OM Deutsch 2010 Internet-Ausgabe.pdf
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„Besetztes Territorium der UdSSR“:<br />
Die <strong>Deutsch</strong>en übernehmen die<br />
Macht<br />
Die nationalsozialistische deutsche Besatzungsmacht<br />
betrachtete Lettland als besetztes sowjetisches<br />
Territorium. Unverzüglich wurde eine Militärverwaltung<br />
eingesetzt, die bald schon durch zivile<br />
Verwaltungsbehörden abgelöst wurde. Ebenso begannen<br />
deutsche Sicherheits- und Geheimdienststellen aktiv<br />
zu werden, um mit allen Mitteln die Zielsetzungen der<br />
Nazipolitik in die Tat umzusetzen. Bestrebungen nach<br />
Gründung von unabhängigen Regierungsinstitutionen<br />
und Militäreinheiten wurden verboten, statt dessen<br />
wurden Letten zur Realisierung der Nazipolitik<br />
herangezogen.<br />
In den Städten und Gemeinden Lettlands wurde ein<br />
Netz aus Dienstellen der deutschen Wehrmacht und des<br />
Sicherheitsdienstes (SD) aufgebaut. Ihnen oblag die Kontrolle<br />
der lettischen kommunalen Verwaltungs- und polizeilichen<br />
Ordnungsbehörden. Als im September 1941 die deutsche<br />
Militärverwaltung durch eine deutsche Zivilverwaltung<br />
abgelöst wurde, blieb das Netz des Sicherheitsdienstes, dem<br />
Polizei, Haftanstalten und Konzentrationslager zugeordnet<br />
waren, weiter bestehen. Der SD richtete sich gemäß der<br />
nationalsozialistischen Rassenpolitik vor allem gegen die<br />
jüdische Bevölkerung sowie gegen Kommunisten und ihre<br />
Sympathisanten, national gesinnte und gegen die Nazipolitik<br />
opponierende oder Widerstand leistende Letten.<br />
Aufruf des Chefs des Lettischen Selbstschutzes, Oberst<br />
Plesners, und seines Stabschefs Deglavs am 8. Juli 1941“<br />
in Abstimmung mit der deutschen Armeeführung“<br />
Selbstschutzeinheiten zu bilden und lettische Uniformen mit<br />
Armbinden in den lettischen Nationalfarben zu tragen.<br />
Verbot, lettische Uniformen zu tragen, erlassen vom<br />
deutschen Feldkommandanten Petersen am 11. Juli 1941.<br />
Eine lettische Selbstschutzeinheit im Sommer 1941.<br />
Aufgrund des zügigen deutschen Vormarsches konnten<br />
sich eigenständige Partisanengruppen als Kern einer<br />
militärischen Kraft des unabhängigen Lettland fast nur<br />
in Zentral- und Nordlettland herausbilden. Auf deutschen<br />
Befehl wurden sie unverzüglich entwaffnet. An ihrer Stelle<br />
wurden von den <strong>Deutsch</strong>en kontrollierte und deutschen<br />
Dienststellen unterstellte, aber von Letten geführte<br />
„Selbstschutzeinheiten“ gebildet. Sie rekrutierten sich vor<br />
allem aus ehemaligen Aizsargi (Selbstschutzmitgliedern),<br />
Polizisten und Angehörigen der lettischen Streitkräfte. Das<br />
Tragen von lettischen Uniformen war ihnen untersagt.<br />
Die Selbstschutzgruppen hatten nicht nur Polizeiaufgaben<br />
wahrzunehmen, sondern wurden auch zur Durchführung<br />
der ersten wichtigen Aufgaben der nationalsozialistischen<br />
Besatzungspolitik herangezogen – Verhaftung und<br />
Liquidierung von zurückgebliebenen Funktionsträgern der<br />
kommunistischen Machthaber. Sie hatten nach Bedarf auch<br />
an von den Nazis organisierten und von Einsatzgruppen des<br />
SD geführten Vernichtungsaktionen jüdischer Einwohner<br />
teilzunehmen.<br />
Bisher konnte die Zahl der unter deutscher Besatzung<br />
ermordeten Kommunisten und ihrer Helfer nicht genau<br />
ermittelt werden. Allein ihre Zahl dürfte sich auf mehrere<br />
Tausend belaufen. Die Selbstschutzeinheiten wurden nach<br />
einigen Monaten entwaffnet und aufgelöst. Statt dessen<br />
stellte die Besatzungsmacht ihr unterstellte polizeiähnliche<br />
„Schutzmannschaften“ zusammen, die nicht nur für<br />
Ordnung und Sicherheit im Land sorgen sollten, sondern<br />
auch gegen sowjetische Partisanen sowie an der Front<br />
eingesetzt wurden.<br />
Angesichts des gerade erst überstandenen sowjetischen<br />
Terrors waren viele bereit, gegen den Kommunismus als das<br />
momentan größere Übel zu kämpfen. Deshalb meldeten sich<br />
zunächst Freiwillige für diese Einheiten für eine angeblich<br />
begrenzte Dienstzeit. Diese wurde jedoch später willkürlich<br />
verlängert, und mit der bloßen Freiwilligkeit war es bald<br />
vorbei. Neurekrutierungen fanden unter direktem oder<br />
indirektem Druck statt: angefangen mit Soldversprechen,<br />
über Anordnungen und letztendlich durch Einberufungen<br />
unter Androhung von Kriegsgericht.<br />
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