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im Sack und nicht die Ährchen, die noch mühsam<br />

entspelzt werden müssen.<br />

Die Frage ist also, wie kann ein solcher Schritt,<br />

<strong>der</strong> bei Wildeinkorn und Wildemmer vor 6.000<br />

bis 9.000 Jahren vollzogen wurde, heute für<br />

ein an<strong>der</strong>es Wildgetreide wie<strong>der</strong>holt werden?<br />

Modellvorstellungen<br />

Die Umwandlung von Wildgetreide zu Kulturgetreide<br />

versucht man heute nach dem neodarwinistischen<br />

Evolutionsmodell durch Mutation<br />

und Selektion zu erklären. Die<br />

Spindelbrüchigkeit bei <strong>der</strong> Wildpflanze ist ein<br />

aktiver Reifeprozess. Man kann erwarten, dass<br />

es Mutationen gibt, wo dieser Ablöseprozess<br />

<strong>der</strong> Ährchen gestört o<strong>der</strong> ganz verhin<strong>der</strong>t ist.<br />

Solche Mangelmutanten werden aber erst<br />

sichtbar, wenn das Merkmal paarweise (auf<br />

beiden Chromosomen des diploiden Organismus)<br />

auftritt. Die Wahrscheinlichkeit, eine solche<br />

(für dieses Merkmal reinerbige) Pflanze zu<br />

finden, entspricht <strong>der</strong> Mutationshäufigkeit.<br />

Man rechnet mit 1:100.000 bis 1:1.000.000.<br />

Im Wildbestand würden solche Pflanzen, die<br />

sich nicht selber vermehren können, sofort<br />

wie<strong>der</strong> verschwinden. Wenn sie aber vom<br />

Menschen geerntet und wie<strong>der</strong> ausgesät werden,<br />

sollte die Spindelfestigkeit einen Selektionsvorteil<br />

haben. Man hat ausgerechnet 13 ,<br />

dass sich unter bestimmten Annahmen (wenn<br />

nur 1 Gen betroffen ist, mit einer Mutationsrate<br />

von 10 -5 ) die Umwandlung <strong>zur</strong> Kulturpflanze<br />

je nach Erntemethode schon in 20 – 200 Jahren<br />

vollziehen könnte.<br />

Diese Berechnung bezieht sich auf den Übergang<br />

vom Wildeinkorn zum Kultureinkorn (wo<br />

die Spindel erst beim Dreschen zerbricht). Im<br />

Wi<strong>der</strong>spruch dazu stehen allerdings die archäologischen<br />

Funde: man hat an den Fundstellen<br />

im Nahen Osten eine ausgedehnte Periode<br />

von 2.000 bis 3.000 Jahren für den Übergang<br />

zum Kultureinkorn gefunden 14 . Neuerdings<br />

Fundorte<br />

Alter:<br />

Jahre<br />

bis heute<br />

Wildeinkorn, spindelbrüchig<br />

wahrscheinlich Kulturform<br />

Kultureinkorn, spindelfest<br />

Abb.15: Übergang vom Wildeinkorn zum Kultureinkorn. Erste<br />

gesicherte Funde von spindelfestem Einkorn treten vor etwa<br />

9.000 Jahren auf. Vor 6.500 Jahren sind nur noch geringe<br />

Beimengungen von Wildeinkorn zu finden.<br />

entnommen aus K. Tanno und G. Willcox, 2006<br />

relativer Anteil<br />

von Kulturform<br />

(violett)<br />

und Wildform<br />

(türkis)<br />

mit Angabe <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> Fundstücke<br />

13 M.S. Davies und G.C. Hillman: Domestication of Cereals, in G.P. Chapman (Hrsg.):<br />

Grass Evolution and Domestcation, Cambridge Univ. Press 1992<br />

14 K. Tanno und G. Willcox: How fast was Wild Wheat Domesticated?, Science 311, 2006<br />

saatgut<br />

15

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