<br />
Anbiederung an den Betrachter, eine mythologisierende,<br />
historisierende Kostümierung der Macht wurden propagiert.<br />
Hitlers Kulturreden ließen keinen Zweifel daran, dass die Kunst<br />
der Moderne, und mit ihr Vertreter<br />
wie Mondrian, Klee, Malewitsch, Kandinskij und viele weitere<br />
mehr, Vertreter einer befreienden, abstrakten Kunst (realistisch)<br />
von nun an als entartet, unästhetisch, verkrüppelt, jüdisch<br />
(neorealistisch) galten.<br />
Die Strategie der Führung war es, alles was zur Verunsicherung<br />
der Massen führen konnte, zu verbannen, mit Malverbot zu<br />
belegen und als entartet zu erklären. Die Kulturkammer, die<br />
Goebbels unterstand kontrollierte die Durchführung. Hier<br />
begann die Auseinandersetzung mit der geistigen Elite,<br />
abstrakte Kunst als Denkprozeß beim Betrachter bekämpft,<br />
folglich auch das Denken selbst. Der bloße Schein, das<br />
Romantisieren wurde in den Mittelpunkt gesetzt, die<br />
Transzendenz wich der bloßen Ästhetik. Dem<br />
Außermenschlichen und Unmenschlichen wurde optisch das<br />
Bild des neuen und schönen Übermenschen entgegengesetzt.<br />
Faschistische Kunst glorifizierte die Unterwerfung, feierte den<br />
blinden Gehorsam bis in den Tod oder propagierte die Vorzüge<br />
des neuen Deutschlands, gab Handlungsanweisungen im<br />
Verhalten.<br />
Eine arische Großfamilie, schweigend und aufmerksam<br />
lauschend, wie der Führer aus dem Volksempfänger spricht, das<br />
Ideal einer kinderreichen Familie. Der Nährstand bei der Arbeit.<br />
21
Geschickt wurde durch die „Kunstpropaganda“ der Soldat, als<br />
Sinnbild des Wehrstands zum stilisierten Helden gemacht. Im<br />
Grunde aber war es egal, welchen Namen der Held trug,<br />
entscheidend war die Uniform, mit der sich Tausende anderer<br />
Namenlosen im ganzen Reich identifizieren konnten. <strong>Das</strong><br />
Tragische an der Stilisierung der Helden war ihre eigene<br />
Uniformität.<br />
Dieser Uniformität wurde die Büste oder das Wandgemälde des<br />
Führers, als der Heerführer, Staatsmann und Baumeister<br />
beigefügt.<br />
Volkshygiene und Körperkultur<br />
Hitler: „die heutige Zeit arbeitet an einem neuen<br />
Menschentyp...ein leuchtend schöner Menschentyp wächst<br />
heran, der nach höchster Arbeitsleistung dem schönen alten<br />
Spruch huldigt: saure Wochen, aber frohe Feste.“<br />
Die durch den Nationalsozialismus vertretenen ästhetischen<br />
Werte, führten im Effekt zu einer sich ändernden Positionierung<br />
des einstigen Bürgers innerhalb des Systems selbst. Der<br />
einzelne Mensch verlor seine zentrale Stellung zugunsten des<br />
Volkskörpers, auch ein Resultat des vorhergehenden<br />
Körperkultes, durch Sport und paramilitärische Übungen, die<br />
gemeinsam vollzogen wurden und auch zu einer wachsenden<br />
Reinheitsphilosophie der Volkshygiene führte.<br />
Die Aufgabe des Einzelnen war es nun, durch Anpassung und<br />
Normierung an das vorgezeichnete Schönheitsideal, den<br />
Wünschen der Führung zu entsprechen. Nicht nur in der Kunst<br />
zeigte sich eine fast unverhüllte Sexualisierung des<br />
Menschenbildes, eine utopische Vorstellung der<br />
Vollkommenheit wurde dargestellt. Den Künstlern und<br />
Bildhauern war es untersagt, körperliche Unvollkommenheit zu<br />
zeigen.<br />
Dies hatte zwei Wirkungen auf den Betrachter. Auf der einen<br />
Seite konnte er sich sicher sein, allein durch seine arische<br />
Zugehörigkeit eben diesem Ideal zu entsprechen, auch ein<br />
arischer Übermensch zu sein, und die Angst, eben nicht diesem<br />
utopischen Ideal zu entsprechen, somit die Notwendigkeit alles<br />
<strong>für</strong> das System zu tun, um nicht in Ungnade zu fallen.<br />
Es ging somit um die Inszenierung des Menschseins an sich, die<br />
Emporhebung des arischen Übermenschen auf der einen Seite<br />
hatte konsequenterweise auch den entarteten Untermenschen,<br />
den Tiermenschen zur Folge. Durch die auftretende Kluft war<br />
es dem Übermenschen erlaubt, alles mit dem Tier zu tun, was er<br />
durch seinen begnadeten Geist <strong>für</strong> nötig und möglich und nötig<br />
22
hielt. Der Formierung zum Volkskörper folgte die Diagnose der<br />
Geschwüre innerhalb des Körpers, die dem „Heil auf Erden“<br />
durch die bloße Existenz im Wege standen. <strong>Das</strong> Paradies konnte<br />
also nur erschaffen werden, wenn es zu einer Vertreibung kam.<br />
Solange dies nicht der Fall war, war eine Erlösung<br />
ausgeschlossen.<br />
Wo man etwas als krank diagnostiziert, ist kein weiter Weg bis<br />
zur „Beseitigung dieser Krankheitsursachen“, wie sich<br />
Goebbels bei den Düsseldorfer Musiktagen 1938 ausdrückte.<br />
Die antisemitischen Parolen schienen mir darüber hinaus ein<br />
taktisches Mittel zur Aufpeitschung von Masseninstinkten zu<br />
sein.<br />
Durch sportliche Massenveranstaltungen, als Zurschaustellung<br />
des Körperideals, Turnen als Beherrschung von Kraft und<br />
Körperdisziplin, aber auch Sport als paramilitärische Übung,<br />
propagierte man über die Medien als neues Schönheitsideal.<br />
Die Olympischen Spiele waren eine bedeutende Chance, das<br />
„Dritte Reich“ als friedliebenden Staat international<br />
vorzuführen. Hitler griff schon 1933 in die geplante Architektur<br />
des Olympiageländes ein und stellte die Forderung an die<br />
Architekten, das Athletik-Stadion und das Aufmarschgelände zu<br />
einem einheitlichen Ganzen zu verbinden, so, dass beide<br />
Anlagen in eine innige harmonische Beziehung zueinander<br />
traten. Wie das alte Olympia enstand „aus deutschem Geiste“<br />
eine Anlage, die „Geistiges, Erzieherisches, Kämpferisches und<br />
Vaterländisches“ miteinander verband. Groteske Parallelen<br />
zeigen sich im Aufbau der Gesamtanlage mit dem großen<br />
Glockenturm und der „ästhetischen Umsetzung“ der<br />
Konzentrationslager mit ihren Schornsteinen der Krematorien.<br />
„Zu der Durchführung großer nationaler Kundgebungen, etwa<br />
bei späteren Maifeiern, sollten die Anlagen des<br />
Reichssportfeldes eine Aufgliederung der Festgemeinde<br />
ermöglichen, die eine enge Beziehung zum Führer und oder zu<br />
den Sprechern aufbaute. Die einzelnen Formationen sollten sich<br />
dann getrennt versammeln, etwa die Arbeitsfront in der<br />
Kampfbahn, die SA und die SS im Aufmarschgelände und die<br />
Hitlerjugend auf der Freilichtbühne.“<br />
Während der Olympischen Spiele tauchten noch einmal alle<br />
Bestandteile der Massenästhetik der zwanziger und dreißiger<br />
Jahre auf: die Tanz- und Bewegungschöre von Rudolf von<br />
Laban, im Eröffnungsspiel „Olympische Jugend“, die<br />
Masseninszenierung des Musiktheaters (Händels Herakles), das<br />
Thingspiel mit Sprechchor „das Frankfurter Würfelspiel“ und<br />
das olympische Zeremoniell mit seinen Massenformationen.<br />
23
Die einzelnen Rampen der Bühne (Frankfurter Würfelspiel)<br />
gewannen gleichzeitig die Funktion von verschiedenen<br />
Bedeutungsebenen. Bildlich symbolisiert, das Volk, die<br />
weltlichen Herrscher und der dritten obersten Ebene, als Sitz<br />
des Gerichtes. Die sieben Richterfiguren verkörperten „die<br />
Instanz der gerechten Macht, die Stimme des Volkes und der<br />
Ausdruck dessen, was wir Deutsche im Gedanken „Führer“<br />
begreifen. Dieser erscheint über den Richtern als schwarzer<br />
Ritter, der streng das endgültige Urteil fällt, schicksalhaft und<br />
gottgleich.<br />
Die Uniform-Normierung der Gesellschaft<br />
„Kein Deutscher ohne Uniform“, war die Forderung des<br />
Reichsorganisationsleiters Ley.<br />
Hatte die Uniformierung der Partei vor der Machtergreifung<br />
noch das Ziel, eine Bindung des Einzelnen an die Partei zu<br />
erreichen (Identität), mit der Absicht die Hilflosigkeit, das<br />
Verlassenseins des Individuums durch die Stärke der inneren<br />
Gemeinschaft gegenüber dem Staat wiederherzustellen, so<br />
entwickelte sich mit dem Wachstum der Bewegung<br />
kontinuierlich ein Staat im Staate. Um die<br />
Organisationsfähigkeit der Partei aufrechtzuerhalten und einem<br />
Zerfall vorzubeugen, wurden die vorhandenen Gläubigen in<br />
seperaten Einheiten zusammengefaßt. (Ordnung)<br />
Nach der „Machtergreifung“ vollzog man die Uniformierung<br />
fast aller Lebensbereiche. Der textile Totalüberzug des Volkes<br />
kam einer Dauermobilmachung gleich und inszenierte den<br />
Volkskörper als geschlossene Armee.<br />
Die Uniformierung war eine Verkörperung von Sicherheit und<br />
Bedrohung zugleich und raubte die Individualität und führte<br />
vordergründig zu sozialer Gleichheit.<br />
Die Uniformierung ging so weit, dass selbst die „Deutsche<br />
Kinderschar“ eigene Uniformen und Abzeichen erhielt, die<br />
Selektion der Elite erfolgte schon im jugendlichen Alter, so<br />
wurde der braunen Masse der HJ, die elitäre Spezial HJ<br />
gegenübergestellt, schwarz wie die SS.<br />
Bewusst wurde „uraltes Wissen“ in die Organisation der<br />
Massen mit einbezogen, die autoritär ausgedeutete Übernahme<br />
der indischen Kastenlehre. Die Kastenlehre diente als<br />
Rechtfertigung <strong>für</strong> die Bildung einer befehlserteilenden<br />
Brahmanenschicht, die später über Leben und Tod entscheiden<br />
würde (legitime Autorität) und der gerasterten Abstufung<br />
einzelner Spezialschichten, die durch ihre Spezialisierung<br />
innerhalb der Staatsmaschine, Teilbereiche als Exekutive<br />
24
abdeckten. Die neue Ästhetik zeigte sich aber auch auf<br />
räumlicher Ebene. <strong>Das</strong> Amt „Schönheit der Arbeit“ und<br />
„Schönheit des Wohnens“ brachte den neuen naturnahen edlen<br />
Charakter der „Kraft durch Freude“ in die Betriebe und ins<br />
private Leben ein. Erst dadurch wurde eine völlige Abdeckung<br />
aller Lebensbereiche, temporal und lokal erzielt. Lebensfeiern,<br />
als nationalsozialistische private Feiern sollten die christlichen<br />
Lebensabschnittfeiern zu Feiern des Glaubens umdeuten.<br />
Die soziale Gliederung der Volksgemeinschaft gingen Hand in<br />
Hand mit der politischen Organisation der Ortsgemeinschaft in<br />
Zellen, Ortsgruppen und Kreise. Eine besondere Stellung erhielt<br />
die Ortsgruppe dadurch, dass mithilfe der Gemeinschaftsbauten<br />
die Gliederung der Volksgemeinschaft auch architektonisch<br />
vollzogen wurde.<br />
Durch die germanisierte Abwandlung der Kastenlehre begann<br />
auch die Mythologisierung der Nation.<br />
Die SS verkörperte das Recht auf unbegrenzte Machtausübung<br />
am deutlichsten, weil sie ihn auf brutalste Weise durchsetzte<br />
und weil sie ihn ins „Dramatische“ überhöhte, indem sie sich<br />
ästhetischen Regeln unterwarf. Die SS war eine<br />
Elitegemeinschaft, die nicht nur Verkörperung der Gewalt und<br />
des Todes war Symbol-Totenkopf, sondern die anderen Kasten<br />
auch an Schönheit und Eleganz übertreffen sollte, SS-<br />
Uniformen waren elegant und stramm. Zur wuchtigen Uniform<br />
gehörten Handschuhe, die die Hände in eine Form zwangen und<br />
Stiefel, die Beinen und Füßen das Gefühl von Schwere gaben<br />
und den Träger zum Geradestehen zwangen. Die äußere<br />
Erscheinung wirkte dramatisch und bedrohlich zugleich,<br />
beschränkte sich aber nicht nur auf die äußere Form, sondern<br />
war auch mit innerer Symbolik verknüpft, die Herrenschicht der<br />
Herrenrasse bildete das neue Weltbild. Himmler als der<br />
Schöpfer der SS, der mit der Tradition des Jesuitenordens<br />
vertraut war, setzte diese Lehre bewusst ein, um damit eine<br />
religiös, verschworene Gemeinschaft aufzubauen.<br />
Die Definition der Uniform reichte aber noch weiter, so wie die<br />
Begriffe Ehre und Anerkennung an der Uniform festgemacht<br />
wurden, so war der Träger von Zivilkleidung nie ganz<br />
unverdächtig. (Achtung-Feind?)<br />
Die öffentliche Bloßstellung der Systemfeinde (Judenstern,<br />
Homosexuell...), somit eine Negativierung auf der anderen<br />
Seite, betonte die Rassenlehre der Nationalsozialisten. Dies<br />
reichte bis zur Entmenschlichung in den Vernichtungslagern<br />
durch das Kahlscheren der männlichen und weiblichen<br />
Gefangenen als Aberkennung des Geschlechts und<br />
25
Menschseins, Uniformierung der Gefangenen durch<br />
Mangelernährung zu gleichgemachten Haut überzogenen<br />
Skeletten.<br />
Die Vernichtung der inneren Feinde und der Juden und anderer<br />
„Volksschädlinge“ im Innern war die logische Konsequenz der<br />
Abfolge der Umstände: Volkshygiene, nationales Gefühl der<br />
Schwäche, Wiedergewinnung der Stärke, Spaltung der<br />
Wahrnehmung in gut und böse, Glaube an die arische Rasse,<br />
Glaube an den Untermenschen.<br />
Subjekte werden Objekte<br />
„Hunderttausend Mann sind angetreten im Luitpoldhain, wie<br />
ein ungeheures blühendes Beet leuchten die farbigen<br />
Mützenüberzüge in der Sonne. Leise wogt das Farbenspiel hin<br />
und her, bis ein einziges Kommando die hunderttausend Mann<br />
erstarren lässt zu regungsloser Einheit...wie ein Mann steht die<br />
SA. In die offene Straße rücken mit monumentaler Wucht die<br />
Scharen der SS“.<br />
Die Beziehung zwischen Herrschaft und Versklavung kam in<br />
einem charakteristischen Gepräge zum Ausdruck: Vereinigung<br />
von Menschengruppen zu Massenansammlungen,<br />
Uniformierung des Einzelnen als unbedeutende einheitlich<br />
gekleidete Marionette, Gruppierung dieses Typs, in immer<br />
neuen Formen und Formationen, in pausenloser Bewegung und<br />
erstarrten befehligten Posen, rotierend um das Zeichen der<br />
Sonne, dem Führer, als gottähnliche Figur.<br />
Diese Zeremonien hatten verschiedene psychologische<br />
Wirkungen. Marschieren erhöht durch den Rhythmus der Füße<br />
die subjektiv wahrgenommene Anzahl der Beteiligten, was zu<br />
einer übersteigerten Eigenwahrnehmung der Gruppe führt.<br />
Innerhalb der Masse erfährt der einzelne, durch seine<br />
Massenzugehörigkeit ein verstärktes Wir-Gefühl, das auch zu<br />
einer persönlichen Aufwertung als Teil dieser Teilgruppe, sowie<br />
als Teil des ganzen Staates führte.<br />
Durch die Formierung in die Gruppe wird der einzelne zur<br />
kollektiven Abfolge von Körperhaltungen gezwungen, er muß<br />
diese Bewegungen zwangsläufig ausführen, um nicht aus der<br />
Masse herauszufallen. Marschieren in Formationen hatte somit<br />
auch erzieherische Funktionen.<br />
Erst die Uniformierung verlieh der Bildaussage der großen<br />
Aufmärsche besondere Bedeutung. Sie verschmolz die<br />
Individuen zu einheitlich genormten Typen. Es gab nur noch ein<br />
massenhaft dupliziertes Fassaden-Gesicht. Äußere<br />
Uniformierung als Primärbeweis führte demnach auch zu der<br />
26
inneren, seelischen Uniformierung. Die Dynamik der Gruppe<br />
zwang den einzelnen zum Mitmachen, ein Widersetzten war<br />
faktisch nicht möglich, da es die Dynamik des Massenkörpers<br />
zerstörte, somit im weitesten Sinne volksfeindlich war, aber<br />
auch unmöglich war, da der Weg durch nachfolgende Elemente<br />
der Gesamtordnung versperrt war. Dies wirkte suggestiv auf<br />
den Teilnehmer.<br />
War es am Anfang der Bewegung der Staat, gegen den man<br />
kämpfte, war es dann der innere Feind, der nicht militarisiert<br />
war, so war es dann der äußere Feind. Die Auswahl des Feindes<br />
war eine rhetorische Frage der begleitenden Rede.<br />
Volk <strong>für</strong> Volk, das Volksfest<br />
Canetti: „das Fest ist das Ziel, und man hat es erreicht“<br />
Feste der unbegreiflichen Freude, gerade in der Anfangszeit des<br />
Nationalsozialistischen Staates, sollten das neue Gefühl der<br />
Stärke und der Schönheit, das neue Zeitalter einleiten.<br />
<strong>Das</strong> „nationalsozialistische Feierjahr“ begann mit zahlreichen<br />
Veranstaltungen. Über Volkstrauertag, den 1.Mai, Jahrtag zur<br />
Erstürmung des Annaberges, dem Todestag Schlagepeters, die<br />
Sommersonnenwende, Reichsparteitag, Fest der Deutschen<br />
Schule und Erntedank reichte das Spektrum. Es fand eine<br />
kontinuierliche Steigerung statt, in der versucht wurde, alle<br />
Gedenktage und religiöse Feiertage zu okkupieren und<br />
inhaltlich umzudeuten. Kultische Winter- und<br />
Sommersonnenwendspiele wie auch „die Einbeziehung des<br />
Weihnachtsmysteriums“ rundeten das Bild ab.<br />
Die verspürte subjektive Freiheit des Einzelnen, gerade in der<br />
Umbruchphase der revolutionären Zeit, steigerte die allgemeine<br />
Freude der Masse und führte so zu einem realitätsfremden<br />
Zustand. <strong>Das</strong> System inszenierte sich selbst als die Ursache der<br />
neuen Freiheit, damit verknüpft die Wiedergewinnung der<br />
Stärke, folglich Sicherheit der Zustände.<br />
Feste hatten aber auch einen traditionellen Charakter und<br />
standen in historischer Verknüpfung zu deutschen Volksfesten<br />
der Freude (z.B. Hambacher Fest).<br />
Gerade das Fest auf dem Tempelhofer Feld zeigt deutlich den<br />
Charakter der Volksfestes. Die Volksmasse ist dabei zum<br />
Träger des Staates geworden, Millionen als Zeichen des<br />
nationalen Erwachens und scheinbare Präsenz des gesamten<br />
Volkes. <strong>Das</strong> Gefühl der Enge, der Gestautheit der Masse konnte<br />
auf dem Tempelhofer Feld nur ungenügend inszeniert werden,<br />
da jede bauliche Eingrenzung lapidar erschienen wäre, durch<br />
die Ebenheit des Geländes bestand zusätzlich noch die Gefahr,<br />
27
dass das ganze Ausmaß dem Betrachter nicht vergegenwärtigt<br />
werden konnte. Es wurde folglich eine Fahnentribüne errichtet,<br />
die sich terrassenförmig zehn Meter über die Ebene erhob. In<br />
der Dunkelheit wurde das Arrangement noch zusätzlich durch<br />
Lichtregie aus der in Gruppen angetretenen Verbände<br />
herausgehoben. <strong>Das</strong> Gebilde wirkte wie ein Schiff im Meer der<br />
Massen. Stabilität und eine klare Richtung der Kulisse, nach<br />
rechts, verdeutlichten die gewollte Wirkung. Dabei hatte diese<br />
Erste Mai Kundgebung das Motto „Volk <strong>für</strong> Volk! Stand <strong>für</strong><br />
Stand! Alle <strong>für</strong> Deutschland!“ und sollte den 1.Mai als<br />
Kampftag der Arbeiter in einen „Tag der nationalen Arbeit“<br />
umgestalten. Statt Demonstrationen der Arbeiter im Zeichen des<br />
Klassenkampfes sollten nun alle Volksgenossen als Einheit <strong>für</strong><br />
Deutschland ohne soziale Schichtung das „neue Fest“ begehen.<br />
Spätere Massenveranstaltungen basierten auf den Elementen,<br />
die „am Tag der Arbeit“ auf dem Tempelhofer Feld eingesetzt<br />
wurden: Hakenkreuzfahnen in unbeschreiblicher Menge,<br />
Lichtregie, Beleuchtung von unten, Fackeln, Architektur der<br />
Massen als Sinnbild der Volksgemeinschaft. Speer beschreibt<br />
die Wirkung der Fackelarrangements in der Dunkelheit mit<br />
ihrer diffusen Stimmung als Außerkraftsetzung von Raum und<br />
Zeitwahrnehmung.<br />
„Der Tag der Arbeit“ wurde in der gleichgeschalteten Presse<br />
propagandistisch vorbereitet. Über den „Volksempfänger“<br />
erzielte man die Teilnahme über das Medium. Die Magie der<br />
Zahl, die lokal anwesend war, oder via Medium teilnehmen<br />
konnte, wurde hervorgehoben, um die nationale Einheit als<br />
tragendes Element zu betonen.<br />
Parallel zur Zentralveranstaltung fanden in anderen Städten<br />
ähnliche Veranstaltungen statt, die durch das Medium in die<br />
Radioinszenierung mit einbezogen wurden. Auch so erzielte<br />
man den Eindruck des feiernden Volkes. Die anschließende<br />
Aufbereitung des Filmmaterials und die Vorführung hatte<br />
Vorbildcharakter und war Lehrmaterial <strong>für</strong> die kleinen Appelle<br />
in Schule, am Arbeitsplatz und Freizeit.<br />
Die Thingbewegung<br />
Die Thing-Bewegung trat als lokale Inszenierung die Nachfolge<br />
der Großveranstaltung an. Hinter dem germanisierten Begriff<br />
„Thing“ verbarg sich die Vorstellung von einer großen<br />
Versammlungsstätte unter freiem Himmel <strong>für</strong> die Veranstaltung<br />
von Kundgebungen, Feiern und Aufführungen von<br />
„Thingspielen“, die in der Tradition der proletarischen<br />
Sprechchöre der Weimarer Republik standen.<br />
28
Thing stand ursprünglich <strong>für</strong> die Volks- und<br />
Gerichtsversammlung der Germanen und wurde hier unter<br />
Berufung auf eine völkische und historische Identität der neuen<br />
Zeitrechnung angepasst.<br />
Thingspiele verstanden sich als sinnbildlicher Ausdruck eines<br />
neuen Gemeinschaftslebens und signalisierten eine Abschaffung<br />
der Gegensätze zwischen „Schauen“ und „Spielen“,<br />
Individuum und Volk. Volkstheater somit als Theater des<br />
Volkes <strong>für</strong> das Volk (Aus dem Volk <strong>für</strong> das Volk)<br />
„Wir Nationalsozialisten werden Volk und Bühne wieder<br />
zusammenbringen, wir werden das Theater der Fünfig- und der<br />
Hunderttausende schaffen, wir werden auch den letzten<br />
Volksgenossen in den Bann der dramatischen Kunst ziehen und<br />
ihn durch sie immer von neuem <strong>für</strong> die großen Gegenstände<br />
unseres völkischen Lebens begeistern“.<br />
Die Mischung aus in die Landschaft integrierter Architektur,<br />
verbunden mit der Inszenierung von Massen verband sich<br />
ideologisch gut mit der „Blut und Boden“-Ideologie der<br />
Nationalsozialisten. Die Arena, ein meist abgesenktes oder<br />
erhöhtes Areal sollte an historische Vorbilder wie die römische<br />
Arena oder das athenische Amphitheater anknüpfen. Die oft<br />
gewählte Oval- oder Kreisform sollte die Idee der Einheit<br />
bildlich hervorheben. Unterstützt wurde der Bau auf<br />
historischen Plätzen, die durch SS-Grabungen tieferen<br />
Weihecharakter erhielten. Der Thing-Bewegung wurde von<br />
Goebbels 1936, der die zentrale Leitung übernahm, eine<br />
wichtige Rolle im Feier- und Theaterleben eingeräumt.<br />
Nach der anfänglichen Euphorie verfügte Goebbels 1936 ein<br />
Verbot des Sprechchors. Entscheidend <strong>für</strong> den Rückzug aus der<br />
Thingidee waren nicht nur die baulichen Kosten, die die<br />
Gemeinden nicht mehr tragen konnten, sondern besonders der<br />
Sprechchor, der nie aus seiner kämpferischen, der<br />
Arbeiterbewegung nahe stehenden Rolle herausgehoben werden<br />
konnte. Außerdem gab es einen Mangel an Stücken, die der<br />
Führung im Sinne der nationalsozialistischen Idee gefiel. Die<br />
Darbietungen, in denen das Volk als Schauspieler ja die<br />
tragende Rolle spielte, waren durch mangelnde Regie oft<br />
lächerlich in ihrer Wirkung. Durch ein Verbot konnte die<br />
Kontrolle aufrechterhalten werden.<br />
Medienvision als neue Realität<br />
„Illusionen müssen wir den Massen bringen...Illusionen<br />
brauchen sie nicht nur im Kino und im Theater...gerade weil das<br />
Leben so ernst ist, müssen die Menschen über den Alltag<br />
29
hinausgehoben werden“, stellte Hitler bei der Vorbereitung des<br />
Parteitages 1938 in Nürnberg fest.<br />
Durch die Aneignung der Medien innerhalb Deutschlands<br />
erhielten die Nationalsozialisten ein weit reichendes Medium.<br />
So äußerte sich Goebbels 1933 nach seiner Ernennung zum<br />
Minister <strong>für</strong> Volksaufklärung öffentlich und beschrieb die neue<br />
Aufgabe des Staates im Bereich Film: er sei das modernste und<br />
weit reichenste Mittel zur Beeinflussung der Massen. Die<br />
Neuheit des Mediums Film und Rundfunk, verbunden mit einer<br />
unkritischen Reflexion durch die Masse, erzielte die<br />
gewünschte Resonanz.<br />
Leni Riefenstahls Auftragsarbeit „Triumph des Willens“ (1935),<br />
der auf ihren ersten Parteitagsfilms „Sieg des Glaubens“ folgte,<br />
verdeutlicht die mythologisierende beabsichtigte Verknüpfung<br />
von Nationalsozialismus und Tradition.<br />
Leni Riefenstahl inszenierte <strong>für</strong> den Film die Gegenwart des<br />
Zeitpunktes als Geschichte, setzte das reale Ereignis in<br />
vorgefertigte mythische Vorbilder. Jeder Augenblick sollte die<br />
„ewige“ Form verdeutlichen. Als Kulisse diente die ganze<br />
Stadt. Die Vorbereitungen des Parteitagsfilmes gingen Hand in<br />
Hand mit den Vorbereitungen des Parteitages selbst. Leni<br />
Riefenstahl berichtete, dass sie Szene um Szene plante und den<br />
Bau komplizierter Brücken, Türme und Schienen <strong>für</strong> die<br />
Kameras überwachte. Der Parteitag diente als riesige Kulisse<br />
<strong>für</strong> ein Filmspektakel, das dann als authentisches Zeitdokument<br />
Beständigkeit haben sollte.<br />
Zweiunddreißig Kameramänner in SA-Uniformen filmten dann<br />
den Parteitag.<br />
In Triumph des Willens war kein Kommentar zu hören, der<br />
Film beginnt mit einem geschriebenen Text, der den Parteitag<br />
als Höhepunkt deutscher Geschichte ankündigt. Die erste<br />
Sequenz des Filmes zeigt dann den Führer, wie er als der vom<br />
Himmel Gesandte über Nürnberg mit dem Flugzeug<br />
einschwebt.<br />
In der Einleitung kommt jedoch, verglichen mit anderen<br />
Aspekten, noch am wenigsten das Neuartige dieses Filmes zum<br />
Ausdruck. Es gab darin keinen Kommentar, weil er unnötig<br />
war, denn der Film stellte eine bereits vollzogene<br />
Transformation der Realität dar. Geschichte wurde zum<br />
Theater:<br />
„Dies ging soweit, dass, als einige Filmmeter mit Parteigrößen<br />
beschädigt wurden, Hitler Anweisung gab, die Einstellungen zu<br />
wiederholen, so kam es, dass Streicher, Rosenberg, Heß und<br />
Frank Wochen später ihren Treueschwur an den Führer ohne<br />
30
Hitler und ohne Publikum vor einer von Speer erbauten Kulisse<br />
theatralisch wiederholten. Die auf der Weltausstellung in Paris<br />
gezeigten Filme, von der Reichskulturkammer ausgewählt,<br />
verdeutlichten ausländischen Betrachtern die innere Kraft des<br />
Nationalsozialismus nach außen und fanden Beachtung.<br />
Ursache hier<strong>für</strong> war die werbewirksame Verschachtelung von<br />
Bildästhetik, Massenrhetorik und Gewaltpropaganda.<br />
Mythifizierung des Nationalsozialismus<br />
„Der Weltgeist hat uns durch einen seiner besten Sendboten<br />
einmal in einem übermächtigen Gleichnis die ganze Tragik des<br />
Siegfried-Deutschen als eine ewige Mahnung vorgehalten, aber<br />
auch gleichzeitig und nicht zuletzt durch den Schöpfer des<br />
Werkes und seinem Lebenskampf selbst bekundet, dass das<br />
heldische Prinzip, und das ist das arische, über alle Mächte der<br />
Finsternis endlich den Sieg davonträgt.“<br />
Der Nationalsozialismus als Kultur bezog seine Monumentalität<br />
nicht nur aus seiner Selbsteinschätzung, sondern auch aus dem,<br />
was nach eigener Einschätzung hinter ihm lag, 1000 Jahre<br />
deutsche Kulturgeschichte. Die „Tausendjährigen Mythen“ um<br />
die Entstehung der Welt sollten sich mit dem Mythos des<br />
Tausendjährigen Reiches treffen“.<br />
Rosenberg prägte die Weltanschauung der Nationalsozialisten<br />
entscheidend mit.<br />
„Mit der Weltanschauung der Nationalsozialisten steht und fällt<br />
die nationalsozialistische Bewegung. Die Bewegung hätte<br />
niemals 14 Jahre lang diesen Kampf führen können, wenn sie<br />
nicht von einem Kerngedanken, von einer bestimmten<br />
Weltbetrachtung ausgegangen wäre.“<br />
Atlantis, als eine Utopie der Vergangenheit, ein Mythos der<br />
Vergangenheit, der eine Beweisführung unmöglich macht, galt<br />
bei Rosenberg als Wurzel der germanischen Rasse. „Auch wenn<br />
sich diese Atlantishypothese nicht als haltbar erweisen sollte,<br />
wird ein nordisches Kulturzentrum angenommen werden<br />
müssen.“<br />
Die Vermengung von Mythos und Logos wurde durch<br />
Rosenberg als Tugend dargestellt, und so kommt er zu dem<br />
Schluss, dass das nordische Kulturzentrum angenommen<br />
werden muss, weil der Sonnenmythos dort geboren wurde, „wo<br />
das Erscheinen der Sonne ein kosmisches Erlebnis von größter<br />
Eindringlichkeit gewesen sein musste, im hohen Norden.“<br />
Aus dem Mythos von Atlantis entwickelte Rosenberg die<br />
Philosophie der Rasse. „Heute erwacht aber der neue Glaube,<br />
31
der Mythos des Blutes, der Glaube, mit dem Blute auch das<br />
göttliche Wesen des Menschen überhaupt zu verteidigen. Der<br />
mit hellsten Wissen verkörperte Glaube, dass das nordische Blut<br />
jenes Mysterium darstellt, welches die alten Sakramente ersetzt<br />
und überwunden hat.“ Hier zeigte sich schon die Kopplung<br />
zwischen Rasse, Blut und Religion, die das Blutopfer als heilige<br />
Tat vorwegnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die<br />
Errichtung der „Ordensburgen“ zu erwähnen. Der ritterliche<br />
Begriff „Burg“ wurde mit dem Begriff „Orden“ verknüpft.<br />
Ordensburgen waren Kreationen von Himmler und Rosenberg,<br />
der Orden war die Elite der Nation, die SS.<br />
Etwa ab 1935 begann Himmler die SS von einer Kampftruppe<br />
in eine, nach seinen Vorstellungen quasireligiöse Organisation<br />
umzuwandeln. Dabei sollte die SS in eine Reihe historischer<br />
Vorbilder gesetzt werden, um ihre „Mission“ zu rechtfertigen.<br />
Himmler wähnte sich und seine Truppe in Tradition zum<br />
Ritterorden. Himmler selbst, der sich als Reinkarnation von<br />
Heinrich den Sachsen sah, war dabei der Ordensgeneral, der die<br />
SS-Organisation nach den Grundsätzen des Jesuitenordens<br />
aufbaute. Rosenberg verfolgte mit seiner „hohen Schule“<br />
ähnliche Ziele. Auch den Ordensstaatgedanken hatte Rosenberg<br />
bereits formuliert, indem er beteuerte, „dass die<br />
nationalsozialistische Bewegung entschlossen ist, aus der<br />
Gesamtheit der 70 Millionen einen Kern von Menschen<br />
auszulesen und zusammenzufügen, der die besondere Aufgabe<br />
der Staatsführung übertragen erhält, dessen Mitglieder von<br />
Jugend an in den Gedanken einer organischen Politik<br />
hineinwachsen.“<br />
<strong>Das</strong> „Ahnenerbe“ war ein Verein, der die „germanische<br />
Frühgeschichte“ untersuchen sollte. SS-Grabungen kamen dabei<br />
die wichtige Rolle zu. Als Mittelpunkt deutscher Größe und<br />
deutscher Vergangenheit sollten sie zu quasi-religiösen<br />
Weihestätten ausgebaut werden. Mit dem „Ahnenerbe“ wurden<br />
aber auch Expeditionen organisiert, die den Heiligen Gral<br />
finden sollten, oder Tibetexpeditionen, um dort nach<br />
vergangenen Spuren zu suchen.<br />
In der religiösen Phase entwickelte man die auf der Blut- und<br />
Bodenideologie basierenden Lebensbornheime, Zuchtanstalten,<br />
in denen ausgesuchte Männer der SS als Zuchtbullen <strong>für</strong><br />
Nachwuchs sorgten. „Die Enteignung und Nutzbarmachung der<br />
Körper, sei es als Arbeitskraft, Kriegsmaterial oder Zuchtwesen,<br />
war die einzige eigentliche Funktion“, die der austauschbare<br />
Faktor Mensch, als Sklave des Systems zu erfüllen hatte.<br />
32
Parteifeiern<br />
Hauptbestandteil der nationalsozialistischen Feiern waren die<br />
Parteifeiern, als politische Feiern des Deutschen Volkes.<br />
Zentraler Kern bildete der Reichsparteitag, der sich über<br />
mehrere Tage erstreckte und in Nürnberg abgehalten wurde.<br />
Hinzu kam der 9.November, als Feier mit den Alten Kämpfern<br />
im Bürgerbraukeller in München, der Geburtstag Hitlers, der<br />
Tag der Machtergreifung, sowie der Heldengedenktag. Die<br />
Nationalsozialisten versuchten, den Mythos durch das Ritual<br />
und den Kult wieder zum Leben zu erwecken. „Ein lebendiger<br />
Mythos ist immer mit einem Ritual bzw. einem Kult<br />
verbunden...im Ritual wird der Mythos erlebte Wirklichkeit.“<br />
Die Nationalsozialisten übernahmen von religiösen und<br />
okkulten Gruppen die Überlieferung von der Wichtigkeit des<br />
richtigen Zeitpunktes und des Ortes.<br />
Die Münchner Feldherrenhalle wurde zum Kraft- und<br />
Opferplatz, der 9.November, Jahrestag des Putschversuches von<br />
1923 zum Gedenktag <strong>für</strong> die dabei erschossenen Helden der<br />
Bewegung, die nächtliche Stunde, das Aufgehen in der Masse,<br />
der Fackel- und Fahnenzauber taten das ihre:<br />
„Prächtige junge Männer, ernst, in tadelloser Haltung und<br />
Ausrüstung, eine Elite. Mir traten die Tränen in die Augen, als<br />
die Tausende bei Fackelschein im Chor den Treueschwur<br />
sangen, wie ein Gebet.“<br />
Neben den äußeren Elementen, die bereits zahlreich erwähnt<br />
wurden, wurde durch die Wiederholung von Zeichen, Worten<br />
und Redewendungen eine feste Zeremonie erzielt.<br />
„Die Eideszeremonie sollte den Neuling einen Hauch von<br />
jenem mystischen Band spüren lassen, das den charismatischen<br />
Führer mit seinen schwarzuniformierten Kultdienern vereinigte.<br />
Besonders magisch vollzog sich der Schwur in der<br />
Verfügungstruppe, der Eid wurde dort, anders als bei der<br />
allgemeinen SS, an jedem 9.November um 22 Uhr in<br />
Gegenwart Hitlers an den heiligen Stätten des<br />
Nationalsozialismus geleistet.“<br />
Die Aufnahmekriterien glichen denen von früheren<br />
Geheimbünden wie Templer und Rosenkreuzer und wiesen<br />
Ähnlichkeiten zu ursprünglichen Stammesgesellschaften auf.<br />
Himmler, als Kenner der Religionsstifter wusste, dass nicht nur<br />
Dogmen, Schulungsvorträge und Weihestunden von<br />
Wichtigkeit waren, sondern auch die kultisch rituelle Form mit<br />
ihren Symbolen und Zeichen. Rosenberg ging noch einen<br />
Schritt weiter und verfolgte das Ziel, den gesamten Menschen<br />
zu erfassen, „so gehört zur Ganzheit des Menschen die Welt des<br />
33
Auges und des Ohres“. Und Hitler wählte bestimmte<br />
musikalische Stücke <strong>für</strong> seine Massenveranstaltungen aus: „So<br />
wurden die Parteitage in Nürnberg mit der Rienzi-Overtüre<br />
eröffnet, nicht nur weil sie Hitlers Lieblingsstück war, sondern<br />
auch aus der damit verknüpften Geschichte.<br />
Hitler: „Wissen sie Ley, ich lasse die Parteitage nicht zufällig<br />
mit der Ouvertüre zu Rienzi eröffnen. <strong>Das</strong> ist nicht nur eine<br />
musikalische Frage. Der Sohn eines kleinen Gastwirt hat mit 24<br />
Jahren das Volk dazu gebracht, den korrupten Senat zu<br />
vertreiben.“<br />
Religion<br />
„Deshalb ist die Sache unserer Religion, unseres Rechtes,<br />
unseres Staates, alles, was die Ehre und die Freiheit dieser Seele<br />
und des Blutes schützt, stärkt, läutert und durchsetzt. Deshalb<br />
sind heilige Orte alle die, an denen deutsche Helden <strong>für</strong> diesen<br />
Gedanken starben, heilig sind jene Orte, wo Denksteine und<br />
Denkmäler an sie erinnern, und heilige Tage sind die, an denen<br />
sie einst am leidenschaftlichsten kämpften.“<br />
Durch die Dauer der nationalsozialistischen Herrschaft<br />
verstärkte sich ein gefestigtes national-religiöses Weltbild.<br />
Entscheidend dabei war der allgegenwärtige Fluss der<br />
Propaganda, der permanent zu einer Realitätsverschiebung<br />
führte. Es handelt sich um einen Entwicklungsprozess, der den<br />
Einzelnen in einen euphorischen und unter heutigen<br />
Gesichtspunkten realitätsfremden Zustand versetzte, der<br />
wiederum ermöglichte es, weitere Manipulationen<br />
vorzunehmen. Dabei spielte die Angst aber eine genauso<br />
wichtige Rolle, dort, wo aus Angst vor Verrat, Verschleppung<br />
und Tod eine neutrale oder regimekritische Äußerung einfach<br />
nicht mehr möglich war und sich diese Angst aufstaute, musste<br />
sie kompensiert werden, durch Aggression nach außen oder<br />
durch eine Betäubung der Ratio, den Glauben.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war der Nationalsozialismus eben zu einer<br />
Glaubensfrage geworden, der Glaube an die eigene Rasse, der<br />
Glaube an den Führer.<br />
Auf der Nachbesprechung zum Reichsparteitag 1938 äußerte<br />
Hitler sich zu den Aufmärschen:<br />
„Einige Kundgebungen haben bereits ihre endgültige Form<br />
gefunden, dazu zähle ich die Veranstaltungen der Hitlerjugend,<br />
den Aufmarsch des Reichsarbeitsdienstes und die<br />
Nachtkundgebung auf dem Zeppelinfeld.<br />
34
Auch die Totengedenkfeiern der SA und der SS zählen dazu.<br />
An diesem Ablauf dürfen wir nichts mehr ändern, damit die<br />
Form zum unabdinglichen Ritus wird.“<br />
Hitler begann sich zu Gunsten des Ritus zurückzunehmen und<br />
seine Selbstdarstellung einzuschränken, um Architektur und<br />
Massenelemente in den Vordergrund zu rücken, um die<br />
gewaltige Szenerie der Feier gewissermaßen zur Feier selbst<br />
werden zu lassen. Auch das Parteigelände sollte im Laufe der<br />
Generationen zu einem weitläufigen kultischen Stadtgelände<br />
zusammenwachsen.<br />
Die weltlichen Ziele waren somit erreicht. Religionen setzten<br />
ihre Ziele oft in sehr weite Ferne, in ein Jenseits, denn nur so<br />
hat dieses Ziel Aussicht auf Bestand. An die Stelle des Ziels des<br />
Wachstums und der Dynamik tritt somit das Ziel der<br />
Wiederholung.<br />
„In bestimmten Räumen, zu bestimmten Zeiten werden die<br />
Gläubigen versammelt und durch immergleiche Verrichtungen<br />
in einen gemilderten Massenzustand versetzt, der sie<br />
beeindruckt, ohne gefährlich zu werden, und an den sie sich<br />
gewöhnen.“<br />
Beispielhaft in seiner Wirkung war der von Speer errichtete<br />
Lichtdom aus 150 senkrecht nach oben gerichteten<br />
Flakscheinwerfern, die ein Rechteck aus Licht formten. Im<br />
Innern fand das Ritual des Parteitages statt. Der Britische<br />
Botschafter Nevil Henderson nannte den Lichtdom eine<br />
Kathedrale aus Eis.<br />
Die erzielte Wirkung dieser virtuellen Lichterscheinung erfüllte<br />
die beabsichtigte. Es rückte den Nationalsozialismus in den<br />
Himmel, war nicht nur Rahmen, sondern ein Dom, eine<br />
Kathedrale, ein religiöses Gotteshaus.<br />
„Bei dieser Feststellung wurde mir bewusst, dass...es <strong>für</strong> Hitler<br />
um die Gründung einer Religion ging. Als er zwei Jahre früher<br />
(1936 Anm.) <strong>für</strong> den 9.November in München den Ablauf der<br />
Totengedenkfeier festlegte, sprach denn auch das Protokoll<br />
ganz offen von einer nationalsozialistischen Prozession.“<br />
Sätze Hitlers, wie, „wir wollen keinen anderen Gott haben, als<br />
nur Deutschland allein“ kamen in der Propaganda ebenso vor,<br />
wie ein von den Nationalsozialisten selbst geschickt gestreutes<br />
Gerücht von der Muttergottesvision Hitlers.<br />
1939 rief der Reichsjugendführer Baldur von Schirach das „Jahr<br />
der Gesundheitspflicht“ aus, daran verknüpft waren 10.Gebote,<br />
von denen das erste lautete: „dein Körper gehört der Nation,<br />
denn du verlangst ihr dein <strong>Das</strong>ein - Du bist ihr <strong>für</strong> deinen<br />
Körper verantwortlich“.<br />
35
„Alle Zeremonien und Regeln, die zu solchen Institutionen<br />
gehören, haben es im Grunde auf ein Abfangen der Masse<br />
abgesehen. In der vertrauten Wiederholung bestimmter Riten<br />
sichert man der Masse etwas wie ein gezähmtes Erlebnis ihrer<br />
selbst“. Der erreichte Zustand des Parteitages verdeutlicht die<br />
Stabilisierung des Regimes nach innen, verdeutlicht den<br />
momentan bewegungsarmen Zustand der Gesamtmasse vor der<br />
nächsten Stufe der Entladung. Canetti beschreibt diesen<br />
Zustand als „stockende Masse“. Die religiöse Umdeutung des<br />
Nationalsozialismus hatte aber noch ein weiteres Ziel, wenn es<br />
noch nicht möglich war, die Kirche selbst zu bekämpfen, so<br />
mußte man Kirche werden. Zum Mekka dieser Kirche wurde<br />
das neue Germania. Symbolisch war die gigantische<br />
Dimensionierung, die die Welthauptstadt Germania, und mit ihr<br />
im Zentrum stehend, die Kuppelhalle aufweisen sollte. Sie lag<br />
am Ende der geplanten Nord-Südachse und war der Mittelpunkt<br />
eines fast tempelartig ausgegrenzten Bezirkes.<br />
Die zentrale Kuppelhalle „war das Hoheitszeichen, gleichzeitig<br />
der Abschluss der Prachtstraße Hitlers und ihr Ziel. Irgendwo<br />
unter diesem Zeichen befand sich der Platz des Führers der<br />
Nation. Aber hier zeigte sich der Nachteil der gigantischen<br />
Architektur: Hitler verschwand in ihr zu einem optischen<br />
Nichts“.<br />
<strong>Das</strong> hatte aber nicht nur negativen Charakter, da das<br />
Verschwinden im Nichts auch gleichzeitig der Punkt ist, der der<br />
Unendlichkeit am nächsten ist. <strong>Das</strong> Symbol selbst wäre der<br />
allumfassenste Führer geworden, monumental und gewaltig mit<br />
der durchdringenden Stimme Hitlers über die Lautsprecher.<br />
Hitler selbst unterstützt hier meine Argumentation. Hitler wollte<br />
nach der Einweihung noch ein Jahr regieren, um dem Bau<br />
„sakrale Weihe zu geben“. „Irgend ein Führer des Reiches<br />
verfügt vielleicht nicht über meine Wirkungen, aber dieser<br />
Rahmen wird ihn stützen und ihm Autorität verleihen.“<br />
Auch hier spielte der Film eine zentrale Rolle, er ermöglichte<br />
es, die Fertigstellung schon während der Planung als Realität zu<br />
zeigen. Die Medienvision hatte die Realität verdrängt. Der Film<br />
„Symphonie einer Weltstadt“ lehrte die Zuschauer, die Größe<br />
und Symbolik der neuen Architektur zu verstehen und zeigte<br />
schon 1943 die zukünftigen Fakten, auch wenn der Bau erst<br />
1950 endgültig fertig gestellt worden wäre.<br />
Krieg als Inszenierungselement<br />
Der Beginn des Krieges, der Polenfeldzug, fing mit einem<br />
Symbol des Führers an, war Hitler vorher nur in seiner braunen<br />
36
Parteiuniform aufgetreten, so setzte er bei seiner Rede zum<br />
Kriegsbeginn am 1. September 1939 im Reichstag zum ersten<br />
Mal eine graue Wehrmachtsuniform in der Öffentlichkeit ein.<br />
Allein die Wahl der Farbe zeigte dramatisch, dass nun ein<br />
anderes Kapitel in der deutschen Geschichte aufgeschlagen<br />
wurde und Hitler die Aufgabe des Politikers zugunsten der des<br />
Feldherren aufgab. „Gegen Schluss betonte er, dass er den<br />
Soldatenrock nur nach einem Siege wieder ausziehen werde,<br />
oder das Ende nicht erleben werde.<br />
Der im Innern stimulierte Glaube an den Übermenschen, den<br />
Siegfrieddeutschen führte zur übersteigerten<br />
Eigenwahrnehmung des Volkskörpers. Der Blut- und<br />
Bodenideologie der Nazis folgte zwanghaft die Schaffung von<br />
neuem Lebensraum, der nur durch den Krieg gewonnen werden<br />
konnte. „der Ausbruch aus geschlossenen Verrichtungslokalen<br />
bedeutet jedesmal, dass die Masse sich ihre alte Lust am<br />
plötzlichen unbegrenzten Wachstum zurückholen will“. Wurde<br />
der Krieg im Westen unter anderem aus strategischen Gründen<br />
geführt, Frankreich und England erklärten Deutschland den<br />
Krieg, als Deutschland in Polen einmarschierte, um dem Gegner<br />
zuvorzukommen und ihn auf eigenen Gelände zu schlagen, so<br />
wurde der Krieg gegen die Sowjetunion als Glaubenskrieg<br />
geführt. Dies zeigen auch die zu errichtenden „Totenburgen“ in<br />
gigantischen Ausmaßen mit einer Höhe von bis zu 100 Metern<br />
<strong>für</strong> die toten Helden des Kampfes.<br />
Und hinter der Front wüteten die ge<strong>für</strong>chteten<br />
Sonderkommandos, die im Sinne des Glaubens alles<br />
vernichteten, was nicht als arisierbar galt oder zur Zwangsarbeit<br />
verpflichtet werden konnte.<br />
Krieg als legitimes Mittel des Staates. Die Propaganda des<br />
Helden in Uniform hatte ihre beabsichtigte Wirkung erzielt,<br />
kämpften die Amerikaner <strong>für</strong> die Freiheit, die Russen <strong>für</strong> den<br />
Sozialismus, so kämpften die Deutschen um des Kampfes<br />
willen. Der Urinstinkt trat an die Stelle der Moral. „<strong>Das</strong><br />
Romantische ist am Ende ins pure Ressentiment gegen die<br />
Zivilisation, ins Lagerfeuerhafte abgerutscht, das Klassische ins<br />
leere Pathos.“<br />
Der Wortschatz erreichte durch den Krieg eine neue Dimension,<br />
mittelalterliche Begriffe fanden Einzug, die das Morden und<br />
Plündern in legitime Nachfolge zu den Ritterzügen des<br />
Mittelalters stellen sollten.<br />
Der Krieg als Inszenierungselement zeigte sich aber auch in der<br />
Wahl der Waffen und Ausrüstungsgegenstände. „Selbst als<br />
Kriegsherr dachte er eher an die psychologische als an die<br />
37
militärische Leistung einer Waffe. Dies zeigte sich schon, als er<br />
die Sirene <strong>für</strong> die Stukkas erfand und die demoralisierende<br />
Wirkung des Geheuls höher einschätzte, als die Sprengkraft der<br />
Bomben...grotesk aber wurde die Psychologisierung aller<br />
Kriegstechnik, als er Rommel und mich beschwor, nach Art der<br />
Rasensprenger selbstdrehende Flammenwerfer zu entwickeln.<br />
Nichts sei nach seinen Erfahrungen niederschmetternder<br />
gewesen als ein auf ihn gerichteter Feuerstrahl. Die Aussicht<br />
auf einen Verbrennungstod verbreite Panik“.<br />
Doch hatte diese Kriegspsychologie nicht nur Vorteile, die<br />
Stukka war ohne Zweifel bei den Feinden ge<strong>für</strong>chtet, aber die<br />
Treffsicherheit hing davon ab, ob der Pilot seine Maschine<br />
senkrecht nach unten zog, um dann die Bomben zielgenau<br />
auszuklinken. Amerikanische Piloten schafften eine ähnliche<br />
Treffgenauigkeit auch bei waagrechtem Flug ohne die<br />
psychische Belastung, die bei einem solchen Kampfeinsatz,<br />
ausgesetzt zu sein. Aber es verdeutlicht, welche Form das<br />
Heldische einnahm.<br />
Erst das Totale eines Krieges, der stilisierte Kampf um die<br />
eigene Existenz ermöglichte es, unmenschliche<br />
Verhaltensweisen an den Tag zu legen, Plünderungen und das<br />
Versklaven ganzer Völker, somit Wachstum der eigenen Masse.<br />
„Der Wunsch Menschen zu Tieren zu machen ist der stärkste<br />
