Das ZeitGeschichtsParadox - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

achte man große Menschenmassen dazu, schreckliche Armut
und Zwangsarbeit bei geistestötenden, repetitiven Aufgaben zu
ertragen, um „Leben, Wohlstand, und Gesundheit für den
göttlichen oder halbgöttlichen Herrscher und dessen Hofstaat zu
sichern“. Nur durch die Erschaffung des Gottkönigs, der einen
ganzen Staat zusammenhielt, ein Fortschritt gegenüber der
vorher vertretenen Stammeskultur mit den einzelnen
Jägerhäuptlingen , konnte der Bau der Pyramiden überhaupt
erzielt werden und auch staatliche bewachte Vorräte für
Hungerszeiten angelegt werden. Diese staatliche Fürsorge
wurde mit bedingungsloser Unterwerfung unter den königlichen
Willen
vergolten. Der Glauben legitimierte den Gottkönig. Es bedurfte
außerordentlicher, übernatürlicher Autorität, von einem Gott
oder einer Gruppe von Göttern abgeleitet, um das Königtum in
einer großen Gesellschaft durchzusetzen. Der Gottkönig wurde
dadurch „gleichzeitig ein lebender Mensch und ein
unsterblicher Gott:“
„Der Pharao besaß nicht nur die Macht über Leben und Tod der
Gemeinschaft, er war auch deren lebende Inkarnation, „sie
waren
eins...das Leben Pharaos war das Leben der Gemeinschaft, sein
Reichtum war ihr Reichtum, seine Gesundheit die ihre.“ Die
Gemeinschaft lebte und gedieh in der Person des Königs. Die
Pristerkaste half ihm dabei beim Zählen und Messen der Erträge
und konnte dies durch ihre Monopolherrschaft über die
Astronomie und Mathematik sichern.
Nur sie konnten vorhersagen, wann der Nil wieder über die Ufer
treten wird, wie Lange eine Mondzyklus dauert und auch ein
Sonnenjahr.
Auch der Bau der Pyramiden erforderte nicht nur enormes
Menschenmaterial, er erforderte ebenso eine spirituelle
Grundlage als Fundament und perfekte Berechnungen und
durch die Ausrichtung auch die Astronomie.
Das Problem einer solchen auf den Gottkönig fixierten
Maschine ist das Feedback auf vorangegangene Taten. Denn
keiner traut sich dem Gottkönig offen zu sagen, dass der Befehl,
den er ausführen musste gar ein idiotischer Befehl war. Somit
ist ein solches System auf Dauer reformunfähig und bricht
irgendwann, auch wenn es Jahrhunderte dauern sollte,
zusammen, weil sich die Fehler bis zu diesem Zeitpunkt soweit
addiert haben, dass der Apparat, wenn nicht ein neuer Gottkönig
Veränderungen vollbracht hat, zusammen.
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