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Schutzlos hinter Gittern Abschiebungshaft in Deutschland - Pro Asyl

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Im Folgenden werden e<strong>in</strong>zelne Aspekte der Haftbed<strong>in</strong>gungen<br />

beleuchtet, die besonders problematisch ersche<strong>in</strong>en.<br />

4.1 Sanitäre E<strong>in</strong>richtungen<br />

Die Standards bei den sanitären E<strong>in</strong>richtungen der Anstalten<br />

waren äußerst unterschiedlich. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere auf die<br />

vorhandene bauliche Substanz zurückzuführen. Hierbei s<strong>in</strong>d<br />

die Haftanstalten <strong>in</strong> Rendsburg und Bützow besonders kritisch<br />

zu beurteilen. In Rendsburg bef<strong>in</strong>den sich Waschbecken<br />

und Toilette <strong>in</strong> der Zelle. Die Toiletten s<strong>in</strong>d jedoch nicht vom<br />

Rest der Zelle abgetrennt und können vom Guckloch <strong>in</strong> der<br />

Zellentüre e<strong>in</strong>gesehen werden. In Bützow wurden die sanitären<br />

E<strong>in</strong>richtungen zuletzt im 20. Jahrhundert nachgerüstet<br />

und s<strong>in</strong>d stark sanierungsbedürftig. Die Zellen s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em<br />

Doppelstockbett, Tisch, Stühle, Sp<strong>in</strong>d und Waschbecken ausgestattet.<br />

Die Toilette bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Zelle und ist nicht<br />

abgetrennt vom restlichen Zellenbereich. Sie ist ebenfalls<br />

durch das Guckloch e<strong>in</strong>sehbar. Zudem stehen den Inhaftierten<br />

<strong>in</strong> der JVA Bützow Duschmöglichkeiten nur zweimal <strong>in</strong><br />

der Woche zur Verfügung, die sich zudem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em desolaten<br />

Zustand befanden. Hier stellt sich die Frage, ob unter solchen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen überhaupt e<strong>in</strong> menschenwürdiger Vollzug, sei<br />

es für Abschiebungsgefangene oder auch Untersuchungshäftl<strong>in</strong>ge,<br />

stattf<strong>in</strong>den kann. In Hannover-Langenhagen müssen<br />

die Inhaftierten ab 20.00 Uhr (E<strong>in</strong>schluss) kl<strong>in</strong>geln, um auf<br />

die Toiletten zu kommen, die sich auf dem Gang bef<strong>in</strong>den.<br />

4.2 Verpflegung<br />

Die Verpflegung erfolgt regemäßig zentral, d.h. entweder<br />

durch die Küche der JVA, oder aber durch e<strong>in</strong>en Caterer von<br />

Außerhalb. Die Möglichkeit, auch eigene Speisen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

sehr begrenzten Rahmen zuzubereiten, wird den Inhaftierten<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Bremen, Hannover, Bützow, Chemnitz, Frankfurt,<br />

Büren, Ingelheim und Hamburg gegeben. In Hamburg gab<br />

es e<strong>in</strong>e große und voll e<strong>in</strong>gerichtete Küche, die aber nicht<br />

von den Inhaftierten benutzt werden durfte. E<strong>in</strong>e Änderung<br />

dieses Verbotes wurde zugesagt. Die Umsetzung erfolgte<br />

im Frühjahr 2013. In Bremen gab es nur e<strong>in</strong>e Mikrowelle. In<br />

Eisenhüttenstadt und Rendsburg gibt es gar ke<strong>in</strong>e Küchen<br />

oder Teeküchen. In Mannheim verfügten zwar die Haftflure<br />

über eigene Küchen, die aber durch die Inhaftierten nicht genutzt<br />

werden dürfen. Begründet wird dies mit „hygienischen<br />

Gründen“. Das eigenständige Zubereiten von Mahlzeiten ist<br />

e<strong>in</strong> weiterer Aspekt e<strong>in</strong>es relativ normalen und „autonomen“<br />

Lebens <strong>in</strong> Haft. Es dient der sozialen Interaktion, der s<strong>in</strong>nvollen<br />

Beschäftigung und der Ernährung mit Lebensmitteln<br />

des eigenen Kulturkreises. Auch können dadurch religiöse<br />

Aspekte – z.B. während des Ramadan – angemessen berücksichtigt<br />

werden.<br />

© Michael Staudt<br />

© Michael Staudt<br />

E<strong>in</strong> Alltag zwischen Langeweile und Überwachung<br />

Bilder aus der <strong>Abschiebungshaft</strong> <strong>in</strong> Rendsburg<br />

© Michael Staudt

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