Antrieb <strong>für</strong> die Ausbreitung der Sklaverei“. Und damit knüpfte<br />
man an die Tradition der Sklaverei bei vergangenen<br />
Weltreichen an, gleichgültig, ob sie schon 2000 Jahre<br />
vergangen waren.<br />
Die niedrigste Form des Überlebens ist die des Tötens, schreibt<br />
Canetti weiter. Erst durch die Tötung der Juden wurde der<br />
Übermensch-Gedanke der germanischen Rasse konsequent<br />
vollzogen, erst der Tod des Gegners lässt den vollkommenen<br />
Triumph zu, Töten wird somit zu einem Bedürfnis des<br />
Übermenschen, der jetzt, wie der Führer selbst, als<br />
unantastbarer Gott über Leben und Tod entscheiden konnte.<br />
Dies gab den Tätern das Schicksal des Göttlichen. Erst so wurde<br />
er wirklich zum Übermenschen.<br />
Besonders hervorzuheben im Rahmen der Totalität des Krieges<br />
ist die Rede Goebbels im Sportpalast. Die zahlreichen<br />
Niederlagen im militärischen Bereich mussten durch eine<br />
Umorganisation des Volkes kompensiert werden, der Gedanke<br />
„Totaler Krieg - kürzester Krieg“ mobilisierte die letzten<br />
Reserven der Volksgenossen.<br />
Geschickt übergab Goebbels die Verantwortung an der totalen<br />
Mobilmachung dem Volk, seine rhetorische Frage war<br />
38
ednerisch gut vorbereitet und die Parole hinter dem Rednerpult<br />
vergegenwärtigte während der zwei Stunden andauernden Rede<br />
ständig die Hoffnung auf ein Ende des Krieges, es stellte sich<br />
nur die Frage nach Untergang der eigenen Existenz oder dem<br />
Sieg. Es gab keine Zwischenlösung. Der Buchstabe „T“ läßt ja<br />
nur zwei Möglichkeiten frei, beginnt er stämmig, so spaltet er<br />
sich oben in zwei grundsätzlich verschiedene Richtungen. Sieg<br />
oder Untergang. Die Rede war auf diesem Gegensatz aufgebaut,<br />
und nicht nur die Rede, sondern die ganze Inszenierung.<br />
Mit den wachsenden Kriegsverlusten rückte die Propaganda<br />
nicht mehr das Heroische in den Mittelpunkt der Filme, sondern<br />
die ablenkende Wirkung. <strong>Das</strong> Medium wurde zum<br />
Verdrängungsmechanismus. Idealistisch-utopische<br />
Zukunftsperspektiven als Visionen in unbestimmter Ferne,<br />
betonten den religiösen Charakter und verwarfen die<br />
Erwartungen auf Erlösung in die ferne Zukunft. Ebenso tun dies<br />
die Religionen.<br />
„Vergeltung“ und die „Vergeltungswaffen“ ersetzten den<br />
militärischen Erfolg. Der mittelalterliche Begriff „Festung“ als<br />
Zeichen der Beständigkeit und Sicherheit, der hervorragend in<br />
die Mythologisierungstrategie passte, ersetzte notdürftig die<br />
nicht mehr geschlossene Frontlinie. „Halten bis zum letzten<br />
Mann“ ließ das Führerhauptquartier verlauten. Burgen in einem<br />
Krieg, der mit der Modernität der Waffen ausgetragen wurde.<br />
Als nur noch Wunder helfen konnten, entstand der Begriff der<br />
„Wunderwaffen“, die bald an die Front kommen sollten.<br />
War die Wehrmacht schon fast geschlagen, so musste der<br />
„Volkssturm“, nicht die „Volkswehr“ den Sieg erbringen.<br />
Kinder und Greise wurden mit der „Panzerfaust“ als „das letzte<br />
Aufgebot“ in den Krieg geschickt. <strong>Das</strong> letzte Aufgebot war das<br />
„letzte Abendmal“ des Todes.<br />
Hoffnung und Resignation in einem. Wer nicht an der Front<br />
sterben wollte, der starb mit einem Pappschild um den Hals an<br />
einem Laternenpfahl, auch wenn er erst 14 Jahre alt war.<br />
Kapitulation - Implosion eines Weltbildes<br />
Massen müssen gelenkt werden, diese Aussage Hitlers steht als<br />
Basis hinter den Instrumenten der Macht, die die<br />
Nationalsozialisten bewusst, gezielt und kontrolliert gegen die<br />
breite Bevölkerung einsetzten. Mit ihnen bildeten sie ein<br />
Weltbild, das in der Größe und in der Machtkonzentration,<br />
symbolisiert durch den Führer, der als Fokus allen Handelns<br />
und Denkens alle Bereiche des Lebens formte, oder symbolisch<br />
über ihnen wachte. An historische Weltreiche sollte angeknüpft<br />
39
werden, um dies zu erzielen wurden Elemente der<br />
Vergangenheit geschickt kombiniert, die weit über das flache<br />
Gedankengut der Partei reichten, um die jeweiligen Ziele zu<br />
erreichen. Ursprüngliche Ideologien wurden abgewandelt und<br />
missbraucht, qualitativ Mittelmäßiges biederte sich der neuen<br />
Führung an. Hitler und Goebbels wussten genau, dass sie eine<br />
Revolution nur machen konnten und die Gesellschaft in totaler<br />
Weise umformen konnten, wenn sie die breite Masse hinter sich<br />
spürten, die man aber eben nicht durch philosophische<br />
Gedanken formen konnte, sondern eher durch markante<br />
Aussagen des mainstreams.<br />
Reden vor der Masse, die das Handeln und Denken ebenso<br />
beeinflussten, nicht nur Ohr des Führers war, sondern auch<br />
Energie, die die Führung bewegte, nicht durch provokante oder<br />
kritische Äußerungen, sondern durch die bloße Hingabe, durch<br />
die Unterwerfung und die unreflektierte Aufnahme von<br />
Befehlen. Aufgehen in der Masse, im Rhythmus der Masse, als<br />
Teil des Volksganzen, wenn nur irgendwie möglich, dann als<br />
gesunder Teil, denn die kranken Teile des Volkskörpers<br />
mussten bekämpft und vernichtet werden. Angst erzeugt Hass,<br />
erzeugt Gewalt. Dieses Hauptmotiv steuerte die<br />
Mitläufergeneration.<br />
Rhetorische Orgasmen des Führers vor immer größeren Massen<br />
mussten gesteigert werden, denn Resignation durch<br />
ungenügendes Wachstum der Masse, oder ein Abfall der<br />
Energie der bestehenden Masse hätte schnell zum Ende der<br />
Diktatur führen können, gerade in den Anfängen.<br />
Vernichtung alles Andersartigen, erst im Innern der Diktatur,<br />
als dies nach immer spektakuläreren Aktionen und Prozessen<br />
nicht mehr möglich war, musste die energetische Gewalt der<br />
Masse durch den Krieg nach außen getragen werden, da sie<br />
sonst zu einer Zerstörung des Systems geführt hätte.<br />
Die Attentate auf den Führer kamen nicht etwa in einer Zeit, wo<br />
dies noch problemlos möglich war, eher verspätet, in einer<br />
Phase, wo die Visionen so gigantisch geworden waren, dass<br />
Teile des Volkes langsam wach wurden und die Propaganda die<br />
Verluste der Deutschen Armeen, wie etwa in Stalingrad, nicht<br />
mehr kaschieren konnte, eben diese Differenz zwischen Realität<br />
und Vision ersichtlich wurde.<br />
Die Propaganda, mit immer aufwendigeren Mitteln betrieben,<br />
musste das System stabilisieren, den fehlenden Halt geben und<br />
mit einer Ideologie versorgen, die zu einer Religion aufgebaut<br />
wurde.<br />
40
Es war die Zeit der Anfänge heutiger Massenmedien, Rundfunk<br />
und Film, damals als neue Medien glorifiziert und unkritisch<br />
aufgenommen, endlich konnte eine Masse mit Informationen<br />
oder Desinformationen, mit Wahrheit oder auch mit Propaganda<br />
versorgt wurden, die Masse war stolz darauf, Masse zu sein,<br />
dazuzugehören, was entschuldigen würde, dass die Masse daran<br />
glaubte, ähnlich wie in den späten dreißiger Jahren der „Krieg<br />
der Welten“ von Orson Welles, ein fiktives Hörspiel, die<br />
Realität veränderte und zur realen Flucht von Hunderttausenden<br />
aus New York führte, so musste es einige Jahre vorher, als die<br />
Übernahme des Reichsrundfunks durch die Nationalsozialisten<br />
eben noch wahrhaftiger sein und es vollzog sich nicht innerhalb<br />
von zwei Stunden, sondern dauerte Jahre an.<br />
Gerade weil es die Nationalsozialisten waren, die erstmals über<br />
diese Mittel verfügten, und der Bürger der Weimarer Republik<br />
noch ungenügende Erfahrungen mit der demokratischen<br />
Nutzung dieser neuen Medien machen konnte, erklärt sich die<br />
so leicht erzielte Wirkung.<br />
<strong>Das</strong> Allumfassende war es, was keinen Raum mehr ließ, der<br />
mächtige Staat, der alles kontrollierte und beherrschte, von<br />
Kindheit an, in jeder Lebenslage und jedem Ort. Daraus<br />
resultierte das Totale, der letzte Schritt, der gegangen werden<br />
konnte, der totale Sieg oder die totale Vernichtung, und er<br />
wurde gegangen. Durch die Orientierung auf das Totale wurde<br />
ein Ausweg ausgeschlossen, alles in den Dienste des Reiches<br />
gestellt, jedes Rädchen mußte laufen <strong>für</strong> den Sieg,<br />
gleichgeschaltet sein.<br />
Wenn der Führer nur der Redner und die Stimme des Volkes<br />
oder des Massenkörpers war, dann war es der Wunsch des<br />
Volkes, in diesen totalen Exzess zu gehen. Dieser Exzess waren<br />
die Konzentrationslager als Degenerationserscheinungen der<br />
Volkshygiene, die reinigende Dusche als Symbol der<br />
Rassenreinheit durch Vernichtung. <strong>Das</strong> Totale zeigte sich aber<br />
auch in Architektur und Film, aber auch in den<br />
Massenkundgebungen. Goebbels Rede und der Aufruf zum<br />
totalen Krieg, der totale Krieg als kürzester Krieg. Der Sprint<br />
und Blitzsieg, die letzte Anstrengung, Mobilisierung der letzten<br />
Reserven, positiviert, um den damals schon ersichtlichen<br />
Untergang aus dem Wege zu gehen. Nur eine Vernichtung des<br />
Systems, des Weltbildes und des Glaubens an Führer und<br />
heiliger Nation konnte eine Rückgewinnung der Realität und<br />
der Menschlichkeit ermöglichen, somit war eine Kapitulation<br />
als Implosion des Gedankengutes und Schrumpfung der Masse<br />
auf einen Nullpunkt die notwendige Konsequenz. Es gab keinen<br />
41
vorzeitigen Austritt aus diesem Krieg. Hitler sah den Untergang<br />
schon früh, der sich nach Stalingrad abzuzeichnen begann.<br />
Propaganda als Religion und „Opium <strong>für</strong>s Volk“, erst der<br />
„Untergang“ nicht die „Erlösung“ oder Befreiung ließ eine<br />
Änderung der Realitäten zu.<br />
2.tes Kapitel<br />
die Megamaschine nach Mumford:<br />
Die Megamaschine aus „the myth of the machine“, 1966 Lewis Mumford<br />
Um den nationalsozialistischen Staat besser verstehen zu<br />
können müssen wir uns genauer mit der Megamaschine<br />
auseinandersetzen, die durch Lewis Mumford in seinem Buch<br />
„the myth of the machine“ geprägt wurde.<br />
Lewis Mumford hat bereits alle wichtigen Faktoren der<br />
Megamaschine aufgezählt. Ich fasse Sie Ihnen gerne nochmals<br />
zusammen. Mumford schreibt in seinem Buch die<br />
Menschheitsgeschichte nieder und gibt Auskunft über die<br />
Umwelt des Menschen, seine Erfindungen als Werkzeuge, die<br />
ihm dienen und Untertan sind und die kulturelle Entwicklung<br />
des Menschen über Jahrhunderte und Jahrtausende. Ich kann<br />
Ihnen dieses Buch nur empfehlen, auch wenn es mit seinen über<br />
850 Seiten eine anstrengende Literatur ist.<br />
Mumford unterscheidet dabei zwischen der demokratischen<br />
Polytechnik unter direkter Kontrolle aller Beteiligten, bei der<br />
Mensch und Produkt in gewohnter Umgebung und in Einklang<br />
miteinender stehen und autoritärer Technik, die mit großen<br />
Menschenmassen operiert, ausbeutende oder erobernde Ziele<br />
verfolgt und Ressourcen ohne Skrupel ausbeutet.<br />
Jedoch sind die durch den Menschen erschaffene Werkzeuge<br />
nicht nur dem Menschen Untertan, sondern die Maschinen<br />
entwickelten sich in den Jahrhunderten und gerade im 20ten<br />
Jahrhundert zum primären Faktor und der Mensch wurde<br />
hierbei nur noch zum begleitenden Objekt, zum Maschinisten<br />
neben der Maschine selbst.<br />
Die Megamaschine arbeitet, oder besser der gefangene Mensch<br />
in der sehr stark technisch vernetzten Megamaschine arbeitet in<br />
einem kleinen spezialisierten Bereich, er ist von Maschinen<br />
umgeben, die ihn entmenschlichen. Er ist vom organischen<br />
Lebensraum abgekoppelt.<br />
Anstatt als autonome Persönlichkeit zu handeln, wird der<br />
Mensch ein passives zielloses von Maschinen umgebenes Tier,<br />
dessen eigentliche Funktion nach Ansicht der modernen<br />
Techniker der Maschine übertragen oder zum Nutzen<br />
42
entpersonalisierter kollektiver Organisationen strikt<br />
eingeschränkt und kontrolliert sein wird.<br />
Hier ist reine Intelligenz zu finden, die effektivste Lösung wird<br />
angewandt, aber die Liebe zum Leben spielt keine Rolle in<br />
diesem System. Eine Überschätzung der Technik, Kontrolle<br />
über die Umwelt, die zum Loslösen von der natürlichen Umwelt<br />
führt. Bei der Unterordnung des Nicht-Maschinellen, also des<br />
Menschen führt der Verlust der natürlichen Basis und<br />
Reproduktion zum Ersatz durch das Labor zu enormer<br />
Entfremdung. Somit schaltet sich der Mensch von sich aus<br />
gleich und ordnet sich einem Organigramm oder einem<br />
Subsystem unter.<br />
Gegenüber der Stein- und Traumzeit wie Mumford schreibt, in<br />
der der Geist, die Entwicklung der Sprache und der Mensch als<br />
Jäger im Vordergrund standen, wurde dann später die erste<br />
Megamaschine im alten Ägypten aufgebaut.<br />
Ägypten war ein zentralistischer Staat und an diesem frühen<br />
Beispiel kann man sehr gut die erste Megamaschine erklären.<br />
Hauptbestandteile dieses Staates war die Landwirtschaft, die<br />
Fähigkeit im technischen Sinne wie Mathematik und<br />
Astronomie<br />
und die Weitergabe von Information durch die Schrift.<br />
Organisation und Standardisierung ermöglichten Effizienz und<br />
steigende Geschwindigkeit bei der Umsetzung im Königtum.<br />
Der Mensch diente innerhalb dieses Systems, auch hier in<br />
Kasten unterteilt, wie Priesterschaft, Bauern und Heer dem<br />
Gottkönig, dem Pharao. Zu diesem frühen Zeitpunkt der<br />
Menschheitsgeschichte hatte die Maschine eine enorme<br />
Produktivität im Pyramidenbau, als Zeichen Ihrer eigenen<br />
Größe hervorgebracht, und das ohne große technische<br />
Hilfsmittel. Dennoch muss man, auch wenn wir die Pyramiden<br />
auch <strong>für</strong> heutige Verhältnisse als mächtig und präzise ansehen,<br />
eine neue Megamaschine wie die NS Megamaschine als<br />
weitaus stärkere Maschine ansehen. Denken Sie an nur ein<br />
einziges Werk dieser Megamaschine, denken wir an Prora,<br />
diese kilometerlange Wohnmaschine, Urlaubsmaschine, die nie<br />
fertig gestellt wurde. Aber <strong>für</strong> die damalige Zeit und auch noch<br />
<strong>für</strong> unsere Zeit sind die Pyramiden eine unglaubliche technische<br />
Leistung einer frühen Hochkultur.<br />
Die ägyptische Megamaschine bestand hauptsächlich aus<br />
menschlichen Arbeitssklaven.“ Durch die Kombination von<br />
göttlichem Befehl und rücksichtslosem militärischem Zwang<br />
43
achte man große Menschenmassen dazu, schreckliche Armut<br />
und Zwangsarbeit bei geistestötenden, repetitiven Aufgaben zu<br />
ertragen, um „Leben, Wohlstand, und Gesundheit <strong>für</strong> den<br />
göttlichen oder halbgöttlichen Herrscher und dessen Hofstaat zu<br />
sichern“. Nur durch die Erschaffung des Gottkönigs, der einen<br />
ganzen Staat zusammenhielt, ein Fortschritt gegenüber der<br />
vorher vertretenen Stammeskultur mit den einzelnen<br />
Jägerhäuptlingen , konnte der Bau der Pyramiden überhaupt<br />
erzielt werden und auch staatliche bewachte Vorräte <strong>für</strong><br />
Hungerszeiten angelegt werden. Diese staatliche Fürsorge<br />
wurde mit bedingungsloser Unterwerfung unter den königlichen<br />
Willen<br />
vergolten. Der Glauben legitimierte den Gottkönig. Es bedurfte<br />
außerordentlicher, übernatürlicher Autorität, von einem Gott<br />
oder einer Gruppe von Göttern abgeleitet, um das Königtum in<br />
einer großen Gesellschaft durchzusetzen. Der Gottkönig wurde<br />
dadurch „gleichzeitig ein lebender Mensch und ein<br />
unsterblicher Gott:“<br />
„Der Pharao besaß nicht nur die Macht über Leben und Tod der<br />
Gemeinschaft, er war auch deren lebende Inkarnation, „sie<br />
waren<br />
eins...das Leben Pharaos war das Leben der Gemeinschaft, sein<br />
Reichtum war ihr Reichtum, seine Gesundheit die ihre.“ Die<br />
Gemeinschaft lebte und gedieh in der Person des Königs. Die<br />
Pristerkaste half ihm dabei beim Zählen und Messen der Erträge<br />
und konnte dies durch ihre Monopolherrschaft über die<br />
Astronomie und Mathematik sichern.<br />
Nur sie konnten vorhersagen, wann der Nil wieder über die Ufer<br />
treten wird, wie Lange eine Mondzyklus dauert und auch ein<br />
Sonnenjahr.<br />
Auch der Bau der Pyramiden erforderte nicht nur enormes<br />
Menschenmaterial, er erforderte ebenso eine spirituelle<br />
Grundlage als Fundament und perfekte Berechnungen und<br />
durch die Ausrichtung auch die Astronomie.<br />
<strong>Das</strong> Problem einer solchen auf den Gottkönig fixierten<br />
Maschine ist das Feedback auf vorangegangene Taten. Denn<br />
keiner traut sich dem Gottkönig offen zu sagen, dass der Befehl,<br />
den er ausführen musste gar ein idiotischer Befehl war. Somit<br />
ist ein solches System auf Dauer reformunfähig und bricht<br />
irgendwann, auch wenn es Jahrhunderte dauern sollte,<br />
zusammen, weil sich die Fehler bis zu diesem Zeitpunkt soweit<br />
addiert haben, dass der Apparat, wenn nicht ein neuer Gottkönig<br />
Veränderungen vollbracht hat, zusammen.<br />
44
Auf der Seite des Pharaos gab es jedoch ebenfalls ein Element,<br />
dass ihn hinderte, falsch zu handeln.<br />
Um 2000 vor Christus konnte kein Pharao auf Unsterblichkeit<br />
hoffen, wenn er nicht der Sache der Rechtschaffenheit und<br />
Gerechtigkeit diente. Diese erste Megamaschine, wenn man sie<br />
so nennen möchte, hatte hauptsächlich menschliche<br />
Bestandteile, die Boten, die die Information der Schreiber<br />
weitergaben, die Arbeitsklaven, die Handwerker, es waren fast<br />
keine mechanischen Bestandteile bis auf einfachste Werkzeuge<br />
innerhalb dieses Systems vorhanden.<br />
„S 219 Diese Maschine entging der Aufmerksamkeit und blieb<br />
daher namenlos bis heute, da eine weit mächtigere und<br />
modernere Type, unter Ausnutzung einer Masse<br />
untergeordneter<br />
untergeordneter Maschinen, entstanden ist.<br />
Diese ursprüngliche Maschine arbeitete in der Kommunikation<br />
mit Schrift und Boten, um Distanzen zu überwinden.<br />
Da die Komponenten der NS-Maschine, auch wenn sie als<br />
völlig integriertes Ganzes funktionierte, notwendigerweise<br />
räumlich voneinander getrennt waren, arbeitete diese Maschine<br />
weitaus schneller und effektiver. Denken Sie beispielsweise an<br />
die Reichsrundfunkübertragungen, die im ganzen Land zur<br />
gleichen Zeit empfangen wurden und teilweise mit<br />
gemeinsamen Appellen ritualisiert wurden. Heutige moderne<br />
Megamaschinen<br />
Arbeiten weitaus effizienter als die ägyptische Megamaschine,<br />
doch kann man deren Leistungsausstoß deutlich in den<br />
überdimensionierten Pyramiden wiedererkennen. Und diese<br />
Leistungen wurden nur in direkter Kommunikation vollbracht,<br />
mithilfe von Boten und Nachrichten, die von einem Ort zum<br />
anderen gebracht werden mussten. Erst moderne<br />
Kommunikationsmedien wie Fernschreiben und Telefon<br />
ermöglichten eine Steigerung der Systemgeschwindigkeit, die<br />
durch das Computernetzwerk nochmals bis hin zur<br />
Lichtgeschwindigkeit gesteigert wurde.<br />
Bei den Königsmaschinen im Mittelalter und der frühen Neuzeit stand der<br />
König im Zentrum der Macht.<br />
Durch den Tod des Königs oder eine Niederlage im Krieg bricht<br />
die ganze Maschine zusammen. Entweder gruppieren sich die<br />
Teile erneut um einen Nachfolger, oder verschwinden gänzlich.<br />
Ohne den Glauben der Würdenträger droht der Befehlsnotstand,<br />
daher brachen diese Megamaschinen häufig zusammen. Gerade<br />
45
die große Anzahl der Fürstentümer und Rivalitäten einzelner<br />
Häuser ermöglichten Putsche oder Führungswechsel mit<br />
kompletten Austausches des Hofstaates. Ein Bespiel, die<br />
französische Revolution. Erst über die Zeit des<br />
Aufrechterhaltens erfolgte eine<br />
Stabilisieung des Systems. Gewalt im Sinne der Führung hatte<br />
zwei Faktoren, erstens stabilisierte sie das System, ohne Gewalt<br />
keine Disziplin, die Peitsche sicherte die Konformität<br />
Aber Gewalt führte auch zu einer Schwächung des Apparates<br />
durch den Verlust führender Köpfe, denken sie nur an die<br />
französische Revolution oder den Stalinismus als Gottkönigtum<br />
der Moderne.<br />
46
Kommunismus<br />
Da wir im Kommunismus von einer absoluten Staatswirtschaft<br />
ausgehen, ist hier das Ideal einer Megamaschine vorzufinden<br />
Die Staatsmacht übertrug wohlwollend die kollektive<br />
Arbeitsweise und die Verteilung der Arbeitsprodukte, wie sie<br />
im Dorf praktiziert wurde, auch das größere Gemeinwesen<br />
durch Zwangsorganisation. Unter Stalin wurde ein<br />
unerbittliches Todessystem aufgebaut und große Teile in allen<br />
Schichten, ob Bauern, Techniker oder Parteifunktionäre<br />
liquidierte. Dies sicherte dem Diktator den Führungsanspruch<br />
und ließ selbst sein nächstes Umfeld vor Angst erzittern.<br />
<strong>Das</strong> so entstandene Vakuum wurde von jungen „Pionieren“<br />
ersetzt, die in diesem System aufgewachsen waren und<br />
ideologisch linientreu waren, jedoch erholte sich der Staat nicht<br />
wirklich von den inneren Säuberungen. Die SU wurde zu einem<br />
Lagersystem, eigentlich war die SU im Ganzen ein Gefängnis.<br />
Durch den Repressionsapparat wurden gewaltige Bauvorhaben<br />
und eine Modernisierung des Landes erreicht, die auf Kosten<br />
von tausenden auch hier eher als Gulagsklaven zu nennende<br />
Arbeiter ging. Aber die Säuberungen brachen auch nach den<br />
gewaltigen Kraftansträngungen zur Elektrifizierung und<br />
Industrialisierung des Landes nicht ab. Dann kam der Krieg mit<br />
Nazideutschland. Nach beenden des Krieges brach der Wettlauf<br />
der Systeme aus, der kalte Krieg, der beide Seiten, die russische<br />
und die alliierte Maschine zu Höchstleistung anlaufen ließ.<br />
47
Systemdynamik im Nationalsozialismus und die NS-Megamaschine<br />
Der Nationalsozialismus eignet sich idealerweise, um die<br />
Megamaschine zu erklären. Was ist eine Megamaschine ? Die<br />
Megamaschine ist ein selten genutzter Begriff aus der<br />
Faschismusforschung,<br />
Durch die Propaganda wird das neutrale Weltbild verändert.<br />
Stellt sie die Größe der eigenen Leistungen in den Vordergrund,<br />
so bedeutet dies ein Erstarken des Selbstbewusstseins der Masse<br />
bei gleichzeitigem Minderwertigkeitskomplex des Einzelnen.<br />
Zeigt sie den Apparat in allen seinen Subbereichen führt dies<br />
auf der anderen Seite zu einer Schwächung des Einzelnen, der<br />
sich nur noch als kleines Rädchen innerhalb des Gesamtsystems<br />
sieht, der nur durch heldenhafte Leistung, durch<br />
überdurchschnittliche Sollerfüllung sich aus der Masse<br />
hervorheben kann und zu einem Helden des Systems werden<br />
kann. <strong>Das</strong> Gefühl der Ohnmacht und der Minderwertigkeit kann<br />
also bei entsprechender Leistung zu einem Gefühl der Größe<br />
und des Heldentums werden. Dabei spielt die allumfassende<br />
Kontrolle und Überwachung eine systembejahende Wirkung,<br />
denn nur durch sie ist es überhaupt möglich, die<br />
aussergewöhnliche Leistung eines Einzelnen festzustellen und<br />
ihn als einen Helden des Systems auszumachen.<br />
Ohne Kontrolle und Leistungsanalyse keine Selektion aus der<br />
Masse. Folglich ermöglicht die totalitäre Kontrolle erst den<br />
durch Selektion möglichen Erfolg des Einzelnen. Die innere<br />
propagierte Stärke und Leistungsfähigkeit dieser Systeme führt<br />
zu einer veränderten Wahrnehmung der Masse, ob unterstützt<br />
durch direkte Teilnahme an Massenereignissen wie Paraden, bei<br />
denen der Einzelne ebenso seine Minderwertigkeit innerhalb<br />
des Kollektives sieht, eben als Teil der Masse, die ihm aber vor<br />
Augen führt wie stark die Masse ist, an der er Anteil hat.<br />
Diese permanente Verdeutlichung der Stärke des Systems führt<br />
langfristig zu einem veränderten Weltbild. <strong>Das</strong> System bewegt<br />
sich weg von der objektiven realistischen Einschätzung der<br />
Lage hin zu einer größenwahnsinnigen Eigensicht, unterstützt<br />
durch Medien, Massenaufmärsche, Massenarchitektur und<br />
Großprojekte.<br />
Der zweite Schritt, der konsequenter auf diesen ersten Schritt<br />
der Größe und Kraft folgt ist der Systemvergleich mit anderen<br />
Systemen. Dabei fällt auf, dass eben der eigene Staat gegenüber<br />
48
seiner Umwelt und seinen Nachbarn viel stärker ist, viel stärker<br />
als umliegende Demokratien. Krieg ist die direkte Folge dieser<br />
Fehleinschätzung der Situation. Krieg bedeutet das Wachstum<br />
nach außen, eben eine Vergrößerung der Stärke und das direkte<br />
Messen dieser Kraft.<br />
Der Feind im Innern oder von außen, der dem System schaden<br />
will dient als Rechtfertigung <strong>für</strong> die notwendige permanente<br />
Kontrolle des Einzelnen. Überall muß mit Agenten und<br />
Saboteuren gerechnet werden.<br />
Besonders am Beginn der neuen Zeit und kurz nach dem<br />
Gewinnen der Macht durch das neue System ist mit<br />
Konterrevolutionären überall zu rechnen. Daher ist es <strong>für</strong> das<br />
System notwendig diese Gegner zu finden und auszuschalten.<br />
Sind diese inneren ersten Feinde des Systems entdeckt und<br />
beseitigt sucht sich das aufgebaute Überwachungs- und<br />
Verfolgungssegment neue Gegner. Denn würde es das nicht tun,<br />
hätte es seine Aufgabe verloren. Ähnlich der Inquisition wird<br />
mit unbarmherziger Härte durch Folter und Verhör ein<br />
Geständnis erzwungen, das System irrt sich nicht, es erschafft<br />
seinen Gegner<br />
In diesem Schritt, um erstens die zwangsläufige Härte zu<br />
rechtfertigen, denn sie hat sich als notwendig erwiesen, wird der<br />
gleichgeschalteten Gesellschaft am Beispiel der inneren Feinde<br />
gezeigt, welche Sanktionen mit dem Abweichen vom Ideal<br />
verbunden sind. Wenn die Verschwörung überall zu finden ist<br />
und somit überall gesucht werden muß, so führt dies auch zu<br />
einem paranoiden Weltbild. Unter Paranoia (griechisch <strong>für</strong><br />
neben dem Verstand) versteht man eine geistige Erkrankung,<br />
bei der man glaubt, dass andere beabsichtigen, den Betroffenen<br />
zu<br />
Schädigen, zu betrügen oder zu töten. Oft kann der Betroffene<br />
Auch Beweise präsentieren, die <strong>für</strong> ihn völlig überzeugend<br />
scheinen. Geheimdienste und Verschwörungen spielen bei einer<br />
Paranoia eine entscheidende Bedeutung.<br />
Die Paranoia ist keine eigenständige geistige Erkrankung,<br />
sondern lediglich ein Symptom verschiedener Erkrankungen<br />
wie der Neurose und der Psychose.<br />
Unter Neurose wird eine Gruppe von psychischen Störungen<br />
verstanden.<br />
Durch die unzulängliche Abgrenzbarkeit zur Psychose wurde in<br />
der Psychologie der Begriff aber abgeschafft. Viele<br />
Zwangsstörungen wie etwa der Waschzwang oder der<br />
Ordnungszwang werden von Be<strong>für</strong>wortern des Begriffs unter<br />
die Neurosen gezählt. Zwangsstörungen sind psychische<br />
49
Störungen, bei denen sich den Patienten Gedanken und<br />
Handlungen aufdrängen, die sie quälen oder umsetzen müssen,<br />
auch wenn sie übertrieben oder vollkommen sinnlos sind.<br />
Zwangshandlungen bestehen dementsprechend oft aus<br />
Kontrollhandlungen oder Reinigungshandlungen.<br />
Der Begriff der Psychose bezeichnet eine Gruppe schwerer<br />
psychischer Störungen, die mit dem zeitweiligen weitgehenden<br />
Verlusts des Realitätsbezugs einhergehen. Auffällige Symptome<br />
Sind oft Wahn und Halluzination. Es kommt zu einem Wandel<br />
weg von der Realität hin zur veränderten Sicht der Umwelt,<br />
dieser Wandel ist aber vom Betroffenen selbst nicht feststellbar,<br />
da er sich über einen längeren Zeitraum schleichend entwickelt.<br />
Diese Definitionen können uns sehr gut helfen, welche Prozesse<br />
in gestörten Gesellschaftsformen wie Diktaturen auftreten.<br />
Man könnte sie auch als neurotische oder psychotische<br />
Staatssysteme auffassen, da die selben Auswirkungen erzielt<br />
werden wie psychisch gestörte Persönlichkeiten, oder anders<br />
ausgedrückt sich diese psychischen Störungen innerhalb eines<br />
solchen fehlgeleiteten Systems massenhaft vorkommen. <strong>Das</strong><br />
Kontrollbedürfnis auf der einen Seite aufgrund der Sicherung<br />
der Macht führt zur Paranoidität vor der permanenten Kontrolle,<br />
vor der möglichen Sanktion des Einzelnen innerhalb des<br />
totalitären Big Brother Staates. Angst ist die Triebfeder des<br />
Systems. Angst vor Repression auf der Seite des Bürgers, der<br />
nun zum funktionierenden Rädchen wird und auch die Angst<br />
des Systems vor Machtverlust durch den Umsturz, durch<br />
Saboteure und Agenten.<br />
Eine Megamaschine ist ein System, ein Staat , ein System<br />
ausserhalb des Staatssystems , das staatsartige Strukturen<br />
entwickelt hat und bereits eine kritische Grenze und Größe<br />
erreicht hat. Dieser Apparat muß als Ganzes gesehen werden,<br />
da er untereinander vernetzt ist und wie eine Gesamtmaschine<br />
funktioniert und mit Führerbefehl wie im Nationalsozialismus<br />
oder einfach durch Befehl und Gehorsam organisiert wird.<br />
Meist steht eine zentrale Figur, der Gottkönig oder Diktator mit<br />
gottköniglichen Eigenschaften im Zentrum der Maschine, in<br />
unserem Fall der BRD Gigamaschine, wie ich Ihnen später<br />
erklären möchte, aber eher der virtuelle Totenkopf.<br />
Vor der Machterschleichung hatte sich die NSDAP zum Staat<br />
im Staate entwickelt und hatte mit Ihren vielen untergeordneten<br />
Institutionen und Bünden eine staatsähnliche Struktur mit eigner<br />
Armee der SA und der SS entwickelt. Durfte Deutschland durch<br />
den verlorenen ersten Weltkrieg keine eigene Armee besitzen,<br />
so verkörperte die SA mit ihren Schlägertrupps diese neue<br />
50
Armee, die, weil sie keine offizielle Armee war, nicht gegen das<br />
Versailler Diktat verstieß.<br />
Durch die Machterschleichung wurde dieser schon<br />
vorgefertigte Apparat in den bestehenden Staat integriert und<br />
der Staat selbst<br />
zur NS Megamaschine unter Führerbefehl umorganisiert.<br />
<strong>Das</strong> dann folgende „Gleichschalten“ verdeutlicht nicht nur in<br />
seiner Wortwahl einen maschinellen Vorgang, sondern zeigt das<br />
Umlegen des Schalters von einem organisch demokratischen<br />
Gebilde mit Verflechtung der Subsysteme untereinander zu<br />
einem pyramidenhaften Gebilde mit dem Führer an der Spitze<br />
und gradlinigen Befehlsketten.<br />
Jedoch drosselte der Führerkult noch in den Anfängen bis zum<br />
Kriegsbeginn die Negativität der Deutschen, da der ihnen<br />
geschickte „Heiland“ hauptsächlich als Erbauer,<br />
Kunstliebhaber<br />
und Retter aus der Not gefeiert wurde. Somit drosselte die<br />
Führerperson auch die Ausschweifungen, da Hitler, auch wenn<br />
er ein teuflischer Dämon war und mit krächzender Stimme alles<br />
aus sich und seinem Volk herausholte, dennoch menschliche<br />
Züge eines Heilands trug, was auch die Propaganda in den<br />
Vordergrund stellte.<br />
Doch dieser noch als gut <strong>für</strong> Deutschland empfundene Zustand<br />
des wieder Erstarkens der Masse und eines starken<br />
Nationalstaates zeigte bereis seine Schattenseite durch die<br />
zunehmenden Säuberungen, zu Beginn der demokratischen<br />
Kräfte und der Kommunisten und Andersdenkenden und erste<br />
Übergriffe auf jüdische Bürger.<br />
Als böses Ohmen <strong>für</strong> die neue kommende Zeit können wir die<br />
nächtlichen Fackelmärsche der Fackelträger anführen. Hier<br />
noch machte die Dunkelheit die Masse zur Masse und den<br />
Einzelnen zum nichts. Dennoch bot die Dunkelheit dem<br />
Einzelnen den Schutz nicht erkannt zu werden und ermöglichte<br />
ein erstes Verschmelzen in der Gruppe. Natürlich zeigten sich<br />
die Nationalsozialisten auch vorher schon mit ihrem Gesicht in<br />
der Öffentlichkeit. Doch waren diese ersten nächtlichen<br />
Zeremonien<br />
der Beginn, auch scheue Menschen in den Bann des<br />
Hakenkreuzes und der lodernden Flamme zu bringen und<br />
ermöglichten spätere Eskalationen und weitere Schritte. Die<br />
Fackel als zündelndes Element und Spiel mit dem Feuer wurde<br />
zu einem lodernden quasireligiösen Kult. Aber auch die Nacht,<br />
wie die „Kristallnacht“ zeigt im fortgeschrittenen<br />
51
Stadium der Manipulation einen aggressiven Massenzustand,<br />
einen nächtlichen und dunklen Zustand der Barbarei. Hier<br />
wurde zum ersten Mal ein Eingreifen in den privaten Raum<br />
ersichtlich, das Übertreten aus dem öffentlichen Raum in den<br />
privaten jüdischen Lebensraum eines Nachtsystems.<br />
<strong>Das</strong> Ritual , die emotionale Vereinigung und die strenge<br />
Disziplin bei Aufstellung in Formationen machte die Masse zur<br />
Masse und gab dem einzelnen das Gefühl von Gruppengröße<br />
und Macht des Ganzen.<br />
Die Bücherverbrennungen dann gaben den Flammen die erste<br />
Aufgabe, eben diese zu vernichten. Noch beschränkte sich das<br />
Spiel mit dem Feuer auf das Löschen der Vergangenheit und<br />
der Literatur von Welt, doch waren KZs wie Oranienburg im<br />
Aufbau.<br />
Es war ein langsamer schleichender Prozess hin zu Auschwitz<br />
und den Todesmärschen, der am Anfang des neuen NS Systems<br />
wohl keiner außer der Führungspaladine im Auge gehabt haben<br />
sollte. Die späteren Pläne die Juden einfach umzusiedeln, ob in<br />
eine Moorgegend in Polen oder gar nach Madagaskar, es wurde<br />
mit zunehmender Negativität im System, mit der zunehmenden<br />
Destruktivität im System immer deutlicher, dass nur der Tod<br />
und die Tötung des letzte Ziel sein könnte. Die Endlösung. So<br />
bildeten sich mit der Zeit mehrere Spiralen aus, die kaum zu<br />
stoppen waren und die durch die allgegenwärtige Propaganda,<br />
den Stürmer und weitere Medien beschleunigt wurden.<br />
Bemerkenswert im Sinne von LTI ist auch die häufige<br />
Verwendung des „Wolf“ Wortes, neben dem Adler wohl das<br />
Tier des Nationalsozialismus. Da gab es die Wolfsschanze, es<br />
wurde im Wolfsrudel gejagt, hinter den alliierten Linien sollte<br />
die Aktion Werwolf <strong>für</strong> Unruhe und Vergeltung sorgen.<br />
Aber auch Wolfsburg zeigt seine sprachliche Verflechtung. Die<br />
Stadt und das Werk wurde auf dem Reisbrett geplant und sollte<br />
den Volkswagen im Sinne der KdF Ideologie produzieren und<br />
so eine Harmonie aus Technik und Natur, aus Fahrvergnügen<br />
und Mobilisierung erzeugen.<br />
Ich werde jetzt nur auf ein paar Schlagworte eingehen, denn Sie<br />
wissen sicher bereits alles über den Nationalsozialismus, so dass<br />
es Zeitverwendung wäre in die Tiefe zu gehen, ins Detail zu<br />
gehen, denn ich bin der Überzeugung, dass Sie bereits alles<br />
wissen. Der Aufbau einer Quasireligion mit Hitler als dem<br />
Retter und Gottkönig, damit verbunden die Weihezeremonien<br />
wie die Parteitage als Massenereignisse der Stärke unter dem<br />
Lichtdom, die der Bewegung und dem Ausland zeigen sollte,<br />
wie stark die Bewegung ist und dem einzelnen deutlich macht,<br />
52
wie klein er doch ist. Dazu gehört selbstverständlich auch die<br />
Monumentalarchitektur, die genau das gleiche ausdrückt, nur in<br />
Stein, die Uniformierung als Kastifizierung des gesamten<br />
Volkes, sowie dessen Gleichmachung, Rituale wie<br />
gemeinsames Fahne hängen in Schulen, kleinere und größere<br />
Appelle, ständiges Marschieren, ob mit Sparten oder Waffe,<br />
ständiger Drill und Gehorsamsbeweise, die den einzelnen zum<br />
Rädchen des Systems machten. Diese Normierung wurde mit<br />
der Blut und Boden Ideologie verknüpft und machte das<br />
Rädchen zum arischen Menschen, der so zum Herrenmenschen<br />
über die anderen Völker wurde, in dem er sich über sie empor<br />
hob. Normierung auch im Sinne der<br />
Züchtungsphantasien. Ein neuer Mensch sollte dann im zweiten<br />
Schritt entstehen, somit eine bessere Zukunft durch den<br />
besseren Menschen, der doch nur ein schlechter ,widerlicher,<br />
starker und brutaler Automat zur Befehlsausführung war. In der<br />
Kunst im nationalsozialistischen Deutschland zeigen sich alle<br />
Details dieses Staates. Eine enorme Sexualisierung von Mann<br />
und Frau nach dem arischen Wunschbild <strong>für</strong> die sexuelle<br />
Produktion von Nachwuchs und besonders das Rollenbild der<br />
Frau im Reich. Auch das zeigen von Kämpfenden in ihren<br />
Uniformen, als Symbol <strong>für</strong> die jeweiligen Einheiten, das<br />
Heraustreten eben dieses Kämpfers aus der Masse, doch auch<br />
er durch sein arisches Einheitsgesicht <strong>für</strong> jedermann<br />
unidentifizierbar und dadurch wieder identifizierbar als Ideal<br />
und Held des Teilsystems, oder der Kaste wie Luftwaffe oder<br />
Heer, Bauer auf der Scholle, oder Arbeitsdienstmann und aller<br />
anderen Kasten dieses Staates. Und natürlich Hitler selbst als<br />
Erbauer, Feldherr oder Gottkönig zwischen seinen Truppen.<br />
Sie finden zahlreiche Literatur zu diesem Thema. Diese kurze<br />
Einführung soll ihnen nur zeigen, dass alles in diesem Staate<br />
reglementiert und geregelt wurde, vom „Schöner Arbeiten“ bis<br />
zu KdF, über die Organisation Todt, alles war reglementiert,<br />
beschränkt und Tabus wie die entartete Kunst oder die<br />
verbotenen Büchern sicherten den intellektuellen Totalausfall.<br />
Gerade die Uniformierung als Generalmobilmachung des<br />
ganzen Volkes und somit die Auslöschung des Individuums<br />
durch Propaganda, durch militärischen Drill oder<br />
paramilitärische<br />
Übungen und durch die veränderte Sprache, die Klemperer gut<br />
in LTI beschrieben hat führten dazu, dass die Megamaschine<br />
problemlos und ohne Fehler funktionierte. Jeder wurde ein<br />
durch Führung an die richtige Stelle gesetztes Rädchen, dass<br />
durch die Sprache oder besser die Sprachlosigkeit der Sprache<br />
53
zum funktionierenden Etwas degradiert wurde. Dadurch<br />
entstand ein Staatsmoloch , der trotz etlicher Kasten und<br />
Einzelteile wie eine Gesamtmaschine bis zum bitteren Ende<br />
funktionierte. Die Megamaschine war unstoppbar, denn sie<br />
hatte ihre kritische Grenze überschritten.<br />
Zuerst suchte sie nach inneren Feinden, den ein paranoides<br />
Weltbild benötigt einen Feind, eine Verschwörung, ein Opfer<br />
um den Zusammenhalt zu stärken und merzte alles aus, was in<br />
ihrem Wege stand und vernichtete so die Pluralität zugunsten<br />
eines Monolithen . Und selbst der alte mächtige SA Chef Röhm<br />
wurde zu einem Putschisten verklärt.<br />
Im Endstadium dieser Megamaschine regelt die Maschine alles.<br />
Alle Räder rollen <strong>für</strong> den Sieg, oder besser <strong>für</strong> den Tod.<br />
So wurde in Auschwitz mit „Rekord“ Spritzen die Luft in die<br />
Venen gespritzt, dies zeigt nicht nur die Sprachwahl, es zeigt<br />
auch wie das Endstadium einer solchen Maschine aussieht.<br />
In der Endphase hatte ganz allein der Totenkopf die Kontrolle<br />
übernommen, der SS Staat aus Lagern, Kellern durch die<br />
Luftangriffe unter den Boden verlegt. <strong>Das</strong> Perfide zeigt sich im<br />
Detail. Die reinigende Dusche im Auschwitz umzudrehen ist ein<br />
Sinnbild <strong>für</strong> eine umgekehrte Welt, in der das Böse zum Guten<br />
wurde und selbst der Mann, der das Zyklon B in einer Tasche<br />
zur Vergasungsanlage brachte, hatte um kein Aufsehen bei den<br />
getriebenen Menschen zu erzeugen eine Rotkreuztasche um, in<br />
dem sich die Kartuschen befanden. Sie hatten Rotkreuz<br />
umgedreht. Sie drehten nicht nur einzelne Systeme um, sie<br />
drehten die ganze Welt um.<br />
Hier ein kleines Beispiel <strong>für</strong> die Entsprachlichung der Sprache:<br />
SSBat. holt mit Kfz 20 Juden <strong>für</strong> SB. Die Automatisierung der<br />
Sprache, somit das Verkürzen des schrecklichen Wortes Tötung<br />
von 20 Juden durch die Verleugnung der Tat als erstes –<br />
Sonderbehandlung – dann die weitere Verkürzung zu SB<br />
somit zu einem leeren Kurzstakato.<br />
Mit zunehmenden Verlusten an der Front und des Ausrufen des<br />
Totalen Krieges durch Göbbels, die totale Kriegswirtschaft im<br />
Dreischichtbetrieb wuchs auch die Produktion von<br />
menschenverachtender Kriegstechnik in dem Sinne, das Waffen<br />
konstruiert wurden, bei denen der Mensch nur noch als Begleit<br />
und Kontrollinstrument gesehen wurde.<br />
Je weiter der Krieg voranschritt und die zukünftige Niederlage<br />
sichtbar wurde, desto brutaler wurden die Gerätschaften, die<br />
den Sieg bringen sollten. Auch aus Materialmangel wurden<br />
54
gerade im Bereich der Luftwaffe und Marine Kriegsprodukte<br />
konstruiert, die eine<br />
nationalsozialistische Technikansicht, geprägt durch ein<br />
Menschen verachtendes Technokratentum ins Zentrum der<br />
Entwicklung stellten.<br />
Als Beispiele <strong>für</strong> diese „visionären Waffen“ oder bemannte<br />
Körpermaschinenwaffen, eine Verschmelzung zwischen<br />
Technik und Mensch, als Ausdruck einer faschistischen<br />
Technologiebetrachtung möchte ich hier die Kleinst-U-boote<br />
mit ein Mann oder 2 Mann Besatzung nennen,<br />
das „Kraftei“, den ersten Düsenjäger, oder die Natter, ein<br />
senkrecht startender Raketenflieger oder im letzten Abschnitt<br />
des Krieges die wahnsinnige Konstruktion von Rammjägern<br />
oder anderen Flugzeugen, in denen der Mensch liegend steuerte,<br />
da die NS Wissenschaft herausgefunden hatte, dass so der<br />
Körper, weniger der Mensch zu noch mehr Leistung fähig war.<br />
55
Diese Wunderwaffen als visionäre Waffen oder gar religiöse<br />
Waffen, die den Sieg in eine ferne Zukunft stellten, aber<br />
scheinbar ermöglichten, wenn nur ausreichend dieser Kriegs<br />
entscheidenden definierten Waffen vorhanden wären und den<br />
Durchhaltewillen verstärkten, obwohl der Begriff doch <strong>für</strong> sich<br />
betrachtet schon die Aussichtlosigkeit der Lage in sich trug –<br />
nur ein Wunder kann noch helfen, und wenn es in Form einer<br />
Waffe war. Diese Waffen, ob es sie teilweise gab, oder auch<br />
nicht, die Wunderwaffen die kommen sollten betonen den<br />
Endsieg als noch immer realistisch. Eine utopische<br />
Vorstellung, denn der Endsieg war weit genug entfernt,<br />
unerreichbar geworden, aber an Wunder zu glauben, in einer<br />
solchen Lage, in einer solch technischen Welt kann nur als<br />
religiöser Glaube an den Nationalsozialismus und den Führer<br />
gedeutet werden, als Hoffen auf das unmöglich gewordene und<br />
durch die Propaganda permanent erhalten. Zusätzlich lieferte<br />
die Propaganda Erfolge an allen Fronten und drehte somit die<br />
Realität um, nur um den Durchhaltewillen weiter zu erhalten.<br />
Zurück zu den Wunderwaffen, dem Flugzeugbau.<br />
Da die eingesetzte Technik nicht ausgereift war, ohne große<br />
Testreihen schnell in den Krieg geworfen wurde, nahm man den<br />
Verlust von Mensch und Material gleichgültig hin.<br />
Oft war es sogar so, dass der Pilot schlechtere Überlebensraten<br />
hatte, als die Triebwerkstechnik, die nach geleisteter Arbeit mit<br />
56
Fallschirm sicher auf den Boden <strong>für</strong> einen weitergehenden<br />
Einsatz zurückgeholt wurde.<br />
Der Mensch hatte sein Rolle als Mensch verloren, war nur noch<br />
Zahl geworden, als positive Zahl einsetzbarer Truppen, als<br />
negativer Zahl massenhaft Sterbender in den KZs und an allen<br />
Fronten, auch an der Heimatfront.<br />
Waren es am Anfang Bücher die zu Flammen wurden, dann die<br />
Gesetze, die zu Schwertern wurden, das Glass, das zu Bruch<br />
ging, die Viehwagen die den Übermenschen vom Tier trennten,<br />
so war es das Vernichtungslager, was das Reine, Starke und<br />
Saubere vom Virus und Infektionsherd des Volkskörpers trennte<br />
und diesen Virus, das Unkraut und die Schädlinge,<br />
um im Jargon der NS Ideologie zu bleiben, zu vernichten. <strong>Das</strong><br />
ist die Negativitätsspirale.<br />
Alle Räder rollen <strong>für</strong> den Sieg oder besser alle Räder rollen <strong>für</strong><br />
den Tod.<br />
<strong>Das</strong> ist die absolute Negativitätsspirale. Die Megamaschine und<br />
Negativitätsspirale hängen eindeutig zusammen.<br />
Deutschland hat sich als schwächeres Volk erwiesen, also sollte<br />
es untergehen und von der Landkarte verschwinden.<br />
Die Verluste an der eigenen Bevölkerungen wären noch stärker<br />
gewesen, wenn nicht der Krieg seine Masse<br />
forderte und diese Masse <strong>für</strong> den Tod an der Front vorgesehen<br />
wäre. Die Sklavenwirtschaft und Todeszahlen der unterjochten<br />
Sklavenvölker zeigen die Aggressivität des Systems, das<br />
tausendjährige Reich knüpfte mit seiner größenwahnsinnigen<br />
Baukunst an die vergangenen Weltreiche wie Athen oder Rom<br />
an und so war es kein großer Schritt mehr hin zum<br />
Sklavensystem, berief man sich doch in Größe und Methode<br />
vergangener Epochen, die längst auch aus humanistischer Sicht<br />
vergessen schienen.<br />
Mit dem Herannahen der Front auf die Heimat wurde die<br />
Entscheidung <strong>für</strong> den Tod noch eindeutiger. Tod am<br />
Laternenmast durch ein Greifkommando, selbst das Hängen<br />
einer weißen Fahne wurde mit dem Tod bestraft, oder Sterben<br />
nebenan an der Front oder Tod im KZ.<br />
Für die Vernichtungslager hieß dies Tod durch den<br />
Todesmarsch, Tod durch Erschießen oder<br />
