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Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

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<strong>Das</strong> <strong>ZeitGeschichtsParadox</strong><br />

1


Inhaltsverzeichnis:<br />

Einführung<br />

Die Megamaschine nach Mumford<br />

Die ägyptische Megamaschine<br />

Kommunismus<br />

Systemdynamik im Nationalsozialismus<br />

Die alliierte Megamaschine<br />

Wie arbeitet die Megamaschine?<br />

Was ist eine Gigamaschine?<br />

Systemstruktur<br />

Die BRD Gigamaschine<br />

Die Spiralen<br />

Die Nichtgeschichtsspirale<br />

Wie entsteht ein Negativitätsimpuls?<br />

Reinigungszwang<br />

Innere Sicherheitsspirale – Luftaufklärung<br />

Die vergangenen Impulse<br />

Aufschwingende und abschwingende Systeme<br />

<strong>Das</strong> Risiko Kreuzrot<br />

2


Einführung<br />

Ich habe lange gewartet dieses Buch zu schreiben. Ich habe<br />

lange nachgedacht, ob es sinnvoll ist dieses Buch zu schreiben ,<br />

zu beenden und auch zu veröffentlichen.<br />

Aber ich glaube, dass es von enormer Wichtigkeit <strong>für</strong><br />

Deutschland ist, dieses Buch über jüngste Zeitgeschichte zu<br />

publizieren und auch um mich von einer enormen Geisteslast zu<br />

befreien, die mit dem Aufarbeiten der Zeitgeschichte der letzten<br />

Jahre verbunden ist. Deutsche Geschichtsschreibung<br />

beschäftigt sich hauptsächlich mit der NS Geschichte, was zu<br />

einer enormen<br />

Reduktion der Vergangenheit eben auf diese Geschichte geführt<br />

hat Wir wissen über Hitler alles, wir wissen wie er seinen Tee in<br />

seinem Teehaus trank, durch Guido Knopp wissen wir, was <strong>für</strong><br />

ein Hund Blondie war, wir kennen die nächste Umgebung des<br />

totalitären Herrschers, wir kennen alle Organisationen des NS<br />

Staates, wir kennen Waffen und Wunderwaffen, den Krieg als<br />

Mittel, wir wissen vieles und fast alles. Wir bedauern die Opfer<br />

und wissen über unsere Schande. Was durch die allgemeine<br />

Beschäftigung aber passiert ist, ist eine Auslöschung der<br />

Geschichte seit dem zweiten Weltkrieg, die nur noch<br />

zweitrangig geworden ist. Es fällt uns leichter die Führungselite<br />

des NS Staates aufzuzählen, als die Bundespräsidenten oder<br />

Bundeskanzler seit Bestehen der Bundesrepublik. Deshalb<br />

denke ich, dass es wichtig ist, den Augenmerk und die<br />

Entwicklung der letzten Jahre, wie ich sie sehe, in diesem Buch<br />

niederzuschreiben um einen Gegenakzent zu setzen, um gegen<br />

eine jüngste und wie ich meine sehr gefährliche<br />

Geschichtsverdrängung anzugehen.<br />

Wir befinden uns immer wieder in einer Art künstlichem Koma.<br />

Es hält uns zwar am Leben, aber das Aufwachen wird durch<br />

dieses Koma ebenso verhindert. Dieser kritische Zustand, ein<br />

schwebender Zustand zwischen Realität und Vision wurde<br />

bisher von niemandem genauer analysiert.<br />

Natürlich ist jede Geschichte eine Interpretation von<br />

Zusammenhängen, die nur dadurch an Glaubwürdigkeit<br />

gewinnt,<br />

wenn die Argumentation akzeptiert wird, wenigstens aber<br />

diskutiert wird. Ohne Veröffentlichung und Diskussion aber<br />

keine Reflektion und folglich auch keine Änderung des<br />

zukünftigen Kurses.<br />

In der Vergangenheit gab es immer neue dieser Impulse, die<br />

mich in meiner Theorie bestätigten und somit sind auch die<br />

be<strong>für</strong>chteten gesellschaftlichen Gefahren gewachsen.<br />

3


Mit dem Aufarbeiten ist eine enorme moralische Verpflichtung<br />

verbunden. Eine enorme Verantwortung, die über die Jahre zu<br />

langen Überlegungen geführt hat, wie die Zusammenhänge<br />

sind und wie sie miteinander verknüpft sind. Diese<br />

Verantwortung gibt mir vor, die Dinge nicht schlimmer zu<br />

machen, als sie waren, um so die negativen Aspekte der<br />

Geschichte nicht in ihrer Kraft zu steigern.<br />

Ich bin von einem als geisteskrank geltenden Opfer des<br />

Gesundheitswesens zu einem Mitwisser geworden, vielleicht<br />

einer der wenigen, die überhaupt noch den Überblick über die<br />

letzten Jahre der Deutschen Zeitgeschichte haben. Wenn alle<br />

die Geschichte vergessen haben, so hat sie sich durch mein<br />

schweres persönliches Schicksal, was mit dem Widerstand<br />

gegen eine maschinelle Entwicklung zusammenhängt, tief in<br />

meinem Schädel eingebrannt.<br />

Damit meine ich bei weitem nicht die Zeitgeschichte wie sie<br />

bisher und bis hier existiert, eine Aufreihung von politischen<br />

Ereignissen auf einer Zeitleiste mit jährlichen Rückblicken auf<br />

die allgemeinen Ereignisse wie Innenpolitik und Außenpolitik,<br />

G8 Treffen, Flutkatastrophen und Landtagswahlen.<br />

Ich denke an die bisher ungeschriebene Geschichte, die aus<br />

Gründen der Glaubhaftigkeit, aus Gründen der Logik viel<br />

wahrscheinlicher ist, als die bestehende Geschichte der<br />

vergangenen Jahre. Ein Prozess des Nachdenkens ist von Nöten.<br />

Diese ungeschriebene Geschichte , ich nenne Sie in diesem<br />

Buch die Nichtgeschichte, ist der Hauptkern dieses Buches.<br />

Nichtgeschichte bedeutet in diesem Zusammenhang eine<br />

verneinte Geschichte , eine verleugnete Geschichte, die<br />

aus Gründen, die ich Ihnen später anführen werde, verneint<br />

wurde.<br />

Ich habe längst versucht Gesprächspartner in hohen politischen<br />

Positionen zu überzeugen, jedoch sind die Zusammenhänge<br />

sehr komplex, so komplex, dass sie nur schriftlich verständlich<br />

werden und die mit Ruhe bedacht werden sollten und<br />

nicht in dem allgemeinen Wahlkampfgetöse oder in der<br />

Tagespolitik Geltung erlangen sollten. Gerade die jetzige Zeit<br />

der großen Koalition verhindert aufgrund des dominierenden<br />

herrschenden politischen Monopols eine Auseinandersetzung.<br />

Umfangreiche wirkliche Reformen, eine Reduktion der<br />

Staatsquote und eine Veränderung im Denken der Menschen,<br />

weg vom „Uns geht es so schlecht“ Gejammere sind vonnöten.<br />

Die Probleme sind gravierend und es sind in erster Linie<br />

Probleme, die der Staat selbst produziert und nicht der einfache<br />

4


ereits erschreckte Bürger, der seine Kauflaune zugunsten des<br />

Sparens aus Angst gestoppt hat.<br />

Ob dieses Buch ein Erfolg wird, ist unbedeutend. In den hier<br />

dargestellten Zusammenhängen von einem Erfolg zu sprechen<br />

liegt mir fern, doch denke ich, das es wichtig und notwendig ist<br />

die einzelnen Faktoren klar abzugrenzen.<br />

Die Akzeptanz dieses Buches , somit ein geistiger Erfolg, und<br />

der darin enthaltenen Argumentation wird zu neuen Problemen<br />

führen und gerade am Anfang einer Diskussion keine<br />

Verbesserung der gesellschaftlichen und politischen Probleme<br />

in Deutschland erzielen, sondern das Gegenteil – mehr<br />

Negativität. Eine Negativität, die dieses Buch grundsätzlich<br />

bekämpfen will. Somit wird dieses Werk auch ein Teil des<br />

Paradoxes selbst, was es bekämpfen will. Nur durch<br />

umfangreiche Reformen, Umstellungen im Denken und einer<br />

bewussten Auseinandersetzung mit der<br />

Zeitgeschichte können aber diese negativen Einflüsse begrenzt<br />

werden.<br />

Es liegt mir fern irgendeine bestimmte Person am<br />

gesellschaftlichen Zustand Schuld aufzudrängen, schließlich<br />

handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem.<br />

Ich glaube nach langer Überlegung, dass man mit dem<br />

Aufzeigen einer negativen Vergangenheit und Zeitgeschichte<br />

eine positive Wendung <strong>für</strong> die Zukunft erzielen kann, die sonst<br />

verbaut wird, weil sonst die Zukunft als logische Fortsetzung<br />

der Vergangenheit nur negativer werden kann.<br />

Eine beängstigende Zukunft kann zu Protesten und Reformen<br />

führen, die eben diese mögliche negative Zukunft ausschließt<br />

oder eher unwahrscheinlich macht, oder aber sie führt zu einer<br />

negativen Entwicklung die verhindert werden soll.<br />

Besser jedoch ist eine Reflektion, als ein stures Weitermachen<br />

wie bisher.<br />

Dieses Buch behandelt mehrere negative Phasen der letzten<br />

Jahre, die hier als negative Impulsphasen bezeichnet werden.<br />

Diese Phasen wurden wie bereits erwähnt verdrängt oder sind<br />

bereits verlorene Geschichte, da es sehr schwierig ist<br />

ausreichend Material zu sichern. Um es mit einem neuen<br />

Industriebegriff in Anlehnung an Klemperer (LTI) zu<br />

beschreiben -, „entsorgte“ Geschichte.<br />

Gerade dieses Wort, entsorgen, das an die Stelle von wegwerfen<br />

gerückt ist, ist fundamentaler Bestandteil einer neuen Sprache,<br />

die sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Auch darauf werde<br />

ich eingehen.<br />

5


Die das System Bundesrepublik Deutschland stabilisierenden<br />

positiven Phasen, die ich Revitalisierungsphasen nenne, werden<br />

nicht weitergehend beschrieben aber dennoch erwähnt, um zu<br />

zeigen, dass sich das Gesamtsystem bisher immer wieder erholt<br />

hat und dass das Gute im Menschen existiert. Diese positiven<br />

Revitalisierungsphasen haben noch immer die Überhand, und<br />

das soll auch so bleiben, deshalb werden sie in diesem Buch<br />

auch erwähnt, um nicht eben diese Phasen durch eine einseitige<br />

Geschichtsschreibung auszulöschen.<br />

Aus den vergangenen aus dem Unterbewusstsein nun wieder<br />

ins<br />

Bewusstsein des Lesers gerückten Negativitätsphasen werden<br />

dann Schlüsse gezogen in welche Richtung sich die<br />

Gesellschaft bewegt und wie eine solche Zukunft aussehen<br />

könnte, wenn sich die Gesellschaft in diese Richtung weiter<br />

entwickelt. <strong>Das</strong> mag ein Gruselfaktor sein, diese mögliche<br />

Zukunft wird nicht aus reißerischer Sicht beschrieben, sondern<br />

dient der reinen Abwehr<br />

dieser Zukunft.<br />

Besonderer Augenmerk liegt auf dem Begriff der<br />

Megamaschine, historisch erläutert an der NS Megamaschine,<br />

die in unserer Zeit durch die Beschleunigung eher eine<br />

Gigamaschine ist. Der Begriff der Megamaschine wurde in<br />

Anlehnung an Luis Mumford gewählt, jedoch tritt er nicht als<br />

ein absolutistischer Begriff auf, wie bei Mumford, sondern<br />

beschreibt auch in Anlehnung an ihn, ein System, welches sich<br />

in den negativen Impulsphasen in kürzester Zeit aufbaut, aber<br />

in den positiven Revitalisierungsphasen durch eine Rückkehr<br />

von Pluralität und demokratischen Bewusstsein wieder in der<br />

Bildsprache der Medien verschwindet. Es handelt sich hierbei<br />

bisher also nicht um einen endgültigen Systemzustand, sondern<br />

um eine gepulste Megamaschine, die immer wieder an Kraft<br />

durch die Demokratie verliert und die mit ihr verbundenen<br />

Institutionen und politischen Ämter sowie durch die Regierung.<br />

Jedoch verschwindet diese politische Führung im Zeitraum der<br />

negativen Impulsphasen gänzlich, es handelt sich folglich um<br />

eine kopf und führungslose Megamaschine.<br />

Zur Erklärung der Zusammenhänge und der Bildsprache der<br />

Megamaschine habe ich möglichst viele Bilder beigefügt, die<br />

die Argumentation unterstützen und symbolisch vorführen.<br />

Die hier als Quellen angeführten Medien sind hauptsächlich die<br />

Zeit und die FAZ, in den ersten bereits genauer analysieren<br />

Impulsphasen ab Ende 1997 wurden auch andere Medien<br />

hinzugezogen. Später in den weiteren Impulsen beschränkte ich<br />

6


mich aus zeitlichen Gründen nur noch auf die FAZ,<br />

insbesondere hier dem Feuilleton-Teil und die „Zeit“. Diese<br />

wurden dann zu einem Systemindikator zusammengefasst. Ein<br />

weiterer ist der Spiegel Online Bild des Tages Indikator, der den<br />

kurzfristigen Trend des Systems anzeigt. Die Ergebnisse der<br />

Analyse reichten relativ gut aus, die negativen Impulsphasen<br />

zeitlich genauer einzuschränken und ihre Zusammenhänge zu<br />

analysieren. Falls Sie im Besitz von Zeitungen aus den<br />

entsprechenden negativen Impulsphasen sind, die die<br />

aufgezeigten Zusammenhänge verdeutlichen, so wäre ich<br />

Ihnen sehr dankbar diese mir zur Verfügung zu stellen, um<br />

später in weiteren Veröffentlichungen nach den hier<br />

beschriebenen generellen Tendenzen genauer durchzuführen<br />

und auf einzelne Negativitätsimpulse genauer einzugehen .<br />

Recyceln sie daher die Geschichte gegen die Entsorgung.<br />

Jedoch sollten wir uns auch nicht zu intensiv mit den<br />

Negativitätsphasen der jüngsten Zeitgeschichte beschäftigen,<br />

um wie gesagt die Positivität nicht gänzlich auszulöschen, denn<br />

das hätte den negativen Effekt, ähnlich der NS Dokumentarbeschallung<br />

und damit verbundenen Reduktion der deutschen<br />

Geschichte.<br />

Die Bildzeitung und Magazine wie Stern und Spiegel wurden<br />

nur sporadisch ausgewertet. Gerade die Bildzeitung brachte<br />

keine weiteren im Sinne der Theorie ergänzenden<br />

Zusammenhänge, jedoch sehe ich dies nicht als Bruch der<br />

Metatheorie, sondern ich sehe die Bildzeitung eher als<br />

bebilderte Illustrierte mit Schwerpunkt Sport und Pinups.<br />

Tiefgreifende gesellschaftliche Entwicklungen werden hier<br />

nicht beschrieben. Und auch die Wortwahl der Schlagzeilen ist<br />

zu eingeschränkt, um mit ihr eine genauere Analyse<br />

durchzuführen. Ich werde hier die akzeptierte Geschichte der<br />

politischen Großereignisse, die ich als MTV-Geschichte<br />

bezeichne , nicht gesondert aufzeigen, denn diese können Sie<br />

allen Chroniken<br />

entnehmen und werde daher die positiven<br />

Revitalisierungsphasen mit einem „Engel“ kennzeichnen,<br />

der doch mehr sagt, als weitere Additionen von in diesem Fall<br />

eher ablenkenden Material. Der „Engel“ ist aus der Zeit<br />

entnommen und trat als einziges positives Element in einem<br />

negativen Impuls der Vergangenheit auf, bei der die Zeit in<br />

einer Ausgabe sehr düster und todesfixiert war. Dieser Engel<br />

über eine Doppelseite symbolisiert daher meiner Meinung nach<br />

die verbliebene Hoffnung und Zuversicht in einem dunklen<br />

Umfeld.<br />

7


Auch wenn Sie denken sollten, dass ich selbst ein negativer<br />

Mensch bin, weil ich mich mit diesem Kapitel der jüngsten<br />

Zeitgeschichte beschäftige, so muß ich Ihnen entgegenhalten,<br />

ich bin ein positiver Mensch, jedoch wurde diese Positivität<br />

durch das bewusst Erlebte und Gesehene geschwächt.<br />

Es ist ein Grundproblem des Paradoxes diese Negativität zu<br />

bekämpfen und die Gefahren der Megamaschine aufzuzeigen<br />

und die Negativität gleichzeitig aufzuzeigen. Ich möchte mich<br />

neutral im Sinne von Emotionen verhalten, was nicht leicht ist,<br />

da die persönliche Vergangenheit mit dem Kampf die eigene<br />

Existenz oder schlicht das eigene Überleben zu emotionalen<br />

Gefühlen führt, die hier keine Rolle spielen sollen.<br />

Positiv sein bedeutet an das Gute zu glauben und auch in der<br />

stärksten Negativität den Glauben an die Menschen zu<br />

behalten, was ich jedem nur raten kann, der eine düstere Sicht<br />

der Welt medial verbreitet, ohne jemals dem Tod nahe<br />

gekommen zu sein, oder ihn erlebt zu haben. Diese Depression,<br />

eine Massendepression zeigt doch den Zustand einzelner und<br />

den Zustand der Gesellschaft sehr deutlich.<br />

Diese Krankheit und den Überblick über die Zusammenhänge,<br />

über 6 Jahre verschwiegene deutsche Geschichte,<br />

die ich die Nichtgeschichte nenne, weil sie nicht existiert,<br />

niemals existiert hat, niemals existieren sollte, muss aber<br />

analysiert werden, da sie eben auch auf Gegenwart und Zukunft<br />

wirkt.<br />

Ich habe über 6 Jahre Dokumente gesammelt, die meine<br />

Argumentation unterstützen. Einige davon trug ich durch halb<br />

Europa, immer mit der Angst, dass man sie mir wegnimmt,<br />

andere waren bei Freunden versteckt, aus Angst<br />

dass sie verschwinden und aus Angst als verrückt zu gelten.<br />

Mit Händen voller Zeitungen wird man leicht <strong>für</strong> verrückt<br />

erklärt, ein dubioses geistiges Konstrukt bedarf der Behandlung.<br />

Eigentlich ist es mehr als absurd, dass diese viel<br />

wirklichkeitsnähere Argumentation zur geistigen Krankheit und<br />

die Verwirrungen der Masse zur harmlosen ungefährlichen<br />

immer wiederkehrenden Episode wurde. Eine Massenkrankheit<br />

dieser Ausmaße erfordert in Wirklichkeit einen Krisenstab<br />

oder das Einbringen von Antidepressiva in das Trinkwasser, um<br />

Gefahren <strong>für</strong> die Demokratie zu vermeiden, wobei ein solches<br />

Vorgehen ein totalitäres Verhalten wäre, was mit der<br />

Demokratie nicht vereinbar ist und dies im nächsten negativen<br />

Impuls natürlich dazu führen kann, dass dann Aggressionssteigernde<br />

Mittel eingesetzt werden. Wer einmal die Büchse<br />

8


der Pandora öffnet, wird es wieder tun. Und ist sie erst einmal<br />

geöffnet, so kann man leider die destruktiven Mittel und<br />

Produkte, die die Megamaschine produziert hat, nicht mehr aus<br />

dem System nehmen.<br />

Nach langen Abwägen der Vor- und Nachteile einer<br />

Veröffentlichung bin ich letztlich zu der Überzeugung gelangt,<br />

dass eine Veröffentlichung<br />

und somit eine sich hoffentlich anschließende Diskussion einer<br />

Fortsetzung der im Buch beschriebenen negativen<br />

Entwicklungen vorzuziehen ist.<br />

<strong>Das</strong> ist ein Tabubruch, ein Tabubruch den wir wohl gehen<br />

müssen, damit wir eine gute und menschliche Zukunft haben<br />

können.<br />

Ich hoffe das die beschriebenen Zusammenhänge zu einem<br />

Aufwachen führen.<br />

Dieses Aufwachen ist ein schwieriger Prozess, da bisher nur<br />

verdrängt wurde, er wird schmerzhaft allemal.<br />

Verdrängen heißt vielleicht vergessen, aber das Unbewusste<br />

oder Unterbewusste ist auch in der Gegenwart präsent, es<br />

schlummert in uns, bis es entweder gänzlich durch die Zeit<br />

verloren geht oder reaktiviert wird.<br />

9


Dieses Buch ist meiner Familie gewidmet, meinen Freunden<br />

wie Martin und vor allem Professor Albus, der mich über Jahre<br />

unterstützt hat<br />

Andreas Boebel<br />

10


Zwischen Realität, Vision, Religion und Kapitulation<br />

Die negative Dynamik des Nationalsozialismus<br />

I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung<br />

1.2 Ursprünge der nationalsozialistischen Inszenierung<br />

1.3 Komplex der eigenen Schwäche<br />

2. Gewinnung der Macht, Rückgewinnung der Stärke<br />

4. Volk <strong>für</strong> Volk, das Volksfest<br />

2.1 Architektur der Macht<br />

3. Verlust der objektiven Realitätswahrnehmung – neue<br />

Visionen<br />

3.1 Reinheit der Sprache<br />

3.2 Reinheit der Kunst<br />

3.3 Volkshygiene und Sport<br />

3.4 die Uniform, Normierung der Gesellschaft<br />

3.5 Subjekte werden Objekte<br />

4.1 die Thingbewegung<br />

5. Medienvisionen als neue Realität<br />

6. Mythifizierung des Nationalsozialismus<br />

6.1 Die Parteifeiern<br />

7. Religion<br />

8. Krieg als Mittel der Inszenierung<br />

9. Kapitulation, Implosion eines Weltbildes<br />

11


Um das Zeitgeschichtsparadox wirklich verstehen zu können<br />

müssen wir uns ein weiteres Mal ausgiebig mit dem<br />

Nationalsozialismus auseinandersetzen. Er bietet die Grundlage<br />

Für die Zusammenhänge der Gegenwart.<br />

Mit welchen Mitteln gelang es der NSDAP weite Kreise der<br />

Bevölkerung zu gewinnen und aus welchen Gründen folgte die<br />

Masse der Bevölkerung in allen zeitlichen Handlungsstufen der<br />

Partei? Welche Zusammenhänge bildeten die Grundlage,<br />

woraus ergaben sie sich und auf welchen tiefenpsychologischen<br />

Hintergründen basierte das System ? Wie vollzog sich der<br />

Wandel in der Wahrnehmung der Menschen?, Gab es Rituale,<br />

daher sich wiederholende Elemente, kann man im<br />

Nationalsozialismus gar religiöse Aspekte erkennen?<br />

Die Feiergestaltung der Nationalsozialisten als<br />

Propagandainstrument zeigte das ganze Ausmaß der<br />

Manipulation. Dabei wurden verschiedene Techniken und<br />

Elemente eingesetzt, die sich ergänzten, verbanden und<br />

unterstützten.<br />

Erst die Kopplung dieser Elemente während der Feier selbst<br />

führte zu dem Zustand eines rauschhaften Erlebens. Dabei war<br />

die Feiergestaltung nur der spielerische Umgang mit den<br />

Elementen des täglichen Lebens in gesteigerter Form und<br />

Intensität, somit eine Simulation auf begrenztem gestauten<br />

Raum, was zu einem Abspulen eingeprägter gespeicherter<br />

Muster führte. Erst diese Kopplung und Addition der einzelnen<br />

Elemente, die dadurch erzielte Intensität führte zur erreichten<br />

Wirkung auf den Einzelnen, der durch sein soziales Gefüge<br />

unweigerlich mit der Masse verknüpft war.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> die Analyse der Zusammenhänge, den<br />

empfundenen Bann der Menschen <strong>für</strong> den Nationalsozialismus<br />

war außerdem der zeitliche Aspekt, eine sich ändernde<br />

Wahrnehmung durch eine veränderte Realität, die sich langsam<br />

vollzog und zu einer Massenpsychose auswuchs. Da das System<br />

im späteren Verlauf nach außen geschlossen war, wurde diese<br />

Psychose noch verstärkt, da auch keine Information von außen<br />

durch das Verbot des Abhörens von Feindsendern eindrang und<br />

der einzelne durch das innere propagandistische Mediensystem<br />

fortlaufend manipuliert wurde vollzog sich diese schleichende<br />

Veränderung im Geiste. Wir siegten uns quasi zu tode und<br />

selbst als die Russen bereits vor Berlin standen rollten die<br />

Panzer in der Wochenschau noch immer von links nach rechts<br />

durchs Bild, voran, es geht voran.<br />

12


Zuerst in den zwanziger Jahren, noch vor der<br />

Machterschleichung, hatte die propagandistische Parteiarbeit<br />

noch „kindliche Züge“ und die suggestive Kraft war nur eine<br />

Wahnvorstellung einer kleinen Minderheit. Diese kleine rituelle<br />

Gruppe am Anfang der Weimarer Zeit reifte dann mit der<br />

Ausbreitung der Bewegung räumlich und zeitlich und wurde<br />

nach der Machterschleichung durch die Durchorganisation aller<br />

Bereiche des Lebens zu einem festem Bestandteil, mehr noch,<br />

zu einem Weltbild, zur neuen Realität.<br />

Nur der gesamte Überblick über das Phänomen<br />

Nationalsozialismus ermöglicht es, die tiefgreifende<br />

Veränderung in den Köpfen der Menschen als Subjekte und<br />

Objekte der Inszenierung verstehen zu können. Durch den<br />

Versuch auf einer abstrakten Ebene an das Phänomen<br />

Nationalsozialismus heranzutreten, auf dieser Ebene mögliche<br />

Erklärungsversuche in die Analyse mit einzubeziehen, will ich<br />

nochmals auf die einzelnen Elemente eingehen. Ich stütze mich<br />

in diesem Teil des Buches auf die Aufzeichnungen Canettis,<br />

„Masse und Macht“, der bereits eine umfangreiche Metaebene<br />

über die Handlungsweisen von Massen und ihren Eigenschaften<br />

und Bewegungen angelegt hat.<br />

Die Realitätsveränderung innerhalb des Systems vollzog sich in<br />

drei Dimensionen.<br />

Vision, definiert als realisierbare Veränderung der Zukunft<br />

Mythologie, definiert als realitätsverfremdende Veränderung<br />

der Vergangenheit und schließlich Religion. Wobei diese Stufe<br />

die komplexeste Stufe ist, die sowohl als Realitätsersatz dient,<br />

folglich Transformation der Realisierbarkeit in eine ferne<br />

Zukunft, aber auch eine ganzheitliche Betrachtung des Lebens<br />

und des Todes, somit eine Beantwortung der Seinsfrage.<br />

Ursprünge nationalsozialistischer Inszenierung<br />

Inszenierung war mehr als die Inszenierung von großen Massen<br />

auf Plätzen, dies ist eher die Lösung einer Gleichung. Sie ergab<br />

sich aus mehreren Faktoren: neue Stabilität und Stärke, Sprache<br />

und Kunst, Architektur, Volkshygiene und Sport, Uniformität,<br />

Medien, einer mythologisierten Geschichte, dem<br />

Nationalsozialismus als Religion und letztlich dem Krieg als<br />

Ausbruch der Masse aus den Versammlungszentren der<br />

Bewegung.<br />

Die nationalsozialistische Inszenierung der Massen entstand<br />

nicht erst durch die Nationalsozialisten selbst, sondern<br />

13


kristallisierte sich nach längerer Erprobung und Verfeinerung.<br />

Ausschlaggebend <strong>für</strong> die Übernahme der Elemente waren<br />

Zeitphänomene, die in der internationalen Entwicklung<br />

aufkamen und sich schon in den zwanziger Jahren auf<br />

unterschiedliche Weise zeigten. Gerade die Nähe der<br />

Sowjetunion, führte zu Parallelen in Kultur, Architektur und<br />

Malerei, die <strong>für</strong> Deutschland Vorbildcharakter hatten. Die<br />

Entwicklung russischer Propaganda, Masseninszenierungen und<br />

Paraden, im Rahmen des ersten 5 Jahresplanes 1928<br />

transportierten LKW-Kolonnen außer den Kulissen von<br />

Schiffen, Maschinen als Symbole der Industrialisierung auch<br />

beschwörende Appelle zu betriebsinterner Leistungssteigerung,<br />

monumentale Lichtdiagramme verdeutlichten<br />

Produktionszahlen und Planvorgaben, führten auch in<br />

Deutschland zu Versammlungen ähnlicher Art.<br />

Der erste Weltkrieg mit den daraus resultierenden Folgen <strong>für</strong><br />

Deutschland, die Entmilitarisierung der Gesellschaft und die<br />

industrielle Brachlage verhinderten aber eine Glorifizierung der<br />

eigenen Fähigkeiten und das Zurschaustellen militärischer<br />

Möglichkeiten. Folglich wurden hier andere Schwerpunkte<br />

gesetzt, man beschränkte sich auf theatralische Darbietungen,<br />

setzte auf riesige Spielflächen, den Einsatz von Lichttechnik<br />

und die Wirkung der Masse. Durch die stoffliche<br />

Einschränkung und das Fehlen konkreter Inhalte büßten<br />

deutsche Massenaufführungen wie Spartakus 1920 oder<br />

Erwachen 1924 aber an beabsichtigter revolutionärer Wirkung<br />

ein. Der Zustand des Erwachens, eine Beschwörung<br />

revolutionärer Massensehnsüchte, war noch kein Zustand, der<br />

genügend Dynamik entfachte.<br />

Die Angst vor Veränderungen in der Gesellschaft führte schon<br />

früh zu einer Rückbesinnung auf das eigene Ich. 1922 gründete<br />

der Hauptvertreter des deutschen Ausdruckstanzes, Rudolf von<br />

Laban, die ersten Bewegungschöre, die später in der<br />

Thingbewegung Reife erhielten. In Fortsetzung des<br />

sozialhygienischen und ganzheitlichen Menschenideals sollten<br />

Laien mit ihren körperkulturellen Sehnsüchten geläutert und in<br />

die „Triebwelt des Menschen zurückversetzt werden“. Die<br />

Faszination an der freiwilligen Hingabe und zugleich<br />

gemeinschaftlichen Disziplinierung „zu einem organischen<br />

Körper in der Verschmelzung von Musik und rhythmischer<br />

Belebung“ wurde auch in den Chören der Leipziger<br />

Massenfestspiele nachvollziehbar.<br />

Die Entwicklung korrespondierte mit der zeitgleichen<br />

Diskussion um die Erneuerung der Theaterarchitektur, wie sie<br />

14


sich in den Vorschlägen <strong>für</strong> Raumbühnen und Totaltheater<br />

niederschlugen. Im Totaltheater des Walter Gropius (1927)<br />

diente die technische Perfektion des Bühnenapparates einer<br />

„Mobilisierung aller räumlichen Mittel, um das<br />

Publikum...aufzurütteln, zu bestürmen, zu überrumpeln und<br />

zum Miterleben des Spiels zu nötigen. Schon hier zeigte sich<br />

auf spielerischer Ebene der Drang nach Macht und<br />

Unterwerfung.<br />

Auch andere Architekten entwarfen monumentale<br />

Vorstellungen, doch verhinderte die ökonomische Situation die<br />

Realisierung der Monumentalarchitektur.<br />

Die Arbeitslosigkeit auf der einen Seite, Symbol der Schwäche<br />

sollte durch den Bau von monströsen Arbeitsforen in ein Gefühl<br />

der Stärke verwandelt werden.<br />

Der Komplex der eigenen Schwäche<br />

Die Zustände dieser Zeit, politisches Chaos auf der einen Seite,<br />

verbunden mit einer Wirtschaftskrise, der Börsenkrach 1929,<br />

die Vernichtung von Produktivkapital, der Niedergang der<br />

Bauindustrie, die wirtschaftliche Notlage der Bevölkerung<br />

durch die Massenarbeitslosigkeit, eine sich ankündigende<br />

Veränderung der Arbeitswelt, die aus der landwirtschaftlichen<br />

Produktion in ein industrielles Zeitalter führte, all das zwang die<br />

Menschen sich den neuen Umständen anzupassen und schürte<br />

die Angst vor der Moderne, die den Menschen die<br />

Vergangenheit und vertraute Lebensgewohnheiten raubte und<br />

eine Zukunft andeutete, die durch die neuen technischen<br />

Möglichkeiten geprägt werden würde.<br />

Aus dem Gefühl der eigenen Schwäche wuchs das Gefühl der<br />

Ohnmacht, dieser Zustand war der Nährboden<br />

<strong>für</strong> Scharlatanen und Heilande aller Art.<br />

„Endzeitstimmung, gepaart mit bestimmten<br />

Erlösungssehnsüchten, ein ausgeprägter Führerkult und ein<br />

Hang zur Mystik waren in der Bevölkerung tief verwurzelt.<br />

Viele esoterische Vereinigungen und Bünde, die ein<br />

neuheidnisches, bzw. ein neugermanisches Weltbild predigten,<br />

entwickelten sich unkontrolliert. Bünde wie die<br />

„Armanenschaft“, „Deutschbund“, die „Thulegesellschaft“,<br />

„Neutempler“ „Brüder vom Licht“ „die Vrilgesellschaft“ und<br />

weitere predigten die Identität von Gott und reiner Rasse. Hier<br />

entwickelte sich der Bodensatz, der später die Grundlage<br />

nationalsozialistischer Rassenlehre wurde. Fremdreligionen<br />

wurden als Degenerationserscheinungen abgewertet, oder man<br />

bewertete sie als im Kern arisch.<br />

15


Zusammenhängend mit dieser Besinnung auf die eigene Rasse<br />

verkündete man ein naives „Zurück zur Natur“ hinter dem sich<br />

ein Fort von der Zivilisation verbarg.“<br />

Gerade das Bürgertum griff auf diese kultisch-irrationalen<br />

Traditionen zurück.<br />

Canetti beschreibt Deutschland als einen Staat, der stark mit<br />

dem natürlichen Symbol des Waldes verknüpft ist, der Baum als<br />

Zeichen <strong>für</strong> Stabilität, Sicherheit, Standhaftigkeit, auf der<br />

anderen Seite das Heer mit der gleichen Symbolik, als Element<br />

der Gesellschaft, der Glaube an die Wehrpflicht. Der Verlust an<br />

Heer führte somit zu einem Verlust an Identität aller Deutschen,<br />

unabhängig von Konfession und sozialer Schicht, aber auch zu<br />

einem Glaubensverlust.<br />

Durch das Verbot der allgemeinen Wehrpflicht war das<br />

Exerzieren, das Empfangen und Weitergeben von Befehlen<br />

untersagt worden. <strong>Das</strong> Verbot der allgemeinen Wehrpflicht war<br />

folglich auch die Geburt des Nationalsozialismus und des<br />

Glaubens an die Nation, das Militär und den<br />

Nationalsozialismus selbst.<br />

Hitler als Veteran des ersten Weltkrieges stand stellvertretend<br />

<strong>für</strong> den Schmerz der ganzen Nation. Er war das Symbol <strong>für</strong> eine<br />

Entmilitarisierung der Gesellschaft und „sein persönlicher<br />

Kampf“ war gleichzeitig der Kampf vieler Deutscher um neue<br />

Stärke. Den Verlust des Militärs, die Rückbesinnung auf das<br />

Zivile konnte er nicht verkraften, „Die Armee, die wir<br />

herangebildet haben, wächst von Stunde zu Stunde schneller“,<br />

mit diesen Argumenten versuchte er nach einem gescheiterten<br />

Putschversuch in München diesen zu rechtfertigen.<br />

Die Partei wurde zur Armee, oder umgekehrt.<br />

„Gerade in diesen Tagen habe ich die stolze Hoffnung, daß<br />

einmal die Stunde kommt, daß diese wilden Scharen zu<br />

Bataillonen, die Bataillone zu Regimentern, die Regimenter zu<br />

Divisionen werden, daß die alte Kordarde aus dem Schmutz<br />

geholt wird, daß die alten Fahnen wieder voranflattern.“<br />

Die Tradition des Soldatischen, der verloren gegangenen<br />

Tradition sollte die Basis des Staates werden. Aus diesem<br />

Grund entstand auch die Uniform des politischen Leiters, die<br />

ihn schon optisch von den Politikern des „alten Systems“<br />

abhob.<br />

Mit aller Unermüdlichkeit betonte er die Knechtung<br />

Deutschlands durch das Versailler Diktat.<br />

<strong>Das</strong> Verbot der Armee war wie das Verbot einer Religion. Der<br />

Glaube der Väter war unterbunden, ihn wieder herzustellen war<br />

jedes Mannes heilige Pflicht. In diese Wunde stieß jedesmal das<br />

16


Wort „Versailles“, wenn es gebraucht wurde. Solange bei den<br />

Massenveranstaltungen das Wort „Versailles“ mit aller Kraft<br />

ausgesprochen wurde, war auch eine Heilung ausgeschlossen.<br />

Diese Heilung mußte also vollzogen werden. Eine Formel, die<br />

später nach der Gewinnung der Stärke die Bedeutung haben<br />

würde, wie Grüß Gott: „Heil Hitler“, oder wie aus der<br />

Niederlage der Sieg entstand, „Sieg Heil“.<br />

Gerade der Wahlkampf 1932 zeigte ein nach amerikanischen<br />

Vorbild organisierte Medienmacht des Führers, die Auswirkung<br />

auf das Wahlergebnis haben sollte. Hitler absolvierte er mit<br />

einem Charterflug vier „Deutschlandflüge“ und sprach dabei<br />

auf 200 Kundgebungen vor 10 Millionen Menschen.<br />

Bei diesen Kundgebungen gab es die Kopplung der<br />

Propagandamedien: Aufmarsch, Fahnenkult, Plakatpublizistik.<br />

Gemeinschaftsgesang und Fackelmarsch hatten eine ebensolche<br />

Bedeutung, wie die <strong>für</strong> damalige Verhältnisse unvorstellbare<br />

Allgegenwart Hitlers durch die Mobilität des Flugzeugs, das die<br />

freie Presse zwang, über die Kundgebungen zu berichten.<br />

Gewinnung der Macht- Rückgewinnung der Stärke<br />

Die Angst der Ungewissheit ermöglichte es den<br />

Nationalsozialisten, als Bewahrer des alten Gedankengutes<br />

aufzutreten und durch die Vernichtung der Moderne eine neue<br />

Stabilität herzustellen. Da die breite Masse die Moderne<br />

ablehnte, musste das noch junge Regime hier nicht mit<br />

Ablehnung rechnen.<br />

Demzufolge die Betonung einer neuen Welt, einer neuen<br />

Zeitrechnung durch die Nationalsozialisten, eine erste Spaltung<br />

der Seele, war es doch die Flucht in die Vergangenheit als<br />

Ausweg aus der Notlage, betrieben mit den Mitteln der<br />

modernen technisierten Welt. Für Wahlkampfzwecke wurden<br />

Motorradstaffeln eingesetzt, symbolisieren sie doch die<br />

Geschwindigkeit, Dynamik, Kraft und Eleganz der Technik.<br />

Der Rückgriff auf die Institutionen des Staates hatte aber noch<br />

eine weitere Bedeutung. Die letzte freie Wahl zeigte schon ein<br />

sich Abschwächen des Nationalsozialismus. Der Staat im Staate<br />

drohte sich zu verkleinern, nur durch die Übernahme der<br />

Institutionen, die Solidarität und Bestand gewährten, konnten<br />

sie die Macht sichern und den Staat im Staate selbst zum Staat<br />

werden lassen.<br />

In der Anfangszeit strebte man vor allem durch<br />

Arbeitsbeschaffungsprogramme und die durch die Nazis<br />

definierten Begriffe wie Autobahnbau, den Bau von<br />

Sozialwohnungen eine positive Akzeptanz in der Bevölkerung<br />

17


zu erzielen. Parallel dazu wurden visionäre Realisationen<br />

angestrebt, die das Neue dieser neuen Zeit vorführen sollten.<br />

Die Rüstungsprogramme auf der anderen Seite, damit eine<br />

Wiederbewaffnung, lösten endlich den Versailler Knoten, der<br />

sich in die Deutsche Seele so tief eingegraben hatte. Es<br />

entwickelte sich fortschreitend ein neues Gefühl der Stärke.<br />

Neue Visionen-Verlust der objektiven Realitätswahrnehmung<br />

Alleine die Angst, die die Nationalsozialisten durch ihre<br />

aggressiven Gewalttaten auf der Straße, durch den Mob der SA<br />

ausgelöst hatten, genügten, um nach der Machtergreifung zu<br />

zahlreichen Neueintritten in die Partei zu führen. Von allen<br />

Seiten wurden nach der Machtergreifung Entwürfe an die neuen<br />

Machthaber herangetragen. In der Anfangszeit hatte die<br />

Propagierung utopischer Projekte Konjunktur, solange sie den<br />

neuen Umständen angepasst werden konnten. Die<br />

Ausschreibung des Projektes „Haus der Arbeit“ verdeutlicht<br />

extrem, wie die Schwäche, Arbeitslosigkeit, in eine Stärke:<br />

Arbeit, transformiert werden sollte. Im Zentrum dieses<br />

Komplexes sollten 10.000 bis 15.000 Menschen Platz finden<br />

und den klassenlosen nationalen Sozialismus feiern lernen.<br />

„Eine Ideologie nationalsozialistischer Architektur gab es<br />

nicht...gefordert war lediglich das Übermaß. Hitler wollte durch<br />

riesige Proportionen das Volk beeindrucken. Ideologie wurde in<br />

der Aufgabenstellung sichtbar, nicht aber im Stil“ Der<br />

vertretene Stil war eine Mischung verschiedener historischer<br />

Stile, hatte die Aufgabe, von vergangenen Weltreichen eine<br />

Brücke zur Größe des Nationalsozialismus zu schlagen. „Der<br />

Führer-Palast wollte pompejanische Architektur mit dem<br />

Voluminösen des Palazzo Pitti verbinden“.<br />

Die Gigantomanie der Architektur hatte einen weiteren Effekt,<br />

sie schaffte Abstand zwischen der herrschenden Schicht und<br />

dem beherrschten Volk. Jeder Wille zum Aufstand wurde<br />

alleine durch die Unüberwindbarkeit des Bauwerkes unmöglich<br />

gemacht. Architektur beschränkte sich jedoch nicht nur auf den<br />

Bau der Staatsbauten, die die Absolutheit des Systems<br />

verdeutlichten und den einzelnen zu einem kleinen schwarzen<br />

Punkt auf einer großen Fläche stilisierte, sondern auch in<br />

anderen Wahrzeichen, wie Denkmäler und Statuen. Architektur<br />

somit als Wirkgebäude des unterbewussten tieferen<br />

psychologischen Zusammenhangs. Der monumentale Charakter<br />

der zentralen Wahrzeichen und Aufmarschflächen sollte auf die<br />

kleinste Stadt übertragen werden, um so die Erlebnisfähigkeit<br />

18


wiedererlebbar zu machen, Medienübertragungen führten zu<br />

Simultanität in jedem beliebigen Punkt des Reiches. Entfernung<br />

wurden durch Technik überwunden. Dabei ging es jedoch nicht<br />

nur um Einzelelemente, sondern gerade die Beliebigkeit durch<br />

Multiplikation der städtebaulichen Objekte vollzog auch die<br />

Beliebigkeit und Austauschbarkeit der Städte und der in ihnen<br />

wohnenden Volksgenossen.<br />

Schierach:<br />

Wir hatten das Ideal einer verschworenen Gemeinschaft, wir<br />

glaubten an die Treue und die Aufrichtigkeit. Hitler am<br />

allermeisten. Eigentlich hat er dazu geneigt, die Wirklichkeit zu<br />

poetisieren.<br />

Wenn man der Handlungskette der Argumentation folgt, dann<br />

sind es zwei Faktoren, die zu einer Schwächung Deutschlands<br />

führten. War es einerseits die „erzwungene Schwäche durch<br />

äußere Knechtung (Versaille)“, damit verknüpft die<br />

Verschwörung des Weltjudentums, das daran bedeutenden<br />

Einfluss hatte, das geheime Wirken dieser Verschwörung im<br />

Ausland, da es ja nicht nachgewiesen werden konnte, weil es im<br />

Geheimen stattfand. Ein nationaler Verfolgungswahn entstand.<br />

Dazu Canetti: Da der Mystiker sich in den meisten Fällen seine<br />

Widersacher erdenkt, behauptet sein Denken die Existenz<br />

anderer durch Kalkül, durch den Kunstgriff, er ist darauf aus,<br />

eine Menge zu sein, wird eine Menge.<br />

Aber auch das Wirken im Innern, führte durch „intrigantes<br />

Verhalten auf intellektueller Ebene“, in Sprache, Kunst und<br />

allein durch die Zersetzung der arischen Rasse zu einer<br />

Schwächung und Verkrüpplung der deutschen Kultur.<br />

Demzufolge konnte die innere Stärke nur wieder gewonnen<br />

werden, wenn der innere Feind benannt und später vernichtet<br />

würde.<br />

Der erste Schritt war folglich eine Katharsis der deutschen<br />

Seele.<br />

Dabei wurde staatlich festgelegt, was rein, bzw. was unrein war,<br />

Eingrenzungen auf der einen Seite bedeuteten automatisch<br />

Ausgrenzung auf der anderen. <strong>Das</strong> Bedürfnis zur Reinigung des<br />

Systems änderte schließlich im Reinigungszwang. <strong>Das</strong> Perverse<br />

dieses Reinigungszwanges zeigt sich im Detail, so strömte das<br />

Gas bei der Vernichtung der „Unmenschen“ aus der reinigenden<br />

Dusche und es wurde das erst <strong>für</strong> die Bekämpfung von<br />

Ungeziefer eingesetzte Zyklon B schließlich bei der Ermordung<br />

von Menschen eingesetzt.<br />

19


Diese Brandmarkung und Reinigung vollzog sich selbst<br />

wiederum in einzelnen Stufen, eine Abfolge von Zuständen in<br />

der Psyche der Menschen, die die Hemmschwelle herabsetzte.<br />

Beschränkte man sich zu Beginn noch auf Symbole, wie die<br />

Schrift, steigerte sie sich später auf den Besitz (Kristall) und<br />

endete mit dem Leben der Opfer. Die Zerstörung der<br />

Gegenstände hatte die Aufgabe, die Distanz zum inneren Feind<br />

durch die Mythologisierung des Feindes aufgebaut, abzubauen,<br />

erst durch die Zerstörung wurde die Distanz durch Besitz und<br />

Stellung vernichtet und die Barriere zwischen öffentlichem<br />

Raum und privaten Raum geöffnet, erst dann konnte man die<br />

Besitzer holen.<br />

Dies schließt natürlich nicht aus, das auch schon vor der<br />

Machtergreifung oder kurz danach unzählige Menschen ihr<br />

Leben lassen mussten, hauptsächlich durch die SA, aber es<br />

zeigte sie doch die Zustimmung der breiteren<br />

Bevölkerungsschichten an den Taten, zumindest eine Billigung<br />

durch Passivität.<br />

Reinheit der Sprache<br />

„das Hitler alles als Instrument nahm und die Literatur dem<br />

machtpolitischen Zweck am wenigsten entgegenkommt. Schon,<br />

dass sie von lauter Einzelnen aufgenommen wird, muss ihn<br />

misstrauisch gemacht haben, ihre Wirkungen sind immer<br />

unberechenbar. Alles konnte man mit Regiekünsten steuern, den<br />

einsamen Leser in seinen vier Wänden nicht.“<br />

Ein Hauptvorwurf gegenüber den Juden in Nazideutschland<br />

lautete, sie seien urban und intellektuell und hätten einen<br />

destruktiven, korrumpierenden „kritischen Geist“.<br />

Auftakt zu den Bücherverbrennungen im Mai 1933 war<br />

Goebbels Ruf:“ das Zeitalter eines überspitzten jüdischen<br />

Intellektualismus ist nun zu Ende, und der Durchbruch der<br />

deutschen Revolution hat auch dem deutschen Geist wieder eine<br />

Gasse freigemacht.“<br />

Unter diesem Vorwand wurde die Verbrennung der literarischen<br />

Meisterwerke Deutschlands zu jener Zeit vorgenommen und mit<br />

ihnen ging auch die Freiheit des Wortes in das Nichts über.<br />

Nach den Zeitungsberichten vom 11.Mai 1933 und den<br />

folgenden Tagen waren die Bücherverbrennungen keine<br />

besonders aufregenden Schauspiele...auf dem Opernplatz in<br />

Berlin funktionierte die Lautsprecheranlage nicht gut. Goebbels<br />

Rede war nur schwer zu verstehen. Die Mehrzahl der Zuschauer<br />

war hinbestellt...Golo Mann beobachtete das Spektakel und<br />

20


schrieb anschließend in sein Tagebuch „eine schwache Rede<br />

von Goebbels und ein gemachtes dürftiges Theater“.<br />

Die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten war in der<br />

Form der Inszenierung ein propagandistisch misslungener<br />

Versuch, symbolisch durch das Feuer, die Reinigung der Schrift<br />

anzudeuten und auch zu vollziehen, doch zeigte sie in ihrer<br />

Absicht als Demonstration die Wirkungsweise der kommenden<br />

Politik.<br />

Reinheit der Kunst<br />

Trotz der schon aufkommenden Medien wie Rundfunk und<br />

Film, die noch in einem Stadium des Experiments lagen, hatte<br />

die klassische Kunst noch eine zentrale Bedeutung. Vor allem<br />

Architektur und Bildende Kunst blieben Hauptbestandteil zur<br />

Dekoration der Macht. Traditionelle Formensprache stand<br />

wieder im Vordergrund, eine „kleinbürgerliche“ Vorstellung<br />

von Romantik und Schönheit und Harmonie, die plumpe<br />

Anbiederung an den Betrachter, eine mythologisierende,<br />

historisierende Kostümierung der Macht wurden propagiert.<br />

Hitlers Kulturreden ließen keinen Zweifel daran, dass die Kunst<br />

der Moderne, und mit ihr Vertreter<br />

wie Mondrian, Klee, Malewitsch, Kandinskij und viele weitere<br />

mehr, Vertreter einer befreienden, abstrakten Kunst (realistisch)<br />

von nun an als entartet, unästhetisch, verkrüppelt, jüdisch<br />

(neorealistisch) galten.<br />

Die Strategie der Führung war es, alles was zur Verunsicherung<br />

der Massen führen konnte, zu verbannen, mit Malverbot zu<br />

belegen und als entartet zu erklären. Die Kulturkammer, die<br />

Goebbels unterstand kontrollierte die Durchführung. Hier<br />

begann die Auseinandersetzung mit der geistigen Elite,<br />

abstrakte Kunst als Denkprozeß beim Betrachter bekämpft,<br />

folglich auch das Denken selbst. Der bloße Schein, das<br />

Romantisieren wurde in den Mittelpunkt gesetzt, die<br />

Transzendenz wich der bloßen Ästhetik. Dem<br />

Außermenschlichen und Unmenschlichen wurde optisch das<br />

Bild des neuen und schönen Übermenschen entgegengesetzt.<br />

Faschistische Kunst glorifizierte die Unterwerfung, feierte den<br />

blinden Gehorsam bis in den Tod oder propagierte die Vorzüge<br />

des neuen Deutschlands, gab Handlungsanweisungen im<br />

Verhalten.<br />

Eine arische Großfamilie, schweigend und aufmerksam<br />

lauschend, wie der Führer aus dem Volksempfänger spricht, das<br />

Ideal einer kinderreichen Familie. Der Nährstand bei der Arbeit.<br />

21


Geschickt wurde durch die „Kunstpropaganda“ der Soldat, als<br />

Sinnbild des Wehrstands zum stilisierten Helden gemacht. Im<br />

Grunde aber war es egal, welchen Namen der Held trug,<br />

entscheidend war die Uniform, mit der sich Tausende anderer<br />

Namenlosen im ganzen Reich identifizieren konnten. <strong>Das</strong><br />

Tragische an der Stilisierung der Helden war ihre eigene<br />

Uniformität.<br />

Dieser Uniformität wurde die Büste oder das Wandgemälde des<br />

Führers, als der Heerführer, Staatsmann und Baumeister<br />

beigefügt.<br />

Volkshygiene und Körperkultur<br />

Hitler: „die heutige Zeit arbeitet an einem neuen<br />

Menschentyp...ein leuchtend schöner Menschentyp wächst<br />

heran, der nach höchster Arbeitsleistung dem schönen alten<br />

Spruch huldigt: saure Wochen, aber frohe Feste.“<br />

Die durch den Nationalsozialismus vertretenen ästhetischen<br />

Werte, führten im Effekt zu einer sich ändernden Positionierung<br />

des einstigen Bürgers innerhalb des Systems selbst. Der<br />

einzelne Mensch verlor seine zentrale Stellung zugunsten des<br />

Volkskörpers, auch ein Resultat des vorhergehenden<br />

Körperkultes, durch Sport und paramilitärische Übungen, die<br />

gemeinsam vollzogen wurden und auch zu einer wachsenden<br />

Reinheitsphilosophie der Volkshygiene führte.<br />

Die Aufgabe des Einzelnen war es nun, durch Anpassung und<br />

Normierung an das vorgezeichnete Schönheitsideal, den<br />

Wünschen der Führung zu entsprechen. Nicht nur in der Kunst<br />

zeigte sich eine fast unverhüllte Sexualisierung des<br />

Menschenbildes, eine utopische Vorstellung der<br />

Vollkommenheit wurde dargestellt. Den Künstlern und<br />

Bildhauern war es untersagt, körperliche Unvollkommenheit zu<br />

zeigen.<br />

Dies hatte zwei Wirkungen auf den Betrachter. Auf der einen<br />

Seite konnte er sich sicher sein, allein durch seine arische<br />

Zugehörigkeit eben diesem Ideal zu entsprechen, auch ein<br />

arischer Übermensch zu sein, und die Angst, eben nicht diesem<br />

utopischen Ideal zu entsprechen, somit die Notwendigkeit alles<br />

<strong>für</strong> das System zu tun, um nicht in Ungnade zu fallen.<br />

Es ging somit um die Inszenierung des Menschseins an sich, die<br />

Emporhebung des arischen Übermenschen auf der einen Seite<br />

hatte konsequenterweise auch den entarteten Untermenschen,<br />

den Tiermenschen zur Folge. Durch die auftretende Kluft war<br />

es dem Übermenschen erlaubt, alles mit dem Tier zu tun, was er<br />

durch seinen begnadeten Geist <strong>für</strong> nötig und möglich und nötig<br />

