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Schutzlos hinter Gittern Abschiebungshaft in Deutschland - Pro Asyl

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n 11. JVA für Frauen Chemnitz (Sachsen)<br />

(besucht am 11. 10. 2012)<br />

Kurzdarstellung: Bei der JVA Chemnitz (Aus- und Umbau<br />

im Jahre 2000) handelt es sich um e<strong>in</strong>e Frauenhaftanstalt<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt 175 Haftplätzen. Hier werden die weiblichen<br />

<strong>Abschiebungshaft</strong>gefangenen aus Sachsen zentral untergebracht.<br />

Insgesamt werden 10 Plätze vorgehalten. Die Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

erfolgt getrennt von den Strafgefangenen, im<br />

Untersuchungshaftbereich. Während unseres Besuches befanden<br />

sich vier Frauen <strong>in</strong> <strong>Abschiebungshaft</strong>. Die Bewachung<br />

erfolgt durch JVA Bedienstete.<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung: Die Zellen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel E<strong>in</strong>zelzellen,<br />

mit sanitären E<strong>in</strong>richtungen (Waschmöglichkeit mit warmem<br />

Wasser, Toilette), die durch e<strong>in</strong>e Holzwand abgetrennt s<strong>in</strong>d.<br />

Bei Bedarf sei auch Mehrfachbelegung möglich. In jeder Zelle<br />

bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Radio, jedoch ke<strong>in</strong> Fernseher. Duschmöglichkeiten<br />

s<strong>in</strong>d während des Aufschlusses auf dem Gang zugänglich.<br />

Trennungsgebot: Die weiblichen Inhaftierten werden auf e<strong>in</strong>em<br />

Flur mit weiblichen Untersuchungshäftl<strong>in</strong>gen untergebracht.<br />

Sie nehmen am normalen Alltag der JVA teil. Das stellt<br />

e<strong>in</strong>en Verstoß gegen das Trennungsgebot dar.<br />

Bewegungsfreiheit <strong>in</strong>nerhalb des Gewahrsams: Aufschlusszeiten<br />

(ab Dezember 2012): unter der Woche zwischen<br />

06:00 und 21:00 Uhr. Wochenende und Feiertage: 08:00 bis<br />

15:45 Uhr. In diesen Zeiten können sich die Frauen im Hafttrakt<br />

frei bewegen. Hofgang ist zwischen 1 und 1 ½ Stunden<br />

pro Tag möglich.<br />

Freizeitmöglichkeiten/Entgeltliche Arbeitsmöglichkeiten:<br />

Im Geme<strong>in</strong>schaftraum bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Fernseher. Freizeitaktivitäten,<br />

die den Frauen im Untersuchungshaftvollzug offen<br />

stehen, können die Frauen der <strong>Abschiebungshaft</strong> auch besuchen,<br />

z.B. Chor, Stricken usw. Weiterh<strong>in</strong> Kraftsport, Tischtennis,<br />

Dart, Billard, Fußball, Volleyball, Laufband etc. Fußball<br />

und Volleyball e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Woche. Die anderen Maßnahmen<br />

können zwei- bis dreimal <strong>in</strong> der Woche genutzt werden.<br />

Es besteht ke<strong>in</strong>e Beschäftigungsmöglichkeit.<br />

Essen: Das Essen wird zentral <strong>in</strong> der JVA zubereitet und dreimal<br />

am Tag ausgegeben. Während der Aufschlusszeiten haben<br />

Abschiebungsgefangene Zugang zu bereits zubereitetem<br />

Tee bzw. Zugang zur Stationsküche. Hier kann gekocht<br />

werden. Weiterh<strong>in</strong> stehen Kühlschränke mit Fächern zur Verfügung.<br />

Das Essen kann im Haftraum oder, zusammen mit<br />

anderen, im Flur zu sich genommen werden. Die Inhaftierten<br />

können e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Woche D<strong>in</strong>ge des persönlichen Bedarfs<br />

e<strong>in</strong>kaufen.<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Versorgung: Von Montag bis Freitag steht<br />

den Inhaftierten e<strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er zu den regulären<br />

Dienstzeiten zur Verfügung. Möglichkeit der fachärztlichen<br />

Versorgung durch Zahnärzte und Gynäkologen <strong>in</strong>nerhalb der<br />

JVA bzw. Möglichkeit der Ausführungen zu weiteren Fachärzten.<br />

In der JVA arbeitet auch e<strong>in</strong>e Psycholog<strong>in</strong>, die im Bedarfsfall<br />

auch den weiblichen Abschiebungsgefangenen zur<br />

Verfügung stehen soll.<br />

Soziale Betreuung/unabhängige Beratung: Die weiblichen<br />

Abschiebungsgefangenen werden durch den Sozialdienst<br />

der JVA mit betreut. Wenn Sprachprobleme auftauchen, besteht<br />

die Möglichkeit der Heranziehung von Dolmetschern,<br />

die von der JVA f<strong>in</strong>anziert werden. Der Sozialdienst ist Ansprechpartner<br />

für alle sozialen <strong>Pro</strong>bleme, ist zuständig für<br />

das Aufnahmeverfahren und -gespräch und stellt den Kontakt<br />

zu Angehörigen, Rechtsanwälten und der unabhängigen<br />

Beratung her. Diese wird durch ehramtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

der AG In- und Ausländer durchgeführt. E<strong>in</strong>e Rechtsberatung<br />

durch Anwälte ist möglich. Die Kosten dafür müssen aber die<br />

Inhaftierten selbst tragen. Den Kontakt zu Rechtsanwälten<br />

stellen <strong>in</strong> der Regel die ehrenamtlichen Betreuer<strong>in</strong>nen her.<br />

E<strong>in</strong>zelgewahrsam/Besonders gesicherter Haftraum (bgH):<br />

Die JVA Chemnitz verfügt über e<strong>in</strong>en besonders gesicherten<br />

Haftraum. Er ist mit e<strong>in</strong>er reißfesten Matratze, Toilette und<br />

e<strong>in</strong>er Notrufanlage ausgestattet. Bei Belegung werden Beobachtungsprotokolle<br />

durch die Bediensteten geführt. Tägliche<br />

Überprüfung durch den Anstaltsarzt, mediz<strong>in</strong>ischen Dienst,<br />

Psychologen und Vollzugsabteilungsleitung. Weibliche Abschiebungsgefangene<br />

mussten bisher dort noch nicht untergebracht<br />

werden.<br />

Kontaktmöglichkeiten nach außen: Jede Inhaftierte hat<br />

bei der Aufnahme die Möglichkeit zu e<strong>in</strong>em Telefongespräch.<br />

Handys s<strong>in</strong>d nicht erlaubt. Auf den Fluren gibt es die<br />

Möglichkeit über e<strong>in</strong> Telefon nach draußen zu telefonieren.<br />

Über die Sozialarbeiter<strong>in</strong> kann man auch <strong>in</strong> die JVA anrufen.<br />

Besuchszeiten: Mo–Do: 08.00–1.30 Uhr, 12.30–15.30 Uhr,<br />

Fr: 08.00–11.30 Uhr, 12.30–14.00 Uhr, 1. u. 3. So: 08.00–11.30 Uhr,<br />

12.30–15.30 Uhr. Insgesamt sechs Stunden im Monat.

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