Download - Keyserlingk-Institut / Verein zur Förderung der ...
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zucht am besten demonstrieren. Man geht bei<br />
dieser so vor, dass man die besten Stauden im<br />
Feld schon während <strong>der</strong> Vegetationszeit genau<br />
beobachtet und bezeichnet. Entwicklung, Blattentfaltung,<br />
Blüte, Gesundheitszustand und<br />
Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit werden genau registriert,<br />
auch die umgebenden Nachbarstauden müssen<br />
gesund sein. Die Kartoffelstauden werden sorgfältig<br />
getrennt geerntet und nur <strong>zur</strong> Weiterzucht<br />
beibehalten, wenn auch die Knollen allen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen entsprechen.<br />
Auch bei <strong>der</strong> Getreidezüchtung handelt es sich<br />
darum, die besten Einzelpflanzen schon im<br />
Zuchtgarten herauszufinden und zu bestimmen.<br />
Und es kommt uns bei unserer Arbeit beson<strong>der</strong>s<br />
zugute, dass wir nicht landwirtschaftlich, son<strong>der</strong>n<br />
ganz und gar gärtnerisch vorgehen können.<br />
Die einzelnen Feldstücke sind nur klein,<br />
etwa zehn bis fünfzig Quadratmeter sind bei<br />
<strong>der</strong> Reichhaltigkeit <strong>der</strong> Sorten und Behandlungsweisen<br />
einer einzelnen Art vorbehalten,<br />
oft sogar noch weniger. Man hat also die beste<br />
Gelegenheit, wirklich jede einzelne Pflanze zu<br />
beobachten.“<br />
Aus <strong>der</strong> Beschreibung geht hervor: <strong>der</strong> Begriff<br />
„scharfe Auslese“ bezieht sich auf die genaue<br />
Beobachtung <strong>der</strong> Einzelmerkmale. Dies ist<br />
allerdings nötig bei je<strong>der</strong> Art von Züchtung.<br />
Auch bei <strong>der</strong> Kreuzungszüchtung muss unter<br />
den Zuchtlinien scharf selektiert werden.<br />
Was man berechtigterweise gegenüberstellen<br />
kann, ist dieses Bewerten <strong>der</strong> Pflanze nach<br />
ihren Einzelmerkmalen und <strong>der</strong> Züchterblick,<br />
<strong>der</strong> noch fähig ist, die Gestalt <strong>der</strong> Pflanze als<br />
Ganzes ins Auge zu fassen. Auch für eine<br />
erfolgreiche Kreuzungszüchtung wird dieser<br />
Blick gebraucht. Aber die Gefahr ist vielleicht<br />
größer, dass eine ganzheitliche Pflanzenbetrachtung<br />
bei "Kreuzung und Rückkreuzung"<br />
(S.116) verloren geht, denn zumindest bei <strong>der</strong><br />
Rückkreuzung wird in <strong>der</strong> Regel das Interesse<br />
auf ein einzelnes Merkmal gerichtet, das durch<br />
Kreuzung eingeschleust werden soll, indem<br />
durch Rückkreuzung mit <strong>der</strong> Ausgangssorte -<br />
bei gleichzeitiger Auslese auf dieses Merkmal<br />
- <strong>der</strong> Zustand dieser Sorte sonst weitgehend<br />
wie<strong>der</strong> hergestellt wird.<br />
Dieser isolierte Blick auf einzelne Erbanlagen<br />
bzw. einzelne Gene hat immer mehr zu dem<br />
Baustein-Denken in <strong>der</strong> Vererbung geführt, das<br />
die Pflanze nur noch als Ergebnis einer Summe<br />
von Genen anschauen kann (und das in <strong>der</strong><br />
Gen-Technik seine konsequente Fortsetzung<br />
erfahren hat).<br />
Dies macht verständlich, dass Erika Riese für<br />
die Veredelungszüchtung Partei ergriffen hat.<br />
Daraus aber abzuleiten (U.Mos, S.94): „Rudolf<br />
Steiner schlug sich (lediglich) auf die Seite <strong>der</strong>jenigen,<br />
die die Veredlungszucht betrieben<br />
haben“, kann so nicht akzeptiert werden. Denn<br />
die Züchtung <strong>der</strong> damaligen Zeit – ob Kreuzungs-<br />
o<strong>der</strong> Veredlungszüchtung – stand insgesamt<br />
schon in dem Strom <strong>der</strong> materialistischen<br />
Denkweise. Und die damit verbundene<br />
saatgut<br />
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