durch Verhungern oder durch Sadismus oder durch... Man kann<br />
es gar nicht aufzählen, denn überall lauerte der Tod.<br />
Hier sieht man, alle Wege führen in den Tod, ein absolutes<br />
schwarzes und teuflisches Todessystem. Dies ging so weit, dass<br />
selbst beim Herannahen der Front die Gefangenen in den<br />
Gefängnissen ins Freie zur Erschießung<br />
57
gebracht wurden. Die Organisation Todt hub die Gräben aus.<br />
Auch wenn das Kanonendonnern schon zu hören war, so<br />
musste das Ziel erreicht werden.<br />
Maximale Todeszahlen. Vorbildlich organisiert durch die<br />
Organisation Todt- Organisation Tod.<br />
Es galt also nicht, die Waffen hinzulegen bevor alles aus war,<br />
sondern bis zum Aus zu kämpfen. Somit die totale<br />
Selbstauslöschung im falle eines Nichtsieges. „<strong>Das</strong> Volk hat<br />
sich als schwächeres erwiesen, also muss es untergehen.<br />
Der absolute Nullpunkt machte erst einen neuen Anfang<br />
möglich, was folgte war Besetzung nicht Befreiung und einfach<br />
nur ein verlorener Kampf im Nachhinein. Bei den überlebenden<br />
Deutschen hatte die Stunde Null ein Vakuum erzeugt, nichts<br />
außer das Leben war ihnen geblieben, dennoch den Kopf voll<br />
mit 12 Jähriger Propaganda, jetzt wo alles aus war, hatten die<br />
meisten ihre Orientierung völlig verloren, denn an was sollten<br />
sie noch glauben, und welche Schuld und Schande hatten sie<br />
verbrochen, geduldet und unterstützt.<br />
58
Die alliierte Megamaschine<br />
Mumford beschreibt in kurzen Zügen die NS Megamaschine,<br />
die von alliierter Seite nur bekämpft werden konnte, indem eine<br />
ähnlich starke oder noch größere Megamaschine aufgebaut<br />
wurde, die es mit der Deutschen Megamaschine aufnehmen<br />
konnte. Letztlich hatte diese Maschine die Deutschen besiegt<br />
und besaß am Ende des Krieges die mächtigste Waffe der Welt,<br />
die Atombombe, die mit größten Anstrengungen und absoluter<br />
Geheimhaltung produziert wurde, um den Deutschen<br />
zuvorzukommen. Dieses „Atomium“ bildete den Kern der<br />
Megamaschine, die dann in den 50er Jahren um die<br />
Raketentechnologie, die Bombenproduktion und den militärisch<br />
industriellen Komplex erweitert wurde und durch sich selbst<br />
wuchs und an Bedeutung gewann.<br />
Auch von alliierter Seite gab es keinen moralischen Gedanken,<br />
diese atomare Bombe kurz vor Kriegsende über Japan<br />
einzusetzen und in gewisser Weise am lebenden Objekt zu<br />
testen.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg kam es durch die Umstellung auf<br />
Normalwirtschaft gegenüber der vorher herrschenden<br />
Bezugswirtschaft zu Mangelerscheinungen und Hunger.<br />
Denn der Kern auch der alliierten Megamaschine war es,<br />
Kriegsgüter herzustellen , daher brach die Versorgung kurze<br />
Zeit nach dem Krieg in ganz Europa zusammen und es<br />
herrschte eine Hungersnot.<br />
Erst durch den langsamen Wiederaufstieg der Wirtschaft, die<br />
jetzt nicht <strong>für</strong> Flugzeugbau, Flotte und Bomben ihren Dienst<br />
erweisen musste, sondern endlich Waren des öffentlichen<br />
Konsums produzieren konnte, wurde die Not gelindert.<br />
Der kalte Krieg mit der Verschlechterung der Lage zwischen<br />
den beiden konkurrierenden Blöcken, Ost und Westmächte<br />
führte zum Widererstarken der Megamaschinen in Ost und<br />
West, um den Gegner mit noch mehr „overkill“ vom Angriff<br />
abzuhalten. In dieser Zeit wurden Planspiele geführt, wie ein<br />
solcher nuklearer Schlagabtausch zu gewinnen sei, aber er war<br />
nicht zu gewinnen mit all dem nuklearem Arsenal, mit den Bio<br />
und Chemiewaffen wäre es das Ende der Welt geworden.<br />
Aber vielleicht war es wirklich das Potential des “overkills“,<br />
das schlimmeres verhinderte. Sehen wir jedoch die Kubakrise,<br />
so war es ein hauchdünner Grat, der da beschritten wurde und<br />
ein atomarer Schlagabtausch war jederzeit möglich.<br />
59
Jedoch waren beide Gesellschaften, vor allem die russische,<br />
paranoide Gesellschaften mit dem Hang, überall Agenten des<br />
Gegners zu sehen, überall den Feind zu sehen, denken Sie nur<br />
an die Mc Carthy Zeit und den Prozessen gegen angebliche<br />
Kommunisten.<br />
Erst durch das Fallen des eisernen Vorhanges, was die<br />
Kapitulation des SU Systems zeigte, fanden echte Abrüstungen<br />
auf beiden Seiten statt. Die Implosion des SU Systems<br />
ereignete sich dadurch, dass alle wirtschaftliche Kraft in die<br />
Rüstung geflossen war, und ein Heer von über einer Millionen<br />
Mann ständig versorgt werden musste und die<br />
Existenzgrundlage der Bevölkerung nicht mehr gedeckt werden<br />
konnte. Gorbatschows Perestroika, die auch Freiheit <strong>für</strong> die<br />
Bauern bot, sich selbst mit der eigens angebauten Nahrung zu<br />
versorgen und die Überproduktion auf Kleinmärkten verkaufen<br />
zu können, stärkte die Situation. Aber es scheint im nachhinein<br />
absurd, wie ein Weltreich auf das mehr Produzierte der Bauern<br />
angewiesen war, ein Reich dass Atomu-boote, atomare<br />
Eisbrecher, Reaktoren und Weltraumfahrt um einige Dinge zu<br />
nennen zu enormer Perfektion gebracht hatte und betrieb. Die<br />
beiden unterschiedlichen Machtblöcke hatten hier Maschinen<br />
aufgebaut und enorme Mittel in den wissenschaftlichmilitärischen-industriellen<br />
Komplex eingebracht ,der auf der<br />
SU-Seite sowieso keine demokratische Kontrolle hatte, auf der<br />
US-Seite aber ebenso wenig durch die demokratische Struktur<br />
kontrolliert werden konnte, der Oberbefehl lag beim Gottkönig<br />
der modernen Zeit, dem Präsidenten. Jedoch hatten beide dieser<br />
Maschinen nur die Aufgabe mit perversen Mitteln, den Frieden<br />
zu erhalten, die neue Gigamaschine (die Megamaschine in der<br />
heutigen Zeit ist durch die Übermittlung der Information mit<br />
Lichtgeschwindigkeit eine superbeschleunigte<br />
Megamaschine)<br />
hat aber keinen direkten Gegner, der permanent kontrolliert<br />
werden muß, und der selbst permanent die Entwicklung des<br />
Gegners verfolgt.<br />
60
Wie arbeitet die Megamaschine?<br />
„Irrationalität“ tritt notwendig dann ein, wenn <strong>für</strong> den<br />
Menschen überschaubare , verstehbare und damit beherrschbare<br />
Grenzen überschritten werden ,dies erzeugt eine Vereinzelung<br />
und Verlorenseins in der Masse bei gleichzeitiger<br />
Aufgehobenheit innerhalb des staatlich regulierten<br />
Gruppengefüges mit besserer Kontrollmöglichkeit des<br />
Individuums. Kommt hier jedoch noch die Architektur der<br />
Macht mit unmenschlicher Größe und riesigen Korridoren<br />
hinzu, in dem der Einzelne als verlorenes Etwas erscheint und<br />
staatliche Willkür durch Amtsgänge und Meldevorgänge, so<br />
wird er in seiner Person gebrochen, die hierarchische Struktur<br />
mit ihrer Kastifizierung erledigt den Rest.<br />
Leider ist die letzte große Protestbewegung seit 25 Jahren<br />
vorbei. Der Beginn der Grünen als Protestpartei gegen<br />
Atomkraft und Aufrüstung war neben der internationalen<br />
Friedensbewegung mit Woodstock als Kern die einzige von<br />
unten angeführte Bewegung, die erfolgreich gegen die Pläne des<br />
Establishments agiert hat, neben der Reformbewegung der<br />
DDR.<br />
Probleme, die in diesem eben beschriebenen<br />
Maschinenuniversum auftreten, sind nur als technische und<br />
mechanische Probleme zu sehen, die behoben werden können,<br />
oder sind gar als „menschliche Fehler“ anzusehen, der<br />
schlimmste aller Fehler argumentiert man im Sinne der<br />
Maschine.<br />
Perfektionierung, Berechenbarkeit und Logik<br />
,ein mechanisiertes Weltbild und Umgestaltung der Welt, das<br />
sind die Ziele der Megamaschine.<br />
Und vor allem das Gleichsetzen von technischem und<br />
gesellschaftlichem Fortschritt<br />
Aber oft ist eben dieser destruktiv orientierte Fortschritt<br />
kein Fortschritt, der dem Menschen dient, sondern nur eine<br />
Weiterentwicklung der Maschine, mit der der Mensch<br />
überfordert ist, er muß sich den neuen Verhältnissen anpassen,<br />
die Maschine nicht! Besonders in Todessystemen entwickelt<br />
der Apparat immer perfidere Instrumente des Machterhaltes, die<br />
immer nuancierter und perverser werden, da die moderne<br />
Technik dies ermöglicht.<br />
61
Die Funktionalisierung der Sprache, wie bereist bei der NS-<br />
Megamaschine beschrieben, führt zu einer Reduktion im<br />
Denken<br />
,welches nur auf Systemteile oder Kürzel <strong>für</strong> diese Systemteile<br />
beschränkt ist. Aber auch die Geschichte der letzten Jahre zeigt<br />
uns bereits ein verändertes Sprachverhalten, wir reden nicht<br />
mehr von wegwerfen, sondern von entsorgen und das Unwort<br />
des Jahres war das Wort Humankapital.<br />
Systemstruktur<br />
Technische Systemstrukturen mit einer ungeheuren<br />
Systemkomplexität erlangen eine eigendynamische<br />
Entwicklung. Der Sachzwang erlaubt nur noch Steuerung als<br />
funktionale Regelung.<br />
Was ist eine Gigamaschine<br />
Eine Gigamaschine ist nichts anderes als eine Megamaschine.<br />
Sie entsteht wie eine nukleare Kettenreaktion, läuft sie einmal an,<br />
so kann man sie nur schwer bis gar nicht mehr stoppen. <strong>Das</strong> Wort<br />
Gigamaschine führe ich ein, da wir in der heutigen Zeit nicht<br />
mehr von einer Megamaschine sprechen können, denn wir<br />
befinden uns in einer Echtzeit-Kommunikationsgesellschaft mit<br />
Lichtgeschwindigkeit . Live Medien und Internet führen dazu,<br />
dass sich Impulse dieser Maschine in kürzester Zeit verbreiten.<br />
Gegenüber der NS Megamaschine mit dem Medium<br />
Volksempfänger und Kino Wochenschau hat sich die<br />
Systemgeschwindigkeit enorm erhöht, extremst erhöht.<br />
62
Sinnbild <strong>für</strong> die Gigamaschine<br />
Wer regiert Deutschland, wer regierte Deutschland?<br />
Deutschland hat eine enorme Maschine aufgebaut.<br />
Eine Maschine aus Ministerien, Verwaltung, Finanzämtern,<br />
Behörden, Universitäten, Ver- und Endsorgung, die<br />
Bundeswehr, die Polizei, den BGS und weiteren Ämtern wie<br />
das Ordnungsamt, die Psychiatrie und die Gerichte und<br />
natürlich staatsnahe Organisationen wie THW, Feuerwehr,<br />
Rotkreuz und den riesigen teilstaatlichen Unternehmen wie<br />
Post,Telekom und Bundesbahn.<br />
Die Staatsquote hat wie wir bereist feststellen konnten ein sehr<br />
hohes Niveau. Also kann man eigentlich nicht mehr von einer<br />
Marktwirtschaft sprechen. Man müsste eigentlich von einer<br />
halben Marktwirtschaft sprechen oder negativ von einer halben<br />
Staatswirtschaft.<br />
Da die Wirtschaft nur schwach wächst oder stagniert oder leicht<br />
schrumpft müßte auch der Staat leicht schrumpfen, er tut es<br />
nicht. Der Staat wird nicht schrumpfen, weil dadurch<br />
neue Arbeitslosigkeit entstehen würde, was der Staat nicht<br />
möchte. Außerdem würden dadurch interne Interessen<br />
durchkreuzt und die angebliche Stärke reduziert.<br />
63
Ein Staatsanteil von 50 Prozent führt, ist die kritische Schwelle<br />
überschritten, automatisch zu einem weiteren Wachstum des<br />
Anteils.<br />
Weil ein großer Staatsanteil wieder kontrolliert werden muss,<br />
was eine weitere Erhöhung des Kontroll- und<br />
Verwaltungsaufwands mit sich bringt. Ein Staatsanteil von 50<br />
plus wird sich zunehmend wie ein Geschwür ausbreiten. Wie<br />
sehen diese Tendenz bereits an der Bildung von neuen<br />
Kommissionen. Die ganzen Systemteile,<br />
wie ich vorhin beschrieben habe arbeiten schon jetzt eng<br />
zusammen. Aufträge werden an Universitäten vergeben, die<br />
staatliche Forschung wächst, die wiederum verwaltet<br />
werden muss. Die Megamaschine baut sich selbst auf, weil alles<br />
innerhalb des Systems gelöst werden kann, was angeblich<br />
preiswerter ist, als Aufträge an Firmen zu vergeben.<br />
Durch den Auftragsverlust werden die Unternehmen ebenfalls<br />
geschwächt, was wieder dazu führt, dass der Staatsanteil größer<br />
wird.<br />
Ein Systemwachstumskreislauf entsteht.<br />
Die Staatsquote am Bruttoinlandsprodukt<br />
Zwar ist diese Quote in den letzten Jahren bis 2003 leicht<br />
gesunken und beträgt nun zwischen 48 und 46,5 Prozent,<br />
dennoch ist sie im internationalen Vergleich zu hoch und sollte<br />
sich bei 40 Prozent auf einem guten Niveau befinden. In den<br />
letzten Jahren vor 2008 ist die Staatsquote ebenfalls leicht<br />
gesunken, was deutliche und positive Effekte auf die<br />
Megamaschine hatte.<br />
Denken wir an die neuen Länder, in die noch immer Milliarden<br />
gepumpt wurden und in die Billionen gepumpt wurden.<br />
Diese permanenten Transferleistungen führen dazu, dass die<br />
ostdeutschen Bundesländer eher als Staatswirtschaft und nicht als<br />
Marktwirtschaft zu sehen sind, denn der privatwirtschaftliche<br />
Anteil an der Gesamtbilanz fällt schwach aus . Münteferings<br />
Aussage "mehr Geld <strong>für</strong> den Staat, weniger <strong>für</strong> den Konsum" ist<br />
eine gravierende Fehlhaltung. Weniger Geld <strong>für</strong> den Staat, mehr<br />
<strong>für</strong> den Konsum wäre der richtige Weg. Die Staatsquote muß<br />
sofort herabgesetzt werden. Ein sehr schweres Unterfangen. Ob<br />
es alleine durch den Abbau von staatlichen Bediensteten<br />
funktionieren kann, ist schwer zu analysieren. Zwar würde<br />
dadurch die Arbeitslosigkeit steigen, wenn die Arbeitslosenquote<br />
steigt bedeutet dies aber wieder höhere Ausgaben des Staates,<br />
aber immer noch weniger als einen Staatsbediensteten zu<br />
bezahlen. Der aufgeblähten Bürokratie muß Einhalt geboten<br />
64
werden.<br />
Zwar liegt die Staatsquote unter der risikobehafteten 50%<br />
Schwelle, doch nur minimal. Bedenken wir, dass fast die Hälfte<br />
aller Leistungen durch den Staat beansprucht werden, wir uns<br />
eigentlich in einer halben Staatswirtschaft befinden, so ist dies<br />
alamierend. Im Rahmen der Wiedervereinigung bewegte sich<br />
diese Quote im Jahre 1995 bereits schon bei 55 %. Wird diese<br />
kritische Schwelle überschritten, wäre eine<br />
Staatswachstumsspirale möglich. <strong>Das</strong> Krebs-Geschwür<br />
Staatsanteil muß sofort eingeschränkt werden. Gehen wir vom<br />
Szenario der Megamaschine aus, so ist die hohe Staatsquote ein<br />
permanentes Gefahrenpotential. Denn überschreitet die<br />
Megamaschine erst die kritische Schwelle am Gesamtsystem, ist<br />
ein Abfangen fast nicht mehr möglich.<br />
Hinzu kommt die Großindustrie mit ihren Laboren. Siehe<br />
profitiert von Staatsaufträgen und ist ein Monolith, der<br />
Ähnlich wie ein staatlicher Apparat nur schwer lenkbar ist und<br />
die Monotechnologie gegenüber der Polytechnik alleine durch<br />
seine Größe vorzieht. Bei diesen Aufträgen handelt es sich meist<br />
um<br />
großtechnische Leistungen, die nur der Staat in Auftrag geben<br />
kann.<br />
Kopf und führungslos<br />
Ich glaube, dass die Bevölkerung durch die Jahre des<br />
Herumredens über Reformen nicht mehr viel Vertrauen in die<br />
Demokratie und in die politische Führung hat und nicht nur ein<br />
möglicher Führer entmachtet werden würde, sondern jegliche<br />
Führung. Deutschlands Organsiationsstruktur würde aber nicht<br />
dazu führen, daß es zu einer Revolution kommen wird. In<br />
Amerika haben wir ähnliche Ansatzpunkte, aber eine<br />
bewaffnete Bevölkerung.<br />
Deutschland und die Deutschen sind ein Volk, welches nur<br />
ungern Risiken durch die Sicherheitsmentalität eingeht. Eine<br />
gewaltsame Auseinandersetzung scheint nicht bevorzustehen<br />
und wird sich niemals ergeben.<br />
Eine kopf und führungslose Megamaschine bedeutet absolute<br />
Organisation und Systemwachstum ohne Widerstand<br />
Zusätzlich erschwerend kommt hinzu dass in einem<br />
Negativitätsimpuls, den ich ihnen später erklären werde, der<br />
Verlust der führenden Köpfe, ob durch mediale Entmachtung<br />
oder andersartig, eingetreten ist und wieder eintreten wird. Ein<br />
65
Humanisieren oder Vertreten von Menschlichkeit ist in diesem<br />
System ausgeschlossen, weil keine Plattform<br />
zur Verfügung steht oder diese Plattform medial entmachtet ist.<br />
Die deutsche Organisation oder Technokratentum führt zu<br />
einem System,<br />
in dem die Information nicht bis zur Führung durchkommt, oder<br />
einem<br />
System in dem die Führung keine Kontrolle über die Projekte<br />
und Prozesse<br />
der Subsysteme oder der Megamaschine hat. Es wird ein<br />
System der Stärke sein, bei dem alle Teilbereiche durch die<br />
Vernetzung zwar zusammenarbeiten, aber über das keine<br />
ausreichende Kontrolle herrscht. Diese Maschine ist dann nicht<br />
mehr kontrollierbar, das Krebsgeschwür nicht mehr zu<br />
bändigen.<br />
Eine kopf und führungslose Megamaschine ist eine<br />
Gigamaschine, die in der heutigen zeit mit<br />
Lichtgeschwindigkeit arbeitet und sich in kürzester zeit durch<br />
die vorangegangenen Negativitätsimpulse organisiert und sich<br />
in enormer Geschwindigkeit aufbaut, selbst verheizt und<br />
kollabiert.<br />
Ich rechne mit einer Zeit von 6 Monaten, maximal einem Jahr,<br />
da wir hier gegenüber einer NS Megamaschine von etwa 13<br />
Jahren benötigen, wenn es hierzu kommen sollte. Da die<br />
Gigamaschine auf die Megamaschine<br />
und NS Dokumentarbeschallung aufbaut ist dies ein<br />
Multiplikator, der noch zusätzlich durch den Lifecharakter und<br />
die Geschwindigkeit der Information extremst beschleunigt<br />
wird.<br />
Hinzu kommt die Wissenschaft. Wir leben in einer<br />
Laborgesellschaft. Denken Sie an Nanotechnologie,<br />
Biotechnologie, Computertechnologie, Bildmedien. Diese neuen<br />
Verfahren führen auch in den Medien zu einer stärkeren<br />
Laborisierung des Lebens. Wird eine menschliche Wissenschaft<br />
betrieben in der der Mensch im Mittelpunkt steht ist keine<br />
Gefährdung zu erwarten.<br />
Denken Sie nur an Mobilfunk und die Werbung hier<strong>für</strong>. <strong>Das</strong><br />
Produkt und der Kunde stehen hier im Mittelpunkt, die Werbung<br />
ist demnach freundlich, positiv und lebens bejahend.<br />
Die Laborgesellschaft jedoch entwickelt durch ihre technisierte<br />
Labor und Bildsprache einen nationalen Laboreffekt,<br />
wir sind in einem der letzten Impulse dieser Maschine bereits im<br />
Jahre 2004 im Reinstraum angekommen, in dem Hygiene eine<br />
enorme Bedeutung bekommen hatte. Im Bildmaterial hat dies<br />
66
ereits zu einer Entmenschlichung geführt. In Maschinenbildern<br />
sind keine Menschen mehr zu sehen. Fehlfarben bei Farbbildern<br />
durch Laborphotographie sind die Folge, die wiederum im<br />
Medienraum verbreitet werden. Fehlfarben durch UV Licht des<br />
Labors führen zu einem fehlgeleiteten System.<br />
Die BRD Gigamaschine<br />
Systemwachstumsprozess - Innere Sicherheitsspirale<br />
Ein weitere negative staatliche Entwicklung ist die Innere<br />
Sicherheit.<br />
Innere Sicherheit dient vor allem als Kompensation zu sozialer<br />
Sicherheit.<br />
Verliert der Bürger seine soziale Sicherheit durch die<br />
Vernichtung an sozialen Leistungen durch den Staat<br />
so beruhigt doch die Innere Sicherheit. Eine Sicherheit, die mit<br />
abnehmender sozialer Sicherheit gesteigert wurde. Im Endeffekt<br />
wird dadurch Ruhe, Frieden und Sicherheit<br />
gewährleistet, wenn man beides addiert bekommen wir auf<br />
einen sich kaum ändernden Wert. Gerade durch den<br />
11.September musste deutlich in die Innere Sicherheit investiert<br />
werden, um die Terrorrisiken abzusichern, was verständlich ist<br />
und wohl unumgänglich, da mit einem Messer heute ein<br />
Flugzeug erobert werden kann und mit diesem Flugzeug ein<br />
Gau ausgelöst werden kann.<br />
Dieses Risiko sollte minimiert werden. Gleichzeitig bedeutet<br />
diese Risikominimierung einen Verlust an Freiheitsrechten.<br />
Ich will hier gar nicht die Frage stellen, ob es sich beim<br />
11.September um eine Verschwörung gehandelt hat, gerade mit<br />
dem Ziel einen George Orwellhaften Staat zu etablieren, jeodch<br />
sieht es so aus, daß die Innere Sicherheit so massiv<br />
aufgerüstet wurde, dass sie selbst zu einem Gefahrenpotential<br />
wird, besonders bei einem Systemabsturz des Gesamtsystems,<br />
wie ich Ihnen später erklären werde. Nicht in einem<br />
funktionierenden demokratischen System, aber in Zeiten eines<br />
Negativitätsimpulses in diesem System. Die Innere<br />
Sicherheitsspirale steigert das Gefahrenpotential der<br />
Megamaschine enorm.<br />
Bei einem Absturz des Systems kann diese Innere Sicherheit zu<br />
einer Eigengefährdung führen, wenn wir von einem Worst Case<br />
Szenario ausgehen, hieße dies dass die Sicherungssysteme<br />
nicht mehr <strong>für</strong> den Menschen sondern gegen Ihn arbeiten.<br />
Eine tragende Hand wird dabei zu einer unterdrückenden Hand,<br />
ein lebenserhaltendes System zu einem tödlichen, oder zu einem<br />
Todessystem.<br />
67
Da wir bereits feststellen konnten, dass die Megamaschine eine<br />
negative Spinrichtung entwickelt, also umgekehrt läuft, ist<br />
dieser Wandel mit dem Aufbau von neuen Instrumenten der<br />
Kontrolle verbunden, aber auch mit dem effektivsten<br />
Ausschöpfen<br />
der vorhandenen Mittel. Diese effektive und effektivste<br />
Ausschöpfung der Möglichkeiten bei mangelnder<br />
demokratischer Kontrolle ist ein Merkmal der Megamaschine.<br />
Wir brauchen uns also gar keine weiteren<br />
Sicherheitsinstrumente aufbauen, um Deutschland in ein<br />
Kontroll und Überwachungssystem zu verwandeln, es ist nur<br />
eine Frage der Einstellung. Jedoch kommen jedes Jahr neue<br />
Systeme hinzu, die den Maschinenaspekt verdeutlichen.<br />
Dabei bedeutet die permanente Aufrüstung, auch verursacht<br />
durch den 11.September in diesem Bereich enormes Risiko.<br />
Denken Sie an all die gesammelten Daten, die langsam zu<br />
einem einheitlichen Profil verschmelzen, denken Sie an das<br />
Mobilfunknetz mit der Möglichkeit, Sie an jedem Punkt zu<br />
orten.<br />
Denken sie an die Datenvorratsspeicherung, der Möglichkeit<br />
Profile zu erstellen, den Bundestrojaner, dem möglichen<br />
Hinzuschalten der Mautbrücken in das Fahndungsnetz.<br />
Denken Sie nur an die Unterstützung des Taxinetzes bei<br />
Personenfahndungen der Polizei und vor allem denken sie an<br />
die Luftaufklärung.<br />
In England zum Beispiel haben wir ähnliche Vorzeichen, nur<br />
wird dort alles mit einer big brother artigen Videoüberwachung<br />
abgedeckt. Hier sehen wir in Deutschland noch eine optische<br />
Lücke, die aber gerade geschlossen wird.<br />
Da wir neben einer Negativitätsspirale eine Innere<br />
Sicherheitsspirale aufgebaut haben die hauptsächlich auf<br />
deutscher Gründlichkeit und Effektivität basiert, wurden die<br />
Systeme optimiert. Hightech ersetzt hier zunehmend den<br />
Menschen, der nur noch als Kontrollorgan dient. Auch die<br />
Einführung des biometrischen Passes sollte kritischer betrachtet<br />
werden.<br />
Ich kann hier einen weiteren Bereich anführen, der mir vertraut<br />
ist, die Luftaufklärung.<br />
Luftaufklärung<br />
Waren beim Oderhochwasser die Tornados erstmalig im Rahmen der Inneren<br />
Sicherheit eingesetzt worden, hier um die Deiche zu kontrollieren, so wurde, so<br />
68
vermute ich, weil ich die Ergebnisse kenne, dieses Wissen dazu verwendet, die<br />
Beobachtungssysteme zu optimieren. Beim Oderhochwasser konnte anhand der<br />
unterschiedlichen Wärmeabstrahlung von Wasser und Damm die Risiko<br />
behafteten Stellen im Deich identifiziert werden. Zu diesem Zeitpunkt<br />
waren die Tornados jedoch nicht mit einer Echtzeitdatenübertragung<br />
ausgerüstet, was bedeutet, dass die Daten erst nach Ende des Fluges<br />
ausgewertet werden konnten.<br />
Der Einsatz der Tornados wurde dann im Rahmen der Aktion gegen die<br />
„Freunde der Bahn“, die die Bahn erpressten, auch <strong>für</strong> die<br />
Kontrolle der Bundesbahngleise eingesetzt.<br />
Eine Aufweichung des Grundgesetzes, in dieser Lage jedoch noch akzeptabel.<br />
Tornados sind hier<strong>für</strong> bestens geeignet, da die Aufklärungstornados mit<br />
Kamerabehältern und Infrarotsensoren ausgerüstet sind und diese<br />
Streckenüberwachung durch die Geradlinigkeit der Bahnstrecken gut<br />
realisierbar ist.<br />
Ein wirklicher Bruch mit der Verfassung, schließlich handelt es sich nicht um<br />
einen inneren Katastrophenfall, der die Unterstützung der Bundeswehr erfordert,<br />
auch wenn man sagen muß, dass im Falle von Kindesentführungen jedes<br />
Mittel recht sein soll, war der Einsatz bei der Suche von vermissten Kinder.<br />
So könnte man durchaus sagen, dass die Tornados auf Humanzielerkennung<br />
hochgerüstet wurden. Den Einsatz erwähnt<br />
man nur, wenn es um die gute Sache geht.Verschwundene Kinder im Wald mit<br />
Tornados zu suchen<br />
bedeutet, dass ein Aufklärungstornado mit 500 km in der Stunde<br />
über das Zielgebiet fliegt und durch die Wärmestrahlung des gesuchten Kindes,<br />
oder die Restwärme einer Leiche (Infrarot) dieses erkennbar wird. Ein enormer<br />
Fortschritt in der Sensortechnik. Ein weiterer Fortschritt in der Technik<br />
bedeutete das Nachrüsten der Aufklärungstornados mit einer<br />
Datenlifeübertragung zum Kommadozentrum, was erstmal eine realtime<br />
Analyse der gewonnen Daten möglich machte.<br />
Jedoch waren die Tornados sehr laut und durch ihre Geschwindigkeit und<br />
Linearität eben nur <strong>für</strong> Steckenaufklärung geeignet, sodass nach neuen<br />
Möglichkeiten geforscht wurde, Möglichkeiten die eine bessere Aufklärung<br />
ermöglichten. Auf diese neuen Projekte gehe ich weiter unten ein.<br />
69
Luna, früher stand dieses wunderschöne Wort <strong>für</strong> Mondschein und Liebe.<br />
Heute hat sich der Sinn etwas verändert.<br />
Denn nun steht Luna <strong>für</strong> die Bedrohung von oben. Luna 2000,<br />
das ist eine moderne unbemannte Überwachungsdrohne der Bundeswehr, ganz<br />
einfach zu finden unter www.Drohne.de<br />
Die Luna ist der Stolz der Bundeswehr.<br />
Sie ist ein Hightec-Militärprodukt - made in Germany.<br />
Ideal <strong>für</strong> den Kriegseinsatz.<br />
Daher wurde sie auch ausgiebig <strong>für</strong> die Aufklärung im Kosovo eingesetzt.<br />
Sie kann mit verschiedenen Aufklärungskomponenten wie Infrarotkameras<br />
und Tageslichtkameras, Minensuchsensoren und anderem bestückt werden.<br />
Insgesamt sind bis zu 30 Kg Nutzlast, in diesem Fall heißt das<br />
Aufklärungssensorik sind möglich.<br />
Luna, das heißt übersetzt: luftgestützte unbemannte Nahaufklärung.<br />
Ein kleiner Motorsegler ohne Piloten. Ein Panzeraufklärer,<br />
um im Jargon der Militärs zu bleiben. Konstruiert <strong>für</strong> den lokalen Gefechtsstand,<br />
damit der Befehlshaber seine nähere Umgebung von oben sehen kann.<br />
Die Videodaten werden in Echtzeit an den Kommandostand weitergegeben.<br />
Spannweite etwas mehr als 4 Meter, die die Luna zu einem langsamen Segler<br />
macht, zusätzlich mit einem Propeller ausgerüstet, der die Luna auf Höhe hält.<br />
Dieser kann ausgeschaltet werden und verschwindet hinter dem Rumpf der<br />
Luna, so dass sie stromlinienförmig lautlos und bis zu 4 Stunden gleitet.Ohne<br />
Motor wird sie unhörbar und bei einem Nachteinsatz ist sie<br />
faktisch unsichtbar.Die Luna hat einen Aktionsradius von 80 Kilometern und<br />
wird<br />
entweder von einem Trägerfahrzeug abgeschleudert oder<br />
von einer auf dem Boden stehenden Katapultrampe aus gestartet.<br />
Doch leider hat die Luna nur eine militärischer und keine zivile Zulassung,<br />
was das Innenministerium bedauerte, da die Lunas somit nicht <strong>für</strong> die innere<br />
Sicherheit zur Verfügung standen. Eigene Erfahrungen belegen das Gegenteil.<br />
70
Die Lunaflotte wird jetzt um weitere leistungsfähigere System ergänzt<br />
Außerdem hatte die Luna einige Schwachpunkte, um sie im Rahmen der inneren<br />
Sicherheit einzusetzen. Erstens war ihre Flugzeit und Reichweite beschränkt, die<br />
Reichweite der Datenübertragung in Echtzeit ebenso und natürlich musste sie<br />
zum Einsatzort gebracht werden.<br />
<strong>Das</strong> Innenministerium löste das Problem, ein „leichtes Überwachungsflugzeug“<br />
zu bauen.Bei einem Internationalen Seminar, einer Europäischen<br />
Polizeitechnik-Konferenz wurde von deutscher Seite bereits im Jahre 2000<br />
dieses „leichtes Aufklärungsflugzeug“ vorgestellt, das neben den<br />
Hubschraubern des Bundesgrenzschutzes eingesetzt werden sollte und schon<br />
damals geflogen wurde.<br />
<strong>Das</strong> Innenministerium rüstete auf, nur sauber und light musste es eben sein.<br />
In Wirklichkeit hat es das „leichte Aufklärungsflugzeug“ nämlich in sich.<br />
Denn der Name entspricht nicht ganz dem Kern. Der Name „Megaluna“ trifft<br />
wohl eher zu als leichtes Überwachungsflugzeug. Sie finden es auch unter der<br />
Projektbezeichnung Condor von OHB Systems, oder Stemme S10/S15.<br />
Dargestellt wird er als Segelflieger mit Hilfsmotor.<br />
Spannweite 20 Meter, Geschwindigkeit von 70 bis zu 300 Km in der Stunde.<br />
<strong>Das</strong> gleiche Konzept wie bei der Luna. Lautloses Gleiten, beste Aerodynamik,<br />
bei Bedarf Propellereinsatz und nachts bis auf die Positionslichter unsichtbar.<br />
Ein Segelflieger mit Hilfsmotor und tagsüber gut getarnt als Hobbysegler.<br />
Landen und erneut starten kann der Flieger auf jeder größeren Wiese.<br />
Ein Mann oder 2 Mann Besatzung fliegen die Megaluna.<br />
Hier stellt sich die Frage, wer fliegt die Megaluna?<br />
Sind es Mitarbeiter des Innenministeriums oder doch Soldaten der Luftwaffe?<br />
71
Eine bedeutende Frage des Grundgesetzes.<br />
Die Reichweite der Megaluna hat sich gegenüber der militärischen Luna<br />
verzwanzigfacht und beträgt jetzt 1500 Km,<br />
somit entfällt der Transport zum Einsatzort wie bei der Luna.<br />
Konkret heißt das, jeder Punkt in Deutschland ist mit der Megaluna<br />
erreichbar und nicht nur die Grenzen, wo sie, so die gängige Argumentation,<br />
gegen „Menschenschmuggler“ eingesetzt werden können.<br />
Wenn die Megalunas an den Außengrenzen an verschiedenen Punkten<br />
stationiert werden, sind sie schnell vor Ort und auch im Kernland<br />
– überall in Deutschland.<br />
Denken wir nur an den Castor, an die Bahngleise. Hier<strong>für</strong> ist sie ideal, denn die<br />
Megaluna ist so konstruiert, dass<br />
sie sowohl einen Kreis mit dem Durchmesser von 50 Metern halten kann,<br />
<strong>für</strong> Flächen- und Linienaufklärung wurde sie aber ebenso entwickelt.<br />
Lautloses Gleiten entlang der Grenze oder Bahnlinie.<br />
Und warum sollte die Megaluna nicht auch benutzt werden, wenn sie<br />
schon vorhanden ist.<br />
Die Megaluna kann bis zu 250 Kg Sensorik, also Aufklärungskomponenten<br />
mit sich führen. Eine Verachtfachung der Lunaleistung!<br />
Deutsche Präzision und Fehlerlosigkeit macht dies möglich.<br />
25o KG Sensorik, das ist die Kapazität eines kleinen Satelliten.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Aufklärungskomponenten ausreichen<br />
und auch Bodenaufklärung von über der Wolkendecke gewährleisten,<br />
warum sonst sollte dieses Flugzeug allwettertauglich sein.<br />
Bei einer Nutzlast von 250 kg Sensorik können problemlos SAR Geräte<br />
(Bodenradar) eingebaut werden, die heute schon erfolgreich durch die<br />
Wolkendecke schauen.<br />
Sensorik, was weißt das genau: Infrarot, extremes Teleobjektiv, Bodenradar,<br />
was man auch immer in 250 kg Sensorik verpacken kann. Selbstverständlich<br />
werden die gewonnenen Daten live zum<br />
Kommandozentrum übertragen, wo die Controller an den Monitoren sitzen<br />
und aufmerksam spähen. Dies bedeutet einen zunehmenden Kontrollaufwand.<br />
Hier wird der nationale Gefechtsstand Wirklichkeit. Unglaublich, daß die<br />
monströse Waffe Megaluna dem Innenministerium untersteht.<br />
Die Megaluna ist eine extrem perverse Erfindung. Lautlos, gut getarnt als<br />
Hobbysegler, 8 bis 10 mal stärker<br />
als die militärische Luna und hochgerüstet wie ein Satellit.<br />
Sie ist eine abartige Erfindung der Spirale der Inneren Sicherheit.<br />
Abrüstung ist hier eine Frage der Inneren Moral.<br />
Zusätzlich wurde die Megaluna in den letzten 5 Jahren permanent<br />
weiterentwicklet, es stehen nun bereits Systeme zur Verfügung, die in Ihrer<br />
72
Leistung weitaus stärker sind, als die ersten Modelle. Die neuste Version hat<br />
bereits einen Kamerabehälter unter der Maschine,<br />
der bereits einen Durchmesser von 1,2 Metern hat, somit lässt sich durchaus mit<br />
einer Sensorikleistung von 600 kg rechnen.<br />
Und es werden immer weitere unterschiedliche Systeme aufgebaut, die eine<br />
Enorme Leistung aufweisen und diese Leistung wird permanent gesteigert.<br />
Sie sehen hier schon die Entwicklung in der Systemdynamik beim Einsatz<br />
von Mitteln, die aus Gründen der Verfassung eigentlich nicht <strong>für</strong> polizeiliche<br />
Einsätze vorgesehen sind.<br />
Diese Kontroll- und Überwachungsdynamik beim Einsatz von luftgestützten<br />
Mitteln hat eine unglaubliche Dimension angenommen.<br />
Die Luftaufklärung hat bereits die Megaluna Superklasse, eine zweimotorige<br />
Maschine mit großer Spannweite und Sensorkuppel unter der Maschine mit<br />
einer Kapazität von ca 600 kg<br />
<strong>Das</strong> bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2000 von nochmals 150%<br />
Gehen wir diesen Weg weiter, so wäre der nächste konsequente Schritt<br />
der Bau der „Gigaluna“ mit einer Kapazität von einer Tonne<br />
Aufklärungssensorik möglich.<br />
Diese Gigaluna wäre in der Lage eine ganze Region zu überwachen. Hier sind<br />
wir angekommen. Jedoch nicht mit der Gigaluna, sondern mit Zeppelindrohnen,<br />
die jedoch fast nicht mehr sichtbar sind, denn sie sehen aus wie ein Stern am<br />
Himmel in der Dunkelheit.<br />
Für die Überwachung mit all diesen Systemen müsste das Kommandozentrum<br />
mit weiteren Controllern ausgerüstet werden, was die Systemwachstumsspirale<br />
weiter anheizt. Zusätzlich werden kleiner „Luftbojen“ eingesetzt.<br />
73
Monitoring auf Basis von Infrarot und in Echtzeit, also das Erkennen von<br />
Menschen oder hier Autos durch Ihre Wärme ist an Abstraktionsprozess, der<br />
gegen die Menschlichkeit arbeitet. Controlling bedeutet nicht einen Menschen<br />
zu jagen, Controlling bedeutet das Suchen nach Infrarotpunkten auf einem<br />
Monitor.<br />
Erstaunlich, dass eine SPD-Bundesregierung mit grüner Beteiligung,<br />
überhaupt solche monströsen Überwachungssysteme aufbaut.<br />
Da kann man nur vermuten, dass die Regierung keine Kontrolle über die<br />
Projekte hat und sich der militärisch-industrielle Komplex ohne demokratische<br />
Kontrolle verselbstständigt hat. Mobilfunkmonitoring, also das Lokalisieren<br />
eines Menschen als Punkt auf einer Landkarte ist ebenso ein Prozess, der gegen<br />
die Menschlichkeit arbeitet.<br />
Die „Schmeißfliege“<br />
Hinzu kommt, dass seit kurzem ein weiteres luftgesütztes System im Einsatz ist<br />
- die „Schmeissfliege“. Eine Cessna oder Piper, die mit IR Aufklärungssensorik<br />
hochgerüstet wurde.<br />
Man erkennt sie nur an dem unter dem Cockpit angebrachten<br />
Infrarotkamerabehälter und an ihrem ungewöhnlich starken Brummton, der<br />
daraus resultiert, dass der Motor gegenüber einer zivilen Maschine viel stärker<br />
ausgelegt wurde. Der ans Cockpit anschließende Körper der Maschine selbst ist<br />
größer als bei einer kleinen Hobbymaschine, denn irgendwo muß ja auch der<br />
größere Tank und die Technik untergebracht werden.<br />
74
Die Schmeißfliege ergänzt das Luftaufklärungsprogramm, da sie sehr wendig ist<br />
und schnell, schneller als die Megaluna und sie ist daher schneller am<br />
Aufklärungsort.<br />
Die nächste Stufe wurde ebenso beschritten. Die Superschmeissfliege ist eine<br />
Maschine von der Größe der JU 52, die ebenso mit Aufklärungssensorik<br />
aufgerüstet wurde. Der Aufklärungsbehälter befindet sich unter der Spitze der<br />
Maschine und lässt auf enorme Leistung schliessen.<br />
Global hawk/ eurohawk<br />
Auf der Liste der Militärs und Überwacher steht als mittelfristiges Ziel bei der<br />
Beschaffung ein weiteres Drohnensystem, der „eurohawk“.<br />
Er ist der kleine Bruder des „globalhawk“.Im „global hawk“, der weltweit<br />
einsetzbaren Hightechdrohne der Amerikaner steckt die Aufklärungstechnik der<br />
Europäer (EADS).<br />
Eine Farce zu sagen, die Deutschen wären den Amerikanern um 10 Jahre<br />
zurück.<br />
Der Eurohawk oder global hawk ist ein so genanntes HALE System. HALE<br />
steht dabei <strong>für</strong> high altitude long endurance und ist in der Lage aus größeren<br />
Höhen Aufklärung in Echtzeit über eine längere Flugdauer zu leisten.<br />
Diesen Eurohawk <strong>für</strong> Strassenverkehrskontrolle oder im Rahmen der inneren<br />
Sicherheit einzusetzen ist absoluter Wahnsinn<br />
75
<strong>Das</strong> LUMOS Projekt<br />
Was ist Lumos? Lumos ist das angestrebte permanente Luftaufklärungsystem,<br />
24 Stunden am Tag über Berlin, das demnächst eingeführt wird.<br />
(Abkürzung <strong>für</strong> Luftgestütztes Monitoring)<br />
Ein typisches Megamaschinenprojekt. Durchgeführt wird es von BMBF und der<br />
BMW Goup sowie zahlreichen Forschungseinrichtungen.<br />
BMW führte schon 1998 Testflüge in München durch, bei denen die<br />
Möglichkeit der Verkehrskontrolle aus der Luft im Mittelpunkt stand.<br />
Diese waren mehr oder minder erfolgreich, gerade die Bebauung und<br />
Belaubung sowie Wettereinflüsse machten Probleme.<br />
Im Rahmen des BMBF (Bundesministeriums <strong>für</strong> Bildung und Forschung)<br />
Forschungsprojektes MOBINET begann BMW 1999 mit staatlichen<br />
Millionenbeträgen an neuen luftgestützten Trägersystemen und<br />
Detektionstechnologien zu forschen. Als ideal ergaben sich Flughöhen<br />
zwischen 5 km und 20 km. Hierbei kamen Trägermittel wie Luftschiffe,<br />
Flugzeuge und HALE Systeme in Frage.<br />
76
Welche Plattformen aus dem MOBINET Projekt entstanden sind, ist<br />
öffentlich nicht zugänglich. Ob darunter auch die Megaluna und die Gigaluna<br />
waren, ist noch nicht nachvollziehbar.<br />
Erste Testreihen von BMW konzentrierten sich auf ein so genantes along track<br />
radar System, welches in der Lage ist Ergebnisse auch bei dichteren<br />
Wolkendecken zu liefern. Dabei produzieren 2 Antennen, die in einem Abstand<br />
von 60 cm am Flugzeug befestigt sind Stereobilder der Wegstrecke und der<br />
Fahrzeuge.<br />
Weitere Partner des Lumos Projektes sind neben dem BMBF, welches 8 Mio<br />
Euro zuschießt und der BMW Group das FAV (Forscher und<br />
Anwendungsverbund Verkehrssystematik Berlin, DLR (Deutsches Zentrum <strong>für</strong><br />
Luft- und Raumfahrt) <strong>Das</strong> Fraunhofer Institut und zahlreiche kleinere<br />
Unternehmen. Im Projektplan wird Lumos so dargestellt:<br />
Auf Basis von innovativer Sensortechnologie wird ein System zur luftgestützten<br />
Verkehrslageerfassung in seiner Gesamtkette konzipiert, integriert, umgesetzt<br />
und in Berlin demonstriert. Dabei werden neue Verfahren zur Bildverarbeitung<br />
Und zur Simulation/Prognose von Verkehrsabläufen entwickelt.<br />
Lumos jedoch arbeitet nicht mit Radar, sondern mit IR Kameras. <strong>Das</strong> liegt<br />
hauptsächlich daran, dass IR Kameras weitaus billiger sind, jedoch bedeutet<br />
dies, das eine Wolkendecke unterflogen werden muß oder bei schlechtem<br />
Wetter keine Verkehrskontrolle möglich ist.<br />
Die aus den gewonnenen Daten abgeleitete Prognose wird die nächsten 30<br />
Minuten Verkehrslage abdecken.<br />
Dies bedeutet, dass jede Strasse mindestens jede halbe Stunde überflogen<br />
werden muß, eher aber häufiger. Soll der parkende Verkehr ebenfalls erfasst<br />
werden, was geplant ist, benötigt man weitere Systeme.<br />
Ein benachbartes Projekt ist das OIS Projekt, dieses beschäftigt sich mit den<br />
optischen Systemen <strong>für</strong> das Monitoring.<br />
Durch das Lumos-System wird Berlin in den permanenten Kriegszustand<br />
versetzt. Diese Lumos Projekt klingt zwar sehr verlockend und wird als "first to<br />
market chance", beworben. Aber schütteln wir die Flausen aus dem Kopf, wir,<br />
die Deutschen, entwickeln dieses permanente Verkehrsüberwachungssystem als<br />
erste und einzige, weil keine andere Nation auf die Idee kommen würde eine<br />
permanente Luftaufklärung auf Infrarotbasis <strong>für</strong> die Kontrolle des<br />
Straßenverkehrs über ihrer Hauptstadt aufzubauen und einzusetzten.<br />
Lumos ist genauso sinnvoll wie die Entwicklung des Transrapids als<br />
Hochgeschwindigkeitssbahn. Es ist ein pervertiertes System.<br />
Lumos bedeutet den Einsatz von Aircommander Maschinen mit<br />
Aufklärungsmitteln und die Ausrüstung der normalen Verkehrsflieger mit<br />
77
Lumos Technik. Berlin hat kein Geld, wer also bezahlt Lumos. Der Ansatz,<br />
private<br />
Firmen werden die Ergebnisse kaufen, zum Beispiel Radiostationen, um ihren<br />
Hörern genauere Verkehrslageberichte anzubieten werden wohl nicht ausreichen<br />
die enormen Kosten, die das Lumos Projekt verschlingt, auszugleichen.<br />
Und sind diese Systeme vor Ort, so werden sie auch genutzt. Leerlaufzeiten wird<br />
es aus Kostengründen nicht geben.<br />
Ob ich nun Autos über Infrarotkameras am Wärmebild erkenne oder Menschen<br />
ist eine reine Frage der Programmierung. Wenn dieses System , das<br />
aus staatlichen Mitteln finanziert wird besteht, so wird wohl auch die<br />
polizeiliche Personen- und Fahrzeugfahndung sich aus dieser Lufthoheit ergeben<br />
Gehen wir gar von einem Szenario aus, in dem die Megamaschine in<br />
Deutschland anläuft, was schon mehrfach in den letzten Jahren passiert ist, so<br />
kann diese luftgestützte Aufklärung ein extrem gefährliches System um die<br />
Hauptstadt bedeuten. In gewisser Weise die Berliner Luftmauer.<br />
Ein Umkippen des Gesamtsystems Bundesrepublik Deutschland könnte dazu<br />
führen, dass eben dieses System dazu benutzt wird, aus der Stadt flüchtende<br />
Menschen zu erkennen.<br />
Es ist weitaus effizienter den Strassenverkehr über herkömmliche Sensoren im<br />
Boden und Kameras zu erfassen, als mit einer permanenten 24 stündigen<br />
Luftaufklärung.<br />
Der luftgestützte Kriegszustand über Berlin muß unbedingt vermieden werden<br />
und eine weitere Aufrüstung im Rahmen der inneren Sicherheit in die nächste<br />
Höhe über die Gigaluna. <strong>Das</strong> Lumosprojekt soll im fortgesetzten Stadium auf 8-<br />
10 Ballungsgebiete erweitert werden und eine Zusammenarbeit mit dem Innen-<br />
Ministerium wird angestrebt.<br />
Zeppelindrohnen stehen nun ebenfalls <strong>für</strong> die innere Sicherheit zur Verfügung.<br />
Die nächste Stufe dieses Kontrollzwanges ist folglich die Entwicklung und<br />
Einführung von Stratoshärenzeppelinen, als weiteres Überwachungselement, um<br />
die Lücke zwischen hochfliegenden Aufklärungsflugzeugen (HALE, high<br />
altitude long endurance) oder Drohnen und Satelliten zu schließen .<br />
Der Vorteil der großen in der Stratosphäre geparkten Blimpzeppeline besteht<br />
darin, dass sie kostengünstig permanent über dem Operationssystem stehen und<br />
dort sehr lange verweilen können. Gespickt mit Aufklärungselektronik <strong>für</strong> zivile<br />
Zwecke oder militärische Aufgaben bedeutet dies die Möglichkeit ganze<br />
Regionen abzudecken oder eine permanente Aufklärung eines größeren Gebietes<br />
zu gewährleisten.<br />
Immer stärkere luftgestützte Überwachungssysteme, deutsche Gründlichkeit und<br />
Perfektion, Technokratentum bedeutet hier angebliche neue innere Stärke und<br />
Sicherheit.<br />
Ein Denkfehler. Die luftgestützten Systeme wachsen uns über den Kopf.<br />
78
Die höchste Stufe bei der Uberwachung wird der Spionagesatellit SAR Lupe<br />
einnehmen, der 2005 an den Start geht.<br />
Komplettiert wird ausserdem durch die Wissenschaft. An deutschen<br />
Universitäten läuft die Forschung. Mithilfe von Experimenten an offenen<br />
Schädeln von Tieren wird an neuronalen Netzwerken <strong>für</strong> die Zielerkennung<br />
dieses deutsch französischen Spionagesatelliten gearbeitet, Beute fangen scheint<br />
auch nichts anderes als einen Menschen auf der Flucht.<br />
Willkommen im nationalen Labor. Keimträger oder undefinierte Infrarotpunkte<br />
gibt es hier nicht mehr. Perfektionierte fehlerfreie Technik im Einsatz gegen<br />
den Menschen.<br />
Die Entwicklung im Technologiebereich der Luftaufklärung vollziehen sich<br />
abseits der medialen Öffentlichkeit und haben längst eine Dynamik erreicht,<br />
die erschreckend ist.<br />
Da sich die Realität der Wirklichkeit weiter entwickelt hat, als die<br />
Berichterstattung über diese bereits seit längerem vorhandene Wirklichkeit,<br />
so wird es um so schwieriger je länger dieses Nichtsehen voranschreitet zu<br />
dieser echten Wirklichkeit vorzudringen.<br />
Wer gibt schon gerne zu ,dass seit fünf Jahren die Megaluna geflogen wird und<br />
die neuste Erfindung die Gigaluna ist, wenn die Masse der Bevölkerung denkt,<br />
dass ein BGS Hubschrauber das Gewaltigste ist, was Deutschland zu bieten hat.<br />
Die Filmillusion unterstützt dies durch das zeigen von Helikoptereinsätzen,<br />
