Vorbemerkungen zum Heft 9
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Zu Stufe acht: Beschreibung emotionaler Motivationskriterien<br />
Die Bedürfnisebene hinsichtlich der Frage analysieren, welche emotionalen<br />
Zustände von der schweigenden Person (unbewusst) anvisiert oder abgelehnt<br />
bzw. als Motiv für Auslösung und Aufrechterhaltung des Schweigens verwendet<br />
werden.<br />
Dabei lassen sich drei Typen natürlicher Reize (Motive) unterscheiden:<br />
• Kontakt-Anreize, die im Umgang mit Gruppenmitgliedern oder<br />
Bezugspersonen entstehen. Das Anschlussmotiv hat normalerweise<br />
Aufforderungscharakter für sprachliche Mitteilungen. Bei Schweigenden ist<br />
es allerdings negativ besetzt und damit vermeidungswürdig.<br />
• Abwechslungs-Anreize, die bedingt durch das Interesse an Neuem wirksam<br />
werden. Daraus kann ein Leistungsmotiv entstehen, das normalerweise zu<br />
Mitteilungen auffordert, um das Können zu zeigen. Bei Schweigenden<br />
negativ besetzt und somit vermeidungswürdig.<br />
• Einwirkungs-Anreize mit dem Wunsch nach Einflussnahme auf die soziale<br />
Umwelt, d.h. Kontroll- und Machtmotiv. Bei Schweigenden positiv besetzt,<br />
da sich mit dem Schweigen vieles durchsetzten lässt: Mittelpunktstellung in<br />
der Familie, Verweigerung von Pflichten, Sonderbehandlung im Kiga bzw. in<br />
der Schule.<br />
5.4 Zwei vorrangige Therapieziele<br />
1.) Dialogfähigkeit im Sinne von Rede und Gegenrede, z.B. Fragen stellen<br />
und beantworten, Meinungen und Bedürfnisse äußern<br />
2.) Alltagstauglichkeit im Sinne von altersadäquater Bewältigung von täglichen<br />
Lebensaufgaben, z.B. im Vorschulalter Begrüßung<br />
und Verabschiedung, Bestellen von Brötchen beim<br />
Bäcker, Telefonieren, selbstständige Bildung von<br />
Freundschaften<br />
5.5 Grundlegendes zur Mutismus-Therapie<br />
Übereinstimmend wird heute ein mehrdimensional angelegter Therapieansatz<br />
empfohlen, d.h. er sollte verschiedene Behandlungselemente umfassen. Bei dem<br />
Ansatz von B. Hartmann stehen eine sprachheilpädagogisch ausgerichtete<br />
Behandlung ergänzt mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen bei der<br />
Behandlung des Mutismus im Vordergrund, da in vielen Fällen Mutismus u.a. als<br />
erlerntes Verhalten interpretiert wird.<br />
Wenn sich Anzeichen einer depressiven Verstimmung häufen, sollte über<br />
Medikamention nachgedacht werden. Die Abklärung obliegt dem Kinder- und<br />
Jugendpsychiater. Der Einsatz von Antidepressiva sollte immer in<br />
Gesamtbehandlungsplan integriert werden.<br />
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BÖRSE<br />
Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – <strong>Heft</strong> 9/Sept. 2011 11