Download - Keyserlingk-Institut / Verein zur Förderung der ...
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2. Gibt es die von Rudolf Steiner<br />
favorisierte Züchtungsmethode?<br />
Uwe Mos vertritt die Auffassung, dass Rudolf<br />
Steiner die Veredlungszüchtung bevorzugt hat<br />
– in dem Sinne wie diese Methode damals<br />
noch züchterisch genutzt wurde und wissenschaftlich<br />
anerkannt war (S. 64). Gemeint war<br />
damit z.B. die Auslese in nicht ganz einheitlichen<br />
Getreidebeständen, um bestimmte meist<br />
quantitativ variierende Eigenschaften zu verbessern<br />
(z.B. Auslese auf eine bestimmte<br />
Wuchshöhe, bessere Füllung <strong>der</strong> Ähre, höheres<br />
Korngewicht usw.). Davon unterschieden<br />
wurde die Neuzüchtung, wenn neue, qualitativ<br />
unterscheidbare Wuchsformen auftraten. Dies<br />
konnte beson<strong>der</strong>s durch Kreuzungszüchtung<br />
erreicht werden, wo neue Formen auftreten,<br />
die bei den Eltern nicht vorkommen.<br />
Die Verbesserung <strong>der</strong> Sorten durch Auslese<br />
(Veredlungszüchtung) war sinnvoll, solange es<br />
sich um Populationssorten mit einer gewissen<br />
Variationsbreite und inneren Variabilität handelte.<br />
Beson<strong>der</strong>s waren dies die Landsorten,<br />
die damals noch existierten, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e, noch<br />
nicht völlig durchgezüchtete Sorten. Je mehr<br />
dann reinerbige Sorten gezüchtet wurden,<br />
konnte neue Vielfalt auf dem schon erreichten<br />
züchterischen Niveau nur noch durch Kreuzung<br />
erzeugt werden. Die Kreuzungszüchtung<br />
setzte sich deshalb bald als vorherrschende<br />
Züchtungsmethode durch. Trotzdem gibt es<br />
zumindest bei fremdbestäubenden Pflanzen<br />
weiterhin Populationsorten, die durch Auslesezüchtung<br />
weiter verbessert werden. Auch den<br />
Begriff „Veredelungszüchtung“ kann man hierfür<br />
gelegentlich noch finden. 8<br />
Uwe Mos beruft sich auf Erika Riese (S. 116<br />
und 160): Sie schreibt in <strong>der</strong> Einleitung <strong>der</strong><br />
„Dornacher Veredlungsberichte 1928-1940 -<br />
eine Darstellung <strong>zur</strong> Pflanzenzucht“:<br />
„Als Rudolf Steiner gefragt wurde, was gegen<br />
den – hauptsächlich durch Züchtung verursachten<br />
– katastrophalen Abbau <strong>der</strong> Getreide<br />
geschehen könne, riet er, den Weg <strong>der</strong> Züchtung<br />
durch Kreuzung und Rückkreuzung möglichst<br />
zu verlassen. Man solle auch nicht auf<br />
hochgezüchtete Sorten <strong>zur</strong>ückgreifen, son<strong>der</strong>n<br />
am besten auf Wildsorten. Diese seien durch<br />
Veredlungszüchtung und scharfe Auslese in Kulturpflanzen<br />
umzuwandeln.“<br />
Diese Auffassung wird wie<strong>der</strong>holt geäußert bei<br />
einem Vortrag während <strong>der</strong> Landwirtschaftlichen<br />
Tagung in Dornach 1941:<br />
„Er [Rudolf Steiner] sagte, bei so alten Kulturpflanzen,<br />
wie wir sie in unseren Getreiden vor<br />
uns haben, sei die Gefahr des Abbaues zwar<br />
aufzuhalten, aber nicht gänzlich zu vertreiben.<br />
Es sei notwendig:<br />
- erstens auf Wildgräser als Ausgangssorten für<br />
Neuzüchtung <strong>zur</strong>ückzugehen;<br />
- zweitens auf Kreuzungszüchtung zu verzichten<br />
und nur Veredlungszüchtung bei scharfer Auslese<br />
durchzuführen.“<br />
8 z.B. Roemer und Rudorf: Handbuch für Pflanzenzüchtung, Bd.1, 1958 o<strong>der</strong>: B. Krautzer und W.<br />
Graiss: Situation <strong>der</strong> standortangepassten Bio-Grünlandsaatgutvermehrung und –versorgung in Österreich,<br />
Österreichische Fachtagung für biologische Landwirtschaft, Raumberg-Gumpenstein 2006<br />
saatgut<br />
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