wie SAR – die Rettungsflieger, führt bei der Masse der Bevölkerung zu einem<br />
Trugschluss über einsetzbare Systeme.<br />
Und gerade die Tarnung der Überwachungsmaschinen als ziviles Gerät führt zur<br />
Nichterkennung innerhalb des normalen Flugverkehrs.<br />
Die hier beschriebenen luftgestützten Systeme sollten meiner Meinung nach<br />
sofort abgebaut werden und auf ein demokratisch-humanes Niveau reduziert<br />
werden, ein Export wäre vorzuziehen um den Menschen, die in diesem Bereich<br />
arbeiten, Ihre Arbeit zu erhalten, um im Rahmen des expandierenden Geosektors<br />
wirtschaftlich eingesetzt zu werden anstelle von überwachungstechnisch, was<br />
enorme stetige Kosten bedeutet und die innere Sicherheitsspirale anheizt.<br />
Wir müssen uns immer den Worst Case vor Augen führen, also den Absturz des<br />
Gesamtsystems BRD und unter diesem Aspekt die Situation begutachten und<br />
daher ist diese Rüstungssirale mit allen Mitteln zu vermeiden.<br />
Durch diesen selbstinduzierten Systemwachstumsprozeß<br />
können wir aber auch mediale Entwicklungen feststellen.<br />
Medial werden Themen, die das System selbst betreffen,<br />
wichtiger, was das System wieder medial steigert und dazu<br />
führt, dass sich Medienmacher wiederum mit dem System<br />
beschäftigen. <strong>Das</strong> System bläht sich medial auf und wird nur<br />
noch unzureichend von menschlichen Themen beschränkt.<br />
79
Dabei tritt die Sinnlosigkeit oder Überkomplexität des Systems<br />
in den Mittelpunkt.<br />
Die Spiralen<br />
Deutschland ist in einer sehr labilen Situation und hat sich<br />
dabei mehrfach selbst nahezu matt gesetzt.<br />
Deutschland hat verschiedene Spiralen in Gang gesetzt, die je<br />
länger sie andauern, schwieriger zu stoppen und abzufangen<br />
sind.<br />
Diese Spiralen entwickeln einzeln und untereinander eine<br />
Dynamik, die je länger sie ablaufen, an einen Punkt ankommen,<br />
wo die Spirale oder die Spiralen nicht mehr zu stoppen sind.<br />
Vergleichen Sie dies mit einem Tanker, der mit steigender<br />
Geschwindigkeit auf eine felsige Küste zufährt und dieser<br />
Tanker eine so große Masse mit sich führt, so dass eine<br />
Bremsbewegung einen sehr langen Weg benötigt, wird der<br />
Tanker nicht mehr stoppen können. Weiß der Kapitän nicht<br />
vom Gewicht des Tankers, dann kann er seinen Bremsweg nicht<br />
mehr einschätzen, reißt er das Ruder nun panikartig um, bricht<br />
das Ruder, fällt die Schraube aus, die vorher enormen Schub<br />
nach vorne geleistet hat, ist ein Bremsvorgang nicht mehr<br />
möglich. Ohne Vorwärts kein Rückwärts und umgekehrt.<br />
Um welche Spiralen handelt es sich konkret. Es geht um 5<br />
verschiedene Spiralen, die meiner Meinung nach angestoßen<br />
wurden.<br />
Die Negativitätsspirale, die Systemwachstumsspirale, die Innere<br />
Sicherheitsspirale, die mit der Systemwachstumsspirale eng<br />
verknüpft ist, die Hygienespirale, die mit der Negativitätsspirale<br />
verknüpft ist und die Nichtgeschichtsspirale.<br />
Alle diese Spiralen haben eine negative Drehbewegung<br />
entwickelt.<br />
Jedoch muss jede Panik vermieden werden, da eine Panik,<br />
gleichzusetzen mit Angst, die Bewegungen auf keinen Fall<br />
stoppt, sondern Angst ein Faktor ist, der die Spirale antreibt.<br />
<strong>Das</strong> Problem kann nur mit Liebe und Menschlichkeit gelöst<br />
werden.<br />
Mein Problem liegt jetzt darin, dass ich die Negativität<br />
beschreiben muss, sie aufzeigen muß, was wiederum hierzu<br />
führen kann, dass die Angst erhöht wird, was nicht der Lösung<br />
des Paradoxes dient.<br />
80
Angst und folglich Unterwerfung unter bestehende Verhältnisse<br />
verschlimmert diese Verhältnisse aber löst sie nicht. Jedoch<br />
müssen wir sagen, dass die Situation sich in den letzten Jahren<br />
seit 2005 wieder gebessert hat, im Medienraum können wir so<br />
gut wie keine dieser Tendenzen mehr erkennen. Die gepulste<br />
Megamaschine im Medienraum hat sich somit abgeschwächt<br />
oder völlig beruhigt. Man kann sie aber eine weitere Frage<br />
stellen, ob sich die Megamschine seit diesem Zeitpunkt völlig<br />
vom Mediensystem abgekoppt hat und nur noch im Geheimen<br />
weiterläuft. Kommen wir zu den Spiralen, die seit 1998 in<br />
immer wiederkehrenden Schüben aufgetreten sind.<br />
81
Die Nichtgeschichtsspirale<br />
<strong>Das</strong> Zeitgeschichtsparadox ist die gefährlichste Bedrohung <strong>für</strong><br />
Deutschlands Demokratie.<br />
Eine Auflösung des Zeitgeschichtsparadoxes ist jedoch nur<br />
minder gefährlich, da dadurch erst die Geschichte geschrieben<br />
wird, publiziert wird und durch die<br />
überzeugenden Argumente akzeptiert wird, was wiederum zur<br />
Folge haben kann, dass die Geschichte, wie sie war, oder wie<br />
sie gewesen sein könnte als Schicksal und Realität<br />
hingenommen wird, ohne weitere Fragen zu stellen. Diese<br />
Hinnahme kann auch dazu führen, das sie die daraus<br />
resultierende Zukunft erst ermöglicht, die durch ein<br />
Nichtabarbeiten der Geschichte vielleicht besser aussehen<br />
könnte und schließlich bei einem völligem Verdrängen der<br />
vorangegangenen Impulse gänzlich verschwindet, ohne das<br />
eingegriffen werden muß.<br />
Geschichte ist immer eine Interpretation von Zusammenhängen<br />
der Vergangenheit<br />
Eine Interpretation von Ereignissen, politischen Strömungen<br />
und Massenereignissen, die nur dadurch an Glaubwürdigkeit<br />
gewinnt, je mehr Zeitzeugen davon berichten und<br />
Geschichtswissenschaftler die gewonnen Dokumente und<br />
Argumente analysieren, Theorien aufstellen, die entweder<br />
akzeptiert oder nicht akzeptiert werden.<br />
Ohne Augenzeugen und wissenschaftliche Untersuchung<br />
folglich keine Geschichtsschreibung.<br />
Da die jüngste Zeitgeschichte meiner Meinung nach aus<br />
negativen Impulsphasen und positiven<br />
Revitalisierungsphasen besteht, würde durch eine einseitige<br />
Geschichtsschreibung<br />
über die negativen Zusammenhänge und Impulse, die weitaus<br />
wirklichkeitsnäher sind als die aktuelle Geschichtsbebilderung<br />
im MTV Format ,ich nenne sie nach Watzlawick die erfundene<br />
Wirklichkeit, zu einem Problem werden.<br />
Durch ein Aufdecken der Zusammenhänge und damit der<br />
realitätsnäheren Wirklichkeit werden neue Probleme entstehen<br />
und keine positiven Tendenzen.<br />
Jedoch ist die aktuelle Geschichtsschreibung oder besser die<br />
Nichtgeschichtsschreibung ein viel größeres Problem.Diese<br />
Geschichtsänderung hätte demnach nicht nur Konsequenzen <strong>für</strong><br />
die Vergangenheit, sondern gleichzeitig <strong>für</strong> die Gegenwart und<br />
die Zukunft Deutschlands.<br />
82
Durch eine einseitige Geschichtsschreibung erst würden die<br />
abgelaufenen Negativimpulse die dazwischen liegenden<br />
positiven Erholungsphasen auslöschen. Dies muß vermieden<br />
werden. Wird die veränderte Geschichte in einem<br />
Negativitätsimpuls veröffentlicht, macht sie diesen Impuls noch<br />
stärker, vielleicht sogar unabfangbar, wird sie in einem<br />
positiven Impuls veröffentlicht, kann es zu einem positiven<br />
Ausgang führen, da die Diskussion angeregt wird.<br />
Jedoch ist die wirklichkeitsnähere Geschichte ein Grund mehr<br />
zur Negativität.<br />
Dennoch ist der Blick zurück enorm wichtig um Fehler der<br />
Vergangenheit zu korrigieren und dadurch Einfluss auf die<br />
Gegenwart und Zukunft zu nehmen und diese überhaupt<br />
möglich zu machen. Ein Schlussstrich, somit ein Aufarbeiten<br />
der Geschichte ist meiner Meinung immer noch einer<br />
Fortsetzung der Spiralwirkung vorzuziehen.<br />
Wer die Geschichte nicht kennt, der kann auch die Zukunft<br />
nicht abschätzen.<br />
Wenn wir nur in der Gegenwart leben und so weitermachen wie<br />
bisher, dann wird dieses Paradox bei jedem weiteren<br />
Negativimpuls, der nicht verarbeitet wird und abgearbeitet wird<br />
immer größer und schwieriger zu lösen. <strong>Das</strong> Paradox wird dann<br />
so groß sein, dass es die positiven Revitalisierungsphasen zu<br />
Mikrophasen machen wird, die dann gänzlich verschwinden<br />
werden. Somit wird das Paradox zur<br />
unumgänglichen Realität, aus der es keinen Rückweg mehr gibt,<br />
geben kann.<br />
Angst als Triebfeder des Systems und Angst auch vor dieser<br />
neuen Realität wird auch die übrig gebliebenen positiven<br />
Geister beeinflussen und zwar so, dass auch diese Negativität<br />
bekommen, was die Negativitätsspirale weiter anheizt.<br />
Eine weitere Möglichkeit wäre das Aufzeigen einer<br />
negativen Zukunft, wenn die Drehbewegung beibehalten wird.<br />
Jedoch wird dadurch ein weiterer Watzlawick-Faktor möglich.<br />
Die selbsterfüllende Prophezeiung.<br />
Bringt man die Menschen auf eine Idee, die noch nicht existiert<br />
wird bei überzeugender Argumentation diese Zukunft<br />
akzeptiert, was wiederum als Schicksal aufgefaßt werden<br />
könnte.<br />
Innere Schwäche<br />
Auschwitz<br />
<strong>Das</strong> Paradox besteht darin, daß das Wort „Auschwitz“ -<br />
„Versailles“ war. Und jedesmal wenn das Wort „Auschwitz“<br />
83
ausgesprochen wurde, dann schmerzte es im Deutschen Herzen.<br />
Die Angst vor dem Faschismus war so groß, so allgegenwärtig,<br />
daß es genau zu dem führte, was als deutsche Todsünde<br />
aufgefasst wurde- dem Faschismus selbst. Die Angst vor dem<br />
Faschismus in der breiten Masse führte zum Faschismus, weil<br />
die breite Masse eine so enorme Angst davor hatte, daß sie<br />
bereit war alles zu tun, um nicht in Ungnade zu fallen. Ein<br />
Paradox über das man nicht sprechen darf. Man muß es, denn in<br />
den Köpfen der Vergangenheit herrschen teilweise noch die<br />
alten Muster und stellen somit eine große Gefahr <strong>für</strong> die<br />
Zukunft dar.<br />
Die Nichtgeschichtsspirale ist der schwierigste Teil des<br />
Paradoxes.<br />
Ein Rückweg über die Vergangenheit wurde verbaut, da die<br />
Vergangenheit nicht existent ist, nicht mehr existiert. Die<br />
Nichtgeschichte wurde somit zur Geschichte selbst.<br />
<strong>Das</strong> alles geschah deshalb, da man nach jedem negativen<br />
Impuls, wovon es in den letzten 7 Jahren mehrere gab, immer<br />
davon ausging, daß es wieder besser kommen würde, und<br />
letztlich wurde auch wieder besser.<br />
Von einem negativen Niveau aus gesehen wird es immer besser.<br />
Der Impuls führte zu einem Abstumpfungsprozess, der die<br />
Situation beruhigte. Vergleichbar mit einem permanenten Reiz<br />
auf die Nerven, bei dem der Körper das Schmerzempfinden<br />
ausschaltet, um den Körper überhaupt funktionsfähig zu halten.<br />
Da es besser wurde, nicht zuletzt durch den<br />
Abstumpfungsprozess, ging man davon aus, dass man den<br />
vergangenen negativen Impuls besser vergessen sollte, um<br />
überhaupt das Gute als Gutes empfinden zu können.<br />
Die Geschichte oder das Erlebte wurde verdrängt. Ob mutwillig<br />
oder unbewusst ist schwer nachvollziehbar.<br />
Folglich schlummert diese verdrängte Geschichte und das<br />
Erlebte nur noch im Unterbewusstsein weiter, was dazu führt,<br />
dass, sobald ein neuer Negativitätsimpuls eintritt, diese<br />
unterbewusste Erfahrung reaktiviert wird.<br />
Dies bedeutet, dass der neue negative Impuls noch viel<br />
negativer wird, weil er auf dem vorangegangenen<br />
Negativimpuls aufbaut und der vorangegangene Negativimpuls<br />
im Unterbewusstsein reaktiviert wird.<br />
Nach jedem weiteren Negativimpuls war man wieder froh, dass<br />
alles vorüber war und verdrängte den vorangegangenen<br />
Negativimpuls.<br />
84
Folglich baut sich eine gepulste Negativitätsspirale auf, die<br />
hauptsächlich durch das Unterbewusste gesteuert wird,<br />
hauptsächlich deshalb, weil die Geschichte nicht ins<br />
Bewusstsein gebracht wird oder überhaupt geschrieben wurde,<br />
weil es ja kaum noch eine Möglichkeit gibt, da sie schon<br />
verdrängt und entsorgt wurde.<br />
Die Entwicklung verläuft wie gesagt in Impulsform.<br />
Diese lässt sich auch dadurch erklären, dass das System immer<br />
wieder in den Normalzustand „Bundesrepublik“ zurückfällt, da<br />
weder die Institutionen noch Organe der Bundesrepublik<br />
vernichtet wurden und sie somit nach der Zeit eines solchen<br />
negativen Impulses bei dem die staatstragenden Organe der<br />
Bundesrepublik immer wieder ins Bild kommen und der<br />
Normalzustand wieder erreicht wird. Daran wird sich auch in<br />
Zukunft nichts ändern, falls nicht einer der nächsten Impulse<br />
unabfangbar wird und es zu keiner erneuten Revitalisierung<br />
kommt. Dies ist aber fast ausgeschlossen, da alle<br />
staatstragenden Systemteile noch vorhanden sind, sie aber<br />
kurzzeitig nur medial ausgeblendet sind oder durch die<br />
sogenannte „Allianz <strong>für</strong> Deutschland“ einen monolithischen<br />
Block gebildet haben, oder dazu durch die Medien gemacht<br />
wurden.<br />
Angst ist auch im Rahmen der Nichtgeschichte ein Faktor, da<br />
der Mensch versucht sich seiner Umgebung anzupassen, um<br />
eben nicht als systemkonträr zu gelten sondern sozial integriert<br />
sein will und Angst ist ein Prozess, der aus dem<br />
Unterbewusstsein kommt. Diese Angst vor dem Verlust an<br />
Prestige und Stellung ist aber wohl auch der Grund, warum<br />
führende deutsche Geschichtswissenschaftler sich mit dem<br />
Paradox nicht beschäftigen.<br />
Falls man etwas gesammelt hat, wirft man diese Dokumente<br />
lieber weg, um sich von der Last und Geisteslast zu befreien.<br />
Eine Geschichtsschreibung ist durch den Verlust der Geschichte<br />
fast nicht mehr möglich. Die Nichtgeschichte wird zur<br />
Geschichte.<br />
Die Intensität der Negativität nimmt folglich zu, weil sie nie<br />
korrigiert wurde.<br />
Es bildeten sich nach längerer Zeit neue Moralvorstellungen.<br />
Nach 7 Jahren Nichtgeschichte würde ich schon von einem<br />
Paradigmenwechsel sprechen.<br />
Die Nichtgeschichte siegt bei jedem Negativimpuls auch<br />
deshalb, weil man sich den aktuellen Negativitätsimpuls<br />
überhaupt nicht erklären kann.<br />
85
Man kann ja keine Zusammenhänge mehr sehen, wo sollte man<br />
sie auch suchen, denn es existiert ja nur die Nichtgeschichte und<br />
der aktuelle Negativitätsimpuls wird<br />
dadurch zu etwas Unerklärlichem. Keine Vorgeschichte, kein<br />
Vergleich, keine Entwicklung.<br />
Die Geschichtsentsorgung wurde ausgiebig betrieben und nahm<br />
in immer schnelleren Abständen zu. Wenn in der<br />
Landesbibliothek im November 2002 bereits der komplette<br />
Zeitungsbestand im Orginal entsorgt wurde, also nicht einmal<br />
mehr Zeit da<strong>für</strong> ist, eine Bilanz zu ziehen, nicht einmal Zeit<br />
da<strong>für</strong> ist einen Jahresrückblick zu machen dann scheint die<br />
Relation zwischen Ver- und Entsorgung gestört.<br />
Diese Entwicklung ist extrem gefährlich, weil bald, wenn diese<br />
Entwicklung anhält die Geschichte bei der Gegenwart aufhört,<br />
weil sofort durch einen Reinigungszwang entsorgt wird.<br />
Schließlich bleibt kein Material <strong>für</strong> Geschichtsschreibung übrig,<br />
natürlich die Mikrofiches, aber diese<br />
sind manipulierbar und nicht mehr zeitgemäß. Mikrofiches<br />
verlangsamen eine Geschichtsbetrachtung gegenüber einer auf<br />
elektronischen Medien basierte Jetztgesellschaft<br />
mit Lichtgeschwindigkeit. Die Geschichtsschreibung steckt<br />
also in einem Dilemma.<br />
Wenn Jahresrückblicke die einzigen Überbleibsel der<br />
Zeitgeschichte sind, dann sind das keine Interpretationen der<br />
Ereignisse sondern reine Additionen der Massenereignisse, die<br />
durch die Brille der Masse betrachtet wurden. Ich nenne sie<br />
daher die MTV Geschichte.<br />
Da sich niemand außer mir mit der Interpretation der<br />
Geschichte auseinandergesetzt, bin ich der Einzige , der sich mit<br />
diesen Rückblicken beschäftigt.<br />
Meine Geschichte wäre der Kontrapunkt zur MTV Geschichte,<br />
wie ich sie hier nennen möchte , die hauptsächlich<br />
Versorgungsaspekte beinhaltet während ich in den<br />
Negativitätsphasen eher andere Aspekte sehe.<br />
Wird meine Geschichtsschreibung akzepiert, haben wir es zum<br />
großen Teil mit Entsorgungstendenzen und destruktiven<br />
Tendenzen zu tun, was wiederum dazu führt, daß diese<br />
Entsorgungstendenzen wichtiger werden, weil sie durch meine<br />
Interpretation der Geschichte wichtiger werden.<br />
Deshalb ist mein Angriff auf die Geschichte momentan fast so<br />
schädlich wie die Geschichtsfälschung selbst. Jedoch wird<br />
meine Argumentation<br />
immer glaubwürdiger, je länger sich die Gegenwart nach vorne<br />
bewegt, da die negativen Tendenzen immer sichtbarer werden,<br />
86
aber nur <strong>für</strong> diejenigen, die überhaupt in der Lage sind, diese<br />
Tendenzen wahrzunehmen. Denn der schleichende Prozess der<br />
Veränderung des Weltbildes ist <strong>für</strong> die Mehrzahl der Beteiligten<br />
nicht mehr ersichtlich, da sie selbst einem schleichenden<br />
Prozess<br />
untergeordnet sind, und nicht wie ich den Überblick über die<br />
letzten Jahre der Geschichte haben. Je weiter wir uns aber nach<br />
vorne bewegen und weitere Impulse sich aufbauen, desto<br />
unwahrscheinlicher wird eine Lösung des Problems sein. Wir<br />
müssen das Problem jetzt lösen, dürfen uns aber auf keinen Fall<br />
zu viel damit beschäftigen, da wir sonst von hinten aus der<br />
Geschichte selbst von der Negativität überrollt werden.<br />
Je länger sich jedoch die Geschichtsfälschung und Gegenwart in<br />
die Zukunft bewegen,desto stabiler wird die Negativität, desto<br />
gefährlicher wird die Negativität, die noch als Teufel hinter eine<br />
weißen Fassade schlummert. Mein Einreißen der weißen<br />
Fassade könnte zwar den Effekt haben, den Teufel sichtbar zu<br />
machen, jedoch wäre die weiße Fassade eingerissen, was dazu<br />
führen würde, dass nicht mehr Licht reflektiert wird, sondern<br />
dies das Schwarze noch viel Dunkler machen würde.<br />
Bleiben wir in der jetzigen Impulsdynamik, dann wird das<br />
Schwarze in einem der nächsten<br />
Impulse die Fassade von Innen durchbrechen und ebenfalls die<br />
weisse Wand vernichten. <strong>Das</strong> ist das Paradox. Wir sind nicht<br />
mehr im Zeitalter von<br />
Panzerschlachten, auch wenn der zweite Weltkrieg durch die<br />
NS Dokumentarbeschallung mit seinen Bildern dies permanent<br />
transportiert, wir leben in einem Land mit nukleartechnischen<br />
Anlagen, mit Bio und Chemie, wir leben in einem Land mit so<br />
viel Risikopotential wie kaum ein anderes Land.<br />
Eine Negativitätsspirale und ich muss sagen Deutschland hat<br />
eine enorme Negativität aufgebaut, nicht nur durch den<br />
empfundenen Stillstand und die zunehmende Massendepression<br />
durch Arbeitslosigkeit.Insbesondere in den Tageszeitungen<br />
taucht von eigentlich verantwortungsvoller Stelle enorme<br />
Negativität auf.<br />
Als letzten Schritt, hier sehe ich den möglichen<br />
eigenmotivierten Nerobefehl könnten Teile Deutschlands durch<br />
eine Reaktorkatastophe vernichtet werden. Dieser Nerobefehl<br />
scheint an dieser Stelle unbegründet, abwegig und nicht<br />
nachvollziehbar. Jedoch ist er nach intensiven Betrachtungen<br />
der Jüngsten Deutschen Geschichte nicht abwegiger als die<br />
Entsorgung der Zeitgeschichte selbst. Der Nerobefehl oder<br />
87
esser der gefährliche Wahnsinn von depressiven oder<br />
schizophrenen Menschen in entscheidenden Funktionen birgt<br />
mit zunehmender Negativität das größte Gefahrenpotential.<br />
<strong>Das</strong> Problem des ZGPs liegt darin, dass die jüngste deutsche<br />
Zeitgeschichte mit seinen Auswüchsen und Wucherungen nicht<br />
zum Bild Deutschlands, vor allem nicht zum Eigenbild<br />
Deutschlands gepasst hat, da es so<br />
unglaublich viele Parallelen zur narzistischen oder DDR<br />
Vergangenheit Deutschlands gibt.<br />
Daher wurde meiner Meinung diese Geschichte verdrängt oder<br />
möglichst entsorgt, um keinen Zweifel an der Positivität und<br />
Demokratie Deutschlands in einem Europäischen Umfeld<br />
aufkommen zu lassen.<br />
Da die Zukunft aber eine Fortsetzung der Vergangenheit ist und<br />
nicht ein völlig neuer Zustand, der sprunghaft wie ein<br />
Quantensprung entsteht, sehe ich hier enorme Gefahren.<br />
Was ist jedoch besser. Wenn die Geschichte publiziert wird ,<br />
wird das Ausmaß der Lüge, der Selbstlüge und auch die<br />
wirkliche Realität sichtbar.<br />
Wie diese Parallelen in der Entwicklung entstanden sind ist<br />
weitaus unklar, möglich jedoch wäre<br />
eine Adaption von Verhaltensmustern aus der Zeit zwischen<br />
1933 und 1945 durch die permanente mediale Übertragung der<br />
Geschichte zwischen 33 und 45.<br />
Dies allein stellt kein Gefahrenpotential dar, wenn ausreichend<br />
positive Tendenzen diese Negativitätsstimulationen prozentual<br />
in Grenzen halten oder Zeitzeugen die<br />
Parallelentwicklung beobachten und kritisch hinterfragen. Tritt<br />
aber durch den<br />
Alterungsprozess der Augenzeugen der damaligen<br />
Verhältnisse, und vor allem aber durch den Tod der damals<br />
Kritischen ein Verlust an Opfern ein, so kann die Entwicklung<br />
nur schwer verglichen werden.<br />
Geschichte ist immer eine Interpretation, eine Selektion von<br />
Prozessen<br />
und Wahrnehmungen und die Geschichtsschreibung selbst ist<br />
Pluralität, wenn verschiedene Strömungen nebeneinander<br />
stehen und verschiedene Beobachter ihre Argumente<br />
austauschen und diskutieren. Die Argumentation und später die<br />
Selektion der Masse entscheidet über die Geschichte selbst,<br />
denn die glaubwürdigste, die realistischste und oder auch die<br />
88
massenverträglichste Geschichtsinterpretation wird zur<br />
Geschichte selbst.<br />
Die aktuelle Geschichtsschreibung ist keine Interpretation, die<br />
daher nicht glaubwürdig sein kann, weil sie nur aus<br />
Jahresrückblicken im Fernsehen besteht, keine<br />
Makrozusammenhänge aufgedeckt wurden,<br />
wahrscheinlich oder gerade weil sich eigentlich niemand um die<br />
Geschichtsschreibung gekümmert hat. Jahresrückblicke sind<br />
einfach nur Videoclips der wichtigsten Termine ohne Fragen zu<br />
stellen folglich stellt sich auch der Beobachtende keine Fragen,<br />
weil alles sorglos ist, alles leicht und einfach ist, einfach bunt ist<br />
und einfach MTV ist.<br />
Die Mehrzahl der Geschichtsschreibenden, der Emittenten<br />
beschäftigt sich mit zwei Zusammenhängen.<br />
Dem Nationalsozialismus und hauptsächlich der RAF der<br />
Siebziger und die Wiedervereinigung, dazu kommen noch<br />
Außenereignisse wie die Kubakrise, der Vietnamkrieg.<br />
Keiner würde sich überhaupt mit dem ZGP beschäftigen, auch<br />
wenn er Zusammenhänge zwischen A und B erkennen würde,<br />
weil damit seine Karriere ruiniert wäre. Wer erkennt schon<br />
Zusammenhänge zwischen NS Deutschland , der DDR und der<br />
Bundesrepublik. Ein Erkennen dieser Zusammenhänge würde<br />
sofort als Empörungsgrund aufgefaßt werden, denn wir sind ja<br />
die Guten. Als die Guten zu gelten und der ganzen Welt helfen<br />
zu wollen, nach dem Motto am Deutschen Wesen soll die Welt<br />
genesen, aber zuhause alles in Unordnung zu bringen ist eine<br />
sehr Besorgnis erregende Entwicklung. Besonders auch<br />
deshalb, da damit dem Ausland suggeriert wird, das<br />
Deutschland in keinster Weise eine Gefahr darstellt, dass in<br />
keinster Weise Kritik durchs Ausland möglich wird, auch wenn<br />
es Zeit wäre Kritik zu üben. Diese zwei konkurrierenden<br />
Weltbilder mit der allgemein zugänglichen Realität,<br />
Medienrealität und der verschwiegenen unzugänglichen<br />
Parallrealität bietet somit ein schitzophrenes Weltbild, eine sehr<br />
besorgnis erregende Situation.<br />
Ein Verglich zwischen NS Deutschland und der Bundesrepublik<br />
zu führen ist absurd, das sehe ich ein, aber ein Vergleich<br />
gleicher Schemen und Muster in einem sehr verwandten<br />
Prozess zu sehen, denke ich ist notwendig und erlaubt. Und wer<br />
jetzt aufschreien möchte, dem muß ich sagen, dass ich bereits<br />
ausreichend gelitten habe und meine angebliche<br />
89
Geisteskrankheit mehrfach behandelt wurde, bis an den nahen<br />
Tod behandelt wurde, was ebenso paradox erscheint.<br />
Da aber die staatlichen Ärzte in den Psychiatrien durch einen<br />
Paradigmenwechsel der Moral bereits zu den wirklichen<br />
Göttern in weiss geworden sind, die in einem<br />
negativen Impuls zu wirklichen Richtern über Leben und Tod<br />
geworden sind, mindestens aber zu Plattmachern, müssen wir<br />
uns große Sorgen über den Zustand des Systems machen. Aber<br />
wir dürfen nicht pauschalieren, denn es hängt von Station zu<br />
Station ab, von Klinik zu Klinik ab, denn nicht alle sind<br />
schlecht. Und ich muss ebenso vermeiden Deutschland mit allen<br />
seinen Menschen als böse darzustellen. Die Fronten verlaufen<br />
zwischen gut und böse, zwischen schwarz und weiß, wobei der<br />
schwarze Anteil besorgnis erregend zunimmt.<br />
Wenn aber jeder anders Denkende mindestens platt gemacht<br />
wird, wer schreibt dann Geschichte und wo sind wir dann? Am<br />
Anfang des Paradoxes oder schon mittendrin? Liegt vielleicht<br />
ein Teil dieser kjrankhaften Veränderung in den Köpfen der<br />
Menschen in der verdrängten Vergangenheit jedes einzelnen?<br />
Es ist bereits alles über den Faschismus gesagt worden, die<br />
Wissenschaftler sind daher längst auf Spezialgebiete<br />
ausgewichen wie Hitlers Krieger, Hitlers Frauen, Hitlers<br />
Kinder, Hitlers... Wir wissen alles über Hitler und sein Umfeld,<br />
aber nicht mehr viel über die Bundesrepublik seit deren Beginn,<br />
oder können Sie mir im Schnelldurchgang alle Präsidenten und<br />
Kanzler seit bestehen aufzählen, Hitlers Umfeld schon.<br />
Keiner dieser angeblichen Faschismusexperten arbeitet auf der<br />
Metaebene bis auf Samuel Goldhagen, Susan Sonntag, Elias<br />
Canetti und noch ein paar wenige.<br />
Kaum einer kümmert sich die globalen Zusammenhänge wie<br />
die Megamaschine und die Negativitätsspirale - oder um<br />
konkret zu sein, um Reinigungszwänge und<br />
Entsorgungsaspekte.<br />
Außerdem ist alles wichtige bereits gesagt worden, daher<br />
weichen wir aus.<br />
Wenn keiner sich um das ZGP kümmert, dann ist das<br />
mindestens genauso schlimm wie die Bücherverbrennungen.<br />
Wenn Orginalzeitungen in den Bibliotheken<br />
vor der Jahresinventur entsorgt werden, dann ist das eine<br />
Bücherverbrennung.<br />
<strong>Das</strong> Thema Auschwitz sollte meiner Meinung nach ähnlich wie<br />
es Israel tut in Zentrum aller historischen Bemühungen stehen,<br />
jedoch nicht der NS Staat, mit seinen Nuancen, denn darüber<br />
90
wissen wir genug. Da die meisten Zeitzeugen längst verstorben<br />
sind, wird es schwieriger Parallelen aufzudecken.<br />
Panzerschlachten auf allen Kanälen, Rommel, Speer,<br />
Ubootschlachten, Frankreichfeldzug und Operation Barbarossa.<br />
Ein weiterer Faktor ist die SS, der schwarze Orden. Denn wir<br />
sehen den Totenkopf in zahlreichen Dokumentationen, in<br />
zahlreichen Spielfilmen. Jeder kennt den Totenkopf. Hier<br />
bergen sich enorme Gefahren.<br />
Denn jeder der das Böse verherrlicht, verherrlicht die SS, auch<br />
wenn die Organisation seit 50 Jahren nicht mehr existiert.<br />
Die mediale Dauerpräsenz macht sie zur Realität und bietet die<br />
Vorlage. <strong>Das</strong> Böse ist in uns, es versteckt sich aber<br />
noch hinter der weißen Wand und in einem weißen Kittel. Es<br />
bleibt uns überlassen, ob wir die weiße Fassade abreißen oder<br />
nicht. Reißen wir sie nicht ab, wächst das Schwarze bis die<br />
weiße Fassade einbricht, reißen wir sie ein bleibt nur das<br />
Schwarze übrig.<br />
<strong>Das</strong> ist das Problem des Paradoxes und dieses Paradox zu lösen<br />
erfordert die besten Köpfe Deutschlands. Es ist eine<br />
Gratwanderung, eine Wanderung auf einem Grat, der<br />
hauchdünn geworden ist. Jeder falsche Schritt<br />
kann einen Absturz des Gesamtsystems bedeuten<br />
Die emittierte Negativität der permanenten Berichterstattung<br />
über den Nationalsozialismus führt zur Negativität selbst.<br />
Die permanente Dokumentarbeschallung führt zum Faschismus<br />
selbst, wobei durch die Penetranz der angeblichen Aufklärung<br />
nichts Positives mit dem Konsumenten geschieht. Im Gegenteil<br />
er bekommt neben der Negativität noch einen<br />
Minderwertigkeitskomplex, der ernorme Gefahren <strong>für</strong> eine<br />
Implosion spielt , vorausgesetzt wir befinden uns in negativer<br />
Entwicklungsrichtung. In einem ausgeglichenem System wird<br />
die abgegebene Negativität durch ausreichend positive Faktoren<br />
kompensiert, in einem negativen System nicht mehr. Hier führt<br />
das lehrreiche „so nicht“ zu einem „so läufts“.<br />
Der Minderwertigkeitskomplex als Deutscher geboren worden<br />
zu sein, im Ausland als Bedrohung zu gelten, schlicht schlecht<br />
angesehen zu werden kann zu einer weiteren Gefahr werden, die<br />
ich später erklären werde, dem Hass auf die eigene Nation, den<br />
Hass auf die eigene allgegenwärtige Vergangenheit und auf sich<br />
selbst. Schlicht eine selbstzerfleischende Implosion.<br />
Ich würde soweit gehen, dass Auschwitz das Versailler Diktat<br />
der zwanziger Jahre ist.<br />
91
Auschwitz ist Versaille. War es in den Endzwanzigern und<br />
anfänglichen Dreißigern die Schwäche Deutschlands durch<br />
Versaille war, so ist die permanente Schwäche Deutschlands<br />
nach Innen und folglich auch nach Außen ein Produkt des<br />
Nationalsozialismus. Und Deutschlands bisher bescheidenes<br />
Auftreten eine Folge von Auschwitz. Erst die<br />
Wiedervereinigung und der Abzug der Alliierten war ein neues<br />
Gefühl der gemeinsamen Stärke, Auschwitz blieb.<br />
Auschwitz wird aber nur noch so lange vorhanden sein, bis die<br />
Maschine eine solche Kraft und Energie gebildet hat, dass<br />
Auschwitz einer neuen Stärke im Wege steht. Dann wird es<br />
möglicherweise verschwinden oder sich auf andere Weise<br />
teilweise wiederholen, ob in LKWs oder TodesICEs.<br />
Mit zunehmender Stärke der Megamaschine wären die<br />
Parallelen der NS Megamaschine wohl sehr auffällig sein.<br />
Entweder die NS Dokumentation wird dann eingestellt, weil das<br />
Paradox dann zu auffällig wird, oder durch die Negativität und<br />
den Livecharakter der NS Dokumentation wird die Maschine in<br />
ihrer Energie gesteigert.<br />
Ziehen wir jetzt den großen Stecker und unterbinden wir die NS<br />
Dokumentation, um Negativität aus dem Mediensystem zu<br />
nehmen, so können wir keine Parallele mehr finden, was das<br />
Risiko der Maschine wiederum steigert, weil kein moralischer<br />
Vergleich mehr besteht.<br />
<strong>Das</strong> Anwerfen der Maschine neben der angeblichen neuen<br />
Stärke Deutschlands durch neue Bewegung gegenüber dem<br />
Stillstand wird der Masse wohl ein neues Selbstvertrauen<br />
bringen . Jedoch bleibt der Minderwertigkeitskomplex<br />
gegenüber dem Ausland und der eigenen Geschichte. Man<br />
könnte dies als Zwiespältigkeit oder Schizophrenie deuteten.<br />
Eine unglaubliche Stärke bei gleichzeitigem<br />
Minderwertigkeitskomplex. Eine sehr gefährliche Mischung der<br />
zu einem enormen Selbsthass auf die eigene Nation und zu eben<br />
diesem Selbstzerfleischen führen kann. Diese<br />
Selbstzerfleischung haben wir bereits im Jahre 1998 durch das<br />
zeigen von Fleischwölfen gesehen, als es um zwei verschiedene<br />
Flohmärkte in zwei Tageszeitungen ging. Jedoch scheint mir<br />
das ein erstaunlicher Zufall, aus einer Unzahl von Dingen, die<br />
man auf dem Flohmarkt kaufen kann, gerade die Fleischwölfe<br />
herauszusuchen, und das gleich zwei Mal.<br />
Diese Schizophrenie entsteht nicht augenblicklich, sondern<br />
zeigte<br />
92
sich bereits im ersten Impuls. So brachte das Revolutionsjahr,<br />
die gemachte Revolution durch die Kohlregierung eine erste<br />
Verschiebung des Weltbildes. Hier bildete sich ein neues<br />
Wirgefühl. Deutschland war geschichtstechnisch im Jahre 1848<br />
angelangt, was sich in zahlreichen<br />
Publikationen zeigte. So war die Schlacht um Bonn ein mit<br />
neuen Medien gestaltetes historisches Gebilde. Die Schlacht um<br />
Bonn war eine Aufstellung beider Mannschaften mit Roß und<br />
Reiter, mit Schwert und Säbel.<br />
Und beide Parteien mischten sich im beigefügten Text.<br />
Schäuble wurde textlich unterlegt mit Energie teurer machen<br />
und Fischer mit einer nationalen Position. Hier zeigte sich das<br />
neue Wirgefühl, was der Autor forderte und in einer großen<br />
Koalition als Allianz <strong>für</strong> Deutschland sehen würde. <strong>Das</strong><br />
Wirgefühl zeigte sich in zahlreichen Revolutionsvorstellungen<br />
und hier trat die erste Geschichtsfälschung ein, oder der erste<br />
Verlust zur Nichtgeschichte, die niemals existiert hat oder<br />
existiert haben sollte, oder können Sie sich noch an das<br />
Revolutionsjahr 1998 erinnern?<br />
Deutschland war mental im Jahre 1848, medial im Jahre 1998.<br />
Später änderte sich das Bild hin zum Mittelalter, da waren wir<br />
technisch im Jahre 2000 und historisch bereits ins Mittelalter<br />
abgerutscht, man könnte auch sagen, das Deutschland eine<br />
Schizophrenie entwickelt hat.<br />
Kunst und Kultur<br />
Die Kunst hat heute, wie zu jeder Zeit eine sehr bedeutende Stelle in der<br />
Gesellschaft, sie ist Zeitgeist, sie ist das Leben, die Emotion,<br />
ein Prozess der Beschäftigung mit dem Jetzt. Daher kann die Kunst und Kultur<br />
als direkter Indikator <strong>für</strong> den gesellschaftlichen Zustand eines Systems dienen.<br />
Denken Sie nur an den Futurismus in Italien und das<br />
technisch orientierte futuristischen Manifest zur Zeiten des aufkommenden<br />
Faschismus in Italien.<br />
Neben den Künstlern selbst den Emittern der Kunst spielt die Ausstellungswelt<br />
einen sehr wichtigen Faktor. Hier wird selektiert und präsentiert. Die<br />
Ausstellung wiederum wird beworben, daher. führt der Werbeprozeß<br />
ebenfalls zu einer Selektion, mit Was geworben wird. Die Medien selbst<br />
selektieren ebenso, was gesendet wird, was publiziert wird.<br />
Kunst in den Medien ist daher ein mehrstufiger Selektionsprozess.<br />
Kommt es bei einem der beschriebenen Akteuren zu einem Fehlverhalten, kann<br />
dies gravierende Ergebnisse in der Prozesskette liefern.<br />
Ein Beispiel, eine Ausstellung hat mehrere Kunstwerke, die der Kurator<br />
selektiert, selbst beeinflusst von Medien und Zeitgeist. Präsentiert er negativ,<br />
so wird diese Negativität oder die persönliche Negativität gesellschaftlich<br />
93
elevant. Der Pressephotograph wird in einem Negativitätsimpuls nicht das<br />
wunderschöne Blumenbild photographieren, sondern ein destruktives Werk.<br />
Die Veröffentlichung selbst in der Zeitung führt zur endgültigen Verbreitung.<br />
Aus einem Objekt ist durch die Vervielfältigung eine enorme Negativität im<br />
Medienraum entstanden.<br />
Die Spiralen, die in Gang gekommen sind wie die<br />
Hygienespirale, die Negatitivätsspirale und auch die<br />
Laborgesellschaft beeinflussen direkt das Ergebnis<br />
künstlerischer Betrachtung und Betrachtung der Kunst.<br />
Themen die das System selbst betreffen finden sich deutlich in<br />
der Kunst und im Ausstellungsbereich wieder, was zu einem<br />
weiteren Systemwachstumsprozess innerhalb des Kunstsystems<br />
und darüber hinaus führt. Auch der Kunstsektor produziert<br />
während eines Impulses sehr gravierende Fehlleistungen.<br />
Natürlich ist die Kunst nicht nur negativ, aber die Selektion der<br />
Presse bedeutet ein Durchschlagen auf die Masse und deren<br />
Entwicklung.<br />
An allen negativen Impulsen hatte die Kunst erheblichen Anteil,<br />
neben der technischen Entwicklung den zweitgrößten Anteil,<br />
wie ich meine.<br />
Wollen wir uns objektiv mit der Kunst und ihrer Stellung im<br />
gesamtgesellschaftlichen Prozess auseinandersetzen benötigen<br />
wir ein mediales Hilfsmittel, das es uns erlaubt, diesen Einfluss<br />
sichtbar zu machen. Wie wir schon erfahren konnten sind<br />
Zeitungen besonders gut <strong>für</strong> die Analyse des Istzustandes eines<br />
Systems geeignet. Sie liefern ein Standbild des momentanen<br />
Zustands, ein Querschnitt im Abbild des Augenblicks. Aus<br />
diesem Grund wurde der FAZ Feuilletonindikator entwickelt.<br />
FAZ Feuilleton Indikator dient der direkten Analyse des<br />
Systemzustands des Gesamtsystems im Bezug auf kulturellen<br />
Output.<br />
Gerade innerhalb eines Negativitätsimpulses können wir diesen<br />
Impuls deutlich im Medienraum am Beispiel des FAZ<br />
Feuilletonindikators verfolgen, der in Zeiten eines<br />
funktionierenden pluralistisch demokratischen Systems keine<br />
gravierende Fehlleistungen produziert. In Zeiten eines<br />
funktionierenden Systems haben wir ein ausgewogenes<br />
Verhältnis zwischen lebensbejahenden Themen, Überschriften<br />
und Bildern, wogegen wir innerhalb eines Impulses ein<br />
deutliches Übergewicht an destruktiven Inhalten feststellen<br />
können.<br />
94
<strong>Das</strong> Neue Deutschland basiert auf einer Schnittmenge aus BRD<br />
und DDR.<br />
Auch wenn Westdeutschland sein System überstülpte, so<br />
besteht Deutschland aus einer Mischung aus Menschen eines<br />
demokratischen Staates und eines totalitären Staates.<br />
40 Jahre DDR Propaganda zeigen ihre Wirkung. Diese Wirkung<br />
bleibt wie alles unterbewusst vorhanden und kann<br />
dementsprechend durch ein neues Schnittmengensystem, in<br />
welchem faschistische oder Maschinenaspekte<br />
reaktiviert werden, zu einer Verstärkung der Maschine führen.<br />
Ich glaube nicht an einen neuen Führer, ich glaube nicht an eine<br />
neue Stärke Deutschlands nach außen im primären ersten<br />
Schritt, da die eigene Schande dies noch immer fordert,<br />
dementsprechend glaube ich nicht an eine Expansion bzw.<br />
Explosion des Systems nach außen, wie auch, Deutschland ist in<br />
ein europäisches Umfeld integriert.<br />
Die Gefahr Deutschlands besteht nicht in einer neuen Grösse<br />
und einem Führer, der mit<br />
krächzender Stimme alles aus sich und seim Volk herausholt<br />
und letztlich zu einer kriegerischen Explosion des Systems nach<br />
außen führt , sondern eher wahrscheinlich glaube ich an eine<br />
Implosion des Systems.<br />
Wobei diese Implosion mindestens genauso gefährlich <strong>für</strong> die<br />
Welt ist wie eine Explosion. Diese Implosion wird vorerst<br />
medial ablaufen und wir sehen dies bereits. Der Kanzler ist<br />
zeitweise unwichtiger geworden als die Spitting Image<br />
Fratze, der Bundestag ist medial getötet worden, denn<br />
Diskussionen werden kaum noch verfolgt und ausgestrahlt.<br />
Dadurch wurde die Rede- und Diskussionskultur vernichtet.<br />
Der einfache Abgeordnete kommt längst nicht mehr im<br />
Fernsehen vor. Die Parteidisziplin tötet jede Abweichung von<br />
der Linie und im Fernsehen sehen wir nur noch ein paar<br />
führende Politiker verschiedener Parteien, was eher auf eine<br />
Oligarchie hindeutet, als auf eine Demokratie mit Redefreiheit.<br />
Der einfache Abgeordnete hat sein Sprachrohr verloren und<br />
kann dieses nur durch äußerst skrupellose Diffamierungen<br />
wiedererlangen, nicht aber durch Sachfragen. In den<br />
Negativitätsimpulsen ist neben Bundestag auch der Bundesrat<br />
medial getötet.<br />
95
Und wenn wir ehrlich sind, so sehen wir doch, dass es den<br />
Bunderat seit geraumer Zeit in den Medien überhaupt nicht<br />
mehr gibt. Selbst der Bundespräsident wurde schon von<br />
grölenden SPD Abgeordneten verunglimpft, auch er taucht nur<br />
noch selten in der aktuellen Medienberichterstattung auf. Wir<br />
sehen hier einen medialen Schwund staatstragender Systemteile.<br />
Wir nur noch eine geringe Zahl von politischen Personen, die zu<br />
Interviews gebeten werden, eine erhebliche Schwächung der<br />
Demokratie, da der normale Abgeordnete keinen wirklichen<br />
Einfluss mehr hat und medial bereits getötet wurde. Er hat seine<br />
ursprüngliche Bedeutung daher medial verloren.<br />
Die Megamaschine , die hier entsteht ist die kopf- und<br />
führungslose Megamaschine schluckt medial die gesamte<br />
politische Führung innerhalb der letzten Impulse.<br />
Was jetzt passiert, und das können wir seit geraumer Zeit<br />
erkennen, ist ein Wachsen eines Systems, welches nur aus<br />
Laboren, aus Prüf-, Sicherheits- und Kontrollgremien besteht.<br />
Zusätzlich gestärkt durch immer mehr fachliche Kommissionen,<br />
die abseits des Parlamentes unsere Rechte oder Belange regeln.<br />
Als Beispiel <strong>für</strong> diese Prüf-, Sicherheits- und<br />
Zertifizierungsorgane sei ein relativ junges Kontrollgremium<br />
anführt.<br />
<strong>Das</strong> Prüf- und Zertifizierungsamt <strong>für</strong> Kliniken, das die Qualität<br />
der Kliniken prüfen soll. Ist es nicht vernünftiger 10 Kliniken<br />
durch diese finanziellen Mittel in ihrem Erhalt zu sichern, als<br />
ein Prüfamt aufzubauen, das die Qualität sichert, oder vorgibt<br />
sie zu sichern. Hier kann gespart werden oder umverteilt<br />
werden. Kliniken sichern kommt vor Maschinenaufbau.<br />
Ich glaube nicht, dass staatlichen Institutionen gestrichen<br />
werden, ich glaube dass alle tragenden Systemteile noch<br />
vorhanden sein werden, aber einfach wie in den vergangenen<br />
Impulsen medial getötet werden. Ich denke, wie man bereits im<br />
Jahre 1998 sehen konnte, als Bundespräsident Herzog von einer<br />
größeren Menge Berliner verspottet wurde, es gab eine<br />
Flugblattaktion, dass auch durch die letzten Jahre des<br />
Debattierens und der Reformreformen kein wirkliches<br />
Vertrauen mehr ins politische System besteht. <strong>Das</strong> ist<br />
gefährlich.<br />
Denn die Gigamaschine, bitte verzeihen Sie, dass ich<br />
manchmal den Begriff Megamaschine und Gigamaschine<br />
verwende, es ist einfach eine reine Frage der Geschwindigkeit,<br />
96
entwickelte in den letzten Jahren eine enorme Kraft, die von den<br />
jetzigen Organen des Staates nicht mehr beherrscht werden<br />
kann, und auch nicht beherrscht wird, wie man an der<br />
Aufrüstung der Luftaufklärung sehen kann. Auf der anderen<br />
Seite steht eine Bevölkerung, die schon lange nichts mehr von<br />
der Politik erwartet und resigniert hat. <strong>Das</strong> andere Problem<br />
besteht darin, dass durch die zunehmende Informationsflut<br />
durch e-mails der einzelne nicht mehr die Führung des Systems<br />
erreichen kann. Er scheitert wie ich bereits im Eingangsbereich,<br />
an der Telefonzentrale oder als junkmail im elektronischen<br />
Mülleimer.<br />
Die negativen Impulse, insbesondere der letzte Impuls zeigten<br />
hier die mögliche Entwicklung des Gesamtsystems<br />
in den zukünftigen Impulsen, wenn sich alles so weiter<br />
entwickelt<br />
wie bisher. Auch die Regierung existierte medial nicht mehr.<br />
Die Regierung war medial getötet, weil das Interesse der<br />
Menschen, der Presse nicht mehr auf sie gerichtet war. In der<br />
FAZ Sonntagsausgabe<br />
konnte man deutlich sehen, wie sich das Medienbild änderte.<br />
Der Kanzler war nahezu „abgesoffen“. <strong>Das</strong> Bild zeigte einen<br />
halben Kanzlerkopf, am unteren Bildrand, über Ihm thronte der<br />
Bundesadler.<br />
Ein zerschnittener, ein zerfleischter Kanzler, der von einem<br />
Bundesadler an seiner Stelle ersetzt worden war. Diese<br />
Bildregie zeigte sich auch früher in einem vorangegangenen<br />
Impuls mit dem Bundespräsidenten. Auch er übertrumpft vom<br />
Adler. Die Negativität des Impulses im Winter 2002/03 hatte<br />
erschreckende Ausmaße erreicht.<br />
Deutschland lief umgekehrt, umgekehrter konnte es nicht<br />
laufen.<br />
Gesichter verschwanden in der Zeit. Ein guter Kopf schien nicht<br />
mehr ein Menschliches Gesicht auf einem Bild zu sein, sondern<br />
das Gegenteil, der Hinterkopf. Ich kann mich an keinem<br />
ähnlichen Prozeß in der Geschichte erinnern. <strong>Das</strong> Zeigen von<br />
Hinterköpfen anstelle von Vorderköpfen zeigt eindeutig eine<br />
menschenverachtende Perspektive,<br />
zumindest aber eine Entmenschlichung und<br />
Entpersonifizierung.<br />
Bilder schienen nur „gut“ zu sein, wenn sie leer waren. Kein<br />
Mensch ist ein guter Mensch. Deutschland schien medial<br />
menschenleer. <strong>Das</strong> Zerfleischen des Kanzlers steigerte sich im<br />
Negativitätsimpuls Mai 2003 auf den online Seiten von N-TV,<br />
97
das nicht mal mehr der halbe Kanzlerkopf, sondern nur noch die<br />
linke Hand, die sich am Rednerpult klammerte, auf dem Bild<br />
erkennbar war. Im Medienbereich sahen wir außerdem eine<br />
weitere Entwicklung. <strong>Das</strong> Zeigen von Fassaden einzelner<br />
Ministerien und der Blick auf eine Masse. Bilder werden steril<br />
und tot.<br />
Die Gigamaschine baut sich durch den hohen Staatsanteil<br />
selbst auf, weil die kritische Grenze längst überschritten wurde.<br />
Es ist wie ein Geschwür oder eine nukleare Kettenreaktion,<br />
wenn die Maschine anläuft, so kann man sie nur schwer oder<br />
überhaupt nicht wieder stoppen. Man könnte versuchen die<br />
Geldströme nicht mehr in die Großkonzerne zu lenken, die<br />