22


hielt. Der Formierung zum Volkskörper folgte die Diagnose der<br />

Geschwüre innerhalb des Körpers, die dem „Heil auf Erden“<br />

durch die bloße Existenz im Wege standen. <strong>Das</strong> Paradies konnte<br />

also nur erschaffen werden, wenn es zu einer Vertreibung kam.<br />

Solange dies nicht der Fall war, war eine Erlösung<br />

ausgeschlossen.<br />

Wo man etwas als krank diagnostiziert, ist kein weiter Weg bis<br />

zur „Beseitigung dieser Krankheitsursachen“, wie sich<br />

Goebbels bei den Düsseldorfer Musiktagen 1938 ausdrückte.<br />

Die antisemitischen Parolen schienen mir darüber hinaus ein<br />

taktisches Mittel zur Aufpeitschung von Masseninstinkten zu<br />

sein.<br />

Durch sportliche Massenveranstaltungen, als Zurschaustellung<br />

des Körperideals, Turnen als Beherrschung von Kraft und<br />

Körperdisziplin, aber auch Sport als paramilitärische Übung,<br />

propagierte man über die Medien als neues Schönheitsideal.<br />

Die Olympischen Spiele waren eine bedeutende Chance, das<br />

„Dritte Reich“ als friedliebenden Staat international<br />

vorzuführen. Hitler griff schon 1933 in die geplante Architektur<br />

des Olympiageländes ein und stellte die Forderung an die<br />

Architekten, das Athletik-Stadion und das Aufmarschgelände zu<br />

einem einheitlichen Ganzen zu verbinden, so, dass beide<br />

Anlagen in eine innige harmonische Beziehung zueinander<br />

traten. Wie das alte Olympia enstand „aus deutschem Geiste“<br />

eine Anlage, die „Geistiges, Erzieherisches, Kämpferisches und<br />

Vaterländisches“ miteinander verband. Groteske Parallelen<br />

zeigen sich im Aufbau der Gesamtanlage mit dem großen<br />

Glockenturm und der „ästhetischen Umsetzung“ der<br />

Konzentrationslager mit ihren Schornsteinen der Krematorien.<br />

„Zu der Durchführung großer nationaler Kundgebungen, etwa<br />

bei späteren Maifeiern, sollten die Anlagen des<br />

Reichssportfeldes eine Aufgliederung der Festgemeinde<br />

ermöglichen, die eine enge Beziehung zum Führer und oder zu<br />

den Sprechern aufbaute. Die einzelnen Formationen sollten sich<br />

dann getrennt versammeln, etwa die Arbeitsfront in der<br />

Kampfbahn, die SA und die SS im Aufmarschgelände und die<br />

Hitlerjugend auf der Freilichtbühne.“<br />

Während der Olympischen Spiele tauchten noch einmal alle<br />

Bestandteile der Massenästhetik der zwanziger und dreißiger<br />

Jahre auf: die Tanz- und Bewegungschöre von Rudolf von<br />

Laban, im Eröffnungsspiel „Olympische Jugend“, die<br />

Masseninszenierung des Musiktheaters (Händels Herakles), das<br />

Thingspiel mit Sprechchor „das Frankfurter Würfelspiel“ und<br />

das olympische Zeremoniell mit seinen Massenformationen.<br />

23


Die einzelnen Rampen der Bühne (Frankfurter Würfelspiel)<br />

gewannen gleichzeitig die Funktion von verschiedenen<br />

Bedeutungsebenen. Bildlich symbolisiert, das Volk, die<br />

weltlichen Herrscher und der dritten obersten Ebene, als Sitz<br />

des Gerichtes. Die sieben Richterfiguren verkörperten „die<br />

Instanz der gerechten Macht, die Stimme des Volkes und der<br />

Ausdruck dessen, was wir Deutsche im Gedanken „Führer“<br />

begreifen. Dieser erscheint über den Richtern als schwarzer<br />

Ritter, der streng das endgültige Urteil fällt, schicksalhaft und<br />

gottgleich.<br />

Die Uniform-Normierung der Gesellschaft<br />

„Kein Deutscher ohne Uniform“, war die Forderung des<br />

Reichsorganisationsleiters Ley.<br />

Hatte die Uniformierung der Partei vor der Machtergreifung<br />

noch das Ziel, eine Bindung des Einzelnen an die Partei zu<br />

erreichen (Identität), mit der Absicht die Hilflosigkeit, das<br />

Verlassenseins des Individuums durch die Stärke der inneren<br />

Gemeinschaft gegenüber dem Staat wiederherzustellen, so<br />

entwickelte sich mit dem Wachstum der Bewegung<br />

kontinuierlich ein Staat im Staate. Um die<br />

Organisationsfähigkeit der Partei aufrechtzuerhalten und einem<br />

Zerfall vorzubeugen, wurden die vorhandenen Gläubigen in<br />

seperaten Einheiten zusammengefaßt. (Ordnung)<br />

Nach der „Machtergreifung“ vollzog man die Uniformierung<br />

fast aller Lebensbereiche. Der textile Totalüberzug des Volkes<br />

kam einer Dauermobilmachung gleich und inszenierte den<br />

Volkskörper als geschlossene Armee.<br />

Die Uniformierung war eine Verkörperung von Sicherheit und<br />

Bedrohung zugleich und raubte die Individualität und führte<br />

vordergründig zu sozialer Gleichheit.<br />

Die Uniformierung ging so weit, dass selbst die „Deutsche<br />

Kinderschar“ eigene Uniformen und Abzeichen erhielt, die<br />

Selektion der Elite erfolgte schon im jugendlichen Alter, so<br />

wurde der braunen Masse der HJ, die elitäre Spezial HJ<br />

gegenübergestellt, schwarz wie die SS.<br />

Bewusst wurde „uraltes Wissen“ in die Organisation der<br />

Massen mit einbezogen, die autoritär ausgedeutete Übernahme<br />

der indischen Kastenlehre. Die Kastenlehre diente als<br />

Rechtfertigung <strong>für</strong> die Bildung einer befehlserteilenden<br />

Brahmanenschicht, die später über Leben und Tod entscheiden<br />

würde (legitime Autorität) und der gerasterten Abstufung<br />

einzelner Spezialschichten, die durch ihre Spezialisierung<br />

innerhalb der Staatsmaschine, Teilbereiche als Exekutive<br />

24


abdeckten. Die neue Ästhetik zeigte sich aber auch auf<br />

räumlicher Ebene. <strong>Das</strong> Amt „Schönheit der Arbeit“ und<br />

„Schönheit des Wohnens“ brachte den neuen naturnahen edlen<br />

Charakter der „Kraft durch Freude“ in die Betriebe und ins<br />

private Leben ein. Erst dadurch wurde eine völlige Abdeckung<br />

aller Lebensbereiche, temporal und lokal erzielt. Lebensfeiern,<br />

als nationalsozialistische private Feiern sollten die christlichen<br />

Lebensabschnittfeiern zu Feiern des Glaubens umdeuten.<br />

Die soziale Gliederung der Volksgemeinschaft gingen Hand in<br />

Hand mit der politischen Organisation der Ortsgemeinschaft in<br />

Zellen, Ortsgruppen und Kreise. Eine besondere Stellung erhielt<br />

die Ortsgruppe dadurch, dass mithilfe der Gemeinschaftsbauten<br />

die Gliederung der Volksgemeinschaft auch architektonisch<br />

vollzogen wurde.<br />

Durch die germanisierte Abwandlung der Kastenlehre begann<br />

auch die Mythologisierung der Nation.<br />

Die SS verkörperte das Recht auf unbegrenzte Machtausübung<br />

am deutlichsten, weil sie ihn auf brutalste Weise durchsetzte<br />

und weil sie ihn ins „Dramatische“ überhöhte, indem sie sich<br />

ästhetischen Regeln unterwarf. Die SS war eine<br />

Elitegemeinschaft, die nicht nur Verkörperung der Gewalt und<br />

des Todes war Symbol-Totenkopf, sondern die anderen Kasten<br />

auch an Schönheit und Eleganz übertreffen sollte, SS-<br />

Uniformen waren elegant und stramm. Zur wuchtigen Uniform<br />

gehörten Handschuhe, die die Hände in eine Form zwangen und<br />

Stiefel, die Beinen und Füßen das Gefühl von Schwere gaben<br />

und den Träger zum Geradestehen zwangen. Die äußere<br />

Erscheinung wirkte dramatisch und bedrohlich zugleich,<br />

beschränkte sich aber nicht nur auf die äußere Form, sondern<br />

war auch mit innerer Symbolik verknüpft, die Herrenschicht der<br />

Herrenrasse bildete das neue Weltbild. Himmler als der<br />

Schöpfer der SS, der mit der Tradition des Jesuitenordens<br />

vertraut war, setzte diese Lehre bewusst ein, um damit eine<br />

religiös, verschworene Gemeinschaft aufzubauen.<br />

Die Definition der Uniform reichte aber noch weiter, so wie die<br />

Begriffe Ehre und Anerkennung an der Uniform festgemacht<br />

wurden, so war der Träger von Zivilkleidung nie ganz<br />

unverdächtig. (Achtung-Feind?)<br />

Die öffentliche Bloßstellung der Systemfeinde (Judenstern,<br />

Homosexuell...), somit eine Negativierung auf der anderen<br />

Seite, betonte die Rassenlehre der Nationalsozialisten. Dies<br />

reichte bis zur Entmenschlichung in den Vernichtungslagern<br />

durch das Kahlscheren der männlichen und weiblichen<br />

Gefangenen als Aberkennung des Geschlechts und<br />

25


Menschseins, Uniformierung der Gefangenen durch<br />

Mangelernährung zu gleichgemachten Haut überzogenen<br />

Skeletten.<br />

Die Vernichtung der inneren Feinde und der Juden und anderer<br />

„Volksschädlinge“ im Innern war die logische Konsequenz der<br />

Abfolge der Umstände: Volkshygiene, nationales Gefühl der<br />

Schwäche, Wiedergewinnung der Stärke, Spaltung der<br />

Wahrnehmung in gut und böse, Glaube an die arische Rasse,<br />

Glaube an den Untermenschen.<br />

Subjekte werden Objekte<br />

„Hunderttausend Mann sind angetreten im Luitpoldhain, wie<br />

ein ungeheures blühendes Beet leuchten die farbigen<br />

Mützenüberzüge in der Sonne. Leise wogt das Farbenspiel hin<br />

und her, bis ein einziges Kommando die hunderttausend Mann<br />

erstarren lässt zu regungsloser Einheit...wie ein Mann steht die<br />

SA. In die offene Straße rücken mit monumentaler Wucht die<br />

Scharen der SS“.<br />

Die Beziehung zwischen Herrschaft und Versklavung kam in<br />

einem charakteristischen Gepräge zum Ausdruck: Vereinigung<br />

von Menschengruppen zu Massenansammlungen,<br />

Uniformierung des Einzelnen als unbedeutende einheitlich<br />

gekleidete Marionette, Gruppierung dieses Typs, in immer<br />

neuen Formen und Formationen, in pausenloser Bewegung und<br />

erstarrten befehligten Posen, rotierend um das Zeichen der<br />

Sonne, dem Führer, als gottähnliche Figur.<br />

Diese Zeremonien hatten verschiedene psychologische<br />

Wirkungen. Marschieren erhöht durch den Rhythmus der Füße<br />

die subjektiv wahrgenommene Anzahl der Beteiligten, was zu<br />

einer übersteigerten Eigenwahrnehmung der Gruppe führt.<br />

Innerhalb der Masse erfährt der einzelne, durch seine<br />

Massenzugehörigkeit ein verstärktes Wir-Gefühl, das auch zu<br />

einer persönlichen Aufwertung als Teil dieser Teilgruppe, sowie<br />

als Teil des ganzen Staates führte.<br />

Durch die Formierung in die Gruppe wird der einzelne zur<br />

kollektiven Abfolge von Körperhaltungen gezwungen, er muß<br />

diese Bewegungen zwangsläufig ausführen, um nicht aus der<br />

Masse herauszufallen. Marschieren in Formationen hatte somit<br />

auch erzieherische Funktionen.<br />

Erst die Uniformierung verlieh der Bildaussage der großen<br />

Aufmärsche besondere Bedeutung. Sie verschmolz die<br />

Individuen zu einheitlich genormten Typen. Es gab nur noch ein<br />

massenhaft dupliziertes Fassaden-Gesicht. Äußere<br />

Uniformierung als Primärbeweis führte demnach auch zu der<br />

26


inneren, seelischen Uniformierung. Die Dynamik der Gruppe<br />

zwang den einzelnen zum Mitmachen, ein Widersetzten war<br />

faktisch nicht möglich, da es die Dynamik des Massenkörpers<br />

zerstörte, somit im weitesten Sinne volksfeindlich war, aber<br />

auch unmöglich war, da der Weg durch nachfolgende Elemente<br />

der Gesamtordnung versperrt war. Dies wirkte suggestiv auf<br />

den Teilnehmer.<br />

War es am Anfang der Bewegung der Staat, gegen den man<br />

kämpfte, war es dann der innere Feind, der nicht militarisiert<br />

war, so war es dann der äußere Feind. Die Auswahl des Feindes<br />

war eine rhetorische Frage der begleitenden Rede.<br />

Volk <strong>für</strong> Volk, das Volksfest<br />

Canetti: „das Fest ist das Ziel, und man hat es erreicht“<br />

Feste der unbegreiflichen Freude, gerade in der Anfangszeit des<br />

Nationalsozialistischen Staates, sollten das neue Gefühl der<br />

Stärke und der Schönheit, das neue Zeitalter einleiten.<br />

<strong>Das</strong> „nationalsozialistische Feierjahr“ begann mit zahlreichen<br />

Veranstaltungen. Über Volkstrauertag, den 1.Mai, Jahrtag zur<br />

Erstürmung des Annaberges, dem Todestag Schlagepeters, die<br />

Sommersonnenwende, Reichsparteitag, Fest der Deutschen<br />

Schule und Erntedank reichte das Spektrum. Es fand eine<br />

kontinuierliche Steigerung statt, in der versucht wurde, alle<br />

Gedenktage und religiöse Feiertage zu okkupieren und<br />

inhaltlich umzudeuten. Kultische Winter- und<br />

Sommersonnenwendspiele wie auch „die Einbeziehung des<br />

Weihnachtsmysteriums“ rundeten das Bild ab.<br />

Die verspürte subjektive Freiheit des Einzelnen, gerade in der<br />

Umbruchphase der revolutionären Zeit, steigerte die allgemeine<br />

Freude der Masse und führte so zu einem realitätsfremden<br />

Zustand. <strong>Das</strong> System inszenierte sich selbst als die Ursache der<br />

neuen Freiheit, damit verknüpft die Wiedergewinnung der<br />

Stärke, folglich Sicherheit der Zustände.<br />

Feste hatten aber auch einen traditionellen Charakter und<br />

standen in historischer Verknüpfung zu deutschen Volksfesten<br />

der Freude (z.B. Hambacher Fest).<br />

Gerade das Fest auf dem Tempelhofer Feld zeigt deutlich den<br />

Charakter der Volksfestes. Die Volksmasse ist dabei zum<br />

Träger des Staates geworden, Millionen als Zeichen des<br />

nationalen Erwachens und scheinbare Präsenz des gesamten<br />

Volkes. <strong>Das</strong> Gefühl der Enge, der Gestautheit der Masse konnte<br />

auf dem Tempelhofer Feld nur ungenügend inszeniert werden,<br />

da jede bauliche Eingrenzung lapidar erschienen wäre, durch<br />

die Ebenheit des Geländes bestand zusätzlich noch die Gefahr,<br />

27


dass das ganze Ausmaß dem Betrachter nicht vergegenwärtigt<br />

werden konnte. Es wurde folglich eine Fahnentribüne errichtet,<br />

die sich terrassenförmig zehn Meter über die Ebene erhob. In<br />

der Dunkelheit wurde das Arrangement noch zusätzlich durch<br />

Lichtregie aus der in Gruppen angetretenen Verbände<br />

herausgehoben. <strong>Das</strong> Gebilde wirkte wie ein Schiff im Meer der<br />

Massen. Stabilität und eine klare Richtung der Kulisse, nach<br />

rechts, verdeutlichten die gewollte Wirkung. Dabei hatte diese<br />

Erste Mai Kundgebung das Motto „Volk <strong>für</strong> Volk! Stand <strong>für</strong><br />

Stand! Alle <strong>für</strong> Deutschland!“ und sollte den 1.Mai als<br />

Kampftag der Arbeiter in einen „Tag der nationalen Arbeit“<br />

umgestalten. Statt Demonstrationen der Arbeiter im Zeichen des<br />

Klassenkampfes sollten nun alle Volksgenossen als Einheit <strong>für</strong><br />

Deutschland ohne soziale Schichtung das „neue Fest“ begehen.<br />

Spätere Massenveranstaltungen basierten auf den Elementen,<br />

die „am Tag der Arbeit“ auf dem Tempelhofer Feld eingesetzt<br />

wurden: Hakenkreuzfahnen in unbeschreiblicher Menge,<br />

Lichtregie, Beleuchtung von unten, Fackeln, Architektur der<br />

Massen als Sinnbild der Volksgemeinschaft. Speer beschreibt<br />

die Wirkung der Fackelarrangements in der Dunkelheit mit<br />

ihrer diffusen Stimmung als Außerkraftsetzung von Raum und<br />

Zeitwahrnehmung.<br />

„Der Tag der Arbeit“ wurde in der gleichgeschalteten Presse<br />

propagandistisch vorbereitet. Über den „Volksempfänger“<br />

erzielte man die Teilnahme über das Medium. Die Magie der<br />

Zahl, die lokal anwesend war, oder via Medium teilnehmen<br />

konnte, wurde hervorgehoben, um die nationale Einheit als<br />

tragendes Element zu betonen.<br />

Parallel zur Zentralveranstaltung fanden in anderen Städten<br />

ähnliche Veranstaltungen statt, die durch das Medium in die<br />

Radioinszenierung mit einbezogen wurden. Auch so erzielte<br />

man den Eindruck des feiernden Volkes. Die anschließende<br />

Aufbereitung des Filmmaterials und die Vorführung hatte<br />

Vorbildcharakter und war Lehrmaterial <strong>für</strong> die kleinen Appelle<br />

in Schule, am Arbeitsplatz und Freizeit.<br />

Die Thingbewegung<br />

Die Thing-Bewegung trat als lokale Inszenierung die Nachfolge<br />

der Großveranstaltung an. Hinter dem germanisierten Begriff<br />

„Thing“ verbarg sich die Vorstellung von einer großen<br />

Versammlungsstätte unter freiem Himmel <strong>für</strong> die Veranstaltung<br />

von Kundgebungen, Feiern und Aufführungen von<br />

„Thingspielen“, die in der Tradition der proletarischen<br />

Sprechchöre der Weimarer Republik standen.<br />

28


Thing stand ursprünglich <strong>für</strong> die Volks- und<br />

Gerichtsversammlung der Germanen und wurde hier unter<br />

Berufung auf eine völkische und historische Identität der neuen<br />

Zeitrechnung angepasst.<br />

Thingspiele verstanden sich als sinnbildlicher Ausdruck eines<br />

neuen Gemeinschaftslebens und signalisierten eine Abschaffung<br />

der Gegensätze zwischen „Schauen“ und „Spielen“,<br />

Individuum und Volk. Volkstheater somit als Theater des<br />

Volkes <strong>für</strong> das Volk (Aus dem Volk <strong>für</strong> das Volk)<br />

„Wir Nationalsozialisten werden Volk und Bühne wieder<br />

zusammenbringen, wir werden das Theater der Fünfig- und der<br />

Hunderttausende schaffen, wir werden auch den letzten<br />

Volksgenossen in den Bann der dramatischen Kunst ziehen und<br />

ihn durch sie immer von neuem <strong>für</strong> die großen Gegenstände<br />

unseres völkischen Lebens begeistern“.<br />

Die Mischung aus in die Landschaft integrierter Architektur,<br />

verbunden mit der Inszenierung von Massen verband sich<br />

ideologisch gut mit der „Blut und Boden“-Ideologie der<br />

Nationalsozialisten. Die Arena, ein meist abgesenktes oder<br />

erhöhtes Areal sollte an historische Vorbilder wie die römische<br />

Arena oder das athenische Amphitheater anknüpfen. Die oft<br />

gewählte Oval- oder Kreisform sollte die Idee der Einheit<br />

bildlich hervorheben. Unterstützt wurde der Bau auf<br />

historischen Plätzen, die durch SS-Grabungen tieferen<br />

Weihecharakter erhielten. Der Thing-Bewegung wurde von<br />

Goebbels 1936, der die zentrale Leitung übernahm, eine<br />

wichtige Rolle im Feier- und Theaterleben eingeräumt.<br />

Nach der anfänglichen Euphorie verfügte Goebbels 1936 ein<br />

Verbot des Sprechchors. Entscheidend <strong>für</strong> den Rückzug aus der<br />

Thingidee waren nicht nur die baulichen Kosten, die die<br />

Gemeinden nicht mehr tragen konnten, sondern besonders der<br />

Sprechchor, der nie aus seiner kämpferischen, der<br />

Arbeiterbewegung nahe stehenden Rolle herausgehoben werden<br />

konnte. Außerdem gab es einen Mangel an Stücken, die der<br />

Führung im Sinne der nationalsozialistischen Idee gefiel. Die<br />

Darbietungen, in denen das Volk als Schauspieler ja die<br />

tragende Rolle spielte, waren durch mangelnde Regie oft<br />

lächerlich in ihrer Wirkung. Durch ein Verbot konnte die<br />

Kontrolle aufrechterhalten werden.<br />

Medienvision als neue Realität<br />

„Illusionen müssen wir den Massen bringen...Illusionen<br />

brauchen sie nicht nur im Kino und im Theater...gerade weil das<br />

Leben so ernst ist, müssen die Menschen über den Alltag<br />

29


hinausgehoben werden“, stellte Hitler bei der Vorbereitung des<br />

Parteitages 1938 in Nürnberg fest.<br />

Durch die Aneignung der Medien innerhalb Deutschlands<br />

erhielten die Nationalsozialisten ein weit reichendes Medium.<br />

So äußerte sich Goebbels 1933 nach seiner Ernennung zum<br />

Minister <strong>für</strong> Volksaufklärung öffentlich und beschrieb die neue<br />

Aufgabe des Staates im Bereich Film: er sei das modernste und<br />

weit reichenste Mittel zur Beeinflussung der Massen. Die<br />

Neuheit des Mediums Film und Rundfunk, verbunden mit einer<br />

unkritischen Reflexion durch die Masse, erzielte die<br />

gewünschte Resonanz.<br />

Leni Riefenstahls Auftragsarbeit „Triumph des Willens“ (1935),<br />

der auf ihren ersten Parteitagsfilms „Sieg des Glaubens“ folgte,<br />

verdeutlicht die mythologisierende beabsichtigte Verknüpfung<br />

von Nationalsozialismus und Tradition.<br />

Leni Riefenstahl inszenierte <strong>für</strong> den Film die Gegenwart des<br />

Zeitpunktes als Geschichte, setzte das reale Ereignis in<br />

vorgefertigte mythische Vorbilder. Jeder Augenblick sollte die<br />

„ewige“ Form verdeutlichen. Als Kulisse diente die ganze<br />

Stadt. Die Vorbereitungen des Parteitagsfilmes gingen Hand in<br />

Hand mit den Vorbereitungen des Parteitages selbst. Leni<br />

Riefenstahl berichtete, dass sie Szene um Szene plante und den<br />

Bau komplizierter Brücken, Türme und Schienen <strong>für</strong> die<br />

Kameras überwachte. Der Parteitag diente als riesige Kulisse<br />

<strong>für</strong> ein Filmspektakel, das dann als authentisches Zeitdokument<br />

Beständigkeit haben sollte.<br />

Zweiunddreißig Kameramänner in SA-Uniformen filmten dann<br />

den Parteitag.<br />

In Triumph des Willens war kein Kommentar zu hören, der<br />

Film beginnt mit einem geschriebenen Text, der den Parteitag<br />

als Höhepunkt deutscher Geschichte ankündigt. Die erste<br />

Sequenz des Filmes zeigt dann den Führer, wie er als der vom<br />

Himmel Gesandte über Nürnberg mit dem Flugzeug<br />

einschwebt.<br />

In der Einleitung kommt jedoch, verglichen mit anderen<br />

Aspekten, noch am wenigsten das Neuartige dieses Filmes zum<br />

Ausdruck. Es gab darin keinen Kommentar, weil er unnötig<br />

war, denn der Film stellte eine bereits vollzogene<br />

Transformation der Realität dar. Geschichte wurde zum<br />

Theater:<br />

„Dies ging soweit, dass, als einige Filmmeter mit Parteigrößen<br />

beschädigt wurden, Hitler Anweisung gab, die Einstellungen zu<br />

wiederholen, so kam es, dass Streicher, Rosenberg, Heß und<br />

Frank Wochen später ihren Treueschwur an den Führer ohne<br />

30


Hitler und ohne Publikum vor einer von Speer erbauten Kulisse<br />

theatralisch wiederholten. Die auf der Weltausstellung in Paris<br />

gezeigten Filme, von der Reichskulturkammer ausgewählt,<br />

verdeutlichten ausländischen Betrachtern die innere Kraft des<br />

Nationalsozialismus nach außen und fanden Beachtung.<br />

Ursache hier<strong>für</strong> war die werbewirksame Verschachtelung von<br />

Bildästhetik, Massenrhetorik und Gewaltpropaganda.<br />

Mythifizierung des Nationalsozialismus<br />

„Der Weltgeist hat uns durch einen seiner besten Sendboten<br />

einmal in einem übermächtigen Gleichnis die ganze Tragik des<br />

Siegfried-Deutschen als eine ewige Mahnung vorgehalten, aber<br />

auch gleichzeitig und nicht zuletzt durch den Schöpfer des<br />

Werkes und seinem Lebenskampf selbst bekundet, dass das<br />

heldische Prinzip, und das ist das arische, über alle Mächte der<br />

Finsternis endlich den Sieg davonträgt.“<br />

Der Nationalsozialismus als Kultur bezog seine Monumentalität<br />

nicht nur aus seiner Selbsteinschätzung, sondern auch aus dem,<br />

was nach eigener Einschätzung hinter ihm lag, 1000 Jahre<br />

deutsche Kulturgeschichte. Die „Tausendjährigen Mythen“ um<br />

die Entstehung der Welt sollten sich mit dem Mythos des<br />

Tausendjährigen Reiches treffen“.<br />

Rosenberg prägte die Weltanschauung der Nationalsozialisten<br />

entscheidend mit.<br />

„Mit der Weltanschauung der Nationalsozialisten steht und fällt<br />

die nationalsozialistische Bewegung. Die Bewegung hätte<br />

niemals 14 Jahre lang diesen Kampf führen können, wenn sie<br />

nicht von einem Kerngedanken, von einer bestimmten<br />

Weltbetrachtung ausgegangen wäre.“<br />

Atlantis, als eine Utopie der Vergangenheit, ein Mythos der<br />

Vergangenheit, der eine Beweisführung unmöglich macht, galt<br />

bei Rosenberg als Wurzel der germanischen Rasse. „Auch wenn<br />

sich diese Atlantishypothese nicht als haltbar erweisen sollte,<br />

wird ein nordisches Kulturzentrum angenommen werden<br />

müssen.“<br />

Die Vermengung von Mythos und Logos wurde durch<br />

Rosenberg als Tugend dargestellt, und so kommt er zu dem<br />

Schluss, dass das nordische Kulturzentrum angenommen<br />

werden muss, weil der Sonnenmythos dort geboren wurde, „wo<br />

das Erscheinen der Sonne ein kosmisches Erlebnis von größter<br />

Eindringlichkeit gewesen sein musste, im hohen Norden.“<br />

Aus dem Mythos von Atlantis entwickelte Rosenberg die<br />

Philosophie der Rasse. „Heute erwacht aber der neue Glaube,<br />

31


der Mythos des Blutes, der Glaube, mit dem Blute auch das<br />

göttliche Wesen des Menschen überhaupt zu verteidigen. Der<br />

mit hellsten Wissen verkörperte Glaube, dass das nordische Blut<br />

jenes Mysterium darstellt, welches die alten Sakramente ersetzt<br />

und überwunden hat.“ Hier zeigte sich schon die Kopplung<br />

zwischen Rasse, Blut und Religion, die das Blutopfer als heilige<br />

Tat vorwegnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die<br />

Errichtung der „Ordensburgen“ zu erwähnen. Der ritterliche<br />

Begriff „Burg“ wurde mit dem Begriff „Orden“ verknüpft.<br />

Ordensburgen waren Kreationen von Himmler und Rosenberg,<br />

der Orden war die Elite der Nation, die SS.<br />

Etwa ab 1935 begann Himmler die SS von einer Kampftruppe<br />

in eine, nach seinen Vorstellungen quasireligiöse Organisation<br />

umzuwandeln. Dabei sollte die SS in eine Reihe historischer<br />

Vorbilder gesetzt werden, um ihre „Mission“ zu rechtfertigen.<br />

Himmler wähnte sich und seine Truppe in Tradition zum<br />

Ritterorden. Himmler selbst, der sich als Reinkarnation von<br />

Heinrich den Sachsen sah, war dabei der Ordensgeneral, der die<br />

SS-Organisation nach den Grundsätzen des Jesuitenordens<br />

aufbaute. Rosenberg verfolgte mit seiner „hohen Schule“<br />

ähnliche Ziele. Auch den Ordensstaatgedanken hatte Rosenberg<br />

bereits formuliert, indem er beteuerte, „dass die<br />

nationalsozialistische Bewegung entschlossen ist, aus der<br />

Gesamtheit der 70 Millionen einen Kern von Menschen<br />

auszulesen und zusammenzufügen, der die besondere Aufgabe<br />

der Staatsführung übertragen erhält, dessen Mitglieder von<br />

Jugend an in den Gedanken einer organischen Politik<br />

hineinwachsen.“<br />

<strong>Das</strong> „Ahnenerbe“ war ein Verein, der die „germanische<br />

Frühgeschichte“ untersuchen sollte. SS-Grabungen kamen dabei<br />

die wichtige Rolle zu. Als Mittelpunkt deutscher Größe und<br />

deutscher Vergangenheit sollten sie zu quasi-religiösen<br />

Weihestätten ausgebaut werden. Mit dem „Ahnenerbe“ wurden<br />

aber auch Expeditionen organisiert, die den Heiligen Gral<br />

finden sollten, oder Tibetexpeditionen, um dort nach<br />

vergangenen Spuren zu suchen.<br />

In der religiösen Phase entwickelte man die auf der Blut- und<br />

Bodenideologie basierenden Lebensbornheime, Zuchtanstalten,<br />

in denen ausgesuchte Männer der SS als Zuchtbullen <strong>für</strong><br />

Nachwuchs sorgten. „Die Enteignung und Nutzbarmachung der<br />

Körper, sei es als Arbeitskraft, Kriegsmaterial oder Zuchtwesen,<br />

war die einzige eigentliche Funktion“, die der austauschbare<br />

Faktor Mensch, als Sklave des Systems zu erfüllen hatte.<br />

32


Parteifeiern<br />

Hauptbestandteil der nationalsozialistischen Feiern waren die<br />

Parteifeiern, als politische Feiern des Deutschen Volkes.<br />

Zentraler Kern bildete der Reichsparteitag, der sich über<br />

mehrere Tage erstreckte und in Nürnberg abgehalten wurde.<br />

Hinzu kam der 9.November, als Feier mit den Alten Kämpfern<br />

im Bürgerbraukeller in München, der Geburtstag Hitlers, der<br />

Tag der Machtergreifung, sowie der Heldengedenktag. Die<br />

Nationalsozialisten versuchten, den Mythos durch das Ritual<br />

und den Kult wieder zum Leben zu erwecken. „Ein lebendiger<br />

Mythos ist immer mit einem Ritual bzw. einem Kult<br />

verbunden...im Ritual wird der Mythos erlebte Wirklichkeit.“<br />

Die Nationalsozialisten übernahmen von religiösen und<br />

okkulten Gruppen die Überlieferung von der Wichtigkeit des<br />

richtigen Zeitpunktes und des Ortes.<br />

Die Münchner Feldherrenhalle wurde zum Kraft- und<br />

Opferplatz, der 9.November, Jahrestag des Putschversuches von<br />

1923 zum Gedenktag <strong>für</strong> die dabei erschossenen Helden der<br />

Bewegung, die nächtliche Stunde, das Aufgehen in der Masse,<br />

der Fackel- und Fahnenzauber taten das ihre:<br />

„Prächtige junge Männer, ernst, in tadelloser Haltung und<br />

Ausrüstung, eine Elite. Mir traten die Tränen in die Augen, als<br />

die Tausende bei Fackelschein im Chor den Treueschwur<br />

sangen, wie ein Gebet.“<br />

Neben den äußeren Elementen, die bereits zahlreich erwähnt<br />

wurden, wurde durch die Wiederholung von Zeichen, Worten<br />

und Redewendungen eine feste Zeremonie erzielt.<br />

„Die Eideszeremonie sollte den Neuling einen Hauch von<br />

jenem mystischen Band spüren lassen, das den charismatischen<br />

Führer mit seinen schwarzuniformierten Kultdienern vereinigte.<br />

Besonders magisch vollzog sich der Schwur in der<br />

Verfügungstruppe, der Eid wurde dort, anders als bei der<br />

allgemeinen SS, an jedem 9.November um 22 Uhr in<br />

Gegenwart Hitlers an den heiligen Stätten des<br />

Nationalsozialismus geleistet.“<br />

Die Aufnahmekriterien glichen denen von früheren<br />

Geheimbünden wie Templer und Rosenkreuzer und wiesen<br />

Ähnlichkeiten zu ursprünglichen Stammesgesellschaften auf.<br />

Himmler, als Kenner der Religionsstifter wusste, dass nicht nur<br />

Dogmen, Schulungsvorträge und Weihestunden von<br />

Wichtigkeit waren, sondern auch die kultisch rituelle Form mit<br />

ihren Symbolen und Zeichen. Rosenberg ging noch einen<br />

Schritt weiter und verfolgte das Ziel, den gesamten Menschen<br />

zu erfassen, „so gehört zur Ganzheit des Menschen die Welt des<br />

33


Auges und des Ohres“. Und Hitler wählte bestimmte<br />

musikalische Stücke <strong>für</strong> seine Massenveranstaltungen aus: „So<br />

wurden die Parteitage in Nürnberg mit der Rienzi-Overtüre<br />

eröffnet, nicht nur weil sie Hitlers Lieblingsstück war, sondern<br />

auch aus der damit verknüpften Geschichte.<br />

Hitler: „Wissen sie Ley, ich lasse die Parteitage nicht zufällig<br />

mit der Ouvertüre zu Rienzi eröffnen. <strong>Das</strong> ist nicht nur eine<br />

musikalische Frage. Der Sohn eines kleinen Gastwirt hat mit 24<br />

Jahren das Volk dazu gebracht, den korrupten Senat zu<br />

vertreiben.“<br />

Religion<br />

„Deshalb ist die Sache unserer Religion, unseres Rechtes,<br />

unseres Staates, alles, was die Ehre und die Freiheit dieser Seele<br />

und des Blutes schützt, stärkt, läutert und durchsetzt. Deshalb<br />

sind heilige Orte alle die, an denen deutsche Helden <strong>für</strong> diesen<br />

Gedanken starben, heilig sind jene Orte, wo Denksteine und<br />

Denkmäler an sie erinnern, und heilige Tage sind die, an denen<br />

sie einst am leidenschaftlichsten kämpften.“<br />

Durch die Dauer der nationalsozialistischen Herrschaft<br />

verstärkte sich ein gefestigtes national-religiöses Weltbild.<br />

Entscheidend dabei war der allgegenwärtige Fluss der<br />

Propaganda, der permanent zu einer Realitätsverschiebung<br />

führte. Es handelt sich um einen Entwicklungsprozess, der den<br />

Einzelnen in einen euphorischen und unter heutigen<br />

Gesichtspunkten realitätsfremden Zustand versetzte, der<br />

wiederum ermöglichte es, weitere Manipulationen<br />

vorzunehmen. Dabei spielte die Angst aber eine genauso<br />

wichtige Rolle, dort, wo aus Angst vor Verrat, Verschleppung<br />

und Tod eine neutrale oder regimekritische Äußerung einfach<br />

nicht mehr möglich war und sich diese Angst aufstaute, musste<br />

sie kompensiert werden, durch Aggression nach außen oder<br />

durch eine Betäubung der Ratio, den Glauben.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war der Nationalsozialismus eben zu einer<br />

Glaubensfrage geworden, der Glaube an die eigene Rasse, der<br />

Glaube an den Führer.<br />

Auf der Nachbesprechung zum Reichsparteitag 1938 äußerte<br />

Hitler sich zu den Aufmärschen:<br />

„Einige Kundgebungen haben bereits ihre endgültige Form<br />

gefunden, dazu zähle ich die Veranstaltungen der Hitlerjugend,<br />

den Aufmarsch des Reichsarbeitsdienstes und die<br />

Nachtkundgebung auf dem Zeppelinfeld.<br />

34


Auch die Totengedenkfeiern der SA und der SS zählen dazu.<br />

An diesem Ablauf dürfen wir nichts mehr ändern, damit die<br />

Form zum unabdinglichen Ritus wird.“<br />

Hitler begann sich zu Gunsten des Ritus zurückzunehmen und<br />

seine Selbstdarstellung einzuschränken, um Architektur und<br />

Massenelemente in den Vordergrund zu rücken, um die<br />

gewaltige Szenerie der Feier gewissermaßen zur Feier selbst<br />

werden zu lassen. Auch das Parteigelände sollte im Laufe der<br />

Generationen zu einem weitläufigen kultischen Stadtgelände<br />

zusammenwachsen.<br />

Die weltlichen Ziele waren somit erreicht. Religionen setzten<br />

ihre Ziele oft in sehr weite Ferne, in ein Jenseits, denn nur so<br />

hat dieses Ziel Aussicht auf Bestand. An die Stelle des Ziels des<br />

Wachstums und der Dynamik tritt somit das Ziel der<br />

Wiederholung.<br />

„In bestimmten Räumen, zu bestimmten Zeiten werden die<br />

Gläubigen versammelt und durch immergleiche Verrichtungen<br />

in einen gemilderten Massenzustand versetzt, der sie<br />

beeindruckt, ohne gefährlich zu werden, und an den sie sich<br />

gewöhnen.“<br />

Beispielhaft in seiner Wirkung war der von Speer errichtete<br />

Lichtdom aus 150 senkrecht nach oben gerichteten<br />

Flakscheinwerfern, die ein Rechteck aus Licht formten. Im<br />

Innern fand das Ritual des Parteitages statt. Der Britische<br />

Botschafter Nevil Henderson nannte den Lichtdom eine<br />

Kathedrale aus Eis.<br />

Die erzielte Wirkung dieser virtuellen Lichterscheinung erfüllte<br />

die beabsichtigte. Es rückte den Nationalsozialismus in den<br />

Himmel, war nicht nur Rahmen, sondern ein Dom, eine<br />

Kathedrale, ein religiöses Gotteshaus.<br />

„Bei dieser Feststellung wurde mir bewusst, dass...es <strong>für</strong> Hitler<br />

um die Gründung einer Religion ging. Als er zwei Jahre früher<br />

(1936 Anm.) <strong>für</strong> den 9.November in München den Ablauf der<br />

Totengedenkfeier festlegte, sprach denn auch das Protokoll<br />

ganz offen von einer nationalsozialistischen Prozession.“<br />

Sätze Hitlers, wie, „wir wollen keinen anderen Gott haben, als<br />

nur Deutschland allein“ kamen in der Propaganda ebenso vor,<br />

wie ein von den Nationalsozialisten selbst geschickt gestreutes<br />

Gerücht von der Muttergottesvision Hitlers.<br />

1939 rief der Reichsjugendführer Baldur von Schirach das „Jahr<br />

der Gesundheitspflicht“ aus, daran verknüpft waren 10.Gebote,<br />

von denen das erste lautete: „dein Körper gehört der Nation,<br />

denn du verlangst ihr dein <strong>Das</strong>ein - Du bist ihr <strong>für</strong> deinen<br />

Körper verantwortlich“.<br />

35


„Alle Zeremonien und Regeln, die zu solchen Institutionen<br />

gehören, haben es im Grunde auf ein Abfangen der Masse<br />

abgesehen. In der vertrauten Wiederholung bestimmter Riten<br />

sichert man der Masse etwas wie ein gezähmtes Erlebnis ihrer<br />

selbst“. Der erreichte Zustand des Parteitages verdeutlicht die<br />

Stabilisierung des Regimes nach innen, verdeutlicht den<br />

momentan bewegungsarmen Zustand der Gesamtmasse vor der<br />

nächsten Stufe der Entladung. Canetti beschreibt diesen<br />

Zustand als „stockende Masse“. Die religiöse Umdeutung des<br />

Nationalsozialismus hatte aber noch ein weiteres Ziel, wenn es<br />

noch nicht möglich war, die Kirche selbst zu bekämpfen, so<br />

mußte man Kirche werden. Zum Mekka dieser Kirche wurde<br />

das neue Germania. Symbolisch war die gigantische<br />

Dimensionierung, die die Welthauptstadt Germania, und mit ihr<br />

im Zentrum stehend, die Kuppelhalle aufweisen sollte. Sie lag<br />

am Ende der geplanten Nord-Südachse und war der Mittelpunkt<br />

eines fast tempelartig ausgegrenzten Bezirkes.<br />

Die zentrale Kuppelhalle „war das Hoheitszeichen, gleichzeitig<br />

der Abschluss der Prachtstraße Hitlers und ihr Ziel. Irgendwo<br />

unter diesem Zeichen befand sich der Platz des Führers der<br />

Nation. Aber hier zeigte sich der Nachteil der gigantischen<br />

Architektur: Hitler verschwand in ihr zu einem optischen<br />

Nichts“.<br />

<strong>Das</strong> hatte aber nicht nur negativen Charakter, da das<br />

Verschwinden im Nichts auch gleichzeitig der Punkt ist, der der<br />

Unendlichkeit am nächsten ist. <strong>Das</strong> Symbol selbst wäre der<br />

allumfassenste Führer geworden, monumental und gewaltig mit<br />

der durchdringenden Stimme Hitlers über die Lautsprecher.<br />

Hitler selbst unterstützt hier meine Argumentation. Hitler wollte<br />

nach der Einweihung noch ein Jahr regieren, um dem Bau<br />

„sakrale Weihe zu geben“. „Irgend ein Führer des Reiches<br />

verfügt vielleicht nicht über meine Wirkungen, aber dieser<br />

Rahmen wird ihn stützen und ihm Autorität verleihen.“<br />

Auch hier spielte der Film eine zentrale Rolle, er ermöglichte<br />

es, die Fertigstellung schon während der Planung als Realität zu<br />

zeigen. Die Medienvision hatte die Realität verdrängt. Der Film<br />

„Symphonie einer Weltstadt“ lehrte die Zuschauer, die Größe<br />

und Symbolik der neuen Architektur zu verstehen und zeigte<br />

schon 1943 die zukünftigen Fakten, auch wenn der Bau erst<br />

1950 endgültig fertig gestellt worden wäre.<br />

Krieg als Inszenierungselement<br />

Der Beginn des Krieges, der Polenfeldzug, fing mit einem<br />

Symbol des Führers an, war Hitler vorher nur in seiner braunen<br />

36


Parteiuniform aufgetreten, so setzte er bei seiner Rede zum<br />

Kriegsbeginn am 1. September 1939 im Reichstag zum ersten<br />

Mal eine graue Wehrmachtsuniform in der Öffentlichkeit ein.<br />

Allein die Wahl der Farbe zeigte dramatisch, dass nun ein<br />

anderes Kapitel in der deutschen Geschichte aufgeschlagen<br />

wurde und Hitler die Aufgabe des Politikers zugunsten der des<br />

Feldherren aufgab. „Gegen Schluss betonte er, dass er den<br />

Soldatenrock nur nach einem Siege wieder ausziehen werde,<br />

oder das Ende nicht erleben werde.<br />

Der im Innern stimulierte Glaube an den Übermenschen, den<br />

Siegfrieddeutschen führte zur übersteigerten<br />

Eigenwahrnehmung des Volkskörpers. Der Blut- und<br />

Bodenideologie der Nazis folgte zwanghaft die Schaffung von<br />

neuem Lebensraum, der nur durch den Krieg gewonnen werden<br />

konnte. „der Ausbruch aus geschlossenen Verrichtungslokalen<br />

bedeutet jedesmal, dass die Masse sich ihre alte Lust am<br />

plötzlichen unbegrenzten Wachstum zurückholen will“. Wurde<br />

der Krieg im Westen unter anderem aus strategischen Gründen<br />

geführt, Frankreich und England erklärten Deutschland den<br />

Krieg, als Deutschland in Polen einmarschierte, um dem Gegner<br />

zuvorzukommen und ihn auf eigenen Gelände zu schlagen, so<br />

wurde der Krieg gegen die Sowjetunion als Glaubenskrieg<br />

geführt. Dies zeigen auch die zu errichtenden „Totenburgen“ in<br />

gigantischen Ausmaßen mit einer Höhe von bis zu 100 Metern<br />

<strong>für</strong> die toten Helden des Kampfes.<br />

Und hinter der Front wüteten die ge<strong>für</strong>chteten<br />

Sonderkommandos, die im Sinne des Glaubens alles<br />

vernichteten, was nicht als arisierbar galt oder zur Zwangsarbeit<br />

verpflichtet werden konnte.<br />

Krieg als legitimes Mittel des Staates. Die Propaganda des<br />

Helden in Uniform hatte ihre beabsichtigte Wirkung erzielt,<br />

kämpften die Amerikaner <strong>für</strong> die Freiheit, die Russen <strong>für</strong> den<br />

Sozialismus, so kämpften die Deutschen um des Kampfes<br />

willen. Der Urinstinkt trat an die Stelle der Moral. „<strong>Das</strong><br />

Romantische ist am Ende ins pure Ressentiment gegen die<br />

Zivilisation, ins Lagerfeuerhafte abgerutscht, das Klassische ins<br />

leere Pathos.“<br />

Der Wortschatz erreichte durch den Krieg eine neue Dimension,<br />

mittelalterliche Begriffe fanden Einzug, die das Morden und<br />

Plündern in legitime Nachfolge zu den Ritterzügen des<br />

Mittelalters stellen sollten.<br />

Der Krieg als Inszenierungselement zeigte sich aber auch in der<br />

Wahl der Waffen und Ausrüstungsgegenstände. „Selbst als<br />

Kriegsherr dachte er eher an die psychologische als an die<br />

37


militärische Leistung einer Waffe. Dies zeigte sich schon, als er<br />

die Sirene <strong>für</strong> die Stukkas erfand und die demoralisierende<br />

Wirkung des Geheuls höher einschätzte, als die Sprengkraft der<br />

Bomben...grotesk aber wurde die Psychologisierung aller<br />

Kriegstechnik, als er Rommel und mich beschwor, nach Art der<br />

Rasensprenger selbstdrehende Flammenwerfer zu entwickeln.<br />

Nichts sei nach seinen Erfahrungen niederschmetternder<br />

gewesen als ein auf ihn gerichteter Feuerstrahl. Die Aussicht<br />

auf einen Verbrennungstod verbreite Panik“.<br />

Doch hatte diese Kriegspsychologie nicht nur Vorteile, die<br />

Stukka war ohne Zweifel bei den Feinden ge<strong>für</strong>chtet, aber die<br />

Treffsicherheit hing davon ab, ob der Pilot seine Maschine<br />

senkrecht nach unten zog, um dann die Bomben zielgenau<br />

auszuklinken. Amerikanische Piloten schafften eine ähnliche<br />

Treffgenauigkeit auch bei waagrechtem Flug ohne die<br />

psychische Belastung, die bei einem solchen Kampfeinsatz,<br />

ausgesetzt zu sein. Aber es verdeutlicht, welche Form das<br />

Heldische einnahm.<br />

Erst das Totale eines Krieges, der stilisierte Kampf um die<br />

eigene Existenz ermöglichte es, unmenschliche<br />

Verhaltensweisen an den Tag zu legen, Plünderungen und das<br />

Versklaven ganzer Völker, somit Wachstum der eigenen Masse.<br />

„Der Wunsch Menschen zu Tieren zu machen ist der stärkste<br />

Antrieb <strong>für</strong> die Ausbreitung der Sklaverei“. Und damit knüpfte<br />

man an die Tradition der Sklaverei bei vergangenen<br />

Weltreichen an, gleichgültig, ob sie schon 2000 Jahre<br />

vergangen waren.<br />

Die niedrigste Form des Überlebens ist die des Tötens, schreibt<br />

Canetti weiter. Erst durch die Tötung der Juden wurde der<br />

Übermensch-Gedanke der germanischen Rasse konsequent<br />

vollzogen, erst der Tod des Gegners lässt den vollkommenen<br />

Triumph zu, Töten wird somit zu einem Bedürfnis des<br />

Übermenschen, der jetzt, wie der Führer selbst, als<br />

unantastbarer Gott über Leben und Tod entscheiden konnte.<br />

Dies gab den Tätern das Schicksal des Göttlichen. Erst so wurde<br />

er wirklich zum Übermenschen.<br />

Besonders hervorzuheben im Rahmen der Totalität des Krieges<br />

ist die Rede Goebbels im Sportpalast. Die zahlreichen<br />

Niederlagen im militärischen Bereich mussten durch eine<br />

Umorganisation des Volkes kompensiert werden, der Gedanke<br />

„Totaler Krieg - kürzester Krieg“ mobilisierte die letzten<br />

Reserven der Volksgenossen.<br />

Geschickt übergab Goebbels die Verantwortung an der totalen<br />

Mobilmachung dem Volk, seine rhetorische Frage war<br />

38


ednerisch gut vorbereitet und die Parole hinter dem Rednerpult<br />

vergegenwärtigte während der zwei Stunden andauernden Rede<br />

ständig die Hoffnung auf ein Ende des Krieges, es stellte sich<br />

nur die Frage nach Untergang der eigenen Existenz oder dem<br />

Sieg. Es gab keine Zwischenlösung. Der Buchstabe „T“ läßt ja<br />

nur zwei Möglichkeiten frei, beginnt er stämmig, so spaltet er<br />

sich oben in zwei grundsätzlich verschiedene Richtungen. Sieg<br />

oder Untergang. Die Rede war auf diesem Gegensatz aufgebaut,<br />

und nicht nur die Rede, sondern die ganze Inszenierung.<br />

Mit den wachsenden Kriegsverlusten rückte die Propaganda<br />

nicht mehr das Heroische in den Mittelpunkt der Filme, sondern<br />

die ablenkende Wirkung. <strong>Das</strong> Medium wurde zum<br />

Verdrängungsmechanismus. Idealistisch-utopische<br />

Zukunftsperspektiven als Visionen in unbestimmter Ferne,<br />

betonten den religiösen Charakter und verwarfen die<br />

Erwartungen auf Erlösung in die ferne Zukunft. Ebenso tun dies<br />

die Religionen.<br />

„Vergeltung“ und die „Vergeltungswaffen“ ersetzten den<br />

militärischen Erfolg. Der mittelalterliche Begriff „Festung“ als<br />

Zeichen der Beständigkeit und Sicherheit, der hervorragend in<br />

die Mythologisierungstrategie passte, ersetzte notdürftig die<br />

nicht mehr geschlossene Frontlinie. „Halten bis zum letzten<br />

Mann“ ließ das Führerhauptquartier verlauten. Burgen in einem<br />

Krieg, der mit der Modernität der Waffen ausgetragen wurde.<br />

Als nur noch Wunder helfen konnten, entstand der Begriff der<br />

„Wunderwaffen“, die bald an die Front kommen sollten.<br />

War die Wehrmacht schon fast geschlagen, so musste der<br />

„Volkssturm“, nicht die „Volkswehr“ den Sieg erbringen.<br />

Kinder und Greise wurden mit der „Panzerfaust“ als „das letzte<br />

Aufgebot“ in den Krieg geschickt. <strong>Das</strong> letzte Aufgebot war das<br />

„letzte Abendmal“ des Todes.<br />

Hoffnung und Resignation in einem. Wer nicht an der Front<br />

sterben wollte, der starb mit einem Pappschild um den Hals an<br />

einem Laternenpfahl, auch wenn er erst 14 Jahre alt war.<br />

Kapitulation - Implosion eines Weltbildes<br />

Massen müssen gelenkt werden, diese Aussage Hitlers steht als<br />

Basis hinter den Instrumenten der Macht, die die<br />

Nationalsozialisten bewusst, gezielt und kontrolliert gegen die<br />

breite Bevölkerung einsetzten. Mit ihnen bildeten sie ein<br />

Weltbild, das in der Größe und in der Machtkonzentration,<br />

symbolisiert durch den Führer, der als Fokus allen Handelns<br />

und Denkens alle Bereiche des Lebens formte, oder symbolisch<br />

über ihnen wachte. An historische Weltreiche sollte angeknüpft<br />

39


werden, um dies zu erzielen wurden Elemente der<br />

Vergangenheit geschickt kombiniert, die weit über das flache<br />

Gedankengut der Partei reichten, um die jeweiligen Ziele zu<br />

erreichen. Ursprüngliche Ideologien wurden abgewandelt und<br />

missbraucht, qualitativ Mittelmäßiges biederte sich der neuen<br />

Führung an. Hitler und Goebbels wussten genau, dass sie eine<br />

Revolution nur machen konnten und die Gesellschaft in totaler<br />

Weise umformen konnten, wenn sie die breite Masse hinter sich<br />

spürten, die man aber eben nicht durch philosophische<br />

Gedanken formen konnte, sondern eher durch markante<br />

Aussagen des mainstreams.<br />

Reden vor der Masse, die das Handeln und Denken ebenso<br />

beeinflussten, nicht nur Ohr des Führers war, sondern auch<br />

Energie, die die Führung bewegte, nicht durch provokante oder<br />

kritische Äußerungen, sondern durch die bloße Hingabe, durch<br />

die Unterwerfung und die unreflektierte Aufnahme von<br />

Befehlen. Aufgehen in der Masse, im Rhythmus der Masse, als<br />

Teil des Volksganzen, wenn nur irgendwie möglich, dann als<br />

gesunder Teil, denn die kranken Teile des Volkskörpers<br />

mussten bekämpft und vernichtet werden. Angst erzeugt Hass,<br />

erzeugt Gewalt. Dieses Hauptmotiv steuerte die<br />

Mitläufergeneration.<br />

Rhetorische Orgasmen des Führers vor immer größeren Massen<br />

mussten gesteigert werden, denn Resignation durch<br />

ungenügendes Wachstum der Masse, oder ein Abfall der<br />

Energie der bestehenden Masse hätte schnell zum Ende der<br />

Diktatur führen können, gerade in den Anfängen.<br />

Vernichtung alles Andersartigen, erst im Innern der Diktatur,<br />

als dies nach immer spektakuläreren Aktionen und Prozessen<br />

nicht mehr möglich war, musste die energetische Gewalt der<br />

Masse durch den Krieg nach außen getragen werden, da sie<br />

sonst zu einer Zerstörung des Systems geführt hätte.<br />

Die Attentate auf den Führer kamen nicht etwa in einer Zeit, wo<br />

dies noch problemlos möglich war, eher verspätet, in einer<br />

Phase, wo die Visionen so gigantisch geworden waren, dass<br />

Teile des Volkes langsam wach wurden und die Propaganda die<br />

Verluste der Deutschen Armeen, wie etwa in Stalingrad, nicht<br />

mehr kaschieren konnte, eben diese Differenz zwischen Realität<br />

und Vision ersichtlich wurde.<br />

Die Propaganda, mit immer aufwendigeren Mitteln betrieben,<br />

musste das System stabilisieren, den fehlenden Halt geben und<br />

mit einer Ideologie versorgen, die zu einer Religion aufgebaut<br />

wurde.<br />

40


Es war die Zeit der Anfänge heutiger Massenmedien, Rundfunk<br />

und Film, damals als neue Medien glorifiziert und unkritisch<br />

aufgenommen, endlich konnte eine Masse mit Informationen<br />

oder Desinformationen, mit Wahrheit oder auch mit Propaganda<br />

versorgt wurden, die Masse war stolz darauf, Masse zu sein,<br />

dazuzugehören, was entschuldigen würde, dass die Masse daran<br />

glaubte, ähnlich wie in den späten dreißiger Jahren der „Krieg<br />

der Welten“ von Orson Welles, ein fiktives Hörspiel, die<br />

Realität veränderte und zur realen Flucht von Hunderttausenden<br />

aus New York führte, so musste es einige Jahre vorher, als die<br />

Übernahme des Reichsrundfunks durch die Nationalsozialisten<br />

eben noch wahrhaftiger sein und es vollzog sich nicht innerhalb<br />

von zwei Stunden, sondern dauerte Jahre an.<br />

Gerade weil es die Nationalsozialisten waren, die erstmals über<br />

diese Mittel verfügten, und der Bürger der Weimarer Republik<br />

noch ungenügende Erfahrungen mit der demokratischen<br />

Nutzung dieser neuen Medien machen konnte, erklärt sich die<br />

so leicht erzielte Wirkung.<br />

<strong>Das</strong> Allumfassende war es, was keinen Raum mehr ließ, der<br />

mächtige Staat, der alles kontrollierte und beherrschte, von<br />

Kindheit an, in jeder Lebenslage und jedem Ort. Daraus<br />

resultierte das Totale, der letzte Schritt, der gegangen werden<br />

konnte, der totale Sieg oder die totale Vernichtung, und er<br />

wurde gegangen. Durch die Orientierung auf das Totale wurde<br />

ein Ausweg ausgeschlossen, alles in den Dienste des Reiches<br />

gestellt, jedes Rädchen mußte laufen <strong>für</strong> den Sieg,<br />

gleichgeschaltet sein.<br />

Wenn der Führer nur der Redner und die Stimme des Volkes<br />

oder des Massenkörpers war, dann war es der Wunsch des<br />

Volkes, in diesen totalen Exzess zu gehen. Dieser Exzess waren<br />

die Konzentrationslager als Degenerationserscheinungen der<br />

Volkshygiene, die reinigende Dusche als Symbol der<br />

Rassenreinheit durch Vernichtung. <strong>Das</strong> Totale zeigte sich aber<br />

auch in Architektur und Film, aber auch in den<br />

Massenkundgebungen. Goebbels Rede und der Aufruf zum<br />

totalen Krieg, der totale Krieg als kürzester Krieg. Der Sprint<br />

und Blitzsieg, die letzte Anstrengung, Mobilisierung der letzten<br />

Reserven, positiviert, um den damals schon ersichtlichen<br />

Untergang aus dem Wege zu gehen. Nur eine Vernichtung des<br />

Systems, des Weltbildes und des Glaubens an Führer und<br />

heiliger Nation konnte eine Rückgewinnung der Realität und<br />

der Menschlichkeit ermöglichen, somit war eine Kapitulation<br />

als Implosion des Gedankengutes und Schrumpfung der Masse<br />

auf einen Nullpunkt die notwendige Konsequenz. Es gab keinen<br />

41


vorzeitigen Austritt aus diesem Krieg. Hitler sah den Untergang<br />

schon früh, der sich nach Stalingrad abzuzeichnen begann.<br />

Propaganda als Religion und „Opium <strong>für</strong>s Volk“, erst der<br />

„Untergang“ nicht die „Erlösung“ oder Befreiung ließ eine<br />

Änderung der Realitäten zu.<br />

2.tes Kapitel<br />

die Megamaschine nach Mumford:<br />

Die Megamaschine aus „the myth of the machine“, 1966 Lewis Mumford<br />

Um den nationalsozialistischen Staat besser verstehen zu<br />

können müssen wir uns genauer mit der Megamaschine<br />

auseinandersetzen, die durch Lewis Mumford in seinem Buch<br />

„the myth of the machine“ geprägt wurde.<br />

Lewis Mumford hat bereits alle wichtigen Faktoren der<br />

Megamaschine aufgezählt. Ich fasse Sie Ihnen gerne nochmals<br />

zusammen. Mumford schreibt in seinem Buch die<br />

Menschheitsgeschichte nieder und gibt Auskunft über die<br />

Umwelt des Menschen, seine Erfindungen als Werkzeuge, die<br />

ihm dienen und Untertan sind und die kulturelle Entwicklung<br />

des Menschen über Jahrhunderte und Jahrtausende. Ich kann<br />

Ihnen dieses Buch nur empfehlen, auch wenn es mit seinen über<br />

850 Seiten eine anstrengende Literatur ist.<br />

Mumford unterscheidet dabei zwischen der demokratischen<br />

Polytechnik unter direkter Kontrolle aller Beteiligten, bei der<br />

Mensch und Produkt in gewohnter Umgebung und in Einklang<br />

miteinender stehen und autoritärer Technik, die mit großen<br />

Menschenmassen operiert, ausbeutende oder erobernde Ziele<br />

verfolgt und Ressourcen ohne Skrupel ausbeutet.<br />

Jedoch sind die durch den Menschen erschaffene Werkzeuge<br />

nicht nur dem Menschen Untertan, sondern die Maschinen<br />

entwickelten sich in den Jahrhunderten und gerade im 20ten<br />

Jahrhundert zum primären Faktor und der Mensch wurde<br />

hierbei nur noch zum begleitenden Objekt, zum Maschinisten<br />

neben der Maschine selbst.<br />

Die Megamaschine arbeitet, oder besser der gefangene Mensch<br />

in der sehr stark technisch vernetzten Megamaschine arbeitet in<br />

einem kleinen spezialisierten Bereich, er ist von Maschinen<br />

umgeben, die ihn entmenschlichen. Er ist vom organischen<br />

Lebensraum abgekoppelt.<br />

Anstatt als autonome Persönlichkeit zu handeln, wird der<br />

Mensch ein passives zielloses von Maschinen umgebenes Tier,<br />

dessen eigentliche Funktion nach Ansicht der modernen<br />

Techniker der Maschine übertragen oder zum Nutzen<br />

42


entpersonalisierter kollektiver Organisationen strikt<br />

eingeschränkt und kontrolliert sein wird.<br />

Hier ist reine Intelligenz zu finden, die effektivste Lösung wird<br />

angewandt, aber die Liebe zum Leben spielt keine Rolle in<br />

diesem System. Eine Überschätzung der Technik, Kontrolle<br />

über die Umwelt, die zum Loslösen von der natürlichen Umwelt<br />

führt. Bei der Unterordnung des Nicht-Maschinellen, also des<br />

Menschen führt der Verlust der natürlichen Basis und<br />

Reproduktion zum Ersatz durch das Labor zu enormer<br />

Entfremdung. Somit schaltet sich der Mensch von sich aus<br />

gleich und ordnet sich einem Organigramm oder einem<br />

Subsystem unter.<br />

Gegenüber der Stein- und Traumzeit wie Mumford schreibt, in<br />

der der Geist, die Entwicklung der Sprache und der Mensch als<br />

Jäger im Vordergrund standen, wurde dann später die erste<br />

Megamaschine im alten Ägypten aufgebaut.<br />

Ägypten war ein zentralistischer Staat und an diesem frühen<br />

Beispiel kann man sehr gut die erste Megamaschine erklären.<br />

Hauptbestandteile dieses Staates war die Landwirtschaft, die<br />

Fähigkeit im technischen Sinne wie Mathematik und<br />

Astronomie<br />

und die Weitergabe von Information durch die Schrift.<br />

Organisation und Standardisierung ermöglichten Effizienz und<br />

steigende Geschwindigkeit bei der Umsetzung im Königtum.<br />

Der Mensch diente innerhalb dieses Systems, auch hier in<br />

Kasten unterteilt, wie Priesterschaft, Bauern und Heer dem<br />

Gottkönig, dem Pharao. Zu diesem frühen Zeitpunkt der<br />

Menschheitsgeschichte hatte die Maschine eine enorme<br />

Produktivität im Pyramidenbau, als Zeichen Ihrer eigenen<br />

Größe hervorgebracht, und das ohne große technische<br />

Hilfsmittel. Dennoch muss man, auch wenn wir die Pyramiden<br />

auch <strong>für</strong> heutige Verhältnisse als mächtig und präzise ansehen,<br />

eine neue Megamaschine wie die NS Megamaschine als<br />

weitaus stärkere Maschine ansehen. Denken Sie an nur ein<br />

einziges Werk dieser Megamaschine, denken wir an Prora,<br />

diese kilometerlange Wohnmaschine, Urlaubsmaschine, die nie<br />

fertig gestellt wurde. Aber <strong>für</strong> die damalige Zeit und auch noch<br />

