Vorbemerkungen zum Heft 9
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Das ist eine Überraschung: Ein höchst anerkannter Neurobiologe kommt bei der<br />
Erklärung des Lernens nicht <strong>zum</strong> Schluss, dass "gehirngerechtes" Lernen sich<br />
neurobiologisch zu orientieren hat, wie manche Vertreter dieses Faches uns<br />
Lehrkräften weismachen wollen. Wir denken nur an den Hype, den Manfred<br />
Spitzer vor einigen Jahren erzeugte. Zum Glück hat Elsbeth Stern aus<br />
psychologisch-pädagogischer Sicht schnell geantwortet. Nun hat sich diese Welle<br />
etwas beruhigt.<br />
In Abgrenzung zur Psychologie stellt Roth ein neurobiologisches Modell der<br />
Persönlichkeit vor. Vier Ebenen interagieren und haben ihren materiellen Grund in<br />
bestimmten Hirnregionen:<br />
1. Vegetativ-affektiver Bereich<br />
2. Unbewusstes Selbst (hat nichts mit Freud und Tiefenpsychologie zu tun)<br />
3. Individuell-soziales Ich<br />
4. Kognitiv-kommunikatives Ich<br />
Wie das Gehirn aufgebaut ist und funktioniert, ist zwar interessant, aber<br />
letztendlich verzichtbar (sieh Anhang des Buches).<br />
Was entscheidend ist, sind psychologisch fundierte Aspekte wie Motivation, Fleiß<br />
und Intelligenz. Diese sind zwar <strong>zum</strong> großen Teil genetisch fundiert, aber haben<br />
hohes Entwicklungspotenzial.<br />
Das was sich daraus entwickelt ist Persönlichkeit.<br />
Ziel von Lernen, wir denken an den Untertitel des Buches ("Wie Lernen gelingt"),<br />
ist Bildung. Bildung und Persönlichkeit hängen auf doppelte Weise zusammen<br />
(Seite 308):<br />
1. Das Ziel von Schule ist die Entwicklung einer Persönlichkeit. Dazu gehören<br />
Aspekte wie Stressverarbeitung, Frustrationstoleranz, Emotionsregulation,<br />
Entwicklung von Selbstmotivation.<br />
2. Die Lehrkraft benötigt ebenso Persönlichkeit. "Der Lehrende ist kein bloßer<br />
Sender von Informationen, die vom Lernenden aufgenommen werden"<br />
(Seite 309)<br />
Das was Roth den Lehrkräften rät, ist nichts Neues, z. B. Abwechslung der<br />
Darbietung des Stoffes, Üben und Wiederholen, Sinnhaftigkeit der Inhalte,<br />
Förderung von Motivation und Selbstvertrauen, Angstfreiheit in der Schule,<br />
Teamarbeit unter Lehrkräften usw.<br />
Wenn dies ein Neurobiologe sagt, hat dies vielleicht größere Wirkung!<br />
Zuletzt noch ein prägantes Zitat (Seite 312): " Generell gilt: Der Frontalunterricht<br />
eines kompetenten, einfühlsamen und begeisternden Lehres ist allemal wirksamer<br />
als eine wenig strukturierte Gruppenarbeit und ein nicht überwachtes Einzellernen."<br />
Dr. Werner Laschkowski<br />
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BÖRSE<br />
Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – <strong>Heft</strong> 9/Sept. 2011 44