einen erheblichen Anteil an der Gigamaschine haben und statt<br />
dessen auf Kleinst- und Kleinunternehmen verteilen, und statt<br />
auf die zentristische Monotechnologie auf die organische<br />
Polytechnologie zu setzen.<br />
Jedoch denke ich nicht, wie etwa Bahro, der ebenso an die<br />
Megamaschine glaubte, dass es einen grünen Hitler geben wird.<br />
Deutschlands Hass auf einen Führer würde einen Führer<br />
unmöglich machen, ein Führer wäre der erste, der entsorgt<br />
werden würde, weil er den Hass auf Deutschland und die<br />
Geschichte hervorruft. Auch wenn es ein charismatische<br />
Mensch wäre, der versuchen würde die Menschlichkeit zu<br />
gewinnen wäre er ein Führer. Eine Che Person würde nicht<br />
akzeptiert werden.<br />
Eine Che Person wäre ein Führer und jeder Führer würde als<br />
Führer kritisches Mistrauen im In und Ausland erzeugen.<br />
Ich gehe soweit zu sagen, dass alleine weil ein Führer kritisch<br />
von außen beobachtet werden könnte, oder gar weil die Masse<br />
denken würde, dass ein Führer durch das Ausland kritisch<br />
gesehen werden würde, auch wenn es nicht so wäre, wenn er<br />
moralische Bedenken hegen würde wie der Bundespräsident, er<br />
keine Chance hätte.<br />
Es wird keinen Führer geben. Die einzige Gruppe die den<br />
Führergedanken in sich trägt sind die vorgeführten Rechten und<br />
die sind so gut wie unbedeutend, auch wenn man sie immer<br />
größer macht, als sie sind. Die Gefahr bildet nicht der linke oder<br />
rechte zersplitterte Rand, die Gefahr geht vom System selbst<br />
aus.<br />
Bahro sieht die Logik der Rettung darin, den Eingriff nicht entlang der<br />
Überlebens-, sondern entlang der Lebensfragen, entlang der<br />
Versprechungen der menschlichen Existenz zu probieren und zu<br />
98
denken, zu planen und auszuführen.<br />
Dieser utopische Gegenansatz, nach der Megamaschine muss<br />
zum Wohle der Menschheit die Liebe siegen, diese liegt bei Bahro<br />
in ungewisser Ferne. Sehen wir uns aber die letzten Negativitätsimpulse<br />
und folglich die Schübe der anlaufenden Maschine an, so muss<br />
man sich klar werden, dass diese visionäre utopische Ansicht, die Liebe<br />
muss siegen nicht mehr nur in ferne undefinierte Zeiträume verlegt werden<br />
darf, da weder der <strong>für</strong> Bahro utopische Ansatz der kommenden<br />
Megamaschine und folglich späteren Rettung aus dieser Situation,<br />
sondern die real existierende Gefahr einer kopf- und führungslosen<br />
Megamaschine droht und ein sofortiges Handeln nötig macht und nicht erst in<br />
ferner Zukunft.<br />
Die „funktionierende“ Demokratie verhindert das Aufarbeiten<br />
des Systems und seiner Geschichte und auch das streng geheime,<br />
was sich der Staat selbst auferlegt, verhindert eine<br />
Auseinandersetzung mit der Realität.<br />
Kritik , daher die Bezeichnung Deutschlands als Risikofaktor<br />
wurde aber von keiner Seite geübt, erstens weil wir eine gut<br />
funktionierende Demokratie sind, zumindest den Anschein<br />
wahren wollen, und weil jede Kritik sofort zu Empörung führen<br />
würde. Wir haben keine gleichgeschaltete Gesellschaft durch<br />
zensierte Medien, die ein propagandistisches Instrument sind,<br />
sondern freie<br />
Medien. Doch ist diese Freiheit durch den dynamischen Prozess<br />
der inhaltlichen Reduktion gefährdet. Eine gruppendynamische<br />
Entwicklung.<br />
Wir haben uns ein tiefgreifendes Paradox erschaffen, eine<br />
Parallelentwicklung hin zu einem totalitären System, die keiner<br />
kommentieren möchte, weil wir niemals sagen würden, dass es in<br />
vieler Hinsicht gleiche Entwicklungen wie bei der NS-<br />
Megamaschine gibt, oder der DDR Megamaschine, dass wir gar<br />
aus freien Stücken die Gigamaschine mehrfach angeworfen<br />
haben. Der kurze Spuk verschwand quasi über Nacht und keiner<br />
reflektierte. Aber wahrscheinlich lief sie abseits der<br />
Negativtätsimpulse permanent weiter, nur waren die Impulse<br />
ausschlaaggebend <strong>für</strong> die Entwicklung.<br />
Verschiedene Indikatoren verdeutlichen die einzenen Phasen,<br />
besondere Bedeutung liegt hier auf meinem FAZ<br />
Feuilletonindikator, der sehr deutlich die gesamtgesellschaftliche<br />
Entwicklung wiedergibt.<br />
Jedoch baut sich wie im aktuellen Fall der gepulsten , kopf- und<br />
führungslosen Megamaschine eine enorme Maschine auf, weil<br />
99
Fehlentwicklungen nie korrigiert wurden. Was einmal<br />
eingeführt wurde, wird niemals wieder vernichtet, weil es<br />
bereits vorhanden ist. Schliesslich wurde hier<strong>für</strong> Geld<br />
ausgegeben.<br />
Wird ein unmoralischer Schritt gegangen, so ist es im Umfeld<br />
der Destruktion unmöglich, diesen Schritt wieder rückgängig zu<br />
machen. In einer funktionierenden Marktwirtschaft können sich<br />
nur Produkte am Markt halten, die sinnvoll, innovativ, also<br />
marktfähig sind. Sind sie das nicht sterben sie wieder aus. Diese<br />
Funktionsweise ist in einer Staatswirtschaft aber nicht gegeben.<br />
Gerade das Technokratentum führt zu einer Perversionsspirale,<br />
die nur dem technisch machbaren untergeordnet ist, nicht aber<br />
dem Bedürfnis eines Marktes. Reine Effizienz steht hier im<br />
Vordergrund, die moralische Dimension geht dabei verloren.<br />
Sehen wir uns das Beispiel Luftaufklärung an, so können wir<br />
genau diese Zusammenhänge erkennen und uns sicher sein, dass<br />
einmal angeschaffte Systeme niemals vernichtet werden, auch<br />
wenn von ihrer Anwesenheit eine sehr große Gefahr ausgeht.<br />
Aber diese neue Technik, von der man annimmt, dass sie ein<br />
Segen ist, weil sie perfektioniert ist, optimiert ist und noch dazu<br />
kostengünstig in der Anschaffung und Wartung ist im Grunde<br />
<strong>für</strong> den Kriegseinsatz konzepiert, nicht aber <strong>für</strong> die innere<br />
Sicherheit.<br />
Je komplexer ein gesamtes System ist, desto zahlreicher sind<br />
die <strong>für</strong> einen bestimmten Systemzustand gefährlichen<br />
Schwankungen. In einem stabilen System wie es die<br />
Bundesrepublik war gab es eigentlich keine Schwankungen<br />
über Jahre hinweg. Dann kam es aber zu zahlreichen<br />
Schwankungen innerhalb des Systems, diese Schwankungen<br />
nahmen an Intensität über die Jahre zu, wie wir das an den<br />
Negativitätsimpulsen feststellen können.<br />
Es entstand ein labiles Gleichgewicht, das nicht mehr durch<br />
positive Kommunikation und Information gehalten wurde.<br />
Sinnhaftigkeit und Bedeutung der Information nahmen in den<br />
Negativitätsimpulsen ab, es gab auf der einen Seite einen<br />
Überhang an Information, was die Megamaschine betraf, wie<br />
zB. genauste DNS Analysen einer Fruchtfliege über eine halbe<br />
Seite und eine extreme Negativität in den von mir aufgestellten<br />
FAZ Feuilletonindikator, der die permanente Lage der<br />
Gesellschaft mit weiteren Indikatoren zusammen signalisiert.<br />
Schwarz war die vorherrschende Farbe, oder die Farblosigkeit,<br />
wenn Sie schwarz als Nichtfarbe oder Depression betrachten.<br />
<strong>Das</strong> Dunkle hatte die Welt fest im Griff,. wichtige globale und<br />
100
positive Ereignisse, bedeutende sympathische Ideen gingen im<br />
Strudel des Bedeutungslosen und in der Dunkelheit unter.<br />
Außerdem kam es durch die Negativität im Medienraum zu<br />
einem Umkehren der Außenwelt, so dass die ganze Welt<br />
negativ schien, was aber gar nicht der Fall war. Ob dies wie im<br />
Falle der NS Megamaschine mithilfe von Propaganda, und die<br />
Todesandrohung beim Abhören von Feindsendern geschieht,<br />
oder im jüngsten aktuellen Fall die Umkehrung der Außenwelt<br />
durch negative Berichte über die Außenwelt, so ist das im<br />
Ergebnis gleich bedeutend.<br />
Zwar gibt es in unserem System keine offenen Sanktionen <strong>für</strong><br />
eine Fehlhandlung, hier lässt sich aber ein ähnliches Phänomen<br />
betrachten. Durch die Umkehrung der Prozesse von Toleranz<br />
und Nächstenliebe hin zu einem Zustand der<br />
Selbstzerfleischung, Hygiene und der maschinellen<br />
unmenschlichen Entwicklung kam es auch zu einer Umkehrung<br />
der gesamten Wahrnehmung innerhalb des Systems und zu<br />
einer Übersensibilisierung auf eben diese Themen. Durch diese<br />
Konzentration und das veränderte Weltbild wird auch der<br />
äußere Aspekt der Wahrnehmung verändert. <strong>Das</strong> Weltbild<br />
beschreibt es am besten. Dieses Bild der<br />
Welt änderte sich und es wurde aufgrund der fehlgeleiteten<br />
inneren Änderungen ebenso an diesen Zustand angeglichen,<br />
was sich auf Themenwahl, Bildwahl und Überschrift in erster<br />
Linie auswirkte. Ein neues Weltbild entstand <strong>für</strong> kurze Zeit,<br />
auch gänzlich ohne Propagandaapparat, alleine durch die<br />
Änderung der inneren medialen Betrachtungsweise. Hatten wir<br />
dies in den ersten Impulsen nur im geringen Maße, hier war es<br />
alleine wie im ersten festgestellten Impuls die Angst vor der<br />
Aussenwelt und die Flucht der Kurden, so war es in den<br />
späteren Impulsen ein erschreckendes Maß an Negativität und<br />
Destruktivität. Diese negative Sicht der Umwelt führt in<br />
nächsten Schritt zu einer Akzeptanz des sich Ereignenden im<br />
Inneren des Systems.<br />
Denn geht es der Welt so schlecht, so ist dies ein Grund, warum<br />
es uns ebenso schlecht gehen darf. Die gepulste Gigamaschine<br />
baut sich ein Bild der Welt einer globalen Gigamaschine auf,<br />
das nur innerhalb des Mediensystems im System besteht, nicht<br />
aber in der Wirklichkeit der Welt. Dies wirkt<br />
systemstabilisierend in dem Sinne, dass Kritik an der<br />
Entwicklung nicht mehr geübt werden kann, da man sich ja in<br />
einem globalen Kontext bewegt und die Veränderungen in der<br />
ganzen Welt zu sein scheinen.<br />
101
Vergleichen wir dies mit den Veränderungen der<br />
Wahrnehmungen in totalitären Gesellschaften mit zensierten<br />
Medien oder einem Propagandaapparat, so können wir ähnliche<br />
Züge bei der Wirkung auf die Menschen feststellen. Durch die<br />
Propaganda wird das Weltbild ebenso verändert. Stellt sie die<br />
Größe der eigenen Leistungen in den Vordergrund, so bedeutet<br />
dies ein Erstarken des Selbstbewusstseins der Masse bei<br />
gleichzeitigem Minderwertigkeitskomplex des Einzelnen.<br />
Diese innere Stärke produziert auch die mediale Gigamaschine<br />
und steht so im Gegensatz zur<br />
Schwäche eines demokratischen Systems mit seinen<br />
unterschiedlichen Interessengruppen und Konflikten einzelner<br />
meinungsbildenden Gruppen.<br />
Zwar können wir in anderen europäischen Ländern ähnliche<br />
Tendenzen bei der Bildregie in Zeitungen sehen, auch hier<br />
wächst die Gefahr, aber wir müssen einfach sehen, dass<br />
Deutschland mit seiner kompakten Struktur, mit seinen ICE<br />
Hochgeschwindigkeitsnetz und Autobahnen ohne Tempolimit<br />
plus die moderne Kommunikationsstruktur die schnellste aller<br />
Maschinen aufbauen kann und durch das<br />
Zeitgeschichtsparadox und die eigene deutsche Geschichte die<br />
gefährlichste aller Entwicklungen nehmen kann. Hinzu kommt<br />
die gerne erwähnte deutsche Gründlichkeit und der Hang zur<br />
Perfektion, unsere deutschen Tugenden stehen uns hier sehr<br />
gefährlich im Wege.<br />
102
Wie entsteht ein solcher Negativitätsimpuls?<br />
Meiner Meinung nach entsteht ein neuer negativer Impuls durch<br />
eine Feed-Back-Reaktion im Medienraum. Die Medien sind<br />
allgegenwärtig und allpräsent. Man kann ein pluralistisches<br />
Mediensystem natürlich nicht mit einem propagandistischen<br />
System wie in NS Deutschland vergleichen. Die damalige<br />
Propaganda zeigte ja deshalb ihre Wirkung, weil sie permanent<br />
den Menschen erfasste. Ob es die Tageszeitung war, der<br />
Rundfunkempfänger in Kneipen und später auch in den<br />
Wohnstuben oder ob es das Kino war, immer wieder wurde die<br />
gleiche Botschaft eingehämmert. Den Rest ermöglichte die<br />
Maschine. Exerzieren, KdF, Schöner Arbeiten, der Bund<br />
deutscher Frauen, die Hitlerjugend. Alles, das ganze Leben, der<br />
ganze Tag war organisiert und strukturiert.<br />
Die heutige Gesellschaft und Mediengesellschaft kann natürlich<br />
nicht und in keinster Weise mit der damaligen Gesellschaft<br />
verglichen werden. Wir haben eine, wie ich hoffe noch<br />
demokratische und offene Gesellschaft. Der Einzelne hat alle<br />
Möglichkeiten der freien Kommunikation, der Auswahl an<br />
Medien und damit der kritischen Betrachtung.<br />
Die heutige Gesellschaft, die heutige Mediengesellschaft<br />
besteht nicht aus einem propagandistischen Apparat, der<br />
Einwegkommunikation betreibt, er besteht<br />
aus einer Unmenge von unterschiedlichen Sendern, die auch<br />
gleichzeitig Empfänger sind. Logischerweise. Um dies<br />
vereinfacht darzustellen. Man schaut Fernsehen,<br />
suft im Netz, schreibt einen Artikel. In unserer vernetzten Welt<br />
ist jeder Sender und Empfänger. Während eines<br />
Negativitätsimpulses, der wie gesagt durch hauptsächlich<br />
allgemein negative Tendenzen wie etwa eine Winterdepression<br />
im Gesamtraum ausgelöst wird, die dann durch<br />
Berichterstattung über diese Themen, Diskussionen,<br />
Zeitungsartikel gesteigert werden. Kameraleute, Cutter,<br />
Senderchefs<br />
und Zeitungsmacher sind durch die Umstände der Gesellschaft<br />
ebenso beeinflusst wie die reinen Konsumenten. Negativität<br />
erzeugt Negativität. So ergibt sich eine Feed-Back Reaktion, die<br />
durch sich selbst gespeist wird und das Mediensystem in den<br />
schwarzen Bereich, in das schwarze Loch führt.<br />
Die Selektion ist ein weiterer entscheidender Faktor. Bin ich<br />
negativ, werde ich mir keinen Liebesfilm anschauen, sondern<br />
statt dessen lieber einen Horrorfilm. Auch wenn es den<br />
103
Anschein haben könnte, dass das Mediensystem noch in<br />
Ordnung ist, bedeutet die Menge an Kanälen und die<br />
Möglichkeit der Selektion die Entscheidung des Einzelnen.<br />
Negativität führt folglich zum stärkeren Konsum von<br />
Negativität. Nach Außen, bei der Analyse der Fernsehsender<br />
bleibt alles in Ordnung. Jedoch nehmen im Negativitätsimpuls<br />
durch den negativen Konsum eben auf der Produktionsseite die<br />
negativen Themen zu, was zu einer weiteren Verschlechterung<br />
der Lage führt. Selektion des einzelnen entscheidet. Bisher<br />
traten die negativen Impulsphasen fast ausschließlich im Winter<br />
auf, was mit der allgemeinen Depressiviät erklärt werden kann.<br />
Der Negativitätsimpuls im Dezember 2002 brachte eine<br />
erschreckende Negativität oder<br />
Weltsicht an den Tag, die nur die dunkle Seite der Welt in sich<br />
trug.<br />
Ob es dabei um die Verherrlichung der Dunkelheit ging,<br />
totenschädelige Ausgrabungen oder um die wissenschaftliche<br />
Betrachtung der Tiefseefische (Faz Sonntagsausgabe) , wenn<br />
ich mich recht entsinne „die Monster der Dunkelheit“ dann<br />
verliert das Land an Farbe, die durch die depressive Sicht der<br />
Dinge ausgelöscht wird. So entsteht eine gepulste<br />
Negativitätsspirale, die mit der Megamaschine verknüpft läuft.<br />
Umkehrung der Aussenwelt<br />
Erschreckend ist einweiterer Punkt, die Sicht der Außenwelt<br />
und die mediale Sicht der Außenwelt. Deutsche Reporter die<br />
in Kontakt mit negativen deutschen Presseerzeugnissen sind<br />
berichten von der Negativität der Welt. Die Auswahl der<br />
Gesprächspartner im Ausland (z.B. Kultur Reportage über einen<br />
Australier, der ein negatives<br />
Buch über das Leben geschrieben hat führt dazu, dass die Masse<br />
an den Bildschirmen die Überzeugung gewinnt, dass die ganze<br />
Welt schlecht ist und ebenso depressiv wie die Deutschen. Was<br />
dazu führt, das die Negativität gesteigert wird, weil es der<br />
ganzen Welt schlecht zu gehen scheint. Doch der Schein trügt.<br />
<strong>Das</strong> hier gezeigte Bild verdeutlicht meine Theorie.<br />
Diese Außenansicht wurde von einem dpa Photographen<br />
geschossen und wahrscheinlich manipuliert.<br />
Es standen sicher etliche Bilder <strong>für</strong> die Selektion zur<br />
Verfügung. Warum traf die n-tv Redaktion diese Auswahl <strong>für</strong><br />
die Titelseite. Kein sich freuender Soldat auf dem Bild, der nach<br />
Hause darf.<br />
Nach genauer Analyse zeigt sich, dass es sich hierbei nicht um<br />
ein echtes Bild<br />
104
handelt, sondern um ein nachbearbeitetes Bild, die<br />
Sonnenbrille des Soldaten scheint echt, das schwarze Mundtuch<br />
wurde nachträglich verändert und durch<br />
den Totenkopf ergänzt. Dieses Bild ist mehr als ein Bild, es<br />
zeigt dass in diesem<br />
Impuls bereits jemand mit unterschwelliger Manipulation<br />
gearbeitet hat, ein deutlicher<br />
Eingriff in die Bildwahrheit, könnte es sogar sein, dass irgend<br />
eine Kraft Interesse daran hat, das sich die Negativitätsimpulse<br />
fortsetzen oder werden sie gar produziert?<br />
Ein geistiger Hang zur Todesgeilheit oder die Verherrlichung<br />
des Totenkopfes kann nicht abgestritten werden, wenn wir uns<br />
andere Impulse anschauen, gerade in den jüngsten Impulsen tritt<br />
der Totenkopf oder der mediale Teufel vermehrt auf.<br />
105
Betrachten wir dann aber zum Beispiel Tageszeitungen aus<br />
England, so müssen wir leider feststellen, dass es die Eigensicht<br />
der Deutschen von der Welt ist und nicht die Realität der<br />
Wirklichkeit. Schaut man sich diese Zeitungen genauer an, so<br />
fällt doch auf, dass der "Smile" Indikator, also der Indikator <strong>für</strong><br />
lachende Gesichter auf Bildern deutlich über dem "Smile"<br />
Indikator in Deutschland liegt.<br />
106
Hier lag dieser Smile Indikator innerhalb der<br />
Negativitätsimpulse in der Nähe von 0.<br />
Der Impuls, der im Januar 02 auftrat zeigte mir in Köln bei der<br />
Analyse der regionalen Presse einen extremen "bad mood".<br />
Kein Lachen in einem Stadtmagazin, nur gemein schauende<br />
Menschen. Denn wer will schon einen Menschen sehen, der<br />
lacht, wenn man selbst negativ gestimmt ist. Die Selektion auch<br />
hier beim Zusammensetzen der Zeitung,<br />
oder des angeführten Stadtmagazins führte zur Auswahl von<br />
„bad mood“ Bildern, sodass nur negativ dreinblickende<br />
Gesichter auf den Leser einwirkten.<br />
Ich wiederhole nochmals: Im Medienraum läuft eine<br />
Feedbackreaktion an, bei der die Negativität gesteigert wird.<br />
Außerdem entscheidet die Programmwahl, also die Selektion<br />
des Einzelnen im Zeitungsbereich sind dies in erster Linie<br />
negative Überschriften. Die Überschrift ist der erste Schritt bei<br />
einer Reinigung der Sprache und der die größte<br />
Manipulationsgefahr. Die Texte müssen nicht unbedingt negativ<br />
sein. Alleine die Überschrift wirkt manipulativ. Sie ist die<br />
Schlagzeile, sie wirkt bewusst und unterbewusst.<br />
Eine negative Massensuggestion durch die Überschriften führt<br />
weiter in die Negativitätsspirale.<br />
Wir könnten jetzt eingreifen, indem wir die freie Presse<br />
aufheben oder unter staatliche Kontrolle stellen, in einem<br />
negativen System erreichen wir dadurch aber keine Besserung,<br />
sondern genau das Gegenteil, wir vernichten die Medienfreiheit.<br />
Meiner Meinung nach wäre die einzige Möglichkeit,<br />
bundespräsidiale Mahnungen an jede negative Einrichtung, an<br />
jeden negativen Autor zu schicken, die die Menschlichkeit und<br />
Nächstenliebe gegenüber den Hass stellt.<br />
Je weiter die Negativität und negative Berichterstattung anhält,<br />
desto weniger werden die Deutschen ins Ausland gehen, weil<br />
sie sich <strong>für</strong> ihre eigene Entwicklung schämen, oder sie merken<br />
es nicht einmal, weil die Außenwelt ja umgekehrt wurde.<br />
107
Reinigungszwang<br />
Hygiene und ein Reinigungszwang ist einer der Triebfedern <strong>für</strong> ein<br />
Reduktionssystem, wie wir es am Beispiel des Nationalsozialismus<br />
sehen konnten.<br />
Alles was nicht mehr gebraucht wird, weil es zu kompliziert ist,<br />
weil es uneffektiv ist, weil es schmutzig ist, oder weil man glaubt<br />
es enthält Krankheitserreger, die <strong>für</strong> das Wohl des Volkskörpers<br />
negativen Einfluss haben, müssen entsorgt werden, um sich von dieser<br />
hinderlichen Last zu befreien. Schließlich bleibt bei einem<br />
Menschen, der vom Reinigungszwang betroffen ist, in seiner näheren<br />
Umgebung nicht viel bis nichts mehr übrig.<br />
Es bleibt alleine die Handlung des Reinemachens als sinnstiftende Tätigkeit<br />
übrig, der alle anderen Handlungen untergeordnet werden.<br />
Der Reinigungszwang führt bei Medienmachern, im Schnitt und<br />
bei der Sendeleitung dazu, dass vermehrt Reinigungsthemen<br />
und vor allem Reinigungsgeräte, Reinigungswörter und<br />
Reinigungshandlungen in die Berichterstattung mit einfließen,<br />
was den Reinigungsdrang der Gesellschaft weiter verstärkt.<br />
<strong>Das</strong> nationale Labor<br />
Ein weiterer Faktor ist die Berichterstattung aus den nationalen<br />
Laboren.<br />
Labore sind klinisch, Labore sind rein. Labore sind<br />
wissenschaftlich und kausal aber nicht emotional und auch nicht<br />
108
warmherzig. Laborberichterstattung bedeutet<br />
Reinigungsberichterstattung.<br />
Laborberichterstattung bedeutet die schöne neue Welt aus<br />
einem keimfreien Umfeld. Jedoch ist jede schöne neue Welt<br />
schöner als diese negative Weltsicht und die Destruktion einer<br />
rationalistisch geregelten Welt der Megamaschine. Eine freie<br />
Marktwirtschaft und hier die Akteure, die Unternehmen,<br />
erfinden mit immer neuer Kreativität Produkte und<br />
Dienstleistungen <strong>für</strong> einen pluralistischen Markt. Sie sind auf<br />
den Käufer angewiesen. Diesen erreichen sie mittels der<br />
Werbung, die meist positive Visionen in den Mittelpunkt rückt.<br />
Der Kunde wird umworben und umschwärmt mit Luxus,<br />
Qualität und Lebensgefühl, Farbe und Form. Hier stimmt alles,<br />
die Werbung wirkt farbenfroh und lebensbejahend. Werbung ist<br />
in einem<br />
Mediensystem ein stabilisierender Faktor. Ein bejahender und<br />
menschenfreundliche Ansatz von Technik und Konsum.<br />
Die Megamaschine und ihre Medienprodukte der<br />
menschenfeindlichen Laborwelt hingegen zeigen meist ein Bild<br />
vom Menschen, worin dieser der Maschine untergeordnet ist.<br />
Die Produkte dieser Maschinenwelt orientieren sich nicht am<br />
Menschen, sie brauchen keinen emotional beeinflussten<br />
Konsumenten, sondern setzen ihre Produkte innerhalb der<br />
Megamaschine ab.<br />
Mehr noch als das Fehlen von Werbung und frischen Farben<br />
zeigt sich die Bildsprache der Megamaschine durch den Einsatz<br />
von Fehlfarben. Fehlfarben sind keine reinen klaren Farben<br />
sondern falsche schmutzige Farben. Sowohl das Labor mit<br />
seinem Neonlicht und die damit verbundene Fehlfarbigkeit der<br />
Photographien als auch die zentrale Stellung der Maschine<br />
gegenüber dem Kontrollinstrument Mensch führen beim<br />
Konsumenten der Bilder, dem Menschen, zu einer Veränderung<br />
der Wahrnehmung. Geleitet durch diese Bildsprache ändert sich<br />
auch die Wertvorstellung des Einzelnen weg von menschlichem<br />
Handeln hin zum programmierten emotionslosen Rädchen<br />
innerhalb des Systems.<br />
Gerade in einem Negativitätsimpuls geraten die unabhängig<br />
voneinander selektierten Bilder zu Bildwelten, die eine<br />
hässliche, destruktive Welt zeigen.<br />
Es ist die Welt nicht des menschlichen Körpers sondern die<br />
Welt der Körpermaschine.<br />
Was ist eine Körpermaschine? Eine Körpermaschine ist die<br />
Reduktion eines Menschen auf seine Organe, die alle kausal<br />
109
oder biochemisch erklärt werden. Durch diese Reduktion eines<br />
Menschen entfernt man sich vom humanistischen<br />
Menschenbild und entwirft ein seelenloses Menschenbild, ein<br />
Bild vom Menschen, dass in die „neue Mensch“ Philosophie<br />
mündet.<br />
„die ersten Jahre nur Bücher und Leichen<br />
Pauken ohne Pause: Ein wenig Abwechslung vom monotonen<br />
Auswendiglernen der ersten Studiensemester bietet lediglich<br />
das Fach Physiologie. Nicht selten Spass beim Atemtest im<br />
Labor“ (1998)<br />
Die Expo 2000 und der Themenpark stehen hier<strong>für</strong> als Symbol.<br />
Leben ist Chemie, mehr nicht?<br />
Die Ausstellungen des Hygieneinstitutes in Dresden zeigten<br />
eben in dieser Phase einen extremen Bezug zur<br />
Körpermaschine, was bei den neuen Ausstellungen sich wieder<br />
verbessert hat. Die Körpermaschine zeigt sich auch eindeutig im<br />
deutschen Exportschlager – Körperwelten.<br />
Ist es nicht verwunderlich dass unser Exportschlager ein<br />
Gruselkabinett aus verunstalteten Leichen, die im industriellem<br />
Maßstab verarbeitet werden und dann in unterschiedlichen<br />
perversen Arangements gezeigt werden. Kunst ist es nicht, was<br />
110
hier geschieht und auch der sufklärerische Aspekt steht nicht im<br />
Mittelpunkt.<br />
Der Reinigungszwang zeigte sich auf der Expo schon deutlich<br />
durch den Bereich "Friseursalon" im Bereich der<br />
Menschausstellung.<br />
Warum muß ich einen "Friseursalon" in diesem Bereich<br />
etablieren?<br />
Ein Beispiel <strong>für</strong> diesen Reinigungszwang war die Tagesschau<br />
20.00 Uhr am Ostersamstag oder Ostersonntag 2003, in der das<br />
letzte Thema<br />
das wiederholte Zeigen der mit weissen sterilen<br />
Hygieneanzügen an Mundschutz arbeitenden Cleaner nach<br />
einem Tankerunglück an der spanischen Küste mit dem<br />
Kommentar, am Ostersonntag nehmen viele ihren Urlaub, um<br />
die Strände zu saubern. Was sucht das in der Tagesschau? Gibt<br />
es keine anderen<br />
Themen als das Zeigen eines österlichen Reinigungszwanges<br />
oder Reinigungshandlungen?<br />
Ein weiteres Beispiel am Sonntag den 27.April 03 in den<br />
Tagesthemen um 23.00 Uhr wurde von der erfolgreichen<br />
Reparatur von Müllabfuhr,Wasser und Stromversorgung in<br />
Basra durch die Briten berichtet.<br />
Beachten wir die Gewichtung, so fällt auf, dass der deutsche<br />
Kommentar die Müllabfuhr vor die Wasser und<br />
Stromversorgung stellt.<br />
Da wir uns in einer Wüstenregion befinden und die dringlichste<br />
Versorgung eigentlich die mit Wasser ist, so stellt dieser<br />
Kommentar doch die Entsorgung des Mülls vor die Versorgung<br />
mit Wasser. Der Reinigungszwang hat sich etabliert.<br />
111
112
Ein Reinigungszwang ist eine gravierende psychische<br />
Krankheit, die der psychiatrischen<br />
Behandlung bedarf und nur schwer geheilt werden kann . Ein<br />
Reinigungszwang entsteht nicht durch eine schmutzige Umwelt,<br />
im Gegenteil. Besonders eine sterile Umgebung, oder ich<br />
würde sagen ein Laborcharakter führt erst zu einem<br />
Reinigungszwang.<br />
Ein Laborcharakter betont den sauberen Aspekt der Umgebung.<br />
Erst hier entstehteine Angst vor dem Unsichtbaren, den<br />
Bakterien und Viren. Auch Hitler hatte einen Reinigungszwang.<br />
Er wusch sich permanent die Hände. Ein Reinigungszwang<br />
führt beim Betroffenen dazu, daß er nachdem er permanent<br />
seine Hände wäscht oder sich duscht dazu<br />
übergeht sein näheres Umfeld zu reinigen . Dies bedeutet bei<br />
Betroffenen, dass sie anfangen Ihre Wohnung zu säubern und<br />
alles, was ihrer Meinung nach infektiös ist<br />
entfernen und beseitigen. Akzeptable Gegenstände werden<br />
permanent gereinigt.<br />
So entsteht auch hier der Laborcharakter. Bleibt der<br />
Reinigungszwang innerhalb der eigenen Privatsphäre, so ist<br />
dieser Reinigungszwang gesellschaftlich<br />
unbedeutend. Entwickeln größere Kreise einer Bevölkerung<br />
einen solchen Reinigungszwang,<br />
so wird er gesellschaftlich relevant. Besonders dann, wenn er<br />
nicht behandelt wird.<br />
Ein regionaler Reinigungszwang würde sich so deutlich auf das<br />
Mikroklima auswirken, weil<br />
dadurch ein Gruppenzwang entsteht. Säubern alle Ihren Anteil<br />
an der Strasse, so wird derjenige, der dies nicht tut zu einem<br />
Außenseiter oder einem Verschmutzer oder zu einem Parasiten.<br />
Ein überdimensioniertes staatliches oder wenn es auf einem<br />
begrenzten regionalen Rahmen beschränkt ist, z.B. ein<br />
aufgeblähtes städtisches Entsorgungssystem führt dazu, dass im<br />
städtischen Raum, im öffentlichen Raum immer weniger Müll<br />
zu sehen ist. <strong>Das</strong> Reinigungssystem, ich nenne es aufgrund der<br />
Farbe der meisten Reinigungswerkzeuge System Orange,<br />
hat also feste Größe, oder weil hier am Besten Arbeitslose<br />
untergebracht werden können eine steigende Größe. Wird<br />
entweder weniger Müll produziert, oder konstant produziert, so<br />
kann das System sich auf die<br />
Entsorgung des Mülls im öffentlichen Raum konzentrieren, sind<br />
mehr System Orange Kräfte als Müllverursacher vorhanden, so<br />
113
wird der Öffentliche Raum entmüllt, es bleibt kein Müll auf der<br />
Strasse übrig.<br />
Blank geputzte Straßen führen wieder hierzu, der<br />
Gruppenzwang lässt Grüßen, dass die Müllproduzenten den<br />
nächsten Müllbehälter aufsuchen da ihr Müll ja der einzige<br />
wäre, der auf der Straße liegen würde. Sie werden<br />
also zu vorbildlicher Entsorgung erzogen, was wieder einen<br />
persönlichen Reinigungszwang verursachen könnte. Was<br />
Ursache und Wirkung ist, ist nicht nachvollziehbar. Ist es der<br />
private Reinigungszwang, der dazu führt, dass die öffentliche<br />
Entsorgung nach Meinung einzelner Infizierter in gehobenen<br />
Positionen dazu führt, dass mehr System Orange auf die<br />
Straße gebracht wird, oder ist es der expansive Systemanteil des<br />
staatlichen Systems, der hier schon zu Buche schlägt.<br />
Schließlich kommt noch ein weiterer sehr wichtiger Faktor<br />
hinzu, der Faktor der wirtschaftlichen Lage. Sinkt der Konsum<br />
der Privathaushalte durch wirtschaftliche Schwäche, durch<br />
Depression und Konsumverzicht,<br />
wird auch eindeutigerweise weniger Müll produziert, was dem<br />
aufgeblähtem System Orange natürlich weniger zu schaffen<br />
macht, also noch weniger Müll im öffentlichen Raum übrig<br />
bleibt.<br />
Eine Möglichkeit wäre ein sofortiger Abbau von System<br />
Orange Kräften<br />
Oder eine produktive Leistung der Gesellschaft, den Arbeitern<br />
Arbeit zu geben und ihren Müll auf die Strasse zu werfen. Der<br />
Reinigungszwang oder eine Reinigungsnormierung der<br />
Gesellschaft muß verhindert werden.Wie sich ein<br />
gesamtgesellschaftlicher Reinigungszwang entwickeln kann,<br />
was die Ursache hier<strong>für</strong> sein kann, ist unklar. Sicher kann nur<br />
gesagt werden, dass auch hier um das Befreien von Ballast geht<br />
und die deutsche Mentalität der Sauberkeit und Gründlichkeit<br />
sicher eine Basis bietet.<br />
Ein Reinigungszwang kann entweder durch eine<br />
gesellschaftliche Entwicklung auf den Einzelnen übergreifen<br />
oder vom Einzelnen auf die Gesellschaft. Hitler übertrug seinen<br />
Reinigungszwang durch die<br />
Machterschleichung auf das System. Körperliche Ertüchtigung<br />
und normierte Körper gehörten ebenso zum<br />
Hygienebewusstsein dieser Gesellschaft wie die folgliche<br />
Definition und<br />
letztlich Entsorgung der Geschwüre oder einfacher der<br />
Schädlinge des Volkskörpers.<br />
114
Körperliche Ertüchtigung und Sehen des Verkrüppelten ist ein<br />
gleichlaufender Prozeß.<br />
Dies führte in Auschwitz zum Desinfektor, das ist der Mann,<br />
der das Cyclon B, wohlgemerkt ein Insektenbekämpfungsmittel<br />
in den Vergasungsraum einleitete.<br />
Der Tod erfolgte zynischerweise, geplant über die reinigende<br />
Dusche. Die Täuschung einer erquickenden Dusche war eine<br />
hinterlistiger Weg die verschwitzten und erschöpften Massen in<br />
die Anlage zu bekommen. Und die Dusche war noch mehr, sie<br />
war das eindeutigste Symbol der Reinigung des Volkskörpers.<br />
Sie war die Krönung Deutscher Perversion, Berechnung und<br />
Sinnbild dieses Reinigunszwangs. Der Begriff des<br />
Desinfektors ist eine weitere List, die moralischen<br />
Restsubstanzen dieses Mannes komplett zu beseitigen.<br />
Erstens ist der Begriff ein Industriewort, welches symbolisch<br />
<strong>für</strong> die ganze Maschine steht, außerdem ist es ein Begriff der<br />
diesem Mörder den Glanz eines Heilands <strong>für</strong> das Gute gab. Der<br />
Desinfektor desinfiziert das Land. Nicht nur die Dusche wurde<br />
umgedreht, die Nationalsozialisten drehten die ganze Welt um.<br />
Absolute Negativität wurde zum Glaubensziel des Schwarzen<br />
Ordens und des Schwarzen Staates. Der Tod regierte und Nichts<br />
anderes. Die Megamaschine ist eine Maschine, die eine<br />
negative Spinnrichtung entwickelt und die<br />
Systemgeschwindigkeit einer solchen Maschine nimmt mit<br />
dem Infektionsgrad des Reinigungswahns zu, bis schließlich nur<br />
die Reinigung übrig bleibt.<br />
Natürlich war der Faschismus durchaus komplexer als ein<br />
Reinigungswahn. Zum Schluss aber blieb nur noch der<br />
Reinigungswahn übrig. Wenn man den Krieg schon nicht mehr<br />
gewinnen konnte, so verfolgte man den Wahn, die Juden<br />
auszulöschen, bis zum endgültigen Untergang des Reiches.<br />
Stabilitätsinjektion<br />
Der Name klingt erschreckend. Wenn ich nicht wüsste, <strong>für</strong> was<br />
es steht, würde ich es nicht erraten. Dieses <strong>für</strong> die<br />
Megamaschine und LTI so passende Wort „Stabilitätsinjektion<br />
„ ersetzte etwas zu tiefst Humanes, die Enwicklungshilfe.<br />
Entwicklungshilfe ist ein von Außen ansetzender Vorgang,<br />
wobei die Entwicklungshilfe, gerne als Hilfe zur Selbsthilfe<br />
genannt wird, eine Stabilitätsinjektion hingegen als<br />
Laborbegriff setzt dem instabilen und somit gefährdeten oder<br />
Gefährdenten die Spritze an. Sie ist die erste oder auch letzte<br />
Hilfe, die gewährt wird und den Patienten an den Tropf hängt.<br />
115
Ein wirklich erschreckender Begriff und als Krönung wird sie<br />
gegen den Müll angesetzt.<br />
Todesysteme<br />
Bahro nutzt ebenfalls den Begriff der Megamaschine, er jedoch<br />
nutzt diesen Begriff abstrakt und ebenfalls Endzeit gerichtet.<br />
Eine autoritär hierarchische Staatsstruktur,<br />
116
von der Masse nicht hinterfragt sondern hingenommen. Bei ihm<br />
wird der Massentod aus ökologischen Problemen getätigt. Es<br />
ist jedoch fraglich, ob eine Gesellschaftsstruktur der technoiden<br />
Megamaschine überhaupt in der Lage ist ökologische Probleme<br />
zu sehen und diese auch zu lösen. Die technoide<br />
Megamaschine favorisiert eine technisch rationale Welt, die<br />
effektivste Welt und keine ökologische Welt.<br />
Ökologische Probleme treten hierbei in den Hintergrund, sind<br />
nur da präsent, wo sie einen effektiven Lösungsansatz<br />
bieten. Maximale Produktivität, maschinenorientierte<br />
Produktivität, bei dem der Mensch zwangsläufig hinter oder<br />
unter die Maschine gerät, steht im Mittelpunkt. Diese<br />
menschenverachtende Perspektive führt konsequent<br />
betrieben und durch Abstumpfungsprozesse über die Zeit dazu,<br />
dass eine kostengünstige Sozialpolitik des Todes entsteht.<br />
Sie ist im ersten Ansatz nicht Ziel dieses Handelns, sondern<br />
zwangsläufige Folge. Denn dort, wo die Maschine das sagen hat<br />
und der Mensch nur noch zweitrangig untergeordnetes Mittel,<br />
tritt die Wertigkeit des Menschen zurück. Erst durch die<br />
Negativitätsspirale wird aus der menschenverachtenden<br />
Perspektive eine menschenvernichtende.<br />
Alter heißt Abfall, ist die passende Bezeichnung dieses<br />
Prozesses in unserer heutigen Zeit. Auch hier können wir den<br />
Reinigungszwang erahnen, der sich in der Definition des<br />
Unbrauchbaren und Lästigen offenbart, welches nur schwer<br />
geduldet werden kann, oder gar entsorgt werden muß um das<br />
Heil zu ermöglichen.<br />
Schauen wir uns die „Renterschwemme“ an, so wird klar, es<br />
geht nicht mehr lange gut, zu wenige Beitragszahler, zu viele<br />
Leistungsnehmer. In der Gesundheitspolitik bedeutet dies als<br />
ersten Schritt den bereits ausgesprochenen Schritt der<br />
Leistungsverweigerung im Bezug auf nötige Operationen im<br />
Alter.<br />
In einer Welt, wo die Leistungsfähigkeit an erster Stelle steht,<br />
wird der Rentner zum Sozialschmarotzer. Ohne<br />
Leistungsfähigkeit kein Stellenwert. Mehr noch, er wird zum<br />
Ballast , zum Abfall der Gesellschaft ohne Produktivität, der auf<br />
Kosten der Allgemeinheit lebt.<br />
117
Die Definition dieses Abfalls ist der erste Schritt vor der<br />
möglichen Entsorgung dieses Abfalls. Sozialverträgliches<br />
Frühableben der Begriff in diesem Zusammenhang. Der nächste<br />
aktive Schritt in diesem Zusammenhang, die zwangsläufige<br />
Tötung nur noch ein kleiner Weg.<br />
Auf der anderen Seite befindet sich das Humankapital, der<br />
Arbeiter nicht als menschliches Wesen sondern als weiterer<br />
Kapitalfaktor und Maschinenersatz oder Zusatz. Humankapital<br />
als reiner Kapitalfaktor, soziale Elemente - eine<br />
Nebensächlichkeit.<br />
Beginnt man mit dem Leistungsentzug <strong>für</strong> Kranke und Alte, um<br />
mit dem faschistischen Begriff der nutzlosen Esser zu<br />
argumentieren, als Gefahr <strong>für</strong> eine gesunde Gesellschaft, so<br />
beginnt man mit der Todespolitik.<br />
Dieser erste Schritt, die Definition der Schädlinge oder des<br />
Mülls in der Gesellschaft, Leistungsentzug und Liebesentzug,<br />
führt zu einer Abstumpfung im Umgang mit den Kranken und<br />
Schwachen und fortgeführt im nächsten Schritt zur Beseitigung<br />
des inneren Übels.<br />
Die genetische Bedrohung geistig Kranker gegenüber dem<br />
starken gesunden neuen Menschen, als angestrebtes Ideal der<br />
pseudovisionären Politik im Nationalsozialismus oder im<br />
Stalinismus, die den Volkskörper schwächt ist auszumachen.<br />
Eine Tötung im Sinne der Euthanasie nicht weit entfernt von<br />
der<br />
vorgeburtlichen Definition des Kranken und seine Beseitigung<br />
im Mutterleib. Jedoch steht hier nicht der Volkskörper im<br />
Mittelpunkt, sondern das persönliche Wohl der Familie.<br />
118
Der NS Staat, oder genauer mit wachsendem Einfluss, der SS-<br />
Staat mit seiner eindeutigen Leben oder Tod-Ideologie als der<br />
brutalsten Wirtschaftsform von allen, mit Sklavenwirtschaft,<br />
ideologisch untermauert durch das tausendjährige Reich in<br />
Fortsetzung zu vergangenen Weltreichen wie Athen mit<br />
Sklavenwirtschaft, Rom mit Sklavenwirtschaft<br />
ist hier<strong>für</strong> das extreme Beispiel. Diese Wirtschaftsform basiert<br />
auf dem Tod, die Androhung des Todes und die gleichgültige<br />
Hinnahme des Todes treibt die Opfer dieser<br />
Wirtschaftsform, dieser Menschen verheizenden<br />
Gesamtmaschine zur Höchstleistung, wobei diese<br />
Höchstleistung nur dann gefahren werden kann, wenn neues<br />
„Menschenmaterial“ oder Humankapital zur Verfügung steht,<br />
die Lücken des Todes zu stopfen.<br />
Ohne Systemwachstum und ohne neue Kriegsgefangene und<br />
Fremdarbeiter oder innere zur Verfügung stehende definierte<br />
und festgesetzte Feinde kein Aufrechthalten der Produktion<br />
oder gar ein Produktionswachstum. Ein Argument <strong>für</strong> eine<br />
Fortsetzung der Sklavenwirtschaft und Todeswirtschaft, denn<br />
ohne sie schrumpft die Leistung. Wird diese Schwelle erst<br />
überschritten, hat sich die Moralvorstellung erst geändert, ist sie<br />
nicht mehr umkehrbar. Gnade ist ein Zeichen von<br />
Großherzigkeit, in einem solchen System ist das Herz jedoch<br />
längst verloren und durch den Totenkopf ersetzt worden.<br />
Wird diese Schwelle der sozialen Abstumpfung mit Hinnahme<br />
des Todes oder gar mit Androhung des Todes überschritten, so<br />
ist diese Entwicklung nicht mehr umkehrbar ohne einen totalen<br />
Systemwechsel von außen wie die Besetzung Deutschlands<br />
nach dem zweiten Weltkrieg und ein moralisches Aufarbeiten<br />
wie die Nürnberger Prozesse oder der Entnazifizierung.<br />
Todessysteme laufen immer extrem gradlinig, weil es keinen<br />
Ausweg <strong>für</strong> den einzelnen gibt, weil er exakt und präzise seine<br />
Arbeit verrichten muss, damit er nicht in Ungnade fällt. Deshalb<br />
lief das Regime unter Polpot so präzise. Sie sehen in den<br />
Dokumentationen Arbeitssklaven, die im exakten Abstand<br />
zueinander exakt die gleichen Bewegungen machen, um nicht<br />
dem Aufseher aufzufallen, was ein Todesurteil sein könnte.<br />
Selektiert wiederum der Aufseher nicht, wird er selektiert, das<br />
ist ein auf Führerbefehl funktionierendes Todessystem mit dem<br />
Gottkönig Polpot an der Spitze.<br />
Ich glaube nicht, dass ein erfolgreicher Putsch oder Attentat auf<br />
Hitler in der Zeit zwischen 43 und 44 zu einer Umkehr im<br />
Denken, zu einer neuen Moral der Masse und folglich zu<br />
119
einem Systemwechsel geführt hätte. Blut klebte an den Händen.<br />
Die Aktivierung der Megamaschine, die Aktivierung der<br />
Sklaven und Todeswirtschaft ist nicht mehr rücknehmbar, vor<br />
allem deshalb, weil die Megamaschine aufgebaut wurde und<br />
bereits lief, wie soll sich in einem solchen System der totalen<br />
Staatswirtschaft oder des nationalen Sozialismus die Maschine<br />
gestoppt werden,wenn doch alle in Ihr tätig sind. Wer wenn<br />
nicht die neue Führung sollte die Maschine stoppen, eine<br />
Maschine, auf der doch Ihre Macht basiert und eine Maschine,<br />
die durch Propaganda seit Jahren geschmiert wurde. Hierbei<br />
wird die<br />
neue Führung, die doch den „geliebten Führer“ vernichtet hat<br />
zwangsläufig zu Putschisten, die eine Gefahr <strong>für</strong> die Maschine<br />
darstellt. Ein Aufjubeln der Masse wäre eine Antwort auf eine<br />
neue Führung mit sofort eingeleiteten Reformen. Jedoch wird<br />
eine Masse, die zur Tötung erzogen wurde und der die<br />
moralischen Elemente einer zivilen Demokratie geraubt wurden<br />
keine Reformen dulden.<br />
Schliesslich wurde unter normalen moralischen<br />
Gesichtspunkten, auch wenn sie nicht mehr wahrgenommen<br />
werden konnten, eine<br />
Schuld aufgebaut. Diese Schuld aber war in diesem System gar<br />
keine Schuld, sie war nicht nur notwendiges Übel, sie war die<br />
einzige Möglichkeit im Sinne des Heilsversprechens, Gefahr<br />
und<br />
Vernichtung vom deutschen Volk abzuwenden. <strong>Das</strong><br />
internationale Judentum, als Drahtzieher einer<br />
Weltverschwörung<br />
Musste vernichtet werden, um nicht selbst vernichtet zu werden.<br />
Die Juden sind unser Unglück. Sie sind der Grund, warum das<br />
nationalsozialistische Paradies auf Erden nicht existieren kann,<br />
weil sie dem absoluten Glück des deutschen Volkes im Wege<br />
standen. Dieser Weg musste also beschritten werden.<br />
Dabei ist das Paradies gegenüber dem sozialistischen Paradies<br />
noch sehr nahe liegend, 7 Millionen Juden ein erreichbares Ziel.<br />
Wenn also das Glück eines Volkes, das Heil eines Volkes und<br />
damit verbunden das Unheil und Unglück nur durch den Mord<br />
an den Juden beseitigt werden kann, so ist eine Umkehrung<br />
dieser Entwicklung nur noch schwer vorstellbar. Daher ist die<br />
Endlösung unmittelbar mit dem Glück und Heil des Volkes<br />
verbunden.<br />
Folglich bedeutet eine Abkehr von dieser Entwicklung eine<br />
Abkehr vom Heil und eine totale Veränderung der Lebenslage,<br />
eine Lebenslage, da sie ja durch die allumfassende<br />
120
Megamaschine geprägt wurde und eine Veränderung dieser<br />
Situation<br />
nicht mehr möglich ist, denn was würde passieren, wäre die<br />
Megamaschine auf einmal nicht mehr. Alles würde stillstehen,<br />
denn sie hat bereits alle Bereiche des Lebens und Sterbens<br />
durchdrungen. Sie blieb dann wirklich an einem Punkt stehen,<br />
der Stunde 0, als die Kapitulation ausgesprochen wurde. Aber<br />
erst als alles bereits zu spät war. Mit ihrem Stillstand kam ein<br />
anderes Gefühl in Deutschland auf, das der Leere. Denn alles<br />
was war, was geglaubt wurde, was erfunden wurde, wie man<br />
seine eigene Geschichte im Sinne des germanischen Volkes<br />
verändert hatte, all das galt nicht mehr. Ein absolutes<br />
universelles Vakuum war durch den Untergang entstanden.<br />
Eigenverantwortung ist innerhalb der Maschine durch die<br />
Organisationsstruktur und das Befehlsprinzip nicht möglich.<br />
Der Stauffenbergputsch hätte bei Erfolg zur Folge gehabt, dass<br />
zwei konkurrierende Blöcke direkt aufeinander getroffen<br />
wären. Die alte Riege um Göbels, Göring, Himmler, Speer und<br />
die Verschwörer, wenn man sie so nennen möchte. Da die alte<br />
Riege über Jahre ihr eigenes System aufgebaut hatte, somit<br />
deutliche Machtmittel und den Repressionsapparat in den<br />
Händen gehalten hat, wäre ein endgültiger Erfolg dieses<br />
Putsches nur schwer vorstellbar. Des weiteren musste die<br />
Gruppe des 17.Juni um Stauffenberg verschwiegen und im<br />
Geheimen arbeiten. Diese Verschwiegenheit, die notwendig<br />
war, um diesen Enthauptungsschlag überhaupt zu ermöglichen<br />
führt in der nächsten Stufe nach der Tötung Hitlers zum<br />
Problem, da hier die breite Masse gewonnen werden musste, die<br />
man zu diesem Zeitpunkt nicht hatte, weil man ja verschwiegen<br />