<strong>für</strong> unsere Zeit sind die Pyramiden eine unglaubliche technische<br />

Leistung einer frühen Hochkultur.<br />

Die ägyptische Megamaschine bestand hauptsächlich aus<br />

menschlichen Arbeitssklaven.“ Durch die Kombination von<br />

göttlichem Befehl und rücksichtslosem militärischem Zwang<br />

43


achte man große Menschenmassen dazu, schreckliche Armut<br />

und Zwangsarbeit bei geistestötenden, repetitiven Aufgaben zu<br />

ertragen, um „Leben, Wohlstand, und Gesundheit <strong>für</strong> den<br />

göttlichen oder halbgöttlichen Herrscher und dessen Hofstaat zu<br />

sichern“. Nur durch die Erschaffung des Gottkönigs, der einen<br />

ganzen Staat zusammenhielt, ein Fortschritt gegenüber der<br />

vorher vertretenen Stammeskultur mit den einzelnen<br />

Jägerhäuptlingen , konnte der Bau der Pyramiden überhaupt<br />

erzielt werden und auch staatliche bewachte Vorräte <strong>für</strong><br />

Hungerszeiten angelegt werden. Diese staatliche Fürsorge<br />

wurde mit bedingungsloser Unterwerfung unter den königlichen<br />

Willen<br />

vergolten. Der Glauben legitimierte den Gottkönig. Es bedurfte<br />

außerordentlicher, übernatürlicher Autorität, von einem Gott<br />

oder einer Gruppe von Göttern abgeleitet, um das Königtum in<br />

einer großen Gesellschaft durchzusetzen. Der Gottkönig wurde<br />

dadurch „gleichzeitig ein lebender Mensch und ein<br />

unsterblicher Gott:“<br />

„Der Pharao besaß nicht nur die Macht über Leben und Tod der<br />

Gemeinschaft, er war auch deren lebende Inkarnation, „sie<br />

waren<br />

eins...das Leben Pharaos war das Leben der Gemeinschaft, sein<br />

Reichtum war ihr Reichtum, seine Gesundheit die ihre.“ Die<br />

Gemeinschaft lebte und gedieh in der Person des Königs. Die<br />

Pristerkaste half ihm dabei beim Zählen und Messen der Erträge<br />

und konnte dies durch ihre Monopolherrschaft über die<br />

Astronomie und Mathematik sichern.<br />

Nur sie konnten vorhersagen, wann der Nil wieder über die Ufer<br />

treten wird, wie Lange eine Mondzyklus dauert und auch ein<br />

Sonnenjahr.<br />

Auch der Bau der Pyramiden erforderte nicht nur enormes<br />

Menschenmaterial, er erforderte ebenso eine spirituelle<br />

Grundlage als Fundament und perfekte Berechnungen und<br />

durch die Ausrichtung auch die Astronomie.<br />

<strong>Das</strong> Problem einer solchen auf den Gottkönig fixierten<br />

Maschine ist das Feedback auf vorangegangene Taten. Denn<br />

keiner traut sich dem Gottkönig offen zu sagen, dass der Befehl,<br />

den er ausführen musste gar ein idiotischer Befehl war. Somit<br />

ist ein solches System auf Dauer reformunfähig und bricht<br />

irgendwann, auch wenn es Jahrhunderte dauern sollte,<br />

zusammen, weil sich die Fehler bis zu diesem Zeitpunkt soweit<br />

addiert haben, dass der Apparat, wenn nicht ein neuer Gottkönig<br />

Veränderungen vollbracht hat, zusammen.<br />

44


Auf der Seite des Pharaos gab es jedoch ebenfalls ein Element,<br />

dass ihn hinderte, falsch zu handeln.<br />

Um 2000 vor Christus konnte kein Pharao auf Unsterblichkeit<br />

hoffen, wenn er nicht der Sache der Rechtschaffenheit und<br />

Gerechtigkeit diente. Diese erste Megamaschine, wenn man sie<br />

so nennen möchte, hatte hauptsächlich menschliche<br />

Bestandteile, die Boten, die die Information der Schreiber<br />

weitergaben, die Arbeitsklaven, die Handwerker, es waren fast<br />

keine mechanischen Bestandteile bis auf einfachste Werkzeuge<br />

innerhalb dieses Systems vorhanden.<br />

„S 219 Diese Maschine entging der Aufmerksamkeit und blieb<br />

daher namenlos bis heute, da eine weit mächtigere und<br />

modernere Type, unter Ausnutzung einer Masse<br />

untergeordneter<br />

untergeordneter Maschinen, entstanden ist.<br />

Diese ursprüngliche Maschine arbeitete in der Kommunikation<br />

mit Schrift und Boten, um Distanzen zu überwinden.<br />

Da die Komponenten der NS-Maschine, auch wenn sie als<br />

völlig integriertes Ganzes funktionierte, notwendigerweise<br />

räumlich voneinander getrennt waren, arbeitete diese Maschine<br />

weitaus schneller und effektiver. Denken Sie beispielsweise an<br />

die Reichsrundfunkübertragungen, die im ganzen Land zur<br />

gleichen Zeit empfangen wurden und teilweise mit<br />

gemeinsamen Appellen ritualisiert wurden. Heutige moderne<br />

Megamaschinen<br />

Arbeiten weitaus effizienter als die ägyptische Megamaschine,<br />

doch kann man deren Leistungsausstoß deutlich in den<br />

überdimensionierten Pyramiden wiedererkennen. Und diese<br />

Leistungen wurden nur in direkter Kommunikation vollbracht,<br />

mithilfe von Boten und Nachrichten, die von einem Ort zum<br />

anderen gebracht werden mussten. Erst moderne<br />

Kommunikationsmedien wie Fernschreiben und Telefon<br />

ermöglichten eine Steigerung der Systemgeschwindigkeit, die<br />

durch das Computernetzwerk nochmals bis hin zur<br />

Lichtgeschwindigkeit gesteigert wurde.<br />

Bei den Königsmaschinen im Mittelalter und der frühen Neuzeit stand der<br />

König im Zentrum der Macht.<br />

Durch den Tod des Königs oder eine Niederlage im Krieg bricht<br />

die ganze Maschine zusammen. Entweder gruppieren sich die<br />

Teile erneut um einen Nachfolger, oder verschwinden gänzlich.<br />

Ohne den Glauben der Würdenträger droht der Befehlsnotstand,<br />

daher brachen diese Megamaschinen häufig zusammen. Gerade<br />

45


die große Anzahl der Fürstentümer und Rivalitäten einzelner<br />

Häuser ermöglichten Putsche oder Führungswechsel mit<br />

kompletten Austausches des Hofstaates. Ein Bespiel, die<br />

französische Revolution. Erst über die Zeit des<br />

Aufrechterhaltens erfolgte eine<br />

Stabilisieung des Systems. Gewalt im Sinne der Führung hatte<br />

zwei Faktoren, erstens stabilisierte sie das System, ohne Gewalt<br />

keine Disziplin, die Peitsche sicherte die Konformität<br />

Aber Gewalt führte auch zu einer Schwächung des Apparates<br />

durch den Verlust führender Köpfe, denken sie nur an die<br />

französische Revolution oder den Stalinismus als Gottkönigtum<br />

der Moderne.<br />

46


Kommunismus<br />

Da wir im Kommunismus von einer absoluten Staatswirtschaft<br />

ausgehen, ist hier das Ideal einer Megamaschine vorzufinden<br />

Die Staatsmacht übertrug wohlwollend die kollektive<br />

Arbeitsweise und die Verteilung der Arbeitsprodukte, wie sie<br />

im Dorf praktiziert wurde, auch das größere Gemeinwesen<br />

durch Zwangsorganisation. Unter Stalin wurde ein<br />

unerbittliches Todessystem aufgebaut und große Teile in allen<br />

Schichten, ob Bauern, Techniker oder Parteifunktionäre<br />

liquidierte. Dies sicherte dem Diktator den Führungsanspruch<br />

und ließ selbst sein nächstes Umfeld vor Angst erzittern.<br />

<strong>Das</strong> so entstandene Vakuum wurde von jungen „Pionieren“<br />

ersetzt, die in diesem System aufgewachsen waren und<br />

ideologisch linientreu waren, jedoch erholte sich der Staat nicht<br />

wirklich von den inneren Säuberungen. Die SU wurde zu einem<br />

Lagersystem, eigentlich war die SU im Ganzen ein Gefängnis.<br />

Durch den Repressionsapparat wurden gewaltige Bauvorhaben<br />

und eine Modernisierung des Landes erreicht, die auf Kosten<br />

von tausenden auch hier eher als Gulagsklaven zu nennende<br />

Arbeiter ging. Aber die Säuberungen brachen auch nach den<br />

gewaltigen Kraftansträngungen zur Elektrifizierung und<br />

Industrialisierung des Landes nicht ab. Dann kam der Krieg mit<br />

Nazideutschland. Nach beenden des Krieges brach der Wettlauf<br />

der Systeme aus, der kalte Krieg, der beide Seiten, die russische<br />

und die alliierte Maschine zu Höchstleistung anlaufen ließ.<br />

47


Systemdynamik im Nationalsozialismus und die NS-Megamaschine<br />

Der Nationalsozialismus eignet sich idealerweise, um die<br />

Megamaschine zu erklären. Was ist eine Megamaschine ? Die<br />

Megamaschine ist ein selten genutzter Begriff aus der<br />

Faschismusforschung,<br />

Durch die Propaganda wird das neutrale Weltbild verändert.<br />

Stellt sie die Größe der eigenen Leistungen in den Vordergrund,<br />

so bedeutet dies ein Erstarken des Selbstbewusstseins der Masse<br />

bei gleichzeitigem Minderwertigkeitskomplex des Einzelnen.<br />

Zeigt sie den Apparat in allen seinen Subbereichen führt dies<br />

auf der anderen Seite zu einer Schwächung des Einzelnen, der<br />

sich nur noch als kleines Rädchen innerhalb des Gesamtsystems<br />

sieht, der nur durch heldenhafte Leistung, durch<br />

überdurchschnittliche Sollerfüllung sich aus der Masse<br />

hervorheben kann und zu einem Helden des Systems werden<br />

kann. <strong>Das</strong> Gefühl der Ohnmacht und der Minderwertigkeit kann<br />

also bei entsprechender Leistung zu einem Gefühl der Größe<br />

und des Heldentums werden. Dabei spielt die allumfassende<br />

Kontrolle und Überwachung eine systembejahende Wirkung,<br />

denn nur durch sie ist es überhaupt möglich, die<br />

aussergewöhnliche Leistung eines Einzelnen festzustellen und<br />

ihn als einen Helden des Systems auszumachen.<br />

Ohne Kontrolle und Leistungsanalyse keine Selektion aus der<br />

Masse. Folglich ermöglicht die totalitäre Kontrolle erst den<br />

durch Selektion möglichen Erfolg des Einzelnen. Die innere<br />

propagierte Stärke und Leistungsfähigkeit dieser Systeme führt<br />

zu einer veränderten Wahrnehmung der Masse, ob unterstützt<br />

durch direkte Teilnahme an Massenereignissen wie Paraden, bei<br />

denen der Einzelne ebenso seine Minderwertigkeit innerhalb<br />

des Kollektives sieht, eben als Teil der Masse, die ihm aber vor<br />

Augen führt wie stark die Masse ist, an der er Anteil hat.<br />

Diese permanente Verdeutlichung der Stärke des Systems führt<br />

langfristig zu einem veränderten Weltbild. <strong>Das</strong> System bewegt<br />

sich weg von der objektiven realistischen Einschätzung der<br />

Lage hin zu einer größenwahnsinnigen Eigensicht, unterstützt<br />

durch Medien, Massenaufmärsche, Massenarchitektur und<br />

Großprojekte.<br />

Der zweite Schritt, der konsequenter auf diesen ersten Schritt<br />

der Größe und Kraft folgt ist der Systemvergleich mit anderen<br />

Systemen. Dabei fällt auf, dass eben der eigene Staat gegenüber<br />

48


seiner Umwelt und seinen Nachbarn viel stärker ist, viel stärker<br />

als umliegende Demokratien. Krieg ist die direkte Folge dieser<br />

Fehleinschätzung der Situation. Krieg bedeutet das Wachstum<br />

nach außen, eben eine Vergrößerung der Stärke und das direkte<br />

Messen dieser Kraft.<br />

Der Feind im Innern oder von außen, der dem System schaden<br />

will dient als Rechtfertigung <strong>für</strong> die notwendige permanente<br />

Kontrolle des Einzelnen. Überall muß mit Agenten und<br />

Saboteuren gerechnet werden.<br />

Besonders am Beginn der neuen Zeit und kurz nach dem<br />

Gewinnen der Macht durch das neue System ist mit<br />

Konterrevolutionären überall zu rechnen. Daher ist es <strong>für</strong> das<br />

System notwendig diese Gegner zu finden und auszuschalten.<br />

Sind diese inneren ersten Feinde des Systems entdeckt und<br />

beseitigt sucht sich das aufgebaute Überwachungs- und<br />

Verfolgungssegment neue Gegner. Denn würde es das nicht tun,<br />

hätte es seine Aufgabe verloren. Ähnlich der Inquisition wird<br />

mit unbarmherziger Härte durch Folter und Verhör ein<br />

Geständnis erzwungen, das System irrt sich nicht, es erschafft<br />

seinen Gegner<br />

In diesem Schritt, um erstens die zwangsläufige Härte zu<br />

rechtfertigen, denn sie hat sich als notwendig erwiesen, wird der<br />

gleichgeschalteten Gesellschaft am Beispiel der inneren Feinde<br />

gezeigt, welche Sanktionen mit dem Abweichen vom Ideal<br />

verbunden sind. Wenn die Verschwörung überall zu finden ist<br />

und somit überall gesucht werden muß, so führt dies auch zu<br />

einem paranoiden Weltbild. Unter Paranoia (griechisch <strong>für</strong><br />

neben dem Verstand) versteht man eine geistige Erkrankung,<br />

bei der man glaubt, dass andere beabsichtigen, den Betroffenen<br />

zu<br />

Schädigen, zu betrügen oder zu töten. Oft kann der Betroffene<br />

Auch Beweise präsentieren, die <strong>für</strong> ihn völlig überzeugend<br />

scheinen. Geheimdienste und Verschwörungen spielen bei einer<br />

Paranoia eine entscheidende Bedeutung.<br />

Die Paranoia ist keine eigenständige geistige Erkrankung,<br />

sondern lediglich ein Symptom verschiedener Erkrankungen<br />

wie der Neurose und der Psychose.<br />

Unter Neurose wird eine Gruppe von psychischen Störungen<br />

verstanden.<br />

Durch die unzulängliche Abgrenzbarkeit zur Psychose wurde in<br />

der Psychologie der Begriff aber abgeschafft. Viele<br />

Zwangsstörungen wie etwa der Waschzwang oder der<br />

Ordnungszwang werden von Be<strong>für</strong>wortern des Begriffs unter<br />

die Neurosen gezählt. Zwangsstörungen sind psychische<br />

49


Störungen, bei denen sich den Patienten Gedanken und<br />

Handlungen aufdrängen, die sie quälen oder umsetzen müssen,<br />

auch wenn sie übertrieben oder vollkommen sinnlos sind.<br />

Zwangshandlungen bestehen dementsprechend oft aus<br />

Kontrollhandlungen oder Reinigungshandlungen.<br />

Der Begriff der Psychose bezeichnet eine Gruppe schwerer<br />

psychischer Störungen, die mit dem zeitweiligen weitgehenden<br />

Verlusts des Realitätsbezugs einhergehen. Auffällige Symptome<br />

Sind oft Wahn und Halluzination. Es kommt zu einem Wandel<br />

weg von der Realität hin zur veränderten Sicht der Umwelt,<br />

dieser Wandel ist aber vom Betroffenen selbst nicht feststellbar,<br />

da er sich über einen längeren Zeitraum schleichend entwickelt.<br />

Diese Definitionen können uns sehr gut helfen, welche Prozesse<br />

in gestörten Gesellschaftsformen wie Diktaturen auftreten.<br />

Man könnte sie auch als neurotische oder psychotische<br />

Staatssysteme auffassen, da die selben Auswirkungen erzielt<br />

werden wie psychisch gestörte Persönlichkeiten, oder anders<br />

ausgedrückt sich diese psychischen Störungen innerhalb eines<br />

solchen fehlgeleiteten Systems massenhaft vorkommen. <strong>Das</strong><br />

Kontrollbedürfnis auf der einen Seite aufgrund der Sicherung<br />

der Macht führt zur Paranoidität vor der permanenten Kontrolle,<br />

vor der möglichen Sanktion des Einzelnen innerhalb des<br />

totalitären Big Brother Staates. Angst ist die Triebfeder des<br />

Systems. Angst vor Repression auf der Seite des Bürgers, der<br />

nun zum funktionierenden Rädchen wird und auch die Angst<br />

des Systems vor Machtverlust durch den Umsturz, durch<br />

Saboteure und Agenten.<br />

Eine Megamaschine ist ein System, ein Staat , ein System<br />

ausserhalb des Staatssystems , das staatsartige Strukturen<br />

entwickelt hat und bereits eine kritische Grenze und Größe<br />

erreicht hat. Dieser Apparat muß als Ganzes gesehen werden,<br />

da er untereinander vernetzt ist und wie eine Gesamtmaschine<br />

funktioniert und mit Führerbefehl wie im Nationalsozialismus<br />

oder einfach durch Befehl und Gehorsam organisiert wird.<br />

Meist steht eine zentrale Figur, der Gottkönig oder Diktator mit<br />

gottköniglichen Eigenschaften im Zentrum der Maschine, in<br />

unserem Fall der BRD Gigamaschine, wie ich Ihnen später<br />

erklären möchte, aber eher der virtuelle Totenkopf.<br />

Vor der Machterschleichung hatte sich die NSDAP zum Staat<br />

im Staate entwickelt und hatte mit Ihren vielen untergeordneten<br />

Institutionen und Bünden eine staatsähnliche Struktur mit eigner<br />

Armee der SA und der SS entwickelt. Durfte Deutschland durch<br />

den verlorenen ersten Weltkrieg keine eigene Armee besitzen,<br />

so verkörperte die SA mit ihren Schlägertrupps diese neue<br />

50


Armee, die, weil sie keine offizielle Armee war, nicht gegen das<br />

Versailler Diktat verstieß.<br />

Durch die Machterschleichung wurde dieser schon<br />

vorgefertigte Apparat in den bestehenden Staat integriert und<br />

der Staat selbst<br />

zur NS Megamaschine unter Führerbefehl umorganisiert.<br />

<strong>Das</strong> dann folgende „Gleichschalten“ verdeutlicht nicht nur in<br />

seiner Wortwahl einen maschinellen Vorgang, sondern zeigt das<br />

Umlegen des Schalters von einem organisch demokratischen<br />

Gebilde mit Verflechtung der Subsysteme untereinander zu<br />

einem pyramidenhaften Gebilde mit dem Führer an der Spitze<br />

und gradlinigen Befehlsketten.<br />

Jedoch drosselte der Führerkult noch in den Anfängen bis zum<br />

Kriegsbeginn die Negativität der Deutschen, da der ihnen<br />

geschickte „Heiland“ hauptsächlich als Erbauer,<br />

Kunstliebhaber<br />

und Retter aus der Not gefeiert wurde. Somit drosselte die<br />

Führerperson auch die Ausschweifungen, da Hitler, auch wenn<br />

er ein teuflischer Dämon war und mit krächzender Stimme alles<br />

aus sich und seinem Volk herausholte, dennoch menschliche<br />

Züge eines Heilands trug, was auch die Propaganda in den<br />

Vordergrund stellte.<br />

Doch dieser noch als gut <strong>für</strong> Deutschland empfundene Zustand<br />

des wieder Erstarkens der Masse und eines starken<br />

Nationalstaates zeigte bereis seine Schattenseite durch die<br />

zunehmenden Säuberungen, zu Beginn der demokratischen<br />

Kräfte und der Kommunisten und Andersdenkenden und erste<br />

Übergriffe auf jüdische Bürger.<br />

Als böses Ohmen <strong>für</strong> die neue kommende Zeit können wir die<br />

nächtlichen Fackelmärsche der Fackelträger anführen. Hier<br />

noch machte die Dunkelheit die Masse zur Masse und den<br />

Einzelnen zum nichts. Dennoch bot die Dunkelheit dem<br />

Einzelnen den Schutz nicht erkannt zu werden und ermöglichte<br />

ein erstes Verschmelzen in der Gruppe. Natürlich zeigten sich<br />

die Nationalsozialisten auch vorher schon mit ihrem Gesicht in<br />

der Öffentlichkeit. Doch waren diese ersten nächtlichen<br />

Zeremonien<br />

der Beginn, auch scheue Menschen in den Bann des<br />

Hakenkreuzes und der lodernden Flamme zu bringen und<br />

ermöglichten spätere Eskalationen und weitere Schritte. Die<br />

Fackel als zündelndes Element und Spiel mit dem Feuer wurde<br />

zu einem lodernden quasireligiösen Kult. Aber auch die Nacht,<br />

wie die „Kristallnacht“ zeigt im fortgeschrittenen<br />

51


Stadium der Manipulation einen aggressiven Massenzustand,<br />

einen nächtlichen und dunklen Zustand der Barbarei. Hier<br />

wurde zum ersten Mal ein Eingreifen in den privaten Raum<br />

ersichtlich, das Übertreten aus dem öffentlichen Raum in den<br />

privaten jüdischen Lebensraum eines Nachtsystems.<br />

<strong>Das</strong> Ritual , die emotionale Vereinigung und die strenge<br />

Disziplin bei Aufstellung in Formationen machte die Masse zur<br />

Masse und gab dem einzelnen das Gefühl von Gruppengröße<br />

und Macht des Ganzen.<br />

Die Bücherverbrennungen dann gaben den Flammen die erste<br />

Aufgabe, eben diese zu vernichten. Noch beschränkte sich das<br />

Spiel mit dem Feuer auf das Löschen der Vergangenheit und<br />

der Literatur von Welt, doch waren KZs wie Oranienburg im<br />

Aufbau.<br />

Es war ein langsamer schleichender Prozess hin zu Auschwitz<br />

und den Todesmärschen, der am Anfang des neuen NS Systems<br />

wohl keiner außer der Führungspaladine im Auge gehabt haben<br />

sollte. Die späteren Pläne die Juden einfach umzusiedeln, ob in<br />

eine Moorgegend in Polen oder gar nach Madagaskar, es wurde<br />

mit zunehmender Negativität im System, mit der zunehmenden<br />

Destruktivität im System immer deutlicher, dass nur der Tod<br />

und die Tötung des letzte Ziel sein könnte. Die Endlösung. So<br />

bildeten sich mit der Zeit mehrere Spiralen aus, die kaum zu<br />

stoppen waren und die durch die allgegenwärtige Propaganda,<br />

den Stürmer und weitere Medien beschleunigt wurden.<br />

Bemerkenswert im Sinne von LTI ist auch die häufige<br />

Verwendung des „Wolf“ Wortes, neben dem Adler wohl das<br />

Tier des Nationalsozialismus. Da gab es die Wolfsschanze, es<br />

wurde im Wolfsrudel gejagt, hinter den alliierten Linien sollte<br />

die Aktion Werwolf <strong>für</strong> Unruhe und Vergeltung sorgen.<br />

Aber auch Wolfsburg zeigt seine sprachliche Verflechtung. Die<br />

Stadt und das Werk wurde auf dem Reisbrett geplant und sollte<br />

den Volkswagen im Sinne der KdF Ideologie produzieren und<br />

so eine Harmonie aus Technik und Natur, aus Fahrvergnügen<br />

und Mobilisierung erzeugen.<br />

Ich werde jetzt nur auf ein paar Schlagworte eingehen, denn Sie<br />

wissen sicher bereits alles über den Nationalsozialismus, so dass<br />

es Zeitverwendung wäre in die Tiefe zu gehen, ins Detail zu<br />

gehen, denn ich bin der Überzeugung, dass Sie bereits alles<br />

wissen. Der Aufbau einer Quasireligion mit Hitler als dem<br />

Retter und Gottkönig, damit verbunden die Weihezeremonien<br />

wie die Parteitage als Massenereignisse der Stärke unter dem<br />

Lichtdom, die der Bewegung und dem Ausland zeigen sollte,<br />

wie stark die Bewegung ist und dem einzelnen deutlich macht,<br />

52


wie klein er doch ist. Dazu gehört selbstverständlich auch die<br />

Monumentalarchitektur, die genau das gleiche ausdrückt, nur in<br />

Stein, die Uniformierung als Kastifizierung des gesamten<br />

Volkes, sowie dessen Gleichmachung, Rituale wie<br />

gemeinsames Fahne hängen in Schulen, kleinere und größere<br />

Appelle, ständiges Marschieren, ob mit Sparten oder Waffe,<br />

ständiger Drill und Gehorsamsbeweise, die den einzelnen zum<br />

Rädchen des Systems machten. Diese Normierung wurde mit<br />

der Blut und Boden Ideologie verknüpft und machte das<br />

Rädchen zum arischen Menschen, der so zum Herrenmenschen<br />

über die anderen Völker wurde, in dem er sich über sie empor<br />

hob. Normierung auch im Sinne der<br />

Züchtungsphantasien. Ein neuer Mensch sollte dann im zweiten<br />

Schritt entstehen, somit eine bessere Zukunft durch den<br />

besseren Menschen, der doch nur ein schlechter ,widerlicher,<br />

starker und brutaler Automat zur Befehlsausführung war. In der<br />

Kunst im nationalsozialistischen Deutschland zeigen sich alle<br />

Details dieses Staates. Eine enorme Sexualisierung von Mann<br />

und Frau nach dem arischen Wunschbild <strong>für</strong> die sexuelle<br />

Produktion von Nachwuchs und besonders das Rollenbild der<br />

Frau im Reich. Auch das zeigen von Kämpfenden in ihren<br />

Uniformen, als Symbol <strong>für</strong> die jeweiligen Einheiten, das<br />

Heraustreten eben dieses Kämpfers aus der Masse, doch auch<br />

er durch sein arisches Einheitsgesicht <strong>für</strong> jedermann<br />

unidentifizierbar und dadurch wieder identifizierbar als Ideal<br />

und Held des Teilsystems, oder der Kaste wie Luftwaffe oder<br />

Heer, Bauer auf der Scholle, oder Arbeitsdienstmann und aller<br />

anderen Kasten dieses Staates. Und natürlich Hitler selbst als<br />

Erbauer, Feldherr oder Gottkönig zwischen seinen Truppen.<br />

Sie finden zahlreiche Literatur zu diesem Thema. Diese kurze<br />

Einführung soll ihnen nur zeigen, dass alles in diesem Staate<br />

reglementiert und geregelt wurde, vom „Schöner Arbeiten“ bis<br />

zu KdF, über die Organisation Todt, alles war reglementiert,<br />

beschränkt und Tabus wie die entartete Kunst oder die<br />

verbotenen Büchern sicherten den intellektuellen Totalausfall.<br />

Gerade die Uniformierung als Generalmobilmachung des<br />

ganzen Volkes und somit die Auslöschung des Individuums<br />

durch Propaganda, durch militärischen Drill oder<br />

paramilitärische<br />

Übungen und durch die veränderte Sprache, die Klemperer gut<br />

in LTI beschrieben hat führten dazu, dass die Megamaschine<br />

problemlos und ohne Fehler funktionierte. Jeder wurde ein<br />

durch Führung an die richtige Stelle gesetztes Rädchen, dass<br />

durch die Sprache oder besser die Sprachlosigkeit der Sprache<br />

53


zum funktionierenden Etwas degradiert wurde. Dadurch<br />

entstand ein Staatsmoloch , der trotz etlicher Kasten und<br />

Einzelteile wie eine Gesamtmaschine bis zum bitteren Ende<br />

funktionierte. Die Megamaschine war unstoppbar, denn sie<br />

hatte ihre kritische Grenze überschritten.<br />

Zuerst suchte sie nach inneren Feinden, den ein paranoides<br />

Weltbild benötigt einen Feind, eine Verschwörung, ein Opfer<br />

um den Zusammenhalt zu stärken und merzte alles aus, was in<br />

ihrem Wege stand und vernichtete so die Pluralität zugunsten<br />

eines Monolithen . Und selbst der alte mächtige SA Chef Röhm<br />

wurde zu einem Putschisten verklärt.<br />

Im Endstadium dieser Megamaschine regelt die Maschine alles.<br />

Alle Räder rollen <strong>für</strong> den Sieg, oder besser <strong>für</strong> den Tod.<br />

So wurde in Auschwitz mit „Rekord“ Spritzen die Luft in die<br />

Venen gespritzt, dies zeigt nicht nur die Sprachwahl, es zeigt<br />

auch wie das Endstadium einer solchen Maschine aussieht.<br />

In der Endphase hatte ganz allein der Totenkopf die Kontrolle<br />

übernommen, der SS Staat aus Lagern, Kellern durch die<br />

Luftangriffe unter den Boden verlegt. <strong>Das</strong> Perfide zeigt sich im<br />

Detail. Die reinigende Dusche im Auschwitz umzudrehen ist ein<br />

Sinnbild <strong>für</strong> eine umgekehrte Welt, in der das Böse zum Guten<br />

wurde und selbst der Mann, der das Zyklon B in einer Tasche<br />

zur Vergasungsanlage brachte, hatte um kein Aufsehen bei den<br />

getriebenen Menschen zu erzeugen eine Rotkreuztasche um, in<br />

dem sich die Kartuschen befanden. Sie hatten Rotkreuz<br />

umgedreht. Sie drehten nicht nur einzelne Systeme um, sie<br />

drehten die ganze Welt um.<br />

Hier ein kleines Beispiel <strong>für</strong> die Entsprachlichung der Sprache:<br />

SSBat. holt mit Kfz 20 Juden <strong>für</strong> SB. Die Automatisierung der<br />

Sprache, somit das Verkürzen des schrecklichen Wortes Tötung<br />

von 20 Juden durch die Verleugnung der Tat als erstes –<br />

Sonderbehandlung – dann die weitere Verkürzung zu SB<br />

somit zu einem leeren Kurzstakato.<br />

Mit zunehmenden Verlusten an der Front und des Ausrufen des<br />

Totalen Krieges durch Göbbels, die totale Kriegswirtschaft im<br />

Dreischichtbetrieb wuchs auch die Produktion von<br />

menschenverachtender Kriegstechnik in dem Sinne, das Waffen<br />

konstruiert wurden, bei denen der Mensch nur noch als Begleit<br />

und Kontrollinstrument gesehen wurde.<br />

Je weiter der Krieg voranschritt und die zukünftige Niederlage<br />

sichtbar wurde, desto brutaler wurden die Gerätschaften, die<br />

den Sieg bringen sollten. Auch aus Materialmangel wurden<br />

54


gerade im Bereich der Luftwaffe und Marine Kriegsprodukte<br />

konstruiert, die eine<br />

nationalsozialistische Technikansicht, geprägt durch ein<br />

Menschen verachtendes Technokratentum ins Zentrum der<br />

Entwicklung stellten.<br />

Als Beispiele <strong>für</strong> diese „visionären Waffen“ oder bemannte<br />

Körpermaschinenwaffen, eine Verschmelzung zwischen<br />

Technik und Mensch, als Ausdruck einer faschistischen<br />

Technologiebetrachtung möchte ich hier die Kleinst-U-boote<br />

mit ein Mann oder 2 Mann Besatzung nennen,<br />

das „Kraftei“, den ersten Düsenjäger, oder die Natter, ein<br />

senkrecht startender Raketenflieger oder im letzten Abschnitt<br />

des Krieges die wahnsinnige Konstruktion von Rammjägern<br />

oder anderen Flugzeugen, in denen der Mensch liegend steuerte,<br />

da die NS Wissenschaft herausgefunden hatte, dass so der<br />

Körper, weniger der Mensch zu noch mehr Leistung fähig war.<br />

55


Diese Wunderwaffen als visionäre Waffen oder gar religiöse<br />

Waffen, die den Sieg in eine ferne Zukunft stellten, aber<br />

scheinbar ermöglichten, wenn nur ausreichend dieser Kriegs<br />

entscheidenden definierten Waffen vorhanden wären und den<br />

Durchhaltewillen verstärkten, obwohl der Begriff doch <strong>für</strong> sich<br />

betrachtet schon die Aussichtlosigkeit der Lage in sich trug –<br />

nur ein Wunder kann noch helfen, und wenn es in Form einer<br />

Waffe war. Diese Waffen, ob es sie teilweise gab, oder auch<br />

nicht, die Wunderwaffen die kommen sollten betonen den<br />

Endsieg als noch immer realistisch. Eine utopische<br />

Vorstellung, denn der Endsieg war weit genug entfernt,<br />

unerreichbar geworden, aber an Wunder zu glauben, in einer<br />

solchen Lage, in einer solch technischen Welt kann nur als<br />

religiöser Glaube an den Nationalsozialismus und den Führer<br />

gedeutet werden, als Hoffen auf das unmöglich gewordene und<br />

durch die Propaganda permanent erhalten. Zusätzlich lieferte<br />

die Propaganda Erfolge an allen Fronten und drehte somit die<br />

Realität um, nur um den Durchhaltewillen weiter zu erhalten.<br />

Zurück zu den Wunderwaffen, dem Flugzeugbau.<br />

Da die eingesetzte Technik nicht ausgereift war, ohne große<br />

Testreihen schnell in den Krieg geworfen wurde, nahm man den<br />

Verlust von Mensch und Material gleichgültig hin.<br />

Oft war es sogar so, dass der Pilot schlechtere Überlebensraten<br />

hatte, als die Triebwerkstechnik, die nach geleisteter Arbeit mit<br />

56


Fallschirm sicher auf den Boden <strong>für</strong> einen weitergehenden<br />

Einsatz zurückgeholt wurde.<br />

Der Mensch hatte sein Rolle als Mensch verloren, war nur noch<br />

Zahl geworden, als positive Zahl einsetzbarer Truppen, als<br />

negativer Zahl massenhaft Sterbender in den KZs und an allen<br />

Fronten, auch an der Heimatfront.<br />

Waren es am Anfang Bücher die zu Flammen wurden, dann die<br />

Gesetze, die zu Schwertern wurden, das Glass, das zu Bruch<br />

ging, die Viehwagen die den Übermenschen vom Tier trennten,<br />

so war es das Vernichtungslager, was das Reine, Starke und<br />

Saubere vom Virus und Infektionsherd des Volkskörpers trennte<br />

und diesen Virus, das Unkraut und die Schädlinge,<br />

um im Jargon der NS Ideologie zu bleiben, zu vernichten. <strong>Das</strong><br />

ist die Negativitätsspirale.<br />

Alle Räder rollen <strong>für</strong> den Sieg oder besser alle Räder rollen <strong>für</strong><br />

den Tod.<br />

<strong>Das</strong> ist die absolute Negativitätsspirale. Die Megamaschine und<br />

Negativitätsspirale hängen eindeutig zusammen.<br />

Deutschland hat sich als schwächeres Volk erwiesen, also sollte<br />

es untergehen und von der Landkarte verschwinden.<br />

Die Verluste an der eigenen Bevölkerungen wären noch stärker<br />

gewesen, wenn nicht der Krieg seine Masse<br />

forderte und diese Masse <strong>für</strong> den Tod an der Front vorgesehen<br />

wäre. Die Sklavenwirtschaft und Todeszahlen der unterjochten<br />

Sklavenvölker zeigen die Aggressivität des Systems, das<br />

tausendjährige Reich knüpfte mit seiner größenwahnsinnigen<br />

Baukunst an die vergangenen Weltreiche wie Athen oder Rom<br />

an und so war es kein großer Schritt mehr hin zum<br />

Sklavensystem, berief man sich doch in Größe und Methode<br />

vergangener Epochen, die längst auch aus humanistischer Sicht<br />

vergessen schienen.<br />

Mit dem Herannahen der Front auf die Heimat wurde die<br />

Entscheidung <strong>für</strong> den Tod noch eindeutiger. Tod am<br />

Laternenmast durch ein Greifkommando, selbst das Hängen<br />

einer weißen Fahne wurde mit dem Tod bestraft, oder Sterben<br />

nebenan an der Front oder Tod im KZ.<br />

Für die Vernichtungslager hieß dies Tod durch den<br />

Todesmarsch, Tod durch Erschießen oder<br />

durch Verhungern oder durch Sadismus oder durch... Man kann<br />

es gar nicht aufzählen, denn überall lauerte der Tod.<br />

Hier sieht man, alle Wege führen in den Tod, ein absolutes<br />

schwarzes und teuflisches Todessystem. Dies ging so weit, dass<br />

selbst beim Herannahen der Front die Gefangenen in den<br />

Gefängnissen ins Freie zur Erschießung<br />

57


gebracht wurden. Die Organisation Todt hub die Gräben aus.<br />

Auch wenn das Kanonendonnern schon zu hören war, so<br />

musste das Ziel erreicht werden.<br />

Maximale Todeszahlen. Vorbildlich organisiert durch die<br />

Organisation Todt- Organisation Tod.<br />

Es galt also nicht, die Waffen hinzulegen bevor alles aus war,<br />

sondern bis zum Aus zu kämpfen. Somit die totale<br />

Selbstauslöschung im falle eines Nichtsieges. „<strong>Das</strong> Volk hat<br />

sich als schwächeres erwiesen, also muss es untergehen.<br />

Der absolute Nullpunkt machte erst einen neuen Anfang<br />

möglich, was folgte war Besetzung nicht Befreiung und einfach<br />

nur ein verlorener Kampf im Nachhinein. Bei den überlebenden<br />

Deutschen hatte die Stunde Null ein Vakuum erzeugt, nichts<br />

außer das Leben war ihnen geblieben, dennoch den Kopf voll<br />

mit 12 Jähriger Propaganda, jetzt wo alles aus war, hatten die<br />

meisten ihre Orientierung völlig verloren, denn an was sollten<br />

sie noch glauben, und welche Schuld und Schande hatten sie<br />

verbrochen, geduldet und unterstützt.<br />

58


Die alliierte Megamaschine<br />

Mumford beschreibt in kurzen Zügen die NS Megamaschine,<br />

die von alliierter Seite nur bekämpft werden konnte, indem eine<br />

ähnlich starke oder noch größere Megamaschine aufgebaut<br />

wurde, die es mit der Deutschen Megamaschine aufnehmen<br />

konnte. Letztlich hatte diese Maschine die Deutschen besiegt<br />

und besaß am Ende des Krieges die mächtigste Waffe der Welt,<br />

die Atombombe, die mit größten Anstrengungen und absoluter<br />

Geheimhaltung produziert wurde, um den Deutschen<br />

zuvorzukommen. Dieses „Atomium“ bildete den Kern der<br />

Megamaschine, die dann in den 50er Jahren um die<br />

Raketentechnologie, die Bombenproduktion und den militärisch<br />

industriellen Komplex erweitert wurde und durch sich selbst<br />

wuchs und an Bedeutung gewann.<br />

Auch von alliierter Seite gab es keinen moralischen Gedanken,<br />

diese atomare Bombe kurz vor Kriegsende über Japan<br />

einzusetzen und in gewisser Weise am lebenden Objekt zu<br />

testen.<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg kam es durch die Umstellung auf<br />

Normalwirtschaft gegenüber der vorher herrschenden<br />

Bezugswirtschaft zu Mangelerscheinungen und Hunger.<br />

Denn der Kern auch der alliierten Megamaschine war es,<br />

Kriegsgüter herzustellen , daher brach die Versorgung kurze<br />

Zeit nach dem Krieg in ganz Europa zusammen und es<br />

herrschte eine Hungersnot.<br />

Erst durch den langsamen Wiederaufstieg der Wirtschaft, die<br />

jetzt nicht <strong>für</strong> Flugzeugbau, Flotte und Bomben ihren Dienst<br />

erweisen musste, sondern endlich Waren des öffentlichen<br />

Konsums produzieren konnte, wurde die Not gelindert.<br />

Der kalte Krieg mit der Verschlechterung der Lage zwischen<br />

den beiden konkurrierenden Blöcken, Ost und Westmächte<br />

führte zum Widererstarken der Megamaschinen in Ost und<br />

West, um den Gegner mit noch mehr „overkill“ vom Angriff<br />

abzuhalten. In dieser Zeit wurden Planspiele geführt, wie ein<br />

solcher nuklearer Schlagabtausch zu gewinnen sei, aber er war<br />

nicht zu gewinnen mit all dem nuklearem Arsenal, mit den Bio<br />

und Chemiewaffen wäre es das Ende der Welt geworden.<br />

Aber vielleicht war es wirklich das Potential des “overkills“,<br />

das schlimmeres verhinderte. Sehen wir jedoch die Kubakrise,<br />

so war es ein hauchdünner Grat, der da beschritten wurde und<br />

ein atomarer Schlagabtausch war jederzeit möglich.<br />

59


Jedoch waren beide Gesellschaften, vor allem die russische,<br />

paranoide Gesellschaften mit dem Hang, überall Agenten des<br />

Gegners zu sehen, überall den Feind zu sehen, denken Sie nur<br />

an die Mc Carthy Zeit und den Prozessen gegen angebliche<br />

Kommunisten.<br />

Erst durch das Fallen des eisernen Vorhanges, was die<br />

Kapitulation des SU Systems zeigte, fanden echte Abrüstungen<br />

auf beiden Seiten statt. Die Implosion des SU Systems<br />

ereignete sich dadurch, dass alle wirtschaftliche Kraft in die<br />

Rüstung geflossen war, und ein Heer von über einer Millionen<br />

Mann ständig versorgt werden musste und die<br />

Existenzgrundlage der Bevölkerung nicht mehr gedeckt werden<br />

konnte. Gorbatschows Perestroika, die auch Freiheit <strong>für</strong> die<br />

Bauern bot, sich selbst mit der eigens angebauten Nahrung zu<br />

versorgen und die Überproduktion auf Kleinmärkten verkaufen<br />

zu können, stärkte die Situation. Aber es scheint im nachhinein<br />

absurd, wie ein Weltreich auf das mehr Produzierte der Bauern<br />

angewiesen war, ein Reich dass Atomu-boote, atomare<br />

Eisbrecher, Reaktoren und Weltraumfahrt um einige Dinge zu<br />

nennen zu enormer Perfektion gebracht hatte und betrieb. Die<br />

beiden unterschiedlichen Machtblöcke hatten hier Maschinen<br />

aufgebaut und enorme Mittel in den wissenschaftlichmilitärischen-industriellen<br />

Komplex eingebracht ,der auf der<br />

SU-Seite sowieso keine demokratische Kontrolle hatte, auf der<br />

US-Seite aber ebenso wenig durch die demokratische Struktur<br />

kontrolliert werden konnte, der Oberbefehl lag beim Gottkönig<br />

der modernen Zeit, dem Präsidenten. Jedoch hatten beide dieser<br />

Maschinen nur die Aufgabe mit perversen Mitteln, den Frieden<br />

zu erhalten, die neue Gigamaschine (die Megamaschine in der<br />

heutigen Zeit ist durch die Übermittlung der Information mit<br />

Lichtgeschwindigkeit eine superbeschleunigte<br />

Megamaschine)<br />

hat aber keinen direkten Gegner, der permanent kontrolliert<br />

werden muß, und der selbst permanent die Entwicklung des<br />

Gegners verfolgt.<br />

60


Wie arbeitet die Megamaschine?<br />

„Irrationalität“ tritt notwendig dann ein, wenn <strong>für</strong> den<br />

Menschen überschaubare , verstehbare und damit beherrschbare<br />

Grenzen überschritten werden ,dies erzeugt eine Vereinzelung<br />

und Verlorenseins in der Masse bei gleichzeitiger<br />

Aufgehobenheit innerhalb des staatlich regulierten<br />

Gruppengefüges mit besserer Kontrollmöglichkeit des<br />

Individuums. Kommt hier jedoch noch die Architektur der<br />

Macht mit unmenschlicher Größe und riesigen Korridoren<br />

hinzu, in dem der Einzelne als verlorenes Etwas erscheint und<br />

staatliche Willkür durch Amtsgänge und Meldevorgänge, so<br />

wird er in seiner Person gebrochen, die hierarchische Struktur<br />

mit ihrer Kastifizierung erledigt den Rest.<br />

Leider ist die letzte große Protestbewegung seit 25 Jahren<br />

vorbei. Der Beginn der Grünen als Protestpartei gegen<br />

Atomkraft und Aufrüstung war neben der internationalen<br />

Friedensbewegung mit Woodstock als Kern die einzige von<br />

unten angeführte Bewegung, die erfolgreich gegen die Pläne des<br />

Establishments agiert hat, neben der Reformbewegung der<br />

DDR.<br />

Probleme, die in diesem eben beschriebenen<br />

Maschinenuniversum auftreten, sind nur als technische und<br />

mechanische Probleme zu sehen, die behoben werden können,<br />

oder sind gar als „menschliche Fehler“ anzusehen, der<br />

schlimmste aller Fehler argumentiert man im Sinne der<br />

Maschine.<br />

Perfektionierung, Berechenbarkeit und Logik<br />

,ein mechanisiertes Weltbild und Umgestaltung der Welt, das<br />

sind die Ziele der Megamaschine.<br />

Und vor allem das Gleichsetzen von technischem und<br />

gesellschaftlichem Fortschritt<br />

Aber oft ist eben dieser destruktiv orientierte Fortschritt<br />

kein Fortschritt, der dem Menschen dient, sondern nur eine<br />

Weiterentwicklung der Maschine, mit der der Mensch<br />

überfordert ist, er muß sich den neuen Verhältnissen anpassen,<br />

die Maschine nicht! Besonders in Todessystemen entwickelt<br />

der Apparat immer perfidere Instrumente des Machterhaltes, die<br />

immer nuancierter und perverser werden, da die moderne<br />

Technik dies ermöglicht.<br />

61


Die Funktionalisierung der Sprache, wie bereist bei der NS-<br />

Megamaschine beschrieben, führt zu einer Reduktion im<br />

Denken<br />

,welches nur auf Systemteile oder Kürzel <strong>für</strong> diese Systemteile<br />

beschränkt ist. Aber auch die Geschichte der letzten Jahre zeigt<br />

uns bereits ein verändertes Sprachverhalten, wir reden nicht<br />

mehr von wegwerfen, sondern von entsorgen und das Unwort<br />

des Jahres war das Wort Humankapital.<br />

Systemstruktur<br />

Technische Systemstrukturen mit einer ungeheuren<br />

Systemkomplexität erlangen eine eigendynamische<br />

Entwicklung. Der Sachzwang erlaubt nur noch Steuerung als<br />

funktionale Regelung.<br />

Was ist eine Gigamaschine<br />

Eine Gigamaschine ist nichts anderes als eine Megamaschine.<br />

Sie entsteht wie eine nukleare Kettenreaktion, läuft sie einmal an,<br />

so kann man sie nur schwer bis gar nicht mehr stoppen. <strong>Das</strong> Wort<br />

Gigamaschine führe ich ein, da wir in der heutigen Zeit nicht<br />

mehr von einer Megamaschine sprechen können, denn wir<br />

befinden uns in einer Echtzeit-Kommunikationsgesellschaft mit<br />

Lichtgeschwindigkeit . Live Medien und Internet führen dazu,<br />

dass sich Impulse dieser Maschine in kürzester Zeit verbreiten.<br />

Gegenüber der NS Megamaschine mit dem Medium<br />

Volksempfänger und Kino Wochenschau hat sich die<br />

Systemgeschwindigkeit enorm erhöht, extremst erhöht.<br />

62


Sinnbild <strong>für</strong> die Gigamaschine<br />

Wer regiert Deutschland, wer regierte Deutschland?<br />

Deutschland hat eine enorme Maschine aufgebaut.<br />

Eine Maschine aus Ministerien, Verwaltung, Finanzämtern,<br />

Behörden, Universitäten, Ver- und Endsorgung, die<br />

Bundeswehr, die Polizei, den BGS und weiteren Ämtern wie<br />

das Ordnungsamt, die Psychiatrie und die Gerichte und<br />

natürlich staatsnahe Organisationen wie THW, Feuerwehr,<br />

Rotkreuz und den riesigen teilstaatlichen Unternehmen wie<br />

Post,Telekom und Bundesbahn.<br />

Die Staatsquote hat wie wir bereist feststellen konnten ein sehr<br />

hohes Niveau. Also kann man eigentlich nicht mehr von einer<br />

Marktwirtschaft sprechen. Man müsste eigentlich von einer<br />

halben Marktwirtschaft sprechen oder negativ von einer halben<br />

Staatswirtschaft.<br />

Da die Wirtschaft nur schwach wächst oder stagniert oder leicht<br />

schrumpft müßte auch der Staat leicht schrumpfen, er tut es<br />

nicht. Der Staat wird nicht schrumpfen, weil dadurch<br />

neue Arbeitslosigkeit entstehen würde, was der Staat nicht<br />

möchte. Außerdem würden dadurch interne Interessen<br />

durchkreuzt und die angebliche Stärke reduziert.<br />

63


Ein Staatsanteil von 50 Prozent führt, ist die kritische Schwelle<br />

überschritten, automatisch zu einem weiteren Wachstum des<br />

Anteils.<br />

Weil ein großer Staatsanteil wieder kontrolliert werden muss,<br />

was eine weitere Erhöhung des Kontroll- und<br />

Verwaltungsaufwands mit sich bringt. Ein Staatsanteil von 50<br />

plus wird sich zunehmend wie ein Geschwür ausbreiten. Wie<br />

sehen diese Tendenz bereits an der Bildung von neuen<br />

Kommissionen. Die ganzen Systemteile,<br />

wie ich vorhin beschrieben habe arbeiten schon jetzt eng<br />

zusammen. Aufträge werden an Universitäten vergeben, die<br />

staatliche Forschung wächst, die wiederum verwaltet<br />

werden muss. Die Megamaschine baut sich selbst auf, weil alles<br />

innerhalb des Systems gelöst werden kann, was angeblich<br />

preiswerter ist, als Aufträge an Firmen zu vergeben.<br />

Durch den Auftragsverlust werden die Unternehmen ebenfalls<br />

geschwächt, was wieder dazu führt, dass der Staatsanteil größer<br />

wird.<br />

Ein Systemwachstumskreislauf entsteht.<br />

Die Staatsquote am Bruttoinlandsprodukt<br />

Zwar ist diese Quote in den letzten Jahren bis 2003 leicht<br />

gesunken und beträgt nun zwischen 48 und 46,5 Prozent,<br />

dennoch ist sie im internationalen Vergleich zu hoch und sollte<br />

sich bei 40 Prozent auf einem guten Niveau befinden. In den<br />

letzten Jahren vor 2008 ist die Staatsquote ebenfalls leicht<br />

gesunken, was deutliche und positive Effekte auf die<br />

Megamaschine hatte.<br />

Denken wir an die neuen Länder, in die noch immer Milliarden<br />

gepumpt wurden und in die Billionen gepumpt wurden.<br />

Diese permanenten Transferleistungen führen dazu, dass die<br />

ostdeutschen Bundesländer eher als Staatswirtschaft und nicht als<br />

Marktwirtschaft zu sehen sind, denn der privatwirtschaftliche<br />

Anteil an der Gesamtbilanz fällt schwach aus . Münteferings<br />

Aussage "mehr Geld <strong>für</strong> den Staat, weniger <strong>für</strong> den Konsum" ist<br />

eine gravierende Fehlhaltung. Weniger Geld <strong>für</strong> den Staat, mehr<br />

<strong>für</strong> den Konsum wäre der richtige Weg. Die Staatsquote muß<br />

sofort herabgesetzt werden. Ein sehr schweres Unterfangen. Ob<br />

es alleine durch den Abbau von staatlichen Bediensteten<br />

funktionieren kann, ist schwer zu analysieren. Zwar würde<br />

dadurch die Arbeitslosigkeit steigen, wenn die Arbeitslosenquote<br />

steigt bedeutet dies aber wieder höhere Ausgaben des Staates,<br />

aber immer noch weniger als einen Staatsbediensteten zu<br />

bezahlen. Der aufgeblähten Bürokratie muß Einhalt geboten<br />

64


werden.<br />

Zwar liegt die Staatsquote unter der risikobehafteten 50%<br />

Schwelle, doch nur minimal. Bedenken wir, dass fast die Hälfte<br />

aller Leistungen durch den Staat beansprucht werden, wir uns<br />

eigentlich in einer halben Staatswirtschaft befinden, so ist dies<br />

alamierend. Im Rahmen der Wiedervereinigung bewegte sich<br />

diese Quote im Jahre 1995 bereits schon bei 55 %. Wird diese<br />

kritische Schwelle überschritten, wäre eine<br />

Staatswachstumsspirale möglich. <strong>Das</strong> Krebs-Geschwür<br />

Staatsanteil muß sofort eingeschränkt werden. Gehen wir vom<br />

Szenario der Megamaschine aus, so ist die hohe Staatsquote ein<br />

permanentes Gefahrenpotential. Denn überschreitet die<br />

Megamaschine erst die kritische Schwelle am Gesamtsystem, ist<br />

ein Abfangen fast nicht mehr möglich.<br />

Hinzu kommt die Großindustrie mit ihren Laboren. Siehe<br />

profitiert von Staatsaufträgen und ist ein Monolith, der<br />

Ähnlich wie ein staatlicher Apparat nur schwer lenkbar ist und<br />

die Monotechnologie gegenüber der Polytechnik alleine durch<br />

seine Größe vorzieht. Bei diesen Aufträgen handelt es sich meist<br />

um<br />

großtechnische Leistungen, die nur der Staat in Auftrag geben<br />

kann.<br />

Kopf und führungslos<br />

Ich glaube, dass die Bevölkerung durch die Jahre des<br />

Herumredens über Reformen nicht mehr viel Vertrauen in die<br />

Demokratie und in die politische Führung hat und nicht nur ein<br />

möglicher Führer entmachtet werden würde, sondern jegliche<br />

Führung. Deutschlands Organsiationsstruktur würde aber nicht<br />

dazu führen, daß es zu einer Revolution kommen wird. In<br />

Amerika haben wir ähnliche Ansatzpunkte, aber eine<br />

bewaffnete Bevölkerung.<br />

Deutschland und die Deutschen sind ein Volk, welches nur<br />

ungern Risiken durch die Sicherheitsmentalität eingeht. Eine<br />

gewaltsame Auseinandersetzung scheint nicht bevorzustehen<br />

und wird sich niemals ergeben.<br />

Eine kopf und führungslose Megamaschine bedeutet absolute<br />

Organisation und Systemwachstum ohne Widerstand<br />

Zusätzlich erschwerend kommt hinzu dass in einem<br />

Negativitätsimpuls, den ich ihnen später erklären werde, der<br />

Verlust der führenden Köpfe, ob durch mediale Entmachtung<br />

oder andersartig, eingetreten ist und wieder eintreten wird. Ein<br />

65


Humanisieren oder Vertreten von Menschlichkeit ist in diesem<br />

System ausgeschlossen, weil keine Plattform<br />

zur Verfügung steht oder diese Plattform medial entmachtet ist.<br />

Die deutsche Organisation oder Technokratentum führt zu<br />

einem System,<br />

in dem die Information nicht bis zur Führung durchkommt, oder<br />

einem<br />

System in dem die Führung keine Kontrolle über die Projekte<br />

und Prozesse<br />

der Subsysteme oder der Megamaschine hat. Es wird ein<br />

System der Stärke sein, bei dem alle Teilbereiche durch die<br />

Vernetzung zwar zusammenarbeiten, aber über das keine<br />

ausreichende Kontrolle herrscht. Diese Maschine ist dann nicht<br />

mehr kontrollierbar, das Krebsgeschwür nicht mehr zu<br />

bändigen.<br />

Eine kopf und führungslose Megamaschine ist eine<br />

Gigamaschine, die in der heutigen zeit mit<br />

Lichtgeschwindigkeit arbeitet und sich in kürzester zeit durch<br />

die vorangegangenen Negativitätsimpulse organisiert und sich<br />

in enormer Geschwindigkeit aufbaut, selbst verheizt und<br />

kollabiert.<br />

Ich rechne mit einer Zeit von 6 Monaten, maximal einem Jahr,<br />

da wir hier gegenüber einer NS Megamaschine von etwa 13<br />

Jahren benötigen, wenn es hierzu kommen sollte. Da die<br />

Gigamaschine auf die Megamaschine<br />

und NS Dokumentarbeschallung aufbaut ist dies ein<br />

Multiplikator, der noch zusätzlich durch den Lifecharakter und<br />

die Geschwindigkeit der Information extremst beschleunigt<br />

wird.<br />

Hinzu kommt die Wissenschaft. Wir leben in einer<br />

Laborgesellschaft. Denken Sie an Nanotechnologie,<br />

Biotechnologie, Computertechnologie, Bildmedien. Diese neuen<br />

Verfahren führen auch in den Medien zu einer stärkeren<br />

Laborisierung des Lebens. Wird eine menschliche Wissenschaft<br />

betrieben in der der Mensch im Mittelpunkt steht ist keine<br />

Gefährdung zu erwarten.<br />

Denken Sie nur an Mobilfunk und die Werbung hier<strong>für</strong>. <strong>Das</strong><br />

