Vorbemerkungen zum Heft 9

Empfehlungen bei (s)elektivem Mutismus
für Eltern und Lehrer/innen
1) Stellen Sie sich nicht als kommunikatives Medium, d.h. Sprachrohr, zur
Verfügung. Achten Sie darauf nicht für Ihr Kind zu antworten, da es
daraus lernt: „Es geht auch ohne Sprechen!“ Diese Erfahrung wird zu einer
Aufrechterhaltung des Schweigens führen.
2) Gleiche Verteilung von Rechten und Pflichten.
Wichtig für den Zusammenhalt der Familie ist die Fortführung der
Gemeinsamkeit. Ein Sich-einigeln-können im eigenen Zimmer, die
Abwehr von häuslichen Pflichten, die Verweigerung von gemeinsamen
Mahlzeiten oder die Einforderung von immer mehr Freiheiten sind hier
schädlich. Unterstützen Sie diesen Trend nicht. Eine ungleiche Verteilung
von Rechten und Pflichten innerhalb der Geschwister schafft zudem ein
ungleiches Erzieherverhalten seitens der Eltern und damit zu Spannungen
in der Familie.
3) Keine Sonderstellung.
Ihr schweigendes Kind fordert vermehrte Aufmerksamkeit ein und stellt sich
damit in den Mittelpunkt der Familie. Achten Sie auf eine annähernd gleiche
Verteilung von Zuwendung und emotionaler Nähe gegenüber allen Kindern.
Vor allem die Mütter merken oft erst im Jugendalter, dass sie jahrelang als
Bedürfnisbefriedigungstankstelle eingesetzt wurden.
4) Keine Sonderstellung auch in der Schule.
Auch in der Klasse sollten alle Aufgaben gleich verteilt werden. Ob Blumenoder
Tafeldienst oder Sportunterricht alles sollte mit einer Mischung aus
Sanftmut, Konsequenz und Vermittlung von Freude gleichermaßen an die
schweigenden Schüler herangetragen werden. Nehmen Sie sie wie
selbstverständlich mit auf Klassenfahrten. Bahnen Sie Kommunikation an,
egal auf welchem Niveau, auch nonverbal. Verteilen Sie Lob für gezeigte
Leistungen und kleinste Signale der kommunikativen und sozialen Öffnung
bzw. Einsatzbereitschaft. Ihre schweigenden Schüler werden es Ihnen danken.
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Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 9/Sept. 2011 21