sein musste. Jetzt erst hätten die Einwegmedien oder<br />
Propagandainstrumente eingenommen werden können, ein<br />
Apparat, der doch Göbels zur Verfügung stand. Ein Apparat,<br />
der doch jahrelang den Führer huldigte und die Leistungen des<br />
Nationalsozialismus. Einen solchen propagandistischen Tanker<br />
kann man nicht von einem Tag auf den anderen umstellen,<br />
zumal Göbels ja nicht in der Wolfsschanze war, sondern im<br />
Zentrum der Maschine, in Berlin. Und ohne den<br />
Propagandaapparat keine Meinungsänderung, ohne diese keine<br />
Reformen oder eine zweigespaltene Gesellschaft mit möglichen<br />
Bürgerkrieg. Ein Erreichen eines Kriegsendes durch<br />
Zurückführen der eigenen Armee wäre die Option nach Sicht<br />
der Verschwörer. Aber was wäre dann geschehen? Ein weiteres<br />
Morden innerhalb der Staatsgrenzen?<br />
121
<strong>Das</strong> Attentat sah zu sehr nach Dolchstross aus, und wurde als<br />
Rückkehr der Dolchstosslegende als solcher angesehen.<br />
Ich glaube, das ein Tod des Führers zur gesichtslosen<br />
Megamaschine ohne Halt geführt hätte.<br />
Medial wäre der tote und dann gehuldigte Führer weiterhin<br />
vorhanden gewesen, wie auch Bin Laden nach Verschwinden<br />
ebenso zu einem permanent und durch die Medien weiterhin<br />
allpräsenten Kämpfer geworden ist und auch der geliebte<br />
chinesische Führer Mao. Dieser eingetretene<br />
Verlust des Führers hätte zur nationalen Trauer geführt, die in<br />
diesem System wohl nicht zu Liebe geführt hätte, sondern zu<br />
Hass und Wut. Der Verlust des Führers und somit der Verlust<br />
der Stärke des Reiches wäre durch eine noch weiter aufgebaute<br />
mediale Stärke des Reiches oder der Megamaschine<br />
kompensiert worden, jetzt noch gefährlicher als eine kopf- und<br />
führungslose Megamaschine. Die Restmoral<br />
Deutschlands, die einst auf das kulturelle und gesellschaftliche<br />
Wirken des Führers aufgebaut war und die mediale Präsenz der<br />
Wirkstätten des Führers hätten kompensiert werden müssen<br />
oder sie wäre verschwunden, was schwer vorstellbar ist.<br />
Ich denke dass die absolute Todeswirtschaft des etwa 42 /43<br />
durch die schleichende Machtausweitung des europäischen SS<br />
Staates eingeführt worden war dazu geführt hätte, das es zu<br />
einem noch mörderischem System ohne jeglichen moralischen<br />
Halt nur noch im Dienste des Todes geführt hätte, was ja auch<br />
durch den totalen Kriegsausruf Göbels bereits entstanden war<br />
und das bis 1945 zu eben diesem Todessystem führte, in dem<br />
alles starb und selbst die alten Mütterchen, als einzige ohne<br />
wirkliche Aufgabe im Staate und Todesziel sagten, der Führer<br />
wird uns nicht verraten und am Ende hoffentlich auch ins Gas<br />
schicken.<br />
Hier hätte Hitlers frühzeitiger Tod nur zu einer weiteren<br />
Stärkung des Vergangenen und des Vergehens, somit des<br />
Sterbens und des Todes geführt, denn wenn der Führer stirbt,<br />
dann sollten wir alle sterben. Die nationale Überstärke - jetzt die<br />
nationale Überschwäche, konnte nur noch durch ein noch<br />
barbarischeres Todessystems im Dienste des toten Führers<br />
abgelöst werden. Der Putsch scheiterte und die Attentäter<br />
wurden hingerichtet.<br />
Die Megamaschine erschafft sich die eigene Realität durch ihr<br />
eigenes Wachstum, sobald sie im Staatshaushalt die kritische<br />
Grenze überschritten hat. Da sie wächst und wächst, auch die<br />
mediale Betrachtung der Maschine durch die Propaganda und<br />
122
zu einer anderen Realitätsbetrachtung führt ist eine Umkehr<br />
nahezu ausgeschlossen.<br />
<strong>Das</strong> Weltbild der Megamaschine und innerhalb dieser Maschine<br />
ist ein auf kausalen wissenschaftlichen Grundlagen basierte<br />
Industriegesellschaft. Eine Gesellschaft die auch durch die<br />
Vernetzung zwischen Wirtschaft, Politik und Forschung einen<br />
deutlich ausgeprägten militärisch industriellen Komplex<br />
hervorbringt, der eine wachsende Tendenz einnimmt und die<br />
Überhand gewinnt. Man glaubt die eigene Sicherheit durch eben<br />
diesen Komplex zu stärken, ebenso die eigene Systemstärke zu<br />
erhöhen.<br />
Bahro, der eine utopisch idealistische Ansicht zur<br />
Megamaschine vertritt, der sich aber auch nicht auf aktuelle<br />
Bezüge festlegt,<br />
sieht in der Liebe den stärksten Gegner der Maschine.<br />
Die Logik der Rettung verlangt dann, den Eingriff nicht entlang<br />
der Überlebens-, sondern entlang der Lebensfragen, entlang der<br />
Versprechungen der menschlichen Existenz zu probieren und zu<br />
denken, zu planen und auszuführen.<br />
Dieser utopische Gegenansatz, nach der Megamaschine muß<br />
zum Wohle der Menschheit die Liebe siegen, liegt bei Bahro in<br />
ungewisser Ferne. Sehen wir uns aber die letzten<br />
Negativitätsimpulse in den letzten Jahren an und folglich<br />
die Schübe der anlaufenden Maschine, so muß man sich klar<br />
werden, dass diese visionäre utopische Ansicht, die Liebe muß<br />
siegen nicht mehr nur in ferne undefinierte Zeiträume verlegt<br />
werden darf, da weder der <strong>für</strong> Bahro utopische Ansatz der<br />
kommenden Megamaschine und folglich späteren Rettung aus<br />
dieser Situation, sondern die real existierende Gefahr einer<br />
kopf- und führungslosen Megamaschine ein sofortiges Handeln<br />
nötig macht und nicht erst in ferner Zukunft.<br />
Da der Begriff der Megamaschine oft als reiner Theoriebegriff,<br />
utopischer Begriff oder historischer Begriff von einer sehr<br />
kleinen Minderheit benutzt wird, wird die Megamaschine als<br />
Gefahr auch unterschätzt, weil die Masse diesen Begriff weder<br />
gehört hat, noch benutzt oder den abstrakten Begriff nicht<br />
wirklich gesellschaftlichen oder politischen Ereignissen<br />
zuordnen kann. Folglich ist auch kein Aufbäumen, kein Protest<br />
gegen diese aktuelle Entwicklung zu vernehmen.<br />
Da der Begriff der Megamaschine hauptsächlich mit dem<br />
Nationalsozialismus Verwendung findet, wenn er überhaupt<br />
benutzt wird, ist ein Aufgreifen dieses Begriffes in<br />
Zusammenhang mit Entwicklungen in der Bundesrepublik ein<br />
Tabu, welches gebrochen werden muss.<br />
123
Notwendigerweise, um eine Änderung der möglichen und<br />
kommenden Entwicklung, die sich bereits in mehreren Schüben<br />
gezeigt hat, entgegenzuwirken.<br />
Und dabei ist das Aufzeigen eines Todessystems die<br />
notwendige Konsequenz, um es frühzeitig zu verhindern.<br />
Entsteht ein Todessystem, das heist kommt es zu<br />
systematischen Tötungen und nicht nur zu einzelnen<br />
Verwirrungen, so ist es eben diese Systematik, die verhindert,<br />
dass damit wieder<br />
124
Aufschwingende oder abschwingende Systeme<br />
Im Prinzip sind mehrere Möglichkeiten der Zukunft denkbar.<br />
Die Megamaschine baut sich nicht weiter auf und durch ein<br />
langsames Verdrängen und Vergessen werden die vergangen im<br />
Unterbewußtsein gespeicherten Impulse verschwinden und sich<br />
das System normalisieren, das ist möglich. Der andere Weg ist,<br />
dass das System auch in Zukunft starken Schwankungen<br />
ausgesetzt ist und es zu weiteren Negativitätsimpulsen mit all<br />
seinen Gefahren kommt, auch das ist wahrscheinlich.<br />
Eine weitere Möglichkeit ist die, dass das Mediensystem<br />
vollkommen in Ordnung aussieht, dass sich die Megamaschine<br />
aber fernab dieser Medienrealität weiter entwickelt, wächst,<br />
neue Destruktivprodukte entwickelt und irgandwann die Macht<br />
übernimmt, oder zumindest als Paralleluniversum mit dem<br />
vorgetäuschten Bild einer funktionierenden Demokratie parallel<br />
existiert.<br />
Die dritte Möglichkeit ist die, vergleichen Sie es mit einer<br />
Resonanzkatastrophe , sodass das System komplett abstürzt,<br />
Mediensystem und Staatssystem, bzw. Megamaschine und sich<br />
nicht mehr revitalisieren lässt und das Worst Case Szenario<br />
eintritt. Ich bin durch meine Erfahrungen der Ansicht, dass wir<br />
in der Impulsdynamik bereits so weit fortgeschritten sind, dass<br />
eine langfristige Revitalisierung ausgeschlossen ist und bereits<br />
zu viele Destruktivprodukte innerhalb der Gigamaschine<br />
entwickelt wurden. Ist eines dieser Destruktivprodukte bereits<br />
entwickelt, wird es nicht mehr aus dem System genommen.<br />
Wird die Büchse der Pandora einmal geöffnet, kann sie nicht<br />
mehr geschlossen werden.<br />
125
das Kreuzrot-Szenario<br />
Wie ich Ihnen bereits geschildert habe ist eine Implosion<br />
genauso gefährlich wie eine Explosion.<br />
Wie eine solche Implosion aussehen könnte, ich betone könnte<br />
und nicht wird, weil alle Möglichkeiten mit einer guten Chance<br />
offenstehen, werde ich jetzt erklären.<br />
<strong>Das</strong> Problem wird sich steigern. <strong>Das</strong> worst-case Szenario<br />
beinhaltet<br />
die Umkehrung von Rotkreuz zu Kreuzrot. Bitte sehen Sie<br />
hierbei Rotkreuz oder Kreuzrot nicht als auf das Rote Kreuz<br />
bezogen, sondern als Sinnbild <strong>für</strong> das Gesundheitssystem<br />
Kreuzrot wäre der entscheidende Schritt zur Unabfangbarkeit.<br />
Kreuzrot wäre die<br />
Explosion der Todeszahlen, Kreuzrot wäre der Todesstoß.<br />
126
„Manche Patienten werden gesund, wenn man sie nur<br />
aufschneidet und wieder zunäht, daran müssen sich neue<br />
Methoden messen“„Die fast rituellen Desinfektionsmaßnahmen,<br />
Ängste und Hoffnungen des Patienten, die Autorität des<br />
Chirurgen, das Erwachen aus der Narkose und der Hightech im<br />
Operationssaal. <strong>Das</strong> alles trägt dazu bei, dass eine Schein-<br />
Operation als Placebo taugt“<br />
Wenn wir die Situation des Reinemachens betrachten so wäre<br />
Kreuzrot, also das Anwerfen der Schnelltötungsmaschine<br />
Zum eigen ein schleichender Prozess ohne Kontrolle, also ein<br />
schweigendes Todessystem, oder eskalliert die Situation durch<br />
die Unabfangbarkeit des Systems wäre eine<br />
Vertuschung im extremsten Ausmaß zu erzielen. Medizin ist<br />
eine Frage der Wahl der Mittel und der Anwendung. Manche<br />
werden gesund, wenn man sie aufschneidet und wieder zunäht<br />
ist ein schwerwiegender Denkfehler.<br />
Manche werden gesund, bedeutet die Masse wird sterben. Wenn<br />
aber die Masse stirbt, was macht man dann mit ihnen, wenn<br />
man doch sagt, dass man ein funktionierendes<br />
Gesundheitssystem hat. Man muß es vertuschen. Wie macht<br />
127
man das in einem industriellen Umfeld einer Körpermaschine<br />
ohne Seele und in einem negativen Gesamtsystem. Durch das<br />
nächtliche Entsorgen der Leichenberge in der<br />
Müllverbrennungsanlage.<br />
Die auftretende Panik und Angst vor dem eigenen Tod in der<br />
Bevölkerung wiederum würde dazu führen, dass die Maschine<br />
enorm gradlinig und fehlerlos läuft. Da die zunehmenden<br />
Todeszahlen das System destabilisieren und Panik ausbrechen<br />
wird muß das System stabilisiert werden, weil ein Aufdecken<br />
und Abfallen der Systemgeschwindigkeit dazu führt, dass das<br />
System kollabiert. Denken Sie auch an die umgekehrte<br />
Aussenwelt, die verhinderrt, dass es zu einer Flucht über die<br />
Granzen kommt. Eigene Erfahrungen belegen aber auch, dass<br />
vermehrt Luftaufklärung eingesetzt wurde, um ein Verlassen<br />
Deutschlands zu verhindern.<br />
Wenn die Megamaschine anläuft kann man sie nicht mehr oder<br />
nur schwer wieder stoppen. Die Angst vor dem Tod führt bei<br />
jedem Menschen dazu, dass er funktioniert, dass er fehlerlos<br />
funktioniert.<br />
Wenn Sie sich die Bilder von Dokumentationen über die Roten<br />
Khmer unter<br />
Pol Pot anschauen, ich habe es schon einmal erwähnt, so sehen<br />
sie absolute Perfektion. Sie sehen Arbeitssklaven, die in<br />
absoluter Gradlinigkeit ihre Zwangsarbeit verrichten, die alle<br />
den absoluten Gleichschritt in absolut exaktem Abstand<br />
zwischen einander durchführen. Die Todesquote lag in diesem<br />
Todessystem bei 30 Prozent. Jede Abweichung von der<br />
Ideallinie, ein kleinster Schritt aus dieser absoluten Exaktheit<br />
bedeutete den Tod.<br />
Und deshalb lief diese Maschine so exakt, so präzise und<br />
fehlerlos.<br />
Ein Todessystem ist nicht zu stoppen, weil die Angst die<br />
Triebfeder ist und selbst der Bewacher funktionieren muß,<br />
selektiert er nicht, wird er selektiert. Gesundheit bedeutet<br />
Überleben, Krankheit bedeutet den Tod. Die Blutabnahme als<br />
umgekehrtes Element bedeutet hier das Einspritzen eines<br />
Todescocktails zum „sozialverträglichen Frühableben.“<br />
128
Da durch den Begriff eine parallele Entwicklung zwischen NS<br />
Deutschland und der doch demokratischen<br />
Bundesrepublik erkannt werden könnte und der Nutzer des<br />
Begriffes somit Nationalismus mit Demokratie in Verbindung<br />
bringt, so ist dieses Tabu so stark, das es zu einer<br />
Problemlösung nicht herangezogen wird, aber werden sollte.<br />
Der erste Schritt, der jedoch getan werden kann, und der<br />
zusätzlich zur Menschenliebe geleistet werden muss ist der des<br />
Tabubruchs. Endlich aufwachen und begreifen. Denn ohne eine<br />
Auseinandersetzung mit der Problematik der Megamaschine<br />
auch kein Lösungsansatz <strong>für</strong> eine menschliche Zukunft.<br />
Diese Begreifen kommt noch vor dem von Bahro verwendeten<br />
Liebesbegriff gegen die Megamaschine.<br />
129
Die Megamaschine ist ein Gesamtsystem welches kausal und<br />
wissenschaftlich, rational und auf keinem Fall emotional und<br />
menschlich ist. Die Triebfedern der Maschine sind die<br />
Laboratorien und deren wissenschaftliches Personal.<br />
In einer entstehenden und kommenden Welt der Laboratorien,<br />
die wohl unausweichlich ist, betrachten wir die<br />
Nanotechnologie, die Gentechnik, die Biotechnologie, die<br />
Hightechoperationssäle so entwickeln wir uns hin zu einer<br />
schönen neuen Welt, wie sie in vielen utopischen Romanen<br />
gezeichnet wird, jedoch ist diese schöne neue Welt die<br />
hässlichste aller Welten.<br />
Besteht jedoch ein menschlicher Ausgleich gegen diese<br />
wissenschaftlichen Laboratorien und deren wissenschaftlichen<br />
Publikationen in den Medien, so bleibt eine menschliche<br />
Gesellschaft vorhanden. Nimmt jedoch dieser wissenschaftliche<br />
Apparat an Bedeutung zu und findet kein emotionaler<br />
Ausgleich statt, so entwickelt sich diese Megamaschine<br />
ungebremst und wachsend, was sich deutlich im Wachstum des<br />
militärisch industriellen Bereiches zeigt oder seit dem 11.<br />
September dem Wachstum des sicherheitstechnisch<br />
industriellen Bereich zeigte, wozu sowohl Rüstung als auch<br />
Sicherheitstechnik zählen. Sicher gab es immer Zeiten im 20ten<br />
Jahrhundert, in denen Gesellschaften Megamaschinenaspekte<br />
zeigten, wie ich Ihnen das bereits an der kommunistischen<br />
Megamaschine und der allierten Maschine erklären konnte. Die<br />
extremste Form zeigte sich neben der NS Megamaschine auch<br />
gerade in den Anfängen der Atomtechnik Mitte der 50erJahre<br />
mit den damit verbundenen Atomlaboratorien und den<br />
gesellschaftlichen Auswirkungen, bis hin zum Atomium und<br />
dem„Atombusen“ und dem Bikini. Der jetzige Innere<br />
Sicherheitswahn durch die Anschläge vom 11.September, die<br />
damit verbundene allgemeine Kontrolle von e-mails, die<br />
zunehmende Telefonüberwachung, die deutlich stärkere<br />
Möglichkeiten hat als der grosse Lauschangriff hat, das an<br />
jedem Punkt durch das Handynetz geortet werden können und<br />
die Verschmelzung von Datenbanken stellen das größte Risiko<br />
dar.<br />
Es kommt noch hinzu, dass die Politik ihre Glaubwürdigkeit<br />
oder ihren gesellschaftlichen Führungsanspruch verliert, weil<br />
sie eben keine positiven Impulse setzt, sondern Deutschland<br />
kaputt redet. Wir befinden uns jetzt im Jahre 2008 mit der<br />
Großen Koalition und meine Be<strong>für</strong>chtungen, dass gerade diese<br />
Große Koalition ein endgültiges Aus <strong>für</strong> die Demokratie<br />
130
edeuten wird, hat sich nicht bewahrheitet. Dennoch gibt es uns<br />
zu bedenken, dass es nur noch eine schwache Opposition gibt.<br />
<strong>Das</strong> jetzt ersichtliche 5 Parteiensystem mit dem Anspruch<br />
irgend eine regierungsfähige Koalition zu finden, bei der fast<br />
jeder mit jedem koaliert, scheint zwar eine<br />
zielgruppenorientierte Klientelpolitik zu sein, jedoch bildet es<br />
ein politisches System ohne Ecken und Kanten, jeder kann mit<br />
jedem, warum sollte man sich daher noch angreifen.<br />
Deutschland ist zu einer Talkshow verkommen, in allen<br />
Kanälen wird getalkt, aber es ist eben nur ein kurzfristiger<br />
Schlagabtausch und keine wirkliche Reformkraft am Werke. Es<br />
wäre besser, einzelne Systemteile, die nicht funktionieren durch<br />
bewährte Strategien oder Systeme, die sich im europäischen<br />
Umfeld durchgesetzt haben und funktionieren, zu klonen und<br />
sofort mit einer wirklichen Reform zu beginnen, als den<br />
schwarzen Peter immer der anderen politischen Seite<br />
zuschrieben zu wollen.<br />
Um endlich nach 7 Jahren angeblichen Stillstand Reformen<br />
voran zu treiben, keine Reform der Reform, sondern<br />
schlagkräftig zu handeln. Da dies bisher nicht der Fall war, und<br />
aus vielen weiteren Gründen wurde die gesamte Politik daher<br />
unglaubwürdig und das Vertrauen gesenkt. Daher bildet die<br />
Politik keine gesellschaftliche menschliche und moralische<br />
Gegenposition zur Megamaschine und zur Situation.<br />
In der Zeit der grossen Koaliton kam es zu einigen<br />
Kompromissen, insofern ist die vorangegangene Aussage etwas<br />
überholt, jedoch kam es nicht zu durchgreifenden Reformen,<br />
sondern nur zu Reformansätzen.<br />
In den letzten Impulsen war es so, dass die Regierung medial<br />
getötet wurde, sodass sich die Berichterstattung aus den<br />
nationalen Laboren gegenüber der Politik verstärkte, oder eben<br />
keine politische Führung Einfluss nahm, nehmen konnte. Da die<br />
Öffentlichkeit die Gefahr der Megamaschine nicht bewusst ist,<br />
oder durch die Geschichtsfälschung die Masse bereits einen<br />
Zustand erreicht hat, der die Verhaltensmuster der<br />
Megamaschine adaptiert hat, so ist Protest nicht möglich oder<br />
nicht mehr möglich. So wurde im letzten Impuls der Begriff des<br />
„altbundesrepublikanisch“ gegenüber neudeutsch gesetzt, was<br />
einen totalen Systemwechsel verdeutlicht. Ich selbst rechnete<br />
beim letzten negativen Impuls nicht mehr mit einer<br />
Revitalisierung des demokratischen Systems, da nach den<br />
fast schon zahllosen und im Abstand immer kürzer eintretenden<br />
Impulsen ein Durchschlagen des Paradoxes, also der<br />
131
verschwiegenen Vergangenheit durch die weiße Fassade nicht<br />
mehr rückgängig zu machen scheint oder anzunehmen ist.<br />
Die Negativität hatte eine erschreckende Dimension erreicht.<br />
Es scheint nun so weit gekommen, dass in politischen<br />
Fernsehdiskussionen einzelne Kandidaten hinter vorgehaltenem<br />
Mund nuscheln, dass die Megamaschine anläuft, jedoch hat dies<br />
noch keiner der Kandidaten ausspricht, somit das Tabu<br />
nicht gebrochen wird, das sollte aber passieren. Jedoch kann<br />
dies wieder zu Panik führen, die unbedingt vermieden werden<br />
sollte.<br />
Eine konservative Regierung würde die Staatsquote wohl eher<br />
noch weniger abbauen, auch wenn Kanther die Idee des<br />
schlanken Staates propagierte, weil die Sicherheit dem Ganzen<br />
im Wege stand und stehen wird. Und so wird es wohl auch bei<br />
einer Regierung Merkel sein, konservative Parteien setzen<br />
immer auf innere Sicherheit und Konservatismus. Im ersten<br />
beobachteten Impuls, der am Ende der Kohlzeit zur<br />
Jahreswende 97/98 einsetzte , zeigte sich eben nicht das<br />
Schlankermachen des Staates. Keine weiter steigenden Löhne<br />
der Staatsbeamten können wohl nicht als wirkliches<br />
Schlankermachen bezeichnet werden. Eine Winterdepression<br />
97/98 kurz vor dem Machtwechsel, dazu eine nicht lachende<br />
Regierung mit Sinn <strong>für</strong> konservative Dynamisierung und<br />
Entstaatlichung ((?) sehr merkwürdig),führte zu zusätzlichen<br />
Kräften in den Arbeitsämtern und Kurzzeitjobs in<br />
Abhängigkeit vom Arbeitsamt. Zusätzlich viele ABM<br />
Maßnahmen zum Schönen der Arbeitslosen-Statistiken.<br />
Eine deutliche Polarisierung zwischen Menschlichkeit und<br />
Technokratentum könnte Abhilfe schaffen und zu einem<br />
Aufwachen führen, wobei in den 20er Jahren ebenso ein<br />
spiritueller Erwachen-Prozess die Freikörpergesellschaft<br />
erzielen wollte und alternative Lebensformen propagierte und<br />
letztlich scheiterte und die Nationalsozialisten nach erstem<br />
Verbot dieser Freikörperkultur eben diese aus rassischer Sicht<br />
integrierte und nun propagierte Körperkult zur Pflicht des<br />
Bürgers und die 10 Gebote von Schirach zur Körperpflege der<br />
HJ zur Pflichtübung wurden.<br />
Fallende Börsen innerhalb der letzten Jahre (bis 2003) führten<br />
zu einem sich ärmer Fühlen innerhalb der Masse, weniger<br />
Konsum und dem Wunsch, dass der Motor der Deutschen<br />
Wirtschaft wieder anläuft. <strong>Das</strong> sich Arm fühlen unterstützt die<br />
132
Depression mit dem Leitsatz „uns geht es so schlecht“ und „wir<br />
sind die letzten beim Wirtschaftswachstum in Europa“,<br />
schmerzhafte Erfahrungen <strong>für</strong> das Wirtschaftswunderland. Dies<br />
trägt ebenso zum Minderwertigkeitskomplex bei, vollkommen<br />
unbegründet, schließlich bleibt Deutschland ist immer noch eine<br />
der größten Wirtschaftsmächte der Welt und<br />
Exportweltmeister, nur die Binnenkonjunktur lahmt. <strong>Das</strong> sich<br />
gesund sparen , spart uns eigentlich krank. Denn wenn nicht der<br />
private Verbrauch ansteigt, dann wird auch hier die Maschine<br />
prozentual größer am Gesamtsystem werden. Eben durch die<br />
„Vertalkung“ der Sender wurde die bisher größte<br />
Kaufzurückhaltung im Konsumgütermarkt seit Kriegsende mit<br />
all seinen Konsequenzen erreicht. Wie gesagt hat sich die<br />
Situation seit 2003/04 deutlich gebessert, steigende Börsen<br />
führten zu steigendem Wohlstand und positivem Denken.<br />
Jedoch saßen wir 2003 im riesen Loch und Tiefpunkt, was sich<br />
sehr deutlich im FAZ-Feuilletoninikator zeigte.<br />
Alternative Köpfe in den Vordergrund<br />
Der Präsident<br />
Die Präsidentialdemokratie wäre eine Alternative zur Situation.<br />
Jedoch ist der Präsident zu einem sehr schwachen Systemteil<br />
geworden, weil er medial schon sehr stark geschwächt wurde.<br />
Der Präsident ist medial zu 80 % getötet. Der Präsident hat eine<br />
Weihnachtsalibifunktion bekommen, hier lassen wir Ihn ins<br />
Programm aber sonst ist der Präsident nur noch sehr selten zu<br />
sehen. Aber warum berichten die Medien nicht mehr vom<br />
Präsidenten. Weil die Masse kein mediales Interesse am<br />
Präsidenten hat? Sicher taucht er noch in den Strickmagazinen<br />
<strong>für</strong> ältere Damen auf, aber das ist nicht genug.<br />
Wir leben in einer Mediengesellschaft und der mediale Tot ist<br />
genauso bedeutend wie der echte Tod.<br />
Ein Systemkollaps, wie wir ihn ohne Folgen bereits mehrere<br />
Male erlebt haben und der meiner Meinung nach bereits zu<br />
einem Paradigmenwechsel der Gesellschaft geführt hat, weil<br />
nach der Rückgewinnung der Stabilität keine Sanktionen oder<br />
moralische Kritik geäußert wurde, auch nicht vom Präsidenten<br />
selbst, so wurde er möglicherweise unglaubwürdig oder unnütz.<br />
Und es wurde nicht kritisch hinterleuchtet. Die Situation von<br />
Herzog Anfang 1998 zeigt alles deutlich. Herzog wurde als<br />
Person schwächer als sein Stab.<br />
Die Präsident wurde Anhängsel des Bundespräsidialamtes.<br />
133
Hinzu kam dieser merkwürdige Silvesterempfang Januar 1998<br />
von dem der SFB berichtete<br />
und bei dem ein hoher Freimaurer gemeinsam mit der<br />
Reporterin das Ereignis kommentierte,<br />
das ganze Ereignis schien farblos, ich sah keine ausländischen<br />
Gäste, wobei dies<br />
ebenso eine mediale Tötung gewesen sein kann und ich nur ein<br />
Rezipient dieses Schauspiels.<br />
Es wurde nicht kritisch hinterleuchtet, weil die Masse den<br />
Paradigmenwechsel über die Jahre nicht verfolgen konnte, weil<br />
er über mehrere Jahre ablief und somit eine schleichende<br />
Entwicklung war, die nicht nachvollziehbar war, da wir auch<br />
die medialen Jahresabschlüsse nicht benutzen können, ist<br />
überhaupt keine Entwicklung nachvollziehbar und somit keine<br />
Kritik möglich, weil zur Kritik überhaupt eine Gegenposition<br />
nötig ist, die nicht möglich ist, weil es keinen Anlass <strong>für</strong> Kritik<br />
gibt, geben kann, weil wir uns ja in der Nichtgeschichte<br />
befinden.<br />
Ein schwacher Präsident, eine zusätzliche Schwächung der<br />
Demokratie durch ein schwaches Parlament, eine sehr lange<br />
Pattsituation zwischen Bundestag und Bundesrat, eine<br />
schwache Regierung, eine in erster Linie kontraproduktive<br />
Opposition.<br />
Grosse Koalition<br />
Die voran gegangenen Negativimpulse traten dann auf, wenn<br />
von einer Großen Koalition die<br />
Rede war. Wie erklärt sich dies? Eine Große Koalition bedeutet,<br />
daß es nur noch eine schwache<br />
Opposition gibt. Da in den letzten 7 Jahren aber die Grünen mit<br />
der SPD regiert haben und<br />
die Grünen natürlich an einer Fortführung der Regierung<br />
interessiert war, konnten sie keine<br />
Angriffe starten, weil ja somit eine Fortführung gefährdet wäre.<br />
Schröder hat den<br />
letzten Negativimpuls nur deshalb ausgelöst, weil er Anfang<br />
Januar 2002 von einer<br />
Großen Koalition sprach. Er sprach von Ihr, weil die CDU eine<br />
deutliche Stimmenmehrheit bei der Sonntagsfrage hatte. Da wir<br />
uns in einer Medienlivegesellschaft befinden führte dies<br />
134
zu einer faktischen Akzeptanz einer Großen Koalition mit den<br />
Folgen einer Livekoalition.<br />
Jegliche Opposition verstummte. In diesem Zeitraum eines<br />
Monats oder etwas mehr<br />
gab es faktisch keine Opposition, da ja die FDP an einer<br />
Regierung mit SPD oder CDU<br />
interessiert war. Die Grünen an einer Fortsetzung mit der Spd.<br />
Eine Große Koalition wird immer als starke Allianz <strong>für</strong><br />
Deutschland bezeichnet,<br />
weil man hofft, daß dadurch die Probleme Deutschlands<br />
gemeinsam gelöst werden und somit<br />
eine Besserung der Situation eintritt. Eine Große Koalition<br />
bedeutet aber ebenso<br />
keine Opposition. Eine große Koalition begünstigt die<br />
Megamaschine deshalb, weil<br />
keine Kritik zu vernehmen ist und alles im Einklang gelöst<br />
wird. Eine Große Koalition bedeutet<br />
mehr Abstimmung miteinander und vor allem mehr Posten <strong>für</strong><br />
Jeden. Mehr Posten, mehr Personal, keine Kritik, mehr<br />
Verwaltung, mehr Maschine. Eine Rückgewinnung der Stärke<br />
Deutschlands durch eine Große Koalition ist in der jetzigen<br />
Situation ein Trugschluss,<br />
langfristig betreiben das Aus <strong>für</strong> eine Demokratie. Die gehegten<br />
Ängste, eine Große Koalition würde die Parteiränder und<br />
antidemokratischen Kräfte begünstigen teile ich nicht. Die<br />
Antifa und die Linken spielen ebenso keine Rolle wie die NPD.<br />
Die einzigen Begünstigen einer Großen Koalition wäre die FDP<br />
und die Grünen, wenn diese nicht beteiligt sind. Eigentlich ist es<br />
absurd von einer Gefahr <strong>für</strong> die Demokratie durch eben diese<br />
Gegenbewegung zu sprechen,<br />
die Größte Gefahr geht von der Großen Koalition selbst aus.<br />
Die Impulse:<br />
135
Erster wahrgenommener Negativitäts-Impuls<br />
Zeitraum Dez. 1997-März 1998<br />
Wir befinden uns zwischen den Jahren 1997 und 1998.<br />
Deutschland hatte Angst, unglaubliche Angst. Es herrschte eine<br />
Krise. Eine Kapitalmarktkrise, eine schwere Depression, die<br />
durch die Asienkrise ausgelöst wurde. Damals brachen die<br />
Währungen vieler asiatischer Währungen über Nacht ein. Es<br />
zeigte sich zusätzlich eine enorme Winterdepression, gepaart mit<br />
Erlösungssehnsüchten aller Art. Nach der positiv stabilisierenden<br />
Weihnachtszeit brach über Nacht in gewisser Weise über<br />
Silvester über Deutschland der Negativitätsimpuls ein.<br />
Wenn Sie die Impulsphasen genauer betrachten, so zeigten sich<br />
die Negativitätsimpulse anfänglich nur im Winter, da hier die<br />
Depression und Massenarbeitslosigkeit saisonal am größten ist,<br />
sowie die Dunkelheit und Kälte weitere negative Folgen hat.<br />
Auslöser der 97/98er Krise war wohl der so empfundene<br />
Stillstand, die Lähmung die das Land erreicht hatte, die<br />
Bewegungslosigkeit und natürlich die Dunkelheit und Kälte des<br />
Winters.<br />
Noch regierte das System Kohl. Ein konservatives System, das<br />
sich am Besten durch die Pfalz beschreiben lässt. Leichte Hügel,<br />
Wein, Saumagen und einen Patriarchen, der versuchte auch im<br />
Osten blühende Landschaften aufzubauen. Doch der „Aufbau<br />
Ost“ und der „Aufschwung Ost“ waren gescheitert und alle<br />
merkten es.<br />
Die Angst vor der Aussenwelt, die Angst vor Veränderung durch<br />
Globalisierung, die Deutschland in seiner Existenz zu bedrohen<br />
schien, zeigte sich ganz deutlich in einer Aktion.<br />
Der Auslöser war die Massenflucht der Kurden mit Booten nach<br />
Italien und so riegelte Kanther mit 10.000 Mann vorsorglich die<br />
Grenzen ab. Doch hier zeigte sich, dass es sich nur um eine<br />
enorme Angst vor der Aussenwelt handelte, denn es wurden 3<br />
Kurden aufgegriffen.<br />
Eigentlich war es die Angst vor der Welt, die Angst vor dem<br />
Übergreifen der Weltwirtschaftskrise, die Angst vor Veränderung<br />
und die Angst vor dem Neuen.<br />
Vergleichen wir dies mit dem Ende der Weimarer Republik, so<br />
sehen wir ähnliche Handlungsmuster. Die Angst eines<br />
konservativen Teils der Gesellschaft vor einem neuen Zeitalter,<br />
vor einem technisch geprägten Zeitalter, das dann um so stärker<br />
von den Nazis eingeführt wurde, obwohl sie Deutschland mit<br />
ihrer Blut und Boden Ideologie und Verfechter des<br />
136
Konservatimus angeblich retten wollten.<br />
Am Ende der Weimarer Republik herrschte eine enorme Angst<br />
vor einer ungewissen Zukunft, denn die Gesellschaft entwickelte<br />
sich von einer hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten Kultur<br />
hinein ins Industriezeitalter. Die Weltwirtschaftskrise verstärkte<br />
diese Ängste enorm. Neue Verfahren und Arbeitsabläufe, sowie<br />
eine sich total verändernde Arbeitswelt mit<br />
Massenarbeitslosigkeit und futuristisch geprägter<br />
Zukunftsvisionen, die Visionen des faschistischen Italiens und<br />
Entwicklungen in der SU bestimmten das Denken der Menschen<br />
Ende der Zwanziger und Anfang der Dreißiger Jahre.<br />
Für die Masse verwirrende Entwicklungen , wie etwa innerhalb<br />
der Kunst der Weimarer Republik, unter anderem Bauhaus ,<br />
Dada und generell abstrakte Elemente wurden von einer<br />
wachsenden Masse als entartet und jüdisch abgelehnt.<br />
Man wollte die Geschichte zurückdrehen und sehnte sich daher<br />
nach Ordnung, Arbeit und Stärke. Hinzu kam der Versailler<br />
Vertrag, die Knechtung und zusätzliche Schwäche Deutschlands,<br />
die in irgend einer Weise überwunden werden sollte und<br />
schließlich zu Hitler führte.<br />
Anteil an einer Körper betonten Gesellschaft hatte wohl auch der<br />
neue Körperkult, der sich aus der aufkommenden<br />
Freikörperkultur und Masseninszenierungen im Theaterbereich<br />
wie z.B. „Erwache“ und im Zusammenhang mit dem<br />
Ausdruckstanz herausbildete. Hier der noch spielerische Umgang<br />
mit Nacktheit, Sport und heidnischen Okkulten von<br />
verschiedenartigen mystischen Gruppierungen und<br />
Weltanschauungen sowie eine Konzentration auf „Sonne“ und<br />
Kraft, die später zu einer arischen Gesinnung werden sollte.<br />
Die Körperkultur bildete schon Ende der zwanziger Jahre einen<br />
Gegenpol zur abstrakten Kunst, wobei gerade in den Anfängen<br />
der Körperkultur diese durch ganzheitliche Künstler, wie zum<br />
Beispiel Adolf Koch fördernd praktiziert wurde.<br />
Die Nationalsozialisten als Bewahrer der Deutschen Kultur<br />
griffen diese Themen ebenso auf und boten mit ihrer<br />
rückgewandten Blut und Boden Ideologie (Nährstand) stabile<br />
Elemente. Noch wurde der Körperkult besonders von Goebbels<br />
als verwerflich abgelehnt, was sich Mitte der 30er Jahre ändern<br />
sollte, als das Regime anfing, die Körperlichkeit dem NS-<br />
System dienlich zu machen. Als Mittel der Volkshygiene wurde<br />
auch die weibliche Fruchtbarkeit <strong>für</strong> das Vaterland staatlich<br />
vereinnahmt. Gerade die Freikörperkultur mit ihrem<br />
nationalsozialistischem Verfechter Hans Suren, ein Kopierer<br />
137
von Adolf Koch, der ins KZ kam, propagierte in seinem Werk<br />
Mensch und Sonne die Körpererziehung und den Akt. Dieser<br />
entwickelte sich bald darauf zu einer nordisch arischen<br />
Gesinnung, mit allen damit verbundenen Entwicklungen wie<br />
unwertem Leben, Übermensch und Tiermensch bzw.<br />
Untermensch bis hin zum Lebensborn und zur<br />
Sklavenwirtschaft ab 1941<br />
Die Partei be<strong>für</strong>wortete eine allgemein verständliche<br />
rückbezügliche und damit realistischen Biedermaier -Kunst , die<br />
gegen die Moderne antrat.<br />
Dem verlorenen Einzelnen gab die Partei einen festen Platz innerhalb<br />
einer strengen Ordnung und somit Sicherheit. Sicherheit in einer<br />
Gruppe mit Disziplin, Hierarchie und Befehlsstruktur. Die SA wuchs zu<br />
ideologischen Armee der Millionen heran.<br />
1998, der erste Impuls<br />
Die 1998er Entwicklung zeigte enorme Parallelen zu den<br />
Endzwanzigern, es herrschte eine Weltwirtschaftskrise.<br />
Und auch hier kam es zu einer Veränderung der Arbeitswelt.<br />
Hier der Schritt von einer national bestimmten<br />
Industriegesellschaft zu einer globalen<br />
Kommunikationsgesellschaft in der Krise. Besonders die<br />
deutsche Angst gegenüber dem Weltmarkt in eine hintere<br />
Position abzurutschen, die enorme Massenarbeitslosigkeit in<br />
Deutschland und der empfundene Stillstand bildeten einen<br />
explosiven Cocktail. Hinzu kamen noch irritierende futuristische<br />
Elemente wie das Klonen und andere Gesellschafts- verändernde<br />
Zukunftsperspektiven, gerade in der Medizin und<br />
Computertechnik, sowie ein beängstigender Verlust an sozialer<br />
Sicherheit durch den Abbau von Sicherungs- und<br />
Sozialsystemen.<br />
Die Kompensation von sozialer Sicherheit erfolgte dann durch<br />
den übertriebenen Aufbau von inneren Sicherheitssystemen.<br />
Der Wellnessbereich und Faktor spielt ebenso eine große Rolle.<br />
Die Angst durch den großen Lauschangriff überall abgehört<br />
werden zu können tat ein übriges, die Masse unruhig und<br />
paranoid werden zu lassen. Gerade im Januar 1998 wurde ein<br />
weiterer Begriff eingeführt, der <strong>für</strong> zusätzlicher Verwirrung<br />
sorgte – der Dritte Weg.<br />
Bei einer Konferenz in London sah man die Möglichkeit diesen<br />
„dritten Weg“ zu gehen, was auch immer dies war, denn der<br />
darüber berichtende Reporter konnte nicht feststellen, was damit<br />
138
gemeint war, denn die Konferenzteilnehmer hielten sich bedeckt<br />
und das bedeutete viel Spielraum <strong>für</strong> Interpretationen jeglicher<br />
Art. War der dritte Weg vielleicht der nationale oder europäische<br />
Sozialismus, damals wusste man es noch nicht.<br />
Die beschriebene Winterdepression paarte sich zusätzlich mit<br />
Erlösungssehnsüchten aller Art, auch eine Parallele zu den<br />
Endzwanzigern und deren extreme Endzeitstimmung.<br />
Die Deutschen hatten Anfang 1998 eine Depression und eine<br />
Psychose, eine Massenpsychose, die hauptsächlich durch den<br />
Lauschangriff und durch die dadurch entstandene Angst vor dem<br />
großen Bruder und dem allwissenden Staat verursacht wurde.<br />
Noch herrschte kein Wahlkampf und dieser Wahlkampf zur<br />
Bundestagswahl 1998 sollte noch länger auf sich warten lassen.<br />
Die gemachte Revolution<br />
Im Sinne der traditionell orientierten pfälzischen Kohl-Politik<br />
war auch die Kulturpolitik eine Politik der Klassik und des<br />
Biedermeiers.<br />
Gerade in diesem Jahr wurde mit viel staatlichem Aufwand durch<br />
die Regierung das ganze Land mit Ausstellungen zur Revolution<br />
1848 überzogen und der 150 jährige Geburtstag der Revolution<br />
gefeiert.<br />
Man kann sagen, dass es im Jahre 1998 zu einer<br />
Mythologisierung der Geschichte kam, zu einer Verklärung der<br />
Gegenwart durch die Penetranz des Themas der Revolution und<br />
durch die zahlreichen Ausstellungen und Volksfeste <strong>für</strong> die<br />
Masse.<br />
Canetti sagt in einem Volksfest feiert sich die Masse selbst, sie<br />
wird zur Masse durch die Masse. Sie hat es geschafft, das Ziel<br />
erreicht. Die Masse wird groß und stark, immer größer und<br />
stärker, durch sich selbst. Die 1848 er Revolution führte zur<br />
1998er Revolution.<br />
Hier also begann eine neue Revolution, ein neues Wir Gefühl<br />
entstand auch deshalb, weil es noch keinen Wahlkampf gab, und<br />
das Volk durch ein neues Wirgefühl geeint wurde, geeint <strong>für</strong><br />
Deutschland, in einer eingebildeten Allianz <strong>für</strong> Deutschland, in<br />
der die Unterschiede der Parteien keine wirkliche Bedeutung<br />
mehr hatten, um die Stärke wieder herzustellen.<br />
Jedoch besteht die Zwiespältigkeit darin, dass neben den<br />
klassischen rückgreifenden Elementen wie Kultur und<br />
Inszenierung der Kunst die modernen Medien propagiert wurden,<br />
jedoch aber nicht als freizugängliches demokratisches Mittel,<br />
sondern als Machtinstrument, politisches Instrument und<br />
139
gesundheitliches Element.<br />
Eine Kombination aus Neuen Medien und Traditionalismus<br />
entstand.<br />
Klassische Kunst, Verfremdung, Hightec, und Romatisierung.<br />
Daher wurde auch das Stück Speer in Berlin fälschlich<br />
interpretiert.<br />
Es gab eine Diskussion die in 3 Sat live übertragen wurde, eine<br />
Diskussion zum Stück „Speer“, welches in Berlin aufgeführt<br />
wurde.<br />
Die Intension das Stück aufzuführen war sicher eine gut<br />
gemeinte, den Mythos Speer darzustellen, der seinem Ziehvater<br />
Hitler die Modelle von Germania zeigte, wie Vater und Sohn und<br />
auch die Zwiespältigkeit eines Architekten, der später als<br />
Rüstungsminister zu einem der mächtigsten Männern des NS-<br />
Staates wurde und auch Mittelbau Dora besucht hatte. Hier bei<br />
dieser Aufführung zeigte sich das Paradox zum ersten Mal.<br />
Brandauer wie wir Ihn kennen, kritisch und gut. Neben ihm saß<br />
Dürr, der ehemalige Bahnchef, der später im EXPO Team <strong>für</strong> die<br />
Jugend der Welt zuständig war, ohne Kritik wohlgemerkt, und er<br />
sagte als er nach Auschwitz gefragt wurde. „Er hätte die Züge<br />
nach Auschwitz abfahren lassen. Fahrplanmäßig – als Bahnchef<br />
wohlgemerkt. Ich glaube, dass diese<br />
Veranstaltung völlig falsch interpretiert wurde, die Masse hat es<br />
nicht verstanden, die Masse sah in Speer einen guten Nazi, der<br />
doch nur zum größten Architekten seiner Zeit werden wollte.<br />
Und da nie Kritik an Dürr und seiner Antwort geübt wurde, so<br />
gab es ein Beispiel <strong>für</strong> einen unsanktionierten Fehler. Noch ein<br />
kleiner Fehler.<br />
Gegenüber des Spielortes des Stückes Speer wurde ein medialer<br />
„Krieg der Bilder“ im Deutschen Historischen Museum geführt.<br />
Dieser Krieg der Bilder wurde dann auch im Stern ausgetragen.<br />
Zusätzlich zur Revolution unterstützten öffentlichen Gelöbnisse<br />
das neue Wirgefühl.<br />
Deutschland wurde stark und fühlte sich stark, nicht zuletzt durch<br />
eine Mythologisierung der Geschichte selbst. Eine gemachte<br />
Revolution, mehr nicht.<br />
Die Bs kämpften gegen die Ks. Oh wie schön war Brecht, der B-<br />
Faktor.<br />
Brecht hatte Geburtstag und er brachte etwas Positivität in den<br />
Medienraum.<br />
Um aber weiter nach vorne gehen zu können, musste man sich<br />
befreien und so befreite man sich eine Zeit lang von der<br />
pluralistischen Demokratie eines Mehrparteienstaates. Auch<br />
140
wenn diese Parteien alle ihre eigenen Interessen und<br />
Ausrichtungen hatten, das Volk sah nur ein großes Wir. Wir<br />
werden es schaffen, wenn wir alle zusammen halten. Wir werden<br />
wieder groß und stark. Somit wurde die Bewegung als<br />
Gegenstück zur Lähmung und den Stillstand als positiv und gut<br />
angesehen, und das war sie wohl auch. Jedoch war es keine<br />
rationale Phase des Überlegens, sondern eine Phase des Rausches<br />
und der Visionen.<br />
Ich nenne sie die durch die sportlich und wellness orientierte<br />
Episode die blaue Phase.<br />
Um sich weiter zu befreien musste man unnötigen Ballast<br />
abwerfen. Und diese Befreiung zeigte sich in einem<br />
übertriebenen<br />
Reinigungsbewusstsein und einem sportlich orientierten<br />
Fitnessprogramm <strong>für</strong> Staat und Volk. Kanther wollte den Staat<br />
schlanker machen. Doch war es ein verbissener Kampf um<br />
Machterhalt vor der Wahl, eine Regierung ohne Lächeln. Kanther<br />
sprach im Bundestag kurz nach Silvester, dass es von nun an um<br />
Leben und Tod ginge, in welchem Zusammenhang, kann ich<br />
ihnen nicht mehr sagen.<br />
Ein Fitnessprogramm auch <strong>für</strong> die Seele.Diese Fitnessprogramme<br />
nahmen überhand. Und hier ging die Seele das erste Mal baden.<br />
Gerade im Kunstbereich zeigten sich in den Feuilletons erste<br />
Tendenzen des Zerfalls. Da wurden Badelatschen von Berliner<br />
Kunststudenten auf dem Bahnhof Zoo ausgestellt und Chlor<br />
ausgebracht, um die Badeatmosphäre zu erhöhen, wohlgemerkt<br />
sponserte neben der Bahn auch die Firma Rentokill.<br />
<strong>Das</strong> System sollte also schlank und fit gemacht werden und somit<br />
wuchs die Angst bei den Angestellten des Staates vor weiterer<br />
Veränderung. Besonderes Augenmerk gilt der neuen Sprache wie<br />
dem Humankapital als Unwort des Jahres, Alter gleichgesetzt mit<br />
Abfall und den Koordinierungsausschüssen, die in jeder<br />
erdenklichen Situation die Dinge koordinieren sollten.<br />
Eine wichtige Rolle in der blauen Phase spielte der Sport und die<br />
olympischen Spiele, die in dieser Zeit stattfanden.<br />
Sport , Spitzensport, Erfolge auf sportlicher Ebene zur Stärkung<br />
des Wir-Gefühls. Deutschlands neue Stärke war bei Olympia zu<br />
bewundern. Und je länger das Deutsche Ringen um Gold ging, je<br />
mehr sich das Bild eines schönen stählernen Menschen als neues<br />
Ideal bewährte, um so mehr liefen wir vollgepumpt auf dem<br />
kurzen Gang in der Psychiatrie in Klingenmünster immer wieder<br />
auf und ab, aufgebläht von Medikamenten, eben nicht diesem<br />
Ideal entsprechend und hofften auf Besserung und warteten auf<br />
den Tod.<br />
141
<strong>Das</strong> K-System war eine süddeutsche Erfindung.<br />
Es kommt aus dem schwäbischen Raum, weniger aus dem<br />
Norden. Kohl hatte sich ein Umfeld geschaffen, welches<br />
süddeutsch geprägt war. Im süddeutschen Raum zeigte sich<br />
besonders ein regionaler Reinigungszwang, der aber auch in<br />
Berlin um sich griff.<br />
Es war ein System der Saubermänner und Putzteufel, das aus sich<br />
selbst entstand.<br />
Nachdem Kanther sich durch die Flucht der Kurden 1998 nach<br />
Italien und angeblich auch nach Deutschland in die Außenpolitik<br />
Kinkels einmischte mußte sich Kinkel neu profilieren.<br />
Und Kinkel profilierte sich systemkonform. In Albanien<br />
angekommen gab der den Albanern eine „Injektion“ gegen den<br />
Müll, der dort Überhand nahm, wie der deutscher Reporter<br />
schilderte. Eine Injektion, das neudeutsche Wort <strong>für</strong><br />
Entwicklungshilfe<br />
Injektionen sind sicher sehr hygienisch, aber die Wortwahl<br />
erinnert mich doch sehr an ein Industriewort. Unter dem<br />
Schlagwort „gesundheitspolitische Zeitbombe“ kämpfte er dann<br />
im Jahre 2000 <strong>für</strong> die Jugend. Er besuchte das Karlsruher<br />
Sportinstitut und sieht in der „Vernachlässigung des<br />
Schulsports...eine gesundheitspolitische Zeitbombe“, als<br />
sportpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfunktion.<br />
„Wenn der Schulsport weiter so im argen liegt, werden wir bald<br />
auch keinen Spitzensport mehr haben“, so der FDP-Politiker.<br />
Weil er sich um den körperlichen Zustand der Bürger sorge,<br />
be<strong>für</strong>chte er hier eine „Gesundheitszeitbombe“. Man kann<br />
durchaus die Frage stellen, wer hier die Zeitbombe ist.<br />
Besonders bemerkenswert auch, dass die Verfassungsbeschwerde<br />
abgeschafft werden sollte. Nach Anfrage beim<br />
Bundesverfassungsgericht musste ich leider feststellen, dass man<br />
selbst dort kein Grundgesetz bekommt, man soll es sich im<br />
Buchhandel kaufen.<br />
Eine neue Jugend sollte das Land bekommen. Sehen wir uns den<br />
Film die Apothekerin an und analysieren wir ihn, er steht<br />
stellvertretend <strong>für</strong> den ersten Impuls und die blaue Phase, Zeit<br />
der Visionen, wie ich sie nenne , auch optisch, <strong>für</strong> mich war es<br />