Produkt und der Kunde stehen hier im Mittelpunkt, die Werbung<br />

ist demnach freundlich, positiv und lebens bejahend.<br />

Die Laborgesellschaft jedoch entwickelt durch ihre technisierte<br />

Labor und Bildsprache einen nationalen Laboreffekt,<br />

wir sind in einem der letzten Impulse dieser Maschine bereits im<br />

Jahre 2004 im Reinstraum angekommen, in dem Hygiene eine<br />

enorme Bedeutung bekommen hatte. Im Bildmaterial hat dies<br />

66


ereits zu einer Entmenschlichung geführt. In Maschinenbildern<br />

sind keine Menschen mehr zu sehen. Fehlfarben bei Farbbildern<br />

durch Laborphotographie sind die Folge, die wiederum im<br />

Medienraum verbreitet werden. Fehlfarben durch UV Licht des<br />

Labors führen zu einem fehlgeleiteten System.<br />

Die BRD Gigamaschine<br />

Systemwachstumsprozess - Innere Sicherheitsspirale<br />

Ein weitere negative staatliche Entwicklung ist die Innere<br />

Sicherheit.<br />

Innere Sicherheit dient vor allem als Kompensation zu sozialer<br />

Sicherheit.<br />

Verliert der Bürger seine soziale Sicherheit durch die<br />

Vernichtung an sozialen Leistungen durch den Staat<br />

so beruhigt doch die Innere Sicherheit. Eine Sicherheit, die mit<br />

abnehmender sozialer Sicherheit gesteigert wurde. Im Endeffekt<br />

wird dadurch Ruhe, Frieden und Sicherheit<br />

gewährleistet, wenn man beides addiert bekommen wir auf<br />

einen sich kaum ändernden Wert. Gerade durch den<br />

11.September musste deutlich in die Innere Sicherheit investiert<br />

werden, um die Terrorrisiken abzusichern, was verständlich ist<br />

und wohl unumgänglich, da mit einem Messer heute ein<br />

Flugzeug erobert werden kann und mit diesem Flugzeug ein<br />

Gau ausgelöst werden kann.<br />

Dieses Risiko sollte minimiert werden. Gleichzeitig bedeutet<br />

diese Risikominimierung einen Verlust an Freiheitsrechten.<br />

Ich will hier gar nicht die Frage stellen, ob es sich beim<br />

11.September um eine Verschwörung gehandelt hat, gerade mit<br />

dem Ziel einen George Orwellhaften Staat zu etablieren, jeodch<br />

sieht es so aus, daß die Innere Sicherheit so massiv<br />

aufgerüstet wurde, dass sie selbst zu einem Gefahrenpotential<br />

wird, besonders bei einem Systemabsturz des Gesamtsystems,<br />

wie ich Ihnen später erklären werde. Nicht in einem<br />

funktionierenden demokratischen System, aber in Zeiten eines<br />

Negativitätsimpulses in diesem System. Die Innere<br />

Sicherheitsspirale steigert das Gefahrenpotential der<br />

Megamaschine enorm.<br />

Bei einem Absturz des Systems kann diese Innere Sicherheit zu<br />

einer Eigengefährdung führen, wenn wir von einem Worst Case<br />

Szenario ausgehen, hieße dies dass die Sicherungssysteme<br />

nicht mehr <strong>für</strong> den Menschen sondern gegen Ihn arbeiten.<br />

Eine tragende Hand wird dabei zu einer unterdrückenden Hand,<br />

ein lebenserhaltendes System zu einem tödlichen, oder zu einem<br />

Todessystem.<br />

67


Da wir bereits feststellen konnten, dass die Megamaschine eine<br />

negative Spinrichtung entwickelt, also umgekehrt läuft, ist<br />

dieser Wandel mit dem Aufbau von neuen Instrumenten der<br />

Kontrolle verbunden, aber auch mit dem effektivsten<br />

Ausschöpfen<br />

der vorhandenen Mittel. Diese effektive und effektivste<br />

Ausschöpfung der Möglichkeiten bei mangelnder<br />

demokratischer Kontrolle ist ein Merkmal der Megamaschine.<br />

Wir brauchen uns also gar keine weiteren<br />

Sicherheitsinstrumente aufbauen, um Deutschland in ein<br />

Kontroll und Überwachungssystem zu verwandeln, es ist nur<br />

eine Frage der Einstellung. Jedoch kommen jedes Jahr neue<br />

Systeme hinzu, die den Maschinenaspekt verdeutlichen.<br />

Dabei bedeutet die permanente Aufrüstung, auch verursacht<br />

durch den 11.September in diesem Bereich enormes Risiko.<br />

Denken Sie an all die gesammelten Daten, die langsam zu<br />

einem einheitlichen Profil verschmelzen, denken Sie an das<br />

Mobilfunknetz mit der Möglichkeit, Sie an jedem Punkt zu<br />

orten.<br />

Denken sie an die Datenvorratsspeicherung, der Möglichkeit<br />

Profile zu erstellen, den Bundestrojaner, dem möglichen<br />

Hinzuschalten der Mautbrücken in das Fahndungsnetz.<br />

Denken Sie nur an die Unterstützung des Taxinetzes bei<br />

Personenfahndungen der Polizei und vor allem denken sie an<br />

die Luftaufklärung.<br />

In England zum Beispiel haben wir ähnliche Vorzeichen, nur<br />

wird dort alles mit einer big brother artigen Videoüberwachung<br />

abgedeckt. Hier sehen wir in Deutschland noch eine optische<br />

Lücke, die aber gerade geschlossen wird.<br />

Da wir neben einer Negativitätsspirale eine Innere<br />

Sicherheitsspirale aufgebaut haben die hauptsächlich auf<br />

deutscher Gründlichkeit und Effektivität basiert, wurden die<br />

Systeme optimiert. Hightech ersetzt hier zunehmend den<br />

Menschen, der nur noch als Kontrollorgan dient. Auch die<br />

Einführung des biometrischen Passes sollte kritischer betrachtet<br />

werden.<br />

Ich kann hier einen weiteren Bereich anführen, der mir vertraut<br />

ist, die Luftaufklärung.<br />

Luftaufklärung<br />

Waren beim Oderhochwasser die Tornados erstmalig im Rahmen der Inneren<br />

Sicherheit eingesetzt worden, hier um die Deiche zu kontrollieren, so wurde, so<br />

68


vermute ich, weil ich die Ergebnisse kenne, dieses Wissen dazu verwendet, die<br />

Beobachtungssysteme zu optimieren. Beim Oderhochwasser konnte anhand der<br />

unterschiedlichen Wärmeabstrahlung von Wasser und Damm die Risiko<br />

behafteten Stellen im Deich identifiziert werden. Zu diesem Zeitpunkt<br />

waren die Tornados jedoch nicht mit einer Echtzeitdatenübertragung<br />

ausgerüstet, was bedeutet, dass die Daten erst nach Ende des Fluges<br />

ausgewertet werden konnten.<br />

Der Einsatz der Tornados wurde dann im Rahmen der Aktion gegen die<br />

„Freunde der Bahn“, die die Bahn erpressten, auch <strong>für</strong> die<br />

Kontrolle der Bundesbahngleise eingesetzt.<br />

Eine Aufweichung des Grundgesetzes, in dieser Lage jedoch noch akzeptabel.<br />

Tornados sind hier<strong>für</strong> bestens geeignet, da die Aufklärungstornados mit<br />

Kamerabehältern und Infrarotsensoren ausgerüstet sind und diese<br />

Streckenüberwachung durch die Geradlinigkeit der Bahnstrecken gut<br />

realisierbar ist.<br />

Ein wirklicher Bruch mit der Verfassung, schließlich handelt es sich nicht um<br />

einen inneren Katastrophenfall, der die Unterstützung der Bundeswehr erfordert,<br />

auch wenn man sagen muß, dass im Falle von Kindesentführungen jedes<br />

Mittel recht sein soll, war der Einsatz bei der Suche von vermissten Kinder.<br />

So könnte man durchaus sagen, dass die Tornados auf Humanzielerkennung<br />

hochgerüstet wurden. Den Einsatz erwähnt<br />

man nur, wenn es um die gute Sache geht.Verschwundene Kinder im Wald mit<br />

Tornados zu suchen<br />

bedeutet, dass ein Aufklärungstornado mit 500 km in der Stunde<br />

über das Zielgebiet fliegt und durch die Wärmestrahlung des gesuchten Kindes,<br />

oder die Restwärme einer Leiche (Infrarot) dieses erkennbar wird. Ein enormer<br />

Fortschritt in der Sensortechnik. Ein weiterer Fortschritt in der Technik<br />

bedeutete das Nachrüsten der Aufklärungstornados mit einer<br />

Datenlifeübertragung zum Kommadozentrum, was erstmal eine realtime<br />

Analyse der gewonnen Daten möglich machte.<br />

Jedoch waren die Tornados sehr laut und durch ihre Geschwindigkeit und<br />

Linearität eben nur <strong>für</strong> Steckenaufklärung geeignet, sodass nach neuen<br />

Möglichkeiten geforscht wurde, Möglichkeiten die eine bessere Aufklärung<br />

ermöglichten. Auf diese neuen Projekte gehe ich weiter unten ein.<br />

69


Luna, früher stand dieses wunderschöne Wort <strong>für</strong> Mondschein und Liebe.<br />

Heute hat sich der Sinn etwas verändert.<br />

Denn nun steht Luna <strong>für</strong> die Bedrohung von oben. Luna 2000,<br />

das ist eine moderne unbemannte Überwachungsdrohne der Bundeswehr, ganz<br />

einfach zu finden unter www.Drohne.de<br />

Die Luna ist der Stolz der Bundeswehr.<br />

Sie ist ein Hightec-Militärprodukt - made in Germany.<br />

Ideal <strong>für</strong> den Kriegseinsatz.<br />

Daher wurde sie auch ausgiebig <strong>für</strong> die Aufklärung im Kosovo eingesetzt.<br />

Sie kann mit verschiedenen Aufklärungskomponenten wie Infrarotkameras<br />

und Tageslichtkameras, Minensuchsensoren und anderem bestückt werden.<br />

Insgesamt sind bis zu 30 Kg Nutzlast, in diesem Fall heißt das<br />

Aufklärungssensorik sind möglich.<br />

Luna, das heißt übersetzt: luftgestützte unbemannte Nahaufklärung.<br />

Ein kleiner Motorsegler ohne Piloten. Ein Panzeraufklärer,<br />

um im Jargon der Militärs zu bleiben. Konstruiert <strong>für</strong> den lokalen Gefechtsstand,<br />

damit der Befehlshaber seine nähere Umgebung von oben sehen kann.<br />

Die Videodaten werden in Echtzeit an den Kommandostand weitergegeben.<br />

Spannweite etwas mehr als 4 Meter, die die Luna zu einem langsamen Segler<br />

macht, zusätzlich mit einem Propeller ausgerüstet, der die Luna auf Höhe hält.<br />

Dieser kann ausgeschaltet werden und verschwindet hinter dem Rumpf der<br />

Luna, so dass sie stromlinienförmig lautlos und bis zu 4 Stunden gleitet.Ohne<br />

Motor wird sie unhörbar und bei einem Nachteinsatz ist sie<br />

faktisch unsichtbar.Die Luna hat einen Aktionsradius von 80 Kilometern und<br />

wird<br />

entweder von einem Trägerfahrzeug abgeschleudert oder<br />

von einer auf dem Boden stehenden Katapultrampe aus gestartet.<br />

Doch leider hat die Luna nur eine militärischer und keine zivile Zulassung,<br />

was das Innenministerium bedauerte, da die Lunas somit nicht <strong>für</strong> die innere<br />

Sicherheit zur Verfügung standen. Eigene Erfahrungen belegen das Gegenteil.<br />

70


Die Lunaflotte wird jetzt um weitere leistungsfähigere System ergänzt<br />

Außerdem hatte die Luna einige Schwachpunkte, um sie im Rahmen der inneren<br />

Sicherheit einzusetzen. Erstens war ihre Flugzeit und Reichweite beschränkt, die<br />

Reichweite der Datenübertragung in Echtzeit ebenso und natürlich musste sie<br />

zum Einsatzort gebracht werden.<br />

<strong>Das</strong> Innenministerium löste das Problem, ein „leichtes Überwachungsflugzeug“<br />

zu bauen.Bei einem Internationalen Seminar, einer Europäischen<br />

Polizeitechnik-Konferenz wurde von deutscher Seite bereits im Jahre 2000<br />

dieses „leichtes Aufklärungsflugzeug“ vorgestellt, das neben den<br />

Hubschraubern des Bundesgrenzschutzes eingesetzt werden sollte und schon<br />

damals geflogen wurde.<br />

<strong>Das</strong> Innenministerium rüstete auf, nur sauber und light musste es eben sein.<br />

In Wirklichkeit hat es das „leichte Aufklärungsflugzeug“ nämlich in sich.<br />

Denn der Name entspricht nicht ganz dem Kern. Der Name „Megaluna“ trifft<br />

wohl eher zu als leichtes Überwachungsflugzeug. Sie finden es auch unter der<br />

Projektbezeichnung Condor von OHB Systems, oder Stemme S10/S15.<br />

Dargestellt wird er als Segelflieger mit Hilfsmotor.<br />

Spannweite 20 Meter, Geschwindigkeit von 70 bis zu 300 Km in der Stunde.<br />

<strong>Das</strong> gleiche Konzept wie bei der Luna. Lautloses Gleiten, beste Aerodynamik,<br />

bei Bedarf Propellereinsatz und nachts bis auf die Positionslichter unsichtbar.<br />

Ein Segelflieger mit Hilfsmotor und tagsüber gut getarnt als Hobbysegler.<br />

Landen und erneut starten kann der Flieger auf jeder größeren Wiese.<br />

Ein Mann oder 2 Mann Besatzung fliegen die Megaluna.<br />

Hier stellt sich die Frage, wer fliegt die Megaluna?<br />

Sind es Mitarbeiter des Innenministeriums oder doch Soldaten der Luftwaffe?<br />

71


Eine bedeutende Frage des Grundgesetzes.<br />

Die Reichweite der Megaluna hat sich gegenüber der militärischen Luna<br />

verzwanzigfacht und beträgt jetzt 1500 Km,<br />

somit entfällt der Transport zum Einsatzort wie bei der Luna.<br />

Konkret heißt das, jeder Punkt in Deutschland ist mit der Megaluna<br />

erreichbar und nicht nur die Grenzen, wo sie, so die gängige Argumentation,<br />

gegen „Menschenschmuggler“ eingesetzt werden können.<br />

Wenn die Megalunas an den Außengrenzen an verschiedenen Punkten<br />

stationiert werden, sind sie schnell vor Ort und auch im Kernland<br />

– überall in Deutschland.<br />

Denken wir nur an den Castor, an die Bahngleise. Hier<strong>für</strong> ist sie ideal, denn die<br />

Megaluna ist so konstruiert, dass<br />

sie sowohl einen Kreis mit dem Durchmesser von 50 Metern halten kann,<br />

<strong>für</strong> Flächen- und Linienaufklärung wurde sie aber ebenso entwickelt.<br />

Lautloses Gleiten entlang der Grenze oder Bahnlinie.<br />

Und warum sollte die Megaluna nicht auch benutzt werden, wenn sie<br />

schon vorhanden ist.<br />

Die Megaluna kann bis zu 250 Kg Sensorik, also Aufklärungskomponenten<br />

mit sich führen. Eine Verachtfachung der Lunaleistung!<br />

Deutsche Präzision und Fehlerlosigkeit macht dies möglich.<br />

25o KG Sensorik, das ist die Kapazität eines kleinen Satelliten.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die Aufklärungskomponenten ausreichen<br />

und auch Bodenaufklärung von über der Wolkendecke gewährleisten,<br />

warum sonst sollte dieses Flugzeug allwettertauglich sein.<br />

Bei einer Nutzlast von 250 kg Sensorik können problemlos SAR Geräte<br />

(Bodenradar) eingebaut werden, die heute schon erfolgreich durch die<br />

Wolkendecke schauen.<br />

Sensorik, was weißt das genau: Infrarot, extremes Teleobjektiv, Bodenradar,<br />

was man auch immer in 250 kg Sensorik verpacken kann. Selbstverständlich<br />

werden die gewonnenen Daten live zum<br />

Kommandozentrum übertragen, wo die Controller an den Monitoren sitzen<br />

und aufmerksam spähen. Dies bedeutet einen zunehmenden Kontrollaufwand.<br />

Hier wird der nationale Gefechtsstand Wirklichkeit. Unglaublich, daß die<br />

monströse Waffe Megaluna dem Innenministerium untersteht.<br />

Die Megaluna ist eine extrem perverse Erfindung. Lautlos, gut getarnt als<br />

Hobbysegler, 8 bis 10 mal stärker<br />

als die militärische Luna und hochgerüstet wie ein Satellit.<br />

Sie ist eine abartige Erfindung der Spirale der Inneren Sicherheit.<br />

Abrüstung ist hier eine Frage der Inneren Moral.<br />

Zusätzlich wurde die Megaluna in den letzten 5 Jahren permanent<br />

weiterentwicklet, es stehen nun bereits Systeme zur Verfügung, die in Ihrer<br />

72


Leistung weitaus stärker sind, als die ersten Modelle. Die neuste Version hat<br />

bereits einen Kamerabehälter unter der Maschine,<br />

der bereits einen Durchmesser von 1,2 Metern hat, somit lässt sich durchaus mit<br />

einer Sensorikleistung von 600 kg rechnen.<br />

Und es werden immer weitere unterschiedliche Systeme aufgebaut, die eine<br />

Enorme Leistung aufweisen und diese Leistung wird permanent gesteigert.<br />

Sie sehen hier schon die Entwicklung in der Systemdynamik beim Einsatz<br />

von Mitteln, die aus Gründen der Verfassung eigentlich nicht <strong>für</strong> polizeiliche<br />

Einsätze vorgesehen sind.<br />

Diese Kontroll- und Überwachungsdynamik beim Einsatz von luftgestützten<br />

Mitteln hat eine unglaubliche Dimension angenommen.<br />

Die Luftaufklärung hat bereits die Megaluna Superklasse, eine zweimotorige<br />

Maschine mit großer Spannweite und Sensorkuppel unter der Maschine mit<br />

einer Kapazität von ca 600 kg<br />

<strong>Das</strong> bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2000 von nochmals 150%<br />

Gehen wir diesen Weg weiter, so wäre der nächste konsequente Schritt<br />

der Bau der „Gigaluna“ mit einer Kapazität von einer Tonne<br />

Aufklärungssensorik möglich.<br />

Diese Gigaluna wäre in der Lage eine ganze Region zu überwachen. Hier sind<br />

wir angekommen. Jedoch nicht mit der Gigaluna, sondern mit Zeppelindrohnen,<br />

die jedoch fast nicht mehr sichtbar sind, denn sie sehen aus wie ein Stern am<br />

Himmel in der Dunkelheit.<br />

Für die Überwachung mit all diesen Systemen müsste das Kommandozentrum<br />

mit weiteren Controllern ausgerüstet werden, was die Systemwachstumsspirale<br />

weiter anheizt. Zusätzlich werden kleiner „Luftbojen“ eingesetzt.<br />

73


Monitoring auf Basis von Infrarot und in Echtzeit, also das Erkennen von<br />

Menschen oder hier Autos durch Ihre Wärme ist an Abstraktionsprozess, der<br />

gegen die Menschlichkeit arbeitet. Controlling bedeutet nicht einen Menschen<br />

zu jagen, Controlling bedeutet das Suchen nach Infrarotpunkten auf einem<br />

Monitor.<br />

Erstaunlich, dass eine SPD-Bundesregierung mit grüner Beteiligung,<br />

überhaupt solche monströsen Überwachungssysteme aufbaut.<br />

Da kann man nur vermuten, dass die Regierung keine Kontrolle über die<br />

Projekte hat und sich der militärisch-industrielle Komplex ohne demokratische<br />

Kontrolle verselbstständigt hat. Mobilfunkmonitoring, also das Lokalisieren<br />

eines Menschen als Punkt auf einer Landkarte ist ebenso ein Prozess, der gegen<br />

die Menschlichkeit arbeitet.<br />

Die „Schmeißfliege“<br />

Hinzu kommt, dass seit kurzem ein weiteres luftgesütztes System im Einsatz ist<br />

- die „Schmeissfliege“. Eine Cessna oder Piper, die mit IR Aufklärungssensorik<br />

hochgerüstet wurde.<br />

Man erkennt sie nur an dem unter dem Cockpit angebrachten<br />

Infrarotkamerabehälter und an ihrem ungewöhnlich starken Brummton, der<br />

daraus resultiert, dass der Motor gegenüber einer zivilen Maschine viel stärker<br />

ausgelegt wurde. Der ans Cockpit anschließende Körper der Maschine selbst ist<br />

größer als bei einer kleinen Hobbymaschine, denn irgendwo muß ja auch der<br />

größere Tank und die Technik untergebracht werden.<br />

74


Die Schmeißfliege ergänzt das Luftaufklärungsprogramm, da sie sehr wendig ist<br />

und schnell, schneller als die Megaluna und sie ist daher schneller am<br />

Aufklärungsort.<br />

Die nächste Stufe wurde ebenso beschritten. Die Superschmeissfliege ist eine<br />

Maschine von der Größe der JU 52, die ebenso mit Aufklärungssensorik<br />

aufgerüstet wurde. Der Aufklärungsbehälter befindet sich unter der Spitze der<br />

Maschine und lässt auf enorme Leistung schliessen.<br />

Global hawk/ eurohawk<br />

Auf der Liste der Militärs und Überwacher steht als mittelfristiges Ziel bei der<br />

Beschaffung ein weiteres Drohnensystem, der „eurohawk“.<br />

Er ist der kleine Bruder des „globalhawk“.Im „global hawk“, der weltweit<br />

einsetzbaren Hightechdrohne der Amerikaner steckt die Aufklärungstechnik der<br />

Europäer (EADS).<br />

Eine Farce zu sagen, die Deutschen wären den Amerikanern um 10 Jahre<br />

zurück.<br />

Der Eurohawk oder global hawk ist ein so genanntes HALE System. HALE<br />

steht dabei <strong>für</strong> high altitude long endurance und ist in der Lage aus größeren<br />

Höhen Aufklärung in Echtzeit über eine längere Flugdauer zu leisten.<br />

Diesen Eurohawk <strong>für</strong> Strassenverkehrskontrolle oder im Rahmen der inneren<br />

Sicherheit einzusetzen ist absoluter Wahnsinn<br />

75


<strong>Das</strong> LUMOS Projekt<br />

Was ist Lumos? Lumos ist das angestrebte permanente Luftaufklärungsystem,<br />

24 Stunden am Tag über Berlin, das demnächst eingeführt wird.<br />

(Abkürzung <strong>für</strong> Luftgestütztes Monitoring)<br />

Ein typisches Megamaschinenprojekt. Durchgeführt wird es von BMBF und der<br />

BMW Goup sowie zahlreichen Forschungseinrichtungen.<br />

BMW führte schon 1998 Testflüge in München durch, bei denen die<br />

Möglichkeit der Verkehrskontrolle aus der Luft im Mittelpunkt stand.<br />

Diese waren mehr oder minder erfolgreich, gerade die Bebauung und<br />

Belaubung sowie Wettereinflüsse machten Probleme.<br />

Im Rahmen des BMBF (Bundesministeriums <strong>für</strong> Bildung und Forschung)<br />

Forschungsprojektes MOBINET begann BMW 1999 mit staatlichen<br />

Millionenbeträgen an neuen luftgestützten Trägersystemen und<br />

Detektionstechnologien zu forschen. Als ideal ergaben sich Flughöhen<br />

zwischen 5 km und 20 km. Hierbei kamen Trägermittel wie Luftschiffe,<br />

Flugzeuge und HALE Systeme in Frage.<br />

76


Welche Plattformen aus dem MOBINET Projekt entstanden sind, ist<br />

öffentlich nicht zugänglich. Ob darunter auch die Megaluna und die Gigaluna<br />

waren, ist noch nicht nachvollziehbar.<br />

Erste Testreihen von BMW konzentrierten sich auf ein so genantes along track<br />

radar System, welches in der Lage ist Ergebnisse auch bei dichteren<br />

Wolkendecken zu liefern. Dabei produzieren 2 Antennen, die in einem Abstand<br />

von 60 cm am Flugzeug befestigt sind Stereobilder der Wegstrecke und der<br />

Fahrzeuge.<br />

Weitere Partner des Lumos Projektes sind neben dem BMBF, welches 8 Mio<br />

Euro zuschießt und der BMW Group das FAV (Forscher und<br />

Anwendungsverbund Verkehrssystematik Berlin, DLR (Deutsches Zentrum <strong>für</strong><br />

Luft- und Raumfahrt) <strong>Das</strong> Fraunhofer Institut und zahlreiche kleinere<br />

Unternehmen. Im Projektplan wird Lumos so dargestellt:<br />

Auf Basis von innovativer Sensortechnologie wird ein System zur luftgestützten<br />

Verkehrslageerfassung in seiner Gesamtkette konzipiert, integriert, umgesetzt<br />

und in Berlin demonstriert. Dabei werden neue Verfahren zur Bildverarbeitung<br />

Und zur Simulation/Prognose von Verkehrsabläufen entwickelt.<br />

Lumos jedoch arbeitet nicht mit Radar, sondern mit IR Kameras. <strong>Das</strong> liegt<br />

hauptsächlich daran, dass IR Kameras weitaus billiger sind, jedoch bedeutet<br />

dies, das eine Wolkendecke unterflogen werden muß oder bei schlechtem<br />

Wetter keine Verkehrskontrolle möglich ist.<br />

Die aus den gewonnenen Daten abgeleitete Prognose wird die nächsten 30<br />

Minuten Verkehrslage abdecken.<br />

Dies bedeutet, dass jede Strasse mindestens jede halbe Stunde überflogen<br />

werden muß, eher aber häufiger. Soll der parkende Verkehr ebenfalls erfasst<br />

werden, was geplant ist, benötigt man weitere Systeme.<br />

Ein benachbartes Projekt ist das OIS Projekt, dieses beschäftigt sich mit den<br />

optischen Systemen <strong>für</strong> das Monitoring.<br />

Durch das Lumos-System wird Berlin in den permanenten Kriegszustand<br />

versetzt. Diese Lumos Projekt klingt zwar sehr verlockend und wird als "first to<br />

market chance", beworben. Aber schütteln wir die Flausen aus dem Kopf, wir,<br />

die Deutschen, entwickeln dieses permanente Verkehrsüberwachungssystem als<br />

erste und einzige, weil keine andere Nation auf die Idee kommen würde eine<br />

permanente Luftaufklärung auf Infrarotbasis <strong>für</strong> die Kontrolle des<br />

Straßenverkehrs über ihrer Hauptstadt aufzubauen und einzusetzten.<br />

Lumos ist genauso sinnvoll wie die Entwicklung des Transrapids als<br />

Hochgeschwindigkeitssbahn. Es ist ein pervertiertes System.<br />

Lumos bedeutet den Einsatz von Aircommander Maschinen mit<br />

Aufklärungsmitteln und die Ausrüstung der normalen Verkehrsflieger mit<br />

77


Lumos Technik. Berlin hat kein Geld, wer also bezahlt Lumos. Der Ansatz,<br />

private<br />

Firmen werden die Ergebnisse kaufen, zum Beispiel Radiostationen, um ihren<br />

Hörern genauere Verkehrslageberichte anzubieten werden wohl nicht ausreichen<br />

die enormen Kosten, die das Lumos Projekt verschlingt, auszugleichen.<br />

Und sind diese Systeme vor Ort, so werden sie auch genutzt. Leerlaufzeiten wird<br />

es aus Kostengründen nicht geben.<br />

Ob ich nun Autos über Infrarotkameras am Wärmebild erkenne oder Menschen<br />

ist eine reine Frage der Programmierung. Wenn dieses System , das<br />

aus staatlichen Mitteln finanziert wird besteht, so wird wohl auch die<br />

polizeiliche Personen- und Fahrzeugfahndung sich aus dieser Lufthoheit ergeben<br />

Gehen wir gar von einem Szenario aus, in dem die Megamaschine in<br />

Deutschland anläuft, was schon mehrfach in den letzten Jahren passiert ist, so<br />

kann diese luftgestützte Aufklärung ein extrem gefährliches System um die<br />

Hauptstadt bedeuten. In gewisser Weise die Berliner Luftmauer.<br />

Ein Umkippen des Gesamtsystems Bundesrepublik Deutschland könnte dazu<br />

führen, dass eben dieses System dazu benutzt wird, aus der Stadt flüchtende<br />

Menschen zu erkennen.<br />

Es ist weitaus effizienter den Strassenverkehr über herkömmliche Sensoren im<br />

Boden und Kameras zu erfassen, als mit einer permanenten 24 stündigen<br />

Luftaufklärung.<br />

Der luftgestützte Kriegszustand über Berlin muß unbedingt vermieden werden<br />

und eine weitere Aufrüstung im Rahmen der inneren Sicherheit in die nächste<br />

Höhe über die Gigaluna. <strong>Das</strong> Lumosprojekt soll im fortgesetzten Stadium auf 8-<br />

10 Ballungsgebiete erweitert werden und eine Zusammenarbeit mit dem Innen-<br />

Ministerium wird angestrebt.<br />

Zeppelindrohnen stehen nun ebenfalls <strong>für</strong> die innere Sicherheit zur Verfügung.<br />

Die nächste Stufe dieses Kontrollzwanges ist folglich die Entwicklung und<br />

Einführung von Stratoshärenzeppelinen, als weiteres Überwachungselement, um<br />

die Lücke zwischen hochfliegenden Aufklärungsflugzeugen (HALE, high<br />

altitude long endurance) oder Drohnen und Satelliten zu schließen .<br />

Der Vorteil der großen in der Stratosphäre geparkten Blimpzeppeline besteht<br />

darin, dass sie kostengünstig permanent über dem Operationssystem stehen und<br />

dort sehr lange verweilen können. Gespickt mit Aufklärungselektronik <strong>für</strong> zivile<br />

Zwecke oder militärische Aufgaben bedeutet dies die Möglichkeit ganze<br />

Regionen abzudecken oder eine permanente Aufklärung eines größeren Gebietes<br />

zu gewährleisten.<br />

Immer stärkere luftgestützte Überwachungssysteme, deutsche Gründlichkeit und<br />

Perfektion, Technokratentum bedeutet hier angebliche neue innere Stärke und<br />

Sicherheit.<br />

Ein Denkfehler. Die luftgestützten Systeme wachsen uns über den Kopf.<br />

78


Die höchste Stufe bei der Uberwachung wird der Spionagesatellit SAR Lupe<br />

einnehmen, der 2005 an den Start geht.<br />

Komplettiert wird ausserdem durch die Wissenschaft. An deutschen<br />

Universitäten läuft die Forschung. Mithilfe von Experimenten an offenen<br />

Schädeln von Tieren wird an neuronalen Netzwerken <strong>für</strong> die Zielerkennung<br />

dieses deutsch französischen Spionagesatelliten gearbeitet, Beute fangen scheint<br />

auch nichts anderes als einen Menschen auf der Flucht.<br />

Willkommen im nationalen Labor. Keimträger oder undefinierte Infrarotpunkte<br />

gibt es hier nicht mehr. Perfektionierte fehlerfreie Technik im Einsatz gegen<br />

den Menschen.<br />

Die Entwicklung im Technologiebereich der Luftaufklärung vollziehen sich<br />

abseits der medialen Öffentlichkeit und haben längst eine Dynamik erreicht,<br />

die erschreckend ist.<br />

Da sich die Realität der Wirklichkeit weiter entwickelt hat, als die<br />

Berichterstattung über diese bereits seit längerem vorhandene Wirklichkeit,<br />

so wird es um so schwieriger je länger dieses Nichtsehen voranschreitet zu<br />

dieser echten Wirklichkeit vorzudringen.<br />

Wer gibt schon gerne zu ,dass seit fünf Jahren die Megaluna geflogen wird und<br />

die neuste Erfindung die Gigaluna ist, wenn die Masse der Bevölkerung denkt,<br />

dass ein BGS Hubschrauber das Gewaltigste ist, was Deutschland zu bieten hat.<br />

Die Filmillusion unterstützt dies durch das zeigen von Helikoptereinsätzen,<br />

wie SAR – die Rettungsflieger, führt bei der Masse der Bevölkerung zu einem<br />

Trugschluss über einsetzbare Systeme.<br />

Und gerade die Tarnung der Überwachungsmaschinen als ziviles Gerät führt zur<br />

Nichterkennung innerhalb des normalen Flugverkehrs.<br />

Die hier beschriebenen luftgestützten Systeme sollten meiner Meinung nach<br />

sofort abgebaut werden und auf ein demokratisch-humanes Niveau reduziert<br />

werden, ein Export wäre vorzuziehen um den Menschen, die in diesem Bereich<br />

arbeiten, Ihre Arbeit zu erhalten, um im Rahmen des expandierenden Geosektors<br />

wirtschaftlich eingesetzt zu werden anstelle von überwachungstechnisch, was<br />

enorme stetige Kosten bedeutet und die innere Sicherheitsspirale anheizt.<br />

Wir müssen uns immer den Worst Case vor Augen führen, also den Absturz des<br />

Gesamtsystems BRD und unter diesem Aspekt die Situation begutachten und<br />

daher ist diese Rüstungssirale mit allen Mitteln zu vermeiden.<br />

Durch diesen selbstinduzierten Systemwachstumsprozeß<br />

können wir aber auch mediale Entwicklungen feststellen.<br />

Medial werden Themen, die das System selbst betreffen,<br />

wichtiger, was das System wieder medial steigert und dazu<br />

führt, dass sich Medienmacher wiederum mit dem System<br />

beschäftigen. <strong>Das</strong> System bläht sich medial auf und wird nur<br />

noch unzureichend von menschlichen Themen beschränkt.<br />

79


Dabei tritt die Sinnlosigkeit oder Überkomplexität des Systems<br />

in den Mittelpunkt.<br />

Die Spiralen<br />

Deutschland ist in einer sehr labilen Situation und hat sich<br />

dabei mehrfach selbst nahezu matt gesetzt.<br />

Deutschland hat verschiedene Spiralen in Gang gesetzt, die je<br />

länger sie andauern, schwieriger zu stoppen und abzufangen<br />

sind.<br />

Diese Spiralen entwickeln einzeln und untereinander eine<br />

Dynamik, die je länger sie ablaufen, an einen Punkt ankommen,<br />

wo die Spirale oder die Spiralen nicht mehr zu stoppen sind.<br />

Vergleichen Sie dies mit einem Tanker, der mit steigender<br />

Geschwindigkeit auf eine felsige Küste zufährt und dieser<br />

Tanker eine so große Masse mit sich führt, so dass eine<br />

Bremsbewegung einen sehr langen Weg benötigt, wird der<br />

Tanker nicht mehr stoppen können. Weiß der Kapitän nicht<br />

vom Gewicht des Tankers, dann kann er seinen Bremsweg nicht<br />

mehr einschätzen, reißt er das Ruder nun panikartig um, bricht<br />

das Ruder, fällt die Schraube aus, die vorher enormen Schub<br />

nach vorne geleistet hat, ist ein Bremsvorgang nicht mehr<br />

möglich. Ohne Vorwärts kein Rückwärts und umgekehrt.<br />

Um welche Spiralen handelt es sich konkret. Es geht um 5<br />

verschiedene Spiralen, die meiner Meinung nach angestoßen<br />

wurden.<br />

Die Negativitätsspirale, die Systemwachstumsspirale, die Innere<br />

Sicherheitsspirale, die mit der Systemwachstumsspirale eng<br />

verknüpft ist, die Hygienespirale, die mit der Negativitätsspirale<br />

verknüpft ist und die Nichtgeschichtsspirale.<br />

Alle diese Spiralen haben eine negative Drehbewegung<br />

entwickelt.<br />

Jedoch muss jede Panik vermieden werden, da eine Panik,<br />

gleichzusetzen mit Angst, die Bewegungen auf keinen Fall<br />

stoppt, sondern Angst ein Faktor ist, der die Spirale antreibt.<br />

<strong>Das</strong> Problem kann nur mit Liebe und Menschlichkeit gelöst<br />

werden.<br />

Mein Problem liegt jetzt darin, dass ich die Negativität<br />

beschreiben muss, sie aufzeigen muß, was wiederum hierzu<br />

führen kann, dass die Angst erhöht wird, was nicht der Lösung<br />

des Paradoxes dient.<br />

80


Angst und folglich Unterwerfung unter bestehende Verhältnisse<br />

verschlimmert diese Verhältnisse aber löst sie nicht. Jedoch<br />

müssen wir sagen, dass die Situation sich in den letzten Jahren<br />

seit 2005 wieder gebessert hat, im Medienraum können wir so<br />

gut wie keine dieser Tendenzen mehr erkennen. Die gepulste<br />

Megamaschine im Medienraum hat sich somit abgeschwächt<br />

oder völlig beruhigt. Man kann sie aber eine weitere Frage<br />

stellen, ob sich die Megamschine seit diesem Zeitpunkt völlig<br />

vom Mediensystem abgekoppt hat und nur noch im Geheimen<br />

weiterläuft. Kommen wir zu den Spiralen, die seit 1998 in<br />

immer wiederkehrenden Schüben aufgetreten sind.<br />

81


Die Nichtgeschichtsspirale<br />

<strong>Das</strong> Zeitgeschichtsparadox ist die gefährlichste Bedrohung <strong>für</strong><br />

Deutschlands Demokratie.<br />

Eine Auflösung des Zeitgeschichtsparadoxes ist jedoch nur<br />

minder gefährlich, da dadurch erst die Geschichte geschrieben<br />

wird, publiziert wird und durch die<br />

überzeugenden Argumente akzeptiert wird, was wiederum zur<br />

Folge haben kann, dass die Geschichte, wie sie war, oder wie<br />

sie gewesen sein könnte als Schicksal und Realität<br />

hingenommen wird, ohne weitere Fragen zu stellen. Diese<br />

Hinnahme kann auch dazu führen, das sie die daraus<br />

resultierende Zukunft erst ermöglicht, die durch ein<br />

Nichtabarbeiten der Geschichte vielleicht besser aussehen<br />

könnte und schließlich bei einem völligem Verdrängen der<br />

vorangegangenen Impulse gänzlich verschwindet, ohne das<br />

eingegriffen werden muß.<br />

Geschichte ist immer eine Interpretation von Zusammenhängen<br />

der Vergangenheit<br />

Eine Interpretation von Ereignissen, politischen Strömungen<br />

und Massenereignissen, die nur dadurch an Glaubwürdigkeit<br />

gewinnt, je mehr Zeitzeugen davon berichten und<br />

Geschichtswissenschaftler die gewonnen Dokumente und<br />

Argumente analysieren, Theorien aufstellen, die entweder<br />

akzeptiert oder nicht akzeptiert werden.<br />

Ohne Augenzeugen und wissenschaftliche Untersuchung<br />

folglich keine Geschichtsschreibung.<br />

Da die jüngste Zeitgeschichte meiner Meinung nach aus<br />

negativen Impulsphasen und positiven<br />

Revitalisierungsphasen besteht, würde durch eine einseitige<br />

Geschichtsschreibung<br />

über die negativen Zusammenhänge und Impulse, die weitaus<br />

wirklichkeitsnäher sind als die aktuelle Geschichtsbebilderung<br />

im MTV Format ,ich nenne sie nach Watzlawick die erfundene<br />

Wirklichkeit, zu einem Problem werden.<br />

Durch ein Aufdecken der Zusammenhänge und damit der<br />

realitätsnäheren Wirklichkeit werden neue Probleme entstehen<br />

und keine positiven Tendenzen.<br />

Jedoch ist die aktuelle Geschichtsschreibung oder besser die<br />

Nichtgeschichtsschreibung ein viel größeres Problem.Diese<br />

Geschichtsänderung hätte demnach nicht nur Konsequenzen <strong>für</strong><br />

die Vergangenheit, sondern gleichzeitig <strong>für</strong> die Gegenwart und<br />

die Zukunft Deutschlands.<br />

82


Durch eine einseitige Geschichtsschreibung erst würden die<br />

abgelaufenen Negativimpulse die dazwischen liegenden<br />

positiven Erholungsphasen auslöschen. Dies muß vermieden<br />

werden. Wird die veränderte Geschichte in einem<br />

Negativitätsimpuls veröffentlicht, macht sie diesen Impuls noch<br />

stärker, vielleicht sogar unabfangbar, wird sie in einem<br />

positiven Impuls veröffentlicht, kann es zu einem positiven<br />

Ausgang führen, da die Diskussion angeregt wird.<br />

Jedoch ist die wirklichkeitsnähere Geschichte ein Grund mehr<br />

zur Negativität.<br />

Dennoch ist der Blick zurück enorm wichtig um Fehler der<br />

Vergangenheit zu korrigieren und dadurch Einfluss auf die<br />

Gegenwart und Zukunft zu nehmen und diese überhaupt<br />

möglich zu machen. Ein Schlussstrich, somit ein Aufarbeiten<br />

der Geschichte ist meiner Meinung immer noch einer<br />

Fortsetzung der Spiralwirkung vorzuziehen.<br />

Wer die Geschichte nicht kennt, der kann auch die Zukunft<br />

nicht abschätzen.<br />

Wenn wir nur in der Gegenwart leben und so weitermachen wie<br />

bisher, dann wird dieses Paradox bei jedem weiteren<br />

Negativimpuls, der nicht verarbeitet wird und abgearbeitet wird<br />

immer größer und schwieriger zu lösen. <strong>Das</strong> Paradox wird dann<br />

so groß sein, dass es die positiven Revitalisierungsphasen zu<br />

Mikrophasen machen wird, die dann gänzlich verschwinden<br />

werden. Somit wird das Paradox zur<br />

unumgänglichen Realität, aus der es keinen Rückweg mehr gibt,<br />

geben kann.<br />

Angst als Triebfeder des Systems und Angst auch vor dieser<br />

neuen Realität wird auch die übrig gebliebenen positiven<br />

Geister beeinflussen und zwar so, dass auch diese Negativität<br />

bekommen, was die Negativitätsspirale weiter anheizt.<br />

Eine weitere Möglichkeit wäre das Aufzeigen einer<br />

negativen Zukunft, wenn die Drehbewegung beibehalten wird.<br />

Jedoch wird dadurch ein weiterer Watzlawick-Faktor möglich.<br />

Die selbsterfüllende Prophezeiung.<br />

Bringt man die Menschen auf eine Idee, die noch nicht existiert<br />

wird bei überzeugender Argumentation diese Zukunft<br />

akzeptiert, was wiederum als Schicksal aufgefaßt werden<br />

könnte.<br />

Innere Schwäche<br />

Auschwitz<br />

<strong>Das</strong> Paradox besteht darin, daß das Wort „Auschwitz“ -<br />

„Versailles“ war. Und jedesmal wenn das Wort „Auschwitz“<br />

83


ausgesprochen wurde, dann schmerzte es im Deutschen Herzen.<br />

Die Angst vor dem Faschismus war so groß, so allgegenwärtig,<br />

daß es genau zu dem führte, was als deutsche Todsünde<br />

aufgefasst wurde- dem Faschismus selbst. Die Angst vor dem<br />

Faschismus in der breiten Masse führte zum Faschismus, weil<br />

die breite Masse eine so enorme Angst davor hatte, daß sie<br />

bereit war alles zu tun, um nicht in Ungnade zu fallen. Ein<br />

Paradox über das man nicht sprechen darf. Man muß es, denn in<br />

den Köpfen der Vergangenheit herrschen teilweise noch die<br />

alten Muster und stellen somit eine große Gefahr <strong>für</strong> die<br />

Zukunft dar.<br />

Die Nichtgeschichtsspirale ist der schwierigste Teil des<br />

Paradoxes.<br />

Ein Rückweg über die Vergangenheit wurde verbaut, da die<br />

Vergangenheit nicht existent ist, nicht mehr existiert. Die<br />

Nichtgeschichte wurde somit zur Geschichte selbst.<br />

<strong>Das</strong> alles geschah deshalb, da man nach jedem negativen<br />

Impuls, wovon es in den letzten 7 Jahren mehrere gab, immer<br />

davon ausging, daß es wieder besser kommen würde, und<br />

letztlich wurde auch wieder besser.<br />

Von einem negativen Niveau aus gesehen wird es immer besser.<br />

Der Impuls führte zu einem Abstumpfungsprozess, der die<br />

Situation beruhigte. Vergleichbar mit einem permanenten Reiz<br />

auf die Nerven, bei dem der Körper das Schmerzempfinden<br />

ausschaltet, um den Körper überhaupt funktionsfähig zu halten.<br />

Da es besser wurde, nicht zuletzt durch den<br />

Abstumpfungsprozess, ging man davon aus, dass man den<br />

vergangenen negativen Impuls besser vergessen sollte, um<br />

überhaupt das Gute als Gutes empfinden zu können.<br />

Die Geschichte oder das Erlebte wurde verdrängt. Ob mutwillig<br />

oder unbewusst ist schwer nachvollziehbar.<br />

Folglich schlummert diese verdrängte Geschichte und das<br />

Erlebte nur noch im Unterbewusstsein weiter, was dazu führt,<br />

dass, sobald ein neuer Negativitätsimpuls eintritt, diese<br />

unterbewusste Erfahrung reaktiviert wird.<br />

Dies bedeutet, dass der neue negative Impuls noch viel<br />

negativer wird, weil er auf dem vorangegangenen<br />

Negativimpuls aufbaut und der vorangegangene Negativimpuls<br />

im Unterbewusstsein reaktiviert wird.<br />

Nach jedem weiteren Negativimpuls war man wieder froh, dass<br />

alles vorüber war und verdrängte den vorangegangenen<br />

Negativimpuls.<br />

84


Folglich baut sich eine gepulste Negativitätsspirale auf, die<br />

hauptsächlich durch das Unterbewusste gesteuert wird,<br />

hauptsächlich deshalb, weil die Geschichte nicht ins<br />

Bewusstsein gebracht wird oder überhaupt geschrieben wurde,<br />

weil es ja kaum noch eine Möglichkeit gibt, da sie schon<br />

verdrängt und entsorgt wurde.<br />

Die Entwicklung verläuft wie gesagt in Impulsform.<br />

Diese lässt sich auch dadurch erklären, dass das System immer<br />

wieder in den Normalzustand „Bundesrepublik“ zurückfällt, da<br />

weder die Institutionen noch Organe der Bundesrepublik<br />

vernichtet wurden und sie somit nach der Zeit eines solchen<br />

negativen Impulses bei dem die staatstragenden Organe der<br />

Bundesrepublik immer wieder ins Bild kommen und der<br />

Normalzustand wieder erreicht wird. Daran wird sich auch in<br />

Zukunft nichts ändern, falls nicht einer der nächsten Impulse<br />

unabfangbar wird und es zu keiner erneuten Revitalisierung<br />

kommt. Dies ist aber fast ausgeschlossen, da alle<br />

staatstragenden Systemteile noch vorhanden sind, sie aber<br />

kurzzeitig nur medial ausgeblendet sind oder durch die<br />

sogenannte „Allianz <strong>für</strong> Deutschland“ einen monolithischen<br />

Block gebildet haben, oder dazu durch die Medien gemacht<br />

wurden.<br />

Angst ist auch im Rahmen der Nichtgeschichte ein Faktor, da<br />

der Mensch versucht sich seiner Umgebung anzupassen, um<br />

eben nicht als systemkonträr zu gelten sondern sozial integriert<br />

sein will und Angst ist ein Prozess, der aus dem<br />

Unterbewusstsein kommt. Diese Angst vor dem Verlust an<br />

Prestige und Stellung ist aber wohl auch der Grund, warum<br />

führende deutsche Geschichtswissenschaftler sich mit dem<br />

Paradox nicht beschäftigen.<br />

Falls man etwas gesammelt hat, wirft man diese Dokumente<br />

lieber weg, um sich von der Last und Geisteslast zu befreien.<br />

Eine Geschichtsschreibung ist durch den Verlust der Geschichte<br />

fast nicht mehr möglich. Die Nichtgeschichte wird zur<br />

Geschichte.<br />

Die Intensität der Negativität nimmt folglich zu, weil sie nie<br />

korrigiert wurde.<br />

Es bildeten sich nach längerer Zeit neue Moralvorstellungen.<br />

Nach 7 Jahren Nichtgeschichte würde ich schon von einem<br />

Paradigmenwechsel sprechen.<br />

Die Nichtgeschichte siegt bei jedem Negativimpuls auch<br />

deshalb, weil man sich den aktuellen Negativitätsimpuls<br />

überhaupt nicht erklären kann.<br />

85


Man kann ja keine Zusammenhänge mehr sehen, wo sollte man<br />

sie auch suchen, denn es existiert ja nur die Nichtgeschichte und<br />

der aktuelle Negativitätsimpuls wird<br />

dadurch zu etwas Unerklärlichem. Keine Vorgeschichte, kein<br />

Vergleich, keine Entwicklung.<br />

Die Geschichtsentsorgung wurde ausgiebig betrieben und nahm<br />

in immer schnelleren Abständen zu. Wenn in der<br />

Landesbibliothek im November 2002 bereits der komplette<br />

Zeitungsbestand im Orginal entsorgt wurde, also nicht einmal<br />

mehr Zeit da<strong>für</strong> ist, eine Bilanz zu ziehen, nicht einmal Zeit<br />

da<strong>für</strong> ist einen Jahresrückblick zu machen dann scheint die<br />

Relation zwischen Ver- und Entsorgung gestört.<br />

Diese Entwicklung ist extrem gefährlich, weil bald, wenn diese<br />

Entwicklung anhält die Geschichte bei der Gegenwart aufhört,<br />

weil sofort durch einen Reinigungszwang entsorgt wird.<br />

Schließlich bleibt kein Material <strong>für</strong> Geschichtsschreibung übrig,<br />

natürlich die Mikrofiches, aber diese<br />

sind manipulierbar und nicht mehr zeitgemäß. Mikrofiches<br />

verlangsamen eine Geschichtsbetrachtung gegenüber einer auf<br />

elektronischen Medien basierte Jetztgesellschaft<br />

mit Lichtgeschwindigkeit. Die Geschichtsschreibung steckt<br />

also in einem Dilemma.<br />

Wenn Jahresrückblicke die einzigen Überbleibsel der<br />

Zeitgeschichte sind, dann sind das keine Interpretationen der<br />

Ereignisse sondern reine Additionen der Massenereignisse, die<br />

durch die Brille der Masse betrachtet wurden. Ich nenne sie<br />

daher die MTV Geschichte.<br />

Da sich niemand außer mir mit der Interpretation der<br />

Geschichte auseinandergesetzt, bin ich der Einzige , der sich mit<br />

diesen Rückblicken beschäftigt.<br />

Meine Geschichte wäre der Kontrapunkt zur MTV Geschichte,<br />

wie ich sie hier nennen möchte , die hauptsächlich<br />

Versorgungsaspekte beinhaltet während ich in den<br />

Negativitätsphasen eher andere Aspekte sehe.<br />

Wird meine Geschichtsschreibung akzepiert, haben wir es zum<br />

großen Teil mit Entsorgungstendenzen und destruktiven<br />

Tendenzen zu tun, was wiederum dazu führt, daß diese<br />

Entsorgungstendenzen wichtiger werden, weil sie durch meine<br />

Interpretation der Geschichte wichtiger werden.<br />

Deshalb ist mein Angriff auf die Geschichte momentan fast so<br />

schädlich wie die Geschichtsfälschung selbst. Jedoch wird<br />

meine Argumentation<br />

immer glaubwürdiger, je länger sich die Gegenwart nach vorne<br />

bewegt, da die negativen Tendenzen immer sichtbarer werden,<br />

86


aber nur <strong>für</strong> diejenigen, die überhaupt in der Lage sind, diese<br />

Tendenzen wahrzunehmen. Denn der schleichende Prozess der<br />

Veränderung des Weltbildes ist <strong>für</strong> die Mehrzahl der Beteiligten<br />

nicht mehr ersichtlich, da sie selbst einem schleichenden<br />

Prozess<br />

untergeordnet sind, und nicht wie ich den Überblick über die<br />

letzten Jahre der Geschichte haben. Je weiter wir uns aber nach<br />

vorne bewegen und weitere Impulse sich aufbauen, desto<br />

unwahrscheinlicher wird eine Lösung des Problems sein. Wir<br />

müssen das Problem jetzt lösen, dürfen uns aber auf keinen Fall<br />

zu viel damit beschäftigen, da wir sonst von hinten aus der<br />

Geschichte selbst von der Negativität überrollt werden.<br />

Je länger sich jedoch die Geschichtsfälschung und Gegenwart in<br />

die Zukunft bewegen,desto stabiler wird die Negativität, desto<br />

gefährlicher wird die Negativität, die noch als Teufel hinter eine<br />

weißen Fassade schlummert. Mein Einreißen der weißen<br />

Fassade könnte zwar den Effekt haben, den Teufel sichtbar zu<br />

machen, jedoch wäre die weiße Fassade eingerissen, was dazu<br />

führen würde, dass nicht mehr Licht reflektiert wird, sondern<br />

dies das Schwarze noch viel Dunkler machen würde.<br />

Bleiben wir in der jetzigen Impulsdynamik, dann wird das<br />

Schwarze in einem der nächsten<br />

Impulse die Fassade von Innen durchbrechen und ebenfalls die<br />

weisse Wand vernichten. <strong>Das</strong> ist das Paradox. Wir sind nicht<br />

mehr im Zeitalter von<br />

Panzerschlachten, auch wenn der zweite Weltkrieg durch die<br />

NS Dokumentarbeschallung mit seinen Bildern dies permanent<br />

transportiert, wir leben in einem Land mit nukleartechnischen<br />

Anlagen, mit Bio und Chemie, wir leben in einem Land mit so<br />

viel Risikopotential wie kaum ein anderes Land.<br />

Eine Negativitätsspirale und ich muss sagen Deutschland hat<br />

eine enorme Negativität aufgebaut, nicht nur durch den<br />

empfundenen Stillstand und die zunehmende Massendepression<br />

durch Arbeitslosigkeit.Insbesondere in den Tageszeitungen<br />

taucht von eigentlich verantwortungsvoller Stelle enorme<br />

Negativität auf.<br />

Als letzten Schritt, hier sehe ich den möglichen<br />

eigenmotivierten Nerobefehl könnten Teile Deutschlands durch<br />

eine Reaktorkatastophe vernichtet werden. Dieser Nerobefehl<br />

scheint an dieser Stelle unbegründet, abwegig und nicht<br />

nachvollziehbar. Jedoch ist er nach intensiven Betrachtungen<br />

der Jüngsten Deutschen Geschichte nicht abwegiger als die<br />

Entsorgung der Zeitgeschichte selbst. Der Nerobefehl oder<br />

87


esser der gefährliche Wahnsinn von depressiven oder<br />

schizophrenen Menschen in entscheidenden Funktionen birgt<br />

mit zunehmender Negativität das größte Gefahrenpotential.<br />

<strong>Das</strong> Problem des ZGPs liegt darin, dass die jüngste deutsche<br />

Zeitgeschichte mit seinen Auswüchsen und Wucherungen nicht<br />

zum Bild Deutschlands, vor allem nicht zum Eigenbild<br />

Deutschlands gepasst hat, da es so<br />

unglaublich viele Parallelen zur narzistischen oder DDR<br />

Vergangenheit Deutschlands gibt.<br />

Daher wurde meiner Meinung diese Geschichte verdrängt oder<br />

möglichst entsorgt, um keinen Zweifel an der Positivität und<br />

Demokratie Deutschlands in einem Europäischen Umfeld<br />

aufkommen zu lassen.<br />

Da die Zukunft aber eine Fortsetzung der Vergangenheit ist und<br />

nicht ein völlig neuer Zustand, der sprunghaft wie ein<br />

Quantensprung entsteht, sehe ich hier enorme Gefahren.<br />

Was ist jedoch besser. Wenn die Geschichte publiziert wird ,<br />

wird das Ausmaß der Lüge, der Selbstlüge und auch die<br />

wirkliche Realität sichtbar.<br />

Wie diese Parallelen in der Entwicklung entstanden sind ist<br />

weitaus unklar, möglich jedoch wäre<br />

eine Adaption von Verhaltensmustern aus der Zeit zwischen<br />

1933 und 1945 durch die permanente mediale Übertragung der<br />

Geschichte zwischen 33 und 45.<br />

Dies allein stellt kein Gefahrenpotential dar, wenn ausreichend<br />

positive Tendenzen diese Negativitätsstimulationen prozentual<br />

in Grenzen halten oder Zeitzeugen die<br />

Parallelentwicklung beobachten und kritisch hinterfragen. Tritt<br />

aber durch den<br />

Alterungsprozess der Augenzeugen der damaligen<br />

Verhältnisse, und vor allem aber durch den Tod der damals<br />

Kritischen ein Verlust an Opfern ein, so kann die Entwicklung<br />

nur schwer verglichen werden.<br />

Geschichte ist immer eine Interpretation, eine Selektion von<br />

Prozessen<br />

und Wahrnehmungen und die Geschichtsschreibung selbst ist<br />

Pluralität, wenn verschiedene Strömungen nebeneinander<br />

stehen und verschiedene Beobachter ihre Argumente<br />

austauschen und diskutieren. Die Argumentation und später die<br />

Selektion der Masse entscheidet über die Geschichte selbst,<br />

denn die glaubwürdigste, die realistischste und oder auch die<br />

88


massenverträglichste Geschichtsinterpretation wird zur<br />

Geschichte selbst.<br />

Die aktuelle Geschichtsschreibung ist keine Interpretation, die<br />

daher nicht glaubwürdig sein kann, weil sie nur aus<br />

Jahresrückblicken im Fernsehen besteht, keine<br />

Makrozusammenhänge aufgedeckt wurden,<br />

wahrscheinlich oder gerade weil sich eigentlich niemand um die<br />

Geschichtsschreibung gekümmert hat. Jahresrückblicke sind<br />

einfach nur Videoclips der wichtigsten Termine ohne Fragen zu<br />

stellen folglich stellt sich auch der Beobachtende keine Fragen,<br />

weil alles sorglos ist, alles leicht und einfach ist, einfach bunt ist<br />

und einfach MTV ist.<br />

Die Mehrzahl der Geschichtsschreibenden, der Emittenten<br />

beschäftigt sich mit zwei Zusammenhängen.<br />

Dem Nationalsozialismus und hauptsächlich der RAF der<br />

Siebziger und die Wiedervereinigung, dazu kommen noch<br />

Außenereignisse wie die Kubakrise, der Vietnamkrieg.<br />

Keiner würde sich überhaupt mit dem ZGP beschäftigen, auch<br />

wenn er Zusammenhänge zwischen A und B erkennen würde,<br />

weil damit seine Karriere ruiniert wäre. Wer erkennt schon<br />

Zusammenhänge zwischen NS Deutschland , der DDR und der<br />

Bundesrepublik. Ein Erkennen dieser Zusammenhänge würde<br />

sofort als Empörungsgrund aufgefaßt werden, denn wir sind ja<br />

die Guten. Als die Guten zu gelten und der ganzen Welt helfen<br />

zu wollen, nach dem Motto am Deutschen Wesen soll die Welt<br />

genesen, aber zuhause alles in Unordnung zu bringen ist eine<br />

sehr Besorgnis erregende Entwicklung. Besonders auch<br />

deshalb, da damit dem Ausland suggeriert wird, das<br />

Deutschland in keinster Weise eine Gefahr darstellt, dass in<br />

keinster Weise Kritik durchs Ausland möglich wird, auch wenn<br />

es Zeit wäre Kritik zu üben. Diese zwei konkurrierenden<br />

Weltbilder mit der allgemein zugänglichen Realität,<br />

Medienrealität und der verschwiegenen unzugänglichen<br />

Parallrealität bietet somit ein schitzophrenes Weltbild, eine sehr<br />

besorgnis erregende Situation.<br />

Ein Verglich zwischen NS Deutschland und der Bundesrepublik<br />

zu führen ist absurd, das sehe ich ein, aber ein Vergleich<br />

gleicher Schemen und Muster in einem sehr verwandten<br />

Prozess zu sehen, denke ich ist notwendig und erlaubt. Und wer<br />

jetzt aufschreien möchte, dem muß ich sagen, dass ich bereits<br />

ausreichend gelitten habe und meine angebliche<br />

89


Geisteskrankheit mehrfach behandelt wurde, bis an den nahen<br />

Tod behandelt wurde, was ebenso paradox erscheint.<br />

Da aber die staatlichen Ärzte in den Psychiatrien durch einen<br />

Paradigmenwechsel der Moral bereits zu den wirklichen<br />

Göttern in weiss geworden sind, die in einem<br />

negativen Impuls zu wirklichen Richtern über Leben und Tod<br />

geworden sind, mindestens aber zu Plattmachern, müssen wir<br />

uns große Sorgen über den Zustand des Systems machen. Aber<br />

wir dürfen nicht pauschalieren, denn es hängt von Station zu<br />

Station ab, von Klinik zu Klinik ab, denn nicht alle sind<br />

schlecht. Und ich muss ebenso vermeiden Deutschland mit allen<br />

seinen Menschen als böse darzustellen. Die Fronten verlaufen<br />

zwischen gut und böse, zwischen schwarz und weiß, wobei der<br />

schwarze Anteil besorgnis erregend zunimmt.<br />

Wenn aber jeder anders Denkende mindestens platt gemacht<br />

wird, wer schreibt dann Geschichte und wo sind wir dann? Am<br />

Anfang des Paradoxes oder schon mittendrin? Liegt vielleicht<br />

ein Teil dieser kjrankhaften Veränderung in den Köpfen der<br />

Menschen in der verdrängten Vergangenheit jedes einzelnen?<br />

Es ist bereits alles über den Faschismus gesagt worden, die<br />

Wissenschaftler sind daher längst auf Spezialgebiete<br />

ausgewichen wie Hitlers Krieger, Hitlers Frauen, Hitlers<br />

Kinder, Hitlers... Wir wissen alles über Hitler und sein Umfeld,<br />

aber nicht mehr viel über die Bundesrepublik seit deren Beginn,<br />

oder können Sie mir im Schnelldurchgang alle Präsidenten und<br />

Kanzler seit bestehen aufzählen, Hitlers Umfeld schon.<br />

Keiner dieser angeblichen Faschismusexperten arbeitet auf der<br />

Metaebene bis auf Samuel Goldhagen, Susan Sonntag, Elias<br />

Canetti und noch ein paar wenige.<br />

Kaum einer kümmert sich die globalen Zusammenhänge wie<br />

die Megamaschine und die Negativitätsspirale - oder um<br />

konkret zu sein, um Reinigungszwänge und<br />

Entsorgungsaspekte.<br />

Außerdem ist alles wichtige bereits gesagt worden, daher<br />

weichen wir aus.<br />

Wenn keiner sich um das ZGP kümmert, dann ist das<br />

mindestens genauso schlimm wie die Bücherverbrennungen.<br />

Wenn Orginalzeitungen in den Bibliotheken<br />

vor der Jahresinventur entsorgt werden, dann ist das eine<br />

Bücherverbrennung.<br />

<strong>Das</strong> Thema Auschwitz sollte meiner Meinung nach ähnlich wie<br />

es Israel tut in Zentrum aller historischen Bemühungen stehen,<br />

jedoch nicht der NS Staat, mit seinen Nuancen, denn darüber<br />

90


wissen wir genug. Da die meisten Zeitzeugen längst verstorben<br />

sind, wird es schwieriger Parallelen aufzudecken.<br />

Panzerschlachten auf allen Kanälen, Rommel, Speer,<br />

Ubootschlachten, Frankreichfeldzug und Operation Barbarossa.<br />

Ein weiterer Faktor ist die SS, der schwarze Orden. Denn wir<br />

sehen den Totenkopf in zahlreichen Dokumentationen, in<br />

zahlreichen Spielfilmen. Jeder kennt den Totenkopf. Hier<br />

bergen sich enorme Gefahren.<br />

Denn jeder der das Böse verherrlicht, verherrlicht die SS, auch<br />

wenn die Organisation seit 50 Jahren nicht mehr existiert.<br />

Die mediale Dauerpräsenz macht sie zur Realität und bietet die<br />

Vorlage. <strong>Das</strong> Böse ist in uns, es versteckt sich aber<br />

noch hinter der weißen Wand und in einem weißen Kittel. Es<br />

bleibt uns überlassen, ob wir die weiße Fassade abreißen oder<br />

nicht. Reißen wir sie nicht ab, wächst das Schwarze bis die<br />

weiße Fassade einbricht, reißen wir sie ein bleibt nur das<br />

Schwarze übrig.<br />

<strong>Das</strong> ist das Problem des Paradoxes und dieses Paradox zu lösen<br />

erfordert die besten Köpfe Deutschlands. Es ist eine<br />

Gratwanderung, eine Wanderung auf einem Grat, der<br />

hauchdünn geworden ist. Jeder falsche Schritt<br />

kann einen Absturz des Gesamtsystems bedeuten<br />

Die emittierte Negativität der permanenten Berichterstattung<br />

über den Nationalsozialismus führt zur Negativität selbst.<br />

Die permanente Dokumentarbeschallung führt zum Faschismus<br />

selbst, wobei durch die Penetranz der angeblichen Aufklärung<br />

nichts Positives mit dem Konsumenten geschieht. Im Gegenteil<br />

er bekommt neben der Negativität noch einen<br />

Minderwertigkeitskomplex, der ernorme Gefahren <strong>für</strong> eine<br />

Implosion spielt , vorausgesetzt wir befinden uns in negativer<br />

Entwicklungsrichtung. In einem ausgeglichenem System wird<br />

die abgegebene Negativität durch ausreichend positive Faktoren<br />

kompensiert, in einem negativen System nicht mehr. Hier führt<br />

das lehrreiche „so nicht“ zu einem „so läufts“.<br />

Der Minderwertigkeitskomplex als Deutscher geboren worden<br />

zu sein, im Ausland als Bedrohung zu gelten, schlicht schlecht<br />

angesehen zu werden kann zu einer weiteren Gefahr werden, die<br />

ich später erklären werde, dem Hass auf die eigene Nation, den<br />

Hass auf die eigene allgegenwärtige Vergangenheit und auf sich<br />

selbst. Schlicht eine selbstzerfleischende Implosion.<br />

Ich würde soweit gehen, dass Auschwitz das Versailler Diktat<br />

der zwanziger Jahre ist.<br />

91


Auschwitz ist Versaille. War es in den Endzwanzigern und<br />

anfänglichen Dreißigern die Schwäche Deutschlands durch<br />

Versaille war, so ist die permanente Schwäche Deutschlands<br />

nach Innen und folglich auch nach Außen ein Produkt des<br />

Nationalsozialismus. Und Deutschlands bisher bescheidenes<br />

Auftreten eine Folge von Auschwitz. Erst die<br />

Wiedervereinigung und der Abzug der Alliierten war ein neues<br />

Gefühl der gemeinsamen Stärke, Auschwitz blieb.<br />

Auschwitz wird aber nur noch so lange vorhanden sein, bis die<br />

Maschine eine solche Kraft und Energie gebildet hat, dass<br />

Auschwitz einer neuen Stärke im Wege steht. Dann wird es<br />

möglicherweise verschwinden oder sich auf andere Weise<br />

teilweise wiederholen, ob in LKWs oder TodesICEs.<br />

Mit zunehmender Stärke der Megamaschine wären die<br />

Parallelen der NS Megamaschine wohl sehr auffällig sein.<br />

Entweder die NS Dokumentation wird dann eingestellt, weil das<br />

Paradox dann zu auffällig wird, oder durch die Negativität und<br />

den Livecharakter der NS Dokumentation wird die Maschine in<br />

ihrer Energie gesteigert.<br />

Ziehen wir jetzt den großen Stecker und unterbinden wir die NS<br />

Dokumentation, um Negativität aus dem Mediensystem zu<br />

nehmen, so können wir keine Parallele mehr finden, was das<br />

Risiko der Maschine wiederum steigert, weil kein moralischer<br />

Vergleich mehr besteht.<br />

<strong>Das</strong> Anwerfen der Maschine neben der angeblichen neuen<br />

Stärke Deutschlands durch neue Bewegung gegenüber dem<br />

Stillstand wird der Masse wohl ein neues Selbstvertrauen<br />

bringen . Jedoch bleibt der Minderwertigkeitskomplex<br />

gegenüber dem Ausland und der eigenen Geschichte. Man<br />

könnte dies als Zwiespältigkeit oder Schizophrenie deuteten.<br />

Eine unglaubliche Stärke bei gleichzeitigem<br />

Minderwertigkeitskomplex. Eine sehr gefährliche Mischung der<br />

zu einem enormen Selbsthass auf die eigene Nation und zu eben<br />

diesem Selbstzerfleischen führen kann. Diese<br />

Selbstzerfleischung haben wir bereits im Jahre 1998 durch das<br />

zeigen von Fleischwölfen gesehen, als es um zwei verschiedene<br />

Flohmärkte in zwei Tageszeitungen ging. Jedoch scheint mir<br />

das ein erstaunlicher Zufall, aus einer Unzahl von Dingen, die<br />

man auf dem Flohmarkt kaufen kann, gerade die Fleischwölfe<br />

herauszusuchen, und das gleich zwei Mal.<br />

Diese Schizophrenie entsteht nicht augenblicklich, sondern<br />

zeigte<br />

92


sich bereits im ersten Impuls. So brachte das Revolutionsjahr,<br />

die gemachte Revolution durch die Kohlregierung eine erste<br />

Verschiebung des Weltbildes. Hier bildete sich ein neues<br />

Wirgefühl. Deutschland war geschichtstechnisch im Jahre 1848<br />

angelangt, was sich in zahlreichen<br />

Publikationen zeigte. So war die Schlacht um Bonn ein mit<br />

neuen Medien gestaltetes historisches Gebilde. Die Schlacht um<br />

Bonn war eine Aufstellung beider Mannschaften mit Roß und<br />

Reiter, mit Schwert und Säbel.<br />

Und beide Parteien mischten sich im beigefügten Text.<br />

Schäuble wurde textlich unterlegt mit Energie teurer machen<br />

und Fischer mit einer nationalen Position. Hier zeigte sich das<br />

neue Wirgefühl, was der Autor forderte und in einer großen<br />

Koalition als Allianz <strong>für</strong> Deutschland sehen würde. <strong>Das</strong><br />

Wirgefühl zeigte sich in zahlreichen Revolutionsvorstellungen<br />

und hier trat die erste Geschichtsfälschung ein, oder der erste<br />

Verlust zur Nichtgeschichte, die niemals existiert hat oder<br />

existiert haben sollte, oder können Sie sich noch an das<br />

Revolutionsjahr 1998 erinnern?<br />

Deutschland war mental im Jahre 1848, medial im Jahre 1998.<br />

Später änderte sich das Bild hin zum Mittelalter, da waren wir<br />

technisch im Jahre 2000 und historisch bereits ins Mittelalter<br />

abgerutscht, man könnte auch sagen, das Deutschland eine<br />

Schizophrenie entwickelt hat.<br />

Kunst und Kultur<br />

Die Kunst hat heute, wie zu jeder Zeit eine sehr bedeutende Stelle in der<br />

Gesellschaft, sie ist Zeitgeist, sie ist das Leben, die Emotion,<br />

ein Prozess der Beschäftigung mit dem Jetzt. Daher kann die Kunst und Kultur<br />

als direkter Indikator <strong>für</strong> den gesellschaftlichen Zustand eines Systems dienen.<br />

Denken Sie nur an den Futurismus in Italien und das<br />

technisch orientierte futuristischen Manifest zur Zeiten des aufkommenden<br />

Faschismus in Italien.<br />

Neben den Künstlern selbst den Emittern der Kunst spielt die Ausstellungswelt<br />

einen sehr wichtigen Faktor. Hier wird selektiert und präsentiert. Die<br />

Ausstellung wiederum wird beworben, daher. führt der Werbeprozeß<br />

ebenfalls zu einer Selektion, mit Was geworben wird. Die Medien selbst<br />

selektieren ebenso, was gesendet wird, was publiziert wird.<br />

Kunst in den Medien ist daher ein mehrstufiger Selektionsprozess.<br />

Kommt es bei einem der beschriebenen Akteuren zu einem Fehlverhalten, kann<br />

dies gravierende Ergebnisse in der Prozesskette liefern.<br />

Ein Beispiel, eine Ausstellung hat mehrere Kunstwerke, die der Kurator<br />

selektiert, selbst beeinflusst von Medien und Zeitgeist. Präsentiert er negativ,<br />

so wird diese Negativität oder die persönliche Negativität gesellschaftlich<br />

93


elevant. Der Pressephotograph wird in einem Negativitätsimpuls nicht das<br />

wunderschöne Blumenbild photographieren, sondern ein destruktives Werk.<br />

Die Veröffentlichung selbst in der Zeitung führt zur endgültigen Verbreitung.<br />

Aus einem Objekt ist durch die Vervielfältigung eine enorme Negativität im<br />

Medienraum entstanden.<br />

Die Spiralen, die in Gang gekommen sind wie die<br />

Hygienespirale, die Negatitivätsspirale und auch die<br />

Laborgesellschaft beeinflussen direkt das Ergebnis<br />

künstlerischer Betrachtung und Betrachtung der Kunst.<br />

Themen die das System selbst betreffen finden sich deutlich in<br />

der Kunst und im Ausstellungsbereich wieder, was zu einem<br />

weiteren Systemwachstumsprozess innerhalb des Kunstsystems<br />

und darüber hinaus führt. Auch der Kunstsektor produziert<br />

während eines Impulses sehr gravierende Fehlleistungen.<br />

Natürlich ist die Kunst nicht nur negativ, aber die Selektion der<br />

Presse bedeutet ein Durchschlagen auf die Masse und deren<br />

Entwicklung.<br />

An allen negativen Impulsen hatte die Kunst erheblichen Anteil,<br />

neben der technischen Entwicklung den zweitgrößten Anteil,<br />

wie ich meine.<br />

Wollen wir uns objektiv mit der Kunst und ihrer Stellung im<br />

gesamtgesellschaftlichen Prozess auseinandersetzen benötigen<br />

wir ein mediales Hilfsmittel, das es uns erlaubt, diesen Einfluss<br />

sichtbar zu machen. Wie wir schon erfahren konnten sind<br />

Zeitungen besonders gut <strong>für</strong> die Analyse des Istzustandes eines<br />

Systems geeignet. Sie liefern ein Standbild des momentanen<br />

Zustands, ein Querschnitt im Abbild des Augenblicks. Aus<br />

diesem Grund wurde der FAZ Feuilletonindikator entwickelt.<br />

FAZ Feuilleton Indikator dient der direkten Analyse des<br />

Systemzustands des Gesamtsystems im Bezug auf kulturellen<br />

Output.<br />

Gerade innerhalb eines Negativitätsimpulses können wir diesen<br />

Impuls deutlich im Medienraum am Beispiel des FAZ<br />

Feuilletonindikators verfolgen, der in Zeiten eines<br />

funktionierenden pluralistisch demokratischen Systems keine<br />

gravierende Fehlleistungen produziert. In Zeiten eines<br />

funktionierenden Systems haben wir ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zwischen lebensbejahenden Themen, Überschriften<br />

und Bildern, wogegen wir innerhalb eines Impulses ein<br />

deutliches Übergewicht an destruktiven Inhalten feststellen<br />

können.<br />

94


<strong>Das</strong> Neue Deutschland basiert auf einer Schnittmenge aus BRD<br />

und DDR.<br />

Auch wenn Westdeutschland sein System überstülpte, so<br />

besteht Deutschland aus einer Mischung aus Menschen eines<br />

demokratischen Staates und eines totalitären Staates.<br />

40 Jahre DDR Propaganda zeigen ihre Wirkung. Diese Wirkung<br />

bleibt wie alles unterbewusst vorhanden und kann<br />

dementsprechend durch ein neues Schnittmengensystem, in<br />

welchem faschistische oder Maschinenaspekte<br />

reaktiviert werden, zu einer Verstärkung der Maschine führen.<br />

Ich glaube nicht an einen neuen Führer, ich glaube nicht an eine<br />

neue Stärke Deutschlands nach außen im primären ersten<br />

Schritt, da die eigene Schande dies noch immer fordert,<br />

dementsprechend glaube ich nicht an eine Expansion bzw.<br />

Explosion des Systems nach außen, wie auch, Deutschland ist in<br />

ein europäisches Umfeld integriert.<br />

Die Gefahr Deutschlands besteht nicht in einer neuen Grösse<br />

und einem Führer, der mit<br />

krächzender Stimme alles aus sich und seim Volk herausholt<br />

und letztlich zu einer kriegerischen Explosion des Systems nach<br />

außen führt , sondern eher wahrscheinlich glaube ich an eine<br />

Implosion des Systems.<br />

Wobei diese Implosion mindestens genauso gefährlich <strong>für</strong> die<br />

Welt ist wie eine Explosion. Diese Implosion wird vorerst<br />

medial ablaufen und wir sehen dies bereits. Der Kanzler ist<br />

zeitweise unwichtiger geworden als die Spitting Image<br />

Fratze, der Bundestag ist medial getötet worden, denn<br />

Diskussionen werden kaum noch verfolgt und ausgestrahlt.<br />

Dadurch wurde die Rede- und Diskussionskultur vernichtet.<br />

Der einfache Abgeordnete kommt längst nicht mehr im<br />

Fernsehen vor. Die Parteidisziplin tötet jede Abweichung von<br />

der Linie und im Fernsehen sehen wir nur noch ein paar<br />

führende Politiker verschiedener Parteien, was eher auf eine<br />

Oligarchie hindeutet, als auf eine Demokratie mit Redefreiheit.<br />

Der einfache Abgeordnete hat sein Sprachrohr verloren und<br />

kann dieses nur durch äußerst skrupellose Diffamierungen<br />

wiedererlangen, nicht aber durch Sachfragen. In den<br />

Negativitätsimpulsen ist neben Bundestag auch der Bundesrat<br />

medial getötet.<br />

95


Und wenn wir ehrlich sind, so sehen wir doch, dass es den<br />

Bunderat seit geraumer Zeit in den Medien überhaupt nicht<br />

mehr gibt. Selbst der Bundespräsident wurde schon von<br />

grölenden SPD Abgeordneten verunglimpft, auch er taucht nur<br />

noch selten in der aktuellen Medienberichterstattung auf. Wir<br />

sehen hier einen medialen Schwund staatstragender Systemteile.<br />

Wir nur noch eine geringe Zahl von politischen Personen, die zu<br />

Interviews gebeten werden, eine erhebliche Schwächung der<br />

Demokratie, da der normale Abgeordnete keinen wirklichen<br />

Einfluss mehr hat und medial bereits getötet wurde. Er hat seine<br />

ursprüngliche Bedeutung daher medial verloren.<br />

Die Megamaschine , die hier entsteht ist die kopf- und<br />

führungslose Megamaschine schluckt medial die gesamte<br />

politische Führung innerhalb der letzten Impulse.<br />

Was jetzt passiert, und das können wir seit geraumer Zeit<br />

erkennen, ist ein Wachsen eines Systems, welches nur aus<br />

Laboren, aus Prüf-, Sicherheits- und Kontrollgremien besteht.<br />

Zusätzlich gestärkt durch immer mehr fachliche Kommissionen,<br />

die abseits des Parlamentes unsere Rechte oder Belange regeln.<br />

Als Beispiel <strong>für</strong> diese Prüf-, Sicherheits- und<br />

Zertifizierungsorgane sei ein relativ junges Kontrollgremium<br />

anführt.<br />

<strong>Das</strong> Prüf- und Zertifizierungsamt <strong>für</strong> Kliniken, das die Qualität<br />

der Kliniken prüfen soll. Ist es nicht vernünftiger 10 Kliniken<br />

durch diese finanziellen Mittel in ihrem Erhalt zu sichern, als<br />

ein Prüfamt aufzubauen, das die Qualität sichert, oder vorgibt<br />

sie zu sichern. Hier kann gespart werden oder umverteilt<br />

werden. Kliniken sichern kommt vor Maschinenaufbau.<br />

Ich glaube nicht, dass staatlichen Institutionen gestrichen<br />

werden, ich glaube dass alle tragenden Systemteile noch<br />

vorhanden sein werden, aber einfach wie in den vergangenen<br />

Impulsen medial getötet werden. Ich denke, wie man bereits im<br />

Jahre 1998 sehen konnte, als Bundespräsident Herzog von einer<br />

größeren Menge Berliner verspottet wurde, es gab eine<br />

Flugblattaktion, dass auch durch die letzten Jahre des<br />

Debattierens und der Reformreformen kein wirkliches<br />

Vertrauen mehr ins politische System besteht. <strong>Das</strong> ist<br />

gefährlich.<br />

Denn die Gigamaschine, bitte verzeihen Sie, dass ich<br />

manchmal den Begriff Megamaschine und Gigamaschine<br />

verwende, es ist einfach eine reine Frage der Geschwindigkeit,<br />

96


entwickelte in den letzten Jahren eine enorme Kraft, die von den<br />

jetzigen Organen des Staates nicht mehr beherrscht werden<br />

kann, und auch nicht beherrscht wird, wie man an der<br />

Aufrüstung der Luftaufklärung sehen kann. Auf der anderen<br />

Seite steht eine Bevölkerung, die schon lange nichts mehr von<br />

der Politik erwartet und resigniert hat. <strong>Das</strong> andere Problem<br />

besteht darin, dass durch die zunehmende Informationsflut<br />

durch e-mails der einzelne nicht mehr die Führung des Systems<br />

erreichen kann. Er scheitert wie ich bereits im Eingangsbereich,<br />

an der Telefonzentrale oder als junkmail im elektronischen<br />

Mülleimer.<br />

Die negativen Impulse, insbesondere der letzte Impuls zeigten<br />

hier die mögliche Entwicklung des Gesamtsystems<br />

in den zukünftigen Impulsen, wenn sich alles so weiter<br />

entwickelt<br />

wie bisher. Auch die Regierung existierte medial nicht mehr.<br />

Die Regierung war medial getötet, weil das Interesse der<br />

Menschen, der Presse nicht mehr auf sie gerichtet war. In der<br />

FAZ Sonntagsausgabe<br />

konnte man deutlich sehen, wie sich das Medienbild änderte.<br />

Der Kanzler war nahezu „abgesoffen“. <strong>Das</strong> Bild zeigte einen<br />

halben Kanzlerkopf, am unteren Bildrand, über Ihm thronte der<br />

Bundesadler.<br />

Ein zerschnittener, ein zerfleischter Kanzler, der von einem<br />

Bundesadler an seiner Stelle ersetzt worden war. Diese<br />

Bildregie zeigte sich auch früher in einem vorangegangenen<br />

Impuls mit dem Bundespräsidenten. Auch er übertrumpft vom<br />

Adler. Die Negativität des Impulses im Winter 2002/03 hatte<br />

erschreckende Ausmaße erreicht.<br />

Deutschland lief umgekehrt, umgekehrter konnte es nicht<br />

laufen.<br />

Gesichter verschwanden in der Zeit. Ein guter Kopf schien nicht<br />

mehr ein Menschliches Gesicht auf einem Bild zu sein, sondern<br />

das Gegenteil, der Hinterkopf. Ich kann mich an keinem<br />

ähnlichen Prozeß in der Geschichte erinnern. <strong>Das</strong> Zeigen von<br />

Hinterköpfen anstelle von Vorderköpfen zeigt eindeutig eine<br />

menschenverachtende Perspektive,<br />

zumindest aber eine Entmenschlichung und<br />

Entpersonifizierung.<br />

Bilder schienen nur „gut“ zu sein, wenn sie leer waren. Kein<br />

Mensch ist ein guter Mensch. Deutschland schien medial<br />

menschenleer. <strong>Das</strong> Zerfleischen des Kanzlers steigerte sich im<br />

Negativitätsimpuls Mai 2003 auf den online Seiten von N-TV,<br />

97


das nicht mal mehr der halbe Kanzlerkopf, sondern nur noch die<br />

linke Hand, die sich am Rednerpult klammerte, auf dem Bild<br />

erkennbar war. Im Medienbereich sahen wir außerdem eine<br />

weitere Entwicklung. <strong>Das</strong> Zeigen von Fassaden einzelner<br />

Ministerien und der Blick auf eine Masse. Bilder werden steril<br />

und tot.<br />

Die Gigamaschine baut sich durch den hohen Staatsanteil<br />

selbst auf, weil die kritische Grenze längst überschritten wurde.<br />

Es ist wie ein Geschwür oder eine nukleare Kettenreaktion,<br />

wenn die Maschine anläuft, so kann man sie nur schwer oder<br />

überhaupt nicht wieder stoppen. Man könnte versuchen die<br />

Geldströme nicht mehr in die Großkonzerne zu lenken, die<br />

einen erheblichen Anteil an der Gigamaschine haben und statt<br />

dessen auf Kleinst- und Kleinunternehmen verteilen, und statt<br />

auf die zentristische Monotechnologie auf die organische<br />

Polytechnologie zu setzen.<br />

Jedoch denke ich nicht, wie etwa Bahro, der ebenso an die<br />

Megamaschine glaubte, dass es einen grünen Hitler geben wird.<br />

Deutschlands Hass auf einen Führer würde einen Führer<br />

unmöglich machen, ein Führer wäre der erste, der entsorgt<br />

werden würde, weil er den Hass auf Deutschland und die<br />

Geschichte hervorruft. Auch wenn es ein charismatische<br />

Mensch wäre, der versuchen würde die Menschlichkeit zu<br />

gewinnen wäre er ein Führer. Eine Che Person würde nicht<br />

akzeptiert werden.<br />

Eine Che Person wäre ein Führer und jeder Führer würde als<br />

Führer kritisches Mistrauen im In und Ausland erzeugen.<br />

Ich gehe soweit zu sagen, dass alleine weil ein Führer kritisch<br />

von außen beobachtet werden könnte, oder gar weil die Masse<br />

denken würde, dass ein Führer durch das Ausland kritisch<br />

gesehen werden würde, auch wenn es nicht so wäre, wenn er<br />

moralische Bedenken hegen würde wie der Bundespräsident, er<br />

keine Chance hätte.<br />

Es wird keinen Führer geben. Die einzige Gruppe die den<br />

Führergedanken in sich trägt sind die vorgeführten Rechten und<br />

die sind so gut wie unbedeutend, auch wenn man sie immer<br />

größer macht, als sie sind. Die Gefahr bildet nicht der linke oder<br />

rechte zersplitterte Rand, die Gefahr geht vom System selbst<br />

aus.<br />

Bahro sieht die Logik der Rettung darin, den Eingriff nicht entlang der<br />

Überlebens-, sondern entlang der Lebensfragen, entlang der<br />

Versprechungen der menschlichen Existenz zu probieren und zu<br />

98


denken, zu planen und auszuführen.<br />

Dieser utopische Gegenansatz, nach der Megamaschine muss<br />

zum Wohle der Menschheit die Liebe siegen, diese liegt bei Bahro<br />

in ungewisser Ferne. Sehen wir uns aber die letzten Negativitätsimpulse<br />

und folglich die Schübe der anlaufenden Maschine an, so muss<br />

man sich klar werden, dass diese visionäre utopische Ansicht, die Liebe<br />

muss siegen nicht mehr nur in ferne undefinierte Zeiträume verlegt werden<br />

darf, da weder der <strong>für</strong> Bahro utopische Ansatz der kommenden<br />

Megamaschine und folglich späteren Rettung aus dieser Situation,<br />

sondern die real existierende Gefahr einer kopf- und führungslosen<br />

Megamaschine droht und ein sofortiges Handeln nötig macht und nicht erst in<br />

ferner Zukunft.<br />

Die „funktionierende“ Demokratie verhindert das Aufarbeiten<br />

des Systems und seiner Geschichte und auch das streng geheime,<br />

was sich der Staat selbst auferlegt, verhindert eine<br />

Auseinandersetzung mit der Realität.<br />

Kritik , daher die Bezeichnung Deutschlands als Risikofaktor<br />

wurde aber von keiner Seite geübt, erstens weil wir eine gut<br />

funktionierende Demokratie sind, zumindest den Anschein<br />

wahren wollen, und weil jede Kritik sofort zu Empörung führen<br />

würde. Wir haben keine gleichgeschaltete Gesellschaft durch<br />

zensierte Medien, die ein propagandistisches Instrument sind,<br />

sondern freie<br />

Medien. Doch ist diese Freiheit durch den dynamischen Prozess<br />

der inhaltlichen Reduktion gefährdet. Eine gruppendynamische<br />

Entwicklung.<br />

Wir haben uns ein tiefgreifendes Paradox erschaffen, eine<br />

Parallelentwicklung hin zu einem totalitären System, die keiner<br />

kommentieren möchte, weil wir niemals sagen würden, dass es in<br />

vieler Hinsicht gleiche Entwicklungen wie bei der NS-<br />

Megamaschine gibt, oder der DDR Megamaschine, dass wir gar<br />

aus freien Stücken die Gigamaschine mehrfach angeworfen<br />

haben. Der kurze Spuk verschwand quasi über Nacht und keiner<br />

reflektierte. Aber wahrscheinlich lief sie abseits der<br />

Negativtätsimpulse permanent weiter, nur waren die Impulse<br />

ausschlaaggebend <strong>für</strong> die Entwicklung.<br />

Verschiedene Indikatoren verdeutlichen die einzenen Phasen,<br />

besondere Bedeutung liegt hier auf meinem FAZ<br />

Feuilletonindikator, der sehr deutlich die gesamtgesellschaftliche<br />

Entwicklung wiedergibt.<br />

Jedoch baut sich wie im aktuellen Fall der gepulsten , kopf- und<br />

führungslosen Megamaschine eine enorme Maschine auf, weil<br />

99


Fehlentwicklungen nie korrigiert wurden. Was einmal<br />

eingeführt wurde, wird niemals wieder vernichtet, weil es<br />

bereits vorhanden ist. Schliesslich wurde hier<strong>für</strong> Geld<br />

ausgegeben.<br />

Wird ein unmoralischer Schritt gegangen, so ist es im Umfeld<br />

der Destruktion unmöglich, diesen Schritt wieder rückgängig zu<br />

machen. In einer funktionierenden Marktwirtschaft können sich<br />

nur Produkte am Markt halten, die sinnvoll, innovativ, also<br />

marktfähig sind. Sind sie das nicht sterben sie wieder aus. Diese<br />

Funktionsweise ist in einer Staatswirtschaft aber nicht gegeben.<br />

Gerade das Technokratentum führt zu einer Perversionsspirale,<br />

die nur dem technisch machbaren untergeordnet ist, nicht aber<br />

dem Bedürfnis eines Marktes. Reine Effizienz steht hier im<br />

Vordergrund, die moralische Dimension geht dabei verloren.<br />

Sehen wir uns das Beispiel Luftaufklärung an, so können wir<br />

genau diese Zusammenhänge erkennen und uns sicher sein, dass<br />

einmal angeschaffte Systeme niemals vernichtet werden, auch<br />

wenn von ihrer Anwesenheit eine sehr große Gefahr ausgeht.<br />

Aber diese neue Technik, von der man annimmt, dass sie ein<br />

Segen ist, weil sie perfektioniert ist, optimiert ist und noch dazu<br />

kostengünstig in der Anschaffung und Wartung ist im Grunde<br />

<strong>für</strong> den Kriegseinsatz konzepiert, nicht aber <strong>für</strong> die innere<br />

Sicherheit.<br />

Je komplexer ein gesamtes System ist, desto zahlreicher sind<br />

die <strong>für</strong> einen bestimmten Systemzustand gefährlichen<br />

Schwankungen. In einem stabilen System wie es die<br />

Bundesrepublik war gab es eigentlich keine Schwankungen<br />

über Jahre hinweg. Dann kam es aber zu zahlreichen<br />

Schwankungen innerhalb des Systems, diese Schwankungen<br />

nahmen an Intensität über die Jahre zu, wie wir das an den<br />

Negativitätsimpulsen feststellen können.<br />

Es entstand ein labiles Gleichgewicht, das nicht mehr durch<br />

positive Kommunikation und Information gehalten wurde.<br />

Sinnhaftigkeit und Bedeutung der Information nahmen in den<br />

Negativitätsimpulsen ab, es gab auf der einen Seite einen<br />

Überhang an Information, was die Megamaschine betraf, wie<br />

zB. genauste DNS Analysen einer Fruchtfliege über eine halbe<br />

Seite und eine extreme Negativität in den von mir aufgestellten<br />

FAZ Feuilletonindikator, der die permanente Lage der<br />

Gesellschaft mit weiteren Indikatoren zusammen signalisiert.<br />

Schwarz war die vorherrschende Farbe, oder die Farblosigkeit,<br />

wenn Sie schwarz als Nichtfarbe oder Depression betrachten.<br />

<strong>Das</strong> Dunkle hatte die Welt fest im Griff,. wichtige globale und<br />

100


positive Ereignisse, bedeutende sympathische Ideen gingen im<br />

Strudel des Bedeutungslosen und in der Dunkelheit unter.<br />

Außerdem kam es durch die Negativität im Medienraum zu<br />

einem Umkehren der Außenwelt, so dass die ganze Welt<br />

negativ schien, was aber gar nicht der Fall war. Ob dies wie im<br />

Falle der NS Megamaschine mithilfe von Propaganda, und die<br />

Todesandrohung beim Abhören von Feindsendern geschieht,<br />

oder im jüngsten aktuellen Fall die Umkehrung der Außenwelt<br />

durch negative Berichte über die Außenwelt, so ist das im<br />

Ergebnis gleich bedeutend.<br />

Zwar gibt es in unserem System keine offenen Sanktionen <strong>für</strong><br />

eine Fehlhandlung, hier lässt sich aber ein ähnliches Phänomen<br />

betrachten. Durch die Umkehrung der Prozesse von Toleranz<br />

und Nächstenliebe hin zu einem Zustand der<br />

Selbstzerfleischung, Hygiene und der maschinellen<br />

unmenschlichen Entwicklung kam es auch zu einer Umkehrung<br />

der gesamten Wahrnehmung innerhalb des Systems und zu<br />

einer Übersensibilisierung auf eben diese Themen. Durch diese<br />

Konzentration und das veränderte Weltbild wird auch der<br />

äußere Aspekt der Wahrnehmung verändert. <strong>Das</strong> Weltbild<br />

beschreibt es am besten. Dieses Bild der<br />

Welt änderte sich und es wurde aufgrund der fehlgeleiteten<br />

inneren Änderungen ebenso an diesen Zustand angeglichen,<br />

was sich auf Themenwahl, Bildwahl und Überschrift in erster<br />

Linie auswirkte. Ein neues Weltbild entstand <strong>für</strong> kurze Zeit,<br />

auch gänzlich ohne Propagandaapparat, alleine durch die<br />

Änderung der inneren medialen Betrachtungsweise. Hatten wir<br />

dies in den ersten Impulsen nur im geringen Maße, hier war es<br />

alleine wie im ersten festgestellten Impuls die Angst vor der<br />

Aussenwelt und die Flucht der Kurden, so war es in den<br />

späteren Impulsen ein erschreckendes Maß an Negativität und<br />

Destruktivität. Diese negative Sicht der Umwelt führt in<br />

nächsten Schritt zu einer Akzeptanz des sich Ereignenden im<br />

Inneren des Systems.<br />

Denn geht es der Welt so schlecht, so ist dies ein Grund, warum<br />

es uns ebenso schlecht gehen darf. Die gepulste Gigamaschine<br />

baut sich ein Bild der Welt einer globalen Gigamaschine auf,<br />

das nur innerhalb des Mediensystems im System besteht, nicht<br />

aber in der Wirklichkeit der Welt. Dies wirkt<br />

systemstabilisierend in dem Sinne, dass Kritik an der<br />

Entwicklung nicht mehr geübt werden kann, da man sich ja in<br />

einem globalen Kontext bewegt und die Veränderungen in der<br />

ganzen Welt zu sein scheinen.<br />

101


Vergleichen wir dies mit den Veränderungen der<br />

Wahrnehmungen in totalitären Gesellschaften mit zensierten<br />

Medien oder einem Propagandaapparat, so können wir ähnliche<br />

Züge bei der Wirkung auf die Menschen feststellen. Durch die<br />

Propaganda wird das Weltbild ebenso verändert. Stellt sie die<br />

Größe der eigenen Leistungen in den Vordergrund, so bedeutet<br />

dies ein Erstarken des Selbstbewusstseins der Masse bei<br />

gleichzeitigem Minderwertigkeitskomplex des Einzelnen.<br />

Diese innere Stärke produziert auch die mediale Gigamaschine<br />

und steht so im Gegensatz zur<br />

Schwäche eines demokratischen Systems mit seinen<br />

unterschiedlichen Interessengruppen und Konflikten einzelner<br />

meinungsbildenden Gruppen.<br />

Zwar können wir in anderen europäischen Ländern ähnliche<br />

Tendenzen bei der Bildregie in Zeitungen sehen, auch hier<br />

wächst die Gefahr, aber wir müssen einfach sehen, dass<br />

Deutschland mit seiner kompakten Struktur, mit seinen ICE<br />

Hochgeschwindigkeitsnetz und Autobahnen ohne Tempolimit<br />

plus die moderne Kommunikationsstruktur die schnellste aller<br />

Maschinen aufbauen kann und durch das<br />

Zeitgeschichtsparadox und die eigene deutsche Geschichte die<br />

gefährlichste aller Entwicklungen nehmen kann. Hinzu kommt<br />

die gerne erwähnte deutsche Gründlichkeit und der Hang zur<br />

Perfektion, unsere deutschen Tugenden stehen uns hier sehr<br />

gefährlich im Wege.<br />

102


Wie entsteht ein solcher Negativitätsimpuls?<br />

Meiner Meinung nach entsteht ein neuer negativer Impuls durch<br />

eine Feed-Back-Reaktion im Medienraum. Die Medien sind<br />

allgegenwärtig und allpräsent. Man kann ein pluralistisches<br />

Mediensystem natürlich nicht mit einem propagandistischen<br />

System wie in NS Deutschland vergleichen. Die damalige<br />

Propaganda zeigte ja deshalb ihre Wirkung, weil sie permanent<br />

den Menschen erfasste. Ob es die Tageszeitung war, der<br />

Rundfunkempfänger in Kneipen und später auch in den<br />

Wohnstuben oder ob es das Kino war, immer wieder wurde die<br />

gleiche Botschaft eingehämmert. Den Rest ermöglichte die<br />

Maschine. Exerzieren, KdF, Schöner Arbeiten, der Bund<br />

deutscher Frauen, die Hitlerjugend. Alles, das ganze Leben, der<br />

ganze Tag war organisiert und strukturiert.<br />

Die heutige Gesellschaft und Mediengesellschaft kann natürlich<br />

nicht und in keinster Weise mit der damaligen Gesellschaft<br />

verglichen werden. Wir haben eine, wie ich hoffe noch<br />

demokratische und offene Gesellschaft. Der Einzelne hat alle<br />

Möglichkeiten der freien Kommunikation, der Auswahl an<br />

Medien und damit der kritischen Betrachtung.<br />

Die heutige Gesellschaft, die heutige Mediengesellschaft<br />

besteht nicht aus einem propagandistischen Apparat, der<br />

Einwegkommunikation betreibt, er besteht<br />

aus einer Unmenge von unterschiedlichen Sendern, die auch<br />

gleichzeitig Empfänger sind. Logischerweise. Um dies<br />

vereinfacht darzustellen. Man schaut Fernsehen,<br />

suft im Netz, schreibt einen Artikel. In unserer vernetzten Welt<br />

ist jeder Sender und Empfänger. Während eines<br />

Negativitätsimpulses, der wie gesagt durch hauptsächlich<br />

allgemein negative Tendenzen wie etwa eine Winterdepression<br />

im Gesamtraum ausgelöst wird, die dann durch<br />

Berichterstattung über diese Themen, Diskussionen,<br />

Zeitungsartikel gesteigert werden. Kameraleute, Cutter,<br />

Senderchefs<br />

und Zeitungsmacher sind durch die Umstände der Gesellschaft<br />

ebenso beeinflusst wie die reinen Konsumenten. Negativität<br />

erzeugt Negativität. So ergibt sich eine Feed-Back Reaktion, die<br />

durch sich selbst gespeist wird und das Mediensystem in den<br />

schwarzen Bereich, in das schwarze Loch führt.<br />

Die Selektion ist ein weiterer entscheidender Faktor. Bin ich<br />

negativ, werde ich mir keinen Liebesfilm anschauen, sondern<br />

statt dessen lieber einen Horrorfilm. Auch wenn es den<br />

103


Anschein haben könnte, dass das Mediensystem noch in<br />

Ordnung ist, bedeutet die Menge an Kanälen und die<br />

Möglichkeit der Selektion die Entscheidung des Einzelnen.<br />

Negativität führt folglich zum stärkeren Konsum von<br />

Negativität. Nach Außen, bei der Analyse der Fernsehsender<br />

bleibt alles in Ordnung. Jedoch nehmen im Negativitätsimpuls<br />

durch den negativen Konsum eben auf der Produktionsseite die<br />

negativen Themen zu, was zu einer weiteren Verschlechterung<br />

der Lage führt. Selektion des einzelnen entscheidet. Bisher<br />

traten die negativen Impulsphasen fast ausschließlich im Winter<br />

auf, was mit der allgemeinen Depressiviät erklärt werden kann.<br />

Der Negativitätsimpuls im Dezember 2002 brachte eine<br />

erschreckende Negativität oder<br />

Weltsicht an den Tag, die nur die dunkle Seite der Welt in sich<br />

trug.<br />

Ob es dabei um die Verherrlichung der Dunkelheit ging,<br />

totenschädelige Ausgrabungen oder um die wissenschaftliche<br />

Betrachtung der Tiefseefische (Faz Sonntagsausgabe) , wenn<br />

ich mich recht entsinne „die Monster der Dunkelheit“ dann<br />

verliert das Land an Farbe, die durch die depressive Sicht der<br />

Dinge ausgelöscht wird. So entsteht eine gepulste<br />

Negativitätsspirale, die mit der Megamaschine verknüpft läuft.<br />

Umkehrung der Aussenwelt<br />

Erschreckend ist einweiterer Punkt, die Sicht der Außenwelt<br />

und die mediale Sicht der Außenwelt. Deutsche Reporter die<br />

in Kontakt mit negativen deutschen Presseerzeugnissen sind<br />

berichten von der Negativität der Welt. Die Auswahl der<br />

Gesprächspartner im Ausland (z.B. Kultur Reportage über einen<br />

Australier, der ein negatives<br />

Buch über das Leben geschrieben hat führt dazu, dass die Masse<br />

an den Bildschirmen die Überzeugung gewinnt, dass die ganze<br />

Welt schlecht ist und ebenso depressiv wie die Deutschen. Was<br />

dazu führt, das die Negativität gesteigert wird, weil es der<br />

ganzen Welt schlecht zu gehen scheint. Doch der Schein trügt.<br />

<strong>Das</strong> hier gezeigte Bild verdeutlicht meine Theorie.<br />

Diese Außenansicht wurde von einem dpa Photographen<br />

geschossen und wahrscheinlich manipuliert.<br />

Es standen sicher etliche Bilder <strong>für</strong> die Selektion zur<br />

Verfügung. Warum traf die n-tv Redaktion diese Auswahl <strong>für</strong><br />

die Titelseite. Kein sich freuender Soldat auf dem Bild, der nach<br />

Hause darf.<br />

Nach genauer Analyse zeigt sich, dass es sich hierbei nicht um<br />

ein echtes Bild<br />

104


handelt, sondern um ein nachbearbeitetes Bild, die<br />

Sonnenbrille des Soldaten scheint echt, das schwarze Mundtuch<br />

wurde nachträglich verändert und durch<br />

den Totenkopf ergänzt. Dieses Bild ist mehr als ein Bild, es<br />

zeigt dass in diesem<br />

Impuls bereits jemand mit unterschwelliger Manipulation<br />

gearbeitet hat, ein deutlicher<br />

Eingriff in die Bildwahrheit, könnte es sogar sein, dass irgend<br />

eine Kraft Interesse daran hat, das sich die Negativitätsimpulse<br />

fortsetzen oder werden sie gar produziert?<br />

Ein geistiger Hang zur Todesgeilheit oder die Verherrlichung<br />

des Totenkopfes kann nicht abgestritten werden, wenn wir uns<br />

andere Impulse anschauen, gerade in den jüngsten Impulsen tritt<br />

der Totenkopf oder der mediale Teufel vermehrt auf.<br />

105


Betrachten wir dann aber zum Beispiel Tageszeitungen aus<br />

England, so müssen wir leider feststellen, dass es die Eigensicht<br />

der Deutschen von der Welt ist und nicht die Realität der<br />

Wirklichkeit. Schaut man sich diese Zeitungen genauer an, so<br />

fällt doch auf, dass der "Smile" Indikator, also der Indikator <strong>für</strong><br />

lachende Gesichter auf Bildern deutlich über dem "Smile"<br />

Indikator in Deutschland liegt.<br />

106


Hier lag dieser Smile Indikator innerhalb der<br />

Negativitätsimpulse in der Nähe von 0.<br />

Der Impuls, der im Januar 02 auftrat zeigte mir in Köln bei der<br />

Analyse der regionalen Presse einen extremen "bad mood".<br />

Kein Lachen in einem Stadtmagazin, nur gemein schauende<br />

Menschen. Denn wer will schon einen Menschen sehen, der<br />

lacht, wenn man selbst negativ gestimmt ist. Die Selektion auch<br />

hier beim Zusammensetzen der Zeitung,<br />

oder des angeführten Stadtmagazins führte zur Auswahl von<br />

„bad mood“ Bildern, sodass nur negativ dreinblickende<br />

Gesichter auf den Leser einwirkten.<br />

Ich wiederhole nochmals: Im Medienraum läuft eine<br />

Feedbackreaktion an, bei der die Negativität gesteigert wird.<br />

Außerdem entscheidet die Programmwahl, also die Selektion<br />

des Einzelnen im Zeitungsbereich sind dies in erster Linie<br />

negative Überschriften. Die Überschrift ist der erste Schritt bei<br />

einer Reinigung der Sprache und der die größte<br />

Manipulationsgefahr. Die Texte müssen nicht unbedingt negativ<br />

sein. Alleine die Überschrift wirkt manipulativ. Sie ist die<br />

Schlagzeile, sie wirkt bewusst und unterbewusst.<br />

Eine negative Massensuggestion durch die Überschriften führt<br />

weiter in die Negativitätsspirale.<br />

Wir könnten jetzt eingreifen, indem wir die freie Presse<br />

aufheben oder unter staatliche Kontrolle stellen, in einem<br />

negativen System erreichen wir dadurch aber keine Besserung,<br />

sondern genau das Gegenteil, wir vernichten die Medienfreiheit.<br />

Meiner Meinung nach wäre die einzige Möglichkeit,<br />

bundespräsidiale Mahnungen an jede negative Einrichtung, an<br />

jeden negativen Autor zu schicken, die die Menschlichkeit und<br />

Nächstenliebe gegenüber den Hass stellt.<br />

Je weiter die Negativität und negative Berichterstattung anhält,<br />

desto weniger werden die Deutschen ins Ausland gehen, weil<br />

sie sich <strong>für</strong> ihre eigene Entwicklung schämen, oder sie merken<br />

es nicht einmal, weil die Außenwelt ja umgekehrt wurde.<br />

107


Reinigungszwang<br />

Hygiene und ein Reinigungszwang ist einer der Triebfedern <strong>für</strong> ein<br />

Reduktionssystem, wie wir es am Beispiel des Nationalsozialismus<br />

sehen konnten.<br />

Alles was nicht mehr gebraucht wird, weil es zu kompliziert ist,<br />

weil es uneffektiv ist, weil es schmutzig ist, oder weil man glaubt<br />

es enthält Krankheitserreger, die <strong>für</strong> das Wohl des Volkskörpers<br />

negativen Einfluss haben, müssen entsorgt werden, um sich von dieser<br />

hinderlichen Last zu befreien. Schließlich bleibt bei einem<br />

Menschen, der vom Reinigungszwang betroffen ist, in seiner näheren<br />

Umgebung nicht viel bis nichts mehr übrig.<br />

Es bleibt alleine die Handlung des Reinemachens als sinnstiftende Tätigkeit<br />

übrig, der alle anderen Handlungen untergeordnet werden.<br />

Der Reinigungszwang führt bei Medienmachern, im Schnitt und<br />

bei der Sendeleitung dazu, dass vermehrt Reinigungsthemen<br />

und vor allem Reinigungsgeräte, Reinigungswörter und<br />

Reinigungshandlungen in die Berichterstattung mit einfließen,<br />

was den Reinigungsdrang der Gesellschaft weiter verstärkt.<br />

<strong>Das</strong> nationale Labor<br />

Ein weiterer Faktor ist die Berichterstattung aus den nationalen<br />

Laboren.<br />

Labore sind klinisch, Labore sind rein. Labore sind<br />

wissenschaftlich und kausal aber nicht emotional und auch nicht<br />

108


warmherzig. Laborberichterstattung bedeutet<br />

Reinigungsberichterstattung.<br />

Laborberichterstattung bedeutet die schöne neue Welt aus<br />

einem keimfreien Umfeld. Jedoch ist jede schöne neue Welt<br />

schöner als diese negative Weltsicht und die Destruktion einer<br />

rationalistisch geregelten Welt der Megamaschine. Eine freie<br />

Marktwirtschaft und hier die Akteure, die Unternehmen,<br />

erfinden mit immer neuer Kreativität Produkte und<br />

Dienstleistungen <strong>für</strong> einen pluralistischen Markt. Sie sind auf<br />

den Käufer angewiesen. Diesen erreichen sie mittels der<br />

Werbung, die meist positive Visionen in den Mittelpunkt rückt.<br />

Der Kunde wird umworben und umschwärmt mit Luxus,<br />

Qualität und Lebensgefühl, Farbe und Form. Hier stimmt alles,<br />

die Werbung wirkt farbenfroh und lebensbejahend. Werbung ist<br />

in einem<br />

Mediensystem ein stabilisierender Faktor. Ein bejahender und<br />

menschenfreundliche Ansatz von Technik und Konsum.<br />

Die Megamaschine und ihre Medienprodukte der<br />

menschenfeindlichen Laborwelt hingegen zeigen meist ein Bild<br />

vom Menschen, worin dieser der Maschine untergeordnet ist.<br />

Die Produkte dieser Maschinenwelt orientieren sich nicht am<br />

Menschen, sie brauchen keinen emotional beeinflussten<br />

Konsumenten, sondern setzen ihre Produkte innerhalb der<br />

Megamaschine ab.<br />

Mehr noch als das Fehlen von Werbung und frischen Farben<br />

zeigt sich die Bildsprache der Megamaschine durch den Einsatz<br />

von Fehlfarben. Fehlfarben sind keine reinen klaren Farben<br />

sondern falsche schmutzige Farben. Sowohl das Labor mit<br />

seinem Neonlicht und die damit verbundene Fehlfarbigkeit der<br />

Photographien als auch die zentrale Stellung der Maschine<br />

gegenüber dem Kontrollinstrument Mensch führen beim<br />

Konsumenten der Bilder, dem Menschen, zu einer Veränderung<br />

der Wahrnehmung. Geleitet durch diese Bildsprache ändert sich<br />

auch die Wertvorstellung des Einzelnen weg von menschlichem<br />

Handeln hin zum programmierten emotionslosen Rädchen<br />

innerhalb des Systems.<br />

Gerade in einem Negativitätsimpuls geraten die unabhängig<br />

voneinander selektierten Bilder zu Bildwelten, die eine<br />

hässliche, destruktive Welt zeigen.<br />

Es ist die Welt nicht des menschlichen Körpers sondern die<br />

Welt der Körpermaschine.<br />

Was ist eine Körpermaschine? Eine Körpermaschine ist die<br />

Reduktion eines Menschen auf seine Organe, die alle kausal<br />

109


oder biochemisch erklärt werden. Durch diese Reduktion eines<br />

Menschen entfernt man sich vom humanistischen<br />

Menschenbild und entwirft ein seelenloses Menschenbild, ein<br />

Bild vom Menschen, dass in die „neue Mensch“ Philosophie<br />

mündet.<br />

„die ersten Jahre nur Bücher und Leichen<br />

Pauken ohne Pause: Ein wenig Abwechslung vom monotonen<br />

Auswendiglernen der ersten Studiensemester bietet lediglich<br />

das Fach Physiologie. Nicht selten Spass beim Atemtest im<br />

Labor“ (1998)<br />

Die Expo 2000 und der Themenpark stehen hier<strong>für</strong> als Symbol.<br />

Leben ist Chemie, mehr nicht?<br />

Die Ausstellungen des Hygieneinstitutes in Dresden zeigten<br />

eben in dieser Phase einen extremen Bezug zur<br />

Körpermaschine, was bei den neuen Ausstellungen sich wieder<br />

verbessert hat. Die Körpermaschine zeigt sich auch eindeutig im<br />

deutschen Exportschlager – Körperwelten.<br />

Ist es nicht verwunderlich dass unser Exportschlager ein<br />

Gruselkabinett aus verunstalteten Leichen, die im industriellem<br />

Maßstab verarbeitet werden und dann in unterschiedlichen<br />

perversen Arangements gezeigt werden. Kunst ist es nicht, was<br />

110


hier geschieht und auch der sufklärerische Aspekt steht nicht im<br />

Mittelpunkt.<br />

Der Reinigungszwang zeigte sich auf der Expo schon deutlich<br />

durch den Bereich "Friseursalon" im Bereich der<br />

Menschausstellung.<br />

Warum muß ich einen "Friseursalon" in diesem Bereich<br />

etablieren?<br />

Ein Beispiel <strong>für</strong> diesen Reinigungszwang war die Tagesschau<br />

20.00 Uhr am Ostersamstag oder Ostersonntag 2003, in der das<br />

letzte Thema<br />

das wiederholte Zeigen der mit weissen sterilen<br />

Hygieneanzügen an Mundschutz arbeitenden Cleaner nach<br />

einem Tankerunglück an der spanischen Küste mit dem<br />

Kommentar, am Ostersonntag nehmen viele ihren Urlaub, um<br />

die Strände zu saubern. Was sucht das in der Tagesschau? Gibt<br />

es keine anderen<br />

Themen als das Zeigen eines österlichen Reinigungszwanges<br />

oder Reinigungshandlungen?<br />

Ein weiteres Beispiel am Sonntag den 27.April 03 in den<br />

Tagesthemen um 23.00 Uhr wurde von der erfolgreichen<br />

Reparatur von Müllabfuhr,Wasser und Stromversorgung in<br />

Basra durch die Briten berichtet.<br />

Beachten wir die Gewichtung, so fällt auf, dass der deutsche<br />

Kommentar die Müllabfuhr vor die Wasser und<br />

Stromversorgung stellt.<br />

Da wir uns in einer Wüstenregion befinden und die dringlichste<br />

Versorgung eigentlich die mit Wasser ist, so stellt dieser<br />

Kommentar doch die Entsorgung des Mülls vor die Versorgung<br />

mit Wasser. Der Reinigungszwang hat sich etabliert.<br />

111


112


Ein Reinigungszwang ist eine gravierende psychische<br />

Krankheit, die der psychiatrischen<br />

Behandlung bedarf und nur schwer geheilt werden kann . Ein<br />

Reinigungszwang entsteht nicht durch eine schmutzige Umwelt,<br />

im Gegenteil. Besonders eine sterile Umgebung, oder ich<br />

würde sagen ein Laborcharakter führt erst zu einem<br />

Reinigungszwang.<br />

Ein Laborcharakter betont den sauberen Aspekt der Umgebung.<br />

Erst hier entstehteine Angst vor dem Unsichtbaren, den<br />

Bakterien und Viren. Auch Hitler hatte einen Reinigungszwang.<br />

Er wusch sich permanent die Hände. Ein Reinigungszwang<br />

führt beim Betroffenen dazu, daß er nachdem er permanent<br />

seine Hände wäscht oder sich duscht dazu<br />

übergeht sein näheres Umfeld zu reinigen . Dies bedeutet bei<br />

Betroffenen, dass sie anfangen Ihre Wohnung zu säubern und<br />

alles, was ihrer Meinung nach infektiös ist<br />

entfernen und beseitigen. Akzeptable Gegenstände werden<br />

permanent gereinigt.<br />

So entsteht auch hier der Laborcharakter. Bleibt der<br />

Reinigungszwang innerhalb der eigenen Privatsphäre, so ist<br />

dieser Reinigungszwang gesellschaftlich<br />

unbedeutend. Entwickeln größere Kreise einer Bevölkerung<br />

einen solchen Reinigungszwang,<br />

so wird er gesellschaftlich relevant. Besonders dann, wenn er<br />

nicht behandelt wird.<br />

Ein regionaler Reinigungszwang würde sich so deutlich auf das<br />

Mikroklima auswirken, weil<br />

dadurch ein Gruppenzwang entsteht. Säubern alle Ihren Anteil<br />

an der Strasse, so wird derjenige, der dies nicht tut zu einem<br />

Außenseiter oder einem Verschmutzer oder zu einem Parasiten.<br />

Ein überdimensioniertes staatliches oder wenn es auf einem<br />

begrenzten regionalen Rahmen beschränkt ist, z.B. ein<br />

aufgeblähtes städtisches Entsorgungssystem führt dazu, dass im<br />

städtischen Raum, im öffentlichen Raum immer weniger Müll<br />

zu sehen ist. <strong>Das</strong> Reinigungssystem, ich nenne es aufgrund der<br />

Farbe der meisten Reinigungswerkzeuge System Orange,<br />

hat also feste Größe, oder weil hier am Besten Arbeitslose<br />

untergebracht werden können eine steigende Größe. Wird<br />

entweder weniger Müll produziert, oder konstant produziert, so<br />

kann das System sich auf die<br />

Entsorgung des Mülls im öffentlichen Raum konzentrieren, sind<br />

mehr System Orange Kräfte als Müllverursacher vorhanden, so<br />

113


wird der Öffentliche Raum entmüllt, es bleibt kein Müll auf der<br />

Strasse übrig.<br />

Blank geputzte Straßen führen wieder hierzu, der<br />

Gruppenzwang lässt Grüßen, dass die Müllproduzenten den<br />

nächsten Müllbehälter aufsuchen da ihr Müll ja der einzige<br />

wäre, der auf der Straße liegen würde. Sie werden<br />

also zu vorbildlicher Entsorgung erzogen, was wieder einen<br />

persönlichen Reinigungszwang verursachen könnte. Was<br />

Ursache und Wirkung ist, ist nicht nachvollziehbar. Ist es der<br />

private Reinigungszwang, der dazu führt, dass die öffentliche<br />

Entsorgung nach Meinung einzelner Infizierter in gehobenen<br />

Positionen dazu führt, dass mehr System Orange auf die<br />

Straße gebracht wird, oder ist es der expansive Systemanteil des<br />

staatlichen Systems, der hier schon zu Buche schlägt.<br />

Schließlich kommt noch ein weiterer sehr wichtiger Faktor<br />

hinzu, der Faktor der wirtschaftlichen Lage. Sinkt der Konsum<br />

der Privathaushalte durch wirtschaftliche Schwäche, durch<br />

Depression und Konsumverzicht,<br />

wird auch eindeutigerweise weniger Müll produziert, was dem<br />

aufgeblähtem System Orange natürlich weniger zu schaffen<br />

macht, also noch weniger Müll im öffentlichen Raum übrig<br />

bleibt.<br />

Eine Möglichkeit wäre ein sofortiger Abbau von System<br />

Orange Kräften<br />

Oder eine produktive Leistung der Gesellschaft, den Arbeitern<br />

Arbeit zu geben und ihren Müll auf die Strasse zu werfen. Der<br />

Reinigungszwang oder eine Reinigungsnormierung der<br />

Gesellschaft muß verhindert werden.Wie sich ein<br />

gesamtgesellschaftlicher Reinigungszwang entwickeln kann,<br />

was die Ursache hier<strong>für</strong> sein kann, ist unklar. Sicher kann nur<br />

gesagt werden, dass auch hier um das Befreien von Ballast geht<br />

und die deutsche Mentalität der Sauberkeit und Gründlichkeit<br />

sicher eine Basis bietet.<br />

Ein Reinigungszwang kann entweder durch eine<br />

gesellschaftliche Entwicklung auf den Einzelnen übergreifen<br />

oder vom Einzelnen auf die Gesellschaft. Hitler übertrug seinen<br />

Reinigungszwang durch die<br />

Machterschleichung auf das System. Körperliche Ertüchtigung<br />

und normierte Körper gehörten ebenso zum<br />

Hygienebewusstsein dieser Gesellschaft wie die folgliche<br />

Definition und<br />

letztlich Entsorgung der Geschwüre oder einfacher der<br />

Schädlinge des Volkskörpers.<br />

114


Körperliche Ertüchtigung und Sehen des Verkrüppelten ist ein<br />

gleichlaufender Prozeß.<br />

Dies führte in Auschwitz zum Desinfektor, das ist der Mann,<br />

der das Cyclon B, wohlgemerkt ein Insektenbekämpfungsmittel<br />

in den Vergasungsraum einleitete.<br />

Der Tod erfolgte zynischerweise, geplant über die reinigende<br />

Dusche. Die Täuschung einer erquickenden Dusche war eine<br />

hinterlistiger Weg die verschwitzten und erschöpften Massen in<br />

die Anlage zu bekommen. Und die Dusche war noch mehr, sie<br />

war das eindeutigste Symbol der Reinigung des Volkskörpers.<br />

Sie war die Krönung Deutscher Perversion, Berechnung und<br />

Sinnbild dieses Reinigunszwangs. Der Begriff des<br />

Desinfektors ist eine weitere List, die moralischen<br />

Restsubstanzen dieses Mannes komplett zu beseitigen.<br />

Erstens ist der Begriff ein Industriewort, welches symbolisch<br />

<strong>für</strong> die ganze Maschine steht, außerdem ist es ein Begriff der<br />

diesem Mörder den Glanz eines Heilands <strong>für</strong> das Gute gab. Der<br />

Desinfektor desinfiziert das Land. Nicht nur die Dusche wurde<br />

umgedreht, die Nationalsozialisten drehten die ganze Welt um.<br />

Absolute Negativität wurde zum Glaubensziel des Schwarzen<br />

Ordens und des Schwarzen Staates. Der Tod regierte und Nichts<br />

anderes. Die Megamaschine ist eine Maschine, die eine<br />

negative Spinnrichtung entwickelt und die<br />

Systemgeschwindigkeit einer solchen Maschine nimmt mit<br />

dem Infektionsgrad des Reinigungswahns zu, bis schließlich nur<br />

die Reinigung übrig bleibt.<br />

Natürlich war der Faschismus durchaus komplexer als ein<br />

Reinigungswahn. Zum Schluss aber blieb nur noch der<br />

Reinigungswahn übrig. Wenn man den Krieg schon nicht mehr<br />

gewinnen konnte, so verfolgte man den Wahn, die Juden<br />

auszulöschen, bis zum endgültigen Untergang des Reiches.<br />

Stabilitätsinjektion<br />

Der Name klingt erschreckend. Wenn ich nicht wüsste, <strong>für</strong> was<br />

es steht, würde ich es nicht erraten. Dieses <strong>für</strong> die<br />

Megamaschine und LTI so passende Wort „Stabilitätsinjektion<br />

„ ersetzte etwas zu tiefst Humanes, die Enwicklungshilfe.<br />

Entwicklungshilfe ist ein von Außen ansetzender Vorgang,<br />

wobei die Entwicklungshilfe, gerne als Hilfe zur Selbsthilfe<br />

genannt wird, eine Stabilitätsinjektion hingegen als<br />

Laborbegriff setzt dem instabilen und somit gefährdeten oder<br />

Gefährdenten die Spritze an. Sie ist die erste oder auch letzte<br />

Hilfe, die gewährt wird und den Patienten an den Tropf hängt.<br />

115


Ein wirklich erschreckender Begriff und als Krönung wird sie<br />

gegen den Müll angesetzt.<br />

Todesysteme<br />

Bahro nutzt ebenfalls den Begriff der Megamaschine, er jedoch<br />

nutzt diesen Begriff abstrakt und ebenfalls Endzeit gerichtet.<br />

Eine autoritär hierarchische Staatsstruktur,<br />

116


von der Masse nicht hinterfragt sondern hingenommen. Bei ihm<br />

wird der Massentod aus ökologischen Problemen getätigt. Es<br />

ist jedoch fraglich, ob eine Gesellschaftsstruktur der technoiden<br />

Megamaschine überhaupt in der Lage ist ökologische Probleme<br />

zu sehen und diese auch zu lösen. Die technoide<br />

Megamaschine favorisiert eine technisch rationale Welt, die<br />

effektivste Welt und keine ökologische Welt.<br />

Ökologische Probleme treten hierbei in den Hintergrund, sind<br />

nur da präsent, wo sie einen effektiven Lösungsansatz<br />

bieten. Maximale Produktivität, maschinenorientierte<br />

Produktivität, bei dem der Mensch zwangsläufig hinter oder<br />

unter die Maschine gerät, steht im Mittelpunkt. Diese<br />

menschenverachtende Perspektive führt konsequent<br />

betrieben und durch Abstumpfungsprozesse über die Zeit dazu,<br />

dass eine kostengünstige Sozialpolitik des Todes entsteht.<br />

Sie ist im ersten Ansatz nicht Ziel dieses Handelns, sondern<br />

zwangsläufige Folge. Denn dort, wo die Maschine das sagen hat<br />

und der Mensch nur noch zweitrangig untergeordnetes Mittel,<br />

tritt die Wertigkeit des Menschen zurück. Erst durch die<br />

Negativitätsspirale wird aus der menschenverachtenden<br />

Perspektive eine menschenvernichtende.<br />

Alter heißt Abfall, ist die passende Bezeichnung dieses<br />

Prozesses in unserer heutigen Zeit. Auch hier können wir den<br />

Reinigungszwang erahnen, der sich in der Definition des<br />

Unbrauchbaren und Lästigen offenbart, welches nur schwer<br />

geduldet werden kann, oder gar entsorgt werden muß um das<br />

Heil zu ermöglichen.<br />

Schauen wir uns die „Renterschwemme“ an, so wird klar, es<br />

geht nicht mehr lange gut, zu wenige Beitragszahler, zu viele<br />

Leistungsnehmer. In der Gesundheitspolitik bedeutet dies als<br />

ersten Schritt den bereits ausgesprochenen Schritt der<br />

Leistungsverweigerung im Bezug auf nötige Operationen im<br />

Alter.<br />

In einer Welt, wo die Leistungsfähigkeit an erster Stelle steht,<br />

wird der Rentner zum Sozialschmarotzer. Ohne<br />

Leistungsfähigkeit kein Stellenwert. Mehr noch, er wird zum<br />

Ballast , zum Abfall der Gesellschaft ohne Produktivität, der auf<br />

Kosten der Allgemeinheit lebt.<br />

117


Die Definition dieses Abfalls ist der erste Schritt vor der<br />

möglichen Entsorgung dieses Abfalls. Sozialverträgliches<br />

Frühableben der Begriff in diesem Zusammenhang. Der nächste<br />

aktive Schritt in diesem Zusammenhang, die zwangsläufige<br />

Tötung nur noch ein kleiner Weg.<br />

Auf der anderen Seite befindet sich das Humankapital, der<br />

Arbeiter nicht als menschliches Wesen sondern als weiterer<br />

Kapitalfaktor und Maschinenersatz oder Zusatz. Humankapital<br />

als reiner Kapitalfaktor, soziale Elemente - eine<br />

Nebensächlichkeit.<br />

Beginnt man mit dem Leistungsentzug <strong>für</strong> Kranke und Alte, um<br />

mit dem faschistischen Begriff der nutzlosen Esser zu<br />

argumentieren, als Gefahr <strong>für</strong> eine gesunde Gesellschaft, so<br />

beginnt man mit der Todespolitik.<br />

Dieser erste Schritt, die Definition der Schädlinge oder des<br />

Mülls in der Gesellschaft, Leistungsentzug und Liebesentzug,<br />

führt zu einer Abstumpfung im Umgang mit den Kranken und<br />

Schwachen und fortgeführt im nächsten Schritt zur Beseitigung<br />

des inneren Übels.<br />

Die genetische Bedrohung geistig Kranker gegenüber dem<br />

starken gesunden neuen Menschen, als angestrebtes Ideal der<br />

pseudovisionären Politik im Nationalsozialismus oder im<br />

Stalinismus, die den Volkskörper schwächt ist auszumachen.<br />

Eine Tötung im Sinne der Euthanasie nicht weit entfernt von<br />

der<br />

vorgeburtlichen Definition des Kranken und seine Beseitigung<br />

im Mutterleib. Jedoch steht hier nicht der Volkskörper im<br />

Mittelpunkt, sondern das persönliche Wohl der Familie.<br />

118


Der NS Staat, oder genauer mit wachsendem Einfluss, der SS-<br />

Staat mit seiner eindeutigen Leben oder Tod-Ideologie als der<br />

brutalsten Wirtschaftsform von allen, mit Sklavenwirtschaft,<br />

ideologisch untermauert durch das tausendjährige Reich in<br />

Fortsetzung zu vergangenen Weltreichen wie Athen mit<br />

Sklavenwirtschaft, Rom mit Sklavenwirtschaft<br />

ist hier<strong>für</strong> das extreme Beispiel. Diese Wirtschaftsform basiert<br />

auf dem Tod, die Androhung des Todes und die gleichgültige<br />

Hinnahme des Todes treibt die Opfer dieser<br />

Wirtschaftsform, dieser Menschen verheizenden<br />

Gesamtmaschine zur Höchstleistung, wobei diese<br />

Höchstleistung nur dann gefahren werden kann, wenn neues<br />

„Menschenmaterial“ oder Humankapital zur Verfügung steht,<br />

die Lücken des Todes zu stopfen.<br />

Ohne Systemwachstum und ohne neue Kriegsgefangene und<br />

Fremdarbeiter oder innere zur Verfügung stehende definierte<br />

und festgesetzte Feinde kein Aufrechthalten der Produktion<br />

oder gar ein Produktionswachstum. Ein Argument <strong>für</strong> eine<br />

Fortsetzung der Sklavenwirtschaft und Todeswirtschaft, denn<br />

ohne sie schrumpft die Leistung. Wird diese Schwelle erst<br />

überschritten, hat sich die Moralvorstellung erst geändert, ist sie<br />

nicht mehr umkehrbar. Gnade ist ein Zeichen von<br />

Großherzigkeit, in einem solchen System ist das Herz jedoch<br />

längst verloren und durch den Totenkopf ersetzt worden.<br />

Wird diese Schwelle der sozialen Abstumpfung mit Hinnahme<br />

des Todes oder gar mit Androhung des Todes überschritten, so<br />

ist diese Entwicklung nicht mehr umkehrbar ohne einen totalen<br />

Systemwechsel von außen wie die Besetzung Deutschlands<br />

nach dem zweiten Weltkrieg und ein moralisches Aufarbeiten<br />

wie die Nürnberger Prozesse oder der Entnazifizierung.<br />

Todessysteme laufen immer extrem gradlinig, weil es keinen<br />

Ausweg <strong>für</strong> den einzelnen gibt, weil er exakt und präzise seine<br />

Arbeit verrichten muss, damit er nicht in Ungnade fällt. Deshalb<br />

lief das Regime unter Polpot so präzise. Sie sehen in den<br />

Dokumentationen Arbeitssklaven, die im exakten Abstand<br />

zueinander exakt die gleichen Bewegungen machen, um nicht<br />

dem Aufseher aufzufallen, was ein Todesurteil sein könnte.<br />

Selektiert wiederum der Aufseher nicht, wird er selektiert, das<br />

ist ein auf Führerbefehl funktionierendes Todessystem mit dem<br />

Gottkönig Polpot an der Spitze.<br />

Ich glaube nicht, dass ein erfolgreicher Putsch oder Attentat auf<br />

Hitler in der Zeit zwischen 43 und 44 zu einer Umkehr im<br />

Denken, zu einer neuen Moral der Masse und folglich zu<br />

119


einem Systemwechsel geführt hätte. Blut klebte an den Händen.<br />

Die Aktivierung der Megamaschine, die Aktivierung der<br />

Sklaven und Todeswirtschaft ist nicht mehr rücknehmbar, vor<br />

allem deshalb, weil die Megamaschine aufgebaut wurde und<br />

bereits lief, wie soll sich in einem solchen System der totalen<br />

Staatswirtschaft oder des nationalen Sozialismus die Maschine<br />

gestoppt werden,wenn doch alle in Ihr tätig sind. Wer wenn<br />

nicht die neue Führung sollte die Maschine stoppen, eine<br />

Maschine, auf der doch Ihre Macht basiert und eine Maschine,<br />

die durch Propaganda seit Jahren geschmiert wurde. Hierbei<br />

wird die<br />

neue Führung, die doch den „geliebten Führer“ vernichtet hat<br />

zwangsläufig zu Putschisten, die eine Gefahr <strong>für</strong> die Maschine<br />

darstellt. Ein Aufjubeln der Masse wäre eine Antwort auf eine<br />

neue Führung mit sofort eingeleiteten Reformen. Jedoch wird<br />

eine Masse, die zur Tötung erzogen wurde und der die<br />

moralischen Elemente einer zivilen Demokratie geraubt wurden<br />

keine Reformen dulden.<br />

Schliesslich wurde unter normalen moralischen<br />

Gesichtspunkten, auch wenn sie nicht mehr wahrgenommen<br />

werden konnten, eine<br />

Schuld aufgebaut. Diese Schuld aber war in diesem System gar<br />

keine Schuld, sie war nicht nur notwendiges Übel, sie war die<br />

einzige Möglichkeit im Sinne des Heilsversprechens, Gefahr<br />

und<br />

Vernichtung vom deutschen Volk abzuwenden. <strong>Das</strong><br />

internationale Judentum, als Drahtzieher einer<br />

Weltverschwörung<br />

Musste vernichtet werden, um nicht selbst vernichtet zu werden.<br />

Die Juden sind unser Unglück. Sie sind der Grund, warum das<br />

nationalsozialistische Paradies auf Erden nicht existieren kann,<br />

weil sie dem absoluten Glück des deutschen Volkes im Wege<br />

standen. Dieser Weg musste also beschritten werden.<br />

Dabei ist das Paradies gegenüber dem sozialistischen Paradies<br />

noch sehr nahe liegend, 7 Millionen Juden ein erreichbares Ziel.<br />

Wenn also das Glück eines Volkes, das Heil eines Volkes und<br />

damit verbunden das Unheil und Unglück nur durch den Mord<br />

an den Juden beseitigt werden kann, so ist eine Umkehrung<br />

dieser Entwicklung nur noch schwer vorstellbar. Daher ist die<br />

Endlösung unmittelbar mit dem Glück und Heil des Volkes<br />

verbunden.<br />

Folglich bedeutet eine Abkehr von dieser Entwicklung eine<br />

Abkehr vom Heil und eine totale Veränderung der Lebenslage,<br />

eine Lebenslage, da sie ja durch die allumfassende<br />

120


Megamaschine geprägt wurde und eine Veränderung dieser<br />

Situation<br />

nicht mehr möglich ist, denn was würde passieren, wäre die<br />

Megamaschine auf einmal nicht mehr. Alles würde stillstehen,<br />

denn sie hat bereits alle Bereiche des Lebens und Sterbens<br />

durchdrungen. Sie blieb dann wirklich an einem Punkt stehen,<br />

der Stunde 0, als die Kapitulation ausgesprochen wurde. Aber<br />

erst als alles bereits zu spät war. Mit ihrem Stillstand kam ein<br />

anderes Gefühl in Deutschland auf, das der Leere. Denn alles<br />

was war, was geglaubt wurde, was erfunden wurde, wie man<br />

seine eigene Geschichte im Sinne des germanischen Volkes<br />

verändert hatte, all das galt nicht mehr. Ein absolutes<br />

universelles Vakuum war durch den Untergang entstanden.<br />

Eigenverantwortung ist innerhalb der Maschine durch die<br />

Organisationsstruktur und das Befehlsprinzip nicht möglich.<br />

Der Stauffenbergputsch hätte bei Erfolg zur Folge gehabt, dass<br />

zwei konkurrierende Blöcke direkt aufeinander getroffen<br />

wären. Die alte Riege um Göbels, Göring, Himmler, Speer und<br />

die Verschwörer, wenn man sie so nennen möchte. Da die alte<br />

Riege über Jahre ihr eigenes System aufgebaut hatte, somit<br />

deutliche Machtmittel und den Repressionsapparat in den<br />

Händen gehalten hat, wäre ein endgültiger Erfolg dieses<br />

Putsches nur schwer vorstellbar. Des weiteren musste die<br />

Gruppe des 17.Juni um Stauffenberg verschwiegen und im<br />

Geheimen arbeiten. Diese Verschwiegenheit, die notwendig<br />

war, um diesen Enthauptungsschlag überhaupt zu ermöglichen<br />

führt in der nächsten Stufe nach der Tötung Hitlers zum<br />

Problem, da hier die breite Masse gewonnen werden musste, die<br />

man zu diesem Zeitpunkt nicht hatte, weil man ja verschwiegen<br />

sein musste. Jetzt erst hätten die Einwegmedien oder<br />

Propagandainstrumente eingenommen werden können, ein<br />

Apparat, der doch Göbels zur Verfügung stand. Ein Apparat,<br />

der doch jahrelang den Führer huldigte und die Leistungen des<br />

Nationalsozialismus. Einen solchen propagandistischen Tanker<br />

kann man nicht von einem Tag auf den anderen umstellen,<br />

zumal Göbels ja nicht in der Wolfsschanze war, sondern im<br />

Zentrum der Maschine, in Berlin. Und ohne den<br />

Propagandaapparat keine Meinungsänderung, ohne diese keine<br />

Reformen oder eine zweigespaltene Gesellschaft mit möglichen<br />

Bürgerkrieg. Ein Erreichen eines Kriegsendes durch<br />

Zurückführen der eigenen Armee wäre die Option nach Sicht<br />

der Verschwörer. Aber was wäre dann geschehen? Ein weiteres<br />

Morden innerhalb der Staatsgrenzen?<br />

121


<strong>Das</strong> Attentat sah zu sehr nach Dolchstross aus, und wurde als<br />

Rückkehr der Dolchstosslegende als solcher angesehen.<br />

Ich glaube, das ein Tod des Führers zur gesichtslosen<br />

Megamaschine ohne Halt geführt hätte.<br />

Medial wäre der tote und dann gehuldigte Führer weiterhin<br />

vorhanden gewesen, wie auch Bin Laden nach Verschwinden<br />

ebenso zu einem permanent und durch die Medien weiterhin<br />

allpräsenten Kämpfer geworden ist und auch der geliebte<br />

chinesische Führer Mao. Dieser eingetretene<br />

Verlust des Führers hätte zur nationalen Trauer geführt, die in<br />

diesem System wohl nicht zu Liebe geführt hätte, sondern zu<br />

Hass und Wut. Der Verlust des Führers und somit der Verlust<br />

der Stärke des Reiches wäre durch eine noch weiter aufgebaute<br />

mediale Stärke des Reiches oder der Megamaschine<br />

kompensiert worden, jetzt noch gefährlicher als eine kopf- und<br />

führungslose Megamaschine. Die Restmoral<br />

Deutschlands, die einst auf das kulturelle und gesellschaftliche<br />

Wirken des Führers aufgebaut war und die mediale Präsenz der<br />

Wirkstätten des Führers hätten kompensiert werden müssen<br />

oder sie wäre verschwunden, was schwer vorstellbar ist.<br />

Ich denke dass die absolute Todeswirtschaft des etwa 42 /43<br />

durch die schleichende Machtausweitung des europäischen SS<br />

Staates eingeführt worden war dazu geführt hätte, das es zu<br />

einem noch mörderischem System ohne jeglichen moralischen<br />

Halt nur noch im Dienste des Todes geführt hätte, was ja auch<br />

durch den totalen Kriegsausruf Göbels bereits entstanden war<br />

und das bis 1945 zu eben diesem Todessystem führte, in dem<br />

alles starb und selbst die alten Mütterchen, als einzige ohne<br />

wirkliche Aufgabe im Staate und Todesziel sagten, der Führer<br />

wird uns nicht verraten und am Ende hoffentlich auch ins Gas<br />

schicken.<br />

Hier hätte Hitlers frühzeitiger Tod nur zu einer weiteren<br />

Stärkung des Vergangenen und des Vergehens, somit des<br />

Sterbens und des Todes geführt, denn wenn der Führer stirbt,<br />

dann sollten wir alle sterben. Die nationale Überstärke - jetzt die<br />

nationale Überschwäche, konnte nur noch durch ein noch<br />

barbarischeres Todessystems im Dienste des toten Führers<br />

abgelöst werden. Der Putsch scheiterte und die Attentäter<br />

wurden hingerichtet.<br />

Die Megamaschine erschafft sich die eigene Realität durch ihr<br />

eigenes Wachstum, sobald sie im Staatshaushalt die kritische<br />

Grenze überschritten hat. Da sie wächst und wächst, auch die<br />

mediale Betrachtung der Maschine durch die Propaganda und<br />

122


zu einer anderen Realitätsbetrachtung führt ist eine Umkehr<br />

nahezu ausgeschlossen.<br />

<strong>Das</strong> Weltbild der Megamaschine und innerhalb dieser Maschine<br />

ist ein auf kausalen wissenschaftlichen Grundlagen basierte<br />

Industriegesellschaft. Eine Gesellschaft die auch durch die<br />

Vernetzung zwischen Wirtschaft, Politik und Forschung einen<br />

deutlich ausgeprägten militärisch industriellen Komplex<br />

hervorbringt, der eine wachsende Tendenz einnimmt und die<br />

Überhand gewinnt. Man glaubt die eigene Sicherheit durch eben<br />

diesen Komplex zu stärken, ebenso die eigene Systemstärke zu<br />

erhöhen.<br />

Bahro, der eine utopisch idealistische Ansicht zur<br />

Megamaschine vertritt, der sich aber auch nicht auf aktuelle<br />

Bezüge festlegt,<br />

sieht in der Liebe den stärksten Gegner der Maschine.<br />

Die Logik der Rettung verlangt dann, den Eingriff nicht entlang<br />

der Überlebens-, sondern entlang der Lebensfragen, entlang der<br />

Versprechungen der menschlichen Existenz zu probieren und zu<br />

denken, zu planen und auszuführen.<br />

Dieser utopische Gegenansatz, nach der Megamaschine muß<br />

zum Wohle der Menschheit die Liebe siegen, liegt bei Bahro in<br />

ungewisser Ferne. Sehen wir uns aber die letzten<br />

Negativitätsimpulse in den letzten Jahren an und folglich<br />

die Schübe der anlaufenden Maschine, so muß man sich klar<br />

werden, dass diese visionäre utopische Ansicht, die Liebe muß<br />

siegen nicht mehr nur in ferne undefinierte Zeiträume verlegt<br />

werden darf, da weder der <strong>für</strong> Bahro utopische Ansatz der<br />

kommenden Megamaschine und folglich späteren Rettung aus<br />

dieser Situation, sondern die real existierende Gefahr einer<br />

kopf- und führungslosen Megamaschine ein sofortiges Handeln<br />

nötig macht und nicht erst in ferner Zukunft.<br />

Da der Begriff der Megamaschine oft als reiner Theoriebegriff,<br />

utopischer Begriff oder historischer Begriff von einer sehr<br />

kleinen Minderheit benutzt wird, wird die Megamaschine als<br />

Gefahr auch unterschätzt, weil die Masse diesen Begriff weder<br />

gehört hat, noch benutzt oder den abstrakten Begriff nicht<br />

wirklich gesellschaftlichen oder politischen Ereignissen<br />

zuordnen kann. Folglich ist auch kein Aufbäumen, kein Protest<br />

gegen diese aktuelle Entwicklung zu vernehmen.<br />

Da der Begriff der Megamaschine hauptsächlich mit dem<br />

Nationalsozialismus Verwendung findet, wenn er überhaupt<br />

benutzt wird, ist ein Aufgreifen dieses Begriffes in<br />

Zusammenhang mit Entwicklungen in der Bundesrepublik ein<br />

Tabu, welches gebrochen werden muss.<br />

123


Notwendigerweise, um eine Änderung der möglichen und<br />

kommenden Entwicklung, die sich bereits in mehreren Schüben<br />

gezeigt hat, entgegenzuwirken.<br />

Und dabei ist das Aufzeigen eines Todessystems die<br />

notwendige Konsequenz, um es frühzeitig zu verhindern.<br />

Entsteht ein Todessystem, das heist kommt es zu<br />

systematischen Tötungen und nicht nur zu einzelnen<br />

Verwirrungen, so ist es eben diese Systematik, die verhindert,<br />

dass damit wieder<br />

124


Aufschwingende oder abschwingende Systeme<br />

Im Prinzip sind mehrere Möglichkeiten der Zukunft denkbar.<br />

Die Megamaschine baut sich nicht weiter auf und durch ein<br />

langsames Verdrängen und Vergessen werden die vergangen im<br />

Unterbewußtsein gespeicherten Impulse verschwinden und sich<br />

das System normalisieren, das ist möglich. Der andere Weg ist,<br />

dass das System auch in Zukunft starken Schwankungen<br />

ausgesetzt ist und es zu weiteren Negativitätsimpulsen mit all<br />

seinen Gefahren kommt, auch das ist wahrscheinlich.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist die, dass das Mediensystem<br />

vollkommen in Ordnung aussieht, dass sich die Megamaschine<br />

aber fernab dieser Medienrealität weiter entwickelt, wächst,<br />

neue Destruktivprodukte entwickelt und irgandwann die Macht<br />

übernimmt, oder zumindest als Paralleluniversum mit dem<br />

vorgetäuschten Bild einer funktionierenden Demokratie parallel<br />

existiert.<br />

Die dritte Möglichkeit ist die, vergleichen Sie es mit einer<br />

Resonanzkatastrophe , sodass das System komplett abstürzt,<br />

Mediensystem und Staatssystem, bzw. Megamaschine und sich<br />

nicht mehr revitalisieren lässt und das Worst Case Szenario<br />

eintritt. Ich bin durch meine Erfahrungen der Ansicht, dass wir<br />

in der Impulsdynamik bereits so weit fortgeschritten sind, dass<br />

eine langfristige Revitalisierung ausgeschlossen ist und bereits<br />

zu viele Destruktivprodukte innerhalb der Gigamaschine<br />

entwickelt wurden. Ist eines dieser Destruktivprodukte bereits<br />

entwickelt, wird es nicht mehr aus dem System genommen.<br />

Wird die Büchse der Pandora einmal geöffnet, kann sie nicht<br />

mehr geschlossen werden.<br />

125


das Kreuzrot-Szenario<br />

Wie ich Ihnen bereits geschildert habe ist eine Implosion<br />

genauso gefährlich wie eine Explosion.<br />

Wie eine solche Implosion aussehen könnte, ich betone könnte<br />

und nicht wird, weil alle Möglichkeiten mit einer guten Chance<br />

offenstehen, werde ich jetzt erklären.<br />

<strong>Das</strong> Problem wird sich steigern. <strong>Das</strong> worst-case Szenario<br />

beinhaltet<br />

die Umkehrung von Rotkreuz zu Kreuzrot. Bitte sehen Sie<br />

hierbei Rotkreuz oder Kreuzrot nicht als auf das Rote Kreuz<br />

bezogen, sondern als Sinnbild <strong>für</strong> das Gesundheitssystem<br />

Kreuzrot wäre der entscheidende Schritt zur Unabfangbarkeit.<br />

Kreuzrot wäre die<br />

Explosion der Todeszahlen, Kreuzrot wäre der Todesstoß.<br />

126


„Manche Patienten werden gesund, wenn man sie nur<br />

aufschneidet und wieder zunäht, daran müssen sich neue<br />

Methoden messen“„Die fast rituellen Desinfektionsmaßnahmen,<br />

Ängste und Hoffnungen des Patienten, die Autorität des<br />

Chirurgen, das Erwachen aus der Narkose und der Hightech im<br />

Operationssaal. <strong>Das</strong> alles trägt dazu bei, dass eine Schein-<br />

Operation als Placebo taugt“<br />

Wenn wir die Situation des Reinemachens betrachten so wäre<br />

Kreuzrot, also das Anwerfen der Schnelltötungsmaschine<br />

Zum eigen ein schleichender Prozess ohne Kontrolle, also ein<br />

schweigendes Todessystem, oder eskalliert die Situation durch<br />

die Unabfangbarkeit des Systems wäre eine<br />

Vertuschung im extremsten Ausmaß zu erzielen. Medizin ist<br />

eine Frage der Wahl der Mittel und der Anwendung. Manche<br />

werden gesund, wenn man sie aufschneidet und wieder zunäht<br />

ist ein schwerwiegender Denkfehler.<br />

Manche werden gesund, bedeutet die Masse wird sterben. Wenn<br />

aber die Masse stirbt, was macht man dann mit ihnen, wenn<br />

man doch sagt, dass man ein funktionierendes<br />

Gesundheitssystem hat. Man muß es vertuschen. Wie macht<br />

127


man das in einem industriellen Umfeld einer Körpermaschine<br />

ohne Seele und in einem negativen Gesamtsystem. Durch das<br />

nächtliche Entsorgen der Leichenberge in der<br />

Müllverbrennungsanlage.<br />

Die auftretende Panik und Angst vor dem eigenen Tod in der<br />

Bevölkerung wiederum würde dazu führen, dass die Maschine<br />

enorm gradlinig und fehlerlos läuft. Da die zunehmenden<br />

Todeszahlen das System destabilisieren und Panik ausbrechen<br />

wird muß das System stabilisiert werden, weil ein Aufdecken<br />

und Abfallen der Systemgeschwindigkeit dazu führt, dass das<br />

System kollabiert. Denken Sie auch an die umgekehrte<br />

Aussenwelt, die verhinderrt, dass es zu einer Flucht über die<br />

Granzen kommt. Eigene Erfahrungen belegen aber auch, dass<br />

vermehrt Luftaufklärung eingesetzt wurde, um ein Verlassen<br />

Deutschlands zu verhindern.<br />

Wenn die Megamaschine anläuft kann man sie nicht mehr oder<br />

nur schwer wieder stoppen. Die Angst vor dem Tod führt bei<br />

jedem Menschen dazu, dass er funktioniert, dass er fehlerlos<br />

funktioniert.<br />

Wenn Sie sich die Bilder von Dokumentationen über die Roten<br />

Khmer unter<br />

Pol Pot anschauen, ich habe es schon einmal erwähnt, so sehen<br />

sie absolute Perfektion. Sie sehen Arbeitssklaven, die in<br />

absoluter Gradlinigkeit ihre Zwangsarbeit verrichten, die alle<br />

den absoluten Gleichschritt in absolut exaktem Abstand<br />

zwischen einander durchführen. Die Todesquote lag in diesem<br />

Todessystem bei 30 Prozent. Jede Abweichung von der<br />

Ideallinie, ein kleinster Schritt aus dieser absoluten Exaktheit<br />

bedeutete den Tod.<br />

Und deshalb lief diese Maschine so exakt, so präzise und<br />

fehlerlos.<br />

Ein Todessystem ist nicht zu stoppen, weil die Angst die<br />

Triebfeder ist und selbst der Bewacher funktionieren muß,<br />

selektiert er nicht, wird er selektiert. Gesundheit bedeutet<br />

Überleben, Krankheit bedeutet den Tod. Die Blutabnahme als<br />

umgekehrtes Element bedeutet hier das Einspritzen eines<br />

Todescocktails zum „sozialverträglichen Frühableben.“<br />

128


Da durch den Begriff eine parallele Entwicklung zwischen NS<br />

Deutschland und der doch demokratischen<br />

Bundesrepublik erkannt werden könnte und der Nutzer des<br />

Begriffes somit Nationalismus mit Demokratie in Verbindung<br />

bringt, so ist dieses Tabu so stark, das es zu einer<br />

Problemlösung nicht herangezogen wird, aber werden sollte.<br />

Der erste Schritt, der jedoch getan werden kann, und der<br />

zusätzlich zur Menschenliebe geleistet werden muss ist der des<br />

Tabubruchs. Endlich aufwachen und begreifen. Denn ohne eine<br />

Auseinandersetzung mit der Problematik der Megamaschine<br />

auch kein Lösungsansatz <strong>für</strong> eine menschliche Zukunft.<br />

Diese Begreifen kommt noch vor dem von Bahro verwendeten<br />

Liebesbegriff gegen die Megamaschine.<br />

129


Die Megamaschine ist ein Gesamtsystem welches kausal und<br />

wissenschaftlich, rational und auf keinem Fall emotional und<br />

menschlich ist. Die Triebfedern der Maschine sind die<br />

Laboratorien und deren wissenschaftliches Personal.<br />

In einer entstehenden und kommenden Welt der Laboratorien,<br />

die wohl unausweichlich ist, betrachten wir die<br />

Nanotechnologie, die Gentechnik, die Biotechnologie, die<br />

Hightechoperationssäle so entwickeln wir uns hin zu einer<br />

schönen neuen Welt, wie sie in vielen utopischen Romanen<br />

gezeichnet wird, jedoch ist diese schöne neue Welt die<br />

hässlichste aller Welten.<br />

Besteht jedoch ein menschlicher Ausgleich gegen diese<br />

wissenschaftlichen Laboratorien und deren wissenschaftlichen<br />

Publikationen in den Medien, so bleibt eine menschliche<br />

Gesellschaft vorhanden. Nimmt jedoch dieser wissenschaftliche<br />

Apparat an Bedeutung zu und findet kein emotionaler<br />

Ausgleich statt, so entwickelt sich diese Megamaschine<br />

ungebremst und wachsend, was sich deutlich im Wachstum des<br />

militärisch industriellen Bereiches zeigt oder seit dem 11.<br />

September dem Wachstum des sicherheitstechnisch<br />

industriellen Bereich zeigte, wozu sowohl Rüstung als auch<br />

Sicherheitstechnik zählen. Sicher gab es immer Zeiten im 20ten<br />

Jahrhundert, in denen Gesellschaften Megamaschinenaspekte<br />

zeigten, wie ich Ihnen das bereits an der kommunistischen<br />

Megamaschine und der allierten Maschine erklären konnte. Die<br />

extremste Form zeigte sich neben der NS Megamaschine auch<br />

gerade in den Anfängen der Atomtechnik Mitte der 50erJahre<br />

mit den damit verbundenen Atomlaboratorien und den<br />

gesellschaftlichen Auswirkungen, bis hin zum Atomium und<br />

dem„Atombusen“ und dem Bikini. Der jetzige Innere<br />

Sicherheitswahn durch die Anschläge vom 11.September, die<br />

damit verbundene allgemeine Kontrolle von e-mails, die<br />

zunehmende Telefonüberwachung, die deutlich stärkere<br />

Möglichkeiten hat als der grosse Lauschangriff hat, das an<br />

jedem Punkt durch das Handynetz geortet werden können und<br />

die Verschmelzung von Datenbanken stellen das größte Risiko<br />

dar.<br />

Es kommt noch hinzu, dass die Politik ihre Glaubwürdigkeit<br />

oder ihren gesellschaftlichen Führungsanspruch verliert, weil<br />

sie eben keine positiven Impulse setzt, sondern Deutschland<br />

kaputt redet. Wir befinden uns jetzt im Jahre 2008 mit der<br />

Großen Koalition und meine Be<strong>für</strong>chtungen, dass gerade diese<br />

Große Koalition ein endgültiges Aus <strong>für</strong> die Demokratie<br />

130


edeuten wird, hat sich nicht bewahrheitet. Dennoch gibt es uns<br />

zu bedenken, dass es nur noch eine schwache Opposition gibt.<br />

<strong>Das</strong> jetzt ersichtliche 5 Parteiensystem mit dem Anspruch<br />

irgend eine regierungsfähige Koalition zu finden, bei der fast<br />

jeder mit jedem koaliert, scheint zwar eine<br />

zielgruppenorientierte Klientelpolitik zu sein, jedoch bildet es<br />

ein politisches System ohne Ecken und Kanten, jeder kann mit<br />

jedem, warum sollte man sich daher noch angreifen.<br />

Deutschland ist zu einer Talkshow verkommen, in allen<br />

Kanälen wird getalkt, aber es ist eben nur ein kurzfristiger<br />

Schlagabtausch und keine wirkliche Reformkraft am Werke. Es<br />

wäre besser, einzelne Systemteile, die nicht funktionieren durch<br />

bewährte Strategien oder Systeme, die sich im europäischen<br />

Umfeld durchgesetzt haben und funktionieren, zu klonen und<br />

sofort mit einer wirklichen Reform zu beginnen, als den<br />

schwarzen Peter immer der anderen politischen Seite<br />

zuschrieben zu wollen.<br />

Um endlich nach 7 Jahren angeblichen Stillstand Reformen<br />

voran zu treiben, keine Reform der Reform, sondern<br />

schlagkräftig zu handeln. Da dies bisher nicht der Fall war, und<br />

aus vielen weiteren Gründen wurde die gesamte Politik daher<br />

unglaubwürdig und das Vertrauen gesenkt. Daher bildet die<br />

Politik keine gesellschaftliche menschliche und moralische<br />

Gegenposition zur Megamaschine und zur Situation.<br />

In der Zeit der grossen Koaliton kam es zu einigen<br />

Kompromissen, insofern ist die vorangegangene Aussage etwas<br />

überholt, jedoch kam es nicht zu durchgreifenden Reformen,<br />

sondern nur zu Reformansätzen.<br />

In den letzten Impulsen war es so, dass die Regierung medial<br />

getötet wurde, sodass sich die Berichterstattung aus den<br />

nationalen Laboren gegenüber der Politik verstärkte, oder eben<br />

keine politische Führung Einfluss nahm, nehmen konnte. Da die<br />

Öffentlichkeit die Gefahr der Megamaschine nicht bewusst ist,<br />

oder durch die Geschichtsfälschung die Masse bereits einen<br />

Zustand erreicht hat, der die Verhaltensmuster der<br />

Megamaschine adaptiert hat, so ist Protest nicht möglich oder<br />

nicht mehr möglich. So wurde im letzten Impuls der Begriff des<br />

„altbundesrepublikanisch“ gegenüber neudeutsch gesetzt, was<br />

einen totalen Systemwechsel verdeutlicht. Ich selbst rechnete<br />

beim letzten negativen Impuls nicht mehr mit einer<br />

Revitalisierung des demokratischen Systems, da nach den<br />

fast schon zahllosen und im Abstand immer kürzer eintretenden<br />

Impulsen ein Durchschlagen des Paradoxes, also der<br />

131


verschwiegenen Vergangenheit durch die weiße Fassade nicht<br />

mehr rückgängig zu machen scheint oder anzunehmen ist.<br />

Die Negativität hatte eine erschreckende Dimension erreicht.<br />

Es scheint nun so weit gekommen, dass in politischen<br />

Fernsehdiskussionen einzelne Kandidaten hinter vorgehaltenem<br />

Mund nuscheln, dass die Megamaschine anläuft, jedoch hat dies<br />

noch keiner der Kandidaten ausspricht, somit das Tabu<br />

nicht gebrochen wird, das sollte aber passieren. Jedoch kann<br />

dies wieder zu Panik führen, die unbedingt vermieden werden<br />

sollte.<br />

Eine konservative Regierung würde die Staatsquote wohl eher<br />

noch weniger abbauen, auch wenn Kanther die Idee des<br />

schlanken Staates propagierte, weil die Sicherheit dem Ganzen<br />

im Wege stand und stehen wird. Und so wird es wohl auch bei<br />

einer Regierung Merkel sein, konservative Parteien setzen<br />

immer auf innere Sicherheit und Konservatismus. Im ersten<br />

beobachteten Impuls, der am Ende der Kohlzeit zur<br />

Jahreswende 97/98 einsetzte , zeigte sich eben nicht das<br />

Schlankermachen des Staates. Keine weiter steigenden Löhne<br />

der Staatsbeamten können wohl nicht als wirkliches<br />

Schlankermachen bezeichnet werden. Eine Winterdepression<br />

97/98 kurz vor dem Machtwechsel, dazu eine nicht lachende<br />

Regierung mit Sinn <strong>für</strong> konservative Dynamisierung und<br />

Entstaatlichung ((?) sehr merkwürdig),führte zu zusätzlichen<br />

Kräften in den Arbeitsämtern und Kurzzeitjobs in<br />

Abhängigkeit vom Arbeitsamt. Zusätzlich viele ABM<br />

Maßnahmen zum Schönen der Arbeitslosen-Statistiken.<br />

Eine deutliche Polarisierung zwischen Menschlichkeit und<br />

Technokratentum könnte Abhilfe schaffen und zu einem<br />

Aufwachen führen, wobei in den 20er Jahren ebenso ein<br />

spiritueller Erwachen-Prozess die Freikörpergesellschaft<br />

erzielen wollte und alternative Lebensformen propagierte und<br />

letztlich scheiterte und die Nationalsozialisten nach erstem<br />

Verbot dieser Freikörperkultur eben diese aus rassischer Sicht<br />

integrierte und nun propagierte Körperkult zur Pflicht des<br />

Bürgers und die 10 Gebote von Schirach zur Körperpflege der<br />

HJ zur Pflichtübung wurden.<br />

Fallende Börsen innerhalb der letzten Jahre (bis 2003) führten<br />

zu einem sich ärmer Fühlen innerhalb der Masse, weniger<br />

Konsum und dem Wunsch, dass der Motor der Deutschen<br />

Wirtschaft wieder anläuft. <strong>Das</strong> sich Arm fühlen unterstützt die<br />

132


Depression mit dem Leitsatz „uns geht es so schlecht“ und „wir<br />

sind die letzten beim Wirtschaftswachstum in Europa“,<br />

schmerzhafte Erfahrungen <strong>für</strong> das Wirtschaftswunderland. Dies<br />

trägt ebenso zum Minderwertigkeitskomplex bei, vollkommen<br />

unbegründet, schließlich bleibt Deutschland ist immer noch eine<br />

der größten Wirtschaftsmächte der Welt und<br />

Exportweltmeister, nur die Binnenkonjunktur lahmt. <strong>Das</strong> sich<br />

gesund sparen , spart uns eigentlich krank. Denn wenn nicht der<br />

private Verbrauch ansteigt, dann wird auch hier die Maschine<br />

prozentual größer am Gesamtsystem werden. Eben durch die<br />

„Vertalkung“ der Sender wurde die bisher größte<br />

Kaufzurückhaltung im Konsumgütermarkt seit Kriegsende mit<br />

all seinen Konsequenzen erreicht. Wie gesagt hat sich die<br />

Situation seit 2003/04 deutlich gebessert, steigende Börsen<br />

führten zu steigendem Wohlstand und positivem Denken.<br />

Jedoch saßen wir 2003 im riesen Loch und Tiefpunkt, was sich<br />

sehr deutlich im FAZ-Feuilletoninikator zeigte.<br />

Alternative Köpfe in den Vordergrund<br />

Der Präsident<br />

Die Präsidentialdemokratie wäre eine Alternative zur Situation.<br />

Jedoch ist der Präsident zu einem sehr schwachen Systemteil<br />

geworden, weil er medial schon sehr stark geschwächt wurde.<br />

Der Präsident ist medial zu 80 % getötet. Der Präsident hat eine<br />

Weihnachtsalibifunktion bekommen, hier lassen wir Ihn ins<br />

Programm aber sonst ist der Präsident nur noch sehr selten zu<br />

sehen. Aber warum berichten die Medien nicht mehr vom<br />

Präsidenten. Weil die Masse kein mediales Interesse am<br />

Präsidenten hat? Sicher taucht er noch in den Strickmagazinen<br />

<strong>für</strong> ältere Damen auf, aber das ist nicht genug.<br />

Wir leben in einer Mediengesellschaft und der mediale Tot ist<br />

genauso bedeutend wie der echte Tod.<br />

Ein Systemkollaps, wie wir ihn ohne Folgen bereits mehrere<br />

Male erlebt haben und der meiner Meinung nach bereits zu<br />

einem Paradigmenwechsel der Gesellschaft geführt hat, weil<br />

nach der Rückgewinnung der Stabilität keine Sanktionen oder<br />

moralische Kritik geäußert wurde, auch nicht vom Präsidenten<br />

selbst, so wurde er möglicherweise unglaubwürdig oder unnütz.<br />

Und es wurde nicht kritisch hinterleuchtet. Die Situation von<br />

Herzog Anfang 1998 zeigt alles deutlich. Herzog wurde als<br />

Person schwächer als sein Stab.<br />

Die Präsident wurde Anhängsel des Bundespräsidialamtes.<br />

133


Hinzu kam dieser merkwürdige Silvesterempfang Januar 1998<br />

von dem der SFB berichtete<br />

und bei dem ein hoher Freimaurer gemeinsam mit der<br />

Reporterin das Ereignis kommentierte,<br />

das ganze Ereignis schien farblos, ich sah keine ausländischen<br />

Gäste, wobei dies<br />

ebenso eine mediale Tötung gewesen sein kann und ich nur ein<br />

Rezipient dieses Schauspiels.<br />

Es wurde nicht kritisch hinterleuchtet, weil die Masse den<br />

Paradigmenwechsel über die Jahre nicht verfolgen konnte, weil<br />

er über mehrere Jahre ablief und somit eine schleichende<br />

Entwicklung war, die nicht nachvollziehbar war, da wir auch<br />

die medialen Jahresabschlüsse nicht benutzen können, ist<br />

überhaupt keine Entwicklung nachvollziehbar und somit keine<br />

Kritik möglich, weil zur Kritik überhaupt eine Gegenposition<br />

nötig ist, die nicht möglich ist, weil es keinen Anlass <strong>für</strong> Kritik<br />

gibt, geben kann, weil wir uns ja in der Nichtgeschichte<br />

befinden.<br />

Ein schwacher Präsident, eine zusätzliche Schwächung der<br />

Demokratie durch ein schwaches Parlament, eine sehr lange<br />

Pattsituation zwischen Bundestag und Bundesrat, eine<br />

schwache Regierung, eine in erster Linie kontraproduktive<br />

Opposition.<br />

Grosse Koalition<br />

Die voran gegangenen Negativimpulse traten dann auf, wenn<br />

von einer Großen Koalition die<br />

Rede war. Wie erklärt sich dies? Eine Große Koalition bedeutet,<br />

daß es nur noch eine schwache<br />

Opposition gibt. Da in den letzten 7 Jahren aber die Grünen mit<br />

der SPD regiert haben und<br />

die Grünen natürlich an einer Fortführung der Regierung<br />

interessiert war, konnten sie keine<br />

Angriffe starten, weil ja somit eine Fortführung gefährdet wäre.<br />

Schröder hat den<br />

letzten Negativimpuls nur deshalb ausgelöst, weil er Anfang<br />

Januar 2002 von einer<br />

Großen Koalition sprach. Er sprach von Ihr, weil die CDU eine<br />

deutliche Stimmenmehrheit bei der Sonntagsfrage hatte. Da wir<br />

uns in einer Medienlivegesellschaft befinden führte dies<br />

134


zu einer faktischen Akzeptanz einer Großen Koalition mit den<br />

Folgen einer Livekoalition.<br />

Jegliche Opposition verstummte. In diesem Zeitraum eines<br />

Monats oder etwas mehr<br />

gab es faktisch keine Opposition, da ja die FDP an einer<br />

Regierung mit SPD oder CDU<br />

interessiert war. Die Grünen an einer Fortsetzung mit der Spd.<br />

Eine Große Koalition wird immer als starke Allianz <strong>für</strong><br />

Deutschland bezeichnet,<br />

weil man hofft, daß dadurch die Probleme Deutschlands<br />

gemeinsam gelöst werden und somit<br />

eine Besserung der Situation eintritt. Eine Große Koalition<br />

bedeutet aber ebenso<br />

keine Opposition. Eine große Koalition begünstigt die<br />

Megamaschine deshalb, weil<br />

keine Kritik zu vernehmen ist und alles im Einklang gelöst<br />

wird. Eine Große Koalition bedeutet<br />

mehr Abstimmung miteinander und vor allem mehr Posten <strong>für</strong><br />

Jeden. Mehr Posten, mehr Personal, keine Kritik, mehr<br />

Verwaltung, mehr Maschine. Eine Rückgewinnung der Stärke<br />

Deutschlands durch eine Große Koalition ist in der jetzigen<br />

Situation ein Trugschluss,<br />

langfristig betreiben das Aus <strong>für</strong> eine Demokratie. Die gehegten<br />

Ängste, eine Große Koalition würde die Parteiränder und<br />

antidemokratischen Kräfte begünstigen teile ich nicht. Die<br />

Antifa und die Linken spielen ebenso keine Rolle wie die NPD.<br />

Die einzigen Begünstigen einer Großen Koalition wäre die FDP<br />

und die Grünen, wenn diese nicht beteiligt sind. Eigentlich ist es<br />

absurd von einer Gefahr <strong>für</strong> die Demokratie durch eben diese<br />

Gegenbewegung zu sprechen,<br />

die Größte Gefahr geht von der Großen Koalition selbst aus.<br />

Die Impulse:<br />

135


Erster wahrgenommener Negativitäts-Impuls<br />

Zeitraum Dez. 1997-März 1998<br />

Wir befinden uns zwischen den Jahren 1997 und 1998.<br />

Deutschland hatte Angst, unglaubliche Angst. Es herrschte eine<br />

Krise. Eine Kapitalmarktkrise, eine schwere Depression, die<br />

durch die Asienkrise ausgelöst wurde. Damals brachen die<br />

Währungen vieler asiatischer Währungen über Nacht ein. Es<br />

zeigte sich zusätzlich eine enorme Winterdepression, gepaart mit<br />

Erlösungssehnsüchten aller Art. Nach der positiv stabilisierenden<br />

Weihnachtszeit brach über Nacht in gewisser Weise über<br />

Silvester über Deutschland der Negativitätsimpuls ein.<br />

Wenn Sie die Impulsphasen genauer betrachten, so zeigten sich<br />

die Negativitätsimpulse anfänglich nur im Winter, da hier die<br />

Depression und Massenarbeitslosigkeit saisonal am größten ist,<br />

sowie die Dunkelheit und Kälte weitere negative Folgen hat.<br />

Auslöser der 97/98er Krise war wohl der so empfundene<br />

Stillstand, die Lähmung die das Land erreicht hatte, die<br />

Bewegungslosigkeit und natürlich die Dunkelheit und Kälte des<br />

Winters.<br />

Noch regierte das System Kohl. Ein konservatives System, das<br />

sich am Besten durch die Pfalz beschreiben lässt. Leichte Hügel,<br />

Wein, Saumagen und einen Patriarchen, der versuchte auch im<br />

Osten blühende Landschaften aufzubauen. Doch der „Aufbau<br />

Ost“ und der „Aufschwung Ost“ waren gescheitert und alle<br />

merkten es.<br />

Die Angst vor der Aussenwelt, die Angst vor Veränderung durch<br />

Globalisierung, die Deutschland in seiner Existenz zu bedrohen<br />

schien, zeigte sich ganz deutlich in einer Aktion.<br />

Der Auslöser war die Massenflucht der Kurden mit Booten nach<br />

Italien und so riegelte Kanther mit 10.000 Mann vorsorglich die<br />

Grenzen ab. Doch hier zeigte sich, dass es sich nur um eine<br />

enorme Angst vor der Aussenwelt handelte, denn es wurden 3<br />

Kurden aufgegriffen.<br />

Eigentlich war es die Angst vor der Welt, die Angst vor dem<br />

Übergreifen der Weltwirtschaftskrise, die Angst vor Veränderung<br />

und die Angst vor dem Neuen.<br />

Vergleichen wir dies mit dem Ende der Weimarer Republik, so<br />

sehen wir ähnliche Handlungsmuster. Die Angst eines<br />

konservativen Teils der Gesellschaft vor einem neuen Zeitalter,<br />

vor einem technisch geprägten Zeitalter, das dann um so stärker<br />

von den Nazis eingeführt wurde, obwohl sie Deutschland mit<br />

ihrer Blut und Boden Ideologie und Verfechter des<br />

136


Konservatimus angeblich retten wollten.<br />

Am Ende der Weimarer Republik herrschte eine enorme Angst<br />

vor einer ungewissen Zukunft, denn die Gesellschaft entwickelte<br />

sich von einer hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten Kultur<br />

hinein ins Industriezeitalter. Die Weltwirtschaftskrise verstärkte<br />

diese Ängste enorm. Neue Verfahren und Arbeitsabläufe, sowie<br />

eine sich total verändernde Arbeitswelt mit<br />

Massenarbeitslosigkeit und futuristisch geprägter<br />

Zukunftsvisionen, die Visionen des faschistischen Italiens und<br />

Entwicklungen in der SU bestimmten das Denken der Menschen<br />

Ende der Zwanziger und Anfang der Dreißiger Jahre.<br />

Für die Masse verwirrende Entwicklungen , wie etwa innerhalb<br />

der Kunst der Weimarer Republik, unter anderem Bauhaus ,<br />

Dada und generell abstrakte Elemente wurden von einer<br />

wachsenden Masse als entartet und jüdisch abgelehnt.<br />

Man wollte die Geschichte zurückdrehen und sehnte sich daher<br />

nach Ordnung, Arbeit und Stärke. Hinzu kam der Versailler<br />

Vertrag, die Knechtung und zusätzliche Schwäche Deutschlands,<br />

die in irgend einer Weise überwunden werden sollte und<br />

schließlich zu Hitler führte.<br />

Anteil an einer Körper betonten Gesellschaft hatte wohl auch der<br />

neue Körperkult, der sich aus der aufkommenden<br />

Freikörperkultur und Masseninszenierungen im Theaterbereich<br />

wie z.B. „Erwache“ und im Zusammenhang mit dem<br />

Ausdruckstanz herausbildete. Hier der noch spielerische Umgang<br />

mit Nacktheit, Sport und heidnischen Okkulten von<br />

verschiedenartigen mystischen Gruppierungen und<br />

Weltanschauungen sowie eine Konzentration auf „Sonne“ und<br />

Kraft, die später zu einer arischen Gesinnung werden sollte.<br />

Die Körperkultur bildete schon Ende der zwanziger Jahre einen<br />

Gegenpol zur abstrakten Kunst, wobei gerade in den Anfängen<br />

der Körperkultur diese durch ganzheitliche Künstler, wie zum<br />

Beispiel Adolf Koch fördernd praktiziert wurde.<br />

Die Nationalsozialisten als Bewahrer der Deutschen Kultur<br />

griffen diese Themen ebenso auf und boten mit ihrer<br />

rückgewandten Blut und Boden Ideologie (Nährstand) stabile<br />

Elemente. Noch wurde der Körperkult besonders von Goebbels<br />

als verwerflich abgelehnt, was sich Mitte der 30er Jahre ändern<br />

sollte, als das Regime anfing, die Körperlichkeit dem NS-<br />

System dienlich zu machen. Als Mittel der Volkshygiene wurde<br />

auch die weibliche Fruchtbarkeit <strong>für</strong> das Vaterland staatlich<br />

vereinnahmt. Gerade die Freikörperkultur mit ihrem<br />

nationalsozialistischem Verfechter Hans Suren, ein Kopierer<br />

137


von Adolf Koch, der ins KZ kam, propagierte in seinem Werk<br />

Mensch und Sonne die Körpererziehung und den Akt. Dieser<br />

entwickelte sich bald darauf zu einer nordisch arischen<br />

Gesinnung, mit allen damit verbundenen Entwicklungen wie<br />

unwertem Leben, Übermensch und Tiermensch bzw.<br />

Untermensch bis hin zum Lebensborn und zur<br />

Sklavenwirtschaft ab 1941<br />

Die Partei be<strong>für</strong>wortete eine allgemein verständliche<br />

rückbezügliche und damit realistischen Biedermaier -Kunst , die<br />

gegen die Moderne antrat.<br />

Dem verlorenen Einzelnen gab die Partei einen festen Platz innerhalb<br />

einer strengen Ordnung und somit Sicherheit. Sicherheit in einer<br />

Gruppe mit Disziplin, Hierarchie und Befehlsstruktur. Die SA wuchs zu<br />

ideologischen Armee der Millionen heran.<br />

1998, der erste Impuls<br />

Die 1998er Entwicklung zeigte enorme Parallelen zu den<br />

Endzwanzigern, es herrschte eine Weltwirtschaftskrise.<br />

Und auch hier kam es zu einer Veränderung der Arbeitswelt.<br />

Hier der Schritt von einer national bestimmten<br />

Industriegesellschaft zu einer globalen<br />

Kommunikationsgesellschaft in der Krise. Besonders die<br />

deutsche Angst gegenüber dem Weltmarkt in eine hintere<br />

Position abzurutschen, die enorme Massenarbeitslosigkeit in<br />

Deutschland und der empfundene Stillstand bildeten einen<br />

explosiven Cocktail. Hinzu kamen noch irritierende futuristische<br />

Elemente wie das Klonen und andere Gesellschafts- verändernde<br />

Zukunftsperspektiven, gerade in der Medizin und<br />

Computertechnik, sowie ein beängstigender Verlust an sozialer<br />

Sicherheit durch den Abbau von Sicherungs- und<br />

Sozialsystemen.<br />

Die Kompensation von sozialer Sicherheit erfolgte dann durch<br />

den übertriebenen Aufbau von inneren Sicherheitssystemen.<br />

Der Wellnessbereich und Faktor spielt ebenso eine große Rolle.<br />

Die Angst durch den großen Lauschangriff überall abgehört<br />

werden zu können tat ein übriges, die Masse unruhig und<br />

paranoid werden zu lassen. Gerade im Januar 1998 wurde ein<br />

weiterer Begriff eingeführt, der <strong>für</strong> zusätzlicher Verwirrung<br />

sorgte – der Dritte Weg.<br />

Bei einer Konferenz in London sah man die Möglichkeit diesen<br />

„dritten Weg“ zu gehen, was auch immer dies war, denn der<br />

darüber berichtende Reporter konnte nicht feststellen, was damit<br />

138


gemeint war, denn die Konferenzteilnehmer hielten sich bedeckt<br />

und das bedeutete viel Spielraum <strong>für</strong> Interpretationen jeglicher<br />

Art. War der dritte Weg vielleicht der nationale oder europäische<br />

Sozialismus, damals wusste man es noch nicht.<br />

Die beschriebene Winterdepression paarte sich zusätzlich mit<br />

Erlösungssehnsüchten aller Art, auch eine Parallele zu den<br />

Endzwanzigern und deren extreme Endzeitstimmung.<br />

Die Deutschen hatten Anfang 1998 eine Depression und eine<br />

Psychose, eine Massenpsychose, die hauptsächlich durch den<br />

Lauschangriff und durch die dadurch entstandene Angst vor dem<br />

großen Bruder und dem allwissenden Staat verursacht wurde.<br />

Noch herrschte kein Wahlkampf und dieser Wahlkampf zur<br />

Bundestagswahl 1998 sollte noch länger auf sich warten lassen.<br />

Die gemachte Revolution<br />

Im Sinne der traditionell orientierten pfälzischen Kohl-Politik<br />

war auch die Kulturpolitik eine Politik der Klassik und des<br />

Biedermeiers.<br />

Gerade in diesem Jahr wurde mit viel staatlichem Aufwand durch<br />

die Regierung das ganze Land mit Ausstellungen zur Revolution<br />

1848 überzogen und der 150 jährige Geburtstag der Revolution<br />

gefeiert.<br />

Man kann sagen, dass es im Jahre 1998 zu einer<br />

Mythologisierung der Geschichte kam, zu einer Verklärung der<br />

Gegenwart durch die Penetranz des Themas der Revolution und<br />

durch die zahlreichen Ausstellungen und Volksfeste <strong>für</strong> die<br />

Masse.<br />

Canetti sagt in einem Volksfest feiert sich die Masse selbst, sie<br />

wird zur Masse durch die Masse. Sie hat es geschafft, das Ziel<br />

erreicht. Die Masse wird groß und stark, immer größer und<br />

stärker, durch sich selbst. Die 1848 er Revolution führte zur<br />

1998er Revolution.<br />

Hier also begann eine neue Revolution, ein neues Wir Gefühl<br />

entstand auch deshalb, weil es noch keinen Wahlkampf gab, und<br />

das Volk durch ein neues Wirgefühl geeint wurde, geeint <strong>für</strong><br />

Deutschland, in einer eingebildeten Allianz <strong>für</strong> Deutschland, in<br />

der die Unterschiede der Parteien keine wirkliche Bedeutung<br />

mehr hatten, um die Stärke wieder herzustellen.<br />

Jedoch besteht die Zwiespältigkeit darin, dass neben den<br />

klassischen rückgreifenden Elementen wie Kultur und<br />

Inszenierung der Kunst die modernen Medien propagiert wurden,<br />

jedoch aber nicht als freizugängliches demokratisches Mittel,<br />

sondern als Machtinstrument, politisches Instrument und<br />

139


gesundheitliches Element.<br />

Eine Kombination aus Neuen Medien und Traditionalismus<br />

entstand.<br />

Klassische Kunst, Verfremdung, Hightec, und Romatisierung.<br />

Daher wurde auch das Stück Speer in Berlin fälschlich<br />

interpretiert.<br />

Es gab eine Diskussion die in 3 Sat live übertragen wurde, eine<br />

Diskussion zum Stück „Speer“, welches in Berlin aufgeführt<br />

wurde.<br />

Die Intension das Stück aufzuführen war sicher eine gut<br />

gemeinte, den Mythos Speer darzustellen, der seinem Ziehvater<br />

Hitler die Modelle von Germania zeigte, wie Vater und Sohn und<br />

auch die Zwiespältigkeit eines Architekten, der später als<br />

Rüstungsminister zu einem der mächtigsten Männern des NS-<br />

Staates wurde und auch Mittelbau Dora besucht hatte. Hier bei<br />

dieser Aufführung zeigte sich das Paradox zum ersten Mal.<br />

Brandauer wie wir Ihn kennen, kritisch und gut. Neben ihm saß<br />

Dürr, der ehemalige Bahnchef, der später im EXPO Team <strong>für</strong> die<br />

Jugend der Welt zuständig war, ohne Kritik wohlgemerkt, und er<br />

sagte als er nach Auschwitz gefragt wurde. „Er hätte die Züge<br />

nach Auschwitz abfahren lassen. Fahrplanmäßig – als Bahnchef<br />

wohlgemerkt. Ich glaube, dass diese<br />

Veranstaltung völlig falsch interpretiert wurde, die Masse hat es<br />

nicht verstanden, die Masse sah in Speer einen guten Nazi, der<br />

doch nur zum größten Architekten seiner Zeit werden wollte.<br />

Und da nie Kritik an Dürr und seiner Antwort geübt wurde, so<br />

gab es ein Beispiel <strong>für</strong> einen unsanktionierten Fehler. Noch ein<br />

kleiner Fehler.<br />

Gegenüber des Spielortes des Stückes Speer wurde ein medialer<br />

„Krieg der Bilder“ im Deutschen Historischen Museum geführt.<br />

Dieser Krieg der Bilder wurde dann auch im Stern ausgetragen.<br />

Zusätzlich zur Revolution unterstützten öffentlichen Gelöbnisse<br />

das neue Wirgefühl.<br />

Deutschland wurde stark und fühlte sich stark, nicht zuletzt durch<br />

eine Mythologisierung der Geschichte selbst. Eine gemachte<br />

Revolution, mehr nicht.<br />

Die Bs kämpften gegen die Ks. Oh wie schön war Brecht, der B-<br />

Faktor.<br />

Brecht hatte Geburtstag und er brachte etwas Positivität in den<br />

Medienraum.<br />

Um aber weiter nach vorne gehen zu können, musste man sich<br />

befreien und so befreite man sich eine Zeit lang von der<br />

pluralistischen Demokratie eines Mehrparteienstaates. Auch<br />

140


wenn diese Parteien alle ihre eigenen Interessen und<br />

Ausrichtungen hatten, das Volk sah nur ein großes Wir. Wir<br />

werden es schaffen, wenn wir alle zusammen halten. Wir werden<br />

wieder groß und stark. Somit wurde die Bewegung als<br />

Gegenstück zur Lähmung und den Stillstand als positiv und gut<br />

angesehen, und das war sie wohl auch. Jedoch war es keine<br />

rationale Phase des Überlegens, sondern eine Phase des Rausches<br />

und der Visionen.<br />

Ich nenne sie die durch die sportlich und wellness orientierte<br />

Episode die blaue Phase.<br />

Um sich weiter zu befreien musste man unnötigen Ballast<br />

abwerfen. Und diese Befreiung zeigte sich in einem<br />

übertriebenen<br />

Reinigungsbewusstsein und einem sportlich orientierten<br />

Fitnessprogramm <strong>für</strong> Staat und Volk. Kanther wollte den Staat<br />

schlanker machen. Doch war es ein verbissener Kampf um<br />

Machterhalt vor der Wahl, eine Regierung ohne Lächeln. Kanther<br />

sprach im Bundestag kurz nach Silvester, dass es von nun an um<br />

Leben und Tod ginge, in welchem Zusammenhang, kann ich<br />

ihnen nicht mehr sagen.<br />

Ein Fitnessprogramm auch <strong>für</strong> die Seele.Diese Fitnessprogramme<br />

nahmen überhand. Und hier ging die Seele das erste Mal baden.<br />

Gerade im Kunstbereich zeigten sich in den Feuilletons erste<br />

Tendenzen des Zerfalls. Da wurden Badelatschen von Berliner<br />

Kunststudenten auf dem Bahnhof Zoo ausgestellt und Chlor<br />

ausgebracht, um die Badeatmosphäre zu erhöhen, wohlgemerkt<br />

sponserte neben der Bahn auch die Firma Rentokill.<br />

<strong>Das</strong> System sollte also schlank und fit gemacht werden und somit<br />

wuchs die Angst bei den Angestellten des Staates vor weiterer<br />

Veränderung. Besonderes Augenmerk gilt der neuen Sprache wie<br />

dem Humankapital als Unwort des Jahres, Alter gleichgesetzt mit<br />

Abfall und den Koordinierungsausschüssen, die in jeder<br />

erdenklichen Situation die Dinge koordinieren sollten.<br />

Eine wichtige Rolle in der blauen Phase spielte der Sport und die<br />

olympischen Spiele, die in dieser Zeit stattfanden.<br />

Sport , Spitzensport, Erfolge auf sportlicher Ebene zur Stärkung<br />

des Wir-Gefühls. Deutschlands neue Stärke war bei Olympia zu<br />

bewundern. Und je länger das Deutsche Ringen um Gold ging, je<br />

mehr sich das Bild eines schönen stählernen Menschen als neues<br />

Ideal bewährte, um so mehr liefen wir vollgepumpt auf dem<br />

kurzen Gang in der Psychiatrie in Klingenmünster immer wieder<br />

auf und ab, aufgebläht von Medikamenten, eben nicht diesem<br />

Ideal entsprechend und hofften auf Besserung und warteten auf<br />

den Tod.<br />

141


<strong>Das</strong> K-System war eine süddeutsche Erfindung.<br />

Es kommt aus dem schwäbischen Raum, weniger aus dem<br />

Norden. Kohl hatte sich ein Umfeld geschaffen, welches<br />

süddeutsch geprägt war. Im süddeutschen Raum zeigte sich<br />

besonders ein regionaler Reinigungszwang, der aber auch in<br />

Berlin um sich griff.<br />

Es war ein System der Saubermänner und Putzteufel, das aus sich<br />

selbst entstand.<br />

Nachdem Kanther sich durch die Flucht der Kurden 1998 nach<br />

Italien und angeblich auch nach Deutschland in die Außenpolitik<br />

Kinkels einmischte mußte sich Kinkel neu profilieren.<br />

Und Kinkel profilierte sich systemkonform. In Albanien<br />

angekommen gab der den Albanern eine „Injektion“ gegen den<br />

Müll, der dort Überhand nahm, wie der deutscher Reporter<br />

schilderte. Eine Injektion, das neudeutsche Wort <strong>für</strong><br />

Entwicklungshilfe<br />

Injektionen sind sicher sehr hygienisch, aber die Wortwahl<br />

erinnert mich doch sehr an ein Industriewort. Unter dem<br />

Schlagwort „gesundheitspolitische Zeitbombe“ kämpfte er dann<br />

im Jahre 2000 <strong>für</strong> die Jugend. Er besuchte das Karlsruher<br />

Sportinstitut und sieht in der „Vernachlässigung des<br />

Schulsports...eine gesundheitspolitische Zeitbombe“, als<br />

sportpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfunktion.<br />

„Wenn der Schulsport weiter so im argen liegt, werden wir bald<br />

auch keinen Spitzensport mehr haben“, so der FDP-Politiker.<br />

Weil er sich um den körperlichen Zustand der Bürger sorge,<br />

be<strong>für</strong>chte er hier eine „Gesundheitszeitbombe“. Man kann<br />

durchaus die Frage stellen, wer hier die Zeitbombe ist.<br />

Besonders bemerkenswert auch, dass die Verfassungsbeschwerde<br />

abgeschafft werden sollte. Nach Anfrage beim<br />

Bundesverfassungsgericht musste ich leider feststellen, dass man<br />

selbst dort kein Grundgesetz bekommt, man soll es sich im<br />

Buchhandel kaufen.<br />

Eine neue Jugend sollte das Land bekommen. Sehen wir uns den<br />

Film die Apothekerin an und analysieren wir ihn, er steht<br />

stellvertretend <strong>für</strong> den ersten Impuls und die blaue Phase, Zeit<br />

der Visionen, wie ich sie nenne , auch optisch, <strong>für</strong> mich war es<br />

der erste Impuls, mag sein, dass es vorher weiter Impulse gab,<br />

ich habe sie nicht wahrgenommen. Blau war die vorherrschende<br />

Farbe, es zeigte sich deutlich ein Reinigungszwang.<br />

Er wurde von Kanther mit dem Bundesfilmpreis (?)<br />

ausgezeichnet. Hier erkennen wir etliche<br />

„Entsorgungshandlungen“ und am Ende steht der Spruch der<br />

142


mordenden Apothekerin: Ich bin ein Adler und kreise am<br />

Himmel, um jederzeit wieder herabstoßen zu können. Er beendet<br />

den Film.„72 Stunden ohne Kompromiss “ wurde im Jahre 98 als<br />

doch sehr erbarmungslose Veranstaltung der Kirche begonnen.<br />

72 Stunden ohne Kompromiss bedeutete eine selbst gewählte<br />

gemeinnützige Tätigkeit innerhalb von 72 Stunden<br />

durchzuführen. <strong>Das</strong> Wort Koordinieren und<br />

Koordinierungsausschluss<br />

bekam eine sehr große Bedeutung, alles schien koordiniert. Neue<br />

Visionen als Realitätsersatz.<br />

<strong>Das</strong> neue Wirgefühl zeigte sich recht schnell in den Medien.<br />

So war man froh, dass es wieder ein neues Passagierschiff, die<br />

„Deutschland“ gab, mit der man neuen unbekannten Gefilden<br />

entgegenfahren konnte, Würth war der Visionär im Faz-<br />

Feuilleton Magazin geworden, der Transrapid wurde als neue<br />

Vision politisch ausgewertet, die Visionen häuften sich.<br />

Es gab mehrere verschiedene Gruppen, wie Arbeitslose und auch<br />

die Gewerkschaften, die sich zur Supergewerkschaft verbunden<br />

hatten, um<br />

erfolgreicher bestehen zu können, was zu mehreren großen<br />

Demonstrationen gegen die Regierung führte.<br />

Kanther kam in die Defensive.<br />

Gegen die Gelöbnisse und besonders das geplante öffentliche<br />

Gelöbnis in Berlin formierte sich der Widerstand.<br />

Ein großer Streik beendete das Staat schlanker machen und so<br />

blieb alles beim alten, denn der Wahlkampf stand vor der Türe.<br />

Die blaue Phase nahm jäh ein Ende, als dann endlich der<br />

Wahlkampf begann, am Aschermittwoch war mit einem Schlag<br />

alles vorbei, die Parteien begannen den Wahlkampf, das Wir<br />

teilte sich wieder auf, in unterschiedliche Parteien und politische<br />

Bestrebungen und Richtungen.<br />

Als dann die Niedersachsenwahl beendet war und Schröder einen<br />

klaren Sieg erzielt hatte brach die blaue Phase entgültig ab. Es<br />

war wie ein Befreiungsschlag und diese doch ersichtliche Lösung<br />

des Massenzustandes zeigte sich sofort in der Elefantenrunde<br />

nach der Wahl, man schaltete direkt zu dem Interview mit<br />

Schröder und ließ die Elefanten warten. Und die Unionsvertreter<br />

empörten sich und verließen das Studio, so etwas hat es noch<br />

nicht gegeben. Die blaue Phase endete spektakulär.<br />

Als die Allianz <strong>für</strong> Deutschland medial vertreten wurde, unter<br />

anderem im Stern, in dem es ein doppelseitiges Bild mit dem<br />

Titel „die Schlacht um Bonn“ gab, mit Ross und Reiter standen,<br />

Säbel und Schärpen standen sich die Lager gegenüber, nicht so<br />

weit entfernt voneinander und im Text waren alle Positionen<br />

143


vermischt, es war ein aufwendig gestaltetes historische Gemälde,<br />

ein Wirwunsch, so wurde ein eher lächerliches zweites Gemälde<br />

nach der Wahl gemalt, das die Darstellung des ersten Gemäldes<br />

ins Absurde zog. Der Maler verunglimpfte sich selbst, alles<br />

schien auf einmal nicht mehr Ernst gemeint.<br />

Jedoch besteht die Schizophrenie darin, daß neben den<br />

klassischen rückgreifenden Elementen wie Kultur und<br />

Inszenierung der Kunst die modernen Medien propagiert wurden,<br />

jedoch aber nicht als freizugängliches demokratisches Mittel,<br />

sondern als Machtinstrument, politisches Instrument und<br />

gesundheitliches Element.<br />

Klassische Kunst, Verfremdung, Hightec und Romatisierung,<br />

das sind die Schlüsselbegriffe des ersten Impulses und .<br />

das ganze System ist abgestürzt, einfach so über Nacht, von<br />

Heute auf morgen, quasi über Silvester und am Aschamittwoch<br />

war alles wieder vorbei.<br />

Es gab aufrichtige Menschen, die <strong>für</strong> die Demokratie im Jahre<br />

1998 kämpften und dennoch hatte eine Minderheit die Masse so<br />

manipuliert, daß sie mitliefen. Erwähnenswert sind die<br />

Gewerkschaften und paradoxerweise die Müllabfuhr.<br />

Wenn nicht die damalige Opposition, die SPD auf Sieg gesetzt<br />

hätte, wenn nicht ein Aufatmen nach der Niedersachsenwahl<br />

gewesen wäre.<br />

Und ich wäre fast draufgegangen, als ein Teil der unsauberen<br />

Jugend, die man erziehen musste und in der Psychiatrie um<br />

mein Leben kämpfte.<br />

Aber warum glaubten die Masse an den Zweiten Weltkrieg. Wir<br />

schrieben das Jahr 1998. Erstens durch das Paradox selbst und<br />

zweitens da es zu einer Mythologisierung der deutschen<br />

Geschichte kam. Jede Diktatur versucht mit Mythologisierung<br />

ihre eigene Größe zu erhöhen. Erst wird die geschriebene<br />

Geschichte gelöscht, dann wird die neue Geschichte eingefügt,<br />

die die Vorgänge der Vergangenheit im Sinne der Diktatur<br />

verklären und erklären. Somit wird die Diktatur, auch wenn sie<br />

erst jung geboren wurde historisch älter.<br />

Die Mythologisierung der Geschichte war im Jahre 1998 fast<br />

gleichartig. Die 1848`er Revolution, von Kanther, Kohl und<br />

Herzog propagiert und ein paar Volksfeste <strong>für</strong> die Masse.<br />

Canetti sagt in einem Volksfest feiert sich die Masse selbst, sie<br />

wird zur Masse durch die Masse. Sie hat es geschafft, das Ziel<br />

erreicht. Die Masse wird groß und stark, immer größer und<br />

144


stärker, durch sich selbst. Die 1848 er Revolution führte zur<br />

1998 er Revolution.<br />

Und diese Revolution ging so weit, dass der Bürgermeister der<br />

Stadt Idar Oberstein forderte, die Stadt zur Hauptstadt der<br />

Deutschen Artellerie zu machen.<br />

Canetti sollten wir im Bezug auf die Megamaschine etwas<br />

genauer betrachten, denn Canetti sieht im Nationalsozialismus<br />

eine dynamische Entwicklung, von der Kernzelle, der NSDAP<br />

Anfang der zwanziger Jahre, deutlich mit dem Begriff der<br />

Bewegung beschrieben, hin zu einer Massenbewegung.<br />

Bewegung trifft es auf den Punkt. Der Nationalsozialismus ist<br />

nach Canettis Massebegriff ein durch sich selbst wachsendes<br />

Massengebilde, sozusagen ein schwarzes Loch. Es wuchs von<br />

der Kern und Keimzelle uber die Strasse, über den Staat bis zu<br />

einer Weltmacht und Stalingrad steht stellvertretend <strong>für</strong> den<br />

Wendepunkt bis zum totalen Untergang und Kollaps. 1998 trat<br />

zum ersten Mal, wie ich es sehe der Reinigungszwang auf, der<br />

dazu führte , dass das Amt <strong>für</strong> Abfallwirtschaft der Stadt<br />

Bottrop einen Transporter <strong>für</strong> den Abtransport von Ausländern<br />

suchte, wenn es sich dabei nicht um eine Faschmedlung handelt<br />

Kanther, zwanghafte Gedanken<br />

Kanthers Sicherheitswahn zeigte sich besonders bei der<br />

schwächsten Gruppe, den Asylbewerbern.<br />

"<strong>Das</strong> Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist ein<br />

Menschenrecht, das <strong>für</strong> alle Bewohner der Bundesrepublik gelten<br />

muß", stellt die Humanistische Union (HU) fest. Der HU-Ortsverband<br />

Marburg tritt deshalb den Plänen des Bundesinnenministers Manfred<br />

Kanther entgegen, eine elektronische Chipkarte zur minutiösen<br />

Überwachung von Asylbewerbern einzuführen. DEN Magistrat und<br />

die Bürger fordert die Menschenrechtsorganisation auf, diesem<br />

diskriminierenden und undemokratischen Vorhaben entgegenzutreten.<br />

18 Positionen soll diese "Asylanten-Card" speichern. Sie soll<br />

festhalten, wann ein Asylbewerber sein Wohnheim betritt oder<br />

verläßt; daneben sollen auf ihr beispielsweise aber auch alle<br />

Zahlungen vermerkt werden, die der Karteninhaber erhalten hat.<br />

Durch die neue Chipkarte will der Bundesinnenminister dem Staat<br />

einen lückenlosen Überblick über alle Aktivitäten der Asylbewerber<br />

verschaffen.<br />

Nach Auffassung von Datenschützern verstößt diese Karte gegen das<br />

"Volkszählungs-Urteil" des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr<br />

1983. <strong>Das</strong> darin verankerte "Grundrecht auf Informationelle<br />

145


Selbstbestimmung" gilt nach Ansicht der Humanistischen Union <strong>für</strong><br />

alle Menschen, die in Deutschland leben. Der HU drängt sich - so ihr<br />

Ortsvorsitzender Franz-Josef Hanke - der starke Verdacht auf, daß<br />

Kanther mit dieser "Asylanten-Card" nur "an den schwächsten<br />

Gliedern der Gesellschaft ausprobieren will, wie er mißliebige<br />

Bevölkerungsgruppen und damit letztlich alle Bürger effizient<br />

überwachen kann".<br />

Der Brisanz seines Vorhabens sei sich der Minister durchaus bewußt.<br />

Um dessen "Akzeptanz" zu verbessern, habe er eine Studie bei dem<br />

Sozialwissenschaftler Arno Kloenne und eine weitere Untersuchung<br />

bei einer Consulting-Firma in Auftrag gegeben, die einem großen<br />

Chipkarten-Hersteller gehört. Dieser Aufwand veranlaßt die HU zu<br />

der Sorge, daß nach den Asylbewerbern auch andere Menschen in den<br />

zweifelhaften "Genuß" derartiger Überwachungskarten kommen<br />

könnten.<br />

"Bei Asylbewerbern kann Kanther noch am ehesten auf Beifall aus der<br />

Bevölkerung rechnen, wenn er sie mit seiner solchen Chip-Karte zu<br />

potentiellen Verbrechern abstempelt", erklärt dies Humanistische<br />

Union. Dabei sei diese kleine Plastikkarte "eine ausgeklügeltere Form<br />

der elektronischen Fußfessel". Ebenso wie die "Elektronische<br />

Fußfessel" biete auch die "Asyl-Card" die Möglichkeit, Bürgerinnen<br />

und Bürger einer unüberprüfbaren Dauer-Beobachtung auszusetzen.<br />

Der HU-Ortsverband Marburg fordert Magistrat und Landesregierung<br />

auf, diese verfassungsfeindliche Chipkarte weder auszuteilen noch<br />

anzuwenden. Bürgerinnen und Bürger könnten der ministeriellen<br />

Pauschal-Vorverurteilung entgegentreten, indem sie Asylbewerbern<br />

offen und freundlich begegneten.<br />

"Wer aus seinem Heimatland fliehen mußte, weil er dort politisch<br />

verfolgt wurde, der verdient unsere Solidarität und unseren Respekt",<br />

meint Hanke. "Die Kanther-Card mutet indes an wie eine Fortsetzung<br />

der Verfolgung auf anderer Ebene."<br />

Dem Bundesinnenminister geht es nach Ansicht des Bürgerrechtlers<br />

mit seinen Aktivitäten in den letzten Monaten - beginnend mit dem<br />

"Großen Lauschangriff" über eine Verschärfung der Schleppnetz-<br />

Fahndung und die Gen-Datenbank , die neuerdings auch Ladendiebe<br />

dingfest machen soll, bis hin zur "Asylanten-Card" - allein um ein<br />

Einschmeicheln bei reaktionären Wählerkreisen. Immer wieder habe<br />

der Bundesinnenminister seine Anschläge auf Meinungsfreiheit und<br />

Datenschutz mit einer angeblichen Gefährdung des Staates durch das<br />

"Organisierte Verbrechen" begründet . Die größte Gefahr <strong>für</strong> die<br />

Demokratie in diesem Lande ist nach Ansicht des HU-Vorsitzenden<br />

jedoch Manfred Kanther selbst!<br />

http://www.hu-marburg.de/hu-pm998.htm<br />

146


Der zweite Impuls Januar 1999<br />

Der zweite Impuls trat wieder im Winter auf, ungefähr Januar<br />

1999, Auslöser hier mitunter Koch mit seiner<br />

Unterschriftenkampagne gegen Ausländer.<br />

In diesem Impuls zeigte sich eine mediale Begeisterung <strong>für</strong><br />

Technik der neusten Generation, wie Infrarotaufnahmen von<br />

Gebäuden und der Hang zum digitalen Operationssaal, sowie in<br />

der Monde Diplomatique<br />

Leichenhafte Wachsfiguren und im Stern, Leichen zum Essen,<br />

über Scholadenfiguren und im Stern typische<br />

Megamaschinenbilder und der Hang zum Nichtleben nahm<br />

überhand.<br />

Wahrscheinlich blieb dieser Impuls aber durch den noch kurz<br />

zurückliegenden Regierungswechsel und die neue Regierung<br />

SPD/Grüne nur ein schwacher Impuls<br />

147


Der dritte Impuls, Mai bis Juni 2000<br />

Dieser Impuls war von seiner Stärke her ein starker Impuls, und<br />

war der erste Sommerimpuls. Gerade im Faz<br />

Feuilletonindikator zeigten sich alamierende Warnzeichen<br />

Der 11.September 2001 und die Folgen<br />

Prof. Dr. Berthold Meyer ist Politikwissenschaftler an der Hessischen Stiftung <strong>für</strong><br />

Friedens- und Konfliktforschung (HSFK; www.hsfk.de) und lehrt an der Universität<br />

Marburg. Der vorliegende Beitrag erscheint voraussichtlich im Sommer 2002 in dem<br />

Band "Ground Zero - Friedenspolitik nach den Terroranschlägen auf die USA", hrsg.<br />

vom Österreichischen Studienzentrum <strong>für</strong> Frieden und Konfliktlösung, Agenda-Verlag.<br />

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Innere-Sicherheit/meyer.html<br />

Hier wurde auch schon in den 1960er Jahren damit begonnen, Grundrechte im<br />

Zusammenhang mit der Notstandsverfassung einzuschränken. In den 1970er Jahren<br />

wurden Bestimmungen gegen Terrorismus und Extremismus in die einschlägigen<br />

Gesetze aufgenommen. Auch danach wurde unter der Zielsetzung, gegen die<br />

organisierte Kriminalität besser gewappnet zu sein, weitere Einschränkungen von<br />

Bürgerrechten vorgenommen. Dies gipfelte darin, in den 1990er Jahren das<br />

Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung <strong>für</strong> den "großen Lauschangriff"<br />

auszuhöhlen, und führte erst drei Monate vor den Anschlägen zu einer<br />

Befugniserweiterung <strong>für</strong> den Bundesnachrichtendienst beim Abhören von Telefonaten.<br />

(10)<br />

Diese unterschiedlichen Gesetzeslagen hätten erwarten lassen, dass es in Deutschland<br />

anders als in den USA keinen Nachholbedarf bei der Gesetzgebung zur innerer<br />

Sicherheit gäbe. Doch weit gefehlt:<br />

Die Sofortmaßnahmen und das Sicherheitspaket I<br />

Im Einvernehmen zwischen dem Bundesinnenministerium und den <strong>für</strong> das<br />

Polizeiwesen zuständigen Innenministerien der Länder wurde zunächst die in den<br />

Zeiten des RAF-Terrorismus in die Strafprozessordnung aufgenommene<br />

Rasterfahndung in den meisten Bundesländern reaktiviert, um die Hintermänner und<br />

Helfershelfer der vor dem 11. September unauffällig in Deutschland lebenden<br />

Attentäter aufzuspüren. (11) Die Länder begannen zugleich damit, die Aufstockung<br />

ihrer Polizeiapparate vorzubereiten. Genau einen Monat nach den Anschlägen beriet<br />

der Deutsche Bundestag in erster Lesung das so genannte "Sicherheitspaket 1". Es<br />

beinhaltete zum einen die Streichung des Religionsprivilegs aus dem Vereinsrecht.<br />

Dies war schon vor dem 11. September von der Bundesregierung vorbereitet worden,<br />

um Vereinen den staatlichen Schutz zu entziehen, die unter dem Deckmantel der<br />

Frömmigkeit extremistische Aktivitäten entfalten wie z.B. die islamistische<br />

Gruppierung des "Kalifen von Köln", Metin Kaplan. Zum anderen wurde in diesem<br />

Paket vorgesehen, das Strafgesetzbuch um einen § 129b zu ergänzen, mit dem es<br />

zusätzlich zur Bildung einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung im Inland<br />

(§§ 129 und 129a StGB) auch strafbar sein wird, einer solchen Vereinigung mit Sitz<br />

im Ausland anzugehören. Bisher war eine Strafverfolgung nur möglich, wenn die<br />

entsprechende Gruppe auch einen organisatorischen Ableger im Inland unterhielt. Der<br />

letzte Bestandteil des Pakets war eine Änderung der Strafprozessordnung, um die<br />

zunächst bis Ende 2001 befristete Möglichkeit, von Netzanbietern <strong>für</strong> Telefone<br />

Auskünfte über Telekommunikationsverbindungen zu erlangen (§ 12 des<br />

Fernmeldegesetzes) bis Ende 2004 zu verlängern. Alle diese Maßnahmen fanden eine<br />

breite Zustimmung im Bundestag und nur den Widerspruch einzelner Abgeordneter<br />

148


von Bündnis 90/Grüne sowie der PDS.<br />

<strong>Das</strong> Sicherheitspaket II<br />

In dem von Bundesinnenminister Schily unmittelbar danach vorbereiteten<br />

"Sicherheitspaket II", das im Entwurf vom 2. November 2001 achtzig Seiten umfasst,<br />

sollten "zahlreiche Sicherheitsgesetze ... der neuen Bedrohungslage angepasst werden.<br />

<strong>Das</strong> Bundesverfassungsschutzgesetz, das MAD-Gesetz, das BND-Gesetz, das<br />

Bundesgrenzschutzgesetz, das Bundeskriminalamtsgesetz, aber auch das<br />

Ausländergesetz und andere ausländerrechtliche Vorschriften müssen geändert<br />

werden," heißt es in der Einleitung zum Gesetzentwurf vom 2. November 2001, "um o<br />

den Sicherheitsbehörden die nötigen gesetzlichen Kompetenzen zu geben, o den<br />

Datenaustausch zwischen den Behörden zu verbessern, o bereits die Einreise<br />

terroristischer Straftäter nach Deutschland zu verhindern, o identitätssichernde<br />

Maßnahmen im Visumverfahren zu verbessern, o Grenzkontrollmöglichkeiten zu<br />

verbessern und o bereits im Inland befindliche Extremisten besser zu erkennen." (12)<br />

Andere, wie das Passgesetz und das über Personalausweise sollten geändert werden,<br />

"um o die Überprüfung bei sicherheitsempfindlichen Tätigkeiten zu verstärken, o<br />

Rechtsgrundlagen <strong>für</strong> die Aufnahme biometrischer Merkmale in Pässe und<br />

Personalausweise zu schaffen, o Aktivitäten extremistischer Ausländervereine in<br />

Deutschland rascher unterbinden zu können, o die Sozialdaten wirkungsvoller bei der<br />

Rasterfahndung zu verwenden, o den Gebrauch von Schusswaffen in zivilen<br />

Luftfahrtzeugen Polizeivollzugsbeamten vorzubehalten, o die uneingeschränkte<br />

Energieversorgung sicherzustellen." (13) Die beiden Auflistungen machen deutlich,<br />

dass es dem Innenministerium zu allererst darum ging, den einzelnen<br />

Sicherheitsbehörden mehr Befugnisse zu geben und ihre Zusammenarbeit, vor allem<br />

ihren Informationsaustausch zu verbessern. Dabei lag das Schwergewicht auf der<br />

Kontrolle von Ausländern, die entweder nach Deutschland einreisen oder einwandern<br />

wollen oder sich schon hier aufhalten. Mit dem in dieser Zielsetzung im Laufe der<br />

Verhandlungen nicht entschärften Gesetz soll die Einreise oder Einwanderung von<br />

möglichen Terroristen oder "Schläfern" dadurch zu verhindern, dass die deutschen<br />

Konsulate angewiesen werden, von Visa-Antragstellern Fingerabdrücke zu nehmen<br />

und Passfotos anzufertigen, um ihre Identität besser feststellen und sichern zu können.<br />

Asylbewerber und Inhaber von Duldungen sollen fälschungssichere Ausweise<br />

bekommen. Lichtbilder, Fingerabdrücke und "identitätssichernde Sprachanalysen zur<br />

Bestimmung der Herkunftsregion" von Asylbewerbern sowie von zurückgewiesenen<br />

Personen sollen "künftig zehn Jahre ab Unanfechtbarkeit der Asylentscheidung<br />

aufbewahrt werden, um den Zugriff der Sicherheitsbehörden langfristig zu<br />

ermöglichen." (14) Ferner sollen die Daten von Visa-Antragstellern aus so genannten<br />

Problemstaaten vor der Einreise mithilfe der Geheimdienste genau überprüft werden,<br />

um frühzeitig festzustellen, ob ein in das Ausländergesetz einzufügender<br />

"Versagungsgrund bei Terrorismus- und Extremismusverdacht" begründet werden<br />

kann. Welche Länder darunter fallen, ist dem Ausländergesetz weder in seiner<br />

bisherigen Form noch aus dem neuen Gesetz oder seiner Begründung zu entnehmen.<br />

"Um terroristischen oder gewaltbereiten Ausländern in Deutschland keinen Ruheraum<br />

zu gewähren, werden die Regelausweisungstatbestände erweitert. Im Regelfall wird<br />

ausgewiesen, wer nach dem neuen Versagungsgrund nicht hätte einreisen dürfen. ...<br />

Gleichzeitig wird der Abschiebungsschutz <strong>für</strong> politische Flüchtlinge durch<br />

Ausschöpfung der Regelungen der Genfer Flüchtlingskonvention vom 28. Juli 1951,<br />

die <strong>für</strong> Deutschland verbindlich ist, eingeschränkt." (15) Die Polizei darf dabei dem<br />

neuen Gesetz zufolge auf Kenntnisse des Bundesnachrichtendienstes und des<br />

Verfassungsschutzes über in Deutschland lebende Ausländer zugreifen. <strong>Das</strong> beim<br />

Bundesverwaltungsamt geführte Ausländerzentralregister wird zu einem umfassenden<br />

Informationssystem über Zuwanderer, einreisende Angehörige, Spätaussiedler,<br />

149


Asylbewerber und Visumspflichtige ausgebaut. (16)<br />

Eine Reihe weiterer der im "Sicherheitspaket II" enthaltener Maßnahmen hat indes alle<br />

hier lebenden Menschen im Visier. So wird dem Bundesgrenzschutz (BGS) - zwar nur<br />

im Rahmen seiner räumlichen und sachlichen Zuständigkeit, aber das ist z. B. auch das<br />

gesamte Terrain der Deutschen Bahn AG samt aller darauf fahrenden Züge - zukünftig<br />

möglich sein, "von diesen auskunfts- und anhaltepflichtigen Personen" den Ausweis<br />

zu kontrollieren. In der Begründung zum Gesetzentwurf heißt es dazu: "Die schlichte<br />

Ausweiskontrolle erfasst Fälle, in denen eine konkrete Gefahr nicht erkennbar ist, aber<br />

z.B. festgestellt wird, dass eigentlich unverdächtige Personen sich in auffälliger Weise<br />

in der Nähe von Schutzobjekten (Verfassungsorgane des Bundes, Bahnhöfe und<br />

Bahnanlagen, auf Flughäfen usw.) aufhalten, sie beobachten, den Eindruck erwecken,<br />

diese auszuspähen oder sonstige Informationen zu sammeln. Dies ist nicht verboten<br />

(!). Gerade deshalb muss es dem Bundesgrenzschutz aber ermöglicht werden, diese<br />

Personen nicht nur anzusprechen und zu befragen, sondern sich zur Verifizierung der<br />

Angaben ggf. auch die Ausweispapiere zeigen zu lassen." (17) Man sollte also, wenn<br />

man z. B. auf einem Bahnhof nach interessanten Fotomotiven Ausschau hält, neben<br />

der schnappschussbereiten Kamera künftig auch immer seinen Ausweis bereit halten.<br />

Es könnte nämlich sein, dass einen die BGS-Beamten irgendwann später einmal<br />

danach befragen möchten, was man alles aufs Zelluloid gebannt hat, und da<strong>für</strong> müssen<br />

sie wissen, wen sie vorzuladen haben.<br />

Unter den alle Bürger betreffenden Neuregelungen war vorgesehen, in den<br />

Personalausweisen und Reisepässen die Fingerabdrücke ihrer Besitzer in einem Chip<br />

unsichtbar zu speichern; außerdem sollen diese Dokumente durch die Aufnahme dreier<br />

"biometrischer Merkmale" und ein neuartiges dreidimensionales Foto (Hologramm)<br />

besser vor Fälschungen oder dem Missbrauch durch nur ähnliche Personen geschützt<br />

werden. Dieses Vorhaben wurde vom Deutschen Bundestag am 14. Dezember jedoch<br />

nur grundsätzlich beschlossen und die genaue Vorgehensweise einem späteren Gesetz<br />

vorbehalten.<br />

Weiterhin sollen das Bundesamt <strong>für</strong> Verfassungsschutz und der<br />

Bundesnachrichtendienst (BND), nicht jedoch der Militärische Abschirmdienst<br />

(MAD), künftig von Banken und Finanzdienstleistern Informationen über Konten,<br />

Konteninhaber und sonstige Berechtigte und zu Geldbewegungen und Geldanlagen<br />

einholen können. Alle drei Dienste sollen befugt werden, "bei Unternehmen, die<br />

geschäftsmäßig Telekommunikationsdienste und Teledienste erbringen oder daran<br />

mitwirken, unentgeltlich Auskünfte über Telekommunikationsverbindungsdaten und<br />

Teledienstenutzungsdaten einzuholen. Die Auskunft kann auch in Bezug auf<br />

zukünftige Telekommunikation und zukünftige Nutzung von Telediensten verlangt<br />

werden." (18) Auskünfte bei Fluggesellschaften und bei der Post darf hingegen nur der<br />

Verfassungsschutz einholen. Warum diese Unterscheidungen zwischen den<br />

Kompetenzerweiterungen der drei Dienste vorgenommen werden, geht aus dem<br />

Gesetzentwurf und seiner Begründung nicht hervor, ist jedoch wohl auch angesichts<br />

der nun beschlossenen Verbesserung des Datenaustausches zwischen ihnen<br />

unerheblich. Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass dem eigentlich der<br />

Auslandsinformation dienenden BND derartige Befugnisse im Inland zuwachsen<br />

sollen.<br />

Die Kompetenzen des Bundeskriminalamts (BKA) sollten dahingehend ausgeweitet<br />

werden, dass es, wenn es lediglich "Anhaltspunkte <strong>für</strong> Straftaten hat, ergänzende<br />

Informationen erheben (kann), ohne - wie nach geltendem Recht - stets zunächst<br />

klären zu müssen, ob die Polizeien des Bundes oder der Länder über die Informationen<br />

verfügen (19). Was hier als bürokratische Erleichterung dargestellt wurde, hätte in der<br />

150


Praxis bedeutet, dass das BKA ohne Anfangsverdacht und damit ohne<br />

staatsanwaltliche Kontrolle tätig geworden wäre. Dieser bedenklichen Verwischung<br />

rechtsstaatlicher Gewaltenteilung wurde jedoch am 14. Dezember nicht zugestimmt.<br />

Schließlich beabsichtigt das Bundesfinanzministerium, um der Geldwäsche<br />

vorzubeugen und um den Finanztransaktionen möglicher Terroristen nachzuspüren,<br />

sämtliche inländischen Bankverbindungen in einem Zentralregister<br />

(Kontoevidenzzentrale) zu speichern, was einen über die Kompetenzzuweisungen an<br />

die Dienste hinausgehenden tiefen Eingriff in das Bankgeheimnis darstellt, selbst<br />

wenn die Geldbewegungen dort nicht unmittelbar erfasst werden.<br />

Aus den um die Anerkennung ihrer Kompetenz in Sachen Innerer Sicherheit besorgten<br />

Unionsparteien wurde parallel zum Bekanntwerden des Sicherheitspaketes<br />

vorgeschlagen, zur Zusammenführung der verschiedenen Aufgaben der Inneren<br />

Sicherheit ein Bundessicherheitsamt zu schaffen. Doch diese Idee fand mit der<br />

Begründung, es reiche eine ständige Koordinierung zwischen den Ämtern und<br />

Diensten auf der Arbeitsebene, keinen Eingang in den Gesetzentwurf des<br />

Innenministers, ebenso wenig der verfassungshistorisch und -rechtlich bedenkliche<br />

Vorschlag der CDU, zur juristischen Absicherung von Einsätzen der Bundeswehr<br />

beim Objektschutz das Grundgesetz zu ändern. Allerdings haben die Unionsparteien<br />

diese Zielsetzungen noch nicht aufgegeben, so dass sie möglicherweise im nahenden<br />

Wahlkampf oder in der kommenden Legislaturperiode erneut eingebracht werden. (20)<br />

3. Sicherheit zum Schutz der Freiheit?<br />

Anti-Terror-Gesetze erfüllen im demokratischen Rechtsstaat nur dann ihren Zweck,<br />

wenn durch sie die Möglichkeiten des Staates, terroristische Angriffe abzuwehren,<br />

vergrößert, die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger aber nicht mehr als da<strong>für</strong><br />

unbedingt erforderlich eingeschränkt werden. Anders kann der Anspruch auf Schutz,<br />

der den Bürgern, dem Souverän, als Gegenleistung <strong>für</strong> die Übertragung des<br />

Gewaltmonopols auf den Staat zusteht, nicht eingelöst werden, denn dieser Schutz<br />

bezieht sich nicht auf die Fortdauer irgendeines nach Gesetzen funktionierenden<br />

Staates, sondern des demokratischen Rechtsstaates und damit auf die Fortdauer der<br />

schützenswerten freiheitlichen Lebensform seines Souveräns. Es geht also auch<br />

hinsichtlich des Schutzes vor Terroranschlägen um die schon früher mit Blick auf die<br />

innere Sicherheit diskutierte Frage, "wie die Republik verteidigt werden kann, ohne zu<br />

ihrer Freiheitsidee in Widerspruch zu geraten, ohne also die Grundrechte zu<br />

suspendieren: Liberalität und Effizienz müssen demokratieverträglich austariert<br />

werden. Die Verteidigung der Freiheit ist eine voraussetzungsvolle Sache, deren<br />

Schicksal sich schon bei der Wahl der Mittel entscheidet: diese muss ausgesprochen<br />

skrupulös getroffen werden." (21)<br />

Dieser Anforderung hat der deutsche Innenminister bei der Vorlage des<br />

"Sicherheitspakets II" so wenig entsprochen wie der <strong>für</strong> die amerikanische<br />

Antiterrorgesetzgebung zuständige Justizminister und andere Vertreter einer Politik<br />

der inneren Sicherheit, denen, wie Ulrich K. Preuss schon 1989 schrieb, "zu neuen<br />

Problemen als erstes immer nur Strafverschärfungen und die Erweiterung polizeilicher<br />

Befugnisse einfallen". (22)<br />

Dem von Schily am 2. November vorgelegten "Sicherheitspaket II", das am 14.<br />

Dezember vom Bundestag und am 20. Dezember vom Bundesrat verabschiedet wurde,<br />

kann der Vorwurf, über das Ziel der Terrorbekämpfung weit hinauszuschießen,<br />

wenigstens dort nicht erspart werden, wo es darauf angelegt ist, weitere staatliche<br />

Eingriffe in die Privatsphäre zu legalisieren. Ihm fehlt überdies die bei der<br />

151


amerikanischen Gesetzgebung immerhin erkennbare Einsicht, dass bei allem<br />

Bestreben nach Sicherheit nicht übersehen werden darf, wie leicht es zu einer<br />

Auflösung des gesellschaftlichen Zusammenhalts kommen kann, wenn ein Klima<br />

gefördert wird, in dem Ausländer oder wie Fremde Aussehende oder Muslime<br />

pauschal verdächtigt werden. Dies ist umso bedenklicher, als gleichzeitig ein<br />

Zuwanderungsgesetz beschlossen werden soll, bei dem es an zentraler Stelle darum<br />

geht, die Integration derer zu fördern, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten<br />

zugewandert sind.<br />

Die weitgehende parlamentarische Zustimmung, die das erste Paket erfuhr, wurde dem<br />

zweiten nicht zuteil. Schon als der Innenminister gravierende Änderungen wie die der<br />

Personalausweise und Reisepässe auf dem Verordnungswege durchziehen wollte,<br />

durchkreuzten ihm dies in einem Koalitionsgespräch Ende Oktober vor allem die<br />

Vertreter der Grünen, so dass dieses Vorhaben erst auf den normalen<br />

Gesetzgebungsweg gebracht und seine Konkretisierung danach wegen<br />

datenschutzrechtlicher Bedenken gegenüber einigen Details bei der Verabschiedung<br />

am 14. Dezember sogar zurückgestellt wurde. Auf Ablehnung stießen bei den Grünen<br />

ebenfalls die Vorhaben, dem Bundeskriminalamt die Möglichkeit zu geben, ohne<br />

Anfangsverdacht zu ermitteln und Ausländern schon deshalb die Einreise zu<br />

verweigern, weil Verdachtsmomente gegen sie vorliegen. Andere Einwände nahmen<br />

die Grünen jedoch zurück, nachdem sie die Zusage erhalten hatten, dass einige der<br />

Maßnahmen auf fünf Jahre befristet gelten sollen.<br />

Während Schily <strong>für</strong> den ursprünglichen Entwurf gleichermaßen von Teilen seiner<br />

SPD-Fraktion, von den Grünen, von der FDP und der PDS kritisiert wurde, sowie<br />

außerhalb des Bundestages von Anwälten, Richtern und nicht zuletzt den<br />

Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder, (23) erntete er von Seiten der<br />

Unionsparteien überwiegend Lob. Dies ist insofern nicht zufällig, als es schon immer<br />

eine konservative Position war, im Wertekonflikt zwischen Sicherheit und Freiheit auf<br />

die Sicherheit zu setzen, während ein letztlich viel zu schwaches Häuflein Liberaler<br />

(unabhängig von ihrer parteipolitischen Bindung) bereit war, der Zielbestimmung des<br />

ehemaligen FDP-Innenministers Werner Maihofer zu folgen, die da einst lautete: "Im<br />

Zweifel <strong>für</strong> die Freiheit". (24)<br />

Da die CDU/CSU besorgt war, dass Schily ihr auf dem <strong>für</strong> ihre Anhängerschaft<br />

bedeutenden Gebiet der inneren Sicherheit den Rang ablief, versuchte sie indes noch<br />

draufzusatteln: Obwohl erst 1998 mit der Erweiterung des Artikels 13 GG und dem<br />

Begleitgesetz zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, das auch auf den<br />

Terrorismus anwendbar ist, die Unverletzlichkeit der Wohnung <strong>für</strong> den Großen<br />

Lauschangriff durchlöchert wurde, forderte sie eine Erweiterung der Regelungen zur<br />

Wohnraumüberwachung: "Angesichts des Ausmaßes der Bedrohung erscheinen die<br />

geltenden Einschränkungen der akustischen Wohnraumüberwachung und der<br />

Ausschluss der optischen Wohnraumüberwachung nicht mehr zeitgemäß..." (25) So<br />

weit mochte dann selbst der Innenminister bei der Freiheitseinschränkung nicht gehen.<br />

Es gelang den CDU/CSU-geführten Ländern statt dessen nur noch, die<br />

Kompetenzerweiterung <strong>für</strong> das Bundesamt <strong>für</strong> Verfassungsschutz auch <strong>für</strong> dessen<br />

Landesämter durchzusetzen.<br />

Die Eile, mit der das Paket schließlich gemeinsam von der rot-grünen Koalition mit<br />

der nicht ganz zufriedenen CDU/CSU gegen die Stimmen von FDP und PDS<br />

beschlossen wurde, resultiert möglicherweise aus der gemeinsamen Sorge beider<br />

"Volksparteien", eine Blöße hinsichtlich der inneren Sicherheit könnte bei den im<br />

kommenden Jahr anstehenden Wahlen die 2001 erstmals in Hamburg angetretene und<br />

sich auf diesem Feld profilierende Schill-Partei begünstigen. Allerdings begründete die<br />

152


Bundesregierung ihre Eile mit dem Hinweis auf die UN-Sicherheitsresolution 1373<br />

vom 28. September 2001, die von allen Staaten verlangt, innerhalb von 90 Tagen über<br />

die Schritte Bericht zu erstatten, die sie "zur Durchsetzung dieser Resolution ergriffen<br />

haben". Dazu wäre die Regierung allerdings auch in der Lage gewesen, wenn sie sich<br />

auf wirklich zielführende Maßnahmen beschränkt hätte, zumal sie ja schon auf das<br />

"Sicherheitspaket I" verweisen konnte. Mit der Verabschiedung des Anti-Terror-<br />

Gesetzes ist indes weder die grundsätzliche Problematik der staatlichen Reaktionen auf<br />

die Terroranschläge beseitigt noch das Thema vom Tisch. Die noch ausstehende<br />

endgültige Entscheidung über die künftige <strong>Gestaltung</strong> der Personalausweise und<br />

Reisepässe und das Bedürfnis der Unionsparteien, auf dem Feld der inneren Sicherheit<br />

Profil zurückzugewinnen, zeigen ebenso wie die Bemühungen der Europäischen<br />

Union um einen Entscheidungsrahmen zur Harmoniesierung der<br />

Terrorismusbekämpfung in den EU-Mitgliedstaaten (26) die Notwendigkeit, den schon<br />

entstandenen Schaden <strong>für</strong> den liberalen Rechtsstaat so bald wie möglich wieder zu<br />

beheben und weiteren zu vermeiden<br />

4. Gesetze auf Vorrat oder auf Zeit?<br />

Zu dem schon entstandenen Schaden gehört die nicht erst in den Anti-Terror-Gesetzen<br />

des Jahres 2001 zum Ausdruck kommende Neigung der Exekutive, Gesetze auf Vorrat<br />

zu beschließen. Als Mitte der 1970er Jahre die ersten Anti-Terror-Gesetze auf den<br />

Weg gebracht wurden, stand der damalige Innenminister Werner Maihofer vor der<br />

Aufgabe, den neuen Straftatbestand der Bildung einer terroristischen Vereinigung (§<br />

129a StGB) einzuführen, durch den Täter nicht erst nach vollbrachtem Mord, nach<br />

einem erpresserischen Menschenraub oder einer Geiselnahme, sondern schon wegen<br />

der Gründung einer Vereinigung, deren Zweck oder Tätigkeit auf derartige<br />

Verbrechen gerichtet ist, bestraft werden sollten. Dabei empfand der liberale<br />

Rechtsprofessor insofern ein Unbehagen, als er sich wegen des präventiven Charakters<br />

dieser Tatbestandsbeschreibung auf eine Gratwanderung zwischen Sicherheit und<br />

Freiheit begehen musste: So wie im Strafprozess "im Zweifel zwischen Freiheit und<br />

Sicherheit hinsichtlich Unschuld oder Schuld des Angeklagten der Grundsatz: ‚in<br />

dubio pro reo!' - also <strong>für</strong> Unschuld und damit Freiheit des Angeklagten (gilt),... heißt<br />

insgesamt im Widerspruch zwischen Freiheitsverbürgung und Sicherheitsgewährung<br />

in einem freiheitlichen Rechtsstaat die Antwort: ‚in dubio pro libertate!' - im Zweifel<br />

<strong>für</strong> die Freiheit. <strong>Das</strong> hat zur Folge, dass auch bei jeder Gesetzgebung in einem<br />

freiheitlichen Rechtsstaat derjenige die zwingende Notwenigkeit eines Gesetzes dartun<br />

muss, der eine Freiheitseinschränkung des Einzelnen zugunsten der Sicherheit des<br />

Andern vornehmen will; und nicht umgekehrt .... Der freiheitliche Rechtsstaat steht so<br />

in seiner Bewährung unter dem doppelten Grundsatz: Soviel Freiheit wie möglich!<br />

Soviel Sicherheit wie nötig; und nicht umgekehrt." (27) Daher sprach sich Maihofer<br />

vehement gegen eine "Sicherheitspolitik gewissermaßen auf Verdacht und Vorrat" aus,<br />

die "zutiefst freiheitlichen Wertvorstellungen" widerspreche. (28)<br />

Genau als ein solches Gesetzespaket <strong>für</strong> alle Fälle ist das nun verabschiedete Anti-<br />

Terror-Gesetz gedacht. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass von<br />

konservativer Seite seit einigen Jahren versucht wird, die Fiktion eines Grundrechtes<br />

auf Sicherheit in die staatsrechtliche Diskussion einzubringen. Dabei wird behauptet,<br />

dieses Grundrecht sei im Grundgesetz implizit vorhanden. (29) Wenn dieses jedoch<br />

genauso wie die Freiheitsrechte gegen den Staat eingeklagt werden könnte, wäre der<br />

Staat zur grenzenlosen Vorsorge gegen möglichst viele Unsicherheiten verpflichtet.<br />

Welche Folgen dies hätte, "zeigt sich besonders deutlich in dem Recht der<br />

Gefahrenabwehr: polizeirechtlich ist eine Gefahr eine Lage, in der bei ungehindertem<br />

Geschehensablauf ein Zustand oder ein Verhalten mit ‚hinreichender<br />

Wahrscheinlichkeit' zu einem Schaden <strong>für</strong> eines der polizeilichen Schutzgüter (Leben,<br />

153


Gesundheit, Eigentum, öffentliche Sicherheit u.ä.) führen würde. ‚Hinreichende<br />

Wahrscheinlichkeit' kann nur angenommen werden, wenn es eine ‚nach der<br />

Lebenserfahrung begründete Be<strong>für</strong>chtung der Gefahrenverwirklichung' gibt, wie es in<br />

den polizeirechtlichen Lehrbüchern heißt." (30) Auf welch schwankendem Boden man<br />

sich bewegt, wenn man mit Begriffen wie "hinreichender Wahrscheinlichkeit" und<br />

"Lebenserfahrung" arbeiten muss, zeigen die Ereignisse vom 11. September sehr<br />

plastisch: Vor diesem Datum schien es keine Anhaltspunkte da<strong>für</strong> zu geben, dass<br />

Zivilflugzeuge in terroristischer Absicht in Hochhäuser gelenkt werden. Die seitherige<br />

Lebenserfahrung muss das Risiko einer Wiederholung solcher Anschläge<br />

berücksichtigen, besitzt aber weder Hinweise auf deren Wahrscheinlichkeit noch auf<br />

mögliche Orte. Daher ist es z.B. völlig ungewiss, ob es erforderlich ist, um das<br />

vermeintliche Grundrecht auf Sicherheit derjenigen, die in Hochhäusern wohnen oder<br />

arbeiten, von Staats wegen zu schützen, sämtliche Gebäude eines Landes ab einer<br />

bestimmten Stockwerkzahl im Sinne des "Objektschutzes" polizeilich oder gar<br />

militärisch rund um die Uhr zu schützen, oder ob es genügt, <strong>für</strong> bestimmte Gebiete von<br />

Großstädten Überflugverbote auszusprechen und deren Einhaltung zu überwachen.<br />

Erst die Vollzugsdefizite abbauen<br />

Folglich wird, wenn man die Existenz dieses Grundrechts akzeptiert, der Tendenz zur<br />

Aufblähung der Sicherheitsvorschriften und -apparate Tür und Tor geöffnet.<br />

Demgegenüber lässt eine genaue Prüfung der seit längerem geltenden<br />

Sicherheitsgesetze erkennen, dass es nicht notwendig ist, Gesetzeslücken zu schließen,<br />

sondern Vollzugsdefizite bei den vorhandenen Gesetzen zu beheben.<br />

Schon bei der Wiedereinführung der Rasterfahndung, erst recht aber beim Entwurf des<br />

"Sicherheitspakets II" fällt auf, dass die vorgesehenen Eingriffe überwiegend in die<br />

Richtung der Schaffung des "gläsernen Menschen" - sei er nun einreisewilliger oder<br />

schon im Inland lebender Ausländer oder deutscher Staatsbürger - gehen und insofern<br />

mit dem vom Bundesverfassungsgericht 1983 (31) aus den Artikeln 1 und 2 GG<br />

abgeleiteten Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung in Konflikt geraten,<br />

wenn sie Gesetzeskraft erlangen. Daher wiesen die Datenschutzbeauftragten des<br />

Bundes und der Länder schon am 1. Oktober 2001 darauf hin, "dass die Sicherheitsund<br />

Strafverfolgungsbehörden zur Terrorismusbekämpfung bereits über weitreichende<br />

Befugnisse zur Datenverarbeitung verfügen. ... Auch ist eine effektive<br />

Zusammenarbeit zwischen Polizei und Verfassungsschutz durch die geltende<br />

Rechtslage gewährleistet; Vollzugsdefizite sind kein Datenschutzproblem. Zu<br />

pauschalen Forderungen nach Einschränkung des Bürgerrechts auf Datenschutz<br />

besteht deshalb kein Anlass. Die Datenschutzbeauftragten betonen, dass Datenschutz<br />

nie Täterschutz war und auch in Zukunft nicht sein wird." (32)<br />

Zu den Vollzugsdefiziten zählt auch und insbesondere der quantitative und qualitative<br />

Personalmangel beim Bundeskriminalamt, beim Bundesgrenzschutz, bei der<br />

Zollfahndung, den Geheimdiensten und den Länderpolizeien. Da dieser Mangel - z.B.,<br />

was die Einstellung kriminalpolizeilich qualifizierter Mitarbeiter mit hinreichenden<br />

Kenntnissen des Arabischen oder von Turksprachen anbelangt - nicht innerhalb<br />

weniger Wochen oder Monate zu beheben ist, haben sich die Sicherheitspolitiker der<br />

"Volksparteien" auf Ersatzhandlungen verlegt. Sie glauben offenbar durch<br />

Verschärfungen geltender Gesetze der verunsicherten Öffentlichkeit demonstrieren zu<br />

können, "hart am Problem" zu arbeiten. Da mag es Schröders grüne Partner trösten, in<br />

den Koalitionsgesprächen die Zusage erreicht zu haben, dass einige Bestimmungen<br />

nur <strong>für</strong> fünf Jahre gelten sollen. Doch wo der Gesetzgebungseifer <strong>für</strong> die<br />

Terrorbekämpfung ungeeignete oder überflüssige Freiheitseinschränkungen zur Folge<br />

hat, ist jeder Tag zuviel.<br />

154


Passgenauigkeit überprüfen und Wildwuchs verhindern<br />

Um unsinnige Gesetzesbestimmungen zu verhindern hätten vor der endgültigen<br />

Verabschiedung des "Sicherheitspaketes II" die einzelnen Maßnahmen daraufhin<br />

geprüft werden müssen, ob und inwieweit sie - falls es sie vor dem 11. September<br />

2001 schon gegeben hätte - dazu beigetragen hätten, diese Anschläge zu verhindern<br />

oder die bis kurz zuvor in Deutschland unauffällig als "Schläfer" lebenden Terroristen<br />

rechtzeitig dingfest zu machen.<br />

Aus diesem Grund waren z.B. die geplanten Veränderungen bei den Pässen und<br />

Personalausweisen auf Kritik gestoßen: Mindestens zwei der Flugzeugentführer, die<br />

längere Zeit vorher in Deutschland lebten, waren hier unter ihren wirklichen Namen<br />

gemeldet. Der eine war ein Ägypter, der vermutlich erst nach seiner Einwanderung zu<br />

seiner Tat angestiftet wurde. Man hätte ihn allein wegen seiner Frömmigkeit auch bei<br />

verschärften Einreisevorschriften nicht daran gehindert, hier zu studieren. Der andere<br />

besaß einen deutschen Pass, weil er hier als Sohn einer Deutschen geboren wurde. In<br />

keinem dieser Fälle wäre also durch biometrische Merkmale oder durch<br />

Fingerabdrücke in den Pässen den Tätern frühzeitig auf die Spur zu kommen oder die<br />

Tat zu verhindern gewesen. Zwar ist nicht auszuschließen, künftigen Attentätern durch<br />

solche codierten Kennzeichen auf die Schliche zu kommen, doch bis alle deutschen<br />

Personalausweise und Pässe hiermit versehen sein werden, vergehen mindestens zehn<br />

Jahre. Davon abgesehen wären Ausländer, die sich z. B. als Angehörige anderer EU-<br />

Staaten in Deutschland aufhalten und frei bewegen können, hiervon nicht erfasst.<br />

Auch unter diesem Aspekt ist an der Effektivität dieses noch ausstehenden Vorhabens<br />

zu zweifeln, obwohl Innenminister Schily nun versucht, die anderen EU-Staaten dazu<br />

zu bewegen, ihre Passegesetze in Richtung auf die Aufnahme "biometrischer Daten"<br />

zu ändern. Datenschützer machen darüber hinaus darauf aufmerksam, dass die in den<br />

Ausweispapieren gespeicherten Daten nur dann effektiv kontrolliert werden können,<br />

wenn sie mit einer zentralen Datei abgeglichen werden können. Dort bestünde dann<br />

jedoch die Gefahr eines behördlichen Missbrauchs dieser Daten. (33) Wenn jetzt um<br />

des Koalitionsfriedens willen darauf verzichtet werden soll, eine Zentraldatei<br />

anzulegen, wäre es nur konsequent, das kostspielige und zeitaufwendige Verfahren der<br />

Vergabe neuer Ausweispapiere ganz bleiben zu lassen.<br />

Da Terroristen offenbar mit mehr blutrünstiger Phantasie und krimineller Energie<br />

begabt sind als mit der, Flugzeuge in Hochhäuser zu lenken, ist es auch statthaft, z.B.<br />

danach zu fragen, ob Einzelne oder Gruppen, die biologische Kampfstoffe wie<br />

Milzbranderreger herstellen oder mit ihnen hantieren, mithilfe der vorgesehenen<br />

Maßnahmen rechtzeitig daran gehindert werden können, Schaden anzurichten. Bei<br />

Tätern, die technisch versiert genug sind, mit gefährlichen Stoffen umzugehen, kann<br />

man wohl davon ausgehen, dass sie ohnehin Handschuhe tragen, wenn sie ihre<br />

Materialien in Briefumschläge füllen, so dass diese wahrscheinlich nur die<br />

Fingerabdrücke des Briefträgers aufweisen. Selbst wenn man derartige Prüfungen<br />

noch auf weitere mögliche Tatwaffen und Tatvorgänge ausdehnt und dabei zu einigen<br />

positiven Ergebnissen gelangen sollte, wird sich zeigen, dass grundsätzliche Probleme<br />

des rechtsstaatlichen Umgangs mit der organisierten Kriminalität, wozu auch der<br />

Terrorismus zu zählen ist, durch verschärfte Sicherheitsgesetze nicht auszuräumen<br />

sind.<br />

Eines dieser Probleme ist, dass besonders große Gefahren von "Schläfern" ausgehen,<br />

die sich möglicherweise jahrelang sozial angepasst und gesetzeskonform in der<br />

Gesellschaft bewegen. "Schläfer" müssen keine Ausländer sein, vielmehr blieben die<br />

inländischen Freizeit-Terroristen der Revolutionären Zellen der 1980er Jahre auch<br />

155


weithin unerkannt. Ob die Neuauflage der Rasterfahndung mit Blick auf diese<br />

Tätergruppe größere Erfolge zeitigt als der berühmte Kommissar Zufall, bleibt<br />

abzuwarten. Doch der absehbare Nebeneffekt, dass Menschen, die muslimischen<br />

Glaubens sind oder so aussehen, als könnten sie aus dem Orient stammen, von ihren<br />

Nachbarn, Studien- und Arbeitskollegen verdächtigt werden, behindert die Integration<br />

von Zuwanderern und kann zu einer Stigmatisierung und Ghettoisierung bestimmter<br />

Gruppen und eventuell sogar zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen<br />

Einheimischen und Zugewanderten führen. Überdies erhalten fremdenfeindliche<br />

Parteien dadurch eine argumentative Unterstützung, auch wenn dies von der<br />

Regierung nicht so gewollt ist. Wenn Deutschland weiterhin weltoffen bleiben will,<br />

Menschen aus fernen Ländern hier studieren oder bereit sein sollen, mit einer<br />

"Greencard" hier zu arbeiten, dann darf dieses Misstrauen nicht von Staats wegen<br />

geschürt werden.<br />

Ein anderes Problem ergibt sich daraus, dass präventive Gesetze eigentlich nur dann<br />

sinnvoll sind, wenn sie nicht nur den rechtzeitigen Zugriff auf potenzielle Täter<br />

erleichtern, sondern bei diesen wenigstens im Ansatz auch einen Abschreckungseffekt<br />

bewirken können. Dies funktioniert aber offensichtlich dort nicht, wo jemand, der<br />

einen Terrorakt plant, dabei auch das eigene Leben bewusst opfert, ja wo <strong>für</strong> ihn<br />

möglicherweise subjektiv der eigene "Märtyrertod" noch wichtiger ist als der Tod<br />

seiner Opfer. Abschreckung durch höhere Strafandrohung und im Falle der<br />

Dingfestmachung eines Täters durch schnelle Aburteilung könnte allerdings zur<br />

Minimierung der Zahl von "Trittbrettfahrern" beitragen, die z.B. die Polizei mit<br />

falschen Bombendrohungen oder Milzbrandbriefen von den eigentlichen Aufgaben<br />

abhalten.<br />

Alles in allem wird eine genauere Überprüfung der verschiedenen jetzt beschlossenen<br />

wie auch der noch in der Schwebe befindlichen Vorhaben auf ihre Passgenauigkeit <strong>für</strong><br />

die Terrorprävention eher bescheidene Ergebnisse bringen, zumindest lassen sie kaum<br />

eine höhere Vorwegaufklärung erwarten als eine konsequente Anwendung der<br />

bisherigen Gesetzeslage. Damit nicht die Ausnahme zur Regel wird und<br />

Freiheitsrechte dauerhaft eingeschränkt werden, täte der Bundestag gut daran, den jetzt<br />

beschlossenen wie auch den noch anstehenden Gesetzesänderungen eine wesentlich<br />

kürzere, nämlich zweijährige Überprüfungsfrist mit auf den Weg gegeben werden.<br />

Damit könnte verhindert werden, dass Freiheitsrechte länger als unbedingt notwendig<br />

eingeschränkt werden. Nach Wegfall des Gesetzeszwecks oder nach der Einsicht in die<br />

Ineffektivität bestimmter Maßnahmen sollten die Rechte wieder voll zur Geltung<br />

kommen können.<br />

Was hier am Beispiel der Bundesrepublik Deutschlands dargestellt wurde, ist nicht nur<br />

ein Problem dieses Landes. "Was immer dazu beiträgt, rechtsstaatliche Ordnungen zu<br />

begründen, Rechtsstaatlichkeit zu sichern und zu stabilisieren, dient dem Frieden,<br />

nicht weil Frieden mechanisch und automatisch ein Nebenprodukt der Koexistenz von<br />

Rechtsstaaten wäre, sondern weil Rechtsstaatlichkeit - der Schutz der Freiheit - die<br />

plausibel begründbare Grundlage und Hintergrundbedingung <strong>für</strong> das friedliche<br />

Zusammenleben von Völkern, Staaten und Nationen ist. Eine aktive Politik der<br />

Sicherung von Menschenrechten, in denen Rechtsstaatlichkeit philosophisch begründet<br />

ist, ist <strong>für</strong> Friedenspolitik wesentlich." (34) Diese Überlegungen von Dieter und Eva<br />

Senghaas zur Bedeutung der Rechtsstaatlichkeit <strong>für</strong> den inneren wie äußeren Frieden<br />

lassen sich auch dahingehend umkehren, dass der Abbau der Rechtsstaatlichkeit durch<br />

Einschränkung der Freiheit der Friedenspolitik abträglich ist. Daher gefährdet eine<br />

staatliche Terrorismusabwehr, die beim Balanceakt zwischen Sicherheit und Freiheit<br />

aus dem Tritt gerät, den demokratischen Frieden von innen heraus.<br />

156


Fußnoten<br />

1. Vgl. Anschläge erschüttern Flugverkehr, in: SPIEGEL ONLINE-23. November<br />

2001, 16:37.<br />

2. Genannt werden von den "Reportern ohne Grenzen" auf Platz 1 die USA, (2)<br />

Großbritannien, (3) Kanada, (4) Frankreich, (5) Deutschland, (6) China, (7)<br />

Italien, (8) Indien, (9) die Europäische Union als Institution (10) Spanien, (11)<br />

Pakistan, (12) Jordanien, (13) Russland, (14) Indonesien und (15) Simbabwe:<br />

Auch wenn diese Liste eine Reihe von Ländern enthält, in denen es auch schon<br />

vorher insbesondere um die Pressefreiheit nicht zum besten stand, sollte die<br />

Aufnahme von Ländern mit einer großen demokratischen Tradition aufhorchen<br />

lassen. Vgl. Reporter ohne Grenzen: 11. September 2001 - 11. Januar 2002: 120<br />

Tage Angriffe auf die unveräußerlichen Freiheiten. Die Top 15 der<br />

freiheitsbeschränkenden Staaten, www. reporter-ohnegrenzen.de/news/110102.html<br />

3. Vgl. zu den Schwierigkeiten der Begriffsbildung Daase, Christopher: Terrorismus<br />

- Begriffe, Theorien und Gegenstrategien. Ergebnisse und Probleme<br />

sozialwissenschaftlicher Forschung; in: Die Friedens-Warte 76 (2001) Heft 1, S.<br />

55-79, sowie Hoffman, Bruce: Terrorismus. Der unerklärte Krieg. Neue Gefahren<br />

politischer Gewalt. Frankfurt a. M., 2001, S. 13-56.<br />

4. Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und<br />

psychogenetische Untersuchungen. Zweiter Band, Frankfurt a. M. 3. Aufl., 1977,<br />

S. 325.<br />

5. Vgl. Senghaas, Dieter: Frieden - ein mehrfaches Komplexprogramm; in: Ders.<br />

(Hrsg.): Frieden machen. Frankfurt a. M. 1997, S. 572.<br />

6. Vgl. Hoffman (2001), S. 209 ff.<br />

7. Vgl. ebenda, S. 214f.<br />

8. Vgl. Kaufmann, Franz-Xaver: Sicherheit als soziologisches und sozialpolitisches<br />

Problem. 2. umgearb. Aufl., Stuttgart 1973, S. 19.<br />

9. Vgl. Reporter ohne Grenzen (2002), S. 3.<br />

10. Vgl. Hirschmann, Kai: <strong>Das</strong> Phänomen ‚Terrorismus': Entwicklungen und neue<br />

Herausforderungen; in: Bundesakademie <strong>für</strong> Sicherheitspolitik (Hrsg.):<br />

Sicherheitspolitik in neuen Dimensionen. Kompendium zum erweiterten<br />

Sicherheitsbegriff, Hamburg 2001, S. 479.<br />

11. Allerdings hat das Landgericht Wiesbaden im Februar 2002 die Rasterfahndung<br />

nach Anhängern islamistischer Gruppen in Hessen zumindest so weit <strong>für</strong><br />

unzulässig erklärt, wie nicht wirklich ein Terroranschlag droht. Mit derselben<br />

Begründung war Ende Januar 2002 die Rasterfahndung auch in Berlin verboten<br />

worden, vgl. FAZ vom 8. 2. 2002, S. 4.<br />

12. Gesetzentwurf der Bundesregierung. Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung des<br />

internationalen Terrorismus (Terrorismusbekämpfungsgesetz), S.1.<br />

13. Ebenda, S. 1f.<br />

14. Pressemitteilung des Bundesministeriums des Inneren "Eckpunkte des<br />

Terrorismusbekämpfungsgesetzes" vom 27.10.2001,<br />

http://www.bmi.bund.de/dokumente/Pressemitteilung/ix_61128.htm, S. 4.<br />

15. Pressemitteilung des Bundesministeriums des Inneren vom 5. November 2001:<br />

"Eckpunkte zum Sicherheitspaket II",<br />

http://www.bmi.bund.de/dokumente/Pressemitteilung/ix_61828.htm.<br />

16. Ebenda.<br />

17. Begründung zum Gesetzentwurf (Stand 02/11/01), Zu Artikel 6 Nummer 3 (§22<br />

Abs. 1 Satz 3 BGSG), S. 109.<br />

18. Gesetzentwurf, Art. 1, S. 5; vgl. Art. 2, S. 8 und Art. 3, S. 9.<br />

19. Pressemitteilung vom 5. November 2001 (s. Anm. 15).<br />

20. Hier<strong>für</strong> sprechen Überlegungen des Obmannes der CDU/CSU-Fraktion im<br />

Bundestag, Andreas Schockenhoff, die Beibehaltung der Wehrpflicht dadurch neu<br />

157


zu begründen, dass man eine "Miliz-Komponente" <strong>für</strong> einen "Objekt- und<br />

Raumschutz" bereitstellt, vgl. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung v. 10. 2.<br />

2002, S. 4.<br />

21. Leggewie, Claus / Meier, Horst: Republikschutz. Maßstäbe <strong>für</strong> die Verteidigung<br />

der Demokratie, Reinbek 1995, S. 16.<br />

22. Preuss, Ulrich K.: Vorsicht Sicherheit. Am Ende staatlicher Neutralisierung? in:<br />

Merkur, Heft 6/1989, S. 488.<br />

23. Vgl. die einschlägigen Entschließungen des Sondertreffens der<br />

Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder am 1. Oktober 2001 in Bonn<br />

sowie der 62. Datenschutzkonferenz in Münster vom 24. bis 26. Oktober 2001.<br />

24. Maihofer, Werner: Innen- und Rechtspolitik: Im Zweifel <strong>für</strong> die Freiheit; in:<br />

Genscher, Hans-Dietrich (Hrsg.), Liberale in der Verantwortung., München-Wien<br />

1976, S. 83ff.<br />

25. Zit. nach: Deutscher Bundestag 14. Wahlperiode Drucksache 14/... (noch ohne<br />

Nr.) 08. Oktober 2001, S. 4.<br />

26. Zur langen Geschichte der "europäischen" Terrorismusbekämpfung vgl. Stein,<br />

Torsten / Meiser, Christian: Die Europäische Union und der Terrorismus, in: Die<br />

Friedens-Warte 76 (2001) Heft 1, S. 33-54; zu den aktuellen Bemühungen der EU<br />

im November 2001 vgl. "Reporter ohne Grenzen" (2002), S. 9f.<br />

27. Maihofer (1976), S. 85.<br />

28. Ebenda, S. 88.<br />

29. Vgl. Isensee, Josef: <strong>Das</strong> Grundrecht auf Sicherheit. Zu den Schutzpflichten des<br />

freiheitlichen Verfassungsstaates, Berlin / New York 1984; dazu kritisch:<br />

Bendrath, Ralf: Von "Freiheit stirbt mit Sicherheit" zu "Keine Freiheit ohne<br />

Sicherheit"? Über die Umwertung des Staates und das "Grundrecht auf<br />

Sicherheit"; in: antimilitarismus information, 27. Jg., Heft 12, Dezember 1997, S.<br />

11ff.<br />

30. Preuss (1989), S. 489.<br />

31. Bundesverfassungsgericht: Urteil vom 15. Dezember 1983. In: BVerfGE 65, S.<br />

1ff.; vgl. Garstka, Hansjürgen: Datenschutz und Informationelle<br />

Selbstbestimmung als Grundrechte in der Informationsgesellschaft; in: Vorgänge,<br />

155, Heft 3, 2001, S. 128ff.<br />

32. Entschließung der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder bei ihrem<br />

Sondertreffen in Bonn am 1. Oktober 2001.<br />

33. Vgl. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 2. Dezember 2001, S. 2.<br />

34. Senghaas, Dieter und Eva: Si vis pacem, para pacem. Überlegungen zu einem<br />

zeitgemäßen Friedenskonzept; in: Meyer, Berthold (Red.): Eine Welt oder Chaos?<br />

Frankfurt a. M. 1996, S. 250 (Hervorh. im Text).<br />

Köln Impuls 2002<br />

In Köln war etwas wie ein Wellencharakter innerhalb des<br />

Negativitätsimpulses selbst zu spüren. Es scheint, dass es<br />

innerhalb des Negativitätsimpulses selbst Unterwellen gab,<br />

ähnlich einer Börsenbewegung oder Elliotwave, die<br />

Erholungswellen und Negativitätswellen in sich trug.Jedoch war<br />

die Gesamtwelle abwärts gerichet und es gab etwas<br />

Wie ein Wechel innerhalb des Online Spiegels von der<br />

Regierung zur CDU, von der CDU zur FDP und von dort weiter<br />

abwärts gerichtet zur PDS, eine Reduktion. Diese Reduktion,<br />

158


die hier medial ablief, sollte uns auch im Zusammenhang mit<br />

der Megamschine zu denken geben. Sollte es zu einem<br />

Reduktionssystem kommen, so wird dieses Reduktionssystem<br />

bis zum Ende oder Nullpunkt durchlaufen.<br />

Der Impuls Dezember 2002-Januar 2003<br />

Besonders erschreckend an diesem Impuls war, dass er sich bereits in der<br />

Weihnachtszeit, also in der Zeit der Besinnung und der Nächstenliebe<br />

andeutete und dann im Januar vollends<br />

ausbrach.<br />

Menschenverachtend, entmenschlicht, sadistisch und reinigungsbehaftet<br />

Photographie einer Truppe von Israelischen Künstern, nur ein Programmteil hiervon<br />

Der Impuls, Mai-Juni 2003<br />

Erstaunlich ist die Entwicklung im letzten negativen Impuls von<br />

2003, der etwa ab Anfang Mai einsetzte. Hier stand die<br />

Diskussion über die USA und ihrem Krieg im Mittelpunkt<br />

internationaler Proteste von Menschenmassen, als der Krieg<br />

bereits im vollem Gange war und schon ein Ende sich<br />

abzuzeichnen begann. Erstaunlich an dieser neuen Protestform<br />

der Friedensdemostrationen war jedoch, dass es ein hilfloser<br />

Versuch war die Politik der USA zu kritisieren und ein Ende<br />

des Krieges zu verlangen. Ein Krieg, der wohl nicht durch diese<br />

Massenproteste beeinträchtigt werden würde. Hier das<br />

Be<strong>für</strong>worten von make love not war als Gegenstück, auch als<br />

Wiederholung eines Massenzustandes den nur noch die Eltern<br />

159


kannten, von Jugendlichen stark unterstützt, die wie ihre Eltern<br />

ihrem leben eine Phase hinzuträumen wollten,<br />

die sie der Woodstock Generation durch ihre Ideale ebenbürtig<br />

machen sollten.<br />

Nur war es wohl eher eine Mode, ein kurzfristiger Trend<br />

gesehen aus dem Nachhinein als eine starke Bewegung.<br />

Wahrscheinlich nur deshalb, weil der Krieg ein kurzer schneller<br />

Krieg war, der eben nicht zu einer monatelanger oder<br />

jahrelanger Demonstrationseuphorie führte, in dem das eigene<br />

Leben eingebunden war.<br />

Erstaunlich war hier jedoch, Demonstrationen mit jugendlichen<br />

Emotionen<br />

Gegen einen Krieg, der nicht auf den Strassen von Deutschland<br />

entschieden werden sollte, gegen den jede Demostration sinnlos<br />

war, weil sie keine Wirkung auf die USA und deren Kurs<br />

zeigte.<br />

Jedoch keine Demonstrationen gegen die Negativität im eigenen<br />

Lande, wogegen doch die Liebe und Menschlichkeit<br />

besser eingesetzt wäre, den hier könnte man mit der gleichen<br />

Kraft wirklich etwas ändern, sterben doch wie ich selbst<br />

ansehen musste, jedes Jahr Menschen in deutschen Psychiatrien,<br />

stumm und vergessen von der Öffentlichkeit.<br />

Nachdem die Medienberichterstattung über und gegen den<br />

Krieg durch das Ende eben dessen abflaute, so setzte der neue<br />

Negativitätsimpuls innerhalb Deutschlands ein, eben als die<br />

USA und der Konflikt aus dem Blickfeld traten. Diese<br />

Entwicklung und der erneute Impuls der Megamaschine wurde<br />

durch die Mediendominanz des Krieges unterdrückt oder<br />

verdeckt und trat in diesem Impuls stärker als jemals vorher an<br />

den Tag.<br />

Ein Impulsgeber bei diesem Impuls war die SARS Krise, die<br />

einerseits durch den Laborcharakter der Berichterstattung<br />

darüber, den rituellen und sterilen Reinigungsmaßnahmen und<br />

durch das Zeigen von entmenschlichten Menschen,<br />

deren Gesicht zu 2/3 durch Mundschutz verdeckt wurde. Diese<br />

von Außen ins System gebrachte Reinigungsdominanz und<br />

Sterilität wirkte als Multiplikator zur nationalen<br />

Berichterstattung der nationalen Labore innerhalb der<br />

anlaufenden Megamaschine.<br />

160


Ein weiterer auftretende Impuls brachte eine unglaubliche<br />

Negativität und Entmenschlichung, und das nicht einmal 5<br />

Monate nach dem letzten negativen Impuls im Dezember<br />

2002/03.<br />

Bei diesem bisher letzten negativen Impuls musste selbst die<br />

politische Führung ihre Nichtmedialität, somit Ihre Hilflosigkeit<br />

erkannt haben, sodass nach diesem<br />

Impuls die Notwendigkeit von zügigen Reformen erkannt<br />

wurde und mithilfe der CDU Opposition im Einklang durch<br />

gemeinsame Gespräche erzielt werden sollte. Doch scheiterte<br />

dieser gemeinsame Reformversuch bereits im Entstehen.<br />

Eine weitreichende Reform findet nicht mehr statt, oder bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Die weiteren nachfolgenden Impulse waren dann nur noch eine<br />

Wiederholung reiner Negativität und Düsterheit und brauchen<br />

nicht weiter beschrieben werden. Sie können Sie aber anhand<br />

meines Systemindikators durch einfache Zeitungslektüre der<br />

FAZ und dort des Feuilletons sichtbar machen.<br />

161


Weihnachtsbaumindikator<br />

Der Weihnachtsbaumindikator ist der beste Indikator <strong>für</strong> die<br />

Systemanalyse. Unter den Weihnachtsbaumindikator fällt die<br />

festlich geschmückte Christbaumbeleuchtung in der<br />

Adventszeit. Aber nicht die im öffentlichen Raum, da diese eher<br />

im Sinne des Konsumierens von Produkten fällt. Hier geht es<br />

nur um den privaten Zierschmuck in den Fenstern. Der<br />

Weihnachtsbaumindikator ist besser als jede Art der Umfrage,<br />

man sieht gleich und über das Fenster, ob es sich um einen<br />

guten Menschen handelt oder um einen schlechten. Denn<br />

festlich geschmückte Fenster verraten uns die wirkliche Lage.<br />

In den letzten Jahren hat der Weihnachtsbaumindikator rapide<br />

abgenommen. Die Festbeleuchtung der Wohnungen ist<br />

signifikant gesunken und gewann in den letzten 2 Jahren erst<br />

kurz vor Weihnachten, etwa am 18 Dezember an Kraft, sonst<br />

sah es düster aus und fiel bereits kurz nach Weihnachten wieder<br />

abrupt ab. Besonders erwähnenswert sind die Leichenbilder am<br />

162


23. Dezember, also einen Tag vor Weihnachten. Neue Photos<br />

mit Leichen.<br />

Der Weihnachtsbaum Indikator ist ein besonders hilfreicher<br />

Indikator bei der direkten Systemanalys. Wir nehmen auch hier<br />

den FAZ-Feuilletonindikator zur Hilfe und schauen uns darauf<br />

aufbauend die Überschriften an. Normalerweie rutscht das<br />

Gesamtsystem ab etwa November in die allgemeine<br />

Winterdepession ab, Bilder werden dunkler und die Depression<br />

erscheint deutlich. Dieser allgemeine Trend sollte aber vor<br />

Weihnachten, etwa Ende November bis Anfang Dezember<br />

wieder drehen, da hier die weihnachtliche Vorfreude und das<br />

weihnachtliche Besinnen und auch das weihnachtliche<br />

Glücksgefühl einsetzt. Sollte dies nicht der Fall sein, oder nur in<br />

beschränktem Maße, oder sollten die negativen Überschriften in<br />

diesem Zeitraum bereits einen deutlichen Anteil haben, so ist<br />

mit einem Abfallen oder Absturz des Systems in Januar zu<br />

rechnen.<br />

163


der Impuls Januar 2004<br />

Besonders Interessant scheint jedoch der Negativitätsimpuls<br />

Mitte Januar 2004, bei dem wir in eine Art nationalen<br />

Rotkreuzzustand eintraten, bei dem die Reinigung<br />

Besonders wichtig wurde und dieser Impuls im Bildmaterial<br />

sogar die TAZ erreicht hat<br />

Dieser extrem nationale Laborzustand mit klinischen Elementen<br />

zeigte den bisher stärksten Impuls an und es kam in dieser Zeit<br />

zu einer selbstgewählten Uniformierung in rot-schwarz-weiss,<br />

was man nicht nur als Modeerscheinung sehen konnte, sondern<br />

es eher der Hang zu einer Uniformierung, ob es Schals, Mützen<br />

oder Taschen waren, gekommen ist.<br />

164


Kurzer Impuls vor den olympischen Spielen 2004 in Athen<br />

165


Bild: Spiegel online über Computerspiele<br />

166


Wir scheinen ab dem Beginn der großen Koalition und mit<br />

wachsenden Börsengewinnen und stabiler Konjunktur keine<br />

weiteren Impulse bekommen zu haben, so sieht es meine<br />

Analyse. Somit ist das Szenario, das jetzt beschreiben wird<br />

aktuell nicht mehr gültig, oder bedingt gültig. Je länger wir uns<br />

nach vorne bewegen, desto geringer scheint die Möglichkeit,<br />

dass ein neuer Negativitätsimpuls auf dem alten aufbaut. Jedoch<br />

ist es ebenso wahrscheinlich, dass das System selbst, weiterhin<br />

ein aggressives paranoides Weltbild gegenüber den Bürgern<br />

aufgebaut hat, was eigene Erfahrungen belegen und die<br />

schleichende Aufrüstung, Überwachung und Mittel <strong>für</strong><br />

Datengewinnung und Erfassung weiterhin Besorgnis erregend<br />

ist.<br />

Reines Implosionsszenario<br />

Aber auch ein reines Implosionsszenario ist realistisch, bei dem<br />

die Reaktoren vor dem Islam Szenario umgekehrt werden,<br />

hauptsächlich aufgrund von Verzweiflung, denn die Welt mit<br />

Ihrer Negativität würde düster werden. Ganz zu schweigen von<br />

dem Bau der Weltvernichtungsmaschine. <strong>Das</strong> wäre das<br />

schlimmste was eintreten könnte. <strong>Das</strong> scheint abwegig, jedoch<br />

würde ich durch Europa mit einem geländegängigen MAN 11-<br />

15 Tonnen Mil LKW in dunkelblau gejagt, wobei im<br />

Zollbereich in Dover England ein Strahlenkennzeichen<br />

aufgestellt wurde. Die Frage, um was es sich dabei handelt<br />

scheint nicht einfach, jedoch stellt sich die Frage, warum ein<br />

Atomtransporter geländegängig sein muß und 130 km schnell.<br />

Oder handelt es sich dabei doch um eine<br />

167


Verstrahlungsmaschine? Dann wäre das System bereits in<br />

Händen von radioakiven Material.<br />

Würde das unbeschreibliche Szenario einer umgekehrten Welt<br />

eintreten, so wäre eine Operation so gefährlich, dass sie alles<br />

tun würden um gesund zu bleiben und in diesem System<br />

würden sie alles tun, um nicht unter die Räder zu kommen. Ein<br />

solches System funktioniert aber nur dann, wenn es <strong>für</strong> den<br />

Einzelnen keinen Ausweg gibt. Denn ein Ausweg würde<br />

die Systemgeschwindigkeit reduzieren, ein Ausweg würde das<br />

System zum Kollaps bringen. Erst die mögliche Flucht über die<br />

Nachbarländer ließ die DDR kollabieren.<br />

Im Worst case Szenario kommt die Luftaufklärung ins Spiel die<br />

Deutschland zu einer Festung machen wird, nach außen.<br />

Ohne diese luftgestützte Grenzkontrolle droht der<br />

wirtschaftliche Systemkollaps. Doch ist dieser Systemkollaps<br />

auch durch das perfekte Funktionieren der Megamaschine, oder<br />

hier der kopf und führungslosen Gigamaschine nicht zu<br />

stoppen. Da sich diese Gigamaschine in kürzester Zeit selbst<br />

verheizt.<br />

Was dazu führen würde dass es zu einer Weltwirtschaftskrise<br />

enormster Dimension führen wird, weil einer<br />

der tragenden Hauptmotoren, Deutschland, das Humankapital<br />

somit rational Kapitalvernichtung begangen hätte.<br />

Jedoch ist genauso bedeutend, dass die Grenze im Kopf<br />

entsteht, indem die Aussenwelt umgekehrt wird.<br />

168


169


Die Müllabfuhr, System orange macht die Drecksarbeit.<br />

Die Schande wäre nun so groß, dass diese schreckliche Welt,<br />

die schrecklichste Welt dazu führt, dass die Resignation oder<br />

Depression solche Ausmaße erreicht hat, dass die eigenen<br />

Reaktoren in die Luft gesprengt werden um die eigene Schande<br />

und letztlich die Welt endgültig auszulöschen. Natürlich handelt<br />

es sich hier nur um Medienvisionen, doch zeigen sie im Kern<br />

das Gedankengut, die menschenverachtende Perspektive und<br />

den Reinigungszwang.<br />

Man kann diese Welt wohl nur verhindern, wenn wir ein<br />

Bewusstsein <strong>für</strong> Fehlfarben und Laborcharakter entwickeln,<br />

sowie Klinikatmosphäre erkennen und bewusst gegensteuern.<br />

Diese Gegensteuern kann nur in einer positiven<br />

Revitalisierungsphase erfolgen, da durch ein Gegensteuern in<br />

einem Negativitätsimpuls dieser auf keinen Fall gestoppt wird,<br />

sondern durch auftretende Panik nur beschleunigt wird. Panik<br />

und Angst führen zu einer noch schnelleren<br />

Systemgeschwindigkeit, somit zu einer noch schnelleren<br />

Maschine. Panik würde wiederum bedeuten, dass es zu einer<br />

Massenflucht kommen könnte, was wiederum bedeuten könnte,<br />

dass die Grenzen geschlossen werden, um den wirtschaftlichen<br />

Systemkollaps zu verhindern. Panik muss vermieden werden.<br />

Tun wir jedoch nichts, so wird es unweigerlich dazu kommen,<br />

dass das entstandene Paralleluniversum in einem der nächsten<br />

170


Impulse die Macht übernimmt und sich das System nicht wieder<br />

revitalisiert und somit ein Rückweg ausgeschlossen wird.<br />

Aber wir können und werden es schaffen, das wünsche ich uns<br />

allen!<br />

Implosion-Explosion<br />

Wenn die Zahl der Todesopfer unter der Bevölkerung gestiegen<br />

ist und durch das Paradox die Ausländer verschont geblieben<br />

sind, hier vor allem die islamische<br />

Minderheit, so wird der Hass auf diese Gruppe steigen.<br />

Durch die Phobie vor der Außenwelt und der paranoiden<br />

Angsthaltung somit eine fälschlich gedeutete Bedrohung von<br />

außen und somit auch im Innern.<br />

Entsorgung des Islam im Innern, in Kreuzberg und Köln, ein<br />

Überwechseln der Türkei weg von der EU zur arabischen Seite.<br />

Sofortiger Aufbau eines panarabischen Blocks als Halbmond<br />

um Europa. Dann wäre das Schlimmste was passieren und<br />

eintreten könnte. <strong>Das</strong> unbeschreibliche Paradox könnte zu<br />

einem Massenmord an der muslimischen Gruppe führen.<br />

72 Stunden ohne Kompromiss als Schlagwort dieses<br />

Glaubenskrieges (eine Aktion der katholischen Kirche in<br />

Deutschland – 72 Stunden ohne Kompromiß, die Jugend<br />

verausgabt sich) endet schmerzhaft. Der Gegenschlag libyscher<br />

konventioneller Mittelstreckenraketen auf das europäische<br />

Glaubenszentrum, auf Rom, auf italienische Atomreaktoren, auf<br />

weitere europäische Atomreaktoren. Kein sauberer Krieg, kein<br />

171


Runstedtplan„72 Stunden ohne Kompromiß“. Nicht länger,<br />

nicht kürzer. Da die Türken zum Islam gehören hätte dies einen<br />

Weltkrieg bedeutet, einen Glaubenskrieg, einem Kreuzzug und<br />

er würde das Ende Europas bedeuten.<br />

172


Factsheet Leichtes Beobachtungsflugzeug (megaluna, Version 2000)<br />

allwetter Trägerflugzeug hoher aerodynamischer Güte, auch motorlos und<br />

geräuschlos einsetzbar<br />

einzuordnen in 1 bis 2 t Klasse mit 1 bis 2 Personen Besatzung<br />

Spannweite 20 m, Höhe 1,8 m, Länge 8,4 m, Masse 1.050 kg<br />

<strong>für</strong> leichte Aufklärung VFR, Ausstattung mit Kolbenmotor bis 140 PS, <strong>für</strong><br />

Mehrzweck-Aufklärung, bis 250 kg Sensorik, IFR, Ausstattung mit Turboprop<br />

300 PS<br />

Linien- und Flächenüberwachung > 8 Stunden, Punkterkundung mit Radius < 50<br />

m<br />

Reichweite > 1500 km, Geschwindigkeit zwischen 70 und 300 km/h<br />

Übertragung von Daten online an Zentrale<br />

Starts und Landungen auf kleinsten Pisten möglich, mindestens 60 m Länge<br />

durch Flügelfalten beträgt Abstellfläche 10 m x 10 m<br />

Kraftstoffverbrauch ca. 20 l/h,<br />

direkte Betriebskosten unter 200 DM/h<br />

173


Literaturliste , unvollständig<br />

(Ilya Prigogine/Isabelle Stengers,Stegers (?), Dialog mit der<br />

Natur (1986)/<br />

Yona Friedmann, machbare Utopien (1998)<br />

"Reporter ohne Grenzen" kritisieren 15 Staaten - Eine Studie<br />

über die "Top 15" der freiheitsbeschränkenden Staaten<br />

Ende Januar 2002 legten "Reporter ohne Grenzen", die Internationale Liga <strong>für</strong><br />

Menschenrechte und Human Rights Watch einen Bericht vor mit dem Titel:<br />

11. September 2001 - 11. Januar 2002:<br />

120 Tage Angriffe auf die unveräußerlichen Freiheiten<br />

Die Top 15 der freiheitsbeschränkenden Staaten<br />

Wir dokumentieren große Teile daraus. Der ganze Bericht kann im Internet<br />

eingesehen werden unter: www.reporter-ohne-grenzen.de<br />

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Innere-Sicherheit/bericht.html<br />

Platz 5: Deutschland<br />

Ein "katastrophales" Antiterrorgesetz<br />

Die Vereinigungen, die sich <strong>für</strong> Bürgerrechte und Datenschutz einsetzen, halten das<br />

von Innenminister Otto Schily vorgelegte und vom Bundestag verabschiedete<br />

Antiterrorgesetz <strong>für</strong> eine "Katastrophe". Die am stärksten die Freiheiten<br />

einschränkenden Bestimmungen dieses Gesetzes sind:<br />

• Der Verdacht der Gefährdung der demokratischen und liberalen Grundordnung ist<br />

ein Grund <strong>für</strong> die Verweigerung oder Nichtverlängerung einer<br />

Aufenthaltsgenehmigung. Für in Deutschland lebende Ausländer kann dies auch<br />

Ausweisungsgrund sein. Dazu kommt die unmittelbare Durchführung der<br />

Abschiebung.<br />

• Die Trennung zwischen Geheimdienst und Polizei wird aufgehoben. Die<br />

Geheimdienste haben unbegrenzten Zugriff auf die gemeinsame Datenbank der<br />

Polizei INPOL und des MAD, BND, Bundesgrenzschutz und Verfassungsschutz<br />

werden in die Verfahren zur Ausstellung von Visa einbezogen.<br />

• Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist die<br />

Zuständigkeit des Verfassungsschutzes vergleichbar mit der der Polizei.<br />

• <strong>Das</strong> Gesetz über das Ausländerregister wird geändert, damit Polizei und<br />

Geheimdienste automatischen Zugriff auf alle Daten haben.<br />

• Es ist geplant, auch Auszüge über den Unterhalt, mit denen die Identität von<br />

Ausländern und Asylbewerbern belegt wird, zu speichern, um das "tatsächliche"<br />

Herkunftsland zu belegen und ihre Ausweisung zu erleichtern. Die digitalen<br />

Fingerabdrücke und "andere Identitätsnachweise" aller Asylantragsteller müssen<br />

zehn Jahre lang aufbewahrt und sollen systematisch mit Polizeiangaben über Tatorte<br />

von Verbrechen abgeglichen werden. Sie werden vom BKA gespeichert.<br />

• <strong>Das</strong> Verbot aller Vereine von Ausländern, deren Ziele oder Aktivitäten den<br />

grundlegenden Interessen der Bundesrepublik Deutschland schaden oder Gefahr <strong>für</strong><br />

sie bergen.<br />

• <strong>Das</strong> Recht auf den Zugriff auf Telekommunikationsdaten, die elektronisch<br />

gespeichert werden können: wer kommuniziert elektronisch mit wem?, wer<br />

174


telefoniert mit wem?, Daten zur Lokalisierung; globale Archivierung der Inhalte, die<br />

kommuniziert werden; neue Rechte beim Zugriff auf die Daten der<br />

Telekommunikationsunternehmen und die Verwaltung von Post und Banken <strong>für</strong> die<br />

Informationsdienste. Die gewählten juristischen Konzepte sind ungenau und schwer<br />

zu bewerten. Ihre Auslegung erfolgt entsprechend der behördlichen Praxis. Wer<br />

bestimmt den Begriff der "Unterstützung des internationalen Terrorismus"? Wer<br />

definiert die Grenze zwischen "Terrorist" und "Freiheitskämpfer"? Die Änderungen<br />

des Gesetzes über Einreise und Aufenthalt von Ausländern in Deutschland und das<br />

Asylverfahrensgesetz sind nicht die geeigneten Mittel, um mehr Sicherheit zu<br />

erzielen. Sie fördern, im Gegenteil dazu, Vorurteile und Ressentiments in der<br />

Bevölkerung.<br />

Platz 6: China<br />

Unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung die Unterdrückung von Opposition<br />

und Minderheiten<br />

Der Rechtsstaat auf dem Sterbebett<br />

Nach dem 11. September: <strong>Staatliche</strong>s Mißtrauen gegenüber<br />

Bürgern als gesetzliches Prinzip<br />

Von Fredrik Roggan*<br />

Vortrag auf dem Friedenspolitischen Kongress in Hannover, 31. August 2002<br />

Am 11. Oktober 2001, also einen Monat nach den Ereignissen von New York und<br />

Washington, war in der Zeit zu den damaligen sicherheitspolitischen Planungen auf<br />

Seite 1 zu lesen: »Schily will einen Verbund zwischen den Dateien der Geheimdienste<br />

und der Polizei, Strafmilderung <strong>für</strong> Kronzeugen, Fingerabdrücke im Paß, Raster- und<br />

Schleierfahndungen, eine Aufweichung des Bankgeheimnisses, strengere<br />

Visaregelungen und die leichtere Abschiebung von (nicht vorbestraften) Ausländern,<br />

die schwerster Verbrechen verdächtig sind – all das macht Deutschland nicht zum<br />

Polizeistaat, wie mancher argwöhnt. Allerdings benötigte ein Polizeistaat kaum<br />

zusätzliche Gesetze, er brauchte nur die derzeit geplanten massiv anzuwenden.«<br />

Nun ist zu diesem Zitat zunächst anzumerken, daß nicht alle zum damaligen Zeitpunkt<br />

erhobenen Forderungen auch tatsächlich in Gesetzeskraft erwachsen sind. Gleichwohl<br />

tut man dem schließlich beschlossenen Terrorismusbekämpfungsgesetz sicher kein<br />

Unrecht, wenn man ihm eine weitgehende Übereinstimmung mit seinen Entwürfen<br />

attestiert. Und noch etwas ist dem Zitat hinzuzufügen: Die dortige Liste der<br />

Befugnisse <strong>für</strong> deutsche Sicherheitsbehörden ist nicht einmal annähernd als<br />

vollständig zu bezeichnen. Sie wäre z.B. zu ergänzen um die elektronische<br />

Rasterfahndung durch den BND (also die verdachtslose Kontrolle der<br />

Telekommunikation mit dem Ausland), Videoüberwachungen des öffentlichen<br />

Raumes durch die Polizei, große Lauschangriffe in StPO und Polizeigesetzen (ohne<br />

Straftatverdacht) und die strukturelle Einbindung von Geheimdiensten in die<br />

Strafverfolgung.<br />

175


All dies sind Befugnisse, die Bürger schon bisher in erster Linie als Objekte von<br />

staatlichen Überwachungsmaßnahmen definieren. Besonders eklatant ist dieser<br />

Umstand bei Ermächtigungen, die jedermann im Visier haben. Dazu zählen aus dem<br />

Terrorismusbekämpfungsgesetz insbesondere die neuen Vorfeldbefugnisse <strong>für</strong> die<br />

Geheimdienste. Aber auch die Möglichkeit, biometrische Merkmale in die<br />

Personaldokumente aufnehmen zu dürfen, impliziert denknotwendig den generellen<br />

Verdacht, daß jedermann irgendwann zum Straftäter werden kann. Die Bürger und<br />

Bürgerinnen also in den Augen des Gesetzes als potentielle Sicherheitsrisiken.<br />

Und noch etwas ist richtig und wichtig am eingangs genannten Zitat: Die äußerste<br />

Grenze dessen, was die Gesetze erlauben, ist ein Maßstab <strong>für</strong> die Verfaßtheit unseres<br />

Staatswesens. Es ist nämlich eine andere Frage, in welchem Ausmaß von bestehenden<br />

Ermächtigungen Gebrauch gemacht wird. Dies wird von ganz verschiedenen Faktoren,<br />

etwa der technischen, personellen und finanziellen Ausstattung der<br />

Sicherheitsbehörden, beeinflußt. Ein freiheitliches Staatswesen liegt aber auf dem<br />

Sterbebett, wenn bürgerliche Freiheiten von polizeilicher Zurückhaltung und/oder<br />

fehlenden Ressourcen der Sicherheitsbehörden »geschützt« werden.<br />

Angesichts der genannten Befunde kann schon heute nicht mehr behauptet werden,<br />

daß die Redlichkeitsvermutung noch unangefochtene Geltung beanspruchen kann.<br />

Diese gebietet die staatliche Vermutung in die Rechtstreue der Bürger. Und das tut sie<br />

keineswegs als Selbstzweck: Mit dieser Vermutung ist das Verbot gekoppelt, die<br />

Menschen ohne jeglichen Verdacht in polizeirechtlicher oder strafprozessualer<br />

Hinsicht in Anspruch zu nehmen. Also: Ohne Gefahr und ohne Straftatverdacht ist die<br />

bürgerliche Freiheitssphäre prinzipiell geschützt.<br />

Die Abkehr von diesem Prinzip ist unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten von<br />

erheblicher Bedeutung, denn es gilt allgemein als gesicherte Erkenntnis unter Juristen,<br />

daß die Redlichkeitsvermutung den Rechtsstaat vom Polizeistaat unterscheidet. <strong>Das</strong> in<br />

immer zahlreicheren Gesetzen zutage tretende Mißtrauen den Menschen gegenüber als<br />

gesetzliches Prinzip ist <strong>für</strong> sich genommen also schon von Bedeutung.<br />

<strong>Das</strong> zweite Sicherheitspaket sieht unter anderem vor, daß sich zukünftig viele tausend<br />

Angestellte von sogenannten sicherheitsempfindlichen Einrichtungen<br />

(Versorgungseinrichtungen/Wasserwerke/Rundfunkanstalten ...) eine Überprüfung<br />

ihres Lebensumfeldes gefallen lassen sollen. Ohne ihr Wissen – selbstverständlich. Sie<br />

können sich damit – mangels Kenntnis – gegen solche Ausforschungen auch nicht zur<br />

Wehr setzen, selbst wenn sie es wollten. Um Geldströme internationaler<br />

Terrororganisationen zu erforschen, darf der Verfassungsschutz bei Banken<br />

Informationen abfragen und Auskünfte bei Postdienstleistern und<br />

Luftverkehrsunternehmen einholen. Er entwickelt sich damit weiter zu einer<br />

Ermittlungsbehörde. Allgemein hat die Polizei einen wesentlich erleichterten Zugriff<br />

auf das Ausländerzentralregister erhalten. Fingerabdrücke von Asylbewerbern können<br />

automatisch mit dem sogenannten Tatortspurenbestand des BKA abgeglichen werden.<br />

Und wer als Ausländer per Visum in die Bundesrepublik einreisen möchte, kann<br />

sogleich – zusammen mit den deutschen Einladenden – von den Geheimdiensten auf<br />

seine »Zuverlässigkeit« hin überprüft werden. Da paßt es ins Bild, daß SPD-<br />

Innenexperte Dieter Wiefelspütz eingesteht, daß man sich mit den neuen Befugnissen<br />

dem »gläsernen Ausländer« nähere. Die sich anschließende Frage ist, ob bzw. wann<br />

sich die Politik auch offiziell zum »gläsernen Menschen« bekennt.<br />

Indessen: Während bis vor einigen Jahren ein solches Bekenntnis zu einem Aufschrei<br />

bürgerlich-liberaler Kräfte geführt hätte, so schien dieses Mal das Aufbegehren eher<br />

einem verschämten Raunen zu gleichen. Die Gesellschaft stellt sich offenkundig auf<br />

176


andere Zeiten ein.<br />

Auch was die fortschreitende Vernetzung von Geheimdiensten und Polizeibehörden<br />

angeht, so wird ein rechtspolitisch sehr bedeutsamer Weg weiter beschritten: Die Defacto-Abschaffung<br />

des Trennungsgebots zwischen Polizei und Geheimdiensten, das<br />

nach dem NS-Faschismus die Entstehung übermächtiger (weil unkontrollierbarer)<br />

Machtapparate verhindern sollte. Die Republik verabschiedet sich auch insoweit von<br />

der Nachkriegszeit.<br />

Warum aber das alles? Was zum Beispiel haben biometrische Merkmale in deutschen<br />

Pässen mit mutmaßlich arabischen Terroristen zu tun, die Verkehrsflugzeuge in<br />

amerikanische Wolkenkratzer fliegen lassen? Der Zusammenhang ist wahrlich nicht<br />

leicht herzustellen. Und warum die gesetzgeberische Hektik, wo doch stets (und erst<br />

jüngst wieder) betont wurde, daß es in Deutschland keinerlei Anhaltspunkte auf<br />

bevorstehende Anschläge gibt? Interpretationshilfe leistet der Innenminister<br />

höchstselbst: In einem Spiegel-Interview bekannte er ganz freimütig, daß die<br />

entsprechenden Gesetzesinitiativen keineswegs erst nach dem 11. September<br />

eingeleitet worden sind (Nr. 39/2001, S. 32). <strong>Das</strong> spricht eher <strong>für</strong> eine durchaus<br />

geschickte Instrumentalisierung der Ereignisse vom 11. September und weniger <strong>für</strong><br />

eine Ad-hoc-Reaktion, mit der solche Anschläge in Zukunft verhindert werden sollen.<br />

Wenn es bisher also noch so war, daß die haushaltsmäßig begrenzten Mittel <strong>für</strong><br />

Aufgaben der Inneren Sicherheit ein De-facto-Schutz <strong>für</strong> die in Bedrängnis geratenen<br />

Freiheitsrechte der Bürger waren, so wird sich das insoweit gegründete Vertrauen auf<br />

den Bestand des freiheitlichen Rechtsstaats als trügerisch erweisen. Die Zeit, in der<br />

uns die Legalität vor einem autoritären Staatswesen bewahrte, sind vorbei. Und auf<br />

diese Weise werden die Finanzlöcher der öffentlichen Haushalte zu einem<br />

freiheitlichen Segen.<br />

* Dr. Fredrik Roggan ist Mitglied des Bundesvorstandes der<br />

Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union e.V. und Autor des Buches "Auf<br />

legalem Weg in einen Polizeistaat", Bonn 2000<br />

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/bewegung/hannover2002/roggan.html<br />

Heimatschutz <strong>für</strong> Deutschland?<br />

Von Michael Voregger<br />

Forschungsministerin Annette Schavan möchte mehr Geld <strong>für</strong> den Heimatschutz<br />

und die Sicherheitsforschung verwenden. <strong>Das</strong> große Vorbild USA gibt jährlich<br />

stolze vier Milliarden Dollar da<strong>für</strong> aus. Ein Traum <strong>für</strong> hiesige Forscher und<br />

Unternehmen, doch in Gesellschaft und Politik ist nicht jedem wohl bei dem<br />

Gedanken.<br />

Schon im letzten Jahr gab es Pressemeldungen, dass im<br />

Bundesforschungsministerium über ein nationales Zentrum <strong>für</strong><br />

Wehr- und Sicherheitsforschung nachgedacht werde. Für die<br />

177


wissenschaftliche Forschung im Heimatschutz sollten demnach jedes<br />

Jahr 600 Millionen Euro bereitstehen. Kommen sollte das Geld unter<br />

anderem aus dem 7. Forschungsrahmenprogramm der EU, das ab<br />

2007 die Europäische Forschung mit bis zu zehn Milliarden Euro pro<br />

Jahr fördern wird.<br />

http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,grossbild-534137-<br />

412907,00.htmlForschungsministerin Annette Schavan: Vorbild Homeland Security<br />

Mittel, mit denen sich etwas anfangen ließe: Ganz oben auf der<br />

Wunschliste der Ministerin stehen die Auswertung von Videobildern<br />

in Echtzeit und der Schutz von kritischen Datenbanken. Mit<br />

Systemen zu "Command, Control, Communications, Computers and<br />

Intelligence" sollen Anschläge von Terroristen verhindert werden. All<br />

das ist durchaus im Sinne der Europäischen Union, die mit ihrer<br />

Initiative auch die Forschung in der Sicherheitstechnik voranbringen<br />

will. Deutsche Wissenschaftler sollen zu diesem Zwecke jährlich 250<br />

Millionen Euro aus dem EU-Topf erhalten. Hier verschwimmt die<br />

bisher sehr klare Trennung zwischen militärischer Rüstungstechnik<br />

und ziviler Sicherheitsforschung.<br />

Angeblich gab es bereits Pläne <strong>für</strong> eine Struktur, in der sich das auch<br />

deutlich gezeigt hätte: Der ministerielle Plan soll vorgesehen haben,<br />

die neun Fraunhofer-Institute und die drei Institute der <strong>für</strong> die<br />

Bundeswehr arbeitenden "Forschungsgesellschaft Angewandte<br />

Naturwissenschaften" unter einem Dach zusammenzufassen. Im<br />

Februar jedoch bestritt die Bundesregierung die Pläne <strong>für</strong> die<br />

Einrichtung eines solchen nationalen Forschungszentrums. In einer<br />

Antwort auf eine kleine Anfrage verschiedener Abgeordneter der FDP<br />

wird lediglich noch auf die geplante Effizienzsteigerung im Bereich<br />

der Forschung hingewiesen. <strong>Das</strong> Forschungsministerium sei<br />

zuständig, weil es in der Förderung ausschließlich um Forschungen<br />

im sogenannten zivilen Sicherheitsbereich gehe.<br />

Versteckte Töpfe<br />

So ganz vom Tisch ist das Thema aber wohl nicht. Im<br />

Bundeshaushalt verstecken sich auch an anderer Stelle Ausgaben <strong>für</strong><br />

die innere Sicherheit, die nicht nur mit zivilen Mitteln erreicht<br />

werden soll. "Zum Beispiel gibt es im Verteidigungsetat, der mit<br />

23,9 Milliarden Euro der zweitgrößte Einzelplan ist, das Kapitel<br />

'Wehrforschung, wehrtechnische und sonstige militärische<br />

Entwicklung und Erprobung'", kritisiert der Abgeordnete Michael<br />

Leutert von der Fraktion "Die Linke". "Allein dieses Kapitel umfasst<br />

1,12 Milliarden Euro. <strong>Das</strong> sind 342 Millionen Euro mehr als der<br />

gesamte Einzelplan des Umweltministeriums. Dieses Kapitel wurde<br />

178


außerdem um 153 Millionen aufgestockt."<br />

Wo so viel Geld fließt, sind die Interessenten nicht fern, die<br />

mitverdienen wollen. Im Heimatschutz liegt nach Ansicht der Politik<br />

nicht nur die Sicherheit des Landes begründet, sondern hier lässt<br />

sich auch viel Geld verdienen. <strong>Das</strong> haben die Rüstungskonzerne<br />

erkannt und setzen auf vermeintlich zivile Projekte <strong>für</strong> die "Innere<br />

Sicherheit".<br />

Beispiel EADS: Heim-Überwachung und Helikopter<br />

Der deutsch-französische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS, an<br />

dem Daimler Benz bisher einen Anteil von 22,5 Prozent besitzt, ist<br />

da<strong>für</strong> ein gutes Beispiel. Bisher ist das Unternehmen nicht nur <strong>für</strong><br />

den Airbus, sondern auch <strong>für</strong> große Rüstungsvorhaben wie den<br />

Eurofighter, Eurocopter und das Raketenabwehrsystem MEADS<br />

bekannt.<br />

Solche klassischen Rüstungsaufträge machen bisher einen Anteil von<br />

25 Prozent am Umsatz aus. Mit dem Geschäftsbereich "Global<br />

Security" will man auch mit zivilen Kommunikationssystemen, der<br />

Absicherung von Großveranstaltungen und der Sicherung von<br />

Landesgrenzen gute Geschäfte machen.<br />

http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,grossbild-615592-412907,00.htmlEADS<br />

EADS-Schaubild zur "inneren Sicherheit": Zivile und Rüstungsforschung im<br />

fließenden Übergang<br />

"Dieser Bereich ist ein ganz großer Wachstumsmarkt, denn hier<br />

steigt der Bedarf an entsprechenden Lösungen beständig an", sagt<br />

Alexander Reinhardt, Pressesprecher bei EADS. "Experten sprechen<br />

von einem jährlichen Markt von 35 Milliarden Euro weltweit."<br />

Beim digitalen Polizeifunk in Deutschland ist EADS bereits der letzte<br />

Kandidat in der Ausschreibung, hier will die Bundesregierung bis zu<br />

vier Milliarden Euro ausgeben. <strong>Das</strong> Rüstungsunternehmen ist<br />

weltweit aktiv und beteiligt sich auch an der Sicherung der<br />

europäischen Außengrenzen. Der Grenzschutz von Estland etwa<br />

überwacht seine Küste in Zukunft mit deutscher Technik. "Es<br />

ermöglicht die Entdeckung und Festnahme von Schmugglern,<br />

wodurch auch die illegale Einschleusung von Flüchtlingen mit Booten<br />

oder Hubschraubern über die baltischen Staaten in die EU<br />

unterbunden werden kann", heißt es dazu in einer Pressemitteilung.<br />

<strong>Das</strong> System ist das größte radargestützte<br />

Küstenüberwachungssystem, das bisher zu Zwecken<br />

179


der inneren Sicherheit entworfen wurde. Im letzten<br />

Jahr erreichte das Unternehmen einen Umsatz von<br />

34,2 Milliarden Euro. Militärische und zivile<br />

Sicherheitslösungen sollen schon bald ein Drittel der<br />

Geschäfte ausmachen. "Wir sehen einen Trend, bei<br />

dem die klaren Grenzen zwischen innerer und äußerer<br />

Sicherheit sowie den verschiedenen Diensten<br />

durchlässiger und die verschiedenen Organisationen in<br />

Zukunft zusammen operieren werden", erklärte der<br />

neue Rüstungschef Stefan Zoller, anlässlich der<br />

Münchner Sicherheitskonferenz im Februar.<br />

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