Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

Menschseins, Uniformierung der Gefangenen durch
Mangelernährung zu gleichgemachten Haut überzogenen
Skeletten.
Die Vernichtung der inneren Feinde und der Juden und anderer
„Volksschädlinge“ im Innern war die logische Konsequenz der
Abfolge der Umstände: Volkshygiene, nationales Gefühl der
Schwäche, Wiedergewinnung der Stärke, Spaltung der
Wahrnehmung in gut und böse, Glaube an die arische Rasse,
Glaube an den Untermenschen.
Subjekte werden Objekte
„Hunderttausend Mann sind angetreten im Luitpoldhain, wie
ein ungeheures blühendes Beet leuchten die farbigen
Mützenüberzüge in der Sonne. Leise wogt das Farbenspiel hin
und her, bis ein einziges Kommando die hunderttausend Mann
erstarren lässt zu regungsloser Einheit...wie ein Mann steht die
SA. In die offene Straße rücken mit monumentaler Wucht die
Scharen der SS“.
Die Beziehung zwischen Herrschaft und Versklavung kam in
einem charakteristischen Gepräge zum Ausdruck: Vereinigung
von Menschengruppen zu Massenansammlungen,
Uniformierung des Einzelnen als unbedeutende einheitlich
gekleidete Marionette, Gruppierung dieses Typs, in immer
neuen Formen und Formationen, in pausenloser Bewegung und
erstarrten befehligten Posen, rotierend um das Zeichen der
Sonne, dem Führer, als gottähnliche Figur.
Diese Zeremonien hatten verschiedene psychologische
Wirkungen. Marschieren erhöht durch den Rhythmus der Füße
die subjektiv wahrgenommene Anzahl der Beteiligten, was zu
einer übersteigerten Eigenwahrnehmung der Gruppe führt.
Innerhalb der Masse erfährt der einzelne, durch seine
Massenzugehörigkeit ein verstärktes Wir-Gefühl, das auch zu
einer persönlichen Aufwertung als Teil dieser Teilgruppe, sowie
als Teil des ganzen Staates führte.
Durch die Formierung in die Gruppe wird der einzelne zur
kollektiven Abfolge von Körperhaltungen gezwungen, er muß
diese Bewegungen zwangsläufig ausführen, um nicht aus der
Masse herauszufallen. Marschieren in Formationen hatte somit
auch erzieherische Funktionen.
Erst die Uniformierung verlieh der Bildaussage der großen
Aufmärsche besondere Bedeutung. Sie verschmolz die
Individuen zu einheitlich genormten Typen. Es gab nur noch ein
massenhaft dupliziertes Fassaden-Gesicht. Äußere
Uniformierung als Primärbeweis führte demnach auch zu der
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