der erste Impuls, mag sein, dass es vorher weiter Impulse gab,<br />
ich habe sie nicht wahrgenommen. Blau war die vorherrschende<br />
Farbe, es zeigte sich deutlich ein Reinigungszwang.<br />
Er wurde von Kanther mit dem Bundesfilmpreis (?)<br />
ausgezeichnet. Hier erkennen wir etliche<br />
„Entsorgungshandlungen“ und am Ende steht der Spruch der<br />
142
mordenden Apothekerin: Ich bin ein Adler und kreise am<br />
Himmel, um jederzeit wieder herabstoßen zu können. Er beendet<br />
den Film.„72 Stunden ohne Kompromiss “ wurde im Jahre 98 als<br />
doch sehr erbarmungslose Veranstaltung der Kirche begonnen.<br />
72 Stunden ohne Kompromiss bedeutete eine selbst gewählte<br />
gemeinnützige Tätigkeit innerhalb von 72 Stunden<br />
durchzuführen. <strong>Das</strong> Wort Koordinieren und<br />
Koordinierungsausschluss<br />
bekam eine sehr große Bedeutung, alles schien koordiniert. Neue<br />
Visionen als Realitätsersatz.<br />
<strong>Das</strong> neue Wirgefühl zeigte sich recht schnell in den Medien.<br />
So war man froh, dass es wieder ein neues Passagierschiff, die<br />
„Deutschland“ gab, mit der man neuen unbekannten Gefilden<br />
entgegenfahren konnte, Würth war der Visionär im Faz-<br />
Feuilleton Magazin geworden, der Transrapid wurde als neue<br />
Vision politisch ausgewertet, die Visionen häuften sich.<br />
Es gab mehrere verschiedene Gruppen, wie Arbeitslose und auch<br />
die Gewerkschaften, die sich zur Supergewerkschaft verbunden<br />
hatten, um<br />
erfolgreicher bestehen zu können, was zu mehreren großen<br />
Demonstrationen gegen die Regierung führte.<br />
Kanther kam in die Defensive.<br />
Gegen die Gelöbnisse und besonders das geplante öffentliche<br />
Gelöbnis in Berlin formierte sich der Widerstand.<br />
Ein großer Streik beendete das Staat schlanker machen und so<br />
blieb alles beim alten, denn der Wahlkampf stand vor der Türe.<br />
Die blaue Phase nahm jäh ein Ende, als dann endlich der<br />
Wahlkampf begann, am Aschermittwoch war mit einem Schlag<br />
alles vorbei, die Parteien begannen den Wahlkampf, das Wir<br />
teilte sich wieder auf, in unterschiedliche Parteien und politische<br />
Bestrebungen und Richtungen.<br />
Als dann die Niedersachsenwahl beendet war und Schröder einen<br />
klaren Sieg erzielt hatte brach die blaue Phase entgültig ab. Es<br />
war wie ein Befreiungsschlag und diese doch ersichtliche Lösung<br />
des Massenzustandes zeigte sich sofort in der Elefantenrunde<br />
nach der Wahl, man schaltete direkt zu dem Interview mit<br />
Schröder und ließ die Elefanten warten. Und die Unionsvertreter<br />
empörten sich und verließen das Studio, so etwas hat es noch<br />
nicht gegeben. Die blaue Phase endete spektakulär.<br />
Als die Allianz <strong>für</strong> Deutschland medial vertreten wurde, unter<br />
anderem im Stern, in dem es ein doppelseitiges Bild mit dem<br />
Titel „die Schlacht um Bonn“ gab, mit Ross und Reiter standen,<br />
Säbel und Schärpen standen sich die Lager gegenüber, nicht so<br />
weit entfernt voneinander und im Text waren alle Positionen<br />
143
vermischt, es war ein aufwendig gestaltetes historische Gemälde,<br />
ein Wirwunsch, so wurde ein eher lächerliches zweites Gemälde<br />
nach der Wahl gemalt, das die Darstellung des ersten Gemäldes<br />
ins Absurde zog. Der Maler verunglimpfte sich selbst, alles<br />
schien auf einmal nicht mehr Ernst gemeint.<br />
Jedoch besteht die Schizophrenie darin, daß neben den<br />
klassischen rückgreifenden Elementen wie Kultur und<br />
Inszenierung der Kunst die modernen Medien propagiert wurden,<br />
jedoch aber nicht als freizugängliches demokratisches Mittel,<br />
sondern als Machtinstrument, politisches Instrument und<br />
gesundheitliches Element.<br />
Klassische Kunst, Verfremdung, Hightec und Romatisierung,<br />
das sind die Schlüsselbegriffe des ersten Impulses und .<br />
das ganze System ist abgestürzt, einfach so über Nacht, von<br />
Heute auf morgen, quasi über Silvester und am Aschamittwoch<br />
war alles wieder vorbei.<br />
Es gab aufrichtige Menschen, die <strong>für</strong> die Demokratie im Jahre<br />
1998 kämpften und dennoch hatte eine Minderheit die Masse so<br />
manipuliert, daß sie mitliefen. Erwähnenswert sind die<br />
Gewerkschaften und paradoxerweise die Müllabfuhr.<br />
Wenn nicht die damalige Opposition, die SPD auf Sieg gesetzt<br />
hätte, wenn nicht ein Aufatmen nach der Niedersachsenwahl<br />
gewesen wäre.<br />
Und ich wäre fast draufgegangen, als ein Teil der unsauberen<br />
Jugend, die man erziehen musste und in der Psychiatrie um<br />
mein Leben kämpfte.<br />
Aber warum glaubten die Masse an den Zweiten Weltkrieg. Wir<br />
schrieben das Jahr 1998. Erstens durch das Paradox selbst und<br />
zweitens da es zu einer Mythologisierung der deutschen<br />
Geschichte kam. Jede Diktatur versucht mit Mythologisierung<br />
ihre eigene Größe zu erhöhen. Erst wird die geschriebene<br />
Geschichte gelöscht, dann wird die neue Geschichte eingefügt,<br />
die die Vorgänge der Vergangenheit im Sinne der Diktatur<br />
verklären und erklären. Somit wird die Diktatur, auch wenn sie<br />
erst jung geboren wurde historisch älter.<br />
Die Mythologisierung der Geschichte war im Jahre 1998 fast<br />
gleichartig. Die 1848`er Revolution, von Kanther, Kohl und<br />
Herzog propagiert und ein paar Volksfeste <strong>für</strong> die Masse.<br />
Canetti sagt in einem Volksfest feiert sich die Masse selbst, sie<br />
wird zur Masse durch die Masse. Sie hat es geschafft, das Ziel<br />
erreicht. Die Masse wird groß und stark, immer größer und<br />
144
stärker, durch sich selbst. Die 1848 er Revolution führte zur<br />
1998 er Revolution.<br />
Und diese Revolution ging so weit, dass der Bürgermeister der<br />
Stadt Idar Oberstein forderte, die Stadt zur Hauptstadt der<br />
Deutschen Artellerie zu machen.<br />
Canetti sollten wir im Bezug auf die Megamaschine etwas<br />
genauer betrachten, denn Canetti sieht im Nationalsozialismus<br />
eine dynamische Entwicklung, von der Kernzelle, der NSDAP<br />
Anfang der zwanziger Jahre, deutlich mit dem Begriff der<br />
Bewegung beschrieben, hin zu einer Massenbewegung.<br />
Bewegung trifft es auf den Punkt. Der Nationalsozialismus ist<br />
nach Canettis Massebegriff ein durch sich selbst wachsendes<br />
Massengebilde, sozusagen ein schwarzes Loch. Es wuchs von<br />
der Kern und Keimzelle uber die Strasse, über den Staat bis zu<br />
einer Weltmacht und Stalingrad steht stellvertretend <strong>für</strong> den<br />
Wendepunkt bis zum totalen Untergang und Kollaps. 1998 trat<br />
zum ersten Mal, wie ich es sehe der Reinigungszwang auf, der<br />
dazu führte , dass das Amt <strong>für</strong> Abfallwirtschaft der Stadt<br />
Bottrop einen Transporter <strong>für</strong> den Abtransport von Ausländern<br />
suchte, wenn es sich dabei nicht um eine Faschmedlung handelt<br />
Kanther, zwanghafte Gedanken<br />
Kanthers Sicherheitswahn zeigte sich besonders bei der<br />
schwächsten Gruppe, den Asylbewerbern.<br />
"<strong>Das</strong> Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist ein<br />
Menschenrecht, das <strong>für</strong> alle Bewohner der Bundesrepublik gelten<br />
muß", stellt die Humanistische Union (HU) fest. Der HU-Ortsverband<br />
Marburg tritt deshalb den Plänen des Bundesinnenministers Manfred<br />
Kanther entgegen, eine elektronische Chipkarte zur minutiösen<br />
Überwachung von Asylbewerbern einzuführen. DEN Magistrat und<br />
die Bürger fordert die Menschenrechtsorganisation auf, diesem<br />
diskriminierenden und undemokratischen Vorhaben entgegenzutreten.<br />
18 Positionen soll diese "Asylanten-Card" speichern. Sie soll<br />
festhalten, wann ein Asylbewerber sein Wohnheim betritt oder<br />
verläßt; daneben sollen auf ihr beispielsweise aber auch alle<br />
Zahlungen vermerkt werden, die der Karteninhaber erhalten hat.<br />
Durch die neue Chipkarte will der Bundesinnenminister dem Staat<br />
einen lückenlosen Überblick über alle Aktivitäten der Asylbewerber<br />
verschaffen.<br />
Nach Auffassung von Datenschützern verstößt diese Karte gegen das<br />
"Volkszählungs-Urteil" des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr<br />
1983. <strong>Das</strong> darin verankerte "Grundrecht auf Informationelle<br />
145
Selbstbestimmung" gilt nach Ansicht der Humanistischen Union <strong>für</strong><br />
alle Menschen, die in Deutschland leben. Der HU drängt sich - so ihr<br />
Ortsvorsitzender Franz-Josef Hanke - der starke Verdacht auf, daß<br />
Kanther mit dieser "Asylanten-Card" nur "an den schwächsten<br />
Gliedern der Gesellschaft ausprobieren will, wie er mißliebige<br />
Bevölkerungsgruppen und damit letztlich alle Bürger effizient<br />
überwachen kann".<br />
Der Brisanz seines Vorhabens sei sich der Minister durchaus bewußt.<br />
Um dessen "Akzeptanz" zu verbessern, habe er eine Studie bei dem<br />
Sozialwissenschaftler Arno Kloenne und eine weitere Untersuchung<br />
bei einer Consulting-Firma in Auftrag gegeben, die einem großen<br />
Chipkarten-Hersteller gehört. Dieser Aufwand veranlaßt die HU zu<br />
der Sorge, daß nach den Asylbewerbern auch andere Menschen in den<br />
zweifelhaften "Genuß" derartiger Überwachungskarten kommen<br />
könnten.<br />
"Bei Asylbewerbern kann Kanther noch am ehesten auf Beifall aus der<br />
Bevölkerung rechnen, wenn er sie mit seiner solchen Chip-Karte zu<br />
potentiellen Verbrechern abstempelt", erklärt dies Humanistische<br />
Union. Dabei sei diese kleine Plastikkarte "eine ausgeklügeltere Form<br />
der elektronischen Fußfessel". Ebenso wie die "Elektronische<br />
Fußfessel" biete auch die "Asyl-Card" die Möglichkeit, Bürgerinnen<br />
und Bürger einer unüberprüfbaren Dauer-Beobachtung auszusetzen.<br />
Der HU-Ortsverband Marburg fordert Magistrat und Landesregierung<br />
auf, diese verfassungsfeindliche Chipkarte weder auszuteilen noch<br />
anzuwenden. Bürgerinnen und Bürger könnten der ministeriellen<br />
Pauschal-Vorverurteilung entgegentreten, indem sie Asylbewerbern<br />
offen und freundlich begegneten.<br />
"Wer aus seinem Heimatland fliehen mußte, weil er dort politisch<br />
verfolgt wurde, der verdient unsere Solidarität und unseren Respekt",<br />
meint Hanke. "Die Kanther-Card mutet indes an wie eine Fortsetzung<br />
der Verfolgung auf anderer Ebene."<br />
Dem Bundesinnenminister geht es nach Ansicht des Bürgerrechtlers<br />
mit seinen Aktivitäten in den letzten Monaten - beginnend mit dem<br />
"Großen Lauschangriff" über eine Verschärfung der Schleppnetz-<br />
Fahndung und die Gen-Datenbank , die neuerdings auch Ladendiebe<br />
dingfest machen soll, bis hin zur "Asylanten-Card" - allein um ein<br />
Einschmeicheln bei reaktionären Wählerkreisen. Immer wieder habe<br />
der Bundesinnenminister seine Anschläge auf Meinungsfreiheit und<br />
Datenschutz mit einer angeblichen Gefährdung des Staates durch das<br />
"Organisierte Verbrechen" begründet . Die größte Gefahr <strong>für</strong> die<br />
Demokratie in diesem Lande ist nach Ansicht des HU-Vorsitzenden<br />
jedoch Manfred Kanther selbst!<br />
http://www.hu-marburg.de/hu-pm998.htm<br />
146
Der zweite Impuls Januar 1999<br />
Der zweite Impuls trat wieder im Winter auf, ungefähr Januar<br />
1999, Auslöser hier mitunter Koch mit seiner<br />
Unterschriftenkampagne gegen Ausländer.<br />
In diesem Impuls zeigte sich eine mediale Begeisterung <strong>für</strong><br />
Technik der neusten Generation, wie Infrarotaufnahmen von<br />
Gebäuden und der Hang zum digitalen Operationssaal, sowie in<br />
der Monde Diplomatique<br />
Leichenhafte Wachsfiguren und im Stern, Leichen zum Essen,<br />
über Scholadenfiguren und im Stern typische<br />
Megamaschinenbilder und der Hang zum Nichtleben nahm<br />
überhand.<br />
Wahrscheinlich blieb dieser Impuls aber durch den noch kurz<br />
zurückliegenden Regierungswechsel und die neue Regierung<br />
SPD/Grüne nur ein schwacher Impuls<br />
147
Der dritte Impuls, Mai bis Juni 2000<br />
Dieser Impuls war von seiner Stärke her ein starker Impuls, und<br />
war der erste Sommerimpuls. Gerade im Faz<br />
Feuilletonindikator zeigten sich alamierende Warnzeichen<br />
Der 11.September 2001 und die Folgen<br />
Prof. Dr. Berthold Meyer ist Politikwissenschaftler an der Hessischen Stiftung <strong>für</strong><br />
Friedens- und Konfliktforschung (HSFK; www.hsfk.de) und lehrt an der Universität<br />
Marburg. Der vorliegende Beitrag erscheint voraussichtlich im Sommer 2002 in dem<br />
Band "Ground Zero - Friedenspolitik nach den Terroranschlägen auf die USA", hrsg.<br />
vom Österreichischen Studienzentrum <strong>für</strong> Frieden und Konfliktlösung, Agenda-Verlag.<br />
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Innere-Sicherheit/meyer.html<br />
Hier wurde auch schon in den 1960er Jahren damit begonnen, Grundrechte im<br />
Zusammenhang mit der Notstandsverfassung einzuschränken. In den 1970er Jahren<br />
wurden Bestimmungen gegen Terrorismus und Extremismus in die einschlägigen<br />
Gesetze aufgenommen. Auch danach wurde unter der Zielsetzung, gegen die<br />
organisierte Kriminalität besser gewappnet zu sein, weitere Einschränkungen von<br />
Bürgerrechten vorgenommen. Dies gipfelte darin, in den 1990er Jahren das<br />
Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung <strong>für</strong> den "großen Lauschangriff"<br />
auszuhöhlen, und führte erst drei Monate vor den Anschlägen zu einer<br />
Befugniserweiterung <strong>für</strong> den Bundesnachrichtendienst beim Abhören von Telefonaten.<br />
(10)<br />
Diese unterschiedlichen Gesetzeslagen hätten erwarten lassen, dass es in Deutschland<br />
anders als in den USA keinen Nachholbedarf bei der Gesetzgebung zur innerer<br />
Sicherheit gäbe. Doch weit gefehlt:<br />
Die Sofortmaßnahmen und das Sicherheitspaket I<br />
Im Einvernehmen zwischen dem Bundesinnenministerium und den <strong>für</strong> das<br />
Polizeiwesen zuständigen Innenministerien der Länder wurde zunächst die in den<br />
Zeiten des RAF-Terrorismus in die Strafprozessordnung aufgenommene<br />
Rasterfahndung in den meisten Bundesländern reaktiviert, um die Hintermänner und<br />
Helfershelfer der vor dem 11. September unauffällig in Deutschland lebenden<br />
Attentäter aufzuspüren. (11) Die Länder begannen zugleich damit, die Aufstockung<br />
ihrer Polizeiapparate vorzubereiten. Genau einen Monat nach den Anschlägen beriet<br />
der Deutsche Bundestag in erster Lesung das so genannte "Sicherheitspaket 1". Es<br />
beinhaltete zum einen die Streichung des Religionsprivilegs aus dem Vereinsrecht.<br />
Dies war schon vor dem 11. September von der Bundesregierung vorbereitet worden,<br />
um Vereinen den staatlichen Schutz zu entziehen, die unter dem Deckmantel der<br />
Frömmigkeit extremistische Aktivitäten entfalten wie z.B. die islamistische<br />
Gruppierung des "Kalifen von Köln", Metin Kaplan. Zum anderen wurde in diesem<br />
Paket vorgesehen, das Strafgesetzbuch um einen § 129b zu ergänzen, mit dem es<br />
zusätzlich zur Bildung einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung im Inland<br />
(§§ 129 und 129a StGB) auch strafbar sein wird, einer solchen Vereinigung mit Sitz<br />
im Ausland anzugehören. Bisher war eine Strafverfolgung nur möglich, wenn die<br />
entsprechende Gruppe auch einen organisatorischen Ableger im Inland unterhielt. Der<br />
letzte Bestandteil des Pakets war eine Änderung der Strafprozessordnung, um die<br />
zunächst bis Ende 2001 befristete Möglichkeit, von Netzanbietern <strong>für</strong> Telefone<br />
Auskünfte über Telekommunikationsverbindungen zu erlangen (§ 12 des<br />
Fernmeldegesetzes) bis Ende 2004 zu verlängern. Alle diese Maßnahmen fanden eine<br />
breite Zustimmung im Bundestag und nur den Widerspruch einzelner Abgeordneter<br />
148
von Bündnis 90/Grüne sowie der PDS.<br />
<strong>Das</strong> Sicherheitspaket II<br />
In dem von Bundesinnenminister Schily unmittelbar danach vorbereiteten<br />
"Sicherheitspaket II", das im Entwurf vom 2. November 2001 achtzig Seiten umfasst,<br />
sollten "zahlreiche Sicherheitsgesetze ... der neuen Bedrohungslage angepasst werden.<br />
<strong>Das</strong> Bundesverfassungsschutzgesetz, das MAD-Gesetz, das BND-Gesetz, das<br />
Bundesgrenzschutzgesetz, das Bundeskriminalamtsgesetz, aber auch das<br />
Ausländergesetz und andere ausländerrechtliche Vorschriften müssen geändert<br />
werden," heißt es in der Einleitung zum Gesetzentwurf vom 2. November 2001, "um o<br />
den Sicherheitsbehörden die nötigen gesetzlichen Kompetenzen zu geben, o den<br />
Datenaustausch zwischen den Behörden zu verbessern, o bereits die Einreise<br />
terroristischer Straftäter nach Deutschland zu verhindern, o identitätssichernde<br />
Maßnahmen im Visumverfahren zu verbessern, o Grenzkontrollmöglichkeiten zu<br />
verbessern und o bereits im Inland befindliche Extremisten besser zu erkennen." (12)<br />
Andere, wie das Passgesetz und das über Personalausweise sollten geändert werden,<br />
"um o die Überprüfung bei sicherheitsempfindlichen Tätigkeiten zu verstärken, o<br />
Rechtsgrundlagen <strong>für</strong> die Aufnahme biometrischer Merkmale in Pässe und<br />
Personalausweise zu schaffen, o Aktivitäten extremistischer Ausländervereine in<br />
Deutschland rascher unterbinden zu können, o die Sozialdaten wirkungsvoller bei der<br />
Rasterfahndung zu verwenden, o den Gebrauch von Schusswaffen in zivilen<br />
Luftfahrtzeugen Polizeivollzugsbeamten vorzubehalten, o die uneingeschränkte<br />
Energieversorgung sicherzustellen." (13) Die beiden Auflistungen machen deutlich,<br />
dass es dem Innenministerium zu allererst darum ging, den einzelnen<br />
Sicherheitsbehörden mehr Befugnisse zu geben und ihre Zusammenarbeit, vor allem<br />
ihren Informationsaustausch zu verbessern. Dabei lag das Schwergewicht auf der<br />
Kontrolle von Ausländern, die entweder nach Deutschland einreisen oder einwandern<br />
wollen oder sich schon hier aufhalten. Mit dem in dieser Zielsetzung im Laufe der<br />
Verhandlungen nicht entschärften Gesetz soll die Einreise oder Einwanderung von<br />
möglichen Terroristen oder "Schläfern" dadurch zu verhindern, dass die deutschen<br />
Konsulate angewiesen werden, von Visa-Antragstellern Fingerabdrücke zu nehmen<br />
und Passfotos anzufertigen, um ihre Identität besser feststellen und sichern zu können.<br />
Asylbewerber und Inhaber von Duldungen sollen fälschungssichere Ausweise<br />
bekommen. Lichtbilder, Fingerabdrücke und "identitätssichernde Sprachanalysen zur<br />
Bestimmung der Herkunftsregion" von Asylbewerbern sowie von zurückgewiesenen<br />
Personen sollen "künftig zehn Jahre ab Unanfechtbarkeit der Asylentscheidung<br />
aufbewahrt werden, um den Zugriff der Sicherheitsbehörden langfristig zu<br />
ermöglichen." (14) Ferner sollen die Daten von Visa-Antragstellern aus so genannten<br />
Problemstaaten vor der Einreise mithilfe der Geheimdienste genau überprüft werden,<br />
um frühzeitig festzustellen, ob ein in das Ausländergesetz einzufügender<br />
"Versagungsgrund bei Terrorismus- und Extremismusverdacht" begründet werden<br />
kann. Welche Länder darunter fallen, ist dem Ausländergesetz weder in seiner<br />
bisherigen Form noch aus dem neuen Gesetz oder seiner Begründung zu entnehmen.<br />
"Um terroristischen oder gewaltbereiten Ausländern in Deutschland keinen Ruheraum<br />
zu gewähren, werden die Regelausweisungstatbestände erweitert. Im Regelfall wird<br />
ausgewiesen, wer nach dem neuen Versagungsgrund nicht hätte einreisen dürfen. ...<br />
Gleichzeitig wird der Abschiebungsschutz <strong>für</strong> politische Flüchtlinge durch<br />
Ausschöpfung der Regelungen der Genfer Flüchtlingskonvention vom 28. Juli 1951,<br />
die <strong>für</strong> Deutschland verbindlich ist, eingeschränkt." (15) Die Polizei darf dabei dem<br />
neuen Gesetz zufolge auf Kenntnisse des Bundesnachrichtendienstes und des<br />
Verfassungsschutzes über in Deutschland lebende Ausländer zugreifen. <strong>Das</strong> beim<br />
Bundesverwaltungsamt geführte Ausländerzentralregister wird zu einem umfassenden<br />
Informationssystem über Zuwanderer, einreisende Angehörige, Spätaussiedler,<br />
149
Asylbewerber und Visumspflichtige ausgebaut. (16)<br />
Eine Reihe weiterer der im "Sicherheitspaket II" enthaltener Maßnahmen hat indes alle<br />
hier lebenden Menschen im Visier. So wird dem Bundesgrenzschutz (BGS) - zwar nur<br />
im Rahmen seiner räumlichen und sachlichen Zuständigkeit, aber das ist z. B. auch das<br />
gesamte Terrain der Deutschen Bahn AG samt aller darauf fahrenden Züge - zukünftig<br />
möglich sein, "von diesen auskunfts- und anhaltepflichtigen Personen" den Ausweis<br />
zu kontrollieren. In der Begründung zum Gesetzentwurf heißt es dazu: "Die schlichte<br />
Ausweiskontrolle erfasst Fälle, in denen eine konkrete Gefahr nicht erkennbar ist, aber<br />
z.B. festgestellt wird, dass eigentlich unverdächtige Personen sich in auffälliger Weise<br />
in der Nähe von Schutzobjekten (Verfassungsorgane des Bundes, Bahnhöfe und<br />
Bahnanlagen, auf Flughäfen usw.) aufhalten, sie beobachten, den Eindruck erwecken,<br />
diese auszuspähen oder sonstige Informationen zu sammeln. Dies ist nicht verboten<br />
(!). Gerade deshalb muss es dem Bundesgrenzschutz aber ermöglicht werden, diese<br />
Personen nicht nur anzusprechen und zu befragen, sondern sich zur Verifizierung der<br />
Angaben ggf. auch die Ausweispapiere zeigen zu lassen." (17) Man sollte also, wenn<br />
man z. B. auf einem Bahnhof nach interessanten Fotomotiven Ausschau hält, neben<br />
der schnappschussbereiten Kamera künftig auch immer seinen Ausweis bereit halten.<br />
Es könnte nämlich sein, dass einen die BGS-Beamten irgendwann später einmal<br />
danach befragen möchten, was man alles aufs Zelluloid gebannt hat, und da<strong>für</strong> müssen<br />
sie wissen, wen sie vorzuladen haben.<br />
Unter den alle Bürger betreffenden Neuregelungen war vorgesehen, in den<br />
Personalausweisen und Reisepässen die Fingerabdrücke ihrer Besitzer in einem Chip<br />
unsichtbar zu speichern; außerdem sollen diese Dokumente durch die Aufnahme dreier<br />
"biometrischer Merkmale" und ein neuartiges dreidimensionales Foto (Hologramm)<br />
besser vor Fälschungen oder dem Missbrauch durch nur ähnliche Personen geschützt<br />
werden. Dieses Vorhaben wurde vom Deutschen Bundestag am 14. Dezember jedoch<br />
nur grundsätzlich beschlossen und die genaue Vorgehensweise einem späteren Gesetz<br />
vorbehalten.<br />
Weiterhin sollen das Bundesamt <strong>für</strong> Verfassungsschutz und der<br />
Bundesnachrichtendienst (BND), nicht jedoch der Militärische Abschirmdienst<br />
(MAD), künftig von Banken und Finanzdienstleistern Informationen über Konten,<br />
Konteninhaber und sonstige Berechtigte und zu Geldbewegungen und Geldanlagen<br />
einholen können. Alle drei Dienste sollen befugt werden, "bei Unternehmen, die<br />
geschäftsmäßig Telekommunikationsdienste und Teledienste erbringen oder daran<br />
mitwirken, unentgeltlich Auskünfte über Telekommunikationsverbindungsdaten und<br />
Teledienstenutzungsdaten einzuholen. Die Auskunft kann auch in Bezug auf<br />
zukünftige Telekommunikation und zukünftige Nutzung von Telediensten verlangt<br />
werden." (18) Auskünfte bei Fluggesellschaften und bei der Post darf hingegen nur der<br />
Verfassungsschutz einholen. Warum diese Unterscheidungen zwischen den<br />
Kompetenzerweiterungen der drei Dienste vorgenommen werden, geht aus dem<br />
Gesetzentwurf und seiner Begründung nicht hervor, ist jedoch wohl auch angesichts<br />
der nun beschlossenen Verbesserung des Datenaustausches zwischen ihnen<br />
unerheblich. Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass dem eigentlich der<br />
Auslandsinformation dienenden BND derartige Befugnisse im Inland zuwachsen<br />
sollen.<br />
Die Kompetenzen des Bundeskriminalamts (BKA) sollten dahingehend ausgeweitet<br />
werden, dass es, wenn es lediglich "Anhaltspunkte <strong>für</strong> Straftaten hat, ergänzende<br />
Informationen erheben (kann), ohne - wie nach geltendem Recht - stets zunächst<br />
klären zu müssen, ob die Polizeien des Bundes oder der Länder über die Informationen<br />
verfügen (19). Was hier als bürokratische Erleichterung dargestellt wurde, hätte in der<br />
150
Praxis bedeutet, dass das BKA ohne Anfangsverdacht und damit ohne<br />
staatsanwaltliche Kontrolle tätig geworden wäre. Dieser bedenklichen Verwischung<br />
rechtsstaatlicher Gewaltenteilung wurde jedoch am 14. Dezember nicht zugestimmt.<br />
Schließlich beabsichtigt das Bundesfinanzministerium, um der Geldwäsche<br />
vorzubeugen und um den Finanztransaktionen möglicher Terroristen nachzuspüren,<br />
sämtliche inländischen Bankverbindungen in einem Zentralregister<br />
(Kontoevidenzzentrale) zu speichern, was einen über die Kompetenzzuweisungen an<br />
die Dienste hinausgehenden tiefen Eingriff in das Bankgeheimnis darstellt, selbst<br />
wenn die Geldbewegungen dort nicht unmittelbar erfasst werden.<br />
Aus den um die Anerkennung ihrer Kompetenz in Sachen Innerer Sicherheit besorgten<br />
Unionsparteien wurde parallel zum Bekanntwerden des Sicherheitspaketes<br />
vorgeschlagen, zur Zusammenführung der verschiedenen Aufgaben der Inneren<br />
Sicherheit ein Bundessicherheitsamt zu schaffen. Doch diese Idee fand mit der<br />
Begründung, es reiche eine ständige Koordinierung zwischen den Ämtern und<br />
Diensten auf der Arbeitsebene, keinen Eingang in den Gesetzentwurf des<br />
Innenministers, ebenso wenig der verfassungshistorisch und -rechtlich bedenkliche<br />
Vorschlag der CDU, zur juristischen Absicherung von Einsätzen der Bundeswehr<br />
beim Objektschutz das Grundgesetz zu ändern. Allerdings haben die Unionsparteien<br />
diese Zielsetzungen noch nicht aufgegeben, so dass sie möglicherweise im nahenden<br />
Wahlkampf oder in der kommenden Legislaturperiode erneut eingebracht werden. (20)<br />
3. Sicherheit zum Schutz der Freiheit?<br />
Anti-Terror-Gesetze erfüllen im demokratischen Rechtsstaat nur dann ihren Zweck,<br />
wenn durch sie die Möglichkeiten des Staates, terroristische Angriffe abzuwehren,<br />
vergrößert, die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger aber nicht mehr als da<strong>für</strong><br />
unbedingt erforderlich eingeschränkt werden. Anders kann der Anspruch auf Schutz,<br />
der den Bürgern, dem Souverän, als Gegenleistung <strong>für</strong> die Übertragung des<br />
Gewaltmonopols auf den Staat zusteht, nicht eingelöst werden, denn dieser Schutz<br />
bezieht sich nicht auf die Fortdauer irgendeines nach Gesetzen funktionierenden<br />
Staates, sondern des demokratischen Rechtsstaates und damit auf die Fortdauer der<br />
schützenswerten freiheitlichen Lebensform seines Souveräns. Es geht also auch<br />
hinsichtlich des Schutzes vor Terroranschlägen um die schon früher mit Blick auf die<br />
innere Sicherheit diskutierte Frage, "wie die Republik verteidigt werden kann, ohne zu<br />
ihrer Freiheitsidee in Widerspruch zu geraten, ohne also die Grundrechte zu<br />
suspendieren: Liberalität und Effizienz müssen demokratieverträglich austariert<br />
werden. Die Verteidigung der Freiheit ist eine voraussetzungsvolle Sache, deren<br />
Schicksal sich schon bei der Wahl der Mittel entscheidet: diese muss ausgesprochen<br />
skrupulös getroffen werden." (21)<br />
Dieser Anforderung hat der deutsche Innenminister bei der Vorlage des<br />
"Sicherheitspakets II" so wenig entsprochen wie der <strong>für</strong> die amerikanische<br />
Antiterrorgesetzgebung zuständige Justizminister und andere Vertreter einer Politik<br />
der inneren Sicherheit, denen, wie Ulrich K. Preuss schon 1989 schrieb, "zu neuen<br />
Problemen als erstes immer nur Strafverschärfungen und die Erweiterung polizeilicher<br />
Befugnisse einfallen". (22)<br />
Dem von Schily am 2. November vorgelegten "Sicherheitspaket II", das am 14.<br />
Dezember vom Bundestag und am 20. Dezember vom Bundesrat verabschiedet wurde,<br />
kann der Vorwurf, über das Ziel der Terrorbekämpfung weit hinauszuschießen,<br />
wenigstens dort nicht erspart werden, wo es darauf angelegt ist, weitere staatliche<br />
Eingriffe in die Privatsphäre zu legalisieren. Ihm fehlt überdies die bei der<br />
151
amerikanischen Gesetzgebung immerhin erkennbare Einsicht, dass bei allem<br />
Bestreben nach Sicherheit nicht übersehen werden darf, wie leicht es zu einer<br />
Auflösung des gesellschaftlichen Zusammenhalts kommen kann, wenn ein Klima<br />
gefördert wird, in dem Ausländer oder wie Fremde Aussehende oder Muslime<br />
pauschal verdächtigt werden. Dies ist umso bedenklicher, als gleichzeitig ein<br />
Zuwanderungsgesetz beschlossen werden soll, bei dem es an zentraler Stelle darum<br />
geht, die Integration derer zu fördern, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten<br />
zugewandert sind.<br />
Die weitgehende parlamentarische Zustimmung, die das erste Paket erfuhr, wurde dem<br />
zweiten nicht zuteil. Schon als der Innenminister gravierende Änderungen wie die der<br />
Personalausweise und Reisepässe auf dem Verordnungswege durchziehen wollte,<br />
durchkreuzten ihm dies in einem Koalitionsgespräch Ende Oktober vor allem die<br />
Vertreter der Grünen, so dass dieses Vorhaben erst auf den normalen<br />
Gesetzgebungsweg gebracht und seine Konkretisierung danach wegen<br />
datenschutzrechtlicher Bedenken gegenüber einigen Details bei der Verabschiedung<br />
am 14. Dezember sogar zurückgestellt wurde. Auf Ablehnung stießen bei den Grünen<br />
ebenfalls die Vorhaben, dem Bundeskriminalamt die Möglichkeit zu geben, ohne<br />
Anfangsverdacht zu ermitteln und Ausländern schon deshalb die Einreise zu<br />
verweigern, weil Verdachtsmomente gegen sie vorliegen. Andere Einwände nahmen<br />
die Grünen jedoch zurück, nachdem sie die Zusage erhalten hatten, dass einige der<br />
Maßnahmen auf fünf Jahre befristet gelten sollen.<br />
Während Schily <strong>für</strong> den ursprünglichen Entwurf gleichermaßen von Teilen seiner<br />
SPD-Fraktion, von den Grünen, von der FDP und der PDS kritisiert wurde, sowie<br />
außerhalb des Bundestages von Anwälten, Richtern und nicht zuletzt den<br />
Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder, (23) erntete er von Seiten der<br />
Unionsparteien überwiegend Lob. Dies ist insofern nicht zufällig, als es schon immer<br />
eine konservative Position war, im Wertekonflikt zwischen Sicherheit und Freiheit auf<br />
die Sicherheit zu setzen, während ein letztlich viel zu schwaches Häuflein Liberaler<br />
(unabhängig von ihrer parteipolitischen Bindung) bereit war, der Zielbestimmung des<br />
ehemaligen FDP-Innenministers Werner Maihofer zu folgen, die da einst lautete: "Im<br />
Zweifel <strong>für</strong> die Freiheit". (24)<br />
Da die CDU/CSU besorgt war, dass Schily ihr auf dem <strong>für</strong> ihre Anhängerschaft<br />
bedeutenden Gebiet der inneren Sicherheit den Rang ablief, versuchte sie indes noch<br />
draufzusatteln: Obwohl erst 1998 mit der Erweiterung des Artikels 13 GG und dem<br />
Begleitgesetz zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, das auch auf den<br />
Terrorismus anwendbar ist, die Unverletzlichkeit der Wohnung <strong>für</strong> den Großen<br />
Lauschangriff durchlöchert wurde, forderte sie eine Erweiterung der Regelungen zur<br />
Wohnraumüberwachung: "Angesichts des Ausmaßes der Bedrohung erscheinen die<br />
geltenden Einschränkungen der akustischen Wohnraumüberwachung und der<br />
Ausschluss der optischen Wohnraumüberwachung nicht mehr zeitgemäß..." (25) So<br />
weit mochte dann selbst der Innenminister bei der Freiheitseinschränkung nicht gehen.<br />
Es gelang den CDU/CSU-geführten Ländern statt dessen nur noch, die<br />
Kompetenzerweiterung <strong>für</strong> das Bundesamt <strong>für</strong> Verfassungsschutz auch <strong>für</strong> dessen<br />
Landesämter durchzusetzen.<br />
Die Eile, mit der das Paket schließlich gemeinsam von der rot-grünen Koalition mit<br />
der nicht ganz zufriedenen CDU/CSU gegen die Stimmen von FDP und PDS<br />
beschlossen wurde, resultiert möglicherweise aus der gemeinsamen Sorge beider<br />
"Volksparteien", eine Blöße hinsichtlich der inneren Sicherheit könnte bei den im<br />
kommenden Jahr anstehenden Wahlen die 2001 erstmals in Hamburg angetretene und<br />
sich auf diesem Feld profilierende Schill-Partei begünstigen. Allerdings begründete die<br />
152
Bundesregierung ihre Eile mit dem Hinweis auf die UN-Sicherheitsresolution 1373<br />
vom 28. September 2001, die von allen Staaten verlangt, innerhalb von 90 Tagen über<br />
die Schritte Bericht zu erstatten, die sie "zur Durchsetzung dieser Resolution ergriffen<br />
haben". Dazu wäre die Regierung allerdings auch in der Lage gewesen, wenn sie sich<br />
auf wirklich zielführende Maßnahmen beschränkt hätte, zumal sie ja schon auf das<br />
"Sicherheitspaket I" verweisen konnte. Mit der Verabschiedung des Anti-Terror-<br />
Gesetzes ist indes weder die grundsätzliche Problematik der staatlichen Reaktionen auf<br />
die Terroranschläge beseitigt noch das Thema vom Tisch. Die noch ausstehende<br />
endgültige Entscheidung über die künftige <strong>Gestaltung</strong> der Personalausweise und<br />
Reisepässe und das Bedürfnis der Unionsparteien, auf dem Feld der inneren Sicherheit<br />
Profil zurückzugewinnen, zeigen ebenso wie die Bemühungen der Europäischen<br />
Union um einen Entscheidungsrahmen zur Harmoniesierung der<br />
Terrorismusbekämpfung in den EU-Mitgliedstaaten (26) die Notwendigkeit, den schon<br />
entstandenen Schaden <strong>für</strong> den liberalen Rechtsstaat so bald wie möglich wieder zu<br />
beheben und weiteren zu vermeiden<br />
4. Gesetze auf Vorrat oder auf Zeit?<br />
Zu dem schon entstandenen Schaden gehört die nicht erst in den Anti-Terror-Gesetzen<br />
des Jahres 2001 zum Ausdruck kommende Neigung der Exekutive, Gesetze auf Vorrat<br />
zu beschließen. Als Mitte der 1970er Jahre die ersten Anti-Terror-Gesetze auf den<br />
Weg gebracht wurden, stand der damalige Innenminister Werner Maihofer vor der<br />
Aufgabe, den neuen Straftatbestand der Bildung einer terroristischen Vereinigung (§<br />
129a StGB) einzuführen, durch den Täter nicht erst nach vollbrachtem Mord, nach<br />
einem erpresserischen Menschenraub oder einer Geiselnahme, sondern schon wegen<br />
der Gründung einer Vereinigung, deren Zweck oder Tätigkeit auf derartige<br />
Verbrechen gerichtet ist, bestraft werden sollten. Dabei empfand der liberale<br />
Rechtsprofessor insofern ein Unbehagen, als er sich wegen des präventiven Charakters<br />
dieser Tatbestandsbeschreibung auf eine Gratwanderung zwischen Sicherheit und<br />
Freiheit begehen musste: So wie im Strafprozess "im Zweifel zwischen Freiheit und<br />
Sicherheit hinsichtlich Unschuld oder Schuld des Angeklagten der Grundsatz: ‚in<br />
dubio pro reo!' - also <strong>für</strong> Unschuld und damit Freiheit des Angeklagten (gilt),... heißt<br />
insgesamt im Widerspruch zwischen Freiheitsverbürgung und Sicherheitsgewährung<br />
in einem freiheitlichen Rechtsstaat die Antwort: ‚in dubio pro libertate!' - im Zweifel<br />
<strong>für</strong> die Freiheit. <strong>Das</strong> hat zur Folge, dass auch bei jeder Gesetzgebung in einem<br />
freiheitlichen Rechtsstaat derjenige die zwingende Notwenigkeit eines Gesetzes dartun<br />
muss, der eine Freiheitseinschränkung des Einzelnen zugunsten der Sicherheit des<br />
Andern vornehmen will; und nicht umgekehrt .... Der freiheitliche Rechtsstaat steht so<br />
in seiner Bewährung unter dem doppelten Grundsatz: Soviel Freiheit wie möglich!<br />
Soviel Sicherheit wie nötig; und nicht umgekehrt." (27) Daher sprach sich Maihofer<br />
vehement gegen eine "Sicherheitspolitik gewissermaßen auf Verdacht und Vorrat" aus,<br />
die "zutiefst freiheitlichen Wertvorstellungen" widerspreche. (28)<br />
Genau als ein solches Gesetzespaket <strong>für</strong> alle Fälle ist das nun verabschiedete Anti-<br />
Terror-Gesetz gedacht. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass von<br />
konservativer Seite seit einigen Jahren versucht wird, die Fiktion eines Grundrechtes<br />
auf Sicherheit in die staatsrechtliche Diskussion einzubringen. Dabei wird behauptet,<br />
dieses Grundrecht sei im Grundgesetz implizit vorhanden. (29) Wenn dieses jedoch<br />
genauso wie die Freiheitsrechte gegen den Staat eingeklagt werden könnte, wäre der<br />
Staat zur grenzenlosen Vorsorge gegen möglichst viele Unsicherheiten verpflichtet.<br />
Welche Folgen dies hätte, "zeigt sich besonders deutlich in dem Recht der<br />
Gefahrenabwehr: polizeirechtlich ist eine Gefahr eine Lage, in der bei ungehindertem<br />
Geschehensablauf ein Zustand oder ein Verhalten mit ‚hinreichender<br />
Wahrscheinlichkeit' zu einem Schaden <strong>für</strong> eines der polizeilichen Schutzgüter (Leben,<br />
153
Gesundheit, Eigentum, öffentliche Sicherheit u.ä.) führen würde. ‚Hinreichende<br />
Wahrscheinlichkeit' kann nur angenommen werden, wenn es eine ‚nach der<br />
Lebenserfahrung begründete Be<strong>für</strong>chtung der Gefahrenverwirklichung' gibt, wie es in<br />
den polizeirechtlichen Lehrbüchern heißt." (30) Auf welch schwankendem Boden man<br />
sich bewegt, wenn man mit Begriffen wie "hinreichender Wahrscheinlichkeit" und<br />
"Lebenserfahrung" arbeiten muss, zeigen die Ereignisse vom 11. September sehr<br />
plastisch: Vor diesem Datum schien es keine Anhaltspunkte da<strong>für</strong> zu geben, dass<br />
Zivilflugzeuge in terroristischer Absicht in Hochhäuser gelenkt werden. Die seitherige<br />
Lebenserfahrung muss das Risiko einer Wiederholung solcher Anschläge<br />
berücksichtigen, besitzt aber weder Hinweise auf deren Wahrscheinlichkeit noch auf<br />
mögliche Orte. Daher ist es z.B. völlig ungewiss, ob es erforderlich ist, um das<br />
vermeintliche Grundrecht auf Sicherheit derjenigen, die in Hochhäusern wohnen oder<br />
arbeiten, von Staats wegen zu schützen, sämtliche Gebäude eines Landes ab einer<br />
bestimmten Stockwerkzahl im Sinne des "Objektschutzes" polizeilich oder gar<br />
militärisch rund um die Uhr zu schützen, oder ob es genügt, <strong>für</strong> bestimmte Gebiete von<br />
Großstädten Überflugverbote auszusprechen und deren Einhaltung zu überwachen.<br />
Erst die Vollzugsdefizite abbauen<br />
Folglich wird, wenn man die Existenz dieses Grundrechts akzeptiert, der Tendenz zur<br />
Aufblähung der Sicherheitsvorschriften und -apparate Tür und Tor geöffnet.<br />
Demgegenüber lässt eine genaue Prüfung der seit längerem geltenden<br />
Sicherheitsgesetze erkennen, dass es nicht notwendig ist, Gesetzeslücken zu schließen,<br />
sondern Vollzugsdefizite bei den vorhandenen Gesetzen zu beheben.<br />
Schon bei der Wiedereinführung der Rasterfahndung, erst recht aber beim Entwurf des<br />
"Sicherheitspakets II" fällt auf, dass die vorgesehenen Eingriffe überwiegend in die<br />
Richtung der Schaffung des "gläsernen Menschen" - sei er nun einreisewilliger oder<br />
schon im Inland lebender Ausländer oder deutscher Staatsbürger - gehen und insofern<br />
mit dem vom Bundesverfassungsgericht 1983 (31) aus den Artikeln 1 und 2 GG<br />
abgeleiteten Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung in Konflikt geraten,<br />
wenn sie Gesetzeskraft erlangen. Daher wiesen die Datenschutzbeauftragten des<br />
Bundes und der Länder schon am 1. Oktober 2001 darauf hin, "dass die Sicherheitsund<br />
Strafverfolgungsbehörden zur Terrorismusbekämpfung bereits über weitreichende<br />
Befugnisse zur Datenverarbeitung verfügen. ... Auch ist eine effektive<br />
Zusammenarbeit zwischen Polizei und Verfassungsschutz durch die geltende<br />
Rechtslage gewährleistet; Vollzugsdefizite sind kein Datenschutzproblem. Zu<br />
pauschalen Forderungen nach Einschränkung des Bürgerrechts auf Datenschutz<br />
besteht deshalb kein Anlass. Die Datenschutzbeauftragten betonen, dass Datenschutz<br />
nie Täterschutz war und auch in Zukunft nicht sein wird." (32)<br />
Zu den Vollzugsdefiziten zählt auch und insbesondere der quantitative und qualitative<br />
Personalmangel beim Bundeskriminalamt, beim Bundesgrenzschutz, bei der<br />
Zollfahndung, den Geheimdiensten und den Länderpolizeien. Da dieser Mangel - z.B.,<br />
was die Einstellung kriminalpolizeilich qualifizierter Mitarbeiter mit hinreichenden<br />
Kenntnissen des Arabischen oder von Turksprachen anbelangt - nicht innerhalb<br />
weniger Wochen oder Monate zu beheben ist, haben sich die Sicherheitspolitiker der<br />
"Volksparteien" auf Ersatzhandlungen verlegt. Sie glauben offenbar durch<br />
Verschärfungen geltender Gesetze der verunsicherten Öffentlichkeit demonstrieren zu<br />
können, "hart am Problem" zu arbeiten. Da mag es Schröders grüne Partner trösten, in<br />
den Koalitionsgesprächen die Zusage erreicht zu haben, dass einige Bestimmungen<br />
nur <strong>für</strong> fünf Jahre gelten sollen. Doch wo der Gesetzgebungseifer <strong>für</strong> die<br />
Terrorbekämpfung ungeeignete oder überflüssige Freiheitseinschränkungen zur Folge<br />
hat, ist jeder Tag zuviel.<br />
154
Passgenauigkeit überprüfen und Wildwuchs verhindern<br />
Um unsinnige Gesetzesbestimmungen zu verhindern hätten vor der endgültigen<br />
Verabschiedung des "Sicherheitspaketes II" die einzelnen Maßnahmen daraufhin<br />
geprüft werden müssen, ob und inwieweit sie - falls es sie vor dem 11. September<br />
2001 schon gegeben hätte - dazu beigetragen hätten, diese Anschläge zu verhindern<br />
oder die bis kurz zuvor in Deutschland unauffällig als "Schläfer" lebenden Terroristen<br />
rechtzeitig dingfest zu machen.<br />
Aus diesem Grund waren z.B. die geplanten Veränderungen bei den Pässen und<br />
Personalausweisen auf Kritik gestoßen: Mindestens zwei der Flugzeugentführer, die<br />
längere Zeit vorher in Deutschland lebten, waren hier unter ihren wirklichen Namen<br />
gemeldet. Der eine war ein Ägypter, der vermutlich erst nach seiner Einwanderung zu<br />
seiner Tat angestiftet wurde. Man hätte ihn allein wegen seiner Frömmigkeit auch bei<br />
verschärften Einreisevorschriften nicht daran gehindert, hier zu studieren. Der andere<br />
besaß einen deutschen Pass, weil er hier als Sohn einer Deutschen geboren wurde. In<br />
keinem dieser Fälle wäre also durch biometrische Merkmale oder durch<br />
Fingerabdrücke in den Pässen den Tätern frühzeitig auf die Spur zu kommen oder die<br />
Tat zu verhindern gewesen. Zwar ist nicht auszuschließen, künftigen Attentätern durch<br />
solche codierten Kennzeichen auf die Schliche zu kommen, doch bis alle deutschen<br />
Personalausweise und Pässe hiermit versehen sein werden, vergehen mindestens zehn<br />
Jahre. Davon abgesehen wären Ausländer, die sich z. B. als Angehörige anderer EU-<br />
Staaten in Deutschland aufhalten und frei bewegen können, hiervon nicht erfasst.<br />
Auch unter diesem Aspekt ist an der Effektivität dieses noch ausstehenden Vorhabens<br />
zu zweifeln, obwohl Innenminister Schily nun versucht, die anderen EU-Staaten dazu<br />
zu bewegen, ihre Passegesetze in Richtung auf die Aufnahme "biometrischer Daten"<br />
zu ändern. Datenschützer machen darüber hinaus darauf aufmerksam, dass die in den<br />
Ausweispapieren gespeicherten Daten nur dann effektiv kontrolliert werden können,<br />
wenn sie mit einer zentralen Datei abgeglichen werden können. Dort bestünde dann<br />
jedoch die Gefahr eines behördlichen Missbrauchs dieser Daten. (33) Wenn jetzt um<br />
des Koalitionsfriedens willen darauf verzichtet werden soll, eine Zentraldatei<br />
anzulegen, wäre es nur konsequent, das kostspielige und zeitaufwendige Verfahren der<br />
Vergabe neuer Ausweispapiere ganz bleiben zu lassen.<br />
Da Terroristen offenbar mit mehr blutrünstiger Phantasie und krimineller Energie<br />
begabt sind als mit der, Flugzeuge in Hochhäuser zu lenken, ist es auch statthaft, z.B.<br />
danach zu fragen, ob Einzelne oder Gruppen, die biologische Kampfstoffe wie<br />
Milzbranderreger herstellen oder mit ihnen hantieren, mithilfe der vorgesehenen<br />
Maßnahmen rechtzeitig daran gehindert werden können, Schaden anzurichten. Bei<br />
Tätern, die technisch versiert genug sind, mit gefährlichen Stoffen umzugehen, kann<br />
man wohl davon ausgehen, dass sie ohnehin Handschuhe tragen, wenn sie ihre<br />
Materialien in Briefumschläge füllen, so dass diese wahrscheinlich nur die<br />
Fingerabdrücke des Briefträgers aufweisen. Selbst wenn man derartige Prüfungen<br />
noch auf weitere mögliche Tatwaffen und Tatvorgänge ausdehnt und dabei zu einigen<br />
positiven Ergebnissen gelangen sollte, wird sich zeigen, dass grundsätzliche Probleme<br />
des rechtsstaatlichen Umgangs mit der organisierten Kriminalität, wozu auch der<br />
Terrorismus zu zählen ist, durch verschärfte Sicherheitsgesetze nicht auszuräumen<br />
sind.<br />
Eines dieser Probleme ist, dass besonders große Gefahren von "Schläfern" ausgehen,<br />
die sich möglicherweise jahrelang sozial angepasst und gesetzeskonform in der<br />
Gesellschaft bewegen. "Schläfer" müssen keine Ausländer sein, vielmehr blieben die<br />
inländischen Freizeit-Terroristen der Revolutionären Zellen der 1980er Jahre auch<br />
155
weithin unerkannt. Ob die Neuauflage der Rasterfahndung mit Blick auf diese<br />
Tätergruppe größere Erfolge zeitigt als der berühmte Kommissar Zufall, bleibt<br />
abzuwarten. Doch der absehbare Nebeneffekt, dass Menschen, die muslimischen<br />
Glaubens sind oder so aussehen, als könnten sie aus dem Orient stammen, von ihren<br />
Nachbarn, Studien- und Arbeitskollegen verdächtigt werden, behindert die Integration<br />
von Zuwanderern und kann zu einer Stigmatisierung und Ghettoisierung bestimmter<br />
Gruppen und eventuell sogar zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen<br />
Einheimischen und Zugewanderten führen. Überdies erhalten fremdenfeindliche<br />
Parteien dadurch eine argumentative Unterstützung, auch wenn dies von der<br />
Regierung nicht so gewollt ist. Wenn Deutschland weiterhin weltoffen bleiben will,<br />
Menschen aus fernen Ländern hier studieren oder bereit sein sollen, mit einer<br />
"Greencard" hier zu arbeiten, dann darf dieses Misstrauen nicht von Staats wegen<br />
geschürt werden.<br />
Ein anderes Problem ergibt sich daraus, dass präventive Gesetze eigentlich nur dann<br />
sinnvoll sind, wenn sie nicht nur den rechtzeitigen Zugriff auf potenzielle Täter<br />
erleichtern, sondern bei diesen wenigstens im Ansatz auch einen Abschreckungseffekt<br />
bewirken können. Dies funktioniert aber offensichtlich dort nicht, wo jemand, der<br />
einen Terrorakt plant, dabei auch das eigene Leben bewusst opfert, ja wo <strong>für</strong> ihn<br />
möglicherweise subjektiv der eigene "Märtyrertod" noch wichtiger ist als der Tod<br />
seiner Opfer. Abschreckung durch höhere Strafandrohung und im Falle der<br />
Dingfestmachung eines Täters durch schnelle Aburteilung könnte allerdings zur<br />
Minimierung der Zahl von "Trittbrettfahrern" beitragen, die z.B. die Polizei mit<br />
falschen Bombendrohungen oder Milzbrandbriefen von den eigentlichen Aufgaben<br />
abhalten.<br />
Alles in allem wird eine genauere Überprüfung der verschiedenen jetzt beschlossenen<br />
wie auch der noch in der Schwebe befindlichen Vorhaben auf ihre Passgenauigkeit <strong>für</strong><br />
die Terrorprävention eher bescheidene Ergebnisse bringen, zumindest lassen sie kaum<br />
eine höhere Vorwegaufklärung erwarten als eine konsequente Anwendung der<br />
bisherigen Gesetzeslage. Damit nicht die Ausnahme zur Regel wird und<br />
Freiheitsrechte dauerhaft eingeschränkt werden, täte der Bundestag gut daran, den jetzt<br />
beschlossenen wie auch den noch anstehenden Gesetzesänderungen eine wesentlich<br />
kürzere, nämlich zweijährige Überprüfungsfrist mit auf den Weg gegeben werden.<br />
Damit könnte verhindert werden, dass Freiheitsrechte länger als unbedingt notwendig<br />
eingeschränkt werden. Nach Wegfall des Gesetzeszwecks oder nach der Einsicht in die<br />
Ineffektivität bestimmter Maßnahmen sollten die Rechte wieder voll zur Geltung<br />
kommen können.<br />
Was hier am Beispiel der Bundesrepublik Deutschlands dargestellt wurde, ist nicht nur<br />
ein Problem dieses Landes. "Was immer dazu beiträgt, rechtsstaatliche Ordnungen zu<br />
begründen, Rechtsstaatlichkeit zu sichern und zu stabilisieren, dient dem Frieden,<br />
nicht weil Frieden mechanisch und automatisch ein Nebenprodukt der Koexistenz von<br />
Rechtsstaaten wäre, sondern weil Rechtsstaatlichkeit - der Schutz der Freiheit - die<br />
plausibel begründbare Grundlage und Hintergrundbedingung <strong>für</strong> das friedliche<br />
Zusammenleben von Völkern, Staaten und Nationen ist. Eine aktive Politik der<br />
Sicherung von Menschenrechten, in denen Rechtsstaatlichkeit philosophisch begründet<br />
ist, ist <strong>für</strong> Friedenspolitik wesentlich." (34) Diese Überlegungen von Dieter und Eva<br />
Senghaas zur Bedeutung der Rechtsstaatlichkeit <strong>für</strong> den inneren wie äußeren Frieden<br />
lassen sich auch dahingehend umkehren, dass der Abbau der Rechtsstaatlichkeit durch<br />
Einschränkung der Freiheit der Friedenspolitik abträglich ist. Daher gefährdet eine<br />
staatliche Terrorismusabwehr, die beim Balanceakt zwischen Sicherheit und Freiheit<br />
aus dem Tritt gerät, den demokratischen Frieden von innen heraus.<br />
156
Fußnoten<br />
1. Vgl. Anschläge erschüttern Flugverkehr, in: SPIEGEL ONLINE-23. November<br />
2001, 16:37.<br />
2. Genannt werden von den "Reportern ohne Grenzen" auf Platz 1 die USA, (2)<br />
Großbritannien, (3) Kanada, (4) Frankreich, (5) Deutschland, (6) China, (7)<br />
Italien, (8) Indien, (9) die Europäische Union als Institution (10) Spanien, (11)<br />
Pakistan, (12) Jordanien, (13) Russland, (14) Indonesien und (15) Simbabwe:<br />
Auch wenn diese Liste eine Reihe von Ländern enthält, in denen es auch schon<br />
vorher insbesondere um die Pressefreiheit nicht zum besten stand, sollte die<br />
Aufnahme von Ländern mit einer großen demokratischen Tradition aufhorchen<br />
lassen. Vgl. Reporter ohne Grenzen: 11. September 2001 - 11. Januar 2002: 120<br />
Tage Angriffe auf die unveräußerlichen Freiheiten. Die Top 15 der<br />
freiheitsbeschränkenden Staaten, www. reporter-ohnegrenzen.de/news/110102.html<br />
3. Vgl. zu den Schwierigkeiten der Begriffsbildung Daase, Christopher: Terrorismus<br />
- Begriffe, Theorien und Gegenstrategien. Ergebnisse und Probleme<br />
sozialwissenschaftlicher Forschung; in: Die Friedens-Warte 76 (2001) Heft 1, S.<br />
55-79, sowie Hoffman, Bruce: Terrorismus. Der unerklärte Krieg. Neue Gefahren<br />
politischer Gewalt. Frankfurt a. M., 2001, S. 13-56.<br />
4. Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und<br />
psychogenetische Untersuchungen. Zweiter Band, Frankfurt a. M. 3. Aufl., 1977,<br />
S. 325.<br />
5. Vgl. Senghaas, Dieter: Frieden - ein mehrfaches Komplexprogramm; in: Ders.<br />
(Hrsg.): Frieden machen. Frankfurt a. M. 1997, S. 572.<br />
6. Vgl. Hoffman (2001), S. 209 ff.<br />
7. Vgl. ebenda, S. 214f.<br />
8. Vgl. Kaufmann, Franz-Xaver: Sicherheit als soziologisches und sozialpolitisches<br />
Problem. 2. umgearb. Aufl., Stuttgart 1973, S. 19.<br />
9. Vgl. Reporter ohne Grenzen (2002), S. 3.<br />
10. Vgl. Hirschmann, Kai: <strong>Das</strong> Phänomen ‚Terrorismus': Entwicklungen und neue<br />
Herausforderungen; in: Bundesakademie <strong>für</strong> Sicherheitspolitik (Hrsg.):<br />
Sicherheitspolitik in neuen Dimensionen. Kompendium zum erweiterten<br />
Sicherheitsbegriff, Hamburg 2001, S. 479.<br />
11. Allerdings hat das Landgericht Wiesbaden im Februar 2002 die Rasterfahndung<br />
nach Anhängern islamistischer Gruppen in Hessen zumindest so weit <strong>für</strong><br />
unzulässig erklärt, wie nicht wirklich ein Terroranschlag droht. Mit derselben<br />
Begründung war Ende Januar 2002 die Rasterfahndung auch in Berlin verboten<br />
worden, vgl. FAZ vom 8. 2. 2002, S. 4.<br />
12. Gesetzentwurf der Bundesregierung. Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung des<br />
internationalen Terrorismus (Terrorismusbekämpfungsgesetz), S.1.<br />
13. Ebenda, S. 1f.<br />
14. Pressemitteilung des Bundesministeriums des Inneren "Eckpunkte des<br />
Terrorismusbekämpfungsgesetzes" vom 27.10.2001,<br />
http://www.bmi.bund.de/dokumente/Pressemitteilung/ix_61128.htm, S. 4.<br />
15. Pressemitteilung des Bundesministeriums des Inneren vom 5. November 2001:<br />
"Eckpunkte zum Sicherheitspaket II",<br />
http://www.bmi.bund.de/dokumente/Pressemitteilung/ix_61828.htm.<br />
16. Ebenda.<br />
17. Begründung zum Gesetzentwurf (Stand 02/11/01), Zu Artikel 6 Nummer 3 (§22<br />
Abs. 1 Satz 3 BGSG), S. 109.<br />
18. Gesetzentwurf, Art. 1, S. 5; vgl. Art. 2, S. 8 und Art. 3, S. 9.<br />
19. Pressemitteilung vom 5. November 2001 (s. Anm. 15).<br />
20. Hier<strong>für</strong> sprechen Überlegungen des Obmannes der CDU/CSU-Fraktion im<br />
Bundestag, Andreas Schockenhoff, die Beibehaltung der Wehrpflicht dadurch neu<br />
157
zu begründen, dass man eine "Miliz-Komponente" <strong>für</strong> einen "Objekt- und<br />
Raumschutz" bereitstellt, vgl. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 10. 2.<br />
2002, S. 4.<br />
21. Leggewie, Claus / Meier, Horst: Republikschutz. Maßstäbe <strong>für</strong> die Verteidigung<br />
der Demokratie, Reinbek 1995, S. 16.<br />
22. Preuss, Ulrich K.: Vorsicht Sicherheit. Am Ende staatlicher Neutralisierung? in:<br />
Merkur, Heft 6/1989, S. 488.<br />
23. Vgl. die einschlägigen Entschließungen des Sondertreffens der<br />
Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder am 1. Oktober 2001 in Bonn<br />
sowie der 62. Datenschutzkonferenz in Münster vom 24. bis 26. Oktober 2001.<br />
24. Maihofer, Werner: Innen- und Rechtspolitik: Im Zweifel <strong>für</strong> die Freiheit; in:<br />
Genscher, Hans-Dietrich (Hrsg.), Liberale in der Verantwortung., München-Wien<br />
1976, S. 83ff.<br />
25. Zit. nach: Deutscher Bundestag 14. Wahlperiode Drucksache 14/... (noch ohne<br />
Nr.) 08. Oktober 2001, S. 4.<br />
26. Zur langen Geschichte der "europäischen" Terrorismusbekämpfung vgl. Stein,<br />
Torsten / Meiser, Christian: Die Europäische Union und der Terrorismus, in: Die<br />
Friedens-Warte 76 (2001) Heft 1, S. 33-54; zu den aktuellen Bemühungen der EU<br />
im November 2001 vgl. "Reporter ohne Grenzen" (2002), S. 9f.<br />
27. Maihofer (1976), S. 85.<br />
28. Ebenda, S. 88.<br />
29. Vgl. Isensee, Josef: <strong>Das</strong> Grundrecht auf Sicherheit. Zu den Schutzpflichten des<br />
freiheitlichen Verfassungsstaates, Berlin / New York 1984; dazu kritisch:<br />
Bendrath, Ralf: Von "Freiheit stirbt mit Sicherheit" zu "Keine Freiheit ohne<br />
Sicherheit"? Über die Umwertung des Staates und das "Grundrecht auf<br />
Sicherheit"; in: antimilitarismus information, 27. Jg., Heft 12, Dezember 1997, S.<br />
11ff.<br />
30. Preuss (1989), S. 489.<br />
31. Bundesverfassungsgericht: Urteil vom 15. Dezember 1983. In: BVerfGE 65, S.<br />
1ff.; vgl. Garstka, Hansjürgen: Datenschutz und Informationelle<br />
Selbstbestimmung als Grundrechte in der Informationsgesellschaft; in: Vorgänge,<br />
155, Heft 3, 2001, S. 128ff.<br />
32. Entschließung der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder bei ihrem<br />
Sondertreffen in Bonn am 1. Oktober 2001.<br />
33. Vgl. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 2. Dezember 2001, S. 2.<br />
34. Senghaas, Dieter und Eva: Si vis pacem, para pacem. Überlegungen zu einem<br />
zeitgemäßen Friedenskonzept; in: Meyer, Berthold (Red.): Eine Welt oder Chaos?<br />
Frankfurt a. M. 1996, S. 250 (Hervorh. im Text).<br />
Köln Impuls 2002<br />
In Köln war etwas wie ein Wellencharakter innerhalb des<br />
Negativitätsimpulses selbst zu spüren. Es scheint, dass es<br />
innerhalb des Negativitätsimpulses selbst Unterwellen gab,<br />
ähnlich einer Börsenbewegung oder Elliotwave, die<br />
Erholungswellen und Negativitätswellen in sich trug.Jedoch war<br />
die Gesamtwelle abwärts gerichet und es gab etwas<br />
Wie ein Wechel innerhalb des Online Spiegels von der<br />
Regierung zur CDU, von der CDU zur FDP und von dort weiter<br />
abwärts gerichtet zur PDS, eine Reduktion. Diese Reduktion,<br />
158
die hier medial ablief, sollte uns auch im Zusammenhang mit<br />
der Megamschine zu denken geben. Sollte es zu einem<br />
Reduktionssystem kommen, so wird dieses Reduktionssystem<br />
bis zum Ende oder Nullpunkt durchlaufen.<br />
Der Impuls Dezember 2002-Januar 2003<br />
Besonders erschreckend an diesem Impuls war, dass er sich bereits in der<br />
Weihnachtszeit, also in der Zeit der Besinnung und der Nächstenliebe<br />
andeutete und dann im Januar vollends<br />
ausbrach.<br />
Menschenverachtend, entmenschlicht, sadistisch und reinigungsbehaftet<br />
Photographie einer Truppe von Israelischen Künstern, nur ein Programmteil hiervon<br />
Der Impuls, Mai-Juni 2003<br />
Erstaunlich ist die Entwicklung im letzten negativen Impuls von<br />
2003, der etwa ab Anfang Mai einsetzte. Hier stand die<br />
Diskussion über die USA und ihrem Krieg im Mittelpunkt<br />
internationaler Proteste von Menschenmassen, als der Krieg<br />
bereits im vollem Gange war und schon ein Ende sich<br />
abzuzeichnen begann. Erstaunlich an dieser neuen Protestform<br />
der Friedensdemostrationen war jedoch, dass es ein hilfloser<br />
Versuch war die Politik der USA zu kritisieren und ein Ende<br />
des Krieges zu verlangen. Ein Krieg, der wohl nicht durch diese<br />
Massenproteste beeinträchtigt werden würde. Hier das<br />
Be<strong>für</strong>worten von make love not war als Gegenstück, auch als<br />
Wiederholung eines Massenzustandes den nur noch die Eltern<br />
159
kannten, von Jugendlichen stark unterstützt, die wie ihre Eltern<br />
ihrem leben eine Phase hinzuträumen wollten,<br />
die sie der Woodstock Generation durch ihre Ideale ebenbürtig<br />
machen sollten.<br />
Nur war es wohl eher eine Mode, ein kurzfristiger Trend<br />
gesehen aus dem Nachhinein als eine starke Bewegung.<br />
Wahrscheinlich nur deshalb, weil der Krieg ein kurzer schneller<br />
Krieg war, der eben nicht zu einer monatelanger oder<br />
jahrelanger Demonstrationseuphorie führte, in dem das eigene<br />
Leben eingebunden war.<br />
Erstaunlich war hier jedoch, Demonstrationen mit jugendlichen<br />
Emotionen<br />
Gegen einen Krieg, der nicht auf den Strassen von Deutschland<br />
entschieden werden sollte, gegen den jede Demostration sinnlos<br />
war, weil sie keine Wirkung auf die USA und deren Kurs<br />
zeigte.<br />
Jedoch keine Demonstrationen gegen die Negativität im eigenen<br />
Lande, wogegen doch die Liebe und Menschlichkeit<br />
besser eingesetzt wäre, den hier könnte man mit der gleichen<br />
Kraft wirklich etwas ändern, sterben doch wie ich selbst<br />
ansehen musste, jedes Jahr Menschen in deutschen Psychiatrien,<br />
stumm und vergessen von der Öffentlichkeit.<br />
Nachdem die Medienberichterstattung über und gegen den<br />
Krieg durch das Ende eben dessen abflaute, so setzte der neue<br />
Negativitätsimpuls innerhalb Deutschlands ein, eben als die<br />
USA und der Konflikt aus dem Blickfeld traten. Diese<br />
Entwicklung und der erneute Impuls der Megamaschine wurde<br />
durch die Mediendominanz des Krieges unterdrückt oder<br />
verdeckt und trat in diesem Impuls stärker als jemals vorher an<br />
den Tag.<br />
Ein Impulsgeber bei diesem Impuls war die SARS Krise, die<br />
einerseits durch den Laborcharakter der Berichterstattung<br />
darüber, den rituellen und sterilen Reinigungsmaßnahmen und<br />
durch das Zeigen von entmenschlichten Menschen,<br />
deren Gesicht zu 2/3 durch Mundschutz verdeckt wurde. Diese<br />
von Außen ins System gebrachte Reinigungsdominanz und<br />
Sterilität wirkte als Multiplikator zur nationalen<br />
Berichterstattung der nationalen Labore innerhalb der<br />
anlaufenden Megamaschine.<br />
160
Ein weiterer auftretende Impuls brachte eine unglaubliche<br />
Negativität und Entmenschlichung, und das nicht einmal 5<br />
Monate nach dem letzten negativen Impuls im Dezember<br />
2002/03.<br />
Bei diesem bisher letzten negativen Impuls musste selbst die<br />
politische Führung ihre Nichtmedialität, somit Ihre Hilflosigkeit<br />
erkannt haben, sodass nach diesem<br />
Impuls die Notwendigkeit von zügigen Reformen erkannt<br />
wurde und mithilfe der CDU Opposition im Einklang durch<br />
gemeinsame Gespräche erzielt werden sollte. Doch scheiterte<br />
dieser gemeinsame Reformversuch bereits im Entstehen.<br />
Eine weitreichende Reform findet nicht mehr statt, oder bleibt<br />
abzuwarten.<br />
Die weiteren nachfolgenden Impulse waren dann nur noch eine<br />
Wiederholung reiner Negativität und Düsterheit und brauchen<br />
nicht weiter beschrieben werden. Sie können Sie aber anhand<br />
meines Systemindikators durch einfache Zeitungslektüre der<br />
FAZ und dort des Feuilletons sichtbar machen.<br />
161
Weihnachtsbaumindikator<br />
Der Weihnachtsbaumindikator ist der beste Indikator <strong>für</strong> die<br />
Systemanalyse. Unter den Weihnachtsbaumindikator fällt die<br />
festlich geschmückte Christbaumbeleuchtung in der<br />
Adventszeit. Aber nicht die im öffentlichen Raum, da diese eher<br />
im Sinne des Konsumierens von Produkten fällt. Hier geht es<br />
nur um den privaten Zierschmuck in den Fenstern. Der<br />
Weihnachtsbaumindikator ist besser als jede Art der Umfrage,<br />
man sieht gleich und über das Fenster, ob es sich um einen<br />
guten Menschen handelt oder um einen schlechten. Denn<br />
festlich geschmückte Fenster verraten uns die wirkliche Lage.<br />
In den letzten Jahren hat der Weihnachtsbaumindikator rapide<br />
abgenommen. Die Festbeleuchtung der Wohnungen ist<br />
signifikant gesunken und gewann in den letzten 2 Jahren erst<br />
kurz vor Weihnachten, etwa am 18 Dezember an Kraft, sonst<br />
sah es düster aus und fiel bereits kurz nach Weihnachten wieder<br />
abrupt ab. Besonders erwähnenswert sind die Leichenbilder am<br />
162
23. Dezember, also einen Tag vor Weihnachten. Neue Photos<br />
mit Leichen.<br />
Der Weihnachtsbaum Indikator ist ein besonders hilfreicher<br />
Indikator bei der direkten Systemanalys. Wir nehmen auch hier<br />
den FAZ-Feuilletonindikator zur Hilfe und schauen uns darauf<br />
aufbauend die Überschriften an. Normalerweie rutscht das<br />
Gesamtsystem ab etwa November in die allgemeine<br />
Winterdepession ab, Bilder werden dunkler und die Depression<br />
erscheint deutlich. Dieser allgemeine Trend sollte aber vor<br />
Weihnachten, etwa Ende November bis Anfang Dezember<br />
wieder drehen, da hier die weihnachtliche Vorfreude und das<br />
weihnachtliche Besinnen und auch das weihnachtliche<br />
Glücksgefühl einsetzt. Sollte dies nicht der Fall sein, oder nur in<br />
beschränktem Maße, oder sollten die negativen Überschriften in<br />
diesem Zeitraum bereits einen deutlichen Anteil haben, so ist<br />
mit einem Abfallen oder Absturz des Systems in Januar zu<br />
rechnen.<br />
163
der Impuls Januar 2004<br />
Besonders Interessant scheint jedoch der Negativitätsimpuls<br />
Mitte Januar 2004, bei dem wir in eine Art nationalen<br />
Rotkreuzzustand eintraten, bei dem die Reinigung<br />
Besonders wichtig wurde und dieser Impuls im Bildmaterial<br />
sogar die TAZ erreicht hat<br />
Dieser extrem nationale Laborzustand mit klinischen Elementen<br />
zeigte den bisher stärksten Impuls an und es kam in dieser Zeit<br />
zu einer selbstgewählten Uniformierung in rot-schwarz-weiss,<br />
was man nicht nur als Modeerscheinung sehen konnte, sondern<br />
es eher der Hang zu einer Uniformierung, ob es Schals, Mützen<br />
oder Taschen waren, gekommen ist.<br />
164
Kurzer Impuls vor den olympischen Spielen 2004 in Athen<br />
165
Bild: Spiegel online über Computerspiele<br />
166
Wir scheinen ab dem Beginn der großen Koalition und mit<br />
wachsenden Börsengewinnen und stabiler Konjunktur keine<br />
weiteren Impulse bekommen zu haben, so sieht es meine<br />
Analyse. Somit ist das Szenario, das jetzt beschreiben wird<br />
aktuell nicht mehr gültig, oder bedingt gültig. Je länger wir uns<br />
nach vorne bewegen, desto geringer scheint die Möglichkeit,<br />
dass ein neuer Negativitätsimpuls auf dem alten aufbaut. Jedoch<br />
ist es ebenso wahrscheinlich, dass das System selbst, weiterhin<br />
ein aggressives paranoides Weltbild gegenüber den Bürgern<br />
aufgebaut hat, was eigene Erfahrungen belegen und die<br />
schleichende Aufrüstung, Überwachung und Mittel <strong>für</strong><br />
Datengewinnung und Erfassung weiterhin Besorgnis erregend<br />
ist.<br />
Reines Implosionsszenario<br />
Aber auch ein reines Implosionsszenario ist realistisch, bei dem<br />
die Reaktoren vor dem Islam Szenario umgekehrt werden,<br />
hauptsächlich aufgrund von Verzweiflung, denn die Welt mit<br />
Ihrer Negativität würde düster werden. Ganz zu schweigen von<br />
dem Bau der Weltvernichtungsmaschine. <strong>Das</strong> wäre das<br />
schlimmste was eintreten könnte. <strong>Das</strong> scheint abwegig, jedoch<br />
würde ich durch Europa mit einem geländegängigen MAN 11-<br />
15 Tonnen Mil LKW in dunkelblau gejagt, wobei im<br />
Zollbereich in Dover England ein Strahlenkennzeichen<br />
aufgestellt wurde. Die Frage, um was es sich dabei handelt<br />
scheint nicht einfach, jedoch stellt sich die Frage, warum ein<br />
Atomtransporter geländegängig sein muß und 130 km schnell.<br />
Oder handelt es sich dabei doch um eine<br />
167
Verstrahlungsmaschine? Dann wäre das System bereits in<br />
Händen von radioakiven Material.<br />
Würde das unbeschreibliche Szenario einer umgekehrten Welt<br />
eintreten, so wäre eine Operation so gefährlich, dass sie alles<br />
tun würden um gesund zu bleiben und in diesem System<br />
würden sie alles tun, um nicht unter die Räder zu kommen. Ein<br />
solches System funktioniert aber nur dann, wenn es <strong>für</strong> den<br />
Einzelnen keinen Ausweg gibt. Denn ein Ausweg würde<br />
die Systemgeschwindigkeit reduzieren, ein Ausweg würde das<br />
System zum Kollaps bringen. Erst die mögliche Flucht über die<br />
Nachbarländer ließ die DDR kollabieren.<br />
Im Worst case Szenario kommt die Luftaufklärung ins Spiel die<br />
Deutschland zu einer Festung machen wird, nach außen.<br />
Ohne diese luftgestützte Grenzkontrolle droht der<br />
wirtschaftliche Systemkollaps. Doch ist dieser Systemkollaps<br />
auch durch das perfekte Funktionieren der Megamaschine, oder<br />
hier der kopf und führungslosen Gigamaschine nicht zu<br />
stoppen. Da sich diese Gigamaschine in kürzester Zeit selbst<br />
verheizt.<br />
Was dazu führen würde dass es zu einer Weltwirtschaftskrise<br />
enormster Dimension führen wird, weil einer<br />
der tragenden Hauptmotoren, Deutschland, das Humankapital<br />
somit rational Kapitalvernichtung begangen hätte.<br />
Jedoch ist genauso bedeutend, dass die Grenze im Kopf<br />
entsteht, indem die Aussenwelt umgekehrt wird.<br />
168
169
Die Müllabfuhr, System orange macht die Drecksarbeit.<br />
Die Schande wäre nun so groß, dass diese schreckliche Welt,<br />
die schrecklichste Welt dazu führt, dass die Resignation oder<br />
Depression solche Ausmaße erreicht hat, dass die eigenen<br />
Reaktoren in die Luft gesprengt werden um die eigene Schande<br />
und letztlich die Welt endgültig auszulöschen. Natürlich handelt<br />
es sich hier nur um Medienvisionen, doch zeigen sie im Kern<br />
das Gedankengut, die menschenverachtende Perspektive und<br />
den Reinigungszwang.<br />
Man kann diese Welt wohl nur verhindern, wenn wir ein<br />
Bewusstsein <strong>für</strong> Fehlfarben und Laborcharakter entwickeln,<br />
sowie Klinikatmosphäre erkennen und bewusst gegensteuern.<br />
Diese Gegensteuern kann nur in einer positiven<br />
Revitalisierungsphase erfolgen, da durch ein Gegensteuern in<br />
einem Negativitätsimpuls dieser auf keinen Fall gestoppt wird,<br />
sondern durch auftretende Panik nur beschleunigt wird. Panik<br />
und Angst führen zu einer noch schnelleren<br />
Systemgeschwindigkeit, somit zu einer noch schnelleren<br />
Maschine. Panik würde wiederum bedeuten, dass es zu einer<br />
Massenflucht kommen könnte, was wiederum bedeuten könnte,<br />
dass die Grenzen geschlossen werden, um den wirtschaftlichen<br />
Systemkollaps zu verhindern. Panik muss vermieden werden.<br />
Tun wir jedoch nichts, so wird es unweigerlich dazu kommen,<br />
dass das entstandene Paralleluniversum in einem der nächsten<br />
170
Impulse die Macht übernimmt und sich das System nicht wieder<br />
revitalisiert und somit ein Rückweg ausgeschlossen wird.<br />
Aber wir können und werden es schaffen, das wünsche ich uns<br />
allen!<br />
Implosion-Explosion<br />
Wenn die Zahl der Todesopfer unter der Bevölkerung gestiegen<br />
ist und durch das Paradox die Ausländer verschont geblieben<br />
sind, hier vor allem die islamische<br />
Minderheit, so wird der Hass auf diese Gruppe steigen.<br />
Durch die Phobie vor der Außenwelt und der paranoiden<br />
Angsthaltung somit eine fälschlich gedeutete Bedrohung von<br />
außen und somit auch im Innern.<br />
Entsorgung des Islam im Innern, in Kreuzberg und Köln, ein<br />
Überwechseln der Türkei weg von der EU zur arabischen Seite.<br />
Sofortiger Aufbau eines panarabischen Blocks als Halbmond<br />
um Europa. Dann wäre das Schlimmste was passieren und<br />
eintreten könnte. <strong>Das</strong> unbeschreibliche Paradox könnte zu<br />
einem Massenmord an der muslimischen Gruppe führen.<br />
72 Stunden ohne Kompromiss als Schlagwort dieses<br />
Glaubenskrieges (eine Aktion der katholischen Kirche in<br />
Deutschland – 72 Stunden ohne Kompromiß, die Jugend<br />
verausgabt sich) endet schmerzhaft. Der Gegenschlag libyscher<br />
konventioneller Mittelstreckenraketen auf das europäische<br />
Glaubenszentrum, auf Rom, auf italienische Atomreaktoren, auf<br />
weitere europäische Atomreaktoren. Kein sauberer Krieg, kein<br />
171
Runstedtplan„72 Stunden ohne Kompromiß“. Nicht länger,<br />
nicht kürzer. Da die Türken zum Islam gehören hätte dies einen<br />
Weltkrieg bedeutet, einen Glaubenskrieg, einem Kreuzzug und<br />
er würde das Ende Europas bedeuten.<br />
172
Factsheet Leichtes Beobachtungsflugzeug (megaluna, Version 2000)<br />
allwetter Trägerflugzeug hoher aerodynamischer Güte, auch motorlos und<br />
geräuschlos einsetzbar<br />
einzuordnen in 1 bis 2 t Klasse mit 1 bis 2 Personen Besatzung<br />
Spannweite 20 m, Höhe 1,8 m, Länge 8,4 m, Masse 1.050 kg<br />
<strong>für</strong> leichte Aufklärung VFR, Ausstattung mit Kolbenmotor bis 140 PS, <strong>für</strong><br />
Mehrzweck-Aufklärung, bis 250 kg Sensorik, IFR, Ausstattung mit Turboprop<br />
300 PS<br />
Linien- und Flächenüberwachung > 8 Stunden, Punkterkundung mit Radius < 50<br />
m<br />
Reichweite > 1500 km, Geschwindigkeit zwischen 70 und 300 km/h<br />
Übertragung von Daten online an Zentrale<br />
Starts und Landungen auf kleinsten Pisten möglich, mindestens 60 m Länge<br />
durch Flügelfalten beträgt Abstellfläche 10 m x 10 m<br />
Kraftstoffverbrauch ca. 20 l/h,<br />
direkte Betriebskosten unter 200 DM/h<br />
173
Literaturliste , unvollständig<br />
(Ilya Prigogine/Isabelle Stengers,Stegers (?), Dialog mit der<br />
Natur (1986)/<br />
Yona Friedmann, machbare Utopien (1998)<br />
"Reporter ohne Grenzen" kritisieren 15 Staaten - Eine Studie<br />
über die "Top 15" der freiheitsbeschränkenden Staaten<br />
Ende Januar 2002 legten "Reporter ohne Grenzen", die Internationale Liga <strong>für</strong><br />
Menschenrechte und Human Rights Watch einen Bericht vor mit dem Titel:<br />
11. September 2001 - 11. Januar 2002:<br />
120 Tage Angriffe auf die unveräußerlichen Freiheiten<br />
Die Top 15 der freiheitsbeschränkenden Staaten<br />
Wir dokumentieren große Teile daraus. Der ganze Bericht kann im Internet<br />
eingesehen werden unter: www.reporter-ohne-grenzen.de<br />
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Innere-Sicherheit/bericht.html<br />
Platz 5: Deutschland<br />
Ein "katastrophales" Antiterrorgesetz<br />
Die Vereinigungen, die sich <strong>für</strong> Bürgerrechte und Datenschutz einsetzen, halten das<br />
von Innenminister Otto Schily vorgelegte und vom Bundestag verabschiedete<br />
Antiterrorgesetz <strong>für</strong> eine "Katastrophe". Die am stärksten die Freiheiten<br />
einschränkenden Bestimmungen dieses Gesetzes sind:<br />
• Der Verdacht der Gefährdung der demokratischen und liberalen Grundordnung ist<br />
ein Grund <strong>für</strong> die Verweigerung oder Nichtverlängerung einer<br />
Aufenthaltsgenehmigung. Für in Deutschland lebende Ausländer kann dies auch<br />
Ausweisungsgrund sein. Dazu kommt die unmittelbare Durchführung der<br />
Abschiebung.<br />
• Die Trennung zwischen Geheimdienst und Polizei wird aufgehoben. Die<br />
Geheimdienste haben unbegrenzten Zugriff auf die gemeinsame Datenbank der<br />
Polizei INPOL und des MAD, BND, Bundesgrenzschutz und Verfassungsschutz<br />
werden in die Verfahren zur Ausstellung von Visa einbezogen.<br />
• Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist die<br />
Zuständigkeit des Verfassungsschutzes vergleichbar mit der der Polizei.<br />
• <strong>Das</strong> Gesetz über das Ausländerregister wird geändert, damit Polizei und<br />
Geheimdienste automatischen Zugriff auf alle Daten haben.<br />
• Es ist geplant, auch Auszüge über den Unterhalt, mit denen die Identität von<br />
Ausländern und Asylbewerbern belegt wird, zu speichern, um das "tatsächliche"<br />
Herkunftsland zu belegen und ihre Ausweisung zu erleichtern. Die digitalen<br />
Fingerabdrücke und "andere Identitätsnachweise" aller Asylantragsteller müssen<br />
zehn Jahre lang aufbewahrt und sollen systematisch mit Polizeiangaben über Tatorte<br />
von Verbrechen abgeglichen werden. Sie werden vom BKA gespeichert.<br />
• <strong>Das</strong> Verbot aller Vereine von Ausländern, deren Ziele oder Aktivitäten den<br />
grundlegenden Interessen der Bundesrepublik Deutschland schaden oder Gefahr <strong>für</strong><br />
sie bergen.<br />
• <strong>Das</strong> Recht auf den Zugriff auf Telekommunikationsdaten, die elektronisch<br />
gespeichert werden können: wer kommuniziert elektronisch mit wem?, wer<br />
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telefoniert mit wem?, Daten zur Lokalisierung; globale Archivierung der Inhalte, die<br />
kommuniziert werden; neue Rechte beim Zugriff auf die Daten der<br />
Telekommunikationsunternehmen und die Verwaltung von Post und Banken <strong>für</strong> die<br />
Informationsdienste. Die gewählten juristischen Konzepte sind ungenau und schwer<br />
zu bewerten. Ihre Auslegung erfolgt entsprechend der behördlichen Praxis. Wer<br />
bestimmt den Begriff der "Unterstützung des internationalen Terrorismus"? Wer<br />
definiert die Grenze zwischen "Terrorist" und "Freiheitskämpfer"? Die Änderungen<br />
des Gesetzes über Einreise und Aufenthalt von Ausländern in Deutschland und das<br />
Asylverfahrensgesetz sind nicht die geeigneten Mittel, um mehr Sicherheit zu<br />
erzielen. Sie fördern, im Gegenteil dazu, Vorurteile und Ressentiments in der<br />
Bevölkerung.<br />
Platz 6: China<br />
Unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung die Unterdrückung von Opposition<br />
und Minderheiten<br />
Der Rechtsstaat auf dem Sterbebett<br />
Nach dem 11. September: <strong>Staatliche</strong>s Mißtrauen gegenüber<br />
Bürgern als gesetzliches Prinzip<br />
Von Fredrik Roggan*<br />
Vortrag auf dem Friedenspolitischen Kongress in Hannover, 31. August 2002<br />
Am 11. Oktober 2001, also einen Monat nach den Ereignissen von New York und<br />
Washington, war in der Zeit zu den damaligen sicherheitspolitischen Planungen auf<br />
Seite 1 zu lesen: »Schily will einen Verbund zwischen den Dateien der Geheimdienste<br />
und der Polizei, Strafmilderung <strong>für</strong> Kronzeugen, Fingerabdrücke im Paß, Raster- und<br />
Schleierfahndungen, eine Aufweichung des Bankgeheimnisses, strengere<br />
Visaregelungen und die leichtere Abschiebung von (nicht vorbestraften) Ausländern,<br />
die schwerster Verbrechen verdächtig sind – all das macht Deutschland nicht zum<br />
Polizeistaat, wie mancher argwöhnt. Allerdings benötigte ein Polizeistaat kaum<br />
zusätzliche Gesetze, er brauchte nur die derzeit geplanten massiv anzuwenden.«<br />
Nun ist zu diesem Zitat zunächst anzumerken, daß nicht alle zum damaligen Zeitpunkt<br />
erhobenen Forderungen auch tatsächlich in Gesetzeskraft erwachsen sind. Gleichwohl<br />
tut man dem schließlich beschlossenen Terrorismusbekämpfungsgesetz sicher kein<br />
Unrecht, wenn man ihm eine weitgehende Übereinstimmung mit seinen Entwürfen<br />
attestiert. Und noch etwas ist dem Zitat hinzuzufügen: Die dortige Liste der<br />
Befugnisse <strong>für</strong> deutsche Sicherheitsbehörden ist nicht einmal annähernd als<br />
vollständig zu bezeichnen. Sie wäre z.B. zu ergänzen um die elektronische<br />
Rasterfahndung durch den BND (also die verdachtslose Kontrolle der<br />
Telekommunikation mit dem Ausland), Videoüberwachungen des öffentlichen<br />
Raumes durch die Polizei, große Lauschangriffe in StPO und Polizeigesetzen (ohne<br />
Straftatverdacht) und die strukturelle Einbindung von Geheimdiensten in die<br />
Strafverfolgung.<br />
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All dies sind Befugnisse, die Bürger schon bisher in erster Linie als Objekte von<br />
staatlichen Überwachungsmaßnahmen definieren. Besonders eklatant ist dieser<br />
Umstand bei Ermächtigungen, die jedermann im Visier haben. Dazu zählen aus dem<br />
Terrorismusbekämpfungsgesetz insbesondere die neuen Vorfeldbefugnisse <strong>für</strong> die<br />
Geheimdienste. Aber auch die Möglichkeit, biometrische Merkmale in die<br />
Personaldokumente aufnehmen zu dürfen, impliziert denknotwendig den generellen<br />
Verdacht, daß jedermann irgendwann zum Straftäter werden kann. Die Bürger und<br />
Bürgerinnen also in den Augen des Gesetzes als potentielle Sicherheitsrisiken.<br />
Und noch etwas ist richtig und wichtig am eingangs genannten Zitat: Die äußerste<br />
Grenze dessen, was die Gesetze erlauben, ist ein Maßstab <strong>für</strong> die Verfaßtheit unseres<br />
Staatswesens. Es ist nämlich eine andere Frage, in welchem Ausmaß von bestehenden<br />
Ermächtigungen Gebrauch gemacht wird. Dies wird von ganz verschiedenen Faktoren,<br />
etwa der technischen, personellen und finanziellen Ausstattung der<br />
Sicherheitsbehörden, beeinflußt. Ein freiheitliches Staatswesen liegt aber auf dem<br />
Sterbebett, wenn bürgerliche Freiheiten von polizeilicher Zurückhaltung und/oder<br />
fehlenden Ressourcen der Sicherheitsbehörden »geschützt« werden.<br />
Angesichts der genannten Befunde kann schon heute nicht mehr behauptet werden,<br />
daß die Redlichkeitsvermutung noch unangefochtene Geltung beanspruchen kann.<br />
Diese gebietet die staatliche Vermutung in die Rechtstreue der Bürger. Und das tut sie<br />
keineswegs als Selbstzweck: Mit dieser Vermutung ist das Verbot gekoppelt, die<br />
Menschen ohne jeglichen Verdacht in polizeirechtlicher oder strafprozessualer<br />
Hinsicht in Anspruch zu nehmen. Also: Ohne Gefahr und ohne Straftatverdacht ist die<br />
bürgerliche Freiheitssphäre prinzipiell geschützt.<br />
Die Abkehr von diesem Prinzip ist unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten von<br />
erheblicher Bedeutung, denn es gilt allgemein als gesicherte Erkenntnis unter Juristen,<br />
daß die Redlichkeitsvermutung den Rechtsstaat vom Polizeistaat unterscheidet. <strong>Das</strong> in<br />
immer zahlreicheren Gesetzen zutage tretende Mißtrauen den Menschen gegenüber als<br />
gesetzliches Prinzip ist <strong>für</strong> sich genommen also schon von Bedeutung.<br />
<strong>Das</strong> zweite Sicherheitspaket sieht unter anderem vor, daß sich zukünftig viele tausend<br />
Angestellte von sogenannten sicherheitsempfindlichen Einrichtungen<br />
(Versorgungseinrichtungen/Wasserwerke/Rundfunkanstalten ...) eine Überprüfung<br />
ihres Lebensumfeldes gefallen lassen sollen. Ohne ihr Wissen – selbstverständlich. Sie<br />
können sich damit – mangels Kenntnis – gegen solche Ausforschungen auch nicht zur<br />
Wehr setzen, selbst wenn sie es wollten. Um Geldströme internationaler<br />
Terrororganisationen zu erforschen, darf der Verfassungsschutz bei Banken<br />
Informationen abfragen und Auskünfte bei Postdienstleistern und<br />
Luftverkehrsunternehmen einholen. Er entwickelt sich damit weiter zu einer<br />
Ermittlungsbehörde. Allgemein hat die Polizei einen wesentlich erleichterten Zugriff<br />
auf das Ausländerzentralregister erhalten. Fingerabdrücke von Asylbewerbern können<br />
automatisch mit dem sogenannten Tatortspurenbestand des BKA abgeglichen werden.<br />
Und wer als Ausländer per Visum in die Bundesrepublik einreisen möchte, kann<br />
sogleich – zusammen mit den deutschen Einladenden – von den Geheimdiensten auf<br />
seine »Zuverlässigkeit« hin überprüft werden. Da paßt es ins Bild, daß SPD-<br />
Innenexperte Dieter Wiefelspütz eingesteht, daß man sich mit den neuen Befugnissen<br />
dem »gläsernen Ausländer« nähere. Die sich anschließende Frage ist, ob bzw. wann<br />
sich die Politik auch offiziell zum »gläsernen Menschen« bekennt.<br />
Indessen: Während bis vor einigen Jahren ein solches Bekenntnis zu einem Aufschrei<br />
bürgerlich-liberaler Kräfte geführt hätte, so schien dieses Mal das Aufbegehren eher<br />
einem verschämten Raunen zu gleichen. Die Gesellschaft stellt sich offenkundig auf<br />
176
andere Zeiten ein.<br />
Auch was die fortschreitende Vernetzung von Geheimdiensten und Polizeibehörden<br />
angeht, so wird ein rechtspolitisch sehr bedeutsamer Weg weiter beschritten: Die Defacto-Abschaffung<br />
des Trennungsgebots zwischen Polizei und Geheimdiensten, das<br />
nach dem NS-Faschismus die Entstehung übermächtiger (weil unkontrollierbarer)<br />
Machtapparate verhindern sollte. Die Republik verabschiedet sich auch insoweit von<br />
der Nachkriegszeit.<br />
Warum aber das alles? Was zum Beispiel haben biometrische Merkmale in deutschen<br />
Pässen mit mutmaßlich arabischen Terroristen zu tun, die Verkehrsflugzeuge in<br />
amerikanische Wolkenkratzer fliegen lassen? Der Zusammenhang ist wahrlich nicht<br />
leicht herzustellen. Und warum die gesetzgeberische Hektik, wo doch stets (und erst<br />
jüngst wieder) betont wurde, daß es in Deutschland keinerlei Anhaltspunkte auf<br />
bevorstehende Anschläge gibt? Interpretationshilfe leistet der Innenminister<br />
höchstselbst: In einem Spiegel-Interview bekannte er ganz freimütig, daß die<br />
entsprechenden Gesetzesinitiativen keineswegs erst nach dem 11. September<br />
eingeleitet worden sind (Nr. 39/2001, S. 32). <strong>Das</strong> spricht eher <strong>für</strong> eine durchaus<br />
geschickte Instrumentalisierung der Ereignisse vom 11. September und weniger <strong>für</strong><br />
eine Ad-hoc-Reaktion, mit der solche Anschläge in Zukunft verhindert werden sollen.<br />
Wenn es bisher also noch so war, daß die haushaltsmäßig begrenzten Mittel <strong>für</strong><br />
Aufgaben der Inneren Sicherheit ein De-facto-Schutz <strong>für</strong> die in Bedrängnis geratenen<br />
Freiheitsrechte der Bürger waren, so wird sich das insoweit gegründete Vertrauen auf<br />
den Bestand des freiheitlichen Rechtsstaats als trügerisch erweisen. Die Zeit, in der<br />
uns die Legalität vor einem autoritären Staatswesen bewahrte, sind vorbei. Und auf<br />
diese Weise werden die Finanzlöcher der öffentlichen Haushalte zu einem<br />
freiheitlichen Segen.<br />
* Dr. Fredrik Roggan ist Mitglied des Bundesvorstandes der<br />
Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union e.V. und Autor des Buches "Auf<br />
legalem Weg in einen Polizeistaat", Bonn 2000<br />
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/bewegung/hannover2002/roggan.html<br />
Heimatschutz <strong>für</strong> Deutschland?<br />
Von Michael Voregger<br />
Forschungsministerin Annette Schavan möchte mehr Geld <strong>für</strong> den Heimatschutz<br />
und die Sicherheitsforschung verwenden. <strong>Das</strong> große Vorbild USA gibt jährlich<br />
stolze vier Milliarden Dollar da<strong>für</strong> aus. Ein Traum <strong>für</strong> hiesige Forscher und<br />
Unternehmen, doch in Gesellschaft und Politik ist nicht jedem wohl bei dem<br />
Gedanken.<br />
Schon im letzten Jahr gab es Pressemeldungen, dass im<br />
Bundesforschungsministerium über ein nationales Zentrum <strong>für</strong><br />
Wehr- und Sicherheitsforschung nachgedacht werde. Für die<br />
177
wissenschaftliche Forschung im Heimatschutz sollten demnach jedes<br />
Jahr 600 Millionen Euro bereitstehen. Kommen sollte das Geld unter<br />
anderem aus dem 7. Forschungsrahmenprogramm der EU, das ab<br />
2007 die Europäische Forschung mit bis zu zehn Milliarden Euro pro<br />
Jahr fördern wird.<br />
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,grossbild-534137-<br />
412907,00.htmlForschungsministerin Annette Schavan: Vorbild Homeland Security<br />
Mittel, mit denen sich etwas anfangen ließe: Ganz oben auf der<br />
Wunschliste der Ministerin stehen die Auswertung von Videobildern<br />
in Echtzeit und der Schutz von kritischen Datenbanken. Mit<br />
Systemen zu "Command, Control, Communications, Computers and<br />
Intelligence" sollen Anschläge von Terroristen verhindert werden. All<br />
das ist durchaus im Sinne der Europäischen Union, die mit ihrer<br />
Initiative auch die Forschung in der Sicherheitstechnik voranbringen<br />
will. Deutsche Wissenschaftler sollen zu diesem Zwecke jährlich 250<br />
Millionen Euro aus dem EU-Topf erhalten. Hier verschwimmt die<br />
bisher sehr klare Trennung zwischen militärischer Rüstungstechnik<br />
und ziviler Sicherheitsforschung.<br />
Angeblich gab es bereits Pläne <strong>für</strong> eine Struktur, in der sich das auch<br />
deutlich gezeigt hätte: Der ministerielle Plan soll vorgesehen haben,<br />
die neun Fraunhofer-Institute und die drei Institute der <strong>für</strong> die<br />
Bundeswehr arbeitenden "Forschungsgesellschaft Angewandte<br />
Naturwissenschaften" unter einem Dach zusammenzufassen. Im<br />
Februar jedoch bestritt die Bundesregierung die Pläne <strong>für</strong> die<br />
Einrichtung eines solchen nationalen Forschungszentrums. In einer<br />
Antwort auf eine kleine Anfrage verschiedener Abgeordneter der FDP<br />
wird lediglich noch auf die geplante Effizienzsteigerung im Bereich<br />
der Forschung hingewiesen. <strong>Das</strong> Forschungsministerium sei<br />
zuständig, weil es in der Förderung ausschließlich um Forschungen<br />
im sogenannten zivilen Sicherheitsbereich gehe.<br />
Versteckte Töpfe<br />
So ganz vom Tisch ist das Thema aber wohl nicht. Im<br />
Bundeshaushalt verstecken sich auch an anderer Stelle Ausgaben <strong>für</strong><br />
die innere Sicherheit, die nicht nur mit zivilen Mitteln erreicht<br />
werden soll. "Zum Beispiel gibt es im Verteidigungsetat, der mit<br />
23,9 Milliarden Euro der zweitgrößte Einzelplan ist, das Kapitel<br />
'Wehrforschung, wehrtechnische und sonstige militärische<br />
Entwicklung und Erprobung'", kritisiert der Abgeordnete Michael<br />
Leutert von der Fraktion "Die Linke". "Allein dieses Kapitel umfasst<br />
1,12 Milliarden Euro. <strong>Das</strong> sind 342 Millionen Euro mehr als der<br />
gesamte Einzelplan des Umweltministeriums. Dieses Kapitel wurde<br />
178
außerdem um 153 Millionen aufgestockt."<br />
Wo so viel Geld fließt, sind die Interessenten nicht fern, die<br />
mitverdienen wollen. Im Heimatschutz liegt nach Ansicht der Politik<br />
nicht nur die Sicherheit des Landes begründet, sondern hier lässt<br />
sich auch viel Geld verdienen. <strong>Das</strong> haben die Rüstungskonzerne<br />
erkannt und setzen auf vermeintlich zivile Projekte <strong>für</strong> die "Innere<br />
Sicherheit".<br />
Beispiel EADS: Heim-Überwachung und Helikopter<br />
Der deutsch-französische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS, an<br />
dem Daimler Benz bisher einen Anteil von 22,5 Prozent besitzt, ist<br />
da<strong>für</strong> ein gutes Beispiel. Bisher ist das Unternehmen nicht nur <strong>für</strong><br />
den Airbus, sondern auch <strong>für</strong> große Rüstungsvorhaben wie den<br />
Eurofighter, Eurocopter und das Raketenabwehrsystem MEADS<br />
bekannt.<br />
Solche klassischen Rüstungsaufträge machen bisher einen Anteil von<br />
25 Prozent am Umsatz aus. Mit dem Geschäftsbereich "Global<br />
Security" will man auch mit zivilen Kommunikationssystemen, der<br />
Absicherung von Großveranstaltungen und der Sicherung von<br />
Landesgrenzen gute Geschäfte machen.<br />
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,grossbild-615592-412907,00.htmlEADS<br />
EADS-Schaubild zur "inneren Sicherheit": Zivile und Rüstungsforschung im<br />
fließenden Übergang<br />
"Dieser Bereich ist ein ganz großer Wachstumsmarkt, denn hier<br />
steigt der Bedarf an entsprechenden Lösungen beständig an", sagt<br />
Alexander Reinhardt, Pressesprecher bei EADS. "Experten sprechen<br />
von einem jährlichen Markt von 35 Milliarden Euro weltweit."<br />
Beim digitalen Polizeifunk in Deutschland ist EADS bereits der letzte<br />
Kandidat in der Ausschreibung, hier will die Bundesregierung bis zu<br />
vier Milliarden Euro ausgeben. <strong>Das</strong> Rüstungsunternehmen ist<br />
weltweit aktiv und beteiligt sich auch an der Sicherung der<br />
europäischen Außengrenzen. Der Grenzschutz von Estland etwa<br />
überwacht seine Küste in Zukunft mit deutscher Technik. "Es<br />
ermöglicht die Entdeckung und Festnahme von Schmugglern,<br />
wodurch auch die illegale Einschleusung von Flüchtlingen mit Booten<br />
oder Hubschraubern über die baltischen Staaten in die EU<br />
unterbunden werden kann", heißt es dazu in einer Pressemitteilung.<br />
<strong>Das</strong> System ist das größte radargestützte<br />
Küstenüberwachungssystem, das bisher zu Zwecken<br />
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der inneren Sicherheit entworfen wurde. Im letzten<br />
Jahr erreichte das Unternehmen einen Umsatz von<br />
34,2 Milliarden Euro. Militärische und zivile<br />
Sicherheitslösungen sollen schon bald ein Drittel der<br />
Geschäfte ausmachen. "Wir sehen einen Trend, bei<br />
dem die klaren Grenzen zwischen innerer und äußerer<br />
Sicherheit sowie den verschiedenen Diensten<br />
durchlässiger und die verschiedenen Organisationen in<br />
Zukunft zusammen operieren werden", erklärte der<br />
neue Rüstungschef Stefan Zoller, anlässlich der<br />
Münchner Sicherheitskonferenz im Februar